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Field Museum of Natural Bistoru
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ARCHIV
FÜR DIE
NATURWISSENSCHAFTLICHE
LANDESDURCHFORSCHUNG 1
VON BÖHMEN
HERAUSGEGEBEN VON DEN
BEIDEN COMITES FÜR DIE LANDESDURCHFORSCHUNG
UNTER DER REDAKTION
VON
PROF. DR. C. KORISTKA UND PROF. DR. A. FRIC
EILFTER BAND.
INHALT
DES EILFTEN BANDES DES ARCHIVES.
O1
0:
. Über die Bodenbeschafienheit und das Nährstoffca-
pital böhmischer Ackererden. Von Dr. Jos. Hana-
mann.
. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideiormation.
Von Prof. Dr. Ant. FriC und Dr. Edwin Bayer.
. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böh-
mens. V. Untersuchung des Elbeilusses und seiner
Altwässer. Durchgeführt auf der übertragbaren zoo-
logischen Station. Von Prof. Dr. Ant. Fri& und Dr.
V. Vävra.
Geologische Studien aus Südböhmen. I. Aus dem
böhmisch - mährischen Hochlande. Das Gebiet der
Oberen Nezärka. Von J. N. Woldrich.
. Die Weichthiere des Böhmischen Plistocaen und Ho-
locaen. Verfasst von Dr. J. F. Babor.
Studien über die Permschichten Böhmens. I., II., IH
Umgebung von Böhmisch-Brod, Wlaschim und Lom-
nitz. Von Johann Jos. Danck.
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ÜBER
DIEZBODENBESCHAFFENHETT
DR. JOS. HANAMANN,
DIRECTOR DER FÜRSTL. SCHWARZENBERG ’SCHEN LANDW. CHEMISCHEN VERSUCHSSTATION IN LOBOSITZ.
ARCHIV DER NATURWISSENSCHAFTLICHEN
LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. (XI. BAND, Nro. 1.)
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KOMMISSIONSVERLAG VON FR. RIVNÄC. — DRUCK VON Dr. EDV. GREGR.
1902.
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Obwohl es noch unmöglich ist, eine ziffermässige Grundlage für alle natürlichen
wertvollen Eigenschaften des Bodens als Momente der Schätzung des Ertrages zu
gewinnen und sich daher in vielen Fällen die Katasterbonität nicht mit der er-
mittelten chemischen Bonität des Bodens deckt, so ist die chemisch-physika-
lische Bodenuntersuchung doch höchst wertvoll, wenn es gilt die Bonität eines
Bodens abzuschätren, besonders aber den Nährstoffvorrat eines Ackers zu beur-
teilen, weshalb sie für die Düngerpraxis die grösste Beachtung beansprucht.
Über die Unentbehrlichkeit der Bodenuntersuchungen für Bonitirungszwecke
gehen die Anschauungen der Pedologen derzeit auseinander und es wird noch
einige Zeit erfordern, ein System, das sich fast durchwegs auf naturwissenschaft-
liche Diseiplinen stützt, in die landwirtschaftliche Praxis einzuführen. Schon Thoms
in Riga stellt als wichtiges Ergebnis seiner im grössten Massstabe durchgeführten
Bodenuntersuchungen den Satz auf, dass es gelungen sei, den Nachweis von deutlich
wahrnehmbaren Beziehungen zwischen dem analytisch ermittelten Gehalte an
Pflanzennährstoffen und der Bodenbonität zu erbringen, freilich nur bei einem gleich-
wertig beschaftenen Schwemmland.
In diesem untersuchten Gebiet übertrafen die Ackerkrummen und Unter-
sründe der besten Böden durch einen im Mittel höheren Gehalt an Phosphor-
säure, Kalk und Kali denjenigen der Mittelguten und letztere waren den schlech-
testen Böden in demselben Sinne überlegen und so gestattet, sagt Thoms „die
naturwissenschaftlich statistische Methode die Fruchtbarkeit (Ertragsfähigkeit), und
demnach auch den Taxwert der in Frage kommenden Ackererde, falls nich gerade
besonders ungünstige physikalische oder klimatische Verhältnisse obliegen, diese
mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ermitteln.
Dagegen kommt Wohltmann in seiner Schrift „das Nährstoffkapital west-
deutscher Böden, mit besonderer Berücksichtigung ihrer geologischen Natur, ihrer
Katasterbonität und ihres Düngebedürfnisses“ zu dem Ergebnis: dass so wertvoll
die chemische Untersuchung des Bodens ist, wenn es gilt, einen Acker zu beur-
teilen, ob er reich, mittel oder arm an Pflanzennährstoffen ist, so wenig könne die
prinzipielle Benützung der chemischen Bodenanalyse für Bonitirungen befürwortet
werden, und noch weniger lassen sich aus der Abstammung des Bodens aus einer
bestimmten geologischen Formation praktisch wertvolle Schlüsse ziehen, da ja die
1*
4
Bodenzusammensetzung aus den einzelnen geologischen Formationen nicht grund-
sätzlich verschieden ist, weil jeder Boden als Verwitterungsprodukt von seinem
Untergrunde und der Felsart, aus der er entstanden, abhängig ist, nicht aber von
dem Zeitalter, in dem das Untergrundsmaterial gebildet wurde.
Wohltmann hat in dieser Richtung aber über das Ziel geschossen. Wenn
es auch zwischen Formationen einer Bodenart weit grössere Unterschiede gibt, als
zwischen den Bodenarten verschiedener Formationen, so gibt es doch Schichten
von Formationen, welche Verwitterungsprodukte nur solcher Gesteine enthalten,
die in chemischer Hinsicht einzelne Bestandteile und Pflanzennährstoffe in geringster
Menge enthalten, andere Bodenarten die als Verwitterungsprodukte bestimmter
Gesteine beim Abschwemmungsprozess gewisse Bestandteile fast gänzlich verloren
haben, andere, die sie in grösserer Menge durchwegs enthalten.
Aus eigenen Untersuchungsergebnissen kann man anführen, dass gewisse
Basalte in der Regel phosphorreiche Verwitterungsproduete liefern, während im
Sande, Thone, Lehm und Moorboden der tertiären südböhmischen obersten Schichten
der Kalk so stark zurücktritt, dass diese Bodenarten zu den kalkärmsten Böhmens
gehören.
, Schon Knop wies darauf hin, dass nur ein naturwissenschaftliches Boden-
bonitirungssystem der Natur der Dinge entspricht, denn alle Fragen, die wir bei
der Pflanzenproduktion stellen, sind entweder chemische, physikalische oder mine-
ralogisch-geologische, in Bezug auf die Pflanze, physiologische und klimatische.
Je mehr derartige Bodenuntersuchungen und einschlägige Arbeiten wir aber
besitzen werden, desto mehr werden wir uns der Lösung dieser wichtigen agro-
nomischen Fragen nähern und deshalb besrüssen wir auch alle neueren Boden-
untersuchungen und lassen selbst auch nachstehende Beiträge folgen.
Die wichtigsten Fingerzeige, welche den nordböhmischen fürstlich Schwarzen-
bergischen Besitzungen aus der bisherigen Benützung der Bodenanalysen geflossen
sind, veranlassten den Verfasser dieselben auch auf die südböhmischen Besitzungen
desselben Herrn Besitzers, wie dies schon für die Herrschaften Wittingau und
Nettolitz geschah, auf die übrigen grossen Herrschaften auszudehnen und wurden
jetzt die Herrschaften Frauenberg und Protivin einer eingehenden Boden-
untersuchung nach einheitlicher Methode unterzogen.
Gegenwärtig handelt es sich besonders darum, bei Feldern, die seit Jahr-
hunderten in Anspruch genommen wurden, zu wissen, was sich aus einem Boden
noch weiter machen lässt, es genügt nicht die einfache Kenntnis der bisherigen
Ernteerträge und dieses Ziel erreicht man nur durch fortgesetzte naturwissen-
schaftliche Untersuchungen der Culturböden.
Es sind 60 Jahre verflossen, seitdem Sprengel zuerst 180 Böden aus
der ganzen Welt untersuchte und in Form von Bauschanalysen veröffentlichte, im
humosen Boden die Bedeutung mineralischer Nährstoffe schon hervorhob und seit-
dem Schübler, dessen physikalische Bodenuntersuchungen bis zu dem Erscheinen
der Wollnyschen Arbeiten mustergiltig waren, wirkte.
Früher also als Liebig hat schon Sprengel den Nutzen der Bodenanalyse
hervorgehoben und die Mineraldüngung empfohlen, welche durch Liebig als un-
5
entbehrlicher Vermittler des organischen Lebens in ihrer vollen Bedeutung er-
kannt wurde.
Später hat das preussische Landesökonomie-Collesium durch die ersten
deutschen Versuchsstationen verschiedene Bodenarten untersuchen lassen, die aber,
weil jeder Chemiker nach einer anderen Methode analysirte, als nicht vergleichbar
und wertlos erkannt wurden. ai
In Halle einigten sich im Jahre 1869 die Agrieulturchemiker über eine
entsprechende Untersuchungsmethode, der Referent Wolf gab einen Gang der
Bodenuntersuchung an, der in der Darstellung vieler sauerer Auszüge bestand und
der, wo es sich um die Darstellung des Vorganges der Verwitterung der Gesteine
und des Bodens handelt, sehr angezeigt ist, aber sehr viel Zeit und Mühe ver-
langt. Es wurde ein wässeriger, ein kalter und heisser salzsauerer, ein schwefel-
sauerer und ein flusssauerer Bodenauszug und dessen vollständige Analyse verlangt.
Nachdem man aber durch die vielen Bodenauszüge auch nicht über das momen-
tane Nährstoffbedürfnis des Bodens und nur über die Zusammensetzung der zeoli-
thischen und thonigen Bestandteile der Erden uufgeklärt wird, so haben später
Knop in Leipzig und seine Schüler ein Bodenbonitirungsverfahren ausgearbeitet,
welches einfacher war und behufs Bodenversleichs sehr gute Dienste leistet, aber
auf die wichtigsten Nährstoffe der Pflanzen im Boden und ihren Verbindungs-
zustand zu wenig Rücksicht nimmt, da die direkte Phosphorsäure, Kali, Stickstoff-
bestimmung nicht mit einbezogen wurde.
Immer mehr aber erwachte das Streben neben den geognostischen
Karten auch noch agronomische Karten auszuarbeiten und die Beschaffenheit
des Bodens zu erforschen.
Risler, Grandeau in Frankreich, Thoms in Riga, Hilgard in Ame-
rika, Liebenberg, Märker, Wohltmann und die Station Lobositz haben
eine grössere Zahl von Bodenanalysen geliefert und den Zusammenhang zwischen
Klima, Bodenbeschaffenheit und Ertrag zum Ausdruck zu bringen gesucht.
Die Bodenanalyse ist, abgesehen von jedem wissenschaftlichen Interesse, für
den Landwirt von unschätzbarem und manigfaltigem Nutzen, da durch dieselbe
Fragen, die durch die Erfahrungen der Landwirte allein nicht zu beantworten sind,
entschieden werden können, obwohl wir uns Alle auch der Unvollkommenheiten
der gegenwärtigen Methoden der Bodenuntersuchungen wohl bewusst sind, denn
bevor nicht das -Verhalten der bodenbildenden HElemente zu den Lebens-
agentien der Pflanze selbst völlig erforscht sein wird, kann man kaum an
ein systematisches Studium des Bodens selbst gehen. Es handelt sich hier aber
nicht allein darum, die genauesten, den wissenschaftlichen Anforderungen genü-
genden Methoden der mechanischen und chemischen Bodenanalyse zu besprechen,
sondern auch darum, eine recht expeditive, den praktischen Bedürfnissen gerecht,
werdende, mit anderen Untersuchungen vergleichbare Basis festzuhalten, so lange
nichts besseres und handlicheres vorliegt, solange das Verhalten zum Boden nicht
gründlicher noch erforscht ist.
Nachdem man früher die überschwenglichsten Hoffnungen auf die Boden-
analyse gesetzt hatte, um sie später, nachdem man gesehen hatte, wie sehr com-
plizirt die Lebensvorgänge der Pflanze im Boden sind und wie viele Factoren da
6
gleichzeitig zusammenwirken, wieder als bedeutungslos fallen zu lassen, hat man
sich mehr der Erforschung der gesetzlichen Grundlagen der Pflanzen- und
Thierernährung und Züchtung zugewandt, freilich hierin sehr viel geleistet,
aber den Forderungen des praktischen Landwirtes in agronomischer Richtung
weniger Rechnung getragen.
Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass die chemische Bodenanalyse, wenn
sie gehörig ausgebildet sein wird, von der höchsten praktichen Bedeutung ist, aber
auch so unvollkommen, wie sie jetzt ist, hat sie dem Landwirt grosse Dienste
geleistet, wie ich aus eigener Erfahrung mitteilen kann.
Da gab es z. B. auf unseren Herrschaften in Böhmen, in der Launer und
Saazer Gegend, Dürrwiesen mit einem spärlichen Gras, aber reichlichen Melden
und Unkrautwuchs, da gab es unfruchtbare Böden, wo nicht einmal letztere fort-
kamen und die Gräben, welche die abschüssigen Böden durchzogen, zur Zeit der
Trockene wasserleer standen, sich mit einer weissen Effluoreszenz bekleideten.
Es waren ausgedehnte Flächen, die in der Nähe der Basalte im westlichen
Böhmen häufig angetroffen werden, die unbenützt dalagen. Die Aufgabe die Ursache
der Unfruchtbarkeit zu ermitteln und abzuhelfen, wurde mit Hilfe der Bodenanalyse
leicht gelöst und die zahlreichen Auswitterungen als Bittersalz und Glaubersalz
erkannt, durch Anrathen der Drainage die Auslaugung des Obergrundes syste-
matisch durchgeführt, durch foreirte Kalkungen die leichtlöslichen genannten
schädlichen Sulfate in Gyps und Kohlensaure-Magnesia überführt und so gelang
es, nach mehreren Jahren schön bestandene Fluren dorthin zu zaubern, wo vordem
nur Unkraut oder gar nichts wuchs. Bei Wittingau kommen Böden vor, die mit
Tiefwurzlern nicht angebaut werden konnten, trotz des drainirten trockenen Unter-
grundes, während Flachwurzler gut fortkamen. Es war die Ursache festzustellen.
Durch die Bodenanalyse konnte das Schwefeleisen im Untergrunde nach-
gewiesen und durch Kalkung und Lüftung bald abgeholfen werden. Nachdem sich’s
in diesen »Fällen um die Ermittlung nur der, der Vegetation schädlichen
Stoffe handelte, kann mann sagen, dass in dieser Richtung Niemand den Nutzen
der Bodenanalyse angezweifelt hat, es traten aber später Fragen an mich heran,
wie die, den Kleewuchs auf einer ganzen Herrschaft zu heben, nachdem es auf
einer derselben feststand, dass der Klee stets missrieth. Dies konnte freilich in
den klimatischen, in den bodenphysikalischen Verhältnissen oder in der chemischen
Beschaffenheit des Bodens liegen. Es wurden daher meteorologische Beobachtungen
eingeführt und Bodenuntersuchungen in umfassender Art vorgenommen und die
Gegend studirt und die Bodenproben selbst genommen. Nachdem aber drainirte und
nichtdrainirte Felder derselben Gegend, nachdem die schwersten und leichtesten
Bodenarten, welche sich dort in allen Bodenschattirungen vorfinden, dasselbe Ver-
halten gegen die Kleepflanzen zeigten, so musste es eine allgemeine Ursache geben,
die zu ergründen nur der chemischen Bodenanalyse gelingen konnte und nachdem
ich die beispiellose Kalk- und Magnesiaarmut des Bodens festgestellt hatte und
nachdem ich weiter durch die Analyse des Strohes des Getreides und des dürftigen
Mischlings auch die seltene Kalkarmut im Stroh und den Futtergewächsen kon-
statirt hatte, begann ich im Jahre 1869 mit der Einführung der Kalkungen, die
bei der damaligen Leitung auf Widerstand stiessen, erst unter der späteren Di-
rektion und nachdem die Eisenbahnen ausgebaut waren, zu einer systematischen
und höchst lohnenden Durchführung der Kalkung auf der ganzen Domaine führten
und den Kleebau sicherten.
Die Phosphorsäurearmut anderer Bodenarten konnte leicht behoben werden,
nachdem sie durch die Bodenanalyse gefunden war usw., und so könnte ich eine
Unzahl von Beispielen anführen, wo schon Resultate einzelner Untersuchungen
des Bodens lohnende Massnahmen hervorriefen ; wie viel mehr konnte aber genützt
werden, als man systematisch, die sämmtlichen Bodenarten eines so ausgedehnten
und mit den verschiedenartigsten Bodenarten ausgestatteten Besitzes, wie es der
Schwarzenberg’sche in Böhmen ist, der in den verschiedensten Formationen
liegt, zu untersuchen und mit den Aschenanalysen der auf diesen Bodenarten ge-
bauten Pflanzen und deren Erträgen zu vergleichen begann.
Unter Berücksichtigung der klar erkannten Vegetationsbedingungen der
höheren grünen Gewächse, sowie unter gleichzeitiger Berücksichtigung der klima-
tischen Verhältnisse, der Ertragsfähigkeit der Ackererden, soll die Agriculturchemie
eine wissenschaftliche Grundlage für die Wertschätzung ver-
schiedener Böden durch die Bodenanalyse schaffen.
Einer der wichtigsten Ziele dieser Forschung, ist aber durch irgendwelche
Untersuchungsmethoden den Zustand des Bodens hinsichtlich der ver-
fügbaren Pflanzennährstoffe festzustellen.
Je nach den verschiedenen Gesichtspunkten von denen man ausgeht, wird
sich der Gang der Bodenanalyse verschieden gestalten.
Die Untersuchungen des Bodens können in geognostischer und agro-
nomischer Richtung ausgeführt werden.
In geognostischer Hinsicht wird die Ermittlung der petrographischen
Zusammensetzung des Bodens sowie die Feststellung seiner Beziehungen zum
Muttergestein, der Verwitterungsvorgang Aufgabe der Bodenanalyse sein.
In agronomischer Hinsicht wird man die Unterschiede in der Zusammen-
setzung des Bodens, durch welche er nicht nur als Speisesammler, Vorratsbehälter,
Bereiter und Sichter von Pflanzennährstoffen physikalisch-chemisch charakterisirt
ist, sondern auch die Beziehungen feststellen, welche zwischen der Beschaf-
fenheit des Bodens und dem Gedeihen der auf ihn gezogenen Nutzpflanzen
bestehen.
In das Bereich der Untersuchung fällt das gesammte Bodenprofil unter
Berücksichtung der Mächtigkeit und des Wasserstandes. Soweit die constanten
Faktoren des Bodenwertes von den Pflanzenwurzeln durchsetzt werden, unterscheidet
man Ober- und Untergrund.
Nachdem aber das Gedeihen der Pflanzen von der mechanischen Beschaf-
fenheit des Ober- und Untergrundes und von der chemischen Beschaffenheit des
Bodens abhängig ist, so verlangt die Erforschung derselben die mechanische
und die chemische Bodenanalyse, so wie die Pflanzenanalyse der auf
solchen Böden gewachsenen Culturpflanzen (namentlich des Strohes).
Nachdem eine vollständige Bodenuntersuchung ausserordentlich langwierig
und kostspielig wird, sucht man dieselbe abzukürzen und durch wenige wesent-
8
liche Bestimmungen schnelleren Aufschluss über die Beschaffenheit und Güte eines
Bodens zu gewinnen.
Wir sind wohl noch weit entfernt, auf Grund der chemischen Bodenanalyse
genaue Düngungsvorschriften zu geben, aber Anhaltspunkte zur Beurteilung der
Menge der im Boden enthaltenen Pflanzennährstoffe, ihrer grösseren oder geringeren
Löslichkeit und der hieraus resultirenden Fruchtbarkeit der Böden, lassen sich aus
geeigneten Bodenanalysen ableiten und der wahrscheinliche Erfolg verschiedener
angewandter Dungmittel annähernd voraussagen.
Ausser den meteorologischen Faktoren übt die Mächtigkeit der
Ackerkrumme einen ausserordentlichen Einfluss auf die Höhe der Erträge
unserer Culturpflanzen aus. Versuche mit einen und demselben wohlgemischten
Boden in einem Cubikmeterkasten ausgeführt, ergaben bei gleicher todter Unter-
lage bei '/, m, !/,;, m u. 1 m eingestampfter Ackerkrumme Rübenerträge, die sich
verhielten wie 298:371:564 bei gleichen Witterungsverhältnissen. Häufig steht
die quantitative Rübenernte zu der im eitronensaueren Auszug enthaltenen Phosphor-
säuremenge in Proportion, wenn es nicht an löslichen Stickstoff, Kali und Kalk
im Boden gemangelt hat. So ergaben die Versuchskästen nachbenannter Versuchs-
boden im Mittel aus 4 Jahren:
| Seichte | _
Tiefe Ackerkrumme Acker- Obergrund
21 ke Be L krumme
| | Blätter Rüben | Arte an |Gitratlösliche
| | ern Phosphor-
Nro Bodenart " meter Centner Ir Grossen. säure in
| pr. Hectar | Durchschnitt Procenten
| |
1 | Alluvialboden M. . . . .| 581 875 323 | 0:048
2 | Alluvialboden Sch. ... .| 539 | 855 380 | 0:056
| || |
| | |
3 || Rothliegendb. D. . .. .| 483 709 238 0046
4 | Allluvialboden Lob... .|ı 47 59 266 0:042
| | |
5 | Diluvialboden F. ....| 4855 | 596 238: 5. 0.039
| | |
6 | Diluvialboden Pl... . .| 4938 | 588 | 246 | 0030
| f | | |
7 Quadermergelboden K. | 434 | 517 | Ar, 0
| | | |
8 | Plänersandboden R.. . .| 405 514 100° ?! 0:021
g
Die Böden aber, welche den höchsten Rübenertrag geben, produziren nicht
die höchsten Cerealienernten.
Die reichste Rübenernte nimmt aber nur von 1 m? etwa 10 g Phosphor-
säure aus dem Boden auf, während auf 1!/, m Tiefe in phosphorsäureärmsten
Böden 50 g, im reichsten Boden über 250 g eitratlöslicher Phosphorsäure enthalten
sind. Freilich durchsetzen die Pflanzenwurzeln nur einen Teil des bestandenen
Bodens, dringen umso tiefer mit ihren Wurzeln je nährstoffärmer die Bodenschichten
sind und diese Bodenanteile müssen ihnen die nothwendige Menge Phosphorsäure
liefern. —
Interessant ist das Verhältnis der eitratlöslichen Phosphorsäure zur
Gesammtphosphorsäure im Boden, welches sich in manchen Bodenarten ge-
wisser geologischer Abstammung in engeren Grenzen bewegt. So in der Wittingauer
Tertiarformation: von 15—31"/, im Mittel 22°/, in Gneisformation 12—52°/,, im
Mittel 26°/,. In Kalkböden 21—53 im Mittel 37°/, in Basalten 20°/, in Alluvionen
36°/, beträgt, doch stehen die absoluten eitratlöslichen Mengen insofern zu den
Gesammtmengen im Verhältnis, als in der Regel dem höchsten Phosphorsäuregehalt
des Bodens auch eine höhere Citratlöslichkeit entspricht, wenn sich auch hier
zahlreiche Ausnahmen ergeben, wie sich dies aus folgender Zusammenstellung
ergibt. —
Aus den kalkreichen Bodenarten zieht Citronensäure viel mehr Phosphor-
säure aus, als aus den kalkarmen Böden, 24—50°), der Gesammten, aus letzteren
kaum 15—30°/,, weshalb die Kalkung der Böden auf das Löslichwerden der Phosphor-
säure grossen Einfluss nimmt.
In 1000 Teilen auf Rohboden umgerechnet sind:
| |
In 10%, | In heiss
In kalter |In Procenten In Procenten a |
Nm, Citronen- der Gesammt- Salpeter- der Gesammt- Salpeter- Böoderant
säure phosphor- Kane phosphor- re
löslich 1°), säure löslich 100/, säure löslich
1 0:10 23 0:14 al 0:45
2 0:10 16 0:17 26 0:65 |
3 0-17 92 0-16 90 078 | Im kalkarmen
\tertiaren Boden
4 0:09 21 0:08 18 044 | von Wittingau
'5 — — — 4 0:23 |
6| 017 31 0:16 29 0:54 |
l
Mittel 0:12 22 0:14 26 0:52 |
10
In kalter |In Procenten a In Procenten! In heisser
NN Citronen- der Gesammt- Salpeter ‚der Gesammt-| concent Boden
säure phosphor- ne phosphor- Salpeter-
löslich 1%), säure 1öslich säure säure löslich
(0:32 33 0:94 95 0:98
8 0-11 13 0:60 68 0:88 In den Gneis-
9) 045 23 172 95 1:30 böden von
10 0'16 26 0:44 70 0:60 Nettolitz
11 0:07 17 0:15 33 0:45 kalkarm
al 0:29 53 _ _ E=
ENEer I en, N) tee il Zöreia E
| |
Mittel 0:23 27 0:77 82 ' 0:94
l
12°) 0:08 12 0:30 48 0:62 |
13 | 018 14 052 2 eo
14 0:05 4 0:20 18 | 0:06 ‚aufgeschlossenem
15 | 007 8 0:19 22 DB ae
16 | 0:08 8 027 32 084.0 Sneisboden
!nittel| 0-08 9 0:29 31 0:92
17 0:23 40 0:27 46 0:58
18 0:39 52 0:26 34 0:75 5 :
ı9 | 031 24 0:93 64 a5 | oral
20 | 036 37 042 42 0:98 ee
21) 0 25 0:39 54 072 a;
30 0:33 53 0:51 82 0:62
Mittel 0:29 37 0:46 53 0:85
22 0:06 7 0:08 10 0:78
3 | 015 17 0:34 39 087 | Rerhtodiiegen:
24 | = | 12 — En m des kalkarm
| 40 0:08 93 1:16
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| | |
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Be | |
| ı Kalkreicher
92 | Bo . |
2 vn zo | 0 “ Is Basaltboden
Die Gesammtphosphorsäure eines Bodens ist mehr für die Nachhaltig-
keit des Ertrages als für die momentane Erntemenge massgebend und insofern
auch ihre Menge ein Bonitätsmesser des Bodens.
Schon vor 20 Jahren wurden mit jenen Bodenarten, die nach der Analyse die
geringsten zugänglichen Kalkmengen zeigten und auf denen gewachsenes Stroh höchst
kalkarm in normalen Jahren befunden wurde, weitere Versuche in Cylindern und
Kästen vorgenommen, indem gekalkte und ungekalkte Parzellen wechselten.
So wurde von verschiedenen Kästen geerntet von 1 m?:
Vom Kieselsandboden Wittingau: Gneisboden, Zirnau:
Ungekalkt 161 Korn, 217 Stroh.
Ungekalkt 158 Korn, 221 Stroh.
Gekalkt 177 Korn, 263 Stroh.
Gekalkt 167 Korn, 276 Stroh.
Ungekalkt 205 Kleeheu, 295 Kleeheu.
Ungekalkt 267 Kleeheu, 285 Kleehen.
Gekalkt 295 Kleeheu, 286 Kleeheu.
Gekalkt 352 Kleeheu, 376 Kleeheu.
Diese Analysen und Arbeiten waren entscheidend für eine systematische
Kalkdüngung im Grossen im Tertiär- und Urgebirgsterrain und ergaben auch Kalk-
12
düngungsversuchen im Grossen so günstige Resultate, dass das Kalken fortan eine
ständige lohnende Operation der Herrschaft blieb.
Wittingau selbst bezeichnete die Erfolge der Kalkdüngung als hervor-
ragende, den Klee und Zuckerrübenbau sichernde.
Lange hat man in Deutschland die Wirkung des Kalkes verkannt. Der Kalk
wirkt physikalisch und chemisch günstig auf den Boden selbst in kalkreicheren
Bodenarten und um vieles mehr in kalkarmen und Moorbodenarten.
Freilich setzt das Kalken auch reichlicheres Düngen voraus, weil der Kalk
keine neue Pflanzennährung erzeugt.
Für die durchlässigen mageren Bodenarten verdienen die dolomitischen
Kalke den Vorzug vor reinen Kalksorten, weil Magnesia, sonst chemisch dem
Kalke ähnlich wirkend, in physikalischer Beziehung sich dem Kalke gerade
entgegengesetz verhält. Sie saugt nämlich noch mehr Wasser auf als der Humus
und hält es gleich diesem fest, während der Kalk das Wasser wieder abgibt. —
Hier möchte noch insbesondere einer Handelpflanze, welche auf kalkreichem
Boden ein reicheres und höher geschätztes Doldengut hervorbringt, als auf kalk-
armen, nämlich des Hopfens gedacht werden. Der Hopfen ist nicht nur eine
aussaugende Kalkpflanze, sondern liebt auch eine solche tiefe physikalische Boden-
mischung, dass man im Rothtodtliegenden, wo der meiste Hopfenbau betrieben
wird, durch starkes Kalken den Ertrag der Hopfenfelder nicht nur hebt, sondern
auch eine der Saazer gleichkommende (Qualität erreicht.
Der meiste Hopfenbau wird in Bezirken betrieben, wo die durchschnittliche
Regeumenge fast die kleinste Böhmens ist, so im Saazer und Auschaer
Bezirke und wo die trockenen Jahre die Regel sind. Dort wird reiner Kalk
nur in den schwersten Thonböden angezeigt sein. Dagegen Dolomit für die mageren
Hopfenfelder, weil er den durchlässigen Sand wasserhaltender macht, empfehlens-
werth sein.
Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass man Kalisalze sowie Stickstoff-
dünger nur in von Natur oder durch Kunst gekalkten Äckern mit grösserer Aus-
sicht auf Erfolg verwenden kann.
Deshalb war es das eifrige Bestreben der Versuchsstation Lobositz vor
20 Jahren neben dem Boden diejenigen Organe der Planzen, welche am meisten
von der Pflanze ausgesaugt werden, auf Kalk zu untersuchen. Es sind dies be-
kanntlich die Wurzeln und das Stroh, weniger das Kraut. Die Strohanalysen der
Wittingauer Weizen-, Roggen- und Gerstenpflanzen von schweren, leichten, mittleren
Böden ergaben damals gegenüber den Durchschnittszahlen und den selbst ermittelten
Werten der kalkreichen nordböhmischen Güter eine so bedeutende Differenz, die
sich mit den Ergebnissen der Bodenanalyse deckte, dass gar kein Zweifel bestand,
welches Dungmittel zuerst in den genannten Bodenarten zu verwenden war, in einer
Zeit, wo man nur für Phosphate und Kalisalze schwärmte. *)
Man kann sich leicht überzeugen, wie durch die Zufuhr grösserer Kalk-
mengen in kalkarmen Bodenarten die Cohärenzverhältnisse des Bodens günstig
beeinflusst werden. Seit der Entwicklung der Absorptionsgesetze aber wissen wir,
*) Siehe in W olffs Sammlung der Aschenanalysen. Hanamanns Aschenanalysen 1889.
13
dass bei Kalkmangel im Boden auch die Auswaschung und Entführung des so
wichtigen Pflanzennährstoffes Kali und in dessen Gefolge von Humusstoffen statt-
finden könne, denn das Kali wird, wenn es sich in Lösung befindet, aus der Acker-
erde nur dann absorbirt, wenn die zur Zeolithbildung erforderlichen alkalischen
Erden, namentlich Kalk, vorhanden sind. Reiner Kaolin absorbirt kein Kali, jedoch
sofort, wenn ihm Kreidepulver zugesetzt wird.
Durch die Kalkdüngung wird dem Boden nicht nur ein unentbehrlicher
Nährstoff zugeführt, sondern Kalk macht auch das Kali den Pflanzenwurzeln zu-
gänglich, indem er selbst in die Verbindungen der wasserhaltigen Silicate ein-
tretend, dasselbe aus dieser Verbindung verdrängt. Ausserdem enthalten die meisten
Kalke 1—2°/, Kali. Bei den grossen Kalkmengen die dem Boden gegeben werden
müssen, können diese als schwache Kalidüngung wirksam sein. Auch vermittelt
der Kalk, wie wir gesehen haben, die Absorption der wasserlöslichen Phosphor-
säure und beschützt diesen Nährstoff länger vor dem Übergang in die schwerer
löslichen Verbindungen mit den Sesquioxiden. (Thonerde u. Eisenhydroxyd.)
In dem gegenseitigen Bestreben, die wissenschaftliche Forschung zu unter-
stützen und mit der praktischen Erfahrung in Einklang zu bringen, erblicke ich
den einzigen Weg, der uns zu einem wahren Fortschritt in der Düngerlehre führen
kann. Der Landwirt vermag als Empiriker die Qualität verschiedener Äcker mit
einer für die gewöhnlichsten Bedürfnisse des landwirtschaftlichen Betriebes meistens
zureichenden Sicherheit abzuschätzen, bemisst aber nach seiner Auffassung auch die
Fruchtbarkeit seiner Culturböden nur nach den Erträgen gewisser Culturpflanzen,
in denen man den kürzesten Ausdruck aller Fruchtbarkeitsbedingungen des
Bodens gegeben findet. Die ökonomische Bodenclassification kann aber bekanntlich
keine allgemeine Anwendbarkeit beanspruchen, weil sie nur von bestimmten Gruppen
von Culturpflanzen ausgeht und gar nicht auf exact wissenschaftlicher Grundlage
steht, weil die Qualitätsunterschiede, wie Weizen, Roggen, Gerste, Rübenboden ete.
von dem mineralogisch-chemisch-physikalischen Grundcharakter innerhalb sehr weiter
Grenzen unabhängig sind.
Betreffend die Entnahme der Bodenproben, so wurde das Erdreich bis zur
Pflugtiefe als Obergrund bezeichnet und vorläufig dieses Material zur Untersuchung
verwendet. Die Böden wurden an einem vor Staub geschützten Orte luftgetrocknet
und durch das entsprechende Sieb von Steinen befreit.
Gleichzeitig wurden Notizen über den geognostischen Ursprung des Bodens,
über die Tiefe der Ackerkrumme, die klimatischen Verhältnisse, Elevation, Meeres-
höhe, Klassifikation, Fruchtfolge und Düngung gesammelt.
Mechanische Bodenanalyse.
Dieselbe bezweckt die quantitative Ermittlung der gröberen und fei-
neren Bestandteile des Bodens, die Ermittlung der mineralogischen Beschaffenheit
des Grusses und Sandes und des Verhältnisses der einzelnen Minerale zur Gesammt-
menge desselben.
14
Die Körnung mit den Sieben.
Der lufttrockene Boden '!/, Kilo wurde abgewogen, im trockenen Zustande
durch das 1 mm Sieb geschlagen und zerlegt in gröbere Gesteinstrümmer und in
Feinerde, die Bezeichnung Kies gelte für Schwemmlandsböden, Gruss für
Primitivböden.
Für das Absieben sind Rundlochsiebe den Drahtsieben vorzuziehen, von
1, 2 u. 3 mm weiten Öffnungen.
Jedenfalls soll die Bodenanalyse, wenn sie praktischen Zwecken dient, so
ausgeführt werden, dass der ursprüngliche Agregatszustand des Bodens er-
halten bleibt.
Das trockene Absieben, wobei Metallpinsel und weiche Gummipistille
oder die mit Kautschuk überzogenen Finger behilflich sind, ist dem nassen Absieben
vorzuziehen. Ausser dem leichten Zerdrücken ist nur das Kochen mit Wasser
zum Zwecke der Schlemmung des Bodens gestattet.
Nachdem Verwitterungsböden häufig aus so tief verwitterten Brocken be-
stehen, dass sie beim Waschen mit dem Pinsel über dem Siebe weiter zergehen
und dadurch eine Änderung in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit erleiden, während
an den vorhandenen Grössenverhältnissen der Bodenteilchen nichts geändert werden
soll, was aber beim Durchwaschen durch die feinsten Siebe nicht zu vermeiden ist,
so wurde von der Nassbereitung abgestanden. Mit der mechanischen Analyse emp-
fiehlt sich die mineralogische zu verbinden und nicht nur das Bodenskelet,
sondern auch die Schlemprodukte optischmineralogisch auf ihren Gehalt an Quarz,
Glimmer, Feldspath, Magsneteisen etc. zu untersuchen.
In Bezug auf Korngrössen wurde, um in Übereinstimmung mit anderen
Nationen zu bleiben, die deutsche Bezeichnung beibehalten und bezeichnet. als:
Stein oder grober Kies 5-3 mm Grösse, Grobsand 1—0'5 mm
Steinkies oder feiner Kies 3—2 mm Grösse, Feinsand 0°5—0'25 mm
Grobkies oder feinster Kies 2—1 mm Grösse, feinster Sand 02502 mm
Die Bodenanalyse verliert für Andere sehr au Wert, wenn sie nicht von
bestimmten vergleichbaren Methoden ausgeht und es gehört in erster Lienie dazu
die Feststellung des Begriffes der Feinerde als Ausgangspunkt für die
Schlemm- und die chemische Analyse und die Art der Trennung
der thonigen Anteile oder des Schlammes von den feinsten san-
digen Staubteilchen. Früher untersuchte man chemisch den ganzen Boden,
später trennte man den Boden in Skelet und Feinerde. Manche Bodenanalytiker ver-
langen sogar nur die chemische Untersuchung der allerfeinsten Theilchen des Bodens
als Träger der hervorstehenden, charakteristischen und chemischen Eingenschaften des
Bodens.
Vegetationsversuche in den gröberen abgetrennten Teilen der Bodens, haben
aber dargethan, dass die Pflanze auch aus diesen ihre Nährstoffe zu entnehmen
im Stande ist und je nach der Natur dieses Saudes, in ihm verschieden gedeiht,
dass man also entweder eine getrennte chemische Untersuchung der feinsandingen
und thonigen Teile des Bodens vornehmen oder lieber das, was durch ein etwas
weiteres Sieb durchfällt, als Feinerde bezeichnen müsse.
15
Kühn und die deutsche agronomische Reichsanstalt haben aus diesem
Grunde das 2 mm Sieb beibehalten, ich glaubte da beginnen zu müssen, wo die
Absorptionsfähigkeit des Bodens anfängt und habe das 1 mm Sieb zur Trennung
des Skeletes von der Feinerde benützt, welches auch später die amerikanischen
Forscher wie Hilgard*) beibehielten, während die Franzosen und Belgier stets
das 1 mm Sieb zur Grundlage der Feinerdenbestimmung wählten.
Williams in Moskau geht noch weiter. Er will den Begriff Feinerde nur
auf die feinsten Teilchen des Bodens angewendet wissen, die er Schlamm be-
nennt und rechnet zum Skelet alles Andere, wie Staub, Sand, Kies. In dieser
Beziehung geht er zu weit. Für praktische. Zwecke, um die es sich hier vor-
nehmlich handelt, dürfte es wohl am angemessensten sein, vorläufig des Vergleiches
mit den agronomischen deutschen Karten das 1 mm Sieb als das Geeignetste an-
zunehmen.
d) Das Schlemmen.
Da die physikalischen Verhältnisse des Bodens zum grossen Teile abhängig
sind von dem Verhältniss der abschlemmbaren Teilchen zu dem Bodenskelet, so hat
man von jeher der Construktion verschiedener Schlämmapparate Aufmerksamkeit
geschenkt. Je staubartiger aber ein Bodenpulver wird, um so langsamer und schwie-
riger gestaltet sich die mechanische Trennung und um so bequemer wird die che-
mische Untersuchung.
Anteile der zu untersuchenden Feinerden werden zum Zwecke des Schlem-
mens so lange im bedeckten Gefässe gekocht, bis der Boden vollkommen zergangen
ist. Zum Abschlemmen für sandige Böden eignet sich der Schön’sche Apparat,
für thonige der Sedimentirapparat. Sehr humose, die stark verkitteten
Erden, die man durch Aufkochen mit verdünnter Kalilauge zur Schlemmanalyse
vorbereiten, oder wie die kalkreicheren Bodenarten, die man vorher durch
Behandeln mit Säuren zum Abschlemmen geeigneter machen wollte, eignen sich
unvorbereitet nicht zum Schlemmen.
Diese Prozeduren sind aber deshalb nicht zulässig, weil der Boden in
möglichst unveränderter Form mechanisch zerlegt werden soll.
Mit welchem Schlemmapparat man auch schlemmt, so sind insbesondere die
Grössenverhältnisse zu berücksichtigen, was für jeden Apparat festge-
stellt werden muss, und die mineralogische Beschaffenheit des Sandes und des
Staubes.
Das Schlemmen muss wit destillirtem oder Regenwasser ge-
schehen. Die gewonnenen Produkte sind bei 100° C anhaltend getrocknet und in
lufttrockenem Zustande gewogen worden.
Die durch Körnung und Schlemmung erhaltenen Produkte berechnet man
prozentisch auf den Gesammtboden und erhält etwa folgendes Schema.
*) H. behauptet, dass sogar bei einer 400mal kleineren Korngrösse als die von 2 mm ist,
wesentlich die Löslichkeit der Salzsäure aufhört.
16
Sandiges Thoniges
Über mm mm mm mm Staub Schlamm
2 mm 1—2, 1—0'5, 05—0:1, 02—0'1, 0:05—0'01 unter 001 mm.
Der in der Schlemmanalyse zurückbleibende Rückstand wird weiter durch
Feinsiebe in lufttrockenem Zustande getrennt in Produkte verschiedener Fein-
körnung:.
Hiezu dienen Florsiebe No. 16 von Ehrhard und Metzger in Darmstadt,
seitlich 0'099 mm, diagonal gemessen O'l1 mm, das Messingdrahtsieb No. 100 von
Kalıl, Hamburg seitlich gemessen 0:14 —0'17 mm, diagonal gemessen 0:22—0'24 mm
und das Messingdrahtsieb No. 50 seitlich gemessen 0:35— 039 mm diagonal ge-
messen 0:45—0'50 mm.
Keiner der modernen Agronomen beabsichtigt die thonigen feinsten Theile
durch einfaches Schlämmen gegenwärtig zu trennen, sondern nur die gleich grossen
Sandteilchen bis zu 001 mm Grösse zu sortiren und aufzufangen, die unter dieser
Kleinheit liegenden, aus der Differenz berechneten Teile wurden nicht weiter zer-
legt, sondern in Ansatz gebracht. Man mus sich daher, nachdem diese Werte in
Thonböden ziemlich hoch ausfallen, entweder der Schlösing’schen oder
William'schen Trennungsmethode des thonigen vom feinstsandigen Staube
bedienen und erhält noch zwei Werte von 001 mm bis 0'001 mm Grösse als
Staub und die darunter liegenden kleinsten thonigen oder Schlammtheile, denen
eine Molecular-Bewegung unter dem Mikroskop, Lichtempfindlichkeit und Ballung
eigen ist, die aber kein Gerinnen ist und die man daher nicht als Colloidstoffe
ansprechen kann. Die Ursache der Flockung unter dem Einfluss der Säuren und
des Chlorcaleium ist wohl noch nich erforscht.
Wäre der Thon ein Colloid, das sich aus ammoniakalischer Lösung über-
haupt nicht absetzen würde, so wäre diese Thonbestimmung eine rasche und vor-
zügliche, es wäre die Höhe des Gefässes, aus dem sich der Thon absetzen würde,
gleichgiltig.
Es setzt sich aber bei der Schlösing’schen Thonbestimmung mehr
Thon ab aus niedrigen, als aus höheren Gefässen und es genügt nicht eine De-
cantation, sondern man muss, je nach dem Thongehalt des Bodens deren mehrere
bis 10 oder 12 Decantationen, was jedesmal 12 Stunden den keansprucht, was also
5—6 Tage dauert, vornehmen, ehe man eine gute Trennung erlangt. Die Bezeich-
nung „Thon“ möchte man aber, weil weder der Thon noch Sand von gleicher
chemischer Zusammensetzung und nur dem Aussehen und der Gestalt nach cha-
rakterisirt ist, besser Schlamm statt Thon nennen, da ja die verschiedenen
Thone verschiedene Schlammmengen enthalten können.
Wenn sich auch Schlamm (thonige Teile) vom Staub dadurch unterscheidet,
dass er in physikalischer Beziehung eine hohe Cohärenz, Wasserfassung etc. in
chemischer Beziehung ein hohes Absorptionsvermögen besitzt und wenn wir im
Schlamm auch alle Produkte der chemischen Verwitterung concentrirt haben, die
wasserhaltigen Zeolithe, den Humus ete., so stellt der Boden doch ein so inniges
Gemenge aller Bodenconstituenten dar, dass die physikalischen und chemischen
Eigenschaften sich individuell äussern. Bei Grössen von 05 mm des Bodens be-
ginnt die Absorption, und auch der feinste Sand kann einen gewissen Grad von
17
Plastizität zeigen, wenn er sich auch nicht so ballen und kneten lässt und nicht so
schwindet, wie die feinsten thonigen Theilchen, besonders wenn er humos ist.
Williams will das Schlemmverfahren besonders für die staubartigen
Theile des Bodens in Anwendung gebracht sehen. Die feinsten Teile kann allerdings
kein Schlemmapparat infolge der so geringen Geschwindigkeiten des Wasserstromes
im cylindrischen Theil des Apparates schwebend erhalten.
Sie setzen sich in der Röhre ab, verstopfen sie oder versperren der Strömung
den Weg. Der Apparat mit fliessendem Wasser, wird dann zum Apparat mit
stehendem Wasser. Kein Apparat genügt, um Schlamm von Stau b zu trennen.
Hier muss die mechanich-chemische Analyse eintreten.
Der Schön’sche und Hilgard’sche Apparat *) hat in der Secunde die einem
Durchmesser der Theilchen von 0'0l mm den Dimensionen des mittleren
Staubes nach Williams entspricht. Hilgard behauptet auch nicht dass sein Apparat
die thonigen Theile trennt, sondern empfiehlt vielmehr selbst für diesen Zweck
die Schlösing’sche Methode. Nach Williams soll aber auch in dem Hilgard’schen
Apparat Flockung stattfinden, die Hilgard vermieden zu haben glaubt, so dass er
nicht einmal die Vorzüge des Schön’schen Apparates, der Dauk der Piözometerröhre
die Stromgeschwindigkeit mit Genauigkeit zu reguliren und die Trennung der
Teilchen in solche von ganz bestimmter Grösse erlaubt, besitzen soll.
Sehr umständlich ist Williams Schalenverfahren.
Der durch das 3 mm Sieb gegangene Boden (6") wird so lange gekocht,
bis der Sand frei von allen Staubtheilchen ist. Hierauf wird in emaillirten Eisen-
schaien abgeschlemmt, immer wieder gekocht und abgeschlemmt und die Schlemm-
produkte durch Siebe getrennt, bis man den aus Staub und Schlamm bestehenden
feinsten, von allen Sand und Kies abgeschlemmten Bodensatz erhalten hat, den
man abermals durch 42 Stunden mit Wasser in einer bedeckten Schale kocht.
Hierauf giesst man in 2 Cylinder von 35 ccm D. und 17 ccm H. und 8 Liter
Inhalt, setzt 20 ccm cone. Chlorcaleium zu, lösst vor direktem Licht geschützt 24
Stunden bis 3 Tage stehen, je nach der Boden- und Thonart.
Die mechanische Bodenanalyse dauert nach diesem Verfahren 14—16 Tage.
Die Prozeduren müssen eine Person unablässig beschäftigen, es dürfte kaum
ein Privatlaboratorium geben, das auf diese Operation so viel Zeit und Kraft
verwenden könnte, wenn gleichgeitig viele Bodenproben zu untersuchen sind.
Durch das viele Kochen und nasse Sieben wird aber der ursprüngliche
Zustand des Bodens verändert und Theilchen abgetrennt, die vordem mitein-
ander verkittet waren. Es gibt aber auch Böden, die man gar nicht schlemmen
kann, wie die Humus- und reinen Kalkböden, wo mit der Schlemmanalyse gar nicht
gedient ist.
Nach Beobachtungen von Schöne ergibt sich. beim Quarz folgendes Ver-
hältnis zwischen dem Durchmesser der Körnchen und der Strömugsschnelligkeit:
*) Hilgard verwirft den Schön’schen Apparat und behauptet, dass die mechanische euro-
päische Bodenanalyse fruchtlos für die Lösung der Frage, wie die physikalischen Eigenschaften
eines Bodens sicher zu bestimmen sind, sei.
2
Sonderungsschnelligkeit: Durchmesser der Körnchen:
02 mm unter mm O'OL
27 von 0:01 bis 005
m 0:09 0210
244 20310272020
»
Um z. B. mit Apparat von Appiani vorstehende Scheidung zu erreichen,
ist es notwendig bei einer 20 cm hohen Wassersäule für eine
Fallgeschwindigkeit pro Secunde eine Sonderungsdauer von Minuten:
02 mm 1640
> 1:40
0 0:29
25:0, 7, 008 anzuwenden.
Für andere Füllungen berechnet man die Dauer der Sonderung nach der
Formel = —, wobei ?= Zeit, s = die Länge des Raumes, v —= Geschwindigkeit
7
bedeutet, s=v.t.
Beim Becherverfahren und 5 cm Höhe Füllung sind die Werte: =
Sonderungsdauer, Grösse, Minuten oder Secunden
02 mm unter 001 420 — 2:52
2:07 5 0.01—0:05 0:41—25
0 5 0.05—0'10 0:12— 7
25:0, , 0:10—0:20 0.03— 2
Will man bei einer Füllung von 20 cm mit noch geringeren Geschwindig-
keiten wie diejenige von 0'2 m/m, Versuche anstellen, also mit 0.05, 0:01, 0'005 m/m,
so wird man im Durchschnitt folgende Zeiten ermitteln den Staub in beliebiger
Feinheit absondern zu können:
Sonderungsgeschwindigkeit Sonderungsdauer
0:05 mm 0.005— 0010 1 Stunde
V:ORER 0:00 1—0:005 6 Stunden
0005 „ unter 0001 12 Stunden.
Die Schlanmmanalyse gibt nur den Feinheitsgrad der mechanischen Gemeng-
teile des Bodens an, nicht aber die Natur derselben, und sind die Bodenconsti-
tuenten Sand, Thon, Kalk, Humus besser auf andere Weise bestimmbar.
Das Schlemmen soll nur mit Regen- oder destillirtem Wasser geschehen.
Die gefundenen Gewichtsmengen von Kies oder Gruss, Sand, sind in Prozenten
des steinfreien Jufttrockenen Bodens auszudrücken.
Aus der Differenz zwischen ihrem Gewicht und des zum Schlemmen ver-
wendeten Bodens ergibt sich die Menge der abschlemmbaren Theilchen.
Die Bestimmung des Thones durch Kochen des Bodens mit Schwefelsäure
ist für die Praxis wegen des heftigen Eingriffes in die Constitution des Bodens
wertlos und daher nur als beiläufiger Wertmesser des Thongehaltes des Bodens
gleichzeitig mit der Stickstoffbestimmung des Bodens ausgeführt.
19
e) Die chemische Analyse.
Selten wird man in die Tage kommen Bausch- und vollständige Boden-
analysen machen zu müssen, da man schon in den salzsaueren Auszügen alle wert-
vollen Nährstoffe der Pflanzen findet. Die Analyse dieses und die Absorptions
bestimmung, sowie die des pflanzenlöslichen Kalkes, Phosphors, Stickstoffs,
Kalis werden in den meisten Fällen genügen, und es handelt sich nur um die
Feststellung ihrer Bestimmungsart.
Auch durch Culturen in Töpfen kann man das Düngebedürfnis der Äcker
erforschen, und stimmen die erhaltenen Resultate mit den im Grossen angestellten
Versuchen überein, wenn sie auch gegen diese gehalten geschmeichelte sind, weil
ihnen die Lebensagentien der Pflanzen günstiger zur Verfügung stehen.
Die Bestimmung des Düngerbedürfnisses der Böden namentlich der Acker-
erden gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Agricultur und bis zu gewissem
Grade kann man aus den Aschenanalysen normaler Jahre der Culturpflanzen
selbst auf dasselbe zurückschliessen. Die Düngungsversuche brauchen Jahre, ehe
sie eine Antwort geben, und je nach dem Jahrgange fallen dieselben sehr verschieden
aus, kosten viel Arbeit während der Ernte, wo sie nicht sorgsam gemacht werden
können, auch werden sie vom Praktiker unrichtig ausgeführt.
Wenn die Pflanzenwurzeln oder das Stroh einen hohen Gehalt an Nährstoffen
aufweisen und der Boden gleichzeitig eine hohe absolute Menge Nährstoffe enthält,
so braucht man mit dem Nährstoffersatz nicht so ängstlich zu sein; zeigt der Boden
einen hohen absoluten Gehalt an, die Pflanze einen geringeren, so hat man für
Kalk, Salpeter und andere Aufschliessungsmittel des Bodens Sorge zu tragen (Stall-
dünger oder entsprechende Cultur). Hat aber der Boden und die Pflanzen einen
absolut geringeren Gehalt an Pflanzennährstoffen, in normalen Jahren unter-
sucht, dann mnss auf vollen starken Ersatz gedrungen oder mit geringerem Auf-
wand (kleinerer Regie) extensiv gewirtschaftet werden.
Was die Behandluug des Bodens mit schwachen Lösungsmitteln betrifft, so
sind alle Phosphate in freier Citronensäure wesentlich leichter löslich als in
Ammoncitrat mit gleichem Gehalt an freier Citronensäuere.
Ob sich nicht Oxalsäure mit oxalsauerem Kali (schon von Liebig empfohlen)
zur Erforschung der bodenlöslichen Phosphorsäure besser eigne, müsste durch
vegetative Versuche ermittelt werden. Die im Boden vorkommenden Phosphate
haben bekanntlich mehr oder weniger hydratischen Charakter, und es dürfte
ihre Wirksamkeit eine verschiedene von dem Gehalte an Hydratwasser abhän-
gige sein, und nur deshalb findet man bei Düngungsversuchen, dass Ferri- und
Alluminiumphosphate unter Umständen höhere Erträge liefern, als das wasserfreie
Tricaleciumphosphat. Gegen Lösungsmittel aber verhalten sie sich umgekehrt. Obwohl
alle Superphosphate im Boden zurückgehen, findet man doch eine mehrjährige
Nachwirkung der Superphosphate, weil bei Einwirkung von Monocaleiumphosphat
auf Kalk und Metallhydroxyde nicht nur Dicaleiumphosphate, sondern auch Ferri-
phosphathydrate entstehen und schliesslich alle Phosphorsäure an Alluminium
und Eisen tritt. Förster hat gezeigt, dass 1°/, Citronensäure das Alluminium-
phosphats auch in Gegenwart von Thonerdehydrat vollständig in Lösung bringt,
während sie aus Ferriphosphat nur etwa °/, der vorhandenen Menge löst, bei Ge-
I*
20
genwart von Eisenoxidhydrat nur '/, „tel; dass dagegen die Löslichkeit aller Phosphate
in 1°/, Oxalsäure auch bei Gegenwart von Oxyhydrat eine nahezu vollständige ist.
Da aber die Pflanzensäfte nicht frei Säure, sondern sauere Salze enthalten, so
wäre das Verhalten der Oxalsäure in Verbindung mit Kali als saueres Kalioxalat
zu studiren und durch Culturversuche mit verschiedenen Pflanzen zu lösen.
Mit 1°/, Citronensäurelösung haben Märcker, Hanamann und Dyer mit
neutraler Ammoneitratlösung Morse günstige Resultate erzielt, in dem zu der
gelösten Phosphorsäuremenge der erzielte mittlere Körnerertrag sich proportional
erwies. Verfehlt war das Verfahren mit alkalischer Ammoncitratlösung
den Löslichkeitsgrad der Phosphate bestimmen zu wollen. Alle wasserlösliche
Phosphorsäure geht im Boden schon nach dem ersten Regen in eitratlösliche
über. Die natürlichen mineralischen Phosphate sind als wasserfreie Salze in schwachen
organischen Säuren so gut wie unlöslich, namentlich bei Gegenwart von über-
schüssigen Oxyden oder Oxidhydraten. Die Assimilationsfähigkeit eines Phosphates
hängt aber dermassen von der Bodenbeschaffenheit und der Pflanzen-
species ab, dass die Vorausbestimmungen der Wirksamkeit mittelst Untersuchung
auf Löslichkeit oft trügerisch ausfallen.
Die Bestimmung des Kalkes und der aktiven oder wurzellöslichen Phos-
phorsäure im Boden gehören zu den wichtigsten Aufgaben des Agrieultur-
chemikers, weil sie praktisch wichtige Fragen sofort zu beantworten gestatten.
Auch Liebscher fand, dass die Extraktion des Bodens durch kochende Salzsäure
und die Analyse dieses Auszuges viel wertvollere Aufschlüsse über die Rigen-
schaften des Bodens als gewöhnlich angenommen wird, liefert, so dass sich das
Düngebedürfnis aller zu Vegetationsversuchen in Göttingen benützten Boden
a priori aus den Analysenergebnissen ableiten liess.
Die Franzosen und Amerikaner legen grosses Gewicht auf die Bestimmung
der „Matiere noire,“ obwohl längst bewiesen ist, dass die Fruchtbarkeit des
Bodens zum Phosphorkaligehalt des ammoniakalischen Extraktes nicht im Verhältnis
steht, sondern eher zum Gehalt der Phosphorsäure und des Kalis der saueren
Auszüge des Bodens. Aber einen weiteren Faktor zur Beurteilung der Beschaffenheit
des Bodens gibt wohl auch die Analyse des ammoniakalischen Auszugs.
Wenn sich die Bodenanalyse brauchbar in der Praxis erweisen soll, so muss
sie zwei Bedingungen erfüllen. Es kommt auf eine schnelle und sichere
Bestimmung und Ausführung derselben an und die Untersuchung muss so geschehen,
dass wir nicht nur im allgemeinen die Zusammensetzung der Böden erkennen,
sondern uns auch eine genaue Vorstellung von der Konstitution der
einzelnen Bodenbestandteile bilden können.
Man kann durch Knop’s Methode über die nachhaltig wirkenden, gegebenen
Fruchtbarkeitsbedingungen der Böden, nicht aber über den momentanen Düngungs-
zustand des Bodens Aufschluss erhalten. Immerhin können wir aber durch unsere
Methoden bestimmen, welche leicht löslichen assimilirbaren Pflanzennährstoffe in
geringster Menge und welche im Überschuss vorhanden sind.
Selbstverständlich mussman die genaueste Beachtung der physikalischen, geogno-
stischen und Vegetationsverhältnisse des Bodens mit der chemischen Untersuchung
gleichzeitig verfolgen.
Fragen, für welche Cultur ist dieser Boden am besten geeignet, wie nach-
haltig werden seine Erträge, welche Dünger werden ihm zuerst zuzuführen sein,
welche Meliorationen wären mit ihm durchzuführen, welche schädlichen Stoffe aus
ihm zu entfernen oder zu neutralisiren ete., lassen sich jetzt schon durch geeignete
Bodenanalysen beantworten.
Nicht nur, wenn es sich um die mineralogische Bestimmung der Abschlemm-
produkte handelt, ist die Untersuchung derselben unter dem Mikroskop von Wichtig-
keit, sondern sie darf auch selbst dann nicht unterlasen werden, wenn es sich
nur um die Grössenbestimmung und Reinheit der abgeschlemmten Produkte handelt,
da diese keineswegs blos aus Thon bestehen, sondern mit mehr oder weniger
Quarzstaub verunreinigt sind. Für die Charakteristik des Bodens ist es aber wichtig,
dies zu beachten und namentlich, welche Differenzen in den verschiedenen stärkeren
und feineren Körnchen bestehen.
Wichtiger als die mechanische Analyse ist aber die chemiche.
In Bezug auf die zur Bodenanalyse anzuwendenden Lösungsmittel bedarf
es wohl kaum einer Erörterung, dass Kohlensäure und Essigsäure zur Bereitung der
Extrakte weniger geeignet sind, dass Flussäure viel zu weit geht und dass wir das
Maximum der Wirkung durch Digestion mit einer Salzsäure von 1'115 sp. G. wie
dieselbe leicht und rein durch Dampfdestillation stärkerer oder schwächerer Säure
zu erreichen ist, erhalten. Rücksichtlich der Dauer der Digestion gehen die Angaben
weit auseinander. Während sonst zwei bis dreistündige Digestion im Wasser oder
Sandbade empfohlen wurde, verlangt Hilgard sogar eine fünftägige Einwirkung
eines Säureüberschusses im Dampfbade.
Die Bestimmung der hygroskopischen Feuchtigkeit und des Glüh-
verlustes geschah in üblicher Art und Weise. Bei humusreichen u. Moorböden
geschah sie nach (Loges V. St. Bi. 28.). Enthält der Boden die Karbonate der
alkalischen Erden in grösserer Menge, so lassen sich bekanntlich nach stärkerem
Erhitzen beide Carbonate nicht wieder regenerieren, da sich Silicate gebildet haben.
In solchen Fällen ist es besser den Boden im Gebläse zu gelühen u. zu wägen und
in einer besonderen Probe die Kohlensäure zu bestimmen.
Der Humus wurde aus denı Kohlenstofigehalt nach der Elementaranalyse
mit Kupferoxyd und Silber ete. bestimmt. Die mit dem Faktor 0'471 multiplizierte
Kohlensäure, gist die Humusmenge. Die Chromsäuremethode gibt in Folge un-
vollständiger Zersetzung und Oxydation u. in Folge der Bildung von Essigsäure zu
niedrige Werthe. Die Kohlensäure des Bodens verdrängt man vorher durch Phos-
phorsäure oder bestimmt sie separat und bringt sie von der gefundenen Gesammt-
kohlensäure in Abzug.
Zur Bestimmung des Absorptions-Coöffizienten des Bodens empfiehlt
sich die Methode von Knop, die sich durch schnelle u. leichte Ausführbarkeit
auszeichnet. Man verwendete die durch 1 mm. Sieb gewonnene Feinerde. Die Correetur
für das vom Wasser absorbirte Stickgas muss für jeden Azotometer vorher fest-
gestellt werden
Als Absorptionsgrösse betrachtet man die Menge des absorbirten Stickstoffes
in Volumtheilen auf 100 Gew. Boden bezogen. Die Kenntnis dieses Coöffizienten ist
für die Beurtheilung der Fruchtbarkeit eines Bodens von hohem Werth.
22
Die Stiekstoffbestimmung der Böden geschah entweder nach der
Natronkalk- oder auch nach der Schwefelsäure-Methode. Im letzteren Fall unter
Zusatz von Baumöl oder Phenol.
Die Beschaffenheit ds Humuses ergibt sich zum Theil aus dem
Verhältnis, in dem der Kohlenstoff zum Stickstoff gefunden wird, je enger das
Verhältnis bei mittlerem Humusgehalt ist, um so günstiger, aber auch aus der mickro-
skopischen Betrachtung und der Reaktion von neutralem Lakmus, wenn dieselbe
bleibend sauer ist, was auf ungenügenden Luftzutritt im Boden oder ungünstige
Lage des Bodens deutet.
Rücksichtlich der Phosphorsäurebestimmung ist nur zu bemerken,
dass die organische Substanz vorher zerstört u. die Kieselsäure gut abgeschieden
werden muss. Nur bei Moorböden muss diese Entferung der organischen Materie
durch Zusatz von Kali u. Schmelzen mit Salpeter duch Glühen überhaupt geschehen.
Die Kalkbestimmung im salzsauren Auszug kann entweder unter Zusatz
von Schwefelsäure, Eindampfen und durch Alkoholzusatz als Gyps geschehen oder
wenn wenig Eisen und Kalk vorhanden ist, durch zweimaliges Fällen mit Ammoniak
nacheinander und dann mit Ammonoxalat. Der Kalk wird im Gebläse geglüht, als
Ätzkalk oder als Gyps gewogen. Die Doppelfällung ist bei sehr wenig Kalk und
viel Magnesia besonders angezeigt.
Bei geringem Kohlensäuregehalt des Bodens bestimmt man die Kohlensäure
in5 G. im Wasser suspendirten Boden, indem man ihn mit titrirter Salpetersäure zum
Sieden erhitzt und mit Lauge zurücktitrirt u. die gefundene Kohlensäure auf die
x»quivalente Kalkmenge umrechnet. Man findet so den an Kohlensäure gebundenen
Kalk. aber nachdem, wie neuere Vegetationsversuche darthun, ein Zusammenhang
zwischen dem Kohlensäuregehalt des Bodens und den von den Pflanzen aufge-
nommenen Kalkmengen nicht besteht und neben dem Gyps, dem kohlensauren und
dem humussauren Kalk, besonders noch die leicht zersetzbaren, in Salzsäure
löslichen Kalkmengen, die als zeolithische Kalksilicate im Boden enthalten sind, in
Betracht kommen, so ist auch die Methode der Kohlensäurebestimmung zur Fest-
stellung der wirksamen Kalkmengen des Bodens nicht mehr massgebend und kann
umgangen werden.
Bestimmungen des spezifischen Gewichtes, des wasserfassenden Vermögens,
der Porosität u. Capillarität des Bodens haben, im Laboratorium bestimmt, für den
Landwirt keinen grossen Nutzen. Es ist sehr schwer eine eingesandte Bodenprobe
so zu prüfen, wie sie sich in natürlicher Lagerung verhält; auch ist der intelligente
Okonom über diese Beschaffenheit der Ackerkrume durch den täglichen Umgang mit
ihr hinlänglich unterrichtet.
Dagegen ist die Bestimmung der Absorptionsfähigkeit des Bodens werthvoll.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass ein Boden um so besser und frucht-
barer ist, je bedeutender seine Mächtigkeit ist, je günstiger die Mischungsverhält-
nisse der Bodenkonstituenten sind, je mehr Feinerde und Pflanzennährstoffe er
enthält, je höhere Absorptionskoöffizienten er aufweist, je enger das Verhältnis von
Stickstoff zu leicht löslicher Phosphorsäure, Kali und Kalk wird, je mehr aufge-
schlossene Silicatbasen oder Zeolithe er enthält und je reicher die Bodenluft an
23
Kohlensäure ist. Auch soll der Boden frei sein von den, das Pflanzenwachsthum
benachtheiligenden Stoffen und reich an assimilirbaren Pflanzennährstoffen.
Düngkräftig gilt gegenwärtig ein Boden, wenn er 1 pro Mille Stickstoff
enthält, nicht unter 1 pro Mille Phosphorsäure besitzt und ”/,, Mille leicht lösliches
Kali enthält. Kalkreich anzusprechen sind Sandböden bei einem Gehalt von 10 pro
Mille, Thonböden bei 20 und noch mehr pro Mille, indem sie erst dann üppigen
Kleewuchs zeigen und keine merklichen Mengen Eisenoxydul im Obergrunde sich
bilden lassen.
Die Bodenbeschaffenheit der ackerbaren Felder der Herrschaft
Frauenberg.
Die Fideicommisherrschaft Frauenberg, der auch das Gut Zirnau
einverleibt ist, liegt bekanntlich in Südböhmen in einer Seehöhe von 395 m (Bud-
weiser Kreise) und grenzt im Norden an die Herrschaften Moldauthein und Bechin,
im Osten an die Herrschaft Wittingau, im Süden an die Besitzungen der Stadt
Budweis und die fürstlich Schwarzenberg’sche Herrschaft Krumau, im Westen
an Netolitz und Protiwin. Sie liegt im südböhmischen ausgedehnten Tertiärgebiet,
welches die durch den Forbeser flachen Gebirgsrücken von einander getrennten
teichreichen Ebenen von Budweis und Wittingau einnimmt.
Beide Ablagerungen besitzen nach Angabe böhmischer Geologen*) eine durch-
aus einheitliche Entwicklung, aus der man schliessen kann, dass die Ablagerungen
dieses Gebietes Schichten derselben Gebilde eines ehemals zusammenhängenden
Binnenseees seien, der sich weit über die heutigen Grenzen der Ablagerungen
hinaus in Südböhmen und in Theilen der Nachbarländer ausgebreitet hat.
Die Herrschaft Frauenberg liest auf wellenförmigem, zum Theil auch bergigen
Land, welches vom Norden, Westen und Osten her sanft gegen die Moldau abfällt.
Die südöstliche Gegend gehört ganz zur Budweiser Ebene, in welcher das junge
Flötzgebirge nur hie und da als lockerer Sandstein oder Thon zum Vorschein
kommt, sonst aber vom aufgeschwemmten Land bedeckt ist. Besonders bergig ist
der nördliche Theil der Herrschaft um Burgeholz und im Osten in der Gegend
von Adamstadt.
Der grössere, zum Theil gebirgige Theil der Herrschaft hat Gneis zur
Unterlage, dem sich bei 'Frauenberg dann nördlich von Kresin an der Moldau und
westlich von Tischau, Granit beigestellt.
Nordwestlich von (Tischau) Podhrad findet sich ein mächtiges Quarzfels-
lager, im Walde Rachacka und im Dorfe Nemanjie zwei mächtige Kalksteinbrüche,
welche die Herrschaft ausreichend mit diesem nützlichen Mineral versehen können.
Unweit Zliv findet man Eisenocker und mächtige Lager feuerfesten Thones sowie
Ablagerungen von Töpferthon.
Die Schichtenfolge am westlichen Rande der Budweiser Tertiärablagerung
ist am vollständigsten erkannt. Zu unterst liegt minder grober Sand, der sich
*) Bodenanalysen von Wittingau siehe: „Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurch-
forschung von Böhmen“ VIl. Bd. No. 3 von Dr. J. Hanamann.
24
häufig zu weichem Sandstein befestigt und stellenweise sehr harte eisenschüssige
Partien enthält. Mit dem Sand wechseln häufig lichtgraue oder bunte, zum Theil
plastische Thone. An manchen Orten liegt Thoneisenstein, seltener Brauneisenstein.
Stellenweise kommt Magnesit vor. Die oberen Schichten bestehen aus Sand mit
eingelagertem Thon und darüber folgendem Schotter und führen hie und da Lignit-
flütze von meistens beschränkter Ausdehnung und geringer Mächtigkeit; welche
hauptsächlich am Rande der Budweiser Ablagerung und in der Nachbarschaft vom
emporragenden Urgebirgsrücken berührt werden. Es sind Randbildungen des grossen
miocaenen Binnensees.
Der Boden ist im westlichen und südlichen Theile der Herrschaft links
von der Moldau meistens von schwerer thoniger Beschaffenheit, vorzüglich zum
Weizenbau geeignet, sehr fruchtbar, im nördlichen und östlichen Theile der Herr-
schaft rechts von der Moldau weniger fruchtbar, zum Theil sandig und steinig mit
einer seichteren Ackerkrumme, da sie an den Bergrücken durch Niederschläge
leicht abgewaschen wird, daher nur in den Thalgründen und Niederungen mächtiger
auftritt.
Den steinigeren Boden bedecken ausgedehnte Waldungen, die in zehn Reviere
eingetheilt Sind und grösstentheils hochstämmiges Nadelholz, besonders aber im
Thiergarten Buchen, Eichen und anderes Laubholz enthalten.
Das Klima von Frauenberg ist feucht und mild.
Rücksichtlich der Temperaturverhältnisse sind die Abweichungen in dieser
Gegend im Vergleich mit anderen Gegenden Böhmens nicht sehr bedeutend, obwohl
in den verschiedenen Theilen der Herrschaft nach Massgabe der Lage beträchtliche
Verschiedenheiten eintreten. Während aber der wärmste Theil Böhmens bei 155
Seehöhe eine durchschnittliche Jahreswärme von + 8'87°C besitzt, hat Frauenberg
eine Jahreswärme von +4 8'45°C. Doch hat es mehr ackerbare Fläche in der
Ebene liegen und ist den Windstrichen von vielen Seiten ausgesetzt und von
häufigen Nordost und Nordwinden heimgesucht.
Nachteilig beeinflussen aber besonders die Spätfroste im Frühjahr und der
mitunter grelle Temperaturwechsel das Pflanzenleben. Im letzten Jahrzehnt war die
höchste Temperatur im Schatten 4 32:5° C, die niedrigste — 25°5°C. Das Klima
ist mässig feucht, doch gehören zu den klimatischen und meteorischen Eigen-
thümlichkeiten dieser Gegend die häufigen und meist sehr heftigen Gewitter, die
sich nicht selten mit verheerenden Hagelschlägen entladen und deren Auftreten
den vielen Sumpf, Moorgründen und Teichen zugeschrieben wird, aus welchen
starke Dunstmassen emporsteigen, häufiger wie in anderen Landesteilen und die
sich zu Gewitterwolken ausbilden, die der hier eigenthümlichen Richtung der Ge-
birgszüge folgen.
1. Der Meierhof Wondrov.
Der landwirtschaftliche Besitz ist in drei Sektionen geteilt. Der Meierhof
Wondrov gehört zur ersten Sektion und besitzt ein musterhaftes Meiereigebäude,
25
bei dessen Herstellung sich der hohe Besitzer nicht ausschliesslich von wirt-
schaftlichen Gründen leiten liess, sondern dem vielbesuchten Prunkschlosse Frauenberg
ein landwirtschaftliches Bauwerk einzuverleiben beabsichtigte, das in der malerisch
schönen Gegend auch den ästhetischen Anforderungen entspricht, wie es anderseits
auch den modernen Ansprüchen als Nutzgebäude volle Rechnung trägt.
Zu Wondrov gehören 168'3 ha Acker und 94 ha Wiesen. Das Verhältnis
des Wiesenlandes zur ackerbaren Fläche ist somit ein recht günstiges. Nach Angabe
(les derzeitigen intelligenten Direktors Oswald ist der Schwerpunkt in der Bewirt-
schaftung mit Berücksichtigung der klimatischen un örtlichen Verhältnisse, sowie
um den modernen wirtschaftlichen Tendezen zu entsprechen, in die Viehproduktion
gelegt worden, doch in der Art, dass zwischen diesem und der Pflanzenproduktion
kein abnormes Verhältnis besteht. Der zum Ersatz der Bodenkraft nöthige Stalldünger
wird in der Wirtschaft selbst gewonnen und ebenso das für eine ausreichende
Ernährung des Viehstandes nötige Futter, das durch eine rationelle Thierhaltung die
möglichst gute Verwertung findet.
Wondrov besitzt Ackerböden von zweierlei Beschaffenheit, mehr leichte
und recht gebundene. Die Felder sind zumeist drainirt, die Wiesen systemmässig
bewässerbar. Leider sind unsere Drainanlagen noch sehr der Verbesserung bedürftig,
da sie auf die Abschwemmung des Humuses keine Rücksicht nehmen. In dieser
Hinsicht sind die neuesten, mit voluminösen Rohren ausgestatteten Schutzdrains-
anlagen, wenn auch kostspieliger, so doch rationeller.
In der Fruchtfolge herrscht der Grundsatz, dass zwischen zwei Halmfrüchten
entweder Hülsen-, Hack- oder Futterpflanzen zu stehen kommen.
Der derzeitige Fruchtfolgeturnus ist folgender:
1. !/, genützte Brache, '/, Hackfrucht (bei Rübe Düngung mit Superfosfat
u. Chilisalpetr). 2. Winterung. (Kalkdüngung 20—30 Meterzentner pro Hektar)
». Klee einjährig. 4. Klee zweijähriger (Raps) mit starker Superphosphatdüngung
5. Winterung. 6. Hackfrucht. 7. Sommerung. 8. '/, Hackfrucht. "/, Futter (mit
“ Kunstdünger.) 9. Sommerung.
Die Bodenbearbeitung wird seit vielen Jahren mit dem Dampfpflug vor-
genommen, somit ist die Bewirtschaftung das Hofes Wondrov eine sehr intensive.
Um Frauenberg herum wächst noch saueres Futter, welches der Milchproduktion
nicht besonders günstig ist. Cultur und Ernte besorgen jetzt nur noch Maschinen
statt der immer theurer werdenden Handarbeit.
In dieser Meierei wurden vier charakteristische Bodenproben ausgehoben,
welche pr. Hektar ergaben im 10jähringen durchschnitt: Weicen 23'6 hl Korn
23'0 hl Gerste 29-45 hl Hafer, 402 hl Rübe 150 q Kartoffeln ?
Die Tiefe der Ackerkrumme beträgt bei 1.=26, bei 2.=31 bei 3.=23
und bei No. 4= 28 cm. Die Unterlage ist bei No. 1. Tegel bei 2.—= Tegel und
Sand, bei 3.—= Sand und Gneis. bei 4 Thon, I, II, IV sind Weizenböden, No VII-
Kornboden.
26
Ergebnisse der mechanischen und Schlämmanalyse.
In 100 Gw. Rohboden waren enthalten:
|
No. T. | II. u I
Meierei Wondrov
- 7. ie
Sen pole | u pest | mehle za
, u remisu | cesty zadnf zahradou
Grobe Steine (3 mm u. darüber | 24 | 4:6 | | 4:0
Steinchen (über 2mm) . . . | 2:0 | 2 | 152
Grober Kies (über Imm). . .ı 31 | 24 40 | 3.4
Summe Steine... .. 6) | 97 | 106 | 8:6
I | |
Menge der Feinerde ...| 925 | 9038 | 894 | 914
Feinsand (050mm) . .....) 162 | 192 302 25-0
Streusand (025mm). ....| 185 | 30 | 25 | 224
I | |
Staubsand (010mm). . .. .| 158 | 19:4 15°7 195
‚ Feinster Staub (005mm). ..| 182 | 79 | 79 | 38
| || ||
Thon (Schlamm)... ..... 31:3 305 | 207 | 29-3
Tr7 T |
| 100 | 1000 | 1000 100:0
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde waren enthalten:
I
| |
Hygroskopisches Wasser... .| 3850 | 2010 | 2185 | 3.065
Humusstoffe . 2 222.2 .. | 3285 | 2150 | 20% 3:452
Hydratwasser 2. 2 22 2%.| 2740 | 1590 1:430 1-678
Glühyerluster u 2 m 9:875 5750 | 5'640 8:195
In heisser concent. Salzsäure lösliche Stoffe.
No. |
! ze a
Meierei Wondrov
Bestandteile pole | u pesf | mehle za
u remisu | cesty | zadni , zahradou
Eisenoxyd (Manganoxyd) .%, | 1904 | 2045 | 1650 2408°
| | | ;
honerde a el |esa| 363] 1380| 1505
Summe der Sesquioxyde.| 3736 | 3408 | 3:030 | 3913
| || |
|
In cone. Schwefelsäure lösliche | | |
Stoffe zes A a oT 216,305 4037 5:092
(Vorherrschend Thonerde) | |
Gesammtstickstoff . . . . 0126 | 0112 0'106 0'154
In cone. Salzsäurelösliche Monoxyde in Prozenten- der Feinerde.
0210 | 0121 | 0088 | 0218
Dale 1083 | 0760 | 0235 1075
Magnesiumoxyd . |
|
Kaliumoxyd 0:182 || 0.163 | 0.147 0'226
In concent. Salpetersäure lösliche Säuren:
Schwefelsäure... .... .|| Spuren | Spuren | | Spuren
| | | > :
CHIOESL ET NE ae | Spur | Spur | Spur | Spur
Kohlensäure ... ....| 0402 | 0'235 0:070 | 0355
Phosphorsäure . . DL: 0:068 | 0056 | 0044 0081
In Salzsäure lösliche Stoffe.) 5578 | 4915 | 3:683 | 5533
Quarz, Kieselsäure und schwer lösliche Silicate
Rückstand nach dem Auskochen \ | Ä
mit conc. Salzsäure und cone. 78'100 | 833.030 | 86:640: | 81'180
Schwefelsäure in °,, d. Erde J | |
Absorption nach Knop .. . 54 | 43
32 46
28
Unter Feinerde ist also die durch ein 1 Millimetersieb durchgegangene
Erde zu verstehen.
Der Praktiker bezeichnet die Erden I, II und IV als Weizen- III als Korn-
böden. Die Analyse zeigt, dass die drei ersten Böden an thonigen Teilchen um
10°, reicher sind als No III und gegen 30° thonigen Schlamm besitzen, dass
ihr Glühverlust grösser ist und der in Säuren lösliche Anteil an Thonerde und
Eisenoxyd bedeutender ist als in No III. Dasselbe gilt von der Absorption. Der Weizen
liebt einen sehr bindigen Boden. Aus der physikalisch-chemischen Analyse erklärt,
sich ungezwungen dieses Verhalten der vier untersuchten Böden dieser Meierei.
Alle Erden enthalten neben Eisenoxyd, geringe Quantitäten von Eisenoxydul,
das in grösseren Mengen in neutralen Böden schädlich auf die Vegetation wirken
kann und gegen welches das „Kalken“ des Bodens das beste Gegenmittel ist.
Der Humusgehalt dieser Böden ist normal, nicht geriug, der Stickstoffgehalt beim
Boden IV am höchsten, bei III am niedrigsten. Aus der Betrachtung der Analysen
ergibt sich weiter, dass der Kalkgehalt dieser Böden etwas grösser ist als derjenige
aller anderen Böden dieser Formation.
Es deutet dies auf die vor 25 Jahren bereits angelegentlichst empfohlenen,
starken; vieljährigen Kalkdüngungen hin, die besonders in dieser Meierei, die
auch Saturationskalk aus der fürstlichen Budweiser Zuckerfabrik jährlich bezieht,
durchgeführt wurden zum grössten Vorteil der Pflanzenproduktion.
Nach dem „Kalken“ bemerkte man eine auffallende physikalische Verbesserung
des Bodens, derselbe wurde mürber und liess sich besser bearbeiten wie früher,
auch beförderte er bei nassen Lagen die Austrocknung der Ackerkrumme,. Man
machte auch die Erfahrung, dass in hiesiger Gegend überhaupt zu Klee und
Leguminosen gekalkt werden muss, wenn günstigere Erfolge erzielt werden sollen.
Auf den Wiesen verliert sich die Säure, das Moos und bessere Gräser
treten auf, indem viele Unkräuter verschwinden. So berichtet die Direktion selbst
nach vieljähriger Benützung des Kalkes als Dungmittel und Verbesserungsmittel
dieser Böden.
Der kohlensaure und humussaure Kalk dieser Boden ist gering. Eine vor
27 Jahren ausgeführte Analyse eines Wondrover Bodens aus der Meiereinähe
gab folgende Resultate:
Steine 441°, des lufttrockkenen Rohbodens.
Steinchen 750
Sktelet 11'91%. der Thongehalt betrug 20:75°%
Feinerde 83:09 der Kalkgehalt — 006%
100:00.
Der Glühverlust betrug 9:60°%.
In 100 Gew. lufttr Feinboden waren enthalten:
29
Kalkcarbonat . 0’10°o
Kali ... .0:16%in cone. Salzsäure löslich.
Phosphorsäure 0:05”
Durch Säuren aufgeschlossene
Basen 712%.
Absorption 78.
Mit Flusssäure aufgeschlossen waren in der Feinerde enthalten nach Abschlag
des Glühverlustes:
Kieselsäure (als Quarz) . 45°52%
Kieselsäure (als Silicat) . 29:92%
Ikhonerdegeur ee GOLD
Eisenoxyd . . . ..... 474° (inel. Phosphorsäure)
Kaleiumoxyd . . . ..... 044%
IMasnesiae a arte
Natron el
Kalieg ehren,
Summe der Bestandteile . 99:90
Der in Säuren leichter lösliche Kalianteil ist in diesen Böden durchwegs
geringer, wie in den Löss-, Basalt, Gneis- und Kalkböden der nordböhmischen
Besitzungen, höchstens 0'2°%. während er in den Genannten 0'4—0'6° beträgt.
Der äusserst geringe Schwefelsäure- Chlor-, und Kalkgehalt beweist, dass diese Erden
bei ihrer Bildung und ihrem späteren Absatz stark ausgelaugt und somit der lös-
lichsten Bestandteile beraubt wurden. Eine Phosphorsäure und Kalidüngung wird
daher in diesen Böden unentbehrlich sein, und sind besonders solche Verbindungen
zu wählen, die den Acker auch mit Schwefelsäure und Chlor bereichern. Wir
empfehlen Superphosphate und den Sylvin (Chlorkalium Stassfurths) neben weiterer
starker Kalkung und Stallmistdüngung.
Bei intensiver Bodenbearbeitung und Düngung sind wir überzeugt, dass
diese Böden noch höhere Erträge abwerfen werden, dass sie namentlich der Zucker-
rübe besser zusagen und ihre quantitative Ernte sichern werden.
Namentlich ist auf den sehr bindigen Thonböden eine öftere starke Kalkung
neben Düngung unerlässlich, weil dieser graue bindige Boden mit Wasser benetzt,
zu einer festen, oft steinharten Masse eintrocknet. Die geringe Flockungsfähigkeit
dieses Bodens wird aber durch Kalkwasser derart gehoben, dass beim Eintrocknen
eine feinkrümmelige Masse zurückbleibt, die den Pflanzenwuchs weit besser fördert,
wie das Vegetationsversuche mit diesem Boden in Mettalltöpfen beweisen, die an
der Lobositzer Versuchsstation durchgeführt wurden.
Wir gedenken hier auch der Thonablagerungen von Frauenberg (bei
Zahai u. Zliv), welche in der Versuchsstation zu verschiedenen Zeiten wiederholt
untersucht wurden und deren Zusammensetzung wir bier übersichtlich wiedergeben.
30
Thone, die sich durch Feuerbeständigkeit auszeichnen und welche in Zliv im grössten
Massstabe industriell verwertet werden. Die Fabrik ist mit den neuesten Apparaten
versehen und erzeugt gesuchte Artikel.
Drei Thonproben hatten folgende Zusammensetzung:
In Schwefelsäure uud Salzsäure lösten sich . . 30'409, . . 29:10,
Entspricht Thon (Al, Si, On) Sr 2 2 65er 2 163:0000
In Kalilauge unlöslicher Rückstand . . . . . 19:65%, . . 23:90%%,
Kieselsäure in Kalilauge löslich . . . .... . 3695%, . . 35'10%
Reiner Quarz im Rückstande . .. . 2... 427% .. 566%,
Die geglühten wasserfreien Thone von Frauenberg hatten verglichen mit
dem von England zugeführten, bei Dresden fabriksmässig auf schwefelsaure Thon-
erde verarbeiteten Weissthon und mit dem Marienbader Porzellanthon (beide Thone
in der Station untersucht) folgende Zusammensetzung.
Be Frauenberger Frauenberger Englischer Marienbader
Schieferthon Pfeifenthon Weissthon Porzellanthon
I II II IV
Kieselsäute . .. 2 293:09° 0 a 2 HT 3 DAT De 65
-Ihonerde.n. nr 2 288:ld 2 2 BDO 2 43:0 3
BISENOXyA Ana cr anf, ZOO an DAB De 0:42
Die geglühten Thonproben in Druckflaschen eine Stunde bei 150° C mit
conc. Schwefelsäure behandelt, lieferten:
II Ill IV
Thoneidess sen we a een
Eisenoxyd... - 7 2 ee eu cr DO De DZ)
Kieselsäurereichen Rückstände . . 6133 . . 6069 . . 6016 . . 69:44
Auf 100 Gewichtsteile aufgeschlossener Thonerde entfallen:
Bisenoxyd... WUNDEN BI N BL ZIERT TE AH
Für die Erzeugung von schwefelsaurer Thonerde ist der Zahajer Thon nicht
brauchbar, da er zu viel Eisenoxyd enthält, dagegen zeichnet er sich durch unge-
wöhnliche Feuerfestigkeit aus und wird zu Chamottewaren verarbeitet.
Eine Magnesitprobe von Frauenberg enthielt in 100 Gewichtsteilen der
lufttrockenen Steinprobe:
Mamesiau 2
Kalk 37. ee 6
Eisenoxydul . .... 2°... 7070
Kieselsäure om 03:50
Kohlensäure . . . . . . 48:92 .i
In 100 Gew. lufttrockenen Thones waren enthalten:
31
IT
|
Thonprobe
| Thonprobe | Thonprobe
Bestandteile |
| IE II. II.
Glühverluspeen se oe 15:92 13:00 11:90
IKreselsauresens as retten. 48 90 49:50 51:00
INNonerderege ee Wer. 30:02 31-50 32:78
EISEN OXy da RE 2:66 1:90 1:77
IMaonesiap se a ar ac 0:57 0:45 0:22
Kalkar Spur Spur Spur
Kal er ale ae 145 1:62 >
2:59
NAONEEDEn nen 0:23 058
99-75 98 55 100:22
Eine Verwertuug findet der Magnesit in den Stahlgusswerken.
Eine Braunsteinprobe aus der Umgebung von Zliv enthielt:
Wasser , SE
Quarz u. Quarzart .
Eisenoxyd
Mangansuperoxyd
Manganoxyd BR
Alkalien u. Erden.
2. Meierhof Kresin.
167
55:62
2:40
31:50
432
4:49
100:00
Die Meierei Kiesin verfügt durchweges über sogenannte Kornböden und be-
Untersucht wurden Bodenproben von den Feldern:
sitzt folgende Fruchtfolge: 1. Mischling, 2. Winterung (Kalkdüngung) 3. Einjähr.
Klee 4. Winterung (mit Superfosfat) 5. Hackfrucht (Phosphatlüngung) 6. Sommerung,
7. Hackfrucht 8. Sommerung. (Zu Mischling und Hackfrucht starke Mistdüngungen.)
Die Erträge sind im zehnjährigen Durchschnitt: Korn (24:82), Gerste (27:00).
Hafer (40:20), Rübe (180), Kartoffel (220).
32
Feldstelle: za
stodolou
Tiefe der Ackerkrumme . . . . 26 cm
Bezpal- Eisne-
covsk& 42d rovsk&
22 cm 20 cm
In 100 Gew. des rohen lufttr. Bodens sind:
Grobe Steine (3 mm darüber) . 34 145 rl
Steinchen (über 2 mm) . 12 2:3 1'8
Grober Kies (über I mm) il 3:7 2:9
Skelet 77 20:5 78
Feinerde (durch Imm Sieb) . . . . 92:3 19:5 92:2
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde waren enthalten:
Reinsand (0:50. 2m) 7 2°27°27°.27 72305 20:2 257
Streusand (025) . ee 24:6 294 20:8
Staubsand@(0110)2 2 ser 18.0 17:3
Feinster Staub (0.05 mm) ... 142 114 rer
Ihon@tschlamm)er rer 210 a)
ZAUSammen er re 100°0 1000
In 100 Gewichtsteilen lufttrock. Feinerde waren:
Hygroskopisches Wasser. . . . 1'505 2:950 2'145
HumusBlofewess er 02380) 3:012 2:071
Hydratwassen nl 01, 1'018 1'874
Glühyerlustere sr reet895 6980 6090
In cone. Salzsäure lösliche Bestandteile:
Eisenoxyd (Mangan) .... 2'108 2'850 2:473
Dhonerdeg zu. n,..r vawe SI 2:490 1'867
Summe der Sesquioxyde. . . . 4005 5'340 4340
Caleiumoxyd . 023 0.230 0'160
Magnesiumoxyd . . ...... 0'168 0101 0:012
Kalium oxyse (a 0'175 0:197
In Salpetersäure lösliche (Säuren) Stoffe:
I III
Schwelelsan nes Sure —_ Spur
CHlOy Sa en an 20 er = Spur
Kohlensaurer ar 20.2.2222°20:0248: 0.085 0035
Bhosphorsanrew. 222 220:000: 0.072 0'095
Kieselsäure und Natron sind nicht weiter angeführt.
Summe der iu Salzsäure löslichen Stoffe .
4705
6029
5:025
Pod
drevniei
Tem
2'680
3'181
2:919
3:780
3'016
3:154
6170
0:145
0'328
0:296
Spur
Spur
0:050
0:102
7141
53
Rückstand nach dem Auskochen der Erden mit cone, Salzsäure und conc.
Schwefelsäure als Quarz, Kieselsäure und schwerzersetzbare Silicate:
Eirekstander 2 80:06000 2 82:9808 7 ,,85:580° 2 219700
In cone. Schwefels. lösliche Stoffe (Thonerde) . 4340 . 4712 . 3'305 . 4.359
Berekstoltvehaltedergs Erden OD O2 05126
AbSonptionEe en. 202 56 . 35 60
Diese Ackererden sind charakterisirt durch eine ungewöhnliche Armut an
Kalk, Schwefelsäure, Chlor, stehen im Kaligehalt den Wondrover Böden nicht nach,
ebenso im Phosphorsäuregehalt, dagegen sind sie thonärmer, aber aufgeschlossene;
wie jene bei gleichem Stickstoffgehalt. Deshalb eignen sie sich besser zum Korn-
als Weizenbau. Der Zuckerrübe sagen sie besser zu wie die Böden von Wondrov.
Auch für diese Böden werden die, für die vorhingenannten Böden empfohlenen
Dünger verwendet werden müssen; denn nach unseren experimentellen und prak-
tischen Erfahrungen, sowie nach dem heutigen Stande der Forschung über die
Pflanzennährung erkennen wir, dass durch einseitige Düngung mit den zwar wich-
tissten Pilanzennährstoffen, Phosphorsäure, Stickstoff und K ali, möglichst hohe Erträge
nicht zu erzielen sind, wenn im Boden nicht auch die übrigen Nährstoffe, Schwefel-
räure, Chlor, Kalk und Magnesia etc. vertreten sind.
Unsere kalkarmen Böden verlieren im Laufe eines Ja hres
mehr wie 500 Ag. Caleiumcarbonat pr. Hektar durch Auslaugung
und Ausbau, während sich dieser Verlust bei kalkreichen Acker-
böden auf das fünf- bis sechsfache steigern kaun. Deshalb haben wir
der Kalkdüngung schon seit 30 Jahren das Wort gesprochen und wissen, dass bei
unseren Feldern, die durch Jahrhunderte bebaut werden, die Verarmung sich
nicht nur auf die Phosphorsäure, sonderen auch auf die anderen Pflanzennährstoffe
und den humosen Teil des Bodens erstreckt, dass also von der Anwendung der
Kunstdünger im Allgemeinen auch nur dann auf dauernden Erfolg gerechnet
werden kann, wenn man nicht einen einzigen Parzialdünger, sondern Gemenge
verwendet oder mehrere Nährstoffe der Pflanzen nach einander folgen lässt, was
wesentlich von der zu bauenden Culturpflanze abhängig ist.
Die grösste Schwierigkeit macht noch die Düngung für mehrjährige Pflanzen,
namentlich für solche, welche sehr tiefgehende Wurzeln haben, da man, ist die
Fläche einmal damit bedeckt, nicht wieder tief mit den Ackerwerkzeugen eindringen
kann. Doch lässt sich bei der ersten Anlage etwas hiefür thun. Verwendet man
Kalidünger, so ist eine Kalkdüngung auch deshalb notwendig, weil sich das Kali
während der Absorption im Boden mit dem Kalk der Erde umsetzt und letzterer
in Freiheit gesetzt und durch das kohlensaure Wasser der Niederschläge als Bicar-
bonat ausgelaugt wird.
Für Wintersaaten empfiehlt sich mit Vorteil das schwefelsaure Ammoniak neben
Thomasschlacke und es kommt besonders in den kalkreicheren Böden zur Geltung,
3. Meierhof Altthiergarten.
Die Böden dieser Meierei bestehen aus Mischungen von Quarz, spärlich
Glimmer und Feldspat nebst Sand und Thon in Tertiär- und Gneisgebiet. Die
3
34
Praktiker bezeichnen sie als Kornböden, Weizen wird hier nicht gebaut. Die Erträge
betragen pr 1 ha im zehnjährigen Durchschnitt: 24:29 Korn, 24:00 Gerste, 40:59
Hafer, 160 q Rübe, 200 Kartoffeln. Die Fruchtfolge besteht hier in 1. Mischling
mit reichlicher Stallmistdüngung, 2. in Winterung mit Phosphorsäuredüngung
3. in Hackfrucht (Stallmist), 4. in Sommerung, 5., in Klee I, 6. Klee im 2. Jahr,
7. Winterung, 8. Sommerung.
I Il Ill
Tiefgründigkeit der Ackerkrumme . .. .29 .. 28 .. 27
Resultate der Schlämmanalyse.
In 100 Gew. lufttrockenen Rohbodens sind enthalten:
I 1I III
4 Hetzplatz, Zadnf podvo-
Bestandteile Boden stranou leSnie. cestou
Grobes Gestein . DE. ar Rs 6°6
Steinchen . . . . (TE ID. Sen er 68
Grober Kies . . I Ace er 42
Skeletsumme . .. Seas DON. er Kane Keltu6
Heinerde, 4 3832.47 95:25 722 are el I
Summer ER 100:0 0 0000;
IV
27 em.
IV
za plotem
u myslivny
64
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde (1 mm Sieb) waren enthalten:
Hemsanıe er a ee RZBED DE l
DITEUBANGN 1=, vor. ko ae ra 30 Ren ee 23 DE 2
Staubsand. =. 2. 0.0 Se Ale: SE)
Mehltein 2% 2.0 cu ne ee SA
Thonigesa(Schlamm)ser Sr 20 En
DUMMBL newer ee nal. ee rer A000 BIO NN
Hyenoskop. Wasser. 22. 7.0.0.227207.22. 74:210 2:160
Humusstoffenee es rar: 020 SPEER 225
Hydratwassen Br rem 22805 Ar SOSE
Glühverlust? Je 2 mnsE 0 #8:595 9060 . 5175
Ergebnisse der chemischen Analyse.
100 Gew. Feinerde geben an cone. Salzsäure (digerirt) ab:
I II III
Bisenoxyd (Mangan) . Erer2s1202E2 2322 3:035,07.2.5.01842
honerder ......... 2 20.00089:344 22 2000073:000 Bere
Summe der Sesquioxyde. . . . 3546 .... 6.685 .... 2405
11'8
1000
2:302
2:071
1:374
5'747
IV
1'461
2:652
4'113
35
Rs I II NR, IV
Valcınmosydas ee 0:02 ODE 0214003145
VATEBR 0 00,0 0 8 800 MO 20 WAUT a5 8 E re (WERR
Koller ee Er ee 0. 0:2482 7,2 ,0:0985,... .. 2..0:09%
In Salzsäure lösliche Basen:. . 4226 .. . 7406 ... 2832 ... 4856
Bestand der in Salpetersäure löslichen Verbindungen, Chlor und Schwefel-
säure in kaum nachweisbarer Menge:
Kohlensäure ee 0000 0A 0057
IEhosphorsäunese gr er 0.0902 270,039 0026. 0:05
Gesammtstiekstotuee re ul 0 AO 00 0:09
In Schwefelsäure lösl. Stoffe
(lhon erde) Wer 6,12 SE Bl AG ANDI 352 An
Rückstand nach Salz- und
Schwefelsaure 00 5077190002018736 0072228127102 4863190
INDSOLDUIOT EN 9 a 04 ha nd 2)
Auch in diesen Böden finden wir ausgesprochene Kalkarmut und wechselnde,
zum Teil unzureichende Vorräte an Phosphorsäure, ungleichen Gehalt an stickstoff-
haltigen Stoffen, der am geringsten bei Boden No. IV ist, ungleich aufgeschlossen.
Der Thongehalt ist bei allen Böden kleiner wie bei den Wondrover Böden,
auch die in Säure lösliche Kalimenge. Besonders bei den Böden I u. III werden
sich neben Stickstoff, Phosphorsäure auch Kalidüngungen empfehlen lassen. Die
mit Kalisalzen gedüngten Knollenfrüchte, namentlich Kartoffeln geben nicht nur
einen höheren Ertrag, sondern es besteht auch die Ernte aus einem höheren
Prozentsatz grösserer Kartoffeln, was für Exportzwecke nicht zu unterschätzen ist.
Was die zeolithische, in Natronlauge lösliche Kieselsäure betrifft, so ist
dieselbe hier nicht ziffermässig wiedergegeben, doch zeigen die kalkhaltigen und
kalkreichen Erden Böhmens einen viel höheren Prozentgehalt an löslicher Kieselsäure
und Thonerde als die nicht kalkigen. In den meisten Fällen laufen Kiesel- u. Thon-
erde mit einander parallel. Was die Absorption betrifft, so steht sie in einem engen,
bis zu einen gewissen Grade in Zahlen ausdrückbaren Verhältnis zu den aufge-
schlossenen Basen (Sesquioxyden und Monoxyden), doch spricht die Beschaffenheit
des absorbirenden Materials mit, aber Erden von grosser Fruchtbarkeit besitzen
immer hohe bis 100 und mehr aufsteigende Absorptionen, so der Malnitzer und
Schelehowitzer Boden bei Postelberg und Lobositz.
Die Kalibereicherung der Felder kann entweder mit Hilfe der Wiesen
geschehen, dass man solche damit reichlich düngt und das Futter in der eigenen
Wirtschaft verfüttert und als kalireichen Stallmist auf die Felder bringt, oder in
der Art, dass man die schwefelsaure Kalimagnesia auf den Dünger aufstreut,
vieileicht noch Torfmullm mit verwendet und so die Bindung des Ammoniaks be-
wirkt, weil die Magnesia mit Phosphorsäure und Ammoniak ein im Wasser fast
unlösliches Doppelsalz bildet u. so das Hüchtige Ammoniak festlegt, endlich in direkter
Weise, indem man die Kalisalze im Herbst vor dem Tiefpflügen des Rübenackers
3*
36
unterpflügt und nur eine kleinere Menge im Frühjahre gibt weil die untersuchten
Böden, vermöge ihrer Eisenschüssigkeit grosse Neigung zur Krustenbildung besitzen
und die Kalisalze dieselbe noch befördern, wenn sie nicht vorher im Boden eine
Zersetzung erfahren und günstige Bindnngsverhältnisse angenommen haben.
Nachdem die Sand- und Moorböden die kaliärmsten Bodenarten repräsentiren,
so wird sich Kalidüngung vernehmlich auf diese Bodenarten zu erstrecken haben,
denn nur in den seltensten Fällen werden die löslichen, für die intensive Cultur
benötigten Kalimengen in ihnen enthalten sein.
Auf den Feldern aber wird das Kali auch da wirken, wo eine intensive
Fruchtfolge kalireicher Pflanzen stattfindet, und hat sich im Lösslehm z. B.
von Lobositz Kainit zu Gerste und kübe gleichzeitig mit Ammoniaksuperphosphat
oder Salpeter und Thomasschlacke verwendet, schon im ersten Jahre bezahlt gemach -
Auf der Zittoliber Domaine wurden wieder mit Kainit uud Superphosphat zu Luzernt
klee verabreicht, vorzügliche Ernten erzielt. Ähnliche günstige Erfolge erzielt Herr
Verwalter Beze&ny in Kestran zu Gerste und kommt zu dem Schlusse auf Grund
seiner Düngungsversuche, dass die Kalidüngung für Gerste sehr rentabel ist.
Es bleibt noch zu erörteru, wann man den Boden bezeichnet als „kalireich.“
wann „mittelreich,“ wann „arm.“ Nach unsern zahlreichen Untersuchungen böhmischer
Ackererden ist der Boden sehr kalireich, wenn er an cone. Salzsäure bei 2stündigen
Digeriren an Kali abgibt :
Jerechnet auf Feinerde: Auf Rohboden:
Sehr kaliveich 237220720: 9272°270:6-- 0:55
Kaliveich@s 2 0BE 0A 0250
Kalıbedürikie ne 20 Sol
Sehrekalibenduntn ee. 2 O3llpi/ allen
Die Versuchsstation Halle findet nach ihren Untersuchungen:
Maximum . 0:464)° Kali
Mitteles. 8 3 203
Minmunersesr22220:270%%
»
Viel geringer sind die Kaligehalte der Moorböden.
4. Meierei Neuthiergarten,
Die hier in Betracht kommenden Böden sind wieder Weizenböden, mit
Ausnahme des Bodens No. III., der als Kornboden bezeichnet wird. Die Ackererde,
„u remisu“ ist aus verwittertem Gneis hervorgegangen, mehr thonig; der Boden
„v lukäch“ ist ein Flussalluvium, bindig, der „u senika“ Alluvium mit Schotter
untermischt, der „u pokutni hräze“ ist recht thonig. Die Fruchtfolge auf diesen
Veldern ist folgende: 1. '/, Mischling, '/, Rübe gedüngt mit Phosphorsäure 2. Winte-
rung mit Klee, mit starker Kalkdüngung 3. Klee 4. Klee 5. gedüngte Winterung 6.
Hackfrucht gedüngt mit Superphosphat.
Die Tiete der Ackerkrumme beträgt bei: Boden:
I II III IV
29 cm 28 cm 26 cm 27 cm
In 100 G. Rohboden (OÖbergrüde) waren im lufttrockenen Zustande
enthalten: .
| I II 1081 IV;
Skeletglieder | u remisu v lukäch u velkeho u pokutnf
| II I senika hräze
|
Steinchen (über 3 mm) ... 3 | 03 04 1:3
Grober Kies (über 2 mm) . . . 06 | 01 0:3 0:3
| Kies (über 1 mm)... ... 1:8 0:5 0:8 07
Skeletsumme 3) | 0:9 1 2
| Bene 20 9462. 2.09: 985 | 907
In 100 Gew. lufttrockner Feinerde waren enthalten:
I 11 | II IV
et on LEE N Se er
Feinsand (über 050 mm)... 203 128 | 157 13-9
Streusand unter (025)... - . 284 (Ss 2713 16°5
Staubsanderer (02E0) 10:8 10:5 17:0 13:2
Mehlfen „ (005) :- .. 11:0 36°9 18:5 | 28:2
' Thonige Theile (Schlamm) . .| 295 29.5 215 | 282
=3 l
100:0 1000 100.0 100-0
| Hygroskopisches Wasser . . .' 3705 | 3724 | 32042 SA)
iinmusstofes. 20, a2 «2315 4035 2:857 | 3450 °
, Hydratwasser (gebundenes) . . 1200 A017 217212847 | 72:530
Summe Glühyerlust . . ... | 7220 | 9160 | 7-345 10:690
|
38
Bestand der in Salzsäure löslichen Stoffe:
|
| I II III IV
|
Eisenoxyduloxyd . . ... 2044 2:900 2:735 4.005
ihonentere ee 3146 3250 3:240 3650
|
\ Sesquioxyde 5.190 6150 Seh 1.655
Bestand der in Salzsäure löslichen Monoxyde:
Kalk . 034 0108 | 0124 0'312
Skala u 0202 0,224 0222 0250
|
|
Summe der in Salzsäure lösl.
Basen: 6062 6:789 6958 9038
' Rückstand nach der Salzsäure-
und Schwefelsäure- behandlung: 0'460 19:580 | 81'840 19:580
‚ In Schwefelsäure lösl. Stoffe | |
| (Thonerde) E a |, 16908 4471 4157 3.192 |
| | |
Bestand in löslichen Säuren:
Schwefelsäure und Chlor sind auch in diesen Böden nur spurenweise enthalten:
Kohlensäure 0'155 0.035 0.048 0:095
Phosphorsäure 0:139 0'128 0.089 0:077
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde sind enthalten:
Gesammsticktoff % . 0'133 0:175 0:147 0.154
Absorption, . 38 69 69 68°
39
Die Erträge dieser Bodenarten sind im zehnjährigen Durchschnitt: Weizen
25:11, Korn 26°34, Gerste 29:47, Hafer 45:95, Rüben 150. Schon aus dem hohen
Gehalt der in Salzsäure löslichen Stoffe, aus den hohen Absorptionen, hohen Thon-
gehalten sieht man, dass man es mit Weizenböden zu thun hat. Der Phosphorsäure-
gehalt dieser Böden erreicht nur ausnahmsweise 0'1°%. wahrend die Löss- und Ba-
saltböden weit höhere 'Phosphorsäuremengen enthalten. Gedüngt mit organischen
Stoffen sind diese Böden gut, wie denn auch der Stickstoff- und Humusgehalt ein
reicher ist. Kohlensauren und humussauren Kalk enthalten sie in gernigster Menge.
Der lösliche Kalianteil ist nicht sehr hoch. Das Stelet besteht aus Quarz, Feldspath
etwas Glimmer, unzersetzbaren Gneispartikelchen und ist gegenüber der Feinerde
sehr gering. Auch bei diesen Böden werden starke Kalkungen fortgesetzt werden
müssen. Da auch die Schwefelsäure im Minimum vorhanden ist, so empfiehlt sich
auf ihren Ersatz zu denken und die mit Schwefelsäure aufgeschlossenen Super-
phosphate statt Thomasschlacken zu verwenden, weil hiedurch ausser Phosphorsäure,
auch Gyps also Kalk und Schwefelsäure gleichzeitig zugeführt werden. Die Erträge
dieser Böden sind auch die höchsten von allen bisher betrachteten Böden, nur der
Kartoffel nicht zusagend, da diese Frucht bekanntlich einen mehr sandigen Acker
liebt. Die Rübenerträge sind halbsogross wie im nordböhmischen Lössboden, es
fehlen Tiefgründigkeit und Värme. Die Rübe liebt vor allem einen tiefgründigen,
warmen Boden. Erden, die nur 0:1’, löslichen Kalkes enthalten, können sich nicht
erwärmen, denn diese Kalkmenge hat in physikalischer Beziehung keine Bedeutung,
zu einer solchen Wirksamkeit gehört das Auftreten des Kalkes in bedeutend
grösseren Massen, zu mehreren ganzen Prozenten. Ebenso ist der Magnesiagehalt
in mauchen dieser Böden so gering, dass eine Dolomitdüngung oder Kalimagnesia-
salzdüngung am Platze wäre.
Wo es sich, wie in der Landwirtschaft, um die richtige Erkenntuis auf
einem Gebiete handelt, wo so unendlich mannigfaltige Verhältnisse herrschen, eine
so grosse Zahl verschiedener Faktoren mitspricht, durch deren Zusammenwirken
das Endresultat bedingt wird, da besteht die exakte Methode darin, zunächst ein
reiches Datenmaterial, mit Rücksicht auf die verschiedenen Faetoren und Verhält-
nisse zu sammeln, um dadurch eine sichere Grundlage für darauf aufzubauende
Folgerungen zu gewinnen; in ähnlicher Art, wie man in der Meteorologie durch
Sammlung unzähliger Daten Licht in das scheinbare Wirrsal von Ursachen und
Wirkungen gebracht hat und noch besser zu erkennen, bestrebt ist.
Aus früherer Arbeiten stehen dem Verfasser zahlreiche Daten zu Gebote,
die in kalkarmen und kalkreichen Bodenarten !die Löslichkeitsverhältnisse der
zwei wichtigsten Pflanzennährstoffe der Phosphorsäure und des Kalis mäher be-
leuchten. Aber auch aus den folgenden analytischen Ergebnissen lassen sich interes-
sante Schlussfolgerungen ableiten und mit früheren Ergebnissen in Beziehungen
bringen.
Betrachten wir die gefundene Gesammtphosphorsäure der Trauenberger
Böden, setzen daneben die in 1", Citronensäure lösliche Phosphorsäuremenge und
die aus der Kohlensäure berechnete Kalkmenge, die sich im löslichsten Zustande.
befindet, so ergibt sich ungezwungen, dass mitder Menge des kohlen-
40
sauren Kalkes in diesen Böden auch die Menge der ccitratlöslichen
Phosphorsäure wächst, wenn auch nicht im geraden Verhältnis
Die vorbenannten Böden enthielten nämlich:
1. Weizenböden von Wondrov,
I II III IV
Gesammtphosphorsäure . . . » . 00680 . . 0:0560 . . 00440 . . 0:C810
Citratlösliche, By. O;0 31 1.1.22 10.0140. 270:0162 &7 24000267 00
Caleiumearbonatr vn... = 222 2.0:91302227520:53907235:2.0216 002, 0:8070
Von der Ges- P, O, waren löslich
Proeentesus 34.44 mans Senf: mes DR Io Glan SE Al9Rf
2. Kornböden von Kre$ßin.
Gesammtphosphorsäure . . . . . 00620 . . 0:0720 . . 0:0950 . . 0:1020
GitnatlöslicherB, O2 222 10:008227 70:008547 #0: 09367732005
Galeiumeanbonat LIRE er 2520201010 701930 OT Er
kösliehkeits=jo denap O0 users. ur la eo An MEHR
3. Kornböden von Altthiergarten:
Gesammtphosphorsäure . . . . . 00960 . . 0:03550 . . 0:0260 . . 00570
Gitratlösliche PO, 77. u. 222.220:0018 27220:003477772.010045 0.7 220:0038
Caleiumearbonät er. Er zer 0:01807 Er aree 10200 DEE 53
Löslichkeits- /. der PRO,.... Djoeuad Antl5uR ERBE INA SER
4. Weizen u. Korn- Böden von Neuthiergarten
Gesammtphosphorsäure . . ... 0'039 . . 0:1280 . . 0:0890 . . 00770
Citratlöslich P, O, arm. 0 0,0078, 28000 THrE 20:00 00
Caleimmeanbonat 20.22. 2.2.2.2:2...0395202.20:089072752021090 7 02T
Lösliehkeits °, der 19, Ö, EPG 19% ot 4%o u 5° {) ort 11%
Am phosphorsäurebedürftigsten werden jene Böden sein, die am wenigsten
eitratlösliche Phosphorsäure enthalten und das sind die Böden von:
Altthiergarten, Hetzplatz
h 2 u myslivny
Wondrov . . Mehle zadnf
KreSin . . . Eisnerovske&
Neuthiergarten u senika velk&ho
Neuthiergarten v lukäch
So wie der Kalk das Kali des Bodens löslich und absorptionsfähig
macht, so vermag er auch die Phosphorsäure in löslichere Verbindungen zu bringen
und den Nitrificationsprozess im Boden zu beschleunigeu, woraus sich die
Wichtigkeit der Kalkung der Felder ergibt, die aber noch durch die physikalischen
41
Wirkungen des Kalkes gesteigert wird. Die Citratlöslichkeit in verschiedenen kalk-
armen Böden betrug im Gegensatz zu den kalkreichen Böden des herrschaftlichen
Besitzes:
Bei den hier behandelten 16 Böden:
1720 71. — 4% 130 902)
2. — 29% 8. — 5% 14. — 4%
3. — 6% 97 — 23 15. — 5% Im Gesammtdurchschnitt
4. — 19% 10. — 15% 16. — 11% ( nur 11° Citratlöslichkeit.
5. — 13% 11. — 17%
(5 = ul 12. — 5%
Bei den Tertiärböden von Wittingau betrug der Durchschnitt =
Bei den Gneisböden von Nettolitz
Bei den kalkreichen Zittolieber Böden .
Il
SUCHT)
OO
S
thut, statt Citronensäure 1% kalte Salpetersäure zur Extraktion der Böden
und zur Bestimmung des pflanzenlöslichen Phosphoranteiles des Bodens zu ver-
wenden, die auch eine raschere Analyse des Bodenauszuges gestattet.
Die Section Cejkovie.
Das Klima ist im Allgemeinen rauh und die Gegend, weil zumeist eben
und der Nähe der Berge entrückt, dem freien Windstrich ausgesetzt.
Der Grundwasserspiegel liegt bei dem Meierhofe Öejkovitz verschieden
tief unter der Erdoberfläche und ist grossen Schwankungen unterworfen.
In niederschlagsreichen Jahren leiden alle Äcker der vorgenannten Höfe
an Grundnässe, deren Ableitung nur langsam erfolgen kann, weil die Entwässerungs-
anlagen der ebenen Lage wegen, nur eine spärliche Vorflucht haben.
Die herrschende Windrichtung ist West und Nordwest. Die Grundwässer
sind starkkeisenoxydulhaltig und setzen Eisenocker ab. Ausserdem enthalten sie
leichtes Sumpfgas, das auf tiefere Kohlenablagerungen deuten möchte.
Fruchtfolge
No. 1.
Mischling, gedüngt mit Mist.
. Winterung mit Klee, gekalkt (Weizen.)
. Kleegras.
'; Kleegras, "s Winterraps, Animal-Düngune.
Winterung (gedüngt mit Superfosfat).
. Hackfrucht (Zuckerrübe o. Kartoffel) animal gedüngt mit Mist, Chilisalpeter
u. Phosphaten.
RO) 1
1
m 0»
aa
42
Sommerung (Gerste).
8. '%» Mischling «. '/; Hackfrucht (Mist + Phosphor. —- Chilisalpeter)
9. Sommerung.
No. II.
1. Winterung, Mistdüngung (Weizen).
2. Hackfrucht (Kartoffel u. Wickhafer).
3. Sommerung mit Klee (Starke Kalkung).
4. Klee im ersten Jahre.
5. Klee im zweiten Jahre.
Seit dem Jahre 1895 werden sämmtliche Äcker mit dem vierschärigen Fowler-
schen Bu tief geackert mit hervorragendem Erfolg. Die Bodenerträge sind
höchst ungleich. Nasse Jahrgänge können eine totale Missernte herbeiführen.
Am besten gedeiht auf diesen Äckern der Winterweizen (besonders „Schlan-
stedter“,) dann Gerste, minder der Hafer und der Roggen. Die Zuckerrübe ge-
deiht nur in günstigen Jahren. Klee und Hülsenfrüchte erheischen b.i der beispiellosen
Kalk- und Phosphorsäurearmut der Böden der Secktion Cejkovic reichliche Kalk-
düngung.
5. Hof Cejkovie.
I. Feldern der „Dasenskä cesta“ I. dil Tertiär 32 cm tiefe Ackerkrumme,
Gerstenboden, ebene Lage — 395 m Seehöhe.
II. Feld „Zadnt pricina I. dil“ Sehotter u. Thon, Untergrund Thon. Tiefe
der (Weizenboden) Ackerkrumme 25 cm Hang nach S. 398 Sechöhe.
III. Feld „Vrbenskä cesta“ I. dfl Ebenso Ackerkrumme 28 cm tief, Wera
boden (337 m Seehöhe) ebene Lage.
IV. Feld „Vysatov (v pravo na hore)“ Weizenboden. Ackerkr. 30 cm tief
(335 m Seehöhe ebene Lage (nass.)
V. Schlamm aus dem Teiche „Blatee“.
In diesen Schlamm waren in 100 Gew. der lufttrockenen Erde enthalten:
(Quarzsand ee AAD
Feine Erde. .. . © .2.: x 85:58%
100:009/,
Der Glühverlust des Schlammes betrug 16:70”
Die Menge der inconc. Salzsäure löslichen basischen
Oxyde war . .. RE ro: a lo
Derastickstoffeehaltäwariann . „1. 2 287, p
Der Fosforsäuregehalt war... .. u 200 Seelen
Der Kalksehaltawatsue ne a. 1222 ee (alalUR
Der Käligehalt war. 22. 200. 0
43
Mechanische Zusammensetzung der vorgenannten vier
Böden. ;
I IT
Skelet
Steine — (2 —4 mm 088) . »....05... 25
SteinchenW(übersoRmm)Er al 0;
Kies überhlmmyErsn FRBEN A 2A 25
Summesdese Skeletser er 0 56
Menge der Feinerde . ....... . 96:0 Ei 944
100:07971100:0
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde sind enthalten:
Grobsande de 0: D)Em mr 1358 2215
Feinsand (VS) za are eb le
Heinsters Sand. (0:02), mm N 150er 15
Staubsand (0, 0D) Enz ES;
MehliserMasse (0:01), mm . 2 zu... 2.1347... 101
HinoniseWSubstanzes ee 19:4 269
SUIDDERSPTE SLR ea der 8,100:0 1000
Der Hauptmasse des Sandes besteht aus Quarz, verschiedenen
(Feldspaten), spärlich Glimmer.
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde sind:
JHysxoskopisches Wassers Aa 9;52
Humus (nach dem Kohlenstoff) . - . .. .. 1:9 :
Chemischeoehan Wasser sr ee
GIUHVELIUS ER ea a BOnlSneneoin
Bestand der in conc. heisser Salzsäure löslichen Stoffe:
IBisenoxyduloxy ders et) 3:23
INNonerdes De en 2 leo 2:23
Calciumoxydlss a ee el 0:36
Maonesiumoxyyde el 0:15
Kaliumoxydess en a Oak 0:21
IN AGEIUN OR 0; 0:13
Summe der lösl. Basen . . . 3isler, 63
Summe der Schwefelsäure beim Ienen sl
Baseng a year an le Baer or
NEM DMECUB 0 5 1000-10 00 0.0 0 RN) 5 5 sl)
Gesammtstickstolieno 2 7270:0987272 2.2.02105
Gesammtfosforsäure ob . . :. 0031 . .. . 0:055
Absorption (Knop) . . . ie a LE
Feinerde des dee ART OS EOS
ILL
47
2:3
al
LO
SI
1000
aan
olw Hr Hr
S|O a a ae N
oSOI@ DD WW DO no
2:25
1:00
0:26
0:03
0:14
0:05
3:80
510
. 85:00
0:112
0.062
47
44°),
Siliecaten
2:65
2:66
2:05
7:36
2:05
1:25
015
0:17
015
0:05
3:82
5:56
. 82:20
0.140
0:060
48
92°
44
Phosphorsäuregehalt des lufttrockenen Rohbodens im Untergrunde.
Prozente Are. 00 a laTer 10:02
Schwefelsäaurewoe . . 0. ... Spup nn er SDUr re
Vorstehende Bodenarten klassifiziren unter die lehmigthonigen, strengen,
höchst kalkarmen Quarzsandböden der tertiären südböhmischen Formation.
Die geringe Verschiedenheit der beigemengten Mineralfragmente deutet auf
einen gemeinsamen Ursprung; es scheint, dass zu seiner Bildung vorzüglich Urge-
steine, meist wohl feldspathaltiger Mineralien beigetragen haben.
Die verwitterten, wasserreichen zeolithischen Bestandteile des Bodens, welche
meistens auch die Höhe der Absorption der Nährstoffe der Pflanzen in einer Acker-
erde bestimmen, überschreiten nirgends 6° ausser im Schlamme von (Blatec) der
sich auch durch hohen Stickstoft- u. Phosphorsäuregehalt auszeichnet. Die basischen
Stoffe sind jedoch reich an Eisenoxydul, besonders aber an Eisenoxyd, obwohl die
Farbe der trockenen Feinerden nur gelblichgrau, bräunlichgrau oder blassrötlich
ist. No. I unterscheidet sich von den drei anderen Böden durch einen geringeren
Thongehalt, weshalb ihu die Praxis mehr als Gerstenboden bezeichnet, durch
schwächeren Absorptions- Coöfizienten durch etwas kleineren Humusgehalt, durch
geringere wasserhaltende Kraft. Allen Böden gemeinsam ist der fabelhaft geringe
Kalkgehalt, welcher selbst im stark sauren Bodenextrakt kaum einige Zehntel
Prozeute Kalk ausmacht, von denen aber nur ein sehr geringer Bruchtheil
als humussaurer und kohlensaurer Kalk vorhanden ist.
Auch die Phosphorsäurequantität erhebt sich nicht über 0:06, in der Fein-
erde, sinkt im steinigen Acker weit unter diese Menge und ist im Untergrunde kleiner
noch als wie im Obergrunde. Dagegen tritt das Eisenoxydul störend im Untergrunde '
auf und ist nur durch Kalkdüngung bei gleichzeitiger Tiefackerung und Lüftung
des Bodens unschädlich zu machen, indem es höher oxydirt wird.
Schon vom Gesichtspunkte der ungünstigen physikalischen Beschaffenheit
weil in ebener und feuchter Lage gelegen, der Kalkarmut und der geringen Menge
aufgeschlossener Basen (Sesquioxyde) empfiehlt sich eine reichliche Dotation dieser
Äcker mit kalkreichen und dolomitischen Mineralien im gebrannten
Zustande.
Der Untergrund von No. III scheint sehr reich an Schotter zu sein, da er
nur 44 /, Feinerde besitzt.
Der Thonerdegehalt des conc. heissen Schwefelsäure-Auszuges übersteigt
nicht 6°,. Die rötheren Schichten des Untergrundes backen sehr zusammen und
sind fester als wie die grauen. Das bindige Gefüge beruht teils auf der Beschaffen-
heit des thonigen Bindemittels, teils auf dem Verhältnisse desselben zum todten
(Gestein. Dem hohen Eisengehalte des Bodens entsprechend, sind die Grun dwässer
stark eisenoxydulhältig, welches sich an der Luft in Form von Rost (Eisenoxydhydrat)
abscheidet.
Aber auch der Kaligehalt dieser Böden, der in absorbirter und zeolithischer
Bindungsweise vorhanden ist, lässt zu wünschen übrig und ist die Menge des in
conc. Salzsäure löslichen Kalis in diesen Ackererden dreimal so geringals wie
45
in den nordböhmischen Lössböden, fünfmal geringer wie in den basaltischen und
trachitischen Verwitterungsprodukten und in den Flussalluvien der Eger und Elbe.
Es wird daher die Kalk- und Phosphorsäure-Düngung auf die Dauer nicht
zureichen, man wird auch geeignete Kalisalze (Kainit, Sylvinit, conc. Salze)
neben Holzasche heranziehen und zu Volldüngungen übergehen müssen, sollen
entsprechende Vollernten in den Hackfrüchten und Kleeschlägen erzielt werden.
Werden die hier betrachteten Böden (OÖbergründe) mit Kalk-
wasser gekocht, so treten etwa 001», Kali aus, die also in blos
absorbirtem Zustand in den Ackererden enthalten sind. Daher
ersetzt wohl eine Kalkdüngung eine Kalidüngung, aber auf — Kosten der zeolithisch-
gebundenen Nährbestandteile des Bodens. Demonstrations und Düngungs- Versuche,
namentlich mit Sylvinit zu Getreide und Hackfrüchten werden hier am Platze sein.
Gering ist die Menge der verwitterten Sesquioxyde, welche in reichen Erden
12 — 14>/, betragen, während sie in diesen Fällen nicht einmal die Hälfte, auch
wohl nur ein Drittel ausmachen.
Begreiflich ist daher, dass die, warmen, trockenen, tiefgründigen und kalk-
reichen Lehmböden liebende Zuckerrübe nur in günstigen Jahren höhere Erträge
abwirft, Klee u. Hülsenfrüchte minder gut gedeihen.
Der normale Stickstoffgehalt der Ackerıkrumme deutet auf gute Stallmist-
düngung, doch wird der Stickstoff erst in warmen kalkthätigen Ackerkrummen vermöge
der Bakterienthätigkeit zu nutzbaren Verbindungen umgewandelt.
Der Gehalt an thonigreichem Schlamm ist bei dem Boden No. I 19°,,, bei
den anderen Böden 26 — 28°,. Das Skelet besteht verwiegend aus Quarz (50 — 60)",
dem etwas Feldspat, wenig Glimmer beigemengt ist. Der Stickstoffgehalt dieser
Böden ist normal, nur im ersten Boden geringer wie im zweiten und vierten Boden,
Der Magnesia, und Schwefelsäuregehalt ist gering, eben so der Gehalt an Chlor-
natrium, doch wird dieses Salz (Kochsalz oder Steinsalz) im Stalldünger zugeführt,
freilich aber auch, wie die Untersuchungen der Drainagewässer lehren, am schnellsten
aus den Ackererden ausgelaugt.
Gering ist ausserdem die Menge der in Salzsäure löslichen, sogenannten
zeolithischen, leicht verwitterbaren Sesquioxyde und Monoxyde, die bei reichen Erden
bis 12 — 14°/, betragen, während sie in diesen Böden nicht einmal die Hälfte der
genannten Basen betragen. Begreiflich ist es daher, dass die Zuckerrübe nur in
sünstigen Jahren höhere Erträge abwirft und Klee und Hülsenfrüchte weniger gut
gedeihen.
Der Untergrund des dritten Bodens ist sehr steinreich, da über die Hälfte
desselben aus groben Skeletgruss besteht, während dle Ackerkrumme nur 10 °/, Skelet,
dagegen 90 v, Feinerde enthält.
Bei den anderen Erden sind die Untergründe ebenso reich an Feinerde wie
die Ackerkrummen und gestatten eine entsprechende Vertiefung mit dem Dampfptluge.
Die Phosphorsäuregesammt-Quantitäten sind im Untergrunde geringer als
in der Ackerkrumme, so dass eine Bereicherung dieses Pflanzennährstoffes aus den
Unutergrundschicehten nieht möglich ist.
46
Diese Böden erwärmen sich nicht so leicht wie die dunkeln wasserarmen
Böden, sie kühlen sich aber ebenfalls nicht so leicht ab; sie zeigen demnach ge-
ringere Temperaturschwankungen, besitzen aber doch nicht die hohe mittlere Tempe-
ratur wie jene. Wie haben ferner den Unterschied zwischen Feinerde und Bodenskelet
stets scharf betont, weil erstere diejenigen Stoffe in sich einschliesst, welche die
chemischen Vergänge im Boden vermitteln. Das Skelet enthält nur die schwer
zersetzbaren Zertrümmerungsprodukte der Gesteine, aus denen sich der Boden einst
bildete und zwar mit solchen Bestandteilen, die in mancher Hinsicht den Charakter
der Gesteine selbst zur Schau tragen. In den Zersetzungsprodukten der Feinerde
begegnen wir zwar denselben Trümmerresten, aber in sehr abnehmenden Feinheits-
zuständen, gemischt mit thonigen Massen und humosen Stoffen. Die Bestimmung
der Letzteren geschieht derzeit nur aus dem Kohlenstoffgehalt der Erde, doch ist
zu erinnern, dass nichtnur die im Boden vorhandene Humusmenge, sondern auch die
Qualität desselben von Einfluss ist; doch ruht die Unterscheidung verschiedener
Humusarten und die Charakteristik der einzelnen Substanzen nicht auf wissenschaft-
licher Unterlage, sondern ist der Ausdruck langjähriger praktischer Erfahrungen.
Häufig bezeichnet man Böden als saure. Reaktion des Bodens u. Säure gehen
durchaus nicht Hand in Hand. Es kommen humusarme Sandböden vor, die sauer
reagiren und auf der anderen Seite sehr humusreiche, an Nässe leidende Böden,
ie neutral oder gar alkalisch reagiren. Nur sehr geringer Humus- und Kalkgehalt
können leicht zu einer sauren Beschaffenheit des Bodens führen, der bekanntlich
der Vegetation sehr abträglich ist, aber nicht deshalb, weil er sauer reasirt, sondern
aus ganz anderen Gründen. Der humusarme, wie der humusreiche (Moorboden) sind
unseren Qulturpflanzen nicht besonders zuträglich.
Von grösserem Einfluss auf die hier betrachteten Bodenarten wird auch die
eingeführte Tiefkultur sein, welche in energischer Weise die Zersetzungsprodukte-
der organischen Stoffe nicht allein in den oberen, sondern äuch in den tieferen
Schichten des Ackerlandes vorteilhaft beeinflussen wird. Der Luftzutritt verhindert die
Fäulnisprozesse der organischen Materie und verwandelt sie in Verwesunsprozesse
unter Bildung von salpetersaurem Ammoniak und Kohlensäure, wodurch die der
Vegetation nachteiligen Desoxydationsprozesse beseitigt werden.
Von ungemein günstiger Wirkung auf diese Vorgänge ist die durch die
Tiefkultur hervorgerufene gleichmässige Verteilung der Bodenfeuchtigkeit.
Hand in Hand mit dieser Wirkung geht die günstig wirkende Lüftung
des Bodens, die einen beschleunigten Gang des mineralischen Bodenbestandes,
besonders auch der schwer durchlässigen Bodenarteu bewirkt. Durch starke
Kalkungen solcher Böden wird aber auch die Krümmelstruktur des Bodens befördert,
durch welche einem schädlichen Stauen des Wassers in den Schollen vorgebeugt wird.
Die Absorptions-Cöeffizienten der hier zuletzt betrachteten Böden sind günstige
und bewirken das Festhalten der Pflanzennährstoffe in den verabreichten Düngern.
Die durch eoncentrirte Schwefelsäure zersetzten Bodenarten bringen Thon-
erdequantitäten in Lösung, die nahezu mit der doppelteu Kieselsäuremenge als
Thon im Boden enthalten sind und mit der Menge des thonigen letzten Schlemm-
produktes fast übereinstimmen, wenn auch in vielen anderen Fällen solche Über-
einstimmung nicht besteht.
Er
Addirt man die in cone. Salzsäure u. cone. Schwefelsäure gelösten Thonerde
u. Eisenoxydmengen zusammen, so erhält man folgende Verhältniszahlen:
No. I No. I No. III No. IV
Sesquioxyde . 2... I OT lan. AA nr. 28:86
ieseler OP 19:008 25 ,22:00 3116: 00 18.00
Wahrscheinlicher Thongehalt . . 18:67 . ... 3353 . .. 2444 . . . 26:86
SCH Tan m ee TAAO 2790 2, 223:807 2 25 52.060
Meierhof Kirenovie.
Von den vier ausgehobenen Bodenproben dieses Meierhofes ist der Boden
No. 3 steiniger wie die drei anderen Bodenarten. Der Thongehalt dieser Böden
beträgt 24 — 30”.
Es sind durchwegs Weizenböden, in ebener Lage. Die Analyse der Ober-
gründe, welche bei I 23 cm, bei II 22 cm, III 28 cm, IV nur 21 cm Mächtigkeit
der Ackerkrumme besitzen, lehrt, dass sie zwischen 93—99°/, Feinerde enthalten, sehr
bindig und thonig sind und folgende mechanisch-chemische Zusammensetzung zeigen:
In 100 Gew. lufttrock. Roherde (Obergrund) sind enthalten:
Non BRNO No. III No. IV
a A h . 5 & |Za vobres-
Bezeichnung des Feldes Zakupy | Za bum- |za prikopy, ALOE
Acker bu III al IE an
Steine über 3 mm. . . 2... 2:50 — 3:50 -
Steine Dumme. rn: 2:3 1:25 2:10 —
Kies RER nz 2-40 — 4:10 0:30
Selen. rue | 2700 125 | 970 0:03.
Feinerde .. .........| 92:80 987790 2790:30 99:96: .|
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde sind enthalten. |
* Feinerde über Od mm . . ..| 23:9 15:0 20:0 Kos
Streusand „(025 mm) ...\ 146 23a 20:0 18:70: |
ı Staubsand „ O1lOmm....| 185 16° 212 202
| Mehlfein ,„ 0:05 mm. :..|- 185 55 | 1925 16°4
| Thonige Teile (Schlamm) . ..| 245 30:2 263 |
= — Ä |
SUN m EB ee 10100; 1000 100°0 |
) N |
43
In 100 Gew.
[EDEN Feinerede sind weiter enthalten:
I | ®o.I | No.M | No. I | No. IV
Bezeichnung des leldes Zakupy | Za bum- | za piikopy Za vobfes-
Keker))] hut | 1a en
Ackeı yu i Fall
ee in Zu A er EUR (=
|
len Wasser Do 3:90 207 2:20
Humus . ; 315 346 2:63 2:39
Gebundenes Wasser SS 2:53 2:53
Ze |
Glühverlust . 9:68 11:13 | 1:23 7:08
| Bestand der in con. Salzsäure löslichen Stoffe: |
Eisenoxyduloxyd 3:350 2.270 1.640 1:630
Thonerde . 2-610 1'401 1'680 1441
Summme der Sesquivxyde . 5960 3671 3320. |. 302
Caleiumoxyd 0161 0211 0130 | 0'268
' Magnesiumoxyd 0183 0139 | 0.098 0.105
Kaliumoxyd 0156 0098 | 0.108 0:068
Natriumoxyd 0:120 0.052 0:075 0.042
Summe der in Salzs. lösl. Basen 6580 | 4171 3731 3594
In con. Schwefelsäure lösl. Stoffe | |
(Thonerde) 5045 6612 5105 >’067 |
I II 1001 IV
Rückstand nach der Schwefel-
säure- Digestion ae 7709 83:05 8215
Stickstoffgehalt der Boden” » 0126 0:182 - 0.121 0.084
Phosphorsäure 0048 0.089 0.042 0051
Absorption (nach Kuop) . 5) 46 48 47
In 100 Gew. Roherde des Untergrundes waren:
Skelet ° 60 34 55 37
Feinerde % . 940 966 945 963
In 100 Gew. der lufttrockenen Feinerde des Untergrundes:
Phosphorsäure "o. » . 2... .. 0'048 0,074 0,019 0016
Diese Erden geglüht,
hinterlassen rostrote Feinböden.
Der hohe Gehalt an
gebundenem Wasser entspricht einem höheren Thongehalt dieser Böden. In solchen
49
eisenschüssigen Erden geht der braune Humus leicht unter dem Einfluss von humus-
saurem Fisenoxyd, indem das Eisenoxyd vomhumussaurem Eisenoxyd reduzirt
und durch die atmosphärische Luft immer wieder oxydirt wird, unter Wasserstoff-
verlust in den schwarzen Humus über, wie man sich durch Ausziehen der Böden
mit schwacher Natronlauge leicht überzeugen kann.
Die wasserhältigen Sılicate sind in diesen Böden in geringerer Menge ver-
treten, lange nicht in solchen Quantitäten wie im Löss, Basalt oder im Boden des
Rothliegenden enthalten, weshalb auch die gefundenen Absorptionen keineswegs
hoch sind, wie nach den grossen Feinerdemengen dieser Böden hätte geschlossen
werden können.
Der reichste; an Stickstoff, Kali und Phosphorsäure von diesen vier Böden
ist der Zweite, der aber physikalisch am wenigsten günstig zusammengesetzt ist,
Da auch in diesen Bodenproben der kohlensaure Kalk auf ein Minimum reduzirt
ist, so treten in nassen Jahren ungünstige physikalische Verhältnisse in den Erden
ein. Hier ist eine reichliche öftere Kalkung der Böden am Platze, um den Thon
lockerer, mürber und wärmer zu machen und die Nitrification zu beschleunigen.
Der Kalk fällt aus feinvertheilten Sesquioxydsilicaten Eisenoxydbydrat und Thonerde,
überführt das den Pflanzenwurzeln schädliche Eisenoxydul in das unschädliche Eisen-
hydroxyd, zerstört das Schwefeleisen der Thoneisensteine und bringt Kaliumsilicate
in Lösung und Absorption. An aufgeschlossenen Kali sind diese Böden nicht reich.
Allein “die Düngung darf nie einseitig nach dem Düngebedürfnis des Bodens
bemessen werden, man muss auch stets dem speziellen Nährstoffbedarf der Pflanze
Rechnung tragen. Man denke nur beispielsweise an die äusserst günstige Wirkung
kleiner Salpetergaben, welche selbst auf sonst stickstoffreichen Böden oft so vorteilhaft
wirken, falls sie zu einer Zeit gegeben werden, wo der Boden den Pflanzen noch
keine genügende Menge aufnehmbaren Stickstoffes zu bieten vermag.
Die geübte Fruchtfolge in diesen Böden besteht in:
No. 1.
1. Mischling (ged. mit Stallmist).
2. Winterung (Weizen) gekalkt.
3. Kleegras.
4. '/; Kleegras, '/; Winterraps mit ani malischer Düngung.
5. Winterung (gedüngt mit Phosphorsäure.)
6. Hackfrucht (Rübe) animal. Dg. Phosphorsäure u. Chilisalpeter
7. Sommerung (Gerste)
8. ,, Mischling, '/, Hackfrucht (animal. Düngung u. Chilisalpeter)
9. Sommerung.
No. II.
1. Winterung (mit animal. Düngung)
2. Hackfrucht, Kartoffel u. Wiekhafer
3. Sommerung mit Klee
4. Klee 1. (gekalkt)
5. Klee 2. Schlag.
50
Meierei Suchä.
“Der Boden von Jarov ist ein Kornboden eben gelegen in einer Seehöhe von
104 m, die drei folgenden Böden sind Weizenböden grösstenteils eben gelegen, nur
der Boden III in sanftem Hang nach Osten. Sämmtliche Äcker werden seit 1895
mit dem vierscharrigen Dampfpflug tief bearbeitet. Die Bodenerträge sind sehr un-
gleich, nasse Jahrgänge vermögen totale Missernten herbeizuführen. Am besten gedeiht
Weizen und Gerste, weniger der Hafer und Roggen. Die Tiefe der Ackerkrumme ist
bei diesen vier Böden sehr verschieden.
I II Ill IV
Tiefe der Ackerkr B n .
ee Piedni | Medenice | Mezicesky | Jarov
bei den Böden | kbrehu | velkä | k Pistina | IV all
30 cm 16 em III 25 cm 30 cm
In 100 Gew. Rohboden (lufttrocken) sind enthalten:
| Steine (über 3 mm) . . . i lopt 2:0 12 22
Steinchen (über 2 mm) . .. 2:0 2:3 3:1 2:3
Ries ntineralemmm)e Be 02 1'6 0.9 03
Skeletare, ae | 3:3 959 52 4:8
Beinerden. tn. 2 ee 96:7 941 94:8 952
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde sind enthalten:
| Beinsandatielseilig. "4 | 22:0 192 21:0
DRleinersSande 122] 20:5 16°3 24:3
1Staubsaud © un u a are 13:7 115 12:5 19:3
Mehlfeinst 0. u 271 194 252 154
Schlammregrser zug SR 309 26°6 26°8 200
SINE ee a: 1000 1000 1000 1000
51
In 100 Gew. iufttrockener Feinerde sind enthalten:
Boden No. I I III IV
Hiyaroskopa)\Vasseue sr eignen 9:30 22, 2688
IElunmussto ee SED AD 2a a 2:55
IERya nat Wasser ee Re a mod ee Drdde a... 1:85
S UIID O0: 30 es toren e,...0:08
Bestand der in Salzsäure löslichen Stoffe.
IBISen os RE OH ENDE 21802 0;960
INumanıı nos le Be 2lODRre 215700
Summesderasesquioxydersrr 0 3:81.00 22.0. 33:300°9.2273:90702 77.225660
Vaanesmgaul 7; a6 8295. NEO En 5 MIETE Er rl
Kalos os 600 00 00 Ms Mes VL 5 RN
Neonmmmosflle © a ao 0.06 Mr 2 NEL NE ER
(Kalenımory des re re LOVER ER Dr 025000252
“ Summe der aufgeschlossenen Basen 4359 . . . 3804 . . . 4494 ... 3'152
In cone. Schwefels. lösl. Stoffe
Vorhen:schenda(@ihonerde)es.ne 873100. 02277.500772.2.2.2.53106227...224:960
Rückstand nach Extraktion mit
CIESES O0 280,062 02.2 83:104: 2.7.2 ..84:245
(Kieselsäure u Silicate) Gesammt-
phosphorsäuregehalty, . . . . 0:09 . . . 0062 . .. 0.089 . . . 0:038
Stiekstorrs ech alt ea 03 2 OH IE 0126
Absorption (Knop) » ».2... 858... 53 2...056 ne)
In 100 g. des lufttrock. Rohbodens des Untergrundes:
SIEETC Fe RR ERENTO: 2 LER TA, Be DA ir 2:0
IHeinerdeidie Sr nel.” Bar N ID, IH Heel 98:0
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde sind enthalten:
Ehosphorsäugens/on 22 20.22 .2.0:0580 2.....0082.2.. 0053... . 0:031
Von den vier Böden der Meierei Suchä zeichnet sich der Boden von
Jarov durch geringeren Thongehalt, kleineren Kali u. Phosphorsäuregehalt, so
wie durch schwächere Absorption unvorteilhaft von den drei anderen Böden aus.
Von der Landwirtschaft wird er zum Unterschied von den anderen Weizenböden,
Kornboden genannt, doch steht er im Stickstoffgehalt den anderen Weizenböden
nicht nach. Am humusreichsten ist der Boden No. 1, der auch den höchsten Thon-
gehalt aufweist. Bei der geringen Magnesiamenge dieses Bodens könnte hier eine
Düngung mit gebranntem Dolomit versucht werden.
4*
D2
Auch diese Erden verläugnen nicht im Allgemeinen den Charakter der
Bodenarten der Tertiärformation des südböhmischen Beckens. Im thonigen Untergrund
macht sich die geringe Skeletmenge unvorteilhaft bemerkbar, denn das Skelet macht
sehr bindige Böden locker und durchlässig. Es bildet die Zellenglieder, welche die
Feinerde auszufüllen hat. Bei solcher Vertheilung verliert die thonige Feinerde und
der Humus die Eigenschaft, beim Durchnässen stark emporzuquellen und beim
Eintrocknen sich gleich stark zusammenzuziehen und Sprünge und Risse zu be-
kommen.
Quarz herrscht im sandigen Teil der Feinerden vor, doch sind Feldspath,
Trümmer von Thoneisenstein mit Glimmer (Kali und Magnesiaglimmer) beigemengt.
Die eisenreichen Thonerdesilicate absorbiren die Pflanzennährstoffe besser wie die
eisenarmen oder eisenfreien, doch nimmt die Absorption entschieden ab mit der
Dichte des Kornes. Da ausserdem in fast allen diesen Erden das Chlor u. die
Schwefelsäure in äussert geringen Mengen enthalten sind, so wird mit den Super-
fosfaten und Kalisalzen gleichzeitig Chlor und Schwefelsäure, selbst Magnesia zuge-
führt, wenn Kainite o. Karnallite zum Düngen verwendet werden. Gyps ist aber
für das Gedeihen der Leguminosen unentbehrlich und die leichte Löslichkeit solcher
Dünger in den Niederschlägen befördert die schnelle und gleichförmige Verteilung
der zugeführten Nährstoffe im Boden, was von dem grössten Einfluss auf den Dün-
gungseffekt ist.
Deshalb sind auch in diesem Falle ie Superfosfate den Thomasmehlen vorzu-
ziehen, die Verwendung von Chilisalpeter für Cerealien und zurückgebliebene
Wintersaaten unentbehrlich.
Wir erinnern aber bei der Beurteilung der Bodenanalyse nochmals daran,
dass ein Zusammenhang zwischen dem Kohlensäuregehalt des Bodens und den von
den Pflanzen aufgenommenen Kalkmengen nicht zu erkennen ist, wie es auch die
Vegetationsversuche von Dr. Meyer in einer eingehenden Arbeit nachgewiesen
haben. Die Methode der Kohlensäurebestimmung zur Feststellung der wirksamen
Kalkmengen im Boden ist daher zu verwerfen. Neben dem Gyps, dem kohlensauren
Kalk kommen besonders die leicht zersetzbaren Kalksilicate, wie sie Salzsäure
aus dem ‚Boden auszieht, für die Pllanzenernährung in Betracht. Ferner erinnern
wir daran, dass der Boden au Kalk „arın“ ist, (bei einem Gehalt des kohlensauren
humosen und Silicatkalkes), wenn er enthält:
Lehmboden ®/, Sandboden °/,
armTanaKalkgbeienzrr 227720102 0:25 . + 010 — 015
mässig an Kalk bei . . .. . . 025 —0:50 5 Wr
PB LE a ae)
reich „, horn ra le O0 re ae. WER
Hier antwortet die Bodenanalyse klar u. bindig.
Ebenso bei der Bestimmung des Kalis. Erden, die nur O1 — 0'2%, in cone.
Salzsäure lösliches Kali enthalten, sind „arm“ an Kali u. bei dem Anbau anspruchs-
53
voller Kalipflanzen bald erschöpft, weshalb auch hier auf entsprechenden Kaliersatz
je nach der Bewirthschaftungsart Rücksicht genommen werden muss.
Atterberg hat aus Boden- und Aschenanalysen der Haferpflanze nachge-
wiesen, dass sich auf Kalkböden eine strenge Proportionalität zwischen dem
Phosphorsäuregehalt im Boden und in den Körnern des Hafers feststellen lasse.
Schon ein Gehalt von 0:1 /, Phosphorsäure scheint in den Böden hinreichend zu
sein, während 0:1 bis 0°12°/, Kali als wenig anzusehen sind. Verfasser hat äbnlicke
Zahlen für Gerste gefunden und in den „österr. Versuchsstationen* veröffentlicht.
Sandböden mit 0:05 — 0:10», (0:09°/, mittel.) geben nach Atterberg Ernten
mit niedrigerem Kaligehalt im Stroh (1'0°/,). Bei O0:11°/, im Boden steigt indess
der Kaligehalt im Stroh auf 1'21 bis 1'49°/,. Der Phosphorsäuregehalt der auf
diesen Böden (mit 0:97 — 0'11°/, Phosphorsäure) geernteten Haferkörner war überall
eleich gross, also genügend.
Bei Lehmböden waren für die Entwicklung eines normalen Haferkornes
0:07°/, genügend. 0'1°/, Kali war wenig. Erst 0'2°%, Kali gab guten Kaligehalt im
Hafer.
Bei der Phosphorsäure des Bodens ist in manchen Fällen weniger die Form
und die Verbindung massgebend, in welcher sich die Phosphorsäure im Boden be-
findet, als vielmehr die Verteilung dieses Nährstoffes, die eine bedeutende Rolle
spielt. Rücksichtlich des Stickstoffes kann natürlich nur ein Theil der in den
Humussubstanzen enthaltenen Verbindungen von der Pflanze ausgenützt werden
und die Zersetzung der organischen Substanz wird natürlich zumeist durch die
physikalische Bodenbeschaffenheit, das Klima und andere locale Verhältnisse stark
beeinflusst.
Section Zirnau.
Die Sektion Zirnau verfügt iiber drei Höfe. Zirnau, Voles$nik und
ChvalsSovic. Sie liegen im Gneisgebiet.
Der Hof Zirnan.
Besitzt durchwegs Gerstenboden.
Die Bodenproben sind nachbenannten Feldern entnommen worden:
I. Za hanusu hofej$i, II. Rejstlce horejsi, III. Häjsy prostredni IV. Za turinku
dolej$i. Die Bewirtschaftung dieser Felder erfolgt zu dieser Zeit 2 — 3mal mit
animalischem Dünger, dreimal stark gekalkt, zu Winterung und Rübe mit Super-
fosfat und Chilisalpeter gedüugt. Der Boden ist in den Tieflagen überall drainirt.
Die Mächtiskeit der Ackerkrumme beträgt bei Boden I etwa 33 cm, der beiläufige
Ertrag beträgt pr I ha bei Weizen 22 hl bei Gerste 25 hl, Zuckerrübe 160g. Bei
Boden II ist die tiefte Ackerkrumme und beträgt 36 em. Der Fırtrag ist 25 Al Weizen,
54
27 hj Gerste 160g Rübe. Bei Boden III ist die Mächtiskeit der Ackerkrumme
25 cm, 20 hl Weizen, 80 Kartoffeln, 30 Al Hafer, 160 q Rübe. Bei Boden IV. 30 cm
Mächtigkeit, Ertrag 22 Weizen, 25 Gerste und 160g Rübe.
In 100 Gew. lufttrockenen Rohbodens waren enthalten:
I II III IV
Steimezüber 3 mm D- .. . .. . alarm 2 20:99 0272,015:2 8
Steinchen über 2 mn D _ . ... 2:20 222 131022 2 1:68
Grobsand „,ıL. DD... el eine
Summe des Skelets. . ., ... DD nz
Quantität der Feinerde . . . . „ 8448785 Aa 82253
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde sind:
|
Böden: er U I IV
Streusand über 0:50 mm . . . 29:3 20:5 30°5 24:2
Feinsand '=,; 0:25 ,, Kuh 23:5 223 262 265
Staubsand I LOAD An Er 148 19:0 154 16°7
Mehlsandere, a0:0pm, 5 Be 12 16°7 13°5 16°8
Schlamm ,, (darunter) . . . 202 21:5 144 15:8
Summer re OT 1000 100:0
Hygroskop. Wasser . . .. .|| 1:062 1:050 1'450 1342
Humusstoffe . .. . ll) 3580 3545 2967
| Gebundenes Wasser . . . . .| 2:508 2:430 | 2:406 1071
AGlühyerlust wrme e |6:5l | 7.060 | 7401 5380
| |
In 100 Gew. lufttrockener Feinerde sind enthalten :
Bestand der in conc. Salzsäure löslichen Stoffe.
| hEisenexyd Fake Eee ı 4538 4'105 2:985 2:318
I;’honerde # 1.8. ee 2 A, 4'426 2992 2:853
ı Summe der Sesquioxyde . . . | 9'152 S:53l DI 5171
aGalcmoxyds En nee 2a Ele 0145 ° | 0315 0130
|
| Magnesiumoxyd . .» 0533 0252 04592 |
| | | |
|
|
Bde me I a at II 60 |
BehnmosydE 0.898 1294 0:593 0262 |
IN ateıımoxyoe er -| 0'125 0'305 0:142 01252 |
Phosphorsäuner 2 2. 2. 21 01092 0:071 0:065 0.071
eschwefelsamyer sr. 0022212.0:031 0:025 Spur 0011
Salzsäureextrakt . . ı 11011 | 9623 | 7544 | 5989
Schwefelsäureextrakt | 2:569 3:827 2:597 5841
Kieselsäure u. Silicate . | 79:840 79490 32'160 32790
Quarzmenen ee ) 58:2 56°5 60:03 61:7
Absorption (Knopp) | 56 42 54 43.
Surckstons eh gee 01A9 OoB 2 0.149
Welch’ mächtigen Einfluss die Tiefe der Ackerkrumme auf den Ertrag übt,
sehen wir wieder vortrefflich aus dem Vergleich des Bodens II und Ill. Der dritte
Boden dieses Hofes ist der ungleich reichere Boden an sämmtlichen Nährstoffen.
Er hat aber nur eine Tiefe der Ackersrumme von 25 cm, der Boden II dagegen
eine solche von 36 cm; dort sind 20, hier 25 hl W. gefechst worden.
Böden I, II, IV sind sehr kalkarm. Dagegen I, II, III überaus kalireich.
Der Phosphorsäuregehalt u. Stickstoffgehalt sind nicht gering.
Hof Volesnik.
Vier von den sechs nachfolgenden Böden sind Weizenböden, Zwei derselben
Kornböden (IV und VI.)
Die Bodenproben stammen von nachbenannten Feldern: I. Za plauky
II. Hübizny prostredni, III. Janovite zadnf, IV. Velky kus, V. Nad vodote£i, I, VI.
Planist& prostrednf. Die Bewirtschaftung dieser Felder geschieht so, wie beim Hofe
Zirnau. Die seichteste Ackerkrumme hat der Boden V. mit 23 cm und Boden IV mit
17 em. Die Böden I, II III sind sehr nasse drainirte Felder in tiefer Lage. Ihre
56
Ackerkrummentiefe ist 24, 26 u. 23 cm die von No. VI 24 cm.
Erträge beziffern sichbei Boden I auf 21 Al W.. 24 hl G., 150 q Z., bei Boden II
auf 18 hl W., 25 hl G., 150g 2.
Bei IV auf 20 Al Korn, 30 Al Hafer, 130 q Kartoffeln; bei No. V 21 Al
Weizen, 24 hl Gerste, 34 hl Hafer u. 150 q Kartoffeln.
34 hl Hafer, 130 q Kartoffeln, an einer theilweise drainirten Berglehne gelegen.
In 100 Gew. lufttrockenem Rohboden sind enthalten:
Die mittleren
Bei No. VI 20 Al Korn,
Boden No. I | II | III | IV V | VI
Ts ae a I ——
Steine über 3 mm. 13:13 179 | 648 395 326 4.04
| |
| Steinchen „ 2 „ 400 | 0:70 | 2:30 2:10 301 | 2:42
Grobsand „ 1 „ 2:56 | 139 | 249 | 215 | 204 | 297
Summe des Skelets . 19:69 3:88 MET 8:20 531 8:73
Menge der Feinerde 80:3121.96:127 7887735 FI:ES0E EIS I ET
In 100 Gew. lufttrockenem Rohboden sind enthalten:
Streusand (0:50 mm) 32:3 105 259 25:3 252 258
Feinsand (025 „). 254 16:8 DIN 2552 274 36:6
Staubsand (010 „). . .| 136 18:5 17:2 16:0 22:6 17:0
Feinster Sand (0:05 mm)| 142 | 199 | 152 | 165 | 103 | 119
Schlamm darunter 145 343 18:0 170 14:5 87
Summe ..........| 1000 | 1000 | 1000 | 100.0 | 100:0 | 1000
Hygroskop. Wasser . 1 1:518217 2:5222 121872 792350 Eee
Humusstoffe 2410 3565 3010 | 3402 2.955 2.683
Hydratwasser . .... .| 1:566 | 2:307 | 2:0832 | 259232 21-2042 51:30)
Summe 5494 | 8394 | 6280 1160 | 5284 | 5°116
Stickstoffgehalt , 0'140 | 0182 | 0139 | 0165 | 0'139 |-0:164
Aus 100 g. lufttrock. Feinerde wurden durch Salzsäure ausgezogen grm:
Boden No. | I | II III IV V VI
| = —L —
Eisenoxyl . E27255 | 3:605 | 1:802 | 3:919°| 2:045 | 1'815
Thonerde | 3:890.. 734107 124330,7.3:51121:3857 15960
| | an
Summe der Sesquioxyde, , 6145 | 7:015 | 3535 7430 | 3'430 .| 3:775
| Kaleiumoxyd | 0.103 | 0234 | 0.542) 0:220 |; 0:212 | 0:152
| Magnesiumoxyd 0309 | 0.434 | 0263 0947 0155 | 0231
Kaliumoxyd | 0:245 | 0252 | 0279 | 0:681 | 0.164 | 0194
Natriumoxyd . | 0104 | 0.164 | 0104 | 0:250 | 0:020 | 0:058
Phosphorsäure | 0:073217,0211982.0:04857.12183 | 0096 | 0076
Schwefelsäure .| 0010 | 0:015 | 0034 | 0061 | 0081 | 0:018 |
. Menge der in con. Salzsäure | |
löslichen Stoffe 6989 | 8229 | 4:869 110.772 | 4108 | 4504
Be .|| 1.587 | 8:247 | 5:93 2:828 | 5377 | 4080 |
| Kieselsäure u. Silicate 85:930 |74130 | 82:920 178:640 | 85:230 86'300
| Quarzmenge 632 537 59:8 54:8 61:2 673
| Absorption 46 s4 56 62 50 46
Hof Chvalsovie.
Dieser Hof besitzt fast durchwegs Weizenböden. Die Bodenproben sind fol-
genden Äckern entnommen: Dem Felde „nad prühcnem“ I, dessen Ackerkrummentiefe
27 cm beträgt, so wie die Zimmauer Böden in neunschlägiger Rotation bewirtschaftet
wird, jedoch noch weit mehr Kalk und Saturationskalk erhält.
Es ist ein nasses und drainirtes Feld. Der zweite Boden „Novina u lesa“
stellt einen leichteren Boden vor, dessen Krummentiefe 26 cm beträgt, der dritte
Boden „Male$ick&“ hat nur 18 cm Krummenmächtigkeit. Der vierte Boden „pod
prühonem‘ (3) hat 24 cm Mächtigkeit des Obergrundes, leidet an Nässe und ist
drainirt. Die Erträge sind bei I, III und IV an Weizen 20 Al p. H, bei II bloss
18 Al. An Gerste bei II 27 Alp. H. bei lund II = 24 Alp. h;biIV=23hp.h,
Au Zuckerrübe wird von allen Böden durchschnittlich nur 140 q geerntet,
58
In 100 Gew. lufttrock. Rohbodens waren enthalten:
I II III IV
Steine, überzarmm: ID Eu. 4,0. 1 22:99 0. 212 SO et,
Steinchen, 20.1... = 2... 0 „öde. Abe. 2... 2:0
Grobsand uberilamn De 2 2 2 22 2926, 2, De. een)
Skeletmenge,. . I... 0. ER880 Knollen. 1370:
Beinerdemenger E72 ae 0933 IE 56:3 Er 029
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde sind enthalten:
Hyeroskopisches Wasser. 22.2 SlolDpgen Gab SO
Klumusstpffe, 20.2 222 a2: TER ee 2200 oO 2195
Gebundenes Wassey. 2 2 272:90872 2 oe Teiles
Glühyerlust . . 2. PEREEEREGEAOTTTET IE EN 50
Stickstoffgehalt rt, 20:09 026 DO St
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde sind enthalten:
Drzeusand (0:50 mun)er 2 eo oe E10
Keinsand, co. u. . 2 8 a TO 2 DA 2
Staubsand: .e3..0.00 ee Au unser Sl rl 2 lo:
Heinster. Sand. 2 (Der (9:0 > (3:
Schlamm (thonigen) a OA SB
SEEN 5 OR
Chemische Zusammensetzung.
In 100 g. lufttrock. Feinerde sind enthalten:
Eisenoxyde cr 20) ee EEE AU
Thonerde = 2. 2. 20.0 2120. 2 Bla = 020
Summe der 'Sesquioxyde .0. . . 5:032277. 22 22597127, 22223:350 EEE 125
Kalk Eine EEE, EOS ENDET RO TO 0) 255
Maenesia nn ea EI O3 Rn
Kali rn ee AA ET HH BE 0:28, ee (342
Natron 2.2.20 2. 0: 09T SO 00ER NIS ee) 1e
Bhosphorsäures. 2...0.2..2.2.0:083.227.27:.20:075 1 VO 0E
Schwefelsäure „as... (0 02. 2..0:02192,2222580:0292 73078 20:0 0 FE
Salzsäugeextralkt, 22. Bl > BB re A629
Schwefelsäureextuakt, 2. 2.831997 22 7778:06427, 22 AA Te‘
Kieselsäure u. Silieate-. 2... „2793155,2.222.773:09072 27835:0908 772..32:970
Quarzmense sinn 2. 22535 ze 22.42.0605 30
ADSOrPLONS(nach Rnopp.).. rn EN 5 BE TEE;
59
Wir haben es auch hier wieder mit Böden zu thun, welche das Eisen in
leicht zersetzbarer Form enthalten, die kalkarm, dagegen durchwegs reicher an
Magnesia sind und bedeutende Kalimengen im zeolithischen Teile des Bodens ent-
halten. Die Quarzmenge beträgt bis 60%,. Der Humusgehalt übersteigt in keiner
Erde die normalen Mengen. Die Böden II, III, IV von ChvalSovice sind mehr san-
diger Natur, haben jedoch eine so ungleiche Ackerkrummentiefe u. so eine verschiedene
Lage, dass diese allein schon die Differenzen in den Erträgen erklären könnten.
Reicher an Humus sind die Böden von Volesnik, doch erreichen die Kali-
mengen in dem verwitterten Theil des Bodens nur im Boden IV 0'682», während
die fünf anderen Ackererden nur 0'2°%/, Kali enthalten. Dagegen ist der Magnesia-
gehalt geringer wie in den Böden von Chvalsovic. Einen ganz abnormen, ja einzig
dastehenden Fall eines grossen Phosphorreichthums sehen wie im Boden No. IV
von Volesnik (velky kus), der beinahe 2%, beträgt, so dass eine wiederholte Unter-
suchung durchgeführt wurde, die einen Reichtum des Bodens an Ferrophosphaten
darleste.
Doch werden diese schwer löslichen, unvertheilten Phosphorsäurequantitäten
erst durch wiederholtes starkes Kalken des Bodens zersetzt und den Kulturpflanzen
nutzbar gemacht werden können.
Wie schon Eingangs erwähnt wurde, stellen das Frauenberger und
das Wittingauer Tertiärbecken Ablagerungen gleichartiger Verwitterungsprodukte,
die in Vertiefungen des nur flachen in Wellen aufragenden Gneisgrundgebirges nieder-
gelegt wurden, dar und bilden gegenwärtig die teichreichen Ebenen von Budweis,
Frauenberg und Wittingau.
In physikalischer Hinsieht wechseln in diesen Ebenen sandige, lehmige u.
streng thonige Schichten ackerbaren Jaandes mit einander ab, durchsetzt von Moor-
böden und Torfablagerungen. Die sandigen und thonigen obersten Absätze waren
einstens Ablagerungen eines ausgebreiteten Seees, dienen jetzt der Forst, Teich- u.
Landwirtschaft und es ist zunächst von Interesse ein Element der Fruchtbarkeit
der untersuchten Ackerböden aus dem angeführten Untersuchungsmaterial herauszu-
greifen und zwar dir Phosporsäure und diese mit den gefundenen Phosphorsäure-mengen
der herrschaftlichen, in früheren Jahren untersuchten Wittingauer Böden und denen
anderer Ablagerungen Böhmens zu vergleichen.
Die gefundenen Phosphorsäuremengen betrugen bei:
M. Cejkovie. K. Sucha.
Feld Öbergrund Untergd. Feld Ober- u. Untergd.
Dasenskä..... . 0:0319,, 0:030 9, Köbrehusss 22.722:0:0930527.0103807,
Biemase 005 0:047 „ Medenicer. ....2.0:062,, 0:032 „
Vıbenskee u .0.2.0:0062, 0:038 „ Mezi cesty . . . 0:089 „ 0.058 .,
oo 000g 0045 ron 2. 0088, 0081,
GV
M. Krenovie.
Feld Öbergrund Untergrun
Zäkupy 0.048 %/, 0048"
Za bumbu . 0:089 „, 0'074 „,
Prikopy . 0:042 ,, 0:019 ,,
Zaborecku . 0'051 „, 0016 „,
Aus vorstehenden Zahlen folgt, dass in den Frauenberger Böden der Unter-
orund stets an Phosphorsäure ärmer ist als wie der Obergrund, dass also aus den
unteren Schichten von diesem Pflanzennährstoff nicht viel zu holen ist. Weiter
finden wir die Phosphorsäuregehalte der Obergründe von Meierei Wondrov und
Kresin:
Feld Wondrov Feld Kresin
Jo ho
U remisu . 0:068 Za stodolou . 0.062
Pesf cestu 0.056 Bezpalovsk6 . 0.072
Mehle 0.014 Eisnerovsk& . 0095
Za zahradou VOS1 Pod drevnief 0.102
Feld Altthiergarten Feld Neuthiergarteu
"ho ho
Hetzplatz . 0.096 U remisu . 0:039
Zadnf stranu 0.035 V lukäch . ei 0128
Pod volesnik 0.026 U velk. senika . 0.089
U myslivny . 0:057 U pokutnf hräze 0:077
Der Durchschnitt ergibt in allen diesen Böden einen Gehalt von 0:066°/,
Phosphorsäure. Die Extreme bewegen sich von 0'026 — 0'128 °/,.
Betrachten wir
die Phosphorsäuregehalte der Ackerböden des Wittingauer Tertiärbeckens, so
erhalten wir folgende Werthe:
Boden-
nummer
jr
newmw
0:038°/,
0.054 „
0056
Vals
0:109 ,
0'035 „
”»
Phosphorsäure No.
x iur
Phosphorsäure
0109),
0.093 „
0.086 „
0.080 „
0.060 „
0.064 „
No.
13.
14.
15.
16.
IT
18.
19,
Phosphorsäure
0:057 °/,
0:077 „
0:083 „
0.064 ,
IT .
0.033 „
0:127 ,
61
Der mittlere Phosphorsäuregehalt dieser Böden beträgt = 0°074°/,. Die
Extreme bewegen sich zwischen 0:038°/, — 0'111.
Im Phosphorsäuregehalt sind die Böden der zwei südböhmischen Tertiärbecken,
wie die Zusammenstellung lehrt, ziemlich gleich, bei 0:07°%, Phosphorsäure, in den
seltensten Fällen erreichen sie 0'1°/, und darüber, während sie auf der Lobositzer
Herrschaft im Lössgebiet durchschnittlich = 0°184°/,, im Minimum 0 125°/, im Maximum
0:20°/, Phosphorsäure betragen. Auch die Urgebirgsböden von Netolie und Skokic
enthalten im Mittel = 0:129°/, Gesammtphosphorsäure, welche Zahl die Ackerböden
der Kreideformation ebenfalls erreichen, die jedoch in den Verwitterungsprodukten
der Basalte sich verdoppelt, zuweilen verdreifacht.
Die oben mitgetheilten Gmeisböden von Zirnau enthalten an Phosphorsäure :
No. Zirnau No. Skotic Obergr und Untergrund
lo 00 NN, eo , a oe 8 KT en RO)
Da: 0 5 OR a EL ee ORÜLE
5) 0:0 090, OT. 0;0LR Be TO es Aare)
0:0, A et EN eK)
No ehvaldomleı ee Ole
Volesnik 0:0 83 a 04160 0
6 55 en A 5 OO, ee 2 Quer let‘
6 OT 0093
OS ld. 30:058
Im Mittel erhält man einen Phosporsäuregehalt von 0°143°%. Die Extreme
verlaufen von 0'058 % bis zu 0'170. Es sind Böden des Gneisgebietes, deren
Gehalt an diesem wichtigen Pflanzennährstoff sehr wechselt, ausnahmsweise kommt
einmal sogar 1'183 P, O, als Phosphorit vor.
Die Nettolitzer Gneisböden enthielten an Gesammtphosphorsäure:
No. 19,0,
ee RT
DR OT
Se 03H
A eV Die Extreme sind:
Dan Men, VO... a ‚Orılzalyı,
OR ee 02:
on oo MI,
Ser OLORTE,
I 10088,
Re 0:195
Iim&Mittelgalsog 220. 2°22.:2.0:110695
62
Im Lobositzer alluvialen -Tafellan
des Ackerbodens:
de betrugen die“ Phosphorsäurequantitäten
Nos9B20: Nowb,0:
1. 0'160 9), 7. 0:157%,
22 02, 8. 0'222,
3. 0'159 , 9. 0213 „
4. 0183, 10. 0'165 „
5. 0188 „ 11. 0169 ,
6. 0186, 12. 0'106 „
Im reinen Löss des Untergrundbodens wurden die Phosphorsäuremengen
gefunden, zwischen 0'1250 °,, bis 0:1795°/, des lufttrockenen Bodens.
Im Obergrund bewegen sich die Extreme zvischen 0'157°/, bis 0'222%/,
Phosphorsäure, zeigen daher geringe Schwankungen. Hiezu kommt aber noch, dass aus
diesen gleichförmiggemischten, sehr feinkörnigen Lehmen und Erden kalte 10°,
Salzsäure schon nach vierundzwanzigstündiger Berührung und Sehütteln ®/, der
ganzen Phosphorsäuremenge des Bodens auflöst, was bei den wenigsten anderen
Erden, namentlich bei denen der Urgebirgsformation nicht gefunden wurde.
Betrachtet man das zweite, wichtige Element des Ackerbodens, das in warmer
concentr Salzsäure läsliche Kali, so findet man auch hier, dass die Kalimengen in
den Wittingauer und Frauenberger Ackererden übereinstimmen, wie der folgende
Vergleich zeigt:
Die gefundenen Quantitäten zeolithischen Kalis waren in Prozenten der
lufttrockenen Feinerde:
Boden No. Kali”),
12228 = 20:082
2 0.170
Be a
u
5 0'217
6 0:250
7 0112
Suter an 20230
IM. 25,014
O0:
ga. 0:040
Im Mittel also = 0'179°,, Kali.
Die Kalimengen in den Frauenberger Ackerböden betrugen in Prozenten:
Böden v. Neuthiergarten
No Böden v. Cejkovic Böden v. Wondrov
ik 0.110 ie 0:182 18 0'202
2. 0.210 2> 0'163 2. 0.224
9. 0'140 d: 0:147 D- 0:222
A 3 050 4. 0'226 4. . . .0:250
Mittel. . „0'152 Mittel 0'179 ImMittel . 0'229
63
Böden: v. Krenovie Böden v. Kiesin
lg 5. Er, 0:127
DR 20:98 D, 0:175
eo WR le
A 0:06 Al. 0:296
Mitteler TOR Mittel” . 77703198 Gesammtmittel
Böden v. Suchä Böden v. Altthierg. 0:162 °/, Kali.
Il. 0'154 0.5 0.0086
2. 0'145 Der 02
3 0181 30;
AR er er ON
IMiItte ee Vitteles vl
Grössere zeolithische Kalimengen findet man schon in den Gneis-
böden von Zirnau, wie die folgende Zusammenstellung zeigt:
No. Zirnau No. Volesnik No. Chvalsovic
1 0:898 %, 10 0.245, ile 0.097 %,,
2 1'294 „ 2. 0:252 , 23 0:106 „
3.020..220:5938 38 0209 Se 0.098 „
ARE 0:2623 4. 0'681 „ 4. 0'145
5 u D. 0'164 „ 8 —
6 _ 6. 0:194 „ 6. _
Section Skocic
No. Kali No. Kali No. Kali
1 05 OSRd 1 eg N rer
2 0'299 „ Bug. er 20.3608
Su 2 0:399% 208 I 019,
4... 0560, N RE N a
5 0560 „ le so ER U 0 re
6 0.691 „ 1 ÜBER er eo:
Im Mittel 0:520°% Kali.
Das sind bedeutende Unterschiede und für die nachhaltige Fruchtbarkeit
eines Bodens ist es nicht gleichgültig, mit welchem ursprünglichen Nährstofikapital
der Landwirt rechnen kann oder nieht. Auch die Lobositzer herrschaftlichen Böden
enthalten weit mehr Kali als die Frauenberger Ackerböden, mehr wie doppelt so
viel in zeolithischer Bindung.
Das dritte Element der Bodenfruchtbarkeit, der Kalk, der in chemischer
und namentlich auch physikalischer Beziehung von der grössten Wichtigkeit ist,
6
wurde in den Frauenberger Böden ceonform wie in Wittingauer Tertiärböden am un-
zureichendsten und so wie dort als im Minimum vorhanden gefunden, weshalb
man auch auf den Frauenberger Feldern und Wiesen der intensivsten Kalkdüngung
das Wort reden muss.
Das vierte und fünfte Element der Bodenfruchtbarkeit, der Stickstoff
und der Humus, stellen sich wohl in den verschiedenen Bodenarten verschieden
heraus, doch erreichen die Werte die Mittelzahlen dieser Bestandtheile von Acker-
böden in den meisten Fällen, erheben sich aber nur in einzelnen Böden hoch über
den Durchschnitt.
Ackerböden sind an Salpetersäure überaus arın, auch an Ammoniak arın,
weil erstere bekanntlich sofort von den Pflanzen aufgenommen, dnrch Regen in den
Untergrund und in die Drainwasser gelangt, wesshalb die Bestimmung dieses sehr
beweglichen Pflanzennährstoffes sehr schwer und nutzlos wäre und das Ammoniak
im thätigen Boden sehr rasch in Salpetersäure umgesetzt wird, so dass auch seine
Bestimmung wertlos ist und die Hauptaufgabe des Landwirthes darin besteht, den
vorhandenen umwandelbaren Stickstoffvorrath so zur Zersetzung zu bringen, dass
möglichst viel salpetersaures Ammoniak entsteht, wenn die für eine solche Düngung
dankbarsten Pflanzen, wie die Cerealien, zur üppigen Entwicklung gelangen sollen.
Desshalb genügt der Stickstoff des Humuses, von dem im Jahre kaum 1°/, nutzbar
gemacht werden kann, den Cerealien nicht, so dass mit Salpetersalzen im Frühjahr, und
mit Ammoniaksalzen im Herbst fast in jeder Wirthschaft heutzutage nachgeholfen
werden muss, wenn es sich um Massenproduktion handelt. Man hat die Noth-
wendigkeit der Stickstoffdüngung in früheren Zeiten sehr unterschätzt, zur Zeit
der Stickstöffler übertrieben, erst die Gegenwart lenkt in richtige Bahnen ein und
berücksichtigt sämmtliche Elemente.
Sehr wechselnd ergibt sich der Gehalt an aufgeschlossenen Silicatbasen,
so wie an Eisenoxyd und Thonerde, wesshalb auch die Absorptionszahlen grosse
Schwankungen zeigen und je nach der Beschaffenheit des Untergrundes und der
Lage einen sehr verschiedenen Bodenwert bedingen.
Durch all’ diese Arbeiten wird aber der Feldversuch mit verschiedenen
Dungmitteln nicht überflüssig, weil wir den Einfluss des Standortes und der äusseren
Waehsthumsbedingungen nicht genügend mitbereehnen können. Aber die vom Land-
wirt gemachten Beobachtungen und die bei seinen Versuchen im Grossen gewonnenen
Resultate hat die wissenschaftliche Forschung nach allen Richtungen hin zu prüfen
und sie in ihren Ursachen klarzustellen. Und wenn die Wissenschaft dem Praktiker
Rathschläge ertheilt, so ist des Praktikers Aufgabe diese Rathschläge durch Feld-
versuche zu prüfen, ob sie in richtiger Weise gegeben sind, ob sie für seine speziellen
Verhältnisse passen oder ob sie diesen entsprechend abgeändert werden müssen.
Neben der Bodenanalyse wird aber auch in künftiger Zeit die Analyse der Ernteprodukte
bei den Düngungsversuchen eine wichtige Rolle spielen, wie wir dies bei Wittingau
und Atterberg bei seinen Versuchen, den Vorrath an assimilirbaren Nährstoffen
des Bodens aus den Analysen der Haferptlanzen zu ergründen, gefunden haben, so
dass wir seinen Worten beistimmen, dass die gefundenen Erntegewichte und die
analytisch gefundene Zusammensetzung der Ernten einander vorzüglich ergäuzen
65
können. Haben die Düngungen die erwartete Wirkung nicht gehabt, dürfte die
Analyse mindestens im Stande sein, die Ursache der ausgebliebenen Wirkung anzeigen
zu können. Auch Langer findet, dass die Zahlen der Aschenanalysen die Boden-
analyse zu ergänzen mithelfen, dass bei reichlichem Vorhandensein aller assimilirbaren
Nährstoffe im Boden bei hohem Erntegewicht auch ein hoher Prozentsatz an Nährstoffen
in der Ernte vorhanden ist, oder dass sich doch die Erhöhung des Erntegewichtes
sehr geltend macht, wenn auch einmal der Prozentsatz in der Asche nicht erhöht
worden sein sollte.
Zum Schlusse möchte noch hervorgehoben werden, dass, wenn schon die
einfache Art der Bodenuntersuchung, die sich auf den Gebrauch der Sinne, Gesicht,
Gefühl, Geruch ete. stützt, für die praktische Wertschätzung des Bodens die aller-
grösste Bedeutung besitzt, dies um so mehr von einer -physikalisch-chemischen
Analyse des Bodens gelten wird, die sich nicht nur auf eine, sondern auf mehrere
Bodenproben eines Meierhofes und auf viele Meierhöfe eines Gutes erstreckt,
wenn auch nebenher die praktische Bodenprüfung desshalb festgehalten werden
muss, weil man den Boden im Freien in seiner natürlichen Lagerung auf seinen
physikalischen Zustand vollständiger und richtiger prüfen kann, die Gesammtheit
aller obwaltenden Verhältnisse zu würdigen und abzuschätzen im Stande ist und
die Gleichförmigkeit oder den Wechsel der Bodenbeschaffenheit und dessen Mächtig-
keit erst auf weite Strecken festzustellen in der Lage ist.
Anhang.
Bodenuntersuchungen.
Von I bis V Böden vom Meierhofe N. in Nordböhmen.
Ergebnisse der mechanischen Analyse.
In 100 Gewichtstheilen des luftrockenen rohen Bodens sind enthalten:
| I. II. II. IV.* \Y.
Steine (Rückstand Dmm Siebes) . 360 6:50 340 320 | 13:00
Grober Sand (2—-3mm Sieb) . .. 490 | 13:00 5310,21512:90%9|513:50
Feinerde (1 mm Sieb) . °. . . . 91:50 | 80:50 "91:50 | 83:90 | 73:50
Summe 22.2 22.2.2200 .100:000 , 100:00 | 100:00 | 100:00 | 100:00
In 100 Gewichtsth. der lufttrockenen Feinerde
sind enthalten Gew.
Sand in der Grösse von ee 15:60 726270. 10:22 9:50 | 21:06
Feinsand 2 „ (01-02 mm) 21:91 | 20:82 | 10:49 | 29:70 | 21:68
| Staubsand „ ,(005--002mm) 1693 | 12:83 | 33:51 | 18:22 | 17-98
Feinster Staub,„ „(wie OO1mm)| 16'958 | 36:87 | 23:30 | 12:68 | 15:98
Abschlämmbare thonige Theile 23:55 | 21:86 | 2248 | 29:90 | 23:30
|
| ee zz nme
| Summe onen...) 10000 | 100:00 | 100:00 100:00 | 10000
Die Drei ersten Böden sind reicher an Feinerde als wie die zwei letzten.
Am ärmsten an Feinerde ist N V. mit 74°. An thonigen Bestandtheilen am
reichsten sind N I, III und IV. Die Steine und der Sand bestehen aus verwittertem
Quader und Plänermergel, denen Quarz, Basalttuff und Fragmente von Feldspaten
und Augit beigemengt sind. Am steinreichsten ist No. V. Die physikalische Be-
schaffenkeit dieser Böden ist eine normale. An Feinerde reich, für die Absorption
der Pflanzennährstoffe günstig zusammengesetzt, besitzen diese Ackererden folgende
chemische Zusammensetzung:
67
Ergebnisse der chemischen Analyse.
In 100 Gew. lufttrock. Feinerde (1 mm Sieb) sind enthalten:
; | | | l I
Bestandtheile | I. | U. | 001 | IV. | V.
Ik] | rl)
| | j | |
Hygroskopisches Wasser | 83 ° — 671 — 1190| — | T5]| — | su — |
I | |
Humusstofe. .... . | 3:99 = | 8 = 3051| — 3:13 — || 389 | —
| | | | | |
Hydratwasser .....|as3| — | 2183| — | 329) — | 3900| — | 528 | —
FT en re ge |) Im T=eril re] Tee Frrenstl; Fee
Il | | |
Glühverlust .. . ... . 11655 | — 1245 | — [11:24 — 11408 | — 1718 | —
I | |
I I
| | |
In den Humusstoffen | | | | |
Stickstotae le 2310:274 | = | 0:137 — |.0:098 _ 0142 | — 0134)
| || I | | I
Schwefelsäure... . .| 5 puzl BBER B el ER SP Bei ES pur Er
| | | | | | |
Kohlensaurer Kalk .. 554 | — 078| — 046 | — 330 | — | 2:21 | —
| | | | ||
| Kohlensaure Magnesia .| 015 — |o11| — )03| — | v1) — || 0:19
Ess. ms: (Brig:
Summe beider Karbonate | 569 — 0891| — | = 344 | — || 240 °—
| | | | |
| |
| Chlor (als Kochsalz) ... | Spur, — | Spur) — | Spur; — — | Spur —
| | | | ||
| In 5°/, kalter Ameisen- | | |
| säure lösliche Phos- | | F
phorsäure . ..|| — j0072 | — 10:08 || — [0007 | — |0:003 | — | 0:008
| | | |
-In 2°/, kalter Citronen- N | |
| säure lösliches Kali .| — 100451 — [0027 | — [o014 | — [oo1a | — 0088
| Eisenoxyd und Man- N) | | | |
ganoxyd . 58 \ 469 — || 5:35 = 3:30u = —— 5:50 —_ | 640 | —
| | | |
| Thonerde all 4299 | — | E16) — | a9) — | 3400| — | 4289| —
| 3| | | | |
Kalk .S|| 142 | — | 0499| — | 0202| — | 0911| — | 091) —
| © || |
| Magnesia ... .. = 012 | — | 005 | — 0:74 | — 0:15 — BR | =
a ||| | | |
| Kali... 0 — |0:305 | 0.385 | — 0.381 | — |0:345 | — | 0:622
(02) | | | | | |
| Natron || 0:140 7 — 0:23 | _ 0.12 | — | 02) — | 012 —
| | | | |
|| | | | | | |
| Phosphorsäure .. || — 107249 | — 0.093 | — | 0.017 | — |0:099 ne 0:122
| Ü | | | |
ı In Lauge lösliche zeo- | |
lith. Kieselsäure . . . | 767 | — | 839 | — 6:90 7:70 | ORTE
us. Jen je
| ||
Die Summe der Zeolithe | 19,672 | 19.683 16:409 18-111 24-400
Unlösliche Silicate und | | |
Quarz .......|. 57267 || 66520 71.260 | 64263 | 55:841.
| | |
Summe der gefundenen | | | ı
Bestandtheile .. . .ı 99:179 | 99'543 99599 | 99-894 | 99-821
|
) | I
u u
5*
68
Aus 100 Kilogramm Boden lösten grms Phosphorsäure:
| I I II. IV %
5%/, kalte Ameisensäure . . ...|- 72 8 Hl 3 8
2°/, kalte Citronensäure . .. . 32 18 17 15 32
Heisse Salzsäure v. 11 sp. G. .| 321 137 34 102 130
Absarption) s.. 1. DIET Ba. 13 123
Von VI bis X Erdproben vom Meierhofe M.
Ergebnisse der mechanischen Analyse.
In 100 Gew. des lufttrockenen rohen Bodens sind enthalten:
2 ? |
Be sta n dätinze ine ya.) SV | Ze IX. X.
= = = a — ? \ BE PER et nn: |
Steine über dmm). . -.-.., 790 | 11:80 | 17:80 ! 13-40 | 11:30 |
| Grober Sand (23mm)... . . 4.60 19:20 11:30 440 | 10:70
Feinerde (l mm Sieb). . . - . . | 87:50 | 69:00 | 70:90 | 82-20 | 78:00
100.00 10000 , 100°00 | 100 00 | 100:00
| |
In 100 Gew. der luftrockenen Feinerde sind enthalten :
| Sand von d.G. (03—-04mm) . . 25:00 | 20:05 | 21530 1211:58 211,98:05
Feinsand „„n (01-02 mm) . . 21:96 | 17:08 | 12:32 | 1454 | 14:03
| Staubsand „ „ (005—0:02 mm) . | 1490 | 18:03 | 17:26 | 23:85 | 1750 |
ı Feinster Staub (0 Ol mm) . . . . | 12:88 14:96 16:57 2217277 5376
ı Abschlämmbare thonige Theile. . 2526 | 29:85 | 32:55 | 2676 | 24:46 |
3 |
INSinnme) > he .) Alaer a | 1000 | 10000. 100:00 | 10000 | 10000 |
Die Menge Feinerde ist in diesen Bodenarten geringer als in denen vom
Meierhofe N., doch beträgt sie immer noch 70—80°, des rohen Bodens und die
Gesteine entstammen dem Plänerkalke, von dem grössere und kleinere verwitterte
Brocken mit Quarz und anderen Gesteinsfragmenten vermischt, das Skelet dieser
feinerdigen Böden bilden. Die untersuchten Erdproben sind nicht arm an thonigen
Bestandtheilen, bei zwei Böden No. 7 und No. 12 sind noch grössere Mengen un-
zersetzten Plänerkalkes der feinerdigen Masse beigemenst.
Die Böden zeigen eine gute Absorption. Im feuchten Zustande bildet das
erdige Bindemittel einen schmierigen Teig, welcher das Gesplitter des Bodens zu
einer kompacten Masse verkleistert, die aber ausgetrocknet, wieder auseinanderfällt.
69
Ergebnisse der chemischen Analyse.
In 100 Gew. der lufttrockenen Feinerde sind enthalten:
IT |
Die Böden von VI—X sind
vom Chemiker H.
Bestandtheile | \AE VII. VIII. | IX. X.
I | |
il \l | |
] Al a I |
| | |
Hygroskopisches Wasser | 568 | — | 818 | — 648 | — 6:78 | — || 8:80, | —
| ||
Humusstoffe. ... ... .|| '2:65 _ 3236| — | 3444| — Bra — || BUS —
I
Hydratwasser ... .....] 429 | — || 4931 — | 379 | — | 3832| — | #64 | —
| l zz | Bm ame] | ee ng
Glühverlust . . . . . ..112:62 — (1637) — 1371| — 11432 | — [16:42 | —
| IN
In den Humusstoffen | |
Stickstoff . -... | — 0.196 | — 0852] — |0210| — |0212]| — |0:210
| |
I} ||
Schwefelsäure ... . . .| Spur | — || — — | Spur | — _ — |) Spur | —
sr Sense hen — ——
Kohlensaurer Kalk. . .| 136 | — |12:74 ET = 175| — |12:71
Kohlensaure Magnesia . | Spurl] = 0,122, 20:10. NO Oo
I To Teen ee ei Sera |] SET] rl ug |l
Summe-beider Karbonate | 1:36 _ |12:86 — 704 - 1:88 —. 12:86 | —
| | |
Chlor (als Kochsalz). .| — 3 lESpurı 2 — Spur — || Spur | — || Spur | —
| || || |
In 5°/, kalter Ameisen- | | |
säure lösliche Phos- | | |
phorsäure. . . :. .| — | 0009| — | 0016) — | 0.003) — | 0:008|| — |0:012
I
| | |
In 2°, kalter C:tronen- | | Il | |
säure lösliches Kali .| — 0014| — 0:008 | — 0188| — 0:187|| — |0:015
Eisenoxyd und Man- ® il | |
ganoxyd . Sl 396 | — || 312 | — || 8303| — || #32 | — || 366.| —
- |
Thonerde Ela ei a | 2565| — | 2022| —
N
= |
Kalk all 320) — | Lac — | s:62| = || 156 | — || 155 | —
zeyl] |
Magaesia a 041 — || 0:63 | — 060 | — | 063 | — 061 | —
ol | | |
=} ||
Kali. „all — | 0480| — | 0:601|| — | 0612| — | 0:520| — |0580
= I
Natron 2 | | De | ern ee |
| | | | |
Phosphorsäure =ı — |oa21) — | 0240) — | O:1at)| — | 0131) — |0:150
In Lauge lösl. Kieselsäure I 6:34 — S:13 — 6402,65 [ng el)
Sunme d. Zeolithe . . 17364 1S:885 13:089 | 15 286 14327
Unlösl. Silicate u. Quarz | 68120 51:020 61-130 | 6840 55:950
Summe der Bestaniltheile 99-464 99-135 99-969 99-326 99-557
|
Absorption - 73 | 85 67 | 78 85
2 | |
Kourimsky analysirt,
70
Wie die angeführten Zahlen lehren, so setzen sich die Böden dieses Meierhofes
vornehmlich aus verwittertem Plänermergel zusammen, dem Basalttuff und quarzreiche
Gesteinsfragmente beigemengt sind. Eisenreiche Zeolithe wechseln mit kalkarmen
und kalkreichen Thon so wie mit Silicaten ab. Im Allgemeinen sind deshalb diese
Böden kalkreicher als diejenigen des Meierhofes N.; doch schwankte der kohlensaure
und humussaure, leichtlösliche Kalk in den fünf untersuchten Bodenarten von 1°36°/,
bis 12'90°/,. Am kalkreichsten sind die Ackererden No. 7 und No. 10, welche beide
gleich hohe Kalkgehalte aufweisen.
Die untersuchten fünf Böden des Meierhofes N. scheinen sich mehr aus ver-
wittertem (Juadermergel als aus Plänermergel der böhmischen Kreideformation ge-
bildet zu haben. Der höchste Gehalt an kohlensaurem Kalk beträgt in den Böden
dieser Meierei 5'96°/,, der nidrigste 0:69°/, und sind die Erdproben No. 2 und No. 3
die an Kalk ärmsten der untersuchten Bodenarten. Bei diesen dürfte eine gelegen-
heitliche Kalkdüngung von Nutzen sein. Magnesia ist in genügender Menge vorhanden.
Auffallen muss zunächst die Schwefelsäure und Chlorarmut sämmtlicher untersuchten
Böden, dagegen ist sowohl das in 2°/, kalter Citronensänre leicht lösliche Kali, als
auch das in concentrirter heisser Salzsäure lösliche Kali in solchen Mengen vor-
handen, wie es Ackererden nicht sehr häufig besitzen.
Bringt man das leicht aufnehmbare Kali zu dem in Salzsäure löslichen, als
zeolithischer Bestandtheil vorhandenen, schwerlöslichen Kali in Proportion, so ent-
fallen auf 100 Gewichtstheile zeolithisches Kali folgende Prozente an leichtlöslichem
Kali in den nachbenannten zehn Ackererden:
Boden No.
3oden No.
[ 1:50%/, VI. 2:90,
II. TO, VI. 13,
I. 37, VII. 30:7 ,
IV. 40, XL 359 „
V. 43, x 258,
Und in 100°000 Gew. oder 100 Kilogramm Boden sind an aufnehmbaren
Kali Gramms enthalten:
Boden No. gr.
Boden No. gr.
Ik 46 VI. - 14
Il. 27 NR 8
III. 14 VI. 188
IV: 14 IX. 187
\ 21 X. 15
Hiernach wären die Böden 7, No. 3 und 4 an aufnehmbaren Kali die ärmsten,
wenn sie auch ungewöhnlich reiche Kaliquantitäten in Reserve haben, die durch
Stulldüngung und Verwitterung löslich gemacht werden können.
21
Bezüglich der zugänglichen Phosphorsäure ist nur der Boden N I des
Meierhofes N. reich, der No. 7 und No. 10 genügend mit diesem wichtigen Pflanzen-
nährstoff versehen, alle anderen Bodenarten enthalten unter 0:OL1°/, an Phosphorsäure
und nachdem ein Boden dann phosphorsäurebedürftig ist, wenn er nur 0'01°/, in
5°/, kalter Ameisehsäure lösliche Phosphorsäure oder in 100 Kilogramm 10 grm.
lösliche Phosphorsäure enthält, so wären so ziemlich alle Böden von No. 2— 10 für
eine Phosphorsäuredüngang in Form von Superphosphat dankbar.
An Gesammtphosphorsäure ist merkwürdigerweise der Boden No. I und
No. 7 selten reich, wahrscheinlich in Folge eines grösseren Apatitgehaltes. Die Böden
des Meierhofes M. sind an dieser Säure von Natur aus reicher wie die Böden des
Meierhofes N., im Allgemeinen sind sämmtliche Erdproben an diesen Pflanzennährstoff
in gebundener Form, nicht arm. Man nennt einen Boden an Phosphorsäure sehr reich,
wenn er in 100 Kilogramm enthält:
200-500 gr. sehr reich,
150—200 „ reich,
80— 60 „ normal,
50— 60 „ arm,
10— 30 „ recht arm.
Die untersuchten Erden enthalten an Phosphorsäure in 100 Kilogramm der
Feinerde und des rohen lufttrockenen Bodens:
In der Feinerde: Im Rohboden :
[OD 293 ischrereich
Te er lo Teich
Nee een le
SEHON DRAG. He. ai)
RR DIRT RL ZINN ae LE normaler
DE I Gehalt
DERBRDFUNEERRL SON TER ars (LNEN OH N
DR RIERFUNE LET Are. RO
GE De N ODE He a 475)
3 ee nano. U) arm
Von 100 Gewichtstheilen dieser Gesammtphosphorsäuren. waren aber in 5°,
kalter Ameisensäure formydiöslich nur:
Boden No. Boden No.
Jl, 22:00 er are 20:90),
2. 19, TER er re 0r2En
3. 83, IE RS HOF
4. 2.98 er DA,
B, ons Over re 80),
72
In 100 Kilogramm Feinerde und in 100 Kilogr. Boden waren an ameisen-
säurelöslicher Phosphorsäure enthalten:
Feinerde Rohboden (sammt Skelet.)
NO. lee so 1 sr. |< | ha se Jun sr. |<
ne » 13 IR ; An E
ER we RITTER E
n) N > SE 05H, EZ
Feiner de Rohboden
No. 1. 12 gr. IE IE HRSERISRGHIKET: je
El! S:aly |= DE IST 6A 3
BE 8, \8 Silas Rage E
3 7 BE Be OR IE
n = ”„ [«b} ” [<b}
nu 3,7 4 ZA
Bei den ersten sechs Erden wurde auch das Löslichkeitsverhältnis der Phos-
phorsäure der untersuchten sechs Boden in 2°/, Citronensäure nach 24 stündigem Stehen
und öfterem Umschütteln bestimmt und die Citratlöslichkeit mit der Ameisen-
säurelöslichkeit der Phosphorsäure verglichen. Es ergaben sich folgende
Verhältnisszahlen:
Aus 100 Kilogramm, Feinerde lösten Gramm:
NN. il N. 2 Ng3 N. 4 N DE NeEG
au kaltes A\meisensäute— wiDer 3 ee ES 3
2 CHtronensaute>=— SP LS ler ee ol)
Heisseconcentnintesalzs-— Sale ala 83 rl
Berechnet man dieses Verhältniss auf Roherde, so kommen die Zahlen je
nach der Menge der Feinerde des Bodens noch kleiner heraus, wie oben gezeigt
wurde. Nachdem man gefunden hat, dass auch der Löslichkeitsgrad der Phosphor-
säure von dem Verhältnis dieser Säure zu den im Boden vorhandenen Sesquioxyden
(Eisenoxyd und T'honerde) abhängt, und als ein sehr günstiges Verhältnis ein solches
bezeichnet wird, bei welchem auf 1 Theil Phosphorsäure weniger als 40 Theile
Eisenoxyd und Thonerde entfallen, als noch günstig ein Verhältnis genannt werden
kann, wo 1 Theil Phosphorsäure auf 60—70 Theile, als wenig günstig ein solches,
wo 1:90 und nochmehr entfällt, so wurde für die genannten Böden dieses Ver-
hältnis ebenfalls berechnet, wie folst:
Auf 1 Theil Gesammtphosphorsäure in der Feinerde entfallen an Sesquioxyden :
Boden Boden
ER; : a) 6. 3 < 50 |
2 95 | 5 7 28 | :
3 92, s nn
4, 87 SS ig =
BI a 86 j OR a ea. 08 nl J
73
Man sieht, dass ein weit günstigeres Verhältnis obwaltet bei den M. Böden,
als wie bei den N. Böden.
Bringt man den Stickstoffgehalt dieser Böden und Feinerden in eine Reihe
und bedenkt, dass sich nur ein kleiner Theil desselben, höchstens 5°/, unter den
günstigsten Temperatur, Düngungs- und Regenverhältnissen, jährlich zersetzt, zu
Ammoniak und Salpetersäure verwest, so werden wahrscheinlich am verfügbaren, für
die Culturpflanzen assimilirbaren Stickstoff in den untersuchten Böden und
Feinerden etwa vorhanden sein, in 100 Kilog. Erde= Gramms:
In den Böden des Meierh. N. 1 2 3 4 5)
In der Feinerde ... 137 . ES
Im®Boden@(rohen)eee a. 12:0 A Ag
No.
In den Böden des Meierh. M.= 6 7 0) 9 10
Inzdersßeinendemsser ee): 2 310:0, 20. 310 DR 0
IneRohbodengen ke siH a Sa A ee
Da ein angestrenster, intensiv bewirthschafteter Culturboden wenigstens
10 gr. Stickstoff pr. 100 Kilo Boden in verfügbarem Zustande enthalten soll, so
werden bei den stickstoffärmeren Böden Düngungen mit ammoniakalischen
Superphosphaten aus mehreren Gründen angezeigt sein.
1. Werden die Böden durch das Ammoniaksuperphosphat die so nöthige, be-
sonders für die Kleepflanze unentbehrliche, in ihnen in sehr geringen Mengen vor-
handene Schwefelsäure (die für die Eiweissbildung in der Pflanze unentbehrlich ist)
in Form von Gyps erhalten, weil die Superphosphate sehr viel Schwefelsäure zum
Aufschliessen benöthigen, die als Gyps im Superphosphat verbleibt, und weil ausser
der wasserlöslichen Phosphorsäure, auch der Kalk und das Ammoniak gleichzeitig
mitwirken und besonders die Halmpflanzen und Rübengewächse solchen gleichzeitig
mit Phosphorsäure beanspruchen, so wird erst hiedurch die Düngung voilständig.
2. Durch das schwefelsaure Ammoniak des Ammonsuperphosphates wird
wesentlich auch die Löslichkeit der unlöslichen oder schwerlöslichen Bodenphosphate,
befördert, die Verwitterung und Löslichkeit der zeolithischen Bestandtheile be-
schleunigt.
3. Durch die Ammoniaksuperphosphatdüngung werden die jugendlichen
Pflanzen rascher zur Entwickelung gebracht, wodurch sie ein kräftigeres Wurzel-
werk entfalten und hiedurch befähigt werden, die Bodennahrung im grösseren Um-
kreis aufnehmen und verwerthen zu können und auf diese Art auch schneller den
zahlreichen Feinden, die sie bedrohen, entgehen.
Was eine Kalidüngung betrifft, so dürfte sie höchstens bei den Böden 7, 3
und 4 wirksam sein, da es den Böden gerade an diesem Pflanzennährstoff am we-
nigsten gebricht. Im Falle eines Versuchs wären aber nur die chlorhaltigen Stass-
further Kalisalze, oder das Chlorkalium, weniger der Kainit anzurathen, da man eine
gleichzeitige Chlordüngung erhält und Chlor, welches für die Überführung der Stärke
74
in der Pflanze unentbehrlich ist, nur spurenweise in den untersuchten Böden vor-
handen ist. Denselben Zweck würde man sehr billig durch eine gewöhnliche Stein-
salzdüngung erreichen, weil das Chlornatrium das iKali durch Absorption und
Substitution im Boden in äquivalenten Mengen frei macht. Diese Düngung müsste
aber stets mit einer Ammoniaksuperphosphatdüngung gleichzeitig erfolgen.
In schweren Lehm- oder gar Thonböden kann der Kainit schon aus diesem
Grunde nicht empfohlen werden, weil wiederholte Düngungen mit demselben solche
Böden hart und undurchlässig machen, und wenn auch eine kräftige Kalkung hier-
gegen angewendet werden kann, so wird doch nicht immer die nachtheilige Wirkung
des Kainits, die durch Salpeterdüngungen nur noch verstärkt wird, behoben.
Thomasschlacke empfielt sich nach den vorliegenden analvtischen Ergebnissen
weniger, da es sich um eine schnellwirkende Phosphorsäure handelt, an
schwerlöslicher Phosphorsäure aber die Böden keinen Mangel haben.
Die reichliche Stallmistdüngung genügt nicht allein, die Böden zur höchsten
Ertragsentfaltung zu bringen, sie muss Hand in Hand gehen mit der gleichzeitigen
Verwendung von Handelsdüngern, die in verschiedener Stärke, je nach der hier an-
geführten Beschaffenheit der Böden, zu den jeweiligen Culturpflanzen zu ver-
abreichen sind.
Wie die Berechnung der Basen und (der-Kieselsäure des zeolithischen, in
Salzsäure löslichen Bodenantheiles zeigt, so sind die Böden gut aufgeschlossen und
enthalten keine, den Pflanzen schädlichen Salze, weder Schwefeleisen, noch grössere
Mengen Eisenoxyduls, noch Bittersalz oder Chlormagnesium, welche viele, sonst an
Pflanzennährstoffen sehr reiche Böden unseres Vaterlandes unfruchtbar machen und
die erst entfernt oder in anderen Verbindungen umgewandelt werden müssen, ehe
diese Böden eine üppige Vegetation hervorbrigen können.
Auch die mechanische Analyse der untersuchten Erden zeigt eine günstige
physikalische Mischung der thonigen und sandigen Bestandtheile der Böden, mit-
unter mit hohen Feinerdegehalten. Die höchste Absorption für Nährstoffe zeigen
die Böden I. und V. des Meierhofes N., dagegen die niedrigsten III. und VIII. In
der Regel entspricht einer höheren Absorption der Erden auch ein höherer Frucht-
barkeitsgrad der Böden.
Die hohe Absorption der untersuchten Erden zeigt auch von der Feinheit
ihres Kornes, da sie mit der Dichte des Kornes abnimmt.
Bodenbeschaffenheit
der ackerbaren Felder der Herschait Franenberg,
„Obergrund'".
76
Feldstelle
Bodenbeschaffenheit der ackerbare
i „Obe2
Meierhof-
Wondrov
3.
Meierhof-
Altthiergart
Meierhof-
Kresin
T.
2. 952 10 le
fevnide
y
Hetzplatz-Boden
Pole u remisu
U Pesi @esty
Mehle zadni
Za zahradou
Za 20 stodolou
Bezpalcovske 42 d
Eisnerovske
Pod d
Zadni stranvou
Pod volesnic cestou
Gewichtsteilen lufttrockene
1. Grobes Gestein über 3 mım .
2. Steinchen über 2 mm
3. Grober Kies über 1 mm
4. Feinsand über 0:50 mım
5. Streusand „ 025 „
6. Staubsand „ 010 1
7. Feinster Staub unter 005 mm
8. Thon. Teil Schlamm
g
. Hygroskop. Wasser .
. Hydratwasser . ;
. Humus .
Summa .
Stickstoff .
| Eisenoxyd (Mangan)
\ Thonerde
Caleiumoxyd
Magnesiumoxyd
Kaliumoxyd
Natriumoxyd .
Phosphorsäure .
| Schwefelsäure
Kohlensäure
Chlor
In Salzsäure lösl. Stofte . :
In cone. Schwefels. lösl. Stoffe .
Rückstand nach Salz- und Schwetel-
Absorption .
| 4:00, 3:40114:50
1:20) 1:20) 2:30
3:40, 3:10) 3:70
23:85 28:15) 16:05
20:47122°71123°37
17°82]12-82|14°31 |
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23:00|18:06,18°69|11:70119:29|15°57|23°13|24 75117°51125°16)21°68)21:62)19:65122°42|21°58
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15°40|11:28,16°39/26°2018°25,23°88|14°59 10:08) 14:38)11°14! 15:00 14°13118°8+|13°46118°63
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78
Bodenbeschaffenheit der ackerbaren Felder der Herrschaft Frauenberg.
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3. Grober Kies über imm ....| 2:56 1'39 2:49 915 | 204 30701
4. Feinsand über 050 mm... ...| 2108 | 1614 | 2102 | 23.13 | 2512 | 38340
Do Sireusande „ 0:05. nn. 25:94 10:09 | 22:98 23:12 | 23:10 23-54
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7. Feinster Staub unter 0:05 mm. .| 11:40 | 1913 |, 1348 | 1524 944 | 1015 |
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Tertiärformation von Südböhmen
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STUDIEN
im Gebiete der
BÖHNISCHEN KREIDEFORMATION.
Palanonlolgetshe Untersuchungen der einzelnen Sehnellun,
Perucer Schichten.
(Ergänzung zu Band I. ıı, p. 186.)
Prof. Dr. ANT. FRIC und Dr. EDWIN BAYER.
Mit zahlreichen Textfiguren
(Archiv der naburwissenschaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen.)
(Band XI. Nro. 2.)
PRAG.
DRUCK VON Dr. EDV. GREGR. — KOMMISSIONS-VERLAG VON FR. RIVNÄC.
1900.
VORWORT.
In der ersten Publication des Comites für Landesdurchforschung i. J. 1570,
wo ich die palaeontologische Untersuchung der einzelnen Schichten der böhmischen
Kreideformation in Angriff nahm, waren unsere Kenntnisse über deren tiefste
Lagen „die Perucer Schichten“ noch so spärlich, dass ich mit deren Zu-
sammenfassung bloss 4 Seiten füllen konnte, auf denen von 22 Arten Pflanzen und
7 Thierresten Erwähnung geschah. (Band I—ıı, p. 186.) Seit der Zeit war ich
bemüht neues Material für die Museumssammlungen zu beschaffen und jüngere
Kräfte zu dessen Verarbeitung anzueifern. Selbst widmete ich den spärlichen
Thierresten die gehörige Aufmerksamkeit.
Es gelang mir den Prof. Dr. Velenovsky für einige Jahre an die Bearbeitung
der Kreidepflanzen zu fesseln, was zu einer Reihe von wichtigen Publicationen führte.
Nachdem aber diesen Forscher die recente Botanik ganz occupirte, gelang es mir
von ihm die Bewilligung zu erlangen, seine Resultate in eine zusammenfassende
Arbeit für das Archiv der Landesdurchforschung benützen zu dürfen. Bei Durch-
führung dieser Aufgabe war mir Dr. Edwin Bayer behilflich, dessen neuere For-
schungen über die Kreideflora hier eingereiht erscheinen.
Mit Rücksicht darauf, dass diese Studien auch die Popularisirung der ein-
heimischen Palaeontologie zum Zwecke haben, waren wir bestrebt die Abbildungen
der meisten Vertreter der Gattungen und Arten, die in verschiedenen schwer zu-
gänglichen Abhandlungen zerstreut sind, wenigstens in verkleinerten, restaurirteu
Skizzen zu bringen und einheimischen Sammlern die Bestimmung der Funde zu
erleichtern und das Erkennen von neuen Vorkommnissen zu ermöglichen.
Die Grundlage für den botanischen Theil dieser Arbeit sind die Arbeiten
des Prof. Dr. J. Velenovsky namentlich die „Kv&tena Gesk&ho cenomanu“,
die in den Abhandlungen der kön. böhm. Gelehrten Gesellschaft der Wissenschaften
(1889, mit 6 Tafeln) erschien und aus der wir auch einige Partien in wörtlicher
Übersetzung oder im Auszuge einfügen. Die übrige benützte Literatur führt Dr.
Ed. Bayer weiter unten am Eingange zu dem kritischen illustrirten Verzeichnisse an.
Bei der von mir in letzter Zeit durchgeführten Aufnahme vieler Profile
versuchte ich auch die Seehöhe der Basis unserer Kreideformation sicherzustellen,
soweit dies mit Hilfe eines Taschenaneroids möglich war; überzeugte mich aber,
1*F
4
dass bei der Unzuverlässigkeit dieser Instrumente die Resultate beschränkten Werth
hätten und dass die Durchführung dieser Aufgabe in der Zukunft einem Geodeten
(in Begleitung eines Geologen) zugewiesen werden muss.
Im Einsammeln des Materiales wurde bis auf die jüngste Zeit fortgefahren,
namentlich an dem ausgiebigen Fundorte VySerovic, dann bei Vydovle und Hlou-
betin. Von dem neuen Fundorte Votrub bei Schlan wurde eine Suitte von Herrn
Dvoräk, Fotografen in Schlan, erworben.
Das sämmtliche in dieser unserer Arbeit berücksichtigte Material ist genau
geordnet im neuen Museum in einer Reihe von Schränken im Saale Nr. 5 ausge-
stellt und bei jedem abgebildeten Originale die nötbigen Citate beigefügt.
Bei dem Umstande, dass Reste der Landpflanzen aus der Kreideformation
in der ganzen Welt nur an sehr wenigen Fundorten angetroffen werden, ist die
vorliegende Bearbeitung von allgemeinerem als bloss localem Interesse und um
Fachmännern und Museen die Acquisition dieser seltenen Funde zu erleichtern
stellten wir Dublettensammlungen zusammen, um deren Erlangung man sich an
das Museum zu wenden hat.
Wir hoffen, dass diese Studie zu weiterer Arbeit im Bereiche der Perucer
Schichten aneifern wird.
Prag, im April 1900.
Prof. Dr. Ant. Frie.
Charakteristik und Gliederung der Perucer Schichten,
Die Perucer Schichten sind Süsswasserablagerungen, welche an der Basis
unserer Kreideformation liegen.
Prof. Reuss*) erwähnt derselben bloss als untergeordneten Einlagerungen
im unteren Quader und führt graue, glimmrigsandige Thone von Webran und
schwarzen Schieferthon mit unzähligen Resten von Landpflanzen aus Peruc an.
Auch erwähnt derselbe schwache, nicht bauwürdige Flötze von „Braunkohle“ an.
In dem eitirten Werke (I. p. 81) bearbeitete Corda die Pflanzenreste der
böhmischen Kreideformation, von denen der grösste Theil den Perucer Schichten
entstammt.
Die Ablagerungen der Perucer Schichten bestehen aus Conglomeraten, groben
Sandsteinen, feinen Sandsteinen und grauen Thonschiefern, aber es lässt sich keine
Regelmässigkeit im Auftreten dieser verschiedenen Gesteinsarten constatiren.
Conglomerate, wenn sie vorhanden sind, nehmen in der Regel die Basis
ein z. B. bei Wamberg, wo sie zu Mühlsteinen verarbeitet wurden.
Die Sandsteine zeichnen sich vor Allem dadurch aus, dass sie keinen
Kalk als Bindemittel besitzen und dass sie keine marinen Petrefacten führen.
Der Grad ihrer Körnung ist sehr verschieden und ihre Festigkeit auch. Fein-
körnige feste Sandsteine liefern ausgezeichnetes Material für Bildhauerei, andere
werden als Schleifsteine benutzt.
Die Thonschiefer sind meist schwärzlich, glimmerreich und liegen bald
an der Basis, bald zwischen die Sandsteinbänke eingelagert.
Die Kohlenflötze, die sie stellenweise einschliessen, sind meist linsen-
förmige locale Uferablagerungen, die sehr geringe horizontale und verticale Aus-
breitung besitzen.
Diese Süsswasserablagerungen fehlen auch an manchen Stellen des ehema-
ligen Seebeckens und die marinen korycaner Schichten liegen dann direkt auf dem
Urgebirge oder anderen alten Formationen, die das Liegende der Kreideformation
bilden. Dies ist dadurch zu erklären, dass das Niveau des Süsswasser-Sees ein
niedrigeres war als das des später eingedrungenen Meeres. So sehen wir z. B.
bei Elbeteinitz, Kamaik, Sbyslav Spondylen und Austern direkt an den Gneiss-
schollen angewachsen, woraus zu ersehen ist, dass dieselben als Riffe aus dem
*) Reus: Versteinerungen der Böhm. Kreideformation. II: p. 116.
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8
Süsswassersee, der die Perucer Schichten ablagerte, hervorragten und erst später
unter das Niveau des Meeres kamen.
Das Liegende der Perucer Schichten
ist sehr verschieden je nach der Gegend, wo sie auftreten, Urgebirge, Silur,
Kohlen und Permformation trifft man als Grundlage derselben, wie man aus nach-
folgender Übersicht der wichtigsten Localitäten ersieht.
Prosiker 2.22. USilraBtSDR Kozakov . . . Melafyr.
Nehvizd.. . . . Kieselschiefer. Hradek . . . . Basalt?
Kounie . . . . Permformation. Lipene ... .. . Perm.
Kolin rare or Greisseee Dzbane a2 aRenm®
Policka . . . . Urgebirge. Schlan . . . . Koblenformation
Landsberg. . . Perm. Rynholee . . . Kohlenformation.
Wamberg . . . G@meiss. Kuchelbad . . Obersilur.
Horicnseser ar Berm: Prag 2 MlsSilur:
Liebenau . . . Permund Porfyr.
Das Hangende sind bei ungestörter Lagerung ganz regelmässig die ma-
rinen Korycaner Schichten. Sie verrathen sich schon von weitem durch grünliche
Färbung, die stellenweise durch glauconitische Sande und Mergel noch deut-
licher wird.
Die Scheidegrenze zwischen den Perucer und Korycaner Schichten bildet an
manchen Orten eine mürbe an Fucoiden reiche Schichte, welche das
Resultat einer Mischung von Süss- und Salzwasser sein mag. In Kralup wurde
diese Schichte von den Steinbrechern „dro2df“ (Hefe) genannt, in Horie „me&kota“
(Weichschicht). Unter dieser Schichte kommen keine marinen Petre-
facten vor, in ihr und oberhalb derselben sind marine Arten häufig und sind
denselben auch Pflanzenreste vom damaligen Kontinente: Coniferen und Cycadeen
beigemischt.
Unbedeckt erscheinen die Perucer Schichten selten, und das nur an den
Rändern, wo das Hangende abgeschwemmt ist.
Das Alter der Perucer Schichten wird als das der cenomanen Periode be-
trachtet, da diese Schichten concordant unter den marinen cenomanen Korycaner
Schichten liegen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die uns hier vorliegende
Flora durch längere Zeit hindurch das Festland Böhmens deckte, zur Zeit, wo in
den umgebenden Meeren sich allmählig die verschiedenen Schichten der älteren
secundären Formation ablagerten, namentlich die der unteren Kreide. Es ist dem-
nach nur möglich wit Sicherheit anzunehmen, dass die Perucer Schichten älter
sind, als die cenomanen marinen, aber wie lang die Zeit ihrer Ablagerung zurück
reicht, lässt sich nicht constatiren.
Beschreibung der im Bereiche der Perucer Schichten
untersuchten Localitäten.
Den Charakter und die Lagerung der Perucer Schichten erkannte ich im
Jahre 1865 in Perue, wo es mir gelaug zum erstenmale thierische Reste in den
an Pflanzen reichen Thonschiefern zu entdecken und zwar eine Schecke (Tanalia)
und mehrere Teichmuscheln (Unio).
Seit der Zeit widmete ich während der Durchforschungsarbeiten immer
auch diesen Schichten meine Aufmerksamkeit und ich will in nachstehendem nur
die wichtigsten neuen Ergebnisse erwähnen.
Im Jahre 1865 entdeckten wir den Fundort Bohdankov bei Liebenau,
wo die pflanzenführenden Schichten wegen Contact mit Porfyr fest und schön
röthlich gefärbt sind.
Später liess ich längere Zeit in Kounic bei Böhmischbrod und im nahen
VysSerovic zrbeiten, wodurch das Material zu den Arbeiten des Dr. Velenovsky
sewonnen wurde.
Zu dieser Zeit kam durch einen Herrn, den ich nicht nennen will, ein Theil
von diesen Fundorten an Prof. Saporta in Frankreich, wodurch es geschah, dass
böhmische Funde früher in Frankreich publieirt wurden, bevor wir bei uns das
vorliegende grosse Material bewältigen konnten.
Später unternahm Dr. Velenovsky im Auftrage des Durchforschungskomit6s
die Untersuchung von vielen Localitäten der Perucer Schichten, wobei er genaue
Profile aufnahm und neues Material beschaffte. Gutes Material aus der Schlaner
Gegend erhielten wir von dem eifrigen Sammler daselbst Herrn Photografen
Dvoräk.
Im Jahre 1898 begann ich von neuem die genaue Untersuchung mehrerer
Localitäten und unternahm mehrere Ausflüge theils allein, theils mit Dr. Edwin
Bayer und Dr. Perner die wichtigen Localitäten nochmals zu untersuchen, sie zu
photografiren und ihre Lage zu precisiren.
Im Ganzen wurden an 40 Localitäten untersucht und das eingesammelte
Material über 200 Arten repräsentirend, jst nun im Museum deponirt.
Bei der nun begonnenen Niederschreibung meiner Erfahrungen wurde in
mir natürlicher Weise der Wunsch rege, alle die Localitäten, die ich während der
10
verflossenen 40 Jahre besuchte von neuem und noch gründlicher zu untersuchen.
Diess ist aus vielen Gründen nicht möglich und es mögen meine Schilderungen
nur als Anregung zu neueren Forschungen betrachtet worden.
Viele der Localitäten änderten mit der Zeit ihr Aussehen, einige kamen
in Verfall, wurden undeutlich, andere bieten jetzt durch fortgesetzte Steinbruch-
arbeiten oder durch Bahneinschnitte bessere Einsicht in das Auftreten der pflanzen-
führenden Schichten.
Diess alles möge man bei der Beurtheilung meiner Arbeit erwägen.
1. Die Gegend östlich von Prag über Vysotcan, Chvala und Podernie.
Wir beginnen die Schilderung der untersuchten Localitäten in derselben
Reihenfolge, wie es bei den Korycaner und folgenden Schichten geschah, nämlich
von Prag aus in östlicher Richtung bis an die mährische Grenze und dann den
westlichen Rand von der Launer Gegend über Schlan, Rakonie nach den westlich
von Prag liegenden Partien.
Schliesslich werden wir noch einen Ausflug ins mittlere Böhmen in die
Gegend von Kralup und Lobkovie machen.
Nordöstlich von Prag liest am Horizont oberhalb Vysocan, über den
Schichten des Untersilurs ein Plateau der Ablagerungen der Kreideformation,
dessen Basis die uns beschäftigenden Perucer Schichten bilden. (Fig. 1.)
H
Fig. 1. Profil nördlich von Hloub£tin über die Alaunhütte, A. a Silurschichten mit
Trinucleus ornatus. d Eisenschüssiges Conglomerat. ce Thonschiefer der Perucer Schichten.
d Quadersand des Per. Sch. e Derselbe zerstört. f Grünliche Lagen der Korycaner Schichten
in Prosik deutlich. A Weissenberger Plaener. g Diluviallehm.
%
Ihr Anfang ist im Terrain durch einen deutlichen Absatz unweit des Ortes
„Na ztracene vart&“ markirt, wie man es gut von der Anhöhe des Zizkaberges
wahrnimmt.
Steigt man von Lieben gegen die Anhöhe bei Prosik, so begegnet man die
grauen Thonschiefer der Perucer Schichten bei dem Orte Dedina in den Gräben
des Fahrweges, wo sich auch ihre Gegenwart durch Wasserführung und üppigen
Baumwuchs kundgiebt, den man dann längs ihrer Lage über die Weingärten ober-
halb Vysocan bei dem Orte Fleischmanka und an der ganzen Lehne bis Chwala
verfolgen kann.
11
Auf den Thonschiefern liegen Quadersande der Perucer Schichten und die
höchsten Lagen lassen sich durch grünliche Färbung und stellenweise eingelagerten
dunkelgrünen Letten als die marinen Korycaner Schichten erkennen.
In nördlicher Richtung bei Korycan, Kojetitz und Lobkovic ruhen die Ko-
rycaner Schichten direkt auf Silurschichten, und von den Perucer Schichten ist
keine Spur vorhanden, woraus zu ersehen ist, dass die Perucer Schichten nur eine
Uferablagerung des ehemaligen Süsswassersees darstellen.
Wahrscheinlich ragten die Silurfelsen als Riffe aus dem Süsswassersee her-
vor und kamen erst später nach Eindringen
des Meeres unter den Wasserspiegel.
Die Lagerung und Mächtigkeit er-
sieht man aus dem Profil des Dr. Velenovsky.
(Fig. 2.)
Auf schwarzen silurischen Schiefern
mit Trinucleus ornatus und Dalmanites so-
eialis liegen Quadersande. (Fig. 2. :.)
In dieselben sind mürbere Schichten
mit kohlenführenden grauen Letten unregel-
mässig eingelagert e, indem sie entweder
direkt auf dem Silur oder höher zwischen
den Quaderbänken auftreten.
So sind sie z. B. oberhalb Hloub£tin
bei der verlassenen Alaunhütte, „v Hutfch‘“
direkt auf Silurschichten, Etage Dd,, liegend,
während sie in Chwala ganz von Quader-
sanden verdrängt werden, so dass diese di-
rekt auf dem Silur liegen.
(Die Alaunhütte benützte den Reich-
thum an Schwefelkiesen der schwarzen Pe-
rucer kohliger Schieferthöne zur Bereitung
von Alaun.)
Nördlich von Hloubetin sind die Quader
in manchen Lagen sehr mürbe und werden
seit vielen Jahren ausgebeutet um nach Prag
als weisser Sand auf ärmlichen Einspänner-
fuhren verführt zu werden. Dadurch ent-
standen ausgedehnte Katakomben, die von
Fledermäusen, Vesperugo noctula, Vespertilio
murinus und anderen Arten bewohnt werden.
Hier bei Hloubötin und auch ander-
wärts wechselt die Mächtigkeit der Thon-
schiefer und Quadersande stellenweise so,
dass das eine auf Kosten des Anderen mächtig
wird. Beide trugen dazu bei die zahlreichen
Unebenheiten der Oberfläche der Silurfor-
N RN
Yeus IN 00 a
a
Profil an dem Kohlenschurf
östlich von Vysocan. (Vel.)
a Ackerkrume. 5 Diluviallehm. ce Sand
mit Sandsteinbrocken. d Mürbe Thon-
schiefer ohne Pflanzenreste. e Mürbe Thon-
schiefer mit vielen verkohlten Pflanzen-
resten. In diesen wurde der Stollen ge-
trieben. f Feste schiefrige Thonschiefer
mit Cunninghamia elegans, Laccopteris,
Eucalyptus und Gervillea constans. ö Thon-
schiefer ohne Pflanzenreste. %k Russige
kohlenführende Schichten. Z Quadersand
der auf Silurschichten mit Trinucleus or-
natus liegt.
Fig. 2.
12
mation auszufüllen und die Fläche so zu planiren, dass dann das obere Niveau
der Quadersande eine ziemlich wagrechte Linie bildet, die nach Auflagerung der
Korycaner und Weissenberger Schichten und etwas Diluviallehm noch vollkom-
mener wurde.
Verzeichniss der nördlich von Hloubötin, zwischen Vysocan und Chwala,
aufgefundenen Petrefacten.
Drynaria tumulosa Bayer. Widdringtonia Reichii Ett.
Mierodietyon (Laceopteris) Dunkeri Echinostrobus minor Vel.
Schenk. Frenelopsis bohemica Vel.
Gleichenia Zippei Corda sp. Myricophyllum Zenkeri Eitt.
Gleichenia multinervosa Vel. Myricophyllum serratum Vel.
Gleichenia cerenata Vel. Myricanthium amentaceum Vel.
Gleichenia delicatula Heer. Dryandrophyllum eretaceum Vel.
Podozamites obtusus Vel. Grevilleophyllum constans Vel.
Krannera mirabilis Cda in lit. Coceulophyllum einnamomeum Vel.
Dammara borealis Heer. Eucalyptus Geinitzi Heer.
Cunninghamia elegans Cda. Eucalyptus angustus Vel.
Cunninghamia stenophylla Vel. Araliphyllum formosum Heer.
Sequoia heterophylla Vel Dewalquea coriacea Vel.
Sequoia major Vel. Butomites eretaceus Vel.
Sequoia cerispa Vel. Cortieites stigmarioides (Ettg. Sp.)
Ceratostrobus sequoiaephyllus Vel. Engelh.
Der Zug der Perucer Schichten können wir bis in den Ort Chwala
verfolgen. Bevor wir noch zu dem genannten Orte gelangen, macht die nach Norden
sich wendende Turnauer Bahn einen tiefen Einschnitt in die Quadersande.
Von hier ab werden dieselben mächtiger und verdrängen ganz die schwärz-
lichen Schieferthone.
Oestlich von Chwala werden die Perucer Schichten unweit des Kirchhofes
von typischen sandigen Korycanerschichten bedeckt.
Vergl. Archiv. Band I. ıt., p. 193.
Zwischen Chwala und Ober-Poternitz sah ich in den fünfziger Jahren einen
Versuchsbau nach Kohlen und brachte fürs Museum Belegstücke mit, welche
Eucalyptus Geinitzi Heer, Eucalyptus angustus Vel. enthielten, die be-
weisen, dass hier die schwärzlichen Schieferthone ein ganz schwaches Kohlenflötz
geführt haben.
In südlicher Richtung sind noch im Pocernitzer Wald unweit des Jäger-
hauses spärliche Reste der Perucer Schichten zu bemerken, die eine Ansammlung
von Schneewasser erklären, in dem in manchen Jahren der Branchipus Grubii im
April vorkömmt. Auch unweit Jirna sind spärliche Reste vorhanden. Es sind dies
die Andeutungen des südlichen Randes des ehemaligen Süsswassersees in dieser
Gegend.
In der Richtung gegen die Elbe hin fallen die Perucer Schichten nach
Norden ein und die Wasseransammlung in der Tiefe bei Tousim, die für einige
13
Zeit die Erscheinung eines Artesischen Brunnens hervorrief, steht gewiss mit der
Lagerung der wasserhältigen schwarzen Schieferthone der Perucer Schichten in
Verbindung.
2. Die Gegend von Nehvizd, VySerovie und Kounie.
Die Steinbrüche südlich von Nehvizd gewähren einen guten Einblick in die
Gliederung der Perucer Schichten. Es wurden hier lange Jahre hindurch sehr
gute Sandsteine zu Schleifsteinen und zu Steinmetzarbeiten gewonnen und sind
die gothischen Ornamente des Prager Domes haupsächlich von da.
Seitdem die Quadersande der Korycaner und Perucer Schichten bei Horic
ausgebeutet werden, kamen die Nehvizder Werke in Verfall.
Die guten Schichten wurden früher in der Tiefe gewonnen, welche sich immer
mit Wasser füllt, das mit Mühe entfernt werden muss. Gegenwärtig wird nur in
den oberen Schichten gearbeitet.
Bei einem im Jahre 1866 gemachten Besuche der Steinbrüche konnte ich
a SEHE
Fig. 3. Steinbruch südlich von Nehvizd mit einer Lage schwärzlichen Sandsteins in der-
selben Höhe, welche in Vyserovic die pflanzenreichen Thonschiefer einnehmen. (Nach einer
Photographie des Dr. J. Perner. 1898.)
14
eine vollständige Reihe der verschiedenen zu verschiedenen Zwecken verwendbaren
Sandsteine sicherstellen und von allen Proben für unsere Sammlung nehmen.
Die tiefsten Lagen liefern zuerst grobkörnige Sandsteine mit eisenschüssigen
Adern und zahlreichen scharf begrenzten Hohlräumen nach Pflanzenresten. Diese
liefern Schleifsteine für Eisengeschirr. Eine andere Lage ist weiss feinkörnig mit
weissem Glimmer und findet Verwendung in der Marmorschleiferei. Die noch höhere
Lage ist weisser, sehr feinkörniger Sandstein mit Blattabdrücken, der Schleifsteine
und Bildhauermaterial liefert.
Verzeichniss der in den Sandsteinbrüchen von Nehvizd aufgefundenen
Petrefacten.
Dicksonia punctata Stnbg. Sequoia fastigiata Stnbg. sp.
Podozamites obtusus Vel. Bombacophyllum argillaceum Vel.
Krannera mirabilis Cda. Eucalyptus angustus Vel.
Sequoia Reichenbachi Gein. sp. Araliphyllum Daphnophyllum Vel.
Graue Thonschiefer mit Pflanzen treten hier nicht auf, aber eine Lage von
schwärzlichen mürben Sandsteinen liegt in derselben Höhe wie in den nahen
Steinbrüchen bei VySerovic die pflanzenreichen Thonschiefer. (Fig. 3.)
YVyserovic.
Im Süden des Ortes ist eine Reihe von theils verlassenen, theils noch be-
arbeiteten Steinbrüchen, in welchen die Quadersandbänke mit Lagen von grau-
schwarzem Schieferthon abwechseln.
Die Einlagerungen des Thonschiefers wechseln in der Mächtigkeit und es
sind nur gewisse wenig mächtige Partien, welche reich an Pflanzenresten sind.
Im Steinbruche des Herrn Stupecky (Fig. 4. a) ist zu unterst eine 3 m
mächtige Bank von Quadern entblösst, auf welcher eine 2!/, m starke Lage von
Thonschiefern liest (Fig. 4. d). Nur die untersten 20—30 cm derselben sind reich
an Pflanzenabdrücken und aus dieser Schichte stammen fast alle in nebenstehendem
Verzeichniss angeführten Arten.
Es scheint, dass eine orkanartige Katastrofe die Pflanzentrümmer am dama-
ligen Festlande dem Urwalde entraubte und eine Ueberschwemmung dieselben an
die Ufer des damaligen Sees ablagerte.
Ueber der Schichten 5 liegt eine 2'/, m Bank von Quader (c) dessen oberste
Lage auffallend reich au Holzkohlen ähnlichen Trümmern ist, welche Erscheinung
sich auch an anderen Localitäten wiederholt und gewiss eine Folge von ganz be-
sonderen Erscheinungen am Rande des damaligen Urwaldes sein muss, vielleicht
mit einem Waldbrande zusammenhängt. Die folgende etwa 1 m mächtige Thon-
schieferbank (d) enthält nur sehr spaarsame Pflanzenreste und wird von 1 m zer-
störtem plattigem Sandstein (e) überlagert.
Prof. Velenovsky nahm vor Jahren ein Profil des letzten Steinbruches der
Reihe auf (Fig. 5.) das andere Mächtigkeitsverhältnisse der einzelnen Bänke auf-
weist und bei dem genau bei © die Fundschicht der Baumfarne präeisirt wurde.
Im Orte Vyserovic selbst stehen} die Thonschiefer beim Gasthause an, wo sie
ungemein reich an Coniferenresten sind.
15
Fig. 4 Steinbruch des Herrn Stupecky, südlich von Vy3erovie mit zwei Lagen von
pflanzenführendem Thonschiefer. (Photogr. Dr. Perner, 1898.)
a Untere Quaderbank. 5 Pflanzenreicher Thonschiefer. ce Obere Quaderbank. d Pflanzenarme
j Thonschiefer. e Zerstörter plattiger Quader von Ackerkrume bedeckt.
Verzeichniss der in Vyserovic aufgefundenen Pflanzenpetrefacten.
Gercospora coriococcum Bayer.
Phaeidium ceircumscriptum Bayer.
Puceinites.cretaceus Vel.
Acrostichum (Rhipidopteris) cretaceum
Vel.
Drynaria fascia Bayer.
Drynaria tumulosa Bayer.
Mierodietyon (Laceopteris) Dunkeri Sch.
Dipteriphyllum (Platycerium) cretaceum
(Vel. sp.) Krasser.
Onychiopsis (Thyrsopteris) capsulifera
(Vel. sp.) Nath.
Pteris frigida Heer.
Pteris Albertsii (Dunk. sp.) Heer.
Dieksonia punctata (Sternbg. sp.) Heer.
Gleichenia Zippei Cda. sp.
Gleichenia rotula Heer.
Gleichenia erenata Vel.
Kirchnera arctica Heer.
Jeanpaulia carinata Vel.
Marsilia (cretacea Vel.) perucen-
sis Bayer.
Selaginella dichotoma Vel.
Microzamia gibba (da.
Krannera mirabilis Cda. (Pinus
spec. Engelhardt).
Fig. 5. Profil des letzten grossen Stein-
bruches des Herrn Noväk in Vyse-
rovie. (Vel.)
a Ackerkrume. b Grosse Sandsteinplatten.
c, d Verschieden grosse Sandsteinbrocken
in lettig sandigen Lagen. e Graue, weisse
oder bunte fette Letten mit bröckliger nicht
schiefriger Struktur, ohne Pflanzenreste.
‚F Mächtige Quadersande. : Lager von Dick-
sonia (Protopteris) punctata. k Plastische
mürbe Letten wie Schicht e. ! Schwärzliche
spaltbare Thonschiefer mit viel Kohlen-
substanz und zerbrochenen Pflanzenresten.
m Mächtige Schichte von grauen Thon-
schiefern mit viel weissem Glimmer, in
grosse Platten spaltbar mit schön erhaltenen
Pflanzenresten, unter denen Credneria bo-
hemica, Hymenea primigenia, Hedera pri-
mordialis etc. (s. Verzeichniss). n Quader-
sand der auf Silurschichten lagert.
Dammara borealis Heer.
Cunninghamia elegans Cda.
Cunninghamia stenophylla Vel.
Pinus Quenstedti Heer.
Pinus protopicea Vel.
Pinus cretacea Vel.
Plutonia cretacea Vel.
Sequoia heterophylla Vel.
Sequoia minor Vel.
Ceratostrobus echinatus Vel.
Widdringtonia Reichii Ett.
Chamaecyparites spec.
Juniperus macilenta Heer
Echinostrobus squamosus Vel.
Frenelopsis bohemica Vel.
Myricophyllum Zenkeri Ett.
Myricophyllum serratum Vel.
Myricanthium amentaceum Vel.
Fieus Peruni Vel. (Nach Engelhardt.)
Ficus suspecta Vel.
Proteopsis Proserpinae Vel.
Grevilleophyllum constans Vel.
Banksiphyllum Saportanum Vel.
Aristolochia tecomaecarpa Bayer.
Magnolia amplifolia Heer.
Platanus laevis Vel.
Hymenaeophyllum
Sap.
Ingophyllum latifolium Vel.
Sapindophyllum pelagicum Vel.
Sapindophyllum apiculatum Vel.
Cissophyllum exulum Vel.
Bombacophyllum argillaceum Vel.
Ternstroemiphyllum crassipes Vel.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
Callistemon cretaceum Vel.
Leptospermum cretaceum Vel.
Araliphyllum trilobum Vel.
AraliphyllumKowalewskianum S$ap.
Araliphyllum minus Vel.
Araliphyllum transitivum Vel.
Araliphyllum propinquum Vel.
Araliphyllum Daphnophyllum Vel.
Araliphyllum furcatum Vel.
>
primigenium
17
Araliphyllum decurrens Vel. Credneria arcuata Vel.
Hederophyllum primordiale Dewalquea coriacea Vel.
Sap. , Diceras cenomanicus Vel.
Hederophyllum credneriaefolium Vel. Butomites cretaceus Vel.
Benthamiphyllum dubium Vel. Carpolithes vySerovicensis Bayer.
Credneria bohemica Vel.
Verzeichniss der in VySerovic gefundenen thierischen Reste.
Thierische Reste gehören hier zu den grössten Seltenheiten und nur zeit-
weise stösst man auf häufigere Unionen, in deren Begleitung manche andere Arten
vorkommen. Die Insectenreste wurden nur nach sorgfältiger Durchsicht der zahl-
reichen Blattabdrücke gefunden.
? Fischembryo. Brachinites truncatus.
Unio regularis. Lamiites simillimus.
Nematus lateralis. Velenovskya inornata.
Tinea araliae. Chrysomelites simplex.
Phryganaea micacea. Gomphus serialis.
Chironomites lateralis.
Kounic.
Nördlich von Böhmischbrod erheben sich über den permischen Schichten
mächtige Quadersandsteine, die westlich vom Orte Kounic in einer Reihe von
Steinbrüchen ausgebeutet werden.
Von hier stammt der von Sternberg (Flora der Vorwelt) beschriebene und
abgebildete Stamm der Protopteris punctata, von dem man damals dachte, dass
derselbe der Steinkohlenformation angehört.
In den 50ger Jahren erhielt unser Museum mehrere Stämme von Baum-
farnen durch Herın Nettwal und wurden dieselben von M. Dormitzer in der
Zeitschrift „Ziva“ 1853 beschrieben und abgebildet.
Später stellten wir das Vorkommen von grauen Thonschiefern mit Pflanzen-
resten und Unionen sicher und ich liess längere Zeit daselbst meinen Petrefacten-
sammler Jos. Stiaska arbeiten. Dadurch wurde Material für die Arbeiten des
Dr. Velenovsky gewonnen.
In dem gegenwärtig gut entblössten Steinbruche (Fig. 6.) liegen zu unterst
Quader etwa in halber Mächtigkeit der hier entwickelten Perucer Schichten, in
denen man grosse Höhlungen nach Baumfarnen vorfindet. Eine solche Höhlung
liess sich bei den fortschreitenden Steinbrucharbeiten in einer Länge von 22 m
verfolgen. Vor Jahren entnahm ich aus einer solchen etwa !/, m messenden
Höhlung den Stamm von Protopteris punctata, der nur '/, des Durchmessers der
Höhle hatte und in einem mürben braunen Detritus lag, der als Rest der Luft-
wurzeln des Baumfarnes zu betrachten ist.
Oberhalb dieses Quaders liegen 2 m von weisslichgrauen sehr feinen Thon-
schiefern, welche der Fundort der zahlreichen von hier bekannten Pflanzenreste
2
18
b
Fig. 6. Steinbruch östlich von Kounie bei Böhmischbrod. a Quadersand mit Höhlungen
nach Stämmen von Dicksonia punctata und Fundort von Oncopteris Nettwalli und Kouniciana.
b Weisslichgraue an Pflanzenresten und Unionen reiche Thonschiefer. c Quadersand. (Pbotogr.
von Dr. Jar. Perner.)
sind und in denen stellenweise die Unionenabdrücke angehäuft sind. Beim Gast-
hause in Kounie soll bei einem Brunnengraben die Mächtigkeit dieser Thonschiefer
auf 8 m sicher gestellt worden sein.
Verzeichniss der in Kounic aufgefundenen Petrefacten.
A. Pflanzen.
Cercospora coriococcum Bayer.
Mierodietyon (Laccopteris) Dunkeri
Schenk.
Onychiopsis (Thyrsopteris Vel.)
capsulifera (Vel.) Nath.
Pteris frigida Heer.
Pteris Albertsii (Dunk. sp.) Heer.
Asplenium Foersteri Deb. et Ett. (Nach
Engelhardt.)
Dicksonia punctata (Sternbg. sp.) Heer.
Gleichenia Zippei Cda. sp.
Jeanpaulia carinata Vel.
Kirchnera dentata Vel.
Kirchnera arctica Heer.
Oncopteris Nettwalli Dorm.
Oncopteris Kauniciana (Dorm. sp.) Vel.
Microzamia gibba Cda.
Krannera Mirabilis Cda.
Dammara borealis Heer.
Widdrinstonia Reichii Eittg.
Plutonia cretacea Vel.
Myricophyllum Zenkeri Ette.
Myricanthium amentaceum Vel.
Fieus Peruni Vel. (Nach Engelhardt.)
Ficus Krausiana Herr. (Nach Engelhargst.)
Fieus stylosa Vel.
Litsaea bohemica Engelh.
Laurus affınis Vel. (Nach Engelhardt.)
Platanus laevis Vel.
Hymenaeophyllum primige-
nium Sap.
Sapindophyllum pelagicum
Vel.
Bombacophyllum argillaceum Vel.
Eucalyptus Genitzi Heer.
Euealyptus angustus Vel.
Callistemophyllum Bruderi Engelh.
Terminaliphyllum rectinerve Vel.
19
Araliphyllum Kowalewski-
anum Sap.
Araliphyllum transitivum. Vel.
Araliphyllum propinquum Vel.
Araliphyllum Daphnophyllum
Vel.
Hederophyllum primordiale Sap.
Hederophyllum ceredneriaefolium Vel.
Credneria bohemica Vel.
Dewalquea coriacea Vel.
Butomites cretaceus Vel.
Cortieites stigmarioides Ett. sp.
B. Thiere.
Unio regularis.
Unio scrobicularioides.
Chironomites unionis.
Sylphites priscus.
Kounicia bioculata.
3. Gegend von Molitorov bei Koufim, Melnik an der Sazava und von
Kolin.
Südlich von Böhmisch-Brod findet man zerstreute Reste der Perucer
Schichten, deren Thone zur Fabrication von Chamottwaare Verwendung finden.
Pflanzenreste sind bei dieser Gelegenheit noch nicht nachgewiesen worden. Die
Lagerung ist unweit Molitorov an der Localität Diblikov gut zu beobachten.
Auf steil einfallendem Urgebirge mit Eisenerzlagern liegt horizontal der Quader-
sand und oberhalb desselben der graue Thon.
In Melnik oberhalb des Sazava-Flusses in der Richtung gegen Radvanic
entdeckte mein Neffe, Jos. Fric, ein Lager von weisslichen Thonen, die reich an
Blattabdrücken waren. Dieselben ähneln sehr denen von Kuchelbad bei Prag,
sind von grauer oder weisslicher Farbe und stark plastisch. Dieselben wurden
zur Anfertigung der Pfannen für die nahen Glasshütten benützt.
Verzeichniss der in Melnik an der Sazava aufgefundenen Pflanzenreste.
Cercospora coriococeum Bayer (auf Mag-
nolia amplifolia Heer).
Onychiopsis (Thyrsopteris Vel.) capsu-
lifera (Vel.) Nath.
Pteris frigida Heer.
Asplenium Foersteri Deb. et Eitt.
Gleichenia delicatula Heer.
Marattia cretacea Vel.
Kirchnera arctica Heer.
Podocarpus ceretacea Vel.
Myricophyllum Zenkeri Eitt.
Myricophyllum serratum Vel.
Myricanthium amentaceum Vel.
Salieciphyllum perucense Vel.
Grevilleophyllum constans Vel.
Grevilleophyllum tenerum Vel.
2*
20
Dryandrophyllum eretaceum Vel. Eucalyptus angustus Vel.
Magnolia amplifolia Heer. Araliphyllum Daphnophyllum Vel.
Platanus laevis Vel. Diospyrophyllum provecetum Vel.
Eucalyptus Geinitzi Heer. Credneria bohemica Vel.
Während in Kolin und seiner unmittelbaren Umgebung die Korycaner
Schichten direkt auf dem Urgebirge liegen, so findet man weiter südlich die Pe-
rutzer Schichten in dem Thale bei Ötitar deutlich entwickelt. In der Thalsohle
FEN,
RR !
Bi Be;
5
Fig. 7. Profil im Thale bei Ötitar unweit Kolin. p Perucer Schichten mit einem
Kohlenflötz. e Korycaner Schichten mit Exogyra columba. %, % Korycaner Schichten.
Unten glaukonitischer Sandstein, oben welliger Kalk. o Scyphien Pläner.
am Bache gaben sie vor Zeiten Veranlassung su einem Versuchsbau auf Kohle.
(Fig. 7.) In der Mitte eines kaum 2 m mächtigen Quadersandes liegen graue
russige Pflanzenschiefer (p).
Unmittelbar über diesem Quader liest eine Exogirenbank (e) der Korycaner
Schichten, auf welche dann glauconitischer Quader, welliger Kalkstein und endlich
Scyphienplaener folgen.
Dieses Auftreten der Perucer Schichten in der Nähe der Stadt Kolin ist
für die Frage der Wasserversorgung von grosser Wichtigkeit.
4. Gegend von Litomysl, Policka, Landsberg und Wamberg bis nach
Mähren.
Südlich von Poliöka treffen wir abermals den südlichen Rand der Perucer
Schichten, und zwar bei der Localität „Ledkov“, wo man vor Zeiten die stark
kiesigen Russkohlen wahrscheinlich behufs Alaunbereitung ausbeutete, wovon noch
ansehnliche Halden Zeugniss geben.
21
Es liegen hier vorerst graue, glimmerreiche Thonschiefer (Fig. 8. a), an
deren Basis eine rostige Quelle entspringt (n). Darüber liegen an 60 cm mächtige
Russkohlen (5), die von glauconitischen Sanden der Korycaner Schichten 30 cm
mächtig überlagert werden (c). Oben liegen zerstörte Plänermergel der Weissen-
berger Schichten (Semicer?) (d).
Landsberse.
In der Gegend von Wildenschwerdt findet man unweit der Ruine Lands-
berg die Perucer Schichten unter den glauconitischen Sandsteinen der Korycaner
Schichten, die hier die höchste Lage der nach Mähren sich hinziehenden Berg-
rücken bilden.
Fig. 8. Profil der Lokalität „Ledkovna“ bei Pelicka. a Perucer Schichten,
an deren Basis eine eisenschüssige Quelle entspringt (rn). d Lage von kiess-
haltiger Russ-Kohle. c Sandstein der Korycaner Schichten. d Plänermergel der
Weissenberger Schichten.
In einer vom Fusse der Ruine Landsberg östlich führenden Schlucht findet
man im Bachbette eine etwa 10 cm mächtige Lage festen, schweren, schlecht
spaltbaren Thonschiefers, der reich an Pflanzenresten ist. Ich entdeckte diesen
Fundort im Jahre 1866 und wurde derselbe später von Prof. Velenovsky genau
studirt. Die Abdrücke erscheinen als schwarze noch mit einer abhebbaren Mem-
bran versehene Reste und eignen sich ausgezeichnet zum Studium, da auch die
mikroskopische Structur erhalten ist. Der Charakter der Flora ist sehr eigen-
thümlich und namentlich ist es auffallend, dass die Farne Gleichenia delicatula
und acutiloba fast allein die tiefsten Lagen oberhalb des Sandsteins decken. Über
die Schichtenfolge belehrt uns das in Fig. 9. gegebene Profil des Prof. Velenovsky.
Verzeichniss der bei Landsberg aufgefundenen Pflanzenreste.
Gereospora coriococcum Bayer. Onychiopsis capsulifera (Vel. sp.) Nath.
Microdietyon (Laccopteris) Dunkeri Gleichenia delicatula Heer.
Schenk. Gleichenia acutiloba Heer.
Fig. 9. Profil der Perucer Schichten in der Schlucht
bei Landsberg (Wildenschwert) Vel.
a Dünnplattiger Sandstein. 5 Quadersand. c Feste
dunkle Thonschiefer ohne Pflanzenabdrücke. d Schichte
von Thonschiefer mit Aralia anisoloba und Eucalyptus
angustus. e Dünnblättriger Thonschiefer mit zahlreichen
Pflanzenresten: Cunninghamia stenophylla, Pinus Quen-
stedti, Sequoia sp., Aralia anisoloba. / Dünnblättriger
glimmerreicher Sandstein mit zahlreichen Gleichenia
acutiloba. ? Schwache Lage mürben Sandes. %* Quader-
sand.
Dammara borealis Heer.
Cunninghamiastenophylla
Vel.
Cunninghamia elegans Cda.
Pinus Queustedti Heer.
Cyparissidium minimum Vel.
Sequoia heterophylla Vel.
Widdringtonia Reichi Ett.
spec.
Myricophyllum Zenkeri Eitt.
Myricophyllum serratum Vel.
Myricanthium amentaceum Vel.
Eucalyptus angustus Vel.
Araliphyllum anisolobum
Vel.
Dewalquea pentaphylla Vel.
Cortieites stigmarioides
sp.) Engelh.
(Ettg.
Nördlich von dem Urgebirgs-
zuge von Pottstein finden wir bei
Wamberg am alten Wege nach
Senftenberg einen Rest der Pe-
rucer Schichten. Dieselben treten
als Conglomerate auf, die in kleinen
Steinbrüchen zu Mühlsteinen ver-
arbeitet wurden. Auch wurde hier
ein Versuchsbau auf Kohle ge-
macht der nachdem er die Pläner
der Weissenberger Schichten (Fig.
10. 0) und die Korycaner Schichten
(%) durchteuft hat auf die Perucer
Schichten stiess, die ein schwaches
Kohlenflötz enthielten und direkt
auf Urgebirge lagen.
Durch einen ähnlichen Ver-
suchsbau wird man bei Schirm-
dorf (Semanin) an der Mährischen Grenze auf die Gegenwart der Perucer Schichten
aufmerksam gemacht. (Fig. 11.)
Mähren. Letovic.
In östlicher Richtung ziehen sich die Perucer Schichten von der Grenze
Böhmens nach Mähren wo sie bei Moletein schon vor Jahren hübsche Pfianzen-
Do
us
Fig. 10. Profil an dem alten Wege von Wamberg nach Senftenberg.
r Gneiss. p Perucer Schichten mit einem schwachen Kohlenflötz. %. Kory-
caner Schichten. o Weissenberger Schichten.
reste lieferten.”) — Ihnen gehören auch die schwefelkiesreichen Russkohlen von
Letovic an.
In neuerer Zeit. wurden in Mähren die plastischen Thone an mehreren Orten
zu technischen Zwecken gewonnen z. B. bei Opatovic unweit Gewitsch. **)
Das Detail der ausserhalb Böhmens liegenden Partien zu bearbeiten wird
Aufgabe der mährischen Geologen sein.
5. Gegend von Horie, Bölohrad bei Jiein, Kozakov und Bohdankov
bei Liebenau.
Von Konecchlum bei Ji@in zieht sich ein Bergrücken in östlicher Richtung
gegen Horie hin. ee
Bei Koneechlum besteht dieser an 60 m hohe Rücken bloss aus Quadersanden
—— | =
Fig. 11. Profil von Schirmdorf (Vergl. Dieses Archiv. Band V. Iserschichten, 62).
1. Perucer Schichten.
*) Heer O.: „Flora von Moletein in Mähren.“ (Beiträge zur Kreideflora. Neue
Denkschr. der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft f. d. gesammten Naturwissenschaften.
Zürich 1869.).
+) Krasser Fridolin: „Beiträge zur Kenntniss der fossilen Kreideflora von
Kunstadt in Mähren“. (Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterieich-Ungarns ete.
von Dr. E. v. Mojsisovics und Prof. Dr. M. Neumayr. Mittheilungen des „Palaeont. Institutes
der Univers. Wien“. 1896. Bd. X. Heft III. pg. 113.).
4
der Korycaner Schichten; denn ich fand in einem verlassenen Steinbruche am Fusse
(ler bewaldeten Berglehne zahlreiche Exogyra columba.
j In den weiter nach Osten geöffneten Steinbrüchen in Vojie und Podhornf
Ujezd nehmen die Korycaner Schichten den höchsten Theil der entblössten Felsen-
massen ein, an ihrer Basis sind aber die Perucer Quader oft zugänglich. Dieselben
sind von einer mürben fucoiden reichen Schichte bedeckt, die hier „Mekota“ ge-
Fig. 12. Profil des Horicer Steinbruches. pr Rothe Schichten der Permfor-
mation. p’ Thonschiefer und Letten der Perucer Schichten. p Bildhauersandstein
der Perucer Schichten. d Weiche Fucoidenschichte, „Mekota“ Grenzschichte
zwischen den Perucer und Korycaner Schichten, mit Resten von Landpflanzen.
k Quadersand der Korycaner Schichten mit Peeten aequicostatus, Pinna decussata,
Pygurus Jampas etc. a Ader von Brauneisenstein, darüber eine runde Kugel wahr-
scheinlich von einem Schwamm (Geodia) herrührend. » Lage von plattigem Sand-
stein der Korycaner Schichten.
nannt wird und die in ganz ähnlicher Art z.B. in Kralup am Hostibejk die Perucer
Schichten von den Korycaner trennt und dort von den Arbeitern „Drozdı“ (Hefe)
genannt wird.
Die Perucer Quader sind viel reiner und feinkörniger als die Korycaner
und führen nie Meeresconchylien. Sie liefern den guten Bildhauersandstein, dessen
beste Qualitäten am östlichen Ausgang bei Lukavec ausgebeutet werden. Dieser
Sandstein wird hauptsächlich in der Bildhauerschule in Horic verwendet. Das Lie-
gende der Perucer Schichten sind hier rothe Schichten der Permformation, die
direct auf Gneiss liegen.
25
Zuoyorgos
A99N
(uogoro3 yoıppunaay „nAOLIOH O_YTuaoqg“ sap uongepay 19p UOA apına Sunpfigqy aTq)
194 Up Ur opunıy me pun UOIYOTyOg AOUBHAIOM AOP AJley,], uUoXago Wop ur JouFoo3 ATOM Tag yanaquraıg S.uuw
uney
26
Fe < An Pflanzenpetrefacten sind sie arm
* i und lieferten bisher bloss:
”
m Dieksonia punctata (Stubg. sp.) Heer.
= (Ein junges, nach unten keilförmig
3
verjüngtes Stammstück mit ungewöhn-
lich kleinen Blattnarben.)
Dioonites eretosus (Reich. sp.) Schimp.
Krannera mirabilis Cda.
Cunnighamia elegans Cda. (Zwischen
Doubrava und Bfezovice. „Vojti-
Skova skäla*).
Ficophyllum elongatum Vel.
Sie enthalten an ihrer Basis stellen-
weise graue Thonschiefer.
Die Korycaner Quader werden hier
hauptsächlich ausgebeutet. Dieselben sind
eisenschüssig, enthalten viel marine Petre-
facten, die dort wo sie angehäuft sind die
Qualität des Sandsteines bedeutend schä-
digen. Oft findet man darin kopfgrosse
Kugeln die durch eine feste Brauneisen-
steinkruste abgegrenzt sind und weiss-
lichen Sand enthalten. Zu ihrer Bildung
dürften Geodien Veranlassung gegeben
haben.
Auch zahlreiche Fucoiden und Spon-
giten durchziehen das Gestein und be-
günstigen das Eindringen des Wassers,
das dann durch Frost das Gestein schädigt.
Von Petrefacten sind hier Exogyra
columba, Peceten aequicostatus und Pinna
decussata die häufigsten und erreichen die
"u9goyas Trogs ı4JLoT yoınp (8) ueFyaIgag 180naaq
"AONBZOM Up U3593 ‘SaaqusgeM Perg UAY9SIAz [yoIA
)
‘(„g "ed 'yog "woryg "TaaA)
= letzteren bis 30 cm an Länge.
ai Ausserdem besitzen wir aus den ver-
= schiedenen Steinbrüchen noch Cardium
=) pustulosum, und Pygurus lampas
5 > Diese Fauna ist ganz dieselbe wie in’
= es Bu na E den steil aufgerichteten Quadern von Pan-
krac bei Reichenberg.
Von Pflanzen findet man Coniferen-
zweige die vom damaligen Festlande in’s Meer gespült wurden. Ein solches Vor-
kommen reicht aber nicht hin diese Quader als Perucer Schichten aufzufassen.
Eine auffallende Erscheinung sind unregelmässige Adern in dem Quader
(der an Pinna und Cardium reich ist), (Fig. 12. %, a) die mit einem festen Braun-
27
eisenstein erfüllt sind, der das angrenzende Gestein rostig färbt. — Bei B&lohrad,
unweit Jiefp, wurde auch vor Jahren in den Perucer Schichten auf Kohlen ge-
graben und auf (en Halden fand ich noch deutliche Belege, dass hier wirklich
diese Schichten anstehen.
Auch erhielt ich später einen verkiessten Stamm von Palmacites, jetzt
Tempskya genannt.
Von Novä Ves bei Belohrad besitzen wir auch Aralia formosa.
Am westlichen Fusse des Kozakov Berges findet man die Perucer
Schichten bei dem Orte Radostoy mlyn (Fig. 13. 8) von Porfyr (g) steil gehoben.
Fig. 14. Profil der Thallehne bei Bohdäankov westlich von Liebenau. (Vel.)
a Permische rothe Schichten. 5 Porfyr. c Fester Quadersand. d Mürber Quadersand.
e Feste rothe Thonschiefer mit Pflanzenabdrücken. f Plattiger Sandstein. © Mürber
Sand. % Schwache Schichte weisser Thonschiefer mit Coussonia. 2 Sand mit Quader-
brocken. m Ackerkrumme.
Sie werden hier von Korycaner Schichten mit Pecten aequicostatus überlagert und
gaben Anlass zu Versuchsbauen nach Kohle. Wir besitzen von hier ein Handstück
russigen Thonschiefers mit Resten von Araliphyllum formosum Heer, und Euca-
lyptus Geinitzii.
Bohdankor bei Liebenau (Hodkovice).
Westlich von Liebenau trifft man am Wege zwischen Bohdänkov und Rado-
novie die Perucer Quader anstehen, welche am Contaete mit Porfyr steil ge-
hoben sind.
Dieselben führen eine etwa 20 cm mächtige Schichte von Thonschiefern,
8
die vom Porfyr ausgebrannt und blass röthlich gefärbt sind und schöne dunkel-
rothbraune Abdrücke von Pflanzen enthalten.
Die Sandsteinschichten, welche das Hangende dieser Thonschiefer bildeten,
sind abgeschwemmt, so dass die letzteren an der schrägen Thallehne zu Tage liegen.
Ich entdeckte diesen Fundort bereits im Jahre 1865 und später wurde
derselbe von Dr. Velenovsky eingehend untersucht und das in Fig. 14. gegebene
Profil aufgenommen.
Verzeichniss der in Bohdankov bei Liebenau aufgefundenen Petrefacten.
Gereospora coriococcum Bayer (auf Eu-
calyptus angustus Vel.).
Gymnogramme bohemica Bayer.
Microdietyon (Laccopteris) Dunkeri
Schenk.
Onychiopsis capsulifera (Vel. sp.) Nath.
Gleichenia Zippei Cda.
Podozamites latipennis Heer.
Podozamites longipennis Vel.
Podozamites lanceolatns Heer.
Podozamites pusillus Vel.
Zamites bohemicus Vel.
Krannera mirabilis Cda.
Dammara borealis Heer.
Dammarophyllum striatum Vel.
Pinus Quenstedti Heer.
Sequoia heterophylla Vel.
(Sequoia rigida Heer.)
Geratostrobus echinatus Vel.
? Juniperus macilenta Heer.
Widdringtonia Reichii (Ettg. Sp.)
Vel.
Chamaecyparites Charonis Vel.
Frenelopsis bohemica Vel.
Myricophyllum Zenkeri Ett.
Myricanthium amentaceum Vel.
Banksiphyllum pusillum Vel.
Proteophyllum productum Vel.
? Proteophyllum cornutum Vel.
? Grevillea Dvoräki Bayer.
Magnolia amplifolia Heer.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
Araliphyllum formosum Heer.
Araliphyllum Daphnophyllum Vel.
Hederophyllum primordiale Sap-
Cussoniphyllum partitum Vel.
Diospyrophyllum proveetum Vel.
Dewalquea coriacea Vel.
Butomites eretaceus Vel.
Nematus cretaceus.
6. Die Gegend von Laun, Perue und Lipenz.
Am Fusse des Erzgebirges und in der Teplitzer Gegend sind die Perucer
Schichten nirgends nachgewiesen und auch bei Bodenbach und Leitmeritz liegen
die Korycaner Schichten direkt auf dem Urgebirge.
Erst in der Launer Gegend findet man sie westlich vom Ranay-Berge bei
Webran anstehen, aber wenig charakteristisch und ohne Pflanzenreste.
Am rechten Egerufer, wo die Schichten bis auf das Rothliegende durch
Thaeler entblösst sind, sieht man die Lagerung der Perucer Schichten deutlich bei
Lipenz und Touchovic, zu deren eingehenderer Schilderung wir schreiten. Es kann
nicht Aufgabe dieser Studie sein, alle die Stellen aufzuzählen, an denen die Perucer
Schiehten zwischen dem Egerthale und der Gegend von Schlan zugänglich sind,
und wir beschränken uns auf nachstehendes, das ein maasgebendes Schema für die
ganze genannte Gegend bietet.
29
Es ist diess für unsere übersichtliche Studie um so mehr hinreichend als
Prof. Zahälka*) jüngst eine Reihe von Detailprofilen der Perucen Schichten des
Egerthales veröffentlicht hat.
Bei Touchovic ist oberhalb der Mühle ein gutes Profil entblösst, das die
ganze Schichtenfolge vom Rothliegenden bis zu den Weissenberger Schichten klar
darstellt (Fig. 15). Auf rothen sandigen Thonschiefern der Permformation (R) liegen
die Quader der Perucer Schichten direkt auf und enthalten zwei Lagen von Thon-
Fig. 15. Profil der Thallehne oberhalb der Mühle bei Touchovie unweit Laun.
R Rothe Schichten der Permformation. P Perucer Schichten. Quader mit Thonschiefern ab-
wechselnd, die unteren mit Ceratostrobus sequoiaphyllus. X Korycaner Schichten. Grüne Letten.
W Weissenberger Schichten.
schiefern, von denen die untere durch Ceratostrabus sequoiaephyllus charakteri-
stisch ist. Die Pflanzenreste dieser Schichten, in denen man hier nicht arbeiten
kann, lieferten nur Frenelopsis bohemica, aber dieselben sind in der Fortsetzung
an der nahe gelegenen Localität Lipenz genau nach Lagerung von mir im Jahre
1570, später von Prof. Velenovsky studirt.
Südlieh vom Orte Lipenz an der Strasse nach Drahomysel (Dreiamschel)
biethet ein steiler Abhang oberhalb des Hasina-Baches günstige Gelegenheit, die
Vertheilung der Pflanzenreste in den einzelnen Lagen der Thonschiefer und Sand-
*) Sitzungsbericht der kön. böhm. Gesellsch. für Wissensch. 29. Jänner 1897.
Fig. 16. Profil der Perucer Schichten am Hasina Bache
bei Lipenz. (Laun.) Vel. a Quadersand. b Fester Sand-
stein. c Geschichteter Sandstein. d Schiefriger Sandstein
mit zahlreichen zerstrümten Pflanzenresten. e Mürbe Thon-
schiefer mit häufigen Asterophyllites. f Desgleichen mit
häufigen Ceratostrobus und Cunninghamia nebst anderen
Pflanzen, ik Schwache Schichten russiger Kohle. 7 Schwarze
Thonschiefer mit seltener Sequoia crıspa. m Quadersand.
n Thonschiefer mit Eucalyptus Geinitzii. o Quadersand.
steine zu präcisiren. (Fig. 16.). Na-
mentlich mache ich auf die dünnen
Sandsteinschichten mit zahlreichen
zertrümmerten zarten Pflanzenresten,
(5) aufmerksam, da wir in denselben
einen Insektenrest Feronites Ve-
lenovskyi vorfanden und Local-
sammler gewiss Gelegenheit finden
werden ähnliche Funde zu machen.
Hier ist das Liegende, die Perm-
formation, nicht zu sehen, und die
Perucer Quader stehen schon am
Bachufer an. Die erste schwache
Schichte von Thbonschiefern (n) ist
reich an Eucalyptus Geinitzii,
die höher gelegenen (? k) russig kohli-
gen Schichten führen einen schwarzen
Thonschiefer mit Sequoia cerispa.
In der Schichte der mürben Thon-
schiefer (f) ist Ceratostrabus, Cun-
ninghamia und andere Pflanzen häufig,
in (e) einem höheren ist Asterophyl-
lites häufig. Alles diess deutet dar-
auf hin, dass die Ablagerung dieser
Schichten lange gedauert hat und
Reste von verschiedenen in langen
Perioden aufeinander folgenden Ve-
getationsphasen enthält.
Verzeichniss der bei Lipenz aufge-
fundenen Pflanzenreste.
Acrostichum (Rhipidopteris) creta-
ceum Velen.
Microdietyon (Laccopteris) Dunkeri
Schenk.
Osmundophyllum eretaceum Vel.
Marsilia (cretacea Vel) perucensis
Bayer.
Pseudoasterophyllites
taceus (O0. Feistm.) Vel.
Podozamites obtusus Vel.
Dammara borealis Heer.
Araucaria bohemica Vel.
cre-
Cunninghamia stenophylla Vel.
(C. elesans Cda.)
Sequoia crispa Vel.
Sequoia major Vel.
Ceratostrobus sequoiae-
phyllus Vel.
Mierolepidium striatulum Vel.
Widdringtonia Reichii Ettg.
Juniperus macilenta Heer.
Chamaecyparites Charonis Vel.
Plutonia cretacea Vel.
Frenelopsis bohemica Vel.
Myricophyllum Zenkeri Ette.
Myricanthium amentaceum Vel.
Conospermophyllum hakeae-
folium Vel.
Illieiphyllum deletum Vel.
Coeculophyllum cinnamomeum
Vel.
Laurophyllum plutonium Heer.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
Araliphyllum formosum Heer.
Araliphyllum Kowalewskianum Sap.
Dewalquea coriacea Vel.
Butomites cretaceus Vel.
Einen ähnlichen Ausbiss der pflanzenführenden Schichten findet man auch
beim Dorfe Tuchorfie südlich von Lipenz wo sie auf grünlichgrauen permischen
Schichten lagernd in dieser Mächtiekeit von etwa 4m unterhalb des Haideberges
zu Tage treten aber bisher nicht ausgebeutet wurden.
An der gegen das Egerthal einfallenden Lehne sind im Orte Peruc selbst
die Quadersande anstehend und die Quelle an die sich die Sage von Oldrich und
BozZena knüpft hat ihren Ursprung eben in den Schichten, die wir nach der Auf-
findung von bezeichnenden Pflanzen- und Thierversteinerungen im nahen Wäldchen
als Perucer Schichten bezeichneten. Reuss beschrieb schon die Profile von
Peruc, führte aber keine Petrefacten an.
Ich untersuchte den damals gut zugänglichen Steinbruch des Herrn Kostka im
Jahre 1865 und 1866 und sammelte hier in den grauen Thonschiefern folgende Arten.
Verzeichniss der im Jahre 1866 im Steinbruche des H. Krupka in Peruc
gesammelten Petrefacten.
a) Pflanzenreste. Bombacophyllum argillaceum
Vel.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
Gleichenia multinervosa Vel. Araliphyllum formosum Heer.
Dammara borealis Heer. Araliphyllum Daphnophyllum
Cunninghamia elegans (da. Vel.
Sequoia heterophylla Vel. Dewalquea coriacea Vel.
Widdringtonia Reichii Ett. Butomites cretaceus Vel.
Myricophyllum Zenkeri Ett.
Myricanthium amentaceum Vel.
Proteoides Reussi Engelh.
Grevilleophyllum constans Vel.
? Coceulus einnamomeus Vel.
Microdictyon (LaccopterisDun-
keri Schenk.
Gleichenia Zippei (da.
8) Thierische Reste.
Tanalia Pichleri Hörnes.
Unio perucensis Fr.
32
Später wurde der Steinbruch des Herrn Krupka verlassen und die Petre-
facten führenden Schichten unzugänglich; aber es wäre sehr wichtig, wenn man
in Peruc bei gelegentlich vorkommender Entblössung dieser Schichten auf die
Pfianzen und Thierreste aufpassen möchte.
Man kann diese Schichten und ihre Auflagerung auf permischen rothen
Schichten unten im Thale längs des Weges nach Stradonic verfolgen und wurden
dieselben später von Dr. Velenovsky studiert und folgende Arten daselbst gefunden.
Podozamites lanceolatus Heer. Coceulophyllum einnamomeum Vel.
Cunninghamia elegans Cda. Eucalyptus Geinitzi Heer.
Sequoia heterophylla Vel. Eucalyptus angustus Vel.
Widdringtonia Reichii Ettg.
In den permischen Schichten liegen hier schwache Kalksteinlagen mit zahl-
reichen Fischschuppen und Walchia piniformis.
7. Die Gegend von MSeno, Zahaj und Charvatee.
Die Umgebung von MSeno, einem kleinen Badeorte bei Budin, ist in Bezie-
hung auf die Perucer Schichten von mehrfachem Interesse.
Von hjer stammen die ersten Pflanzenreste, die bereits Sternberg in seiner
Flora der Vorwelt abbildet und die von Corda im Reussischen Werke beschrieben
wurden.
Aus dieser Gegend stammt auch die erste Nachricht über einen Versuchs-
bau nach Kohlen in den Perucer Schichten und zwar aus den ersten Tagen der
Gründung des Museums im Jahre 1825 und die Belege liegen in unserer Sammlung.
Bei denselben lag ein Brief, der wohl das älteste Dokument eines Profiles der
Perucer Schichten darstellt, wesshalb ich denselben hier wörtlich wiedergebe :
„Hochwürdiger und hochzwverehrendster Herr Dechant !
Der Zlonitzer Herr Director hat mich aufgefordert, Euer Hochwürden einige
Notizen über den mineralischen Versuchsbau bei Zahaj mitzutheilen, um daraus als
sammelndes Mitglied des vaterländischen Museums beurtheilen zu können, ob die
daselbst vorgefundenen Fossilien einer Einsammlung werth sind. Diesemnach fühle
ich mich verpflichtet, Euer Hochwürden folgendes mitzutheilen.
Die Auflagerungen der Gebirgsart zeigten sich bei Absenkung der Versuchs-
schachtes in folgender Gestalt. Nach Abdeckung der oberflächlichen Dammerde
folgte gelber Thon untermischt mit Tufstein oder Thonmergel.*) Das Lager betrug
ohngefähr 5—6 Klafter.
Dieser Schicht folgte ein bläulicher Thonschiefer mit häufigen Glimmer-
blättchen und einigen Gypskrystallen vermengt, 2 Klafter mächtig**) und überging
in schwärzlichgrauen Thonschiefer, worin häufige Abdrücke von Pflanzen und
*) Löss mit Lösskindeln.
**) Vielleicht Semicer Mergel.
33
Blättern, dann petrificirtes Holz in ganzen Stämmen vorkam. Unter diesen Thon-
schiefern folgt Sandsteinschiefer, in welchem häufige Nieren, meist schon zu einem
Ocher aufgelösten Schwefelkies enthalten sind. Die letzte Formation ist der
Sandstein, welcher am mächtigsten erscheint, allein dessen Uebergang in eine
angrenzende Gebirgsart kann nicht erforscht werden, wegen des zu häufigen An-
dranges von Wasser.
In diesem Sandsteinfelsen befinden sich Steinkohlengänge zu 1 und !/, Zoll
an Mächtigkeit, auch Schichten von Holzkohlen, die ganz unverändert sind. Der
Sandstein und der Thonschiefer ist in den Klüften ochergelb gefärbt.
In dem niedrigsten Theil des Ortes Zahaj befindet sich eine starke Schichte
schwarzgrauen Thon, welcher mit beträchtlichem Alaungehalt versetzt ist.
Zur wahren Betrachtung einiger der beschriebenen Fossilien übersende ich
Euer Hochwürden Holzsteine, worunter vorzüglich das astförmige, getheilte Stück
ein Augenmerk verdient, dann Abdrücke von Pflanzen und Blättern, ein in Stein-
kohle verwandeltes Holz, vermeintliche Gypskrystalle, Sandsteinschiefer mit aufge-
lösten Schwefelkiesen zu Ocher, alaunhaltigen Thon, Alaunblüthe und ein Alaun-
krystall, den ich auf irdene Geschirre zu fabrieiren versucht habe.
Sollten in der Folge noch andere Fossilien zu Tage kommen, so werde ich
mir ein Vergnügen daraus machen, davon ungesäumt Euer Hochwürden mitzutheilen.
Mit wahrer Hochachtung und Ergebenheit habe die Ehre zu sein
Euer Hochwürden dienstwilliger
Ant. Ign. Dandır.
Mscheno, am 29. Januar 1825.“
Ich besuchte die Gegend von Mseno im Jahre 1866 und fand die Schichten
mit Pflanzenresten wenig aufgeschlossen, doch besitzt gegenwärtig unsere Sammlung
folgende Arten.
Verzeichniss der in Mseno bei Budin an der Eger aufgefundenen Arten.
Microdietyon (Laccopteris) Dunkeri Myricanthium amentaceum Vel.
Schenk. Ficophyllum stylosum Vel.
Pteris frigida Heer. Grevilleophyllum constans Vel.
Gleichenia Zippei Cda. Conospermophyllum hakeaefolium Vel.
Pecopteris lobifolia Corda. Bombacophyllum argillaceum
? Nilssonia bohemica Vel. Vel. — (MS. und Charv.)
Cunninghamia elegans (da. Eucalyptus Geinitzi Heer.
Sequoia Reichenbachi Gein. sp. — Eucalyptus angustus Vel.
(MSeno und Charv.) Aralia Daphnophyllum Vel.
? Sequoia heterophylla Vel. Dewalquea coriacea Vel. — (MS.
Widdringtonia Reichi Ettg. und Charv.)
Myricophyllum Zenkeri Ett. Butomites eretaceus Vel.
ke
Boa
m
RES
Bin
Fig. 17. Profil des nörd-
lichen Abhanges des
Plateaus „na Häjich“
oberhalb Schlan. (Vel.)
a Ackerkrume. b Weissen-
berger Pläner. c Quader-
sande. (Korycaner?) d Röth-
liche feste Thonschiefer mit
Pflanzenresten der Perucer
Schichten. e Quadersande.
f Schwache Schichte mit
Sequoia minor. i Quader-
sand. k Braune Pflanzen-
schichten mit Sequoia cri-
spa. ! Fester Letten mit
Credneria rhomboidea Vel.
— Platanus Velenovskyana
Krasser. m Leere Thon-
schiefer. »n Quadersand.
In den nahen Quadersandbrüchen unterhalb Charvatee,
die einst das Material zum Bau der Festung Theresienstadt
lieferten, jetzt aber meist verlassen sind, sammelten wir:
Krannera mirabilis Cda.
Sequoia Reichenbachi Gein. sp.
Ficus Peruni Vel.
Bombax argillaceum Vel.
Aralia (Dewalquea) coriacea Vel.
8. Umgebung von Schlan (Lidie, Otrub).
Am nördlichen Abhang des Plateaus „Na Häjich“ treten
sowohl Quadersande als auch die Thonschiefer der Perucer
Schichten zu Tage. So sieht man an der Localität „Na
Svatem Vrehu“ bei Lidie den Quader anstehen und tiefer
im Thale die Thonschiefer, die sich dann weiter gegen
Votrub verfolgen lassen und durch Eisenbahneinschnitte
stellenweise gut entblösst sind.
Die Thonschiefer sind in mehreren schwachen Lagen
den Quadersanden eingelagert, ziemlich fest, von weiss-
licher oder auch braunlicher Farbe und liefern sehr viele
oft ausgezeichnet erhaltene Pflanzenreste. Jede der er-
wähnten schwachen Lagen zeigt eine eigenthümliche Flora.
So liest an dem Wege von Schlan nach Lidie eine
mächtige Schichte braunen Thonschiefers mit Sequoia
erispa und 2 m höher liegt eine bloss 4 cm starke
Schichte mit Proteaceen, dann Echinostrobus minor, Ce-
ratostrobus sequoiaephyllus und häufigen Schuppen von
Dammara borealis.
An der Bahn sind wieder sandige Thonschiefer mit
zahlreichen Dicotyledonenblättern, Breseiphyllum, Proteo-
phyllum, Myrsinophyllum und Eucalyptus.
Daraus ersehen wir, dass die Perucer Schichten nicht
das Bild bloss einer Vegetationsperiode einschliesen, son-
dern einer ganzen Reihe von untereinander ungleichen
Floren uns darbieten, deren Abwechslung wohl grosse
Zeiträume erfordert hat.
Die zahlreichen Bahneinschnitte in der Richtung über
Zlonie, Klobuk bieten vielfache Gelegenheit Specialstudien
über die Perucer Schichten zu machen. i
©
Si
Bei dem nahe gelegenen Orte Votrub sammelte Herr Dvorak aus Schlan:
Gymnogramme bohemica Bayer.
Drynaria astrostigmosa Bayer.
Microdietyon (Laccopteris)
Schenk.
Dipteriphyllum cretaceum (Vel. sp.)
Krasser.
Onychiopsis capsulifera (Vel. sp.) Nath.
Pteris frigida Heer.
Gleichenia votrubensis Bayer.
Kirchnera arctica Heer.
Microzamia gibba Corda.
Cunninghamia elesans Cda.
Sequoia major Vel. (Zapfen und
Zapfenschuppen.)
Dunkeri
Echinostrobus minor Vel.
Widdringtonia Reichii Ette. sp.
Myricophyllum Zenkeri Eitt.
Myricanthium amentaceum Vel.
Conospermophyllum hakeaefolium Ettg.
Grevillea Dvoräki Bayer.
Platanus (rhomboidea Vel.) Vele-
novskyana Kırasser.
Fucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
Aralia formosa Heer.
Myrsinophyllum varians Vel.
Bignonia pulcherrima Bayer.
Bresciphyllum cretaceum Vel.
Verzeichniss der bei Lidie aufgefundenen Petrefacten.
Drynaria dura (Vel.) Bayer.
Drynaria tumulosa Bayer.
Mierodietyon (Laccopteris)
Schenk.
Gleichenia Zippei Corda spec.
Microzamia gibba Corda.
2 Podozamites obtusus Vel.
Krannera mirabilis Cda.
Dammara borealis Heer.
Cunninghamia elegans Cda.
Sequoia crispa Vel.
Sequoia minor Vel.
2 Glyptostrobus europaeus Heer creta-
ceus Vel.
Ceratostrobus sequoiaephyllus
Vel.
? Libocedrus salicornioides (Ung. sp.)
Heer var. cretacea Vel.
Chamaeeyparites Charonis Vel.
Echinostrobus minor Vel.
Myricophyllum Zeukeri Ett.
Myricophyllum glandulosum Vel.
Dunkeri
Myricanthium amentaceum Vel.
Proteophyllum laminarium Vel.
Proteophyllum paueidentatum Vel.
Proteophyllum productum Vel.
Proteophyllum trifidum Vel.
Proteophyllum coriaceum Vel.
Proteophyllum decorum Vel.
Proteophyllum cornutum Vel.
Proteophyllum (Banksiphyl-
lum) Saportanum Vel.
Grevilleophyllum constans Vel.
Dryandrophyllum cretaceum Vel.
Magnolia amplifolia Heer.
Platanus (rhomboidea Vel.) Velenov-
skyana Krasser.
Sterceuliphyllum limbatum Vel.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
Myrsinophyllum varians Vel.
Bresciphyllum eretaceum Vel.
Butomites eretaceus Vel.
9. Das Dzbänplateau nördlich von Rakonice.
Das Profil von der permischen Niederung nach dem Plateau des Däban-
berges hatte ich Gelegenheit in den Jahren 1898 und 1899 zu studiren und be-
3*
36
richtete darunter in einem populären Aufsatze in der Zeitschrift „Vesmir“.
(XXVIIL, p. 25.)
Nach einem Besuche des Kohlenwerkes in Hredl, von wo schon Reuss eine
Erwähnung der reichen Fischreste in der Schwarte that, steigt man einer serpen-
tinartig sich windenden Strasse entlang über rothe Schichten der Permformation,
bis man bei der letzten Biegung am Fusse der Kreideformation anlangt, wo über
dem Quadersande der Perucer Schichten eine etwa 1 m mächtige Lage von grünen
Letten der Korycaner Schichten sichtbar ist. Weiter nach oben ist alles von dem
Schutte der in einer langen Reihe von Steinbrüchen geöffneten Pläner der Weissen-
berger Schichten verdeckt.
Der auffallend leichte Pläner zeigt grosse unregelmässige Höhlungen, in deren
o
Fig. 18. Profil an der Serpentin-Strasse bei Hredl. (Nach einer Foto-
grafie des Dr. Sykora in Krusovic.) a Quadersand der Perucer Schichten.
b Grüner Letten der Korycaner Schichten. ce Pläner der Weissenberger Schichten.
Inhalt Geodiennadeln nachgewiesen wurden. Von Petrefacten fand ich: Ammonites
Woolgari, A. peramplus, Pinna decussata und mehrere andere,
Eine genaue Einsicht in die Schichtenfolge gewährt das Profil, das bei der
Anlage eines Luftschachtes beim Fürst Schwarzenbergischen Kohlenwerke in Krout-
schovä gewonnen wurde und das mir der Herr Bergverwalter Fr. Rost gütigst
sammt Belegstücken für die Museumsammlung einsandte, wofür ich ihm im Namen
des Museums und der Wissenschaft den besten Dank ausspreche.
Ich wurde dadurch in den Stand gesetzt die einzelnen genau gemessenen
Schichten petrografisch und dem Alter nach genau zu bestimmen und gebe das
so verarbeitete Profil in nachstehendem.
Profil des neuen Luftschachtes am Jos.
Mitgetheilt von Herrn Fr.
in Kroutschovä am Dzbanberge.
in der Sammlung des Museums.)
Adolf Schwarzenbergischen Kohlenwerke
Rost, Bergverwalter in Kroutschovä. — (Die Belegstücke befinden sich
——
Weissenberger
Schichten
E
Korycaner
Schichten
mn mn
|
Kreideformation
Perucer Schichten
m —
E
Permformation
[0.)
So So] So SO)
Sun
sg
5. , Schwere Concretion mit kmewiashen.
| Sandsteine der TRorsnanngr Sahtdıken RN: \
j
| Feinkörniger, glimmeriger, grauer Scnrkiein
Gelber Pläner der Weissenberger Schichten (Wehlo-
vicer Pläner)
Graue Pläner mit Nonne solle :
(Wahrscheinlich den Drinover Knollen entemredhant)
Okeriger Pläner
Grauer mergliger Pläner ai mentalen
(Semitzer Mergel.)
Weisslichgrauer rauher Pläner mit rostigen Spongien-
streifen
Lage der Weichschichten (Droädi)
Grobkörniger, dunkel rostiger Sandstein . :
Graue Thonschiefer mit Pflanzen- und Rohlennestien
mit muschligem Bruch .
Grobkörniger Sandstein :
Sehr grobkörniger Sandstein mit Pikmanchäinmen .
Dunkelgelber Sandstein mit zahlreichen Kohlenbrocken
Sandisthonige Lage mit zahlreichen kleinen Pflanzen-
resten
Knotiger ner Thon 5
Grobkörniger, scharfer, rostrother Sumktiehn
Sehr feiner weissgrauer Thon .. ........)
Sandige glimmerreiche 'Thonschiefer . |
Fester schwerer, glimmerreicher Sandstein mit noehen |
Adern und Schwefelkies . . . . |
Schwerer glimmriger, roth geaderter Sandstein .
Grauer Thon von muschligem Bruch, fein glimmrig .
Sehr schwerer feinkörniger, grauer Sandstein .
Grauer Thonschiefer mit Schichten von Kohlen und
Pflanzenbrocken
Sehr feiner weisser, glimmliger Sandstein
Fester, pläneriger, glimmriger Sandstein .
Feiner grauer Thon mit muschligem Bruch
Schwarte mit Fischschuppen .
Grauer Letten mit kohligen Cordaiten .
Würfelkohle bräunlich bröcklig
Breceienschichte Thonschiefer
Weisser 'Thonschiefer . :
Geschichtete bröcklige Bonie
08
38
Fig. 19. Profil des Südabhanges des Dzbanberges an der Serpentine ober-
halb Hredl. « Ackerkrume. 5 Oberste gestörte Schichten des Pläners. c Schichte
von Höhlungen nach Geodien. d Pläner (Wehlovicer) Weissenberger Schichten der
mit unregelmässigen Höhlungen nach Geodien Schwämmen, deren Nadeln im inneren
nachgewiesen wurden. e Verdeckte tiefere Lagen der Weissenberger Schichten.
f Grüne Letten der Korycaner Schichten mit Foraminiferen. g Perucer Quader.
7 Rothe Schichten der Permformation.
10. Die Gegend von Rynholec, Liboc, Veleslavin, Stre5ovie und Prag.
Unterhalb Rynholec bei Lana ist unweit des verlassenen Kohlenwerkes eine
abschüssige Lehne von verwitterten Quadersanden, an welcher ich im Jahre 1873
eine grosse Menge von verkiessten Resten der Tempskya (Palmaeites) einsammelte
und ein Quantum von etwa 20 Centnern ins Museum förderte. Es sind dies bloss
die Luftwurzeln der Baumfarne, die sich erhalten haben, und es gelang nicht den
Stamm selbst aufzufinden. Die Luftwurzeln mögen irgendwo in feuchtem Humus
gelagert günstige Gelegenheit zur Verkieselung gefunden haben und sind wahr-
scheinlich später durch Anschwemmung auf den jetzigen Fundort gekommen; denn
dass sie auf dem groben Sandboden der Quader vegetirt hätten, ist sehr unwahr-
scheinlich.
(In Kounie finden wir das umgekehrte Verhältniss; dort haben sich die
39
Stämme erhalten und die Luftwurzeln zerfielen in modrige Masse, die man in den
Höhlungen, wo die Baumfarrenstämme liegen, findet.)
Die Lagerung der Perucer Schichten fand ich im Jahre 1866 sehr deutlich
am westlichen Eingang in den Tunell, und nahm damals ein genaues Profil auf.
(Fig. 20.) Seit der Zeit ist diese instructive Stelle ganz dicht mit Akatien ver-
wachsen. Auf den Halden, welche das aus dem Tunell gewonnene Gestein ent-
halten, findet man auch Stämme der Tempskya.
Weiter nach Osten findet man im Thiergarten bei Rend hie und da kleinere
Reste von Quadersanden der Perucer Schichten, ebenso beim Bahnhofe von Neu-
straschitz und auch die Linie über Jentsch und Hostivic schneidet in diese
Schichten ein. Thonschiefer sind aber nirgends wahrzunehmen.
"m
ES ERLEREEE, En —_—_—_
Fig. 20. Profil am östl. Eingang in den Tunell bei Rynholee, aufgenommen im Jahre
1874. p» Perucer Thonschiefer. % Perucer Quader. s,, s, Semicer Mergel. e Dünne Schichte von
Brauneisenstein. d Drinover Knollen. w Weissenberger Pläner. m Maasstab in Metern.
Erst im Sternthiergarten treffen wir unterhalb des Jagdschlosses unten im
Thale einen Brunnen, der die Basis der Perucer Thonschiefer andeutet. Sie werden
von Quadern der Perucer und Korycaner Schichten bedeckt, auf welche die Weis-
senberger Pläner folgen, auf denen das Jagdschloss steht.
Der ganze Rücken, der sich von Liboec bis nach StreSovic hinzieht, zeigt
dieselbe Zusammensetzung, die am deutlichsten in den Steinbrüchen bei Veleslavin
studirt werden kann. Auf untersilurischen Schichten liegen schwache Lagen von
Thonschiefern der Perucer Schichten, welche selten aufgeschlossen werden.
Diese Thonschiefer wurden schon in den vierziger Jahren auf dem Wein-
garten meines Onkels Abund Bachofen von Echt „Panenskä“ zu Chamottziegeln
verarbeitet. Denselben entlang wurde die einst wichtige Trinkwasserleitung in das
königliche Schloss am Hradschin von Liboc ab geleitet.
Auf diesem Rücken sowie auf demjenigen, der sich von dem Orte Ladronka
bei Brevnov bis nach dem Laurenziberg hinzieht, wurden in den ersten Decen-
nien des 19. Jahrhunderts viele Versuchsbaue nach Kohle unternommen, welche
zum Ruin ihrer Unternehmer führten, da sich das nur linsenförmig auftretende
schwache Kohlenflötz als unbauwürdig erwies und das Teufen von Schächten in
die tieferliegenden Silurschichten ein kostspieliges und zweckloses Verfahren war.
40
Auf beiden Seiten dieses Rückens treten die Thonschiefer der Perucer
Schiehten an manchen Stellen zu Tage.
So oberhalb der Kolonie Beranek und im Orte Teiuka.
Meist sind die Thonschiefer von den Quadern ganz verdrängt oder von dem
Schutte der Steinbrüche verdeckt.
Der steile Abhang des Laurenziberges in Prag, auf den gegenwärtig die
Zahnradbahn führt, bietet trotz seiner parkartigen Herrichtung dennoch Gelegenheit
die Schichtenfolge zu studiren. Wer den Fussweg gegen die Hasenburg, der sich
serpentinartig hinauf windet, aufmerksam verfolgt wird die wichtigsten Punete des
beiliegenden Profils (Fig. 21) erkennen.
Fig 21. Profil des Laurenziberges in Prag. /. Untere Station der Drathseilbahn
2. Deren obere Station. S Untersilur. Zahoraner Schichten Dd,. » Perucer Thon-
schiefer mit einem schwachen Kohlenflötz. p! Perucer Quader. % Grünlicher
Quader der Korycaner Schichten mit Exogyra columba. D Weissenberger Pläner.
r Aussichtsthurm.
Mehr als die Hälfte des Weges schreitet man über die untersilurischen
Grauwacken der Etage Dd,. (Derselben, welche an den Lehnen des Belveders
entblösst ist und dort durch Dalmanites socialis, Trinucleus ornatus und Acidaspis
Buchi characterisirt ist.) (s.) An der Windung unter der Restauration stösst man
auf dunkle Thonschiefer der Perucer Schichten (p), in denen Eucalyptus
Geinitzii nachgewiesen wurde.
Dieselben führen ein schwaches Kohlenflötz, das in den vierziger Jahren
abgebaut wurde. Die Halde der schwefelkiesreichen Kohle geriethe durch Zer-
setzung desselben in einer Nacht in Brand, den ich als 10jähr. Knabe gesehen habe,
Oberhalb dieser Thonschiefer liegen Quadersande der Perucer Sehichten (p)
und auf ihnen eısenschüssige Quader der Korycaner Schichten mit Exogyra columba (%).
41
Längs des Weges von der Restauration zum Aussichtsthurme sieht man die
Weissenberger Pläner (b), deren weitere Gliederung durch Schutt und Vegetation
verdeckt ist. Auf diesen steht der Aussichtsthurm (r).
11. Die Gegend von Jinonie und Kuchelbad.
Der Bergrücken zwischen dem im Ko$ifthale gelegenen Orte Cibulka und
dem Orte Jinonie bietet einen guten Einblick in die Schichtenfolge und stimmt
dieselbe ganz mit der, welche an dem Profil des Laurenziberges in Prag dar-
gestellt ist.
Auf den untersilurischen Schichten der Etage Dd, liegen die schwarzbraunen
Thonschiefer der Perucer Schichten und in einer der tiefsten Lagen sind Coniferen
sehr häufig. Hier ist auch eine 1—3 cm mächtige Schichte von Kohle zu be-
merken. Weiter nach oben wechseln Lagen die bald reich, bald arm an Pflanzen-
resten sind.
Die höchste Lage des Quadersandes etwa 1 »n lässt sich durch grünliche
Färbung als marine Ablagerung der Korycaner Schichten erkennen und ich fand
in derselben Negativabdrücke von Trigonia suleataria. Über denselben liegen
dann Weissenberger Pläner.
Verzeichniss der auf dem Berge Vidovle bei Jinonie aufgefundenen Petrefacten.
Cercospora coriococcum Bayer. Myricophyllum Zenkeri Ett.
Gymnogramme bohemica Bayer. Myricophyllum serratum Vel.
Drynaria tumulosa Bayer. Myricanthium amentaceum Vel.
Mierodietyon (Laccopteris) Dunkeri Grevilleophyllum constans Vel.
Schk. Conospermites hakeaefolius
Gleichenia Zippei Cda. sp. Ett.
Gleichenia multinervosa Vel. Platanus laevis Vet.
Gleichenia delicatula Heer. Cissophyllum vitifolium Vel.
Microzamia gibba Corda. Eucalyptus Geinitzi Heer.
Podocarpus cretacea Vel. Eucalyptus angustus Vel.
Cunninghamia stenophylla Vel. Araliphyllum formosum Heer.
(C. elegans Cda.) Araliphyllum Daphnophyllum Vel.
Sequoia crispa Vel. ? Araliphyllum propingquum Vel.
? Echinostrobus minor Vel. (Doppel- Dewalquea coriacea Vel.
zäpfehen). Butomites eretaceus Vel.
Frenelopsis bohemica Vel.
Diese Localität ist auch in mancher anderer Beziehung interessant, denn
an der Basis der Thonschiefer entspringt eine Quelle, welche durch Röhrenleitung
in das Bräuhaus in Jinonic geleitet wurde, und zu dem ehemaligen guten Rufe
des Jinonicer Bieres beigetragen hat.
Die Quadersande wurden früher am südlichen Rande in einem Steinbruche
gewonnen und darin gemachte Höhlungen als Wohnungen für Menschen und Thiere
benützt, was auch von Landschaftsmalern seinerzeit verewigt wurde.
42
Es ist Vidovle der südlichste Rand der Perucer Schichten, wo man die
Lagerung gut verfolgen kann, denn was man noch südlicher oberhalb Kuchelbad
davon wahrnimmt, ist sehr verworren und stellt nur spärliche Reste der ehema-
ligen Ablagerungen dar.
Kuchelbad.
Der südlichste aber sehr zerstörte Rand der Perucer Ablagerungen ist am
Plateau oberhalb Kuchelbad von Zeit zu Zeit sichtbar.
Eisenschüssige Sandsteine und auch plattige Eisenerze mit Spuren von
Pflanzenresten liegen zerstreut im Kuchelbader Walde und auch unten im Thale.
Die Letten und Thonschiefer treten hier in sehr variabler Ablagerung als Kluft-
ausfüllungen auf und jeder behufs des zur Fabrication von Chamottwaare ge-
eigneten Lettens angelegte Bau gibt ein anderes Bild.
Die von mir, Dr. Velenovsky und Dr. E. Bayer aufgenommenen Profile
lassen nur beiläufig folgende Schichtenfolge erkennen.
Auf einer Lage von Quadersanden liegen mächtige fette Chamottletten ohne
Pflanzenreste und nur in ihren unteren Lagen treten drei einige Centimeter
mächtige kohlige Thonschiefer auf, welche Eucalyptus Geinitzii, Laccopteris Dun-
keri und viele andere Reste enthalten.
Das Hangende besteht aus einer Reihe
von Sandschichten, die durch schwache Lettenschichten von einander getrennt sind.
Alle diese Schichten sind selten horizontal, meist stark geneigt und verworfen.
Verzeichniss der oberhalb Kuchelbad aufgefundenen Petrefacten.
Sphaerococeites Laubei Engelh.
Acrostichum tristaniaephyllum Bayer.
Microdietyon (Laccopteris) Dunkeri
Schenk.
ÖOnychiopsis capsulifera (Vel. sp.) Nath.
Pteris Albertsii Dunk. sp.
Pteris frigida Heer.
Kirchnera arctica Vel
Pecopteris minor Vel.
Jeanpaulia carinata Vel.
Sagenopteris variabilis Vel.
Nilssonia bohemica Vel.
Podozamites latipennis Heer.
Podozamites Eichwaldi Heer.
Podozamites lanceolatus Heer.
Podozamites pusillus Vel.
Krannera mirabilis Cda. (Blätter ?)
Dammarophyllum striatum Vel.
Cunninghamia elegans Cda.
Pinus Quenstedti Heer.
Plutonia ceretacea Vel.
Abies chuchlensis Vel.
? Sequoia Reichenbachi Gein. sp.
(Fruchtzapfen nach Engelh.)
Myricophyllum Zenkeri Ei.
Myricophyllum serratum Vel.
Myricanthium amentaceum Vel.
Ficus suspecta Vel. (nach Engelh.)
Proteoides acuta Heer (nach Engelh.)
Proteoides Reussi Engelhdt. (n. Engelh.)
Grevilleophyllum constans Vel.
Grevillea Dvoräki Bayer.
Conospermophyllum hakeaefolium Vel.
Banksiphyllum pusillum Vel.
Dryandrophyllum cretaceum
Vel.
Dryandrophyllum cretaceum Vel. var.
paucinerve Engelh. (nach Engelhdt.)
Magnolia Capellini Heer.
Magnolia amplifolia Heer,
Magnoliphyllum alternans Heer.
Menispermophyllum Celakovskii Vel.
Laurophyllum plutonium Heer.
Sassafrophyllum acutilobum Lesqx.
Platanus Velenovskyana Krasser.
Hymenaeophyllum inaequale Vel.
Hymenaeophyllum elongatum Vel.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
Eucalyptus angustus Vel.
43
Araliphyllum propinguum Vel. (Nach
Engelhdt.)
Araliphyllum Daphnophyllum Vel.
Araliphyllum dentiferum Vel.
Sapotophyllum obovatum Vel.
Diospyrophyllum provectum
Vel.
Bignoniphyllum cordatum Vel.
Bignonia pulcherrima Bayer.
Dewalquea pentaphylla Vel.
Dewalquea coriacea Vel.
Callistemophyllum Bruderi Engelh.
Araliphyllum trilobum Vel.
12. Gegend von Kralup und Lobkovie.
Nördlich von Kralup erhebt sich der Berg Hostibejk, der in seinem unteren
Theile aus Steinkohlen-Sandstein, dem Ausbisse des Kladnoer Beckens besteht.
(Fig. 22 u.) Auf den Arkosen, die hier Araucariten führen und in den höchsten
Lagen stellenweise aus Conglomeraten bestehen, liegen direkt die Perucer Schichten,
meist in Form von Quadersanden, (p) die nur an wenigen Puncten graue Thon-
schiefer mit Pflanzenresten an der Basis aufweisen. So trifft man sie am Hostibejk
im Fahrwege, der westlich zur Strasse herunterführt und dann bei Lobe@, wo Prof.
Velenovsky Eucalyptusangustus, Ceratostrobus sequoiaephyllus, Widringtonia Reichi,
Aralia Daphnophyllum, Dewalquea coriacea, zahlreiche Zapfen von Sequoia major
und auch Krannera mirabilis nachwies, zum erstenmale in Thonschiefern !
Die höchste Lage der Perucer Quader bilden mürbe an Fucoiden reiche
Fig. 22. Profil des Berges Hostibejk in Kralup. « Kohlensand-
stein mit Ausbiss der Kladnoer Ablagerungen. p» Quader der Perucer
Schichten. d Mürbe Grenzschicht mit Fucoiden ? „Dro2di“ (Hefe) ge-
nannt. Fundort der Piaus longissima. Vel. % Korycaner Schichten. Plattiger
Sandstein mit zahllosen mariner Petrefacten, die an der Decke der
Höhlen beobachtet werden können. (Protocardia Hillana. Turitella.
Nerinea longissima Trigonia sulcataria.)
4
Schichten, welche die Grenzschichte von den Steinbrechern „Drozdi* (d) genannt,
zwischen der Perucer und Korycaner Schichten bilden und der Fundort des 30 cm
langen Zapfen der Pinus longissima sind. Gleich darüber folgen plattige Sandsteine
mit einer Unzahl von für die Korycaner Schichten bezeichnenden Arten (%).
Diese marinen Schichten wurden früher in einer Mühle in Kralup gemahlen
und in Glasfabriken verführt. Als die Mühle abbrannte, hörte diese Industrie
auf und auch die Steinbrucharbeit am Hostibejk, die oberhalb des nahen Lobet
noch betrieben wird und wo ein gleiches Profil, wie am Hostibejk zu beobachten ist.
Zum Schlusse erwähnen wir noch das Vorkommen von Kohle in den Perucer
Schichten in Lobkoviec.
Bei der Mühle des Herrn Kasper fand man unter 2 bis 3 m von blaulichen
kalkigen Sandstein, der an Petrefacten reichen Korycaner Schichten, eine Lage
von schwarzgrauem Thonschiefer mit Eucalyptus, 1'’5 mächtig, in welchem ein
Kohlenflötz von 2—5 cm Mächtigkeit eingelagert war. Es waren Coniferenstämme,
welche zur Bildung dieser glänzenden Kohle beitrugen. Dieser Thonschiefer lagert
direct auf silurischem Kieselschiefer (Et. B.)
Das Vorkommen von Kohlen in den Peruceer Schichten und das
Schürfen auf dieselben.
Diese Frage schlägt sehr gewichtig in das praktische Leben ein, und hat in
früheren Jahren zu vielen verunglückten Schürfversuchen Veranlassung gegeben,
die zum Ruin der Unternehmer führten. Es ist daher angezeigt, hier näher auf
die Ursachen einzugehen, welche zum Suchen nach Kohle Veranlassung geben,
und die Gründe zu erläutern, warum das gewünschte nicht erreicht wurde.
Fragmente schön schwarzer glänzender Kohle, die an Berglehnen und
Hohlwegen am Ausgange der Perucer Schichten oder bei Keller und Brunnen-
graben zufällig gefunden wurden, waren Veranlassung, dass die Lust zum Kohlen-
suchen erwachte und ein Bergmann engagiert wurde, um weiter in der Tiefe nach
mächtigeren Lagern zu suchen.
So wurde in Prag selbst auf der Hasenburg in den vierziger Jahren ein
Stollen getrieben, aus welchem kiesreiche Kohlen gefördert wurden.
Auf der ganzen Hochebene westlich von Prag bis zum Sternthiergarten
wurden viele Schächte geteuft. Man begnügte sich aber nicht das schwache werth-
lose Flötz in den Perucer Schichten zu constatiren, sondern teufte dann in die
darunter liegenden Schichten des Untersilur, welche durch ihre schwärzliche
Farbe die Hoffnung auf in der Tiefe lagernde Kohlenlager erweckten.
Die Bergleute aus der Schlaner Gegend brachten von dort die Erfahrung
mit, dass unter dem schwachen Flötz der Perucer Schichten dann erst das reiche
Kohlenflötz der Steinkohlenformation liege. Diese Formation fehlt aber in der
Gegend von Prag und unter den Perucer Schichten liegt direkt das Silur, wie
man dies an den Abhängen der Thäler hat vielfach ersehen können, ohne dieselbe
Erfahrung durch Teufen von kostspieligen Schächten zu erwerben.
Diese Bemerkungen mögen hinreichen um vor dem Schürfen nach Kohle
im Bereiche der Perucer Schichten zu warnen.
|
Tabellarische Uebersicht
der in den Perucer Schichten vorgefundenen Petrefakten.
A) Pflanzen.
Das Auftreten einer bestimmten Pflanzenspecies ist in der correspondierenden verticalen Rubrik
des betreffenden Fundortes durch zwei dem Namen der Localität
verkürzt angedeutet (um die sofortige Orientierung des Lesers zu ermöglichen) und zwar bei
den daselbst sehr häufig vorkommenden Pflanzen ist dieses Zeichen fettgedruckt.
entsprechende Buchstaben
II | | | |
Een
\=|.o st | IR | S
Eiasele]ElEI ee
ee al eele|
eiels5= 22265225212 >
ersrasaeaseeere |
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Sphaerococeites Laubei Engelh. | el ed. 6] | | . |Keh
Cercospora coriococcum Bayer . | . Vr'Kn Nik I La Du | | va)
Phacidium eircumscriptum Bayer | . | Vr In | Sn
Puceinites cretaceus Vel.. | vr I | |
Acrostichum cretaceum Vel.. .| . vr |Lp
Acrostichum tristaniaephyllum I | |
Bayer : : | o.| slre lag \Keh |)
Gymnogramme bohemica Bayer... Bd .lot vd . |
Drynaria astrostigmosa Bayer... | Ol ©)
Drynaria fascia Bayer . alleealivr “EN |
Drynaria dura (Vel. sp.) Bayer else] Bello. |
Drynaria tumulosa Bayer Hb| Vr Ld| . \Vd |
Microdietyon (Laccopteris) Dun- | | I |
keri Schenk . . . .\Hb VrKn . Le) Bd|Lp PeMo La) 0t Va Keh)
Dipteriphyllum eretaceum wel. | | | | |
sp.) Krass. ER I Se oo] ot |
Onychiopsis capsulifera (Vel. sp.) | | | | | |
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Pteris frigida Heer . I. |VrIKnMk .| ..|.| .|Mol .[ot| . |Kch
Pteris Albertini Ve... . . .\ ‚VrKn . | . |/Kich |
Asplenium Foersteri Deb. et Ett. | | . |Mk | |
Dicksonia Bundles ee ı | | | | ı\ Nehvizd,
Heer ; .| . | VrIKnl | j/Hofic, Vojie |
Tempskya varians (Cda sp.) Vel. | ol | I Israel)
Gleichenia Zippei (Cda sp.) Heer | . |VrKn Io Pc Mo|Ld va
Gleichenia multinervosa Vel.. . |Hb | a cur a avdd|
Gleichenia delicatula Heer .|Hbl . | . |Mk| Le) | Io || 6. \Yal
Gleichenia rotula Heer |. | Vrı S: | Me |
Gleichenia acutiloba Heer ollol el ol | ; | : | |
ı Gleiehenia votrubensis Bayer. . |. |. B | ot |
Gleichenia crenata Vel Hb Vr| o | ; |
Marattia cretacea Vel. | -| |. Mk. | : | iR: |
| | l |
46
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le 3 sul S =ı
RM = b>) = | S > > = |
3 2|3]82=|22|3.[/38|3
= 213[85|3 2 =2|52|3|8=| 3
Ele |sjalaıalslslaläalo|> |
’ A, |
Osmundophyllum ceretaceum Vel. Igel 3 Lp a |
Kirchnera arctica Heer sp. 'Vr KnMk : Ot) . Keh |
Kirchnera dentata Velen. . |Kn) 5 ll
Pecopteris minor Vel.. . } . \Kch|
Pecopteris lobifolia Cda . A: . Mo Br |
Jeanpaulia carinata Vel.. VrKn . |Keh ||
'ı Podhorni
Oncopteris Nettwalli Dorm. |. 'Kn Ujezd bei
‚) Ostromer
Oncopteris Kauniciana Dorm. sp. |. . En e| |
Marsilia perucensis (Vel.) Bayer Ne . |Lp |
Sagenopteris variabilis Vel. 16 ; Keh)
Selaginella dichotoma Vel.. . | Vr le |
Pseudoasterophyllites cretaceus | |
(0. FE. sp.) Vel. | Lp .\. N
Nilssonia bohemica Vel.. | . IMo) Keh|
Dioonites cretosus (Reich sp.) |
Schimp. 30 nr Horie
Podozamites obtusus Vel. . |Hb |. |Ep Ld \ Vreden
Podozamites longipennis Vel.. . Ba -
Podozamites latipennis Heer. . | Bi Keh |
Podozamites Eichwaldi (Schimp.) |
Heer Keh
Pu e lanceolatus (L. et H.
sp.) Heer . Re . Bd Kch Strädonie
Podozamites pusillus Vel. le . Kelh
Zamites bohemicus Vel.. lie . Bd lee
Microzamia gibba Cda |. |Vr&Kn 'La| Ot| Va
| \ _Kralup,
NE er | | | Nehvizd,
Krannera mirabilis Cda in lit. . |Hb| Vr Kn .|Bd| .| . MolLd Keh | Von
| orie
| | J) Charvatec
| Podocarpus ceretacea Vel. al ER ee | een ee ee aV/d
Dammara borealis Heer . .'Hb VrKn |LgBalpPe .|Ld
Dammarophyllum striatum Vel... |. : SlBul: Keh
| \ Strädonie,
Cunninghamia elegans Corda. . Hb/Vr. Lg . LpPeMo La Ot Va Keh Hotic,
| | | | Kralup.
Cunninghamia stenophylla Vel... Hb Vr Lg| . Lp . Vd Kralup
Araucaria bohemica Vel. ; Lp lin,
| Pinus longissima Vel.. | 3 2100: er Kralup
Pinus Quenstedti Heer Melk: . |Lg Ba . Keh
Pinus protopicea Vel.. Vr ale: |
47
\ | |
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BieearcretacearVele. 2.002. elle near laesn le ac wall SR
AnpieszchuchlensisaVelss ee een leo ol «en
Plutonia cretacea Vel. ... . al Ve Ikone 2 2 ap ee ee kch
; 2 : ß | Nehvizd,
Sequoia Reichenbachi Gein. sp. eo] 8] ee] o] & Mo N Chamratsz
Sequoia fastigiata Stnbe. sp. . | .|.|.|.|. ol alkalı ale lols h en
SEuDDlagen Spa@Vele abe | pe dies kvalie.
Sequoia heterophylia Vel. . . .|Hb Vi. LelBdl . |PcMo| .|.| .| . || Strädonie
Sauoß nee Kae 2 2 5 aloe eo lol ol o| co] ©
Sequoia major Veke co ars allen ale Fol oem allidseo Kralup
SetcHminoseVel Vor alle:
Glyptostrobus europaeus Heer . |. .|.|.|.|./.|.|.|Ld. :
Echinostrobus squamosus Vel. . ||. |Vr| .|.1.1.1.|1.1.1 | ER
Echinostrobus minor Vel... . .|Hb! .|.|.).I.!.|.| .|Ldl Ot| Vd
En eeohns only | |
Vele: oo 0 o || ol ol o Lp alselldins. rnıtz Kralup
Ceratostrobus echinatus Vel.. . Io Nase | el oo lol elein ce
Microlepidium striatulum Vel. . || oo e|l.o.l .o.\UM| ©
Cyparissidium minimum Vel....|. .!.|.|Lg .[.|., Sl
Widdringtonia Reichii (Ett. sp.) | Kralup,
Melle: .Hb VrKn| . LgBa|Lp PeiMo| . |Ot . h Strädonie
Libocedrus salicornioides (Un,
spJeHeer. lee el Id
Chamaecyparites Charonis Vel. | .|. |... Ba Ip. Ed
Chamaeeyparites spec. Vel. . .|./Vrı.|.|.|.|.
Juniperus maecilenta Heer . .. .|.|ve .|.|.|.|Lp .|ı.|.|.|1.|.
Frenelopsis bohemica Vel.. . .!Hb Vr . | .!.[BdiLp! .|.|.| .|Vd . ||Touchovie
Myrica Zenkeri (Ett. sp.) Vel. Hb Vr Kn Mk Lg Bd Lp PeMo Lä| Ot Vd Kch
Myrica serrata Vel... . . . .|HbVrı . MkLe .|.|.|.|.| .|VdKch
Myricanthium amentaceum Vel. !Hb Vr.Kn Mk Lg Bd I,p Pc Mo La Ot'Vd Keh
Myricophyllum glandulosum Vel. | .|.|.|.|.|.|.|.1.|Ld .|.| .
Salieipbyllum perucense Vel.. .|. Vr . Mk .\. lade anlo| 6
BreusususpeetalVel. 2.22... Val. oe. See. | en 0. |‚Kch
Bieussstylosa Vel. ......|.).|Knl.|.| 0.) Mo ;
ars daneele Val ee el el else eallsn ae en
Rieus Krausiana Heer .. . .|.|.|Kn|.
BieuszBeruni Velo... 22.2. Nelkn|
Proteopsis Proserpinae Vabual o| | A
Proteophyllum laminarium Vel. | .|.|.|.|.|.!./.|./Ld
Proteophylium paueidentatum Vel. |. . .|.\.|.|.|. Ld
Proteophyllum productum Vel.|.|.|.|.|.ıBd.|.| |Ld
Broteophylium triidum Vel. . .|.\ı.|.|.|.|.1.|..1.0d
|
48
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Proteophyllum coriaceum Vel. | Ld
Proteophyllum decorum Vel.. | Bu ZI Id |
Proteophyllum eornutum Vel. . Kellelalsaıls Ecl \.
Proteoides Reussi Engelh. . | | 0 ee Sale Keh
Proteoides acuta Heer... . . een,
Conospermites hakeaefolius E Ette. | N 'Lp| . Mo . Ot Vd Keh
Grevillea Dvoräki Bayer Is: : . |. 108) . |Keh||
Grevilleophyllum tenerum Vel. . . Mk] SE El esEl
Grevilleophyllum constans Vel. Hb|Vr| . Mk ö PceMoLd . VaKeh|
Banksiphyllum pusillum Vel.. .|.|.|.|.|.IBd ler . Keh)
Banksiphyllum Saportanum Vel. |» vr... .|Ld Ra
Dryandrophyllum eretaceum Vel. |Hb) . . Mk, . Lad) ‚Kehı
Aristolochia tecomaecarpa Bayer |. Vr. . .|. 121 al
Magnolia amplifolia Heer . IVr, . IMk| . |Bd| „ıLd| ‚Keh |
Magnolia Capellini Heer 129 | Keh|
Magnolia alternans Heer . . . | Keh
Menispermophyllum u | | | ul |
anum Vel.. . Ä | lee IRRERURCHNN
Coceulus einnamomeus Vel. ib | | Lp Pe A ee
Illieiphyllum deletum Vel.. ld | Lp A|
Litsaea bohemica Engelh. . Kane. 5 Id
Sassafras acutilobum Lesqx. . .|.|.| | Hal ale er .|Kceh ||
Laurus plutonia Heer. - : | Ina lo 128 2 Tapes) BEA Eee Kch
Laurus affınis Vel. een KR a a en
Platanus Velenovskyana Krasser It. | le | .|Ld/Ot| . ‚Keh|
Platanus Jaevis Vel. .....| Vr KnMk . |. I Vd. |
Credneria bobemica Vel. |. |VriKnMk . |
Credneria arcuata Vel. Vr| |
Inga latifolia Vel. NG. < |
Hymenaea primigenia Sap. Vr'Kn . $
Hymenaeophyllum inaequale Vel. & | Keh |
Hymenaeophyllum elongatum Vel. | . | . . |Keh))
Crotonophyllum eretaceum Vel |. vr. | I
Sapindophyllum apieulatum Vel. VriKn . | |
Sapindophyllum pelagieum Ung. | |
BPehr: i Vr(Kn .| i |
Cissophyllum 'vitifolium Vel. | lee) vd |
Cissophyllum exulum Vel. vr | A| |
Bombacophyllum a Vel. Vr/Kn . PcMo N Na
Sterceuliphyllum limbatum Vel. |. . ed
Ternstroemiphyllum crassipes Vel. | . | Vr | |
Leptospermum cretaceum Vel.. | |Vr |
Callistemon cretaceum Vel. II 0 | | |
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49
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Callistemophyllum Bruderi Eng. | . . |Kn . | ae nn ekch |
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Eucalyptus Geinitzi Heer . . . Hb VrKnMk) . Bd Lp Pc’Mo Ld| Ot Vd Kch, "Hotel,
| | ralup,
| | | | Strädonic
Eucalyptus angusta Ve. . . .Hb Vr'KnMk LgBd Lp PeMo Ld Ot ValKeh, ee
Terminaliphyllum rectinerve Vel. |.|. Ku . .|.\.|.|. ||
Cussoniphyllum partitum Vel. .\.|.1./.1. Bd .|.ı.
Araliphylidm decurrens Vel. . . |. vi .|.|.|.|.|.|.
Araliphyllum formosum (Heer) | | II
Val Se ED ol all a c Elan ol 3 Kom | v. Kozikor,
| | bei Nächod
AralphyliumsanisolobumVele 21. 2 Eden
Araliphyllum trilobum Vel. . .| . | vr. a er ee nKich
Araliphyllum Kowalewskianum | | |
(Sea V Velen WVrKnieaı a 20 ol:
Aralıphylumsmmnus@Veleee 4 2 Ne ale. le
Araliphyllum transitivum Vel. .|| . |VeIKn .|.|.1.1.1.1.0.). 0 0
Araliphyllum propinguum Vel. . Vr'Kn . DE ee valkchi|
Araliphyllum Daphnophyllum Vel.| .|VrKnMk Ba .|PeMo . . vd Kch |wehviza, Kralup
Araliphyllumdentiferum Vel. | .|.|.|.1.|1.1.|.).| 0.00. Ken)
Sralıphyllums uceatum@V/el | ve
Hedera primordialis Sap. . . NV Knie u IBalepıe: | .
Hederophyllum credneriaefolium
Val . VrıKn |
Benthamiphyllum, dubiumiVel. . || . vr .|...|.|.10.1 00.2.2100
Myrsinophyllum varians Vel.. .| .!ı.|.!.|.'./.".1.Ld0ot .|. |
Sapotophyllum obovatum Vel. .|.|.|.|.|.1.!.|./.1.1.|.|Kch) |
Diospyrophyllum proveetum Vel. |.|j.|.Mk| .|Bd .|.,.!.|.].|Keh|
Bignonia pulcherrima Bayer . .|.!.|.!./.1./.1.).!2.1/08 .\Keh|
Bignoniphyllum eordatum Vel. .\.|.|.|./.1./.|.|.!.).!.|Kch|
Butomites eretaceus Ve. . . .|Hb VrKn . |. BdaLpPeMold . Vd . |
Dewalquea pentaphylla@Vel. . .|.|.|.|. Le. 212.) 21.10. Kehl
Dewalquea coriacea Ve. . .. .. Hp VriKn| . |. BaLpPecMo . .|valKeh|) aa.
Breseiphyllum eretaceum Vel. .|.|.|.1./.1./.1./.Ld0t ..|. |
Carpolithes vySerovicensis Bayer | . |Vr | el ol ol ol o
Cortieites stigmarioides (Ett. sp.)
Engeligoense a ee Bible En Beier ae
Diceras cenomanicus Vel. . . - | . Vz] . ls :
rn
|
| | | |
50
B) Thierische Reste.
Fundort
Vertebraten.
? Fischembryo Vyseroviec.
? Faehrten
Mollusken.
Tanalia Pichleri. Hörnes . Peruc.
Unio Perucensis Fr. Perue. r
Unio regularis Fr. s
Unio scrobicularioides Fr.
Inseeten.
Nematus ceretaceus Fr.
Nematus lateralis Fr. .
Nematus ellypticus
Tinea araliae Fr...
Phryganaea micacea Fr.
Chironomites lateralis Fr.
Chironomites adhaerens Fr.
Chironomites unionis Fr.
Sylphites priscus Fr. . . .
ÖOtiorhynchites constans Fr.
Blaptoides dubius Fr...
Pimeliodes Edvinii Fr.
Feronites Velenovskyi Fr.
Brachinites truncatus Fr.
Lamiites simillimus Fr.
Velenovskya inornata Fr.
Chrysomelites simplex Fr. .
Kouniecia bioculata Fr.
Gomphus serialis Fr.
Gomphus? duplex Fr...
Coceodes adhaerens Fr.
Variolina segmentata Fr.
Dubia.
Ovodes crueifer she
Plumatellites proliferus Fr.
Kounice, VySerovice.
Kounice.
Bohdänkov, Vyserovice.
VysSerovice.
Lidic.
A VySerovice.
Vyserovice, Kounice.
VySerovice.
Kounice.
VySerovice.
Kounice.
MSeno.
Kuchelbad.
| Lipene.
VySerovice.
| Vyserovice.
VySerovice.
Kounice.
Kounice.
Kounice.
VySerovice.
Kounice.
Vyserovice.
VysSerovice.
VySerovice.
Vorwort
zu dem die fossilen Pflanzen systematisch behandelnden Theile.
Die vorliegende Zusammenstellung der gesammten Flora der Perucer
Schichten in Böhmen, insoweit sie überhaupt bis jetzt bearbeitet worden ist,
habe ich auf Grund des schon lange gehesten Wunsches des Herrn Prof. Dr.
Anton Frit bei der Revision der im Museum des Königreichs Böh-
men aufbewahrten Kreidepflanzen angefangen und Ende des Jahres 1899 ge-
schlossen.
Dass die Arbeit schon zu dieser Zeit in dem vorliegenden Umfange beendist
werden konnte, haben wir dem genannten Herrn zu verdanken, der mir eben die
Möglichkeit verschafft hat, dass ich dieses leızte Jahr meine Aufmerksamkeit aus-
schliesslich nur den Perucer Pflanzen zuwenden, und das gesammte Material,
welches in einigen Tausenden von Stücken bei der Hand war, einer einheitli-
chen Sichtung unterziehen konnte. Dadurch war es mir möglich die Zusammen-
fassung des schon bearbeiteten und des noch brach liegenden Materials wenigstens
in der Weise durchzuführen, dass ich, auf Grund eines ununterbrochenen Studiums
und in einigen Fällen durch neue Funde besser belehrt, schon jetzt insoweit der
schweren Aufgabe gerecht werden konnte, um dort, wo es wirklich wünschenswerth
oder aber nothwendig war, nicht nur die Resultate der zusammengefassten früheren
Forschungen, sondern auch die daran angeknüpften neuen Studien kurz anzu-
deuten, auch meinerseits wenigstens hie und da eine mehr kritische Besprechung
der angeführten Fossilien der Öffentlichkeit vorzulegen.
Ich brauche nicht hervorzuheben, was schon Velenovsky in seiner
Kvetena betont hatte, dass noch manche von den fossilen Resten einer neuen
Prüfung harren, die aber erst auf Grund glücklicher, neuer Funde wird eingeleitet
werden können. ;
Soweit es das vorliegende Material schon jetzt erlaubte, wurden bei der
betreffenden Species meine eigenen Beobachtungen immer kurz angedeutet oder
schon in der Diagnose berücksichtigt. Sonst habe ich an den Diagnosen, die hie
und da nach Möglichkeit passend verkürzt wurden oder nothwendigerweise etwas
umgeändert werden mussten, nicht viel gerüttelt, so dass sie grösstentheils wörtlich
4
52
oder beinahe nicht verändert den früheren Arbeiten Velenovsky’s entnommen
sind. Dadurch wird das Buch eine, wie ich hoffe, brauchbare und ziemlich voll-
ständige Übersicht der bis jetzt durchforschten Perucer-Flora Böhmens bieten.
Die Gesammtzahl der aufgestellten Arten ist 172.
Was die Literatur anbelangt, habe ich eine Übersicht der wichtigsten
einschlägigen Arbeiten und Weıke mit einigen Bemerkungen vorne zusammen-
gestellt, und bei den einzelnen Pflanzenarten im Texte dann nur diejenigen Arbeiten
verkürzt oben angeführt, die zu dem behandelten Objekte nur mehr direct eine
Beziehung haben. Nur in einzelnen wichtigeren Fällen habe ich mir eine Aus-
nahme von dieser Regel erlaubt.
Die Fundorte sind nach vorsichtiger und mehrmaliger Prüfung bei einer
jeden Art unten angeführt. Nebst dem sind in dem geologischen Theile
bei der Besprechung der einzelnen Fundorte seitens des Herrn Prof. Dr. A. Fri
alle die daselbst vorkommenden Pflanzenarten systematisch zusammengestellt und
die dort am häufigsten erscheinenden fetter gedruckt.
Endlich habe ich noch eine übersichtliche Tabelle der in den Perucer
Schichten bisjetzt entdeckten und in dieser Arbeit angeführten Pflanzenarten
mit ihren Standortsangaben und ihrem daselbst häufigeren oder seltenen
Vorkommen beigeschlossen, um eine schnelle Orientierung der Interessenten zu
ermöglichen. Diejenigen verkürzten Standortszeichen (zwei Buchstaben), die
fetter gedruckt sind, bedeuten, dass die Pflanzenart entweder daselbst sehr
häufig vorkommt, oder an dieser Localität, wenn auch nicht gerade sehr häufig,
dennoch öfters und das ausschliesslich nur dort zu finden ist (z. B. die Sa-
senopteris variabilis Vel. bei Kuchelbad, ja selbst auch die Nilssonia
bohemica Vel., bei Kuchelbad, von der bei MSeno nur ein kleines Stückchen
von mir entdeckt wurde, die Proteopsis Proserpinae Vel. bei Vyserovic).
Was hier noch die Verkürzung der Fundorte betrifft, so habe ich mich
nicht an eine einheitliche Regel gebunden, und zwar dies aus dem Grunde, weil
es nothwendig war, die einzelnen Verkürzungen in der Weise zu wählen, um
dadurch das Zeichen so viel als möglich vor den anderen ähnlichen zu prä-
eisieren, und somit alle sofort leicht unterscheiden zu können.
Das Anhängsel „phyllum“, bei einem provisorischen oder wenigstens
vermuthlich richtigsten Gattungsnamen blosser Blattabdrücke, habe ich im
Texte nur dann angewendet, wo es schon von Anfang an gebraucht worden war;
sonst aber habe ich dieses meiner Meinung nach gänzlich überflüssige, und oft
sehr unbequeme Wortverlängerung herbeiführende Anhängsel ausgelassen, um mit
den citierten ersteren Arbeiten, z. B. Velenovsky’s, der erst nachher in der
letzten Abhandlung „Kvy&tena“ viele seiner früheren Gattungen ähnlich umge-
tauft hat, in Einklang zu bleiben.
Dagegen habe ich ınich bei der übersichtlichen Zusammenstellung der Arten
nach den Localitäten dieser Ausdrucksweise bedient, um wieder mit der
tabellarischen Übersicht, wie sie Velenovsky nachher in seiner Kvötena ge-
liefert hat, zu harmonieren.
Ich betrachte diese Ausdrucksweise mit der Anwendung des Zusatzes
„phyllnm“ insoweit für überflüssig, weil sie, wenn sie durchwegs bei blossen
53
Blattabdrücken, die in Mehrzahl vorhanden sind, durchgeführt werden sollte, und
zwar in einer palaeophytologischen Arbeit, aus demselben Grunde wegfallen
kann, denn dadurch wird an der Bestimmung weder das vermuthlich Richtige
gebessert noch das Irrige behoben. Dieses Anhängsel kann bei der Bespre-
chung der Gattungen in einer Botanik und dergl. und dann wohl ohne Schwie-
rigkeit seinen Platz finden. Es gibt ja eine Reihe von fossilen Blattresten, deren
Namen man auf Grund verschiedener Früchte ete. gerne ohne den Zusatz „phyl-
lum“ gebraucht und dennoch ist dadurch die Richtigkeit der Bestimmung durchaus
nicht sanctioniert.
Wie ich schon oben bemerkt habe, erachte ich es für meine angenehme
Pflicht, in erster Reihe dem Herrn Professor Dr. Anton Fri6, Director der
palaeontologischen und zoologischen Abtheilung des Museums des Königreichs
Böhmen, an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszudrücken.
Für die sehr freundliche Erlaubniss, die Originale Engelhardt’s, die in
dem „Geologischen Institute der deutschen Universität in Pras*
aufbewahrt sind, näher studieren zu dürfen, bin ich dem Herrn Professor Dr.
Gustav Karl Laube zum grossen Danke verpflichtet, desgleichen seinem
Assistenten, dem Herrn Adalbert Liebus für das sehr freundliche Ent-
gegenkommen.
Prag, am 14. Mai 1900.
Dr. Edwin Bayer.
Uebersicht der wichtigsten Literatur.
Sternberg Caspar Graf von: „Versuch einer geognostisch-botanischen
Darstellung der Flora der Vorwelt.“ Leipzig und Prag. 1820 bis
1838. Nebst dem Anhang von
Corda August Josef: „Skizzen zur vergleichenden Phytotomie vor-
und jetztweltlicher Pflanzenstämme.“
In diesem merkwürdigen Werke, in welchem insbesondere die Stein-
kohlenpflanzen berücksichtigt worden sind, wurden auch einige inter-
essante Kreidepflanzen aus Böhmen beschrieben und abgebildet; es
sind: Protopteris (Dicksonia) punctata Presl, von Kounie in Böhmen
(inel. Prot. Cottaeana Presl, von Grossenhein in Sachsen und Prot. Sin-
geri Presl, von Giersdorf in Schlesien), Dammarites albens Presl =
Krannera mirabilis Cda., von Neu-Bydzov in Böhmen, Cunningha-
mites oxycedrus Presl von Schoena in Sachsen, Thuites alienus
Stnbg. von Smeöno in Böhmen, Thuites gramineus Stnbg. von Peruc
in Böhmen und Steinhauera minuta Presl von Peruc in Böhmen, von
denen die jetzige Dieksonia punctata (Sterabg. sp.) Heer und die
Krannera mirabilis Cda. in der Flora unserer Kreideablagerungen
einen besonders hervorragenden Platz einnehmen. Namentlich die letztere
hat ihre ganze Historie, und man muss sich nur wundern, dass trotz der
eingehenden Studien Velenovsky’s (siehe „Die Gymnospermen‘)
diese Petrefakten als Dammarites albens Presl und D. erassipes
Goepp. noch bei den Araucarieen erwähnt werden, obzwar schon
Goeppert (Quadersandstein von Schlesien p. 122) darauf hingewiesen hat,
dass dieselben von den Früchten der Dammara sehr abweichen. Was die
erstere anbelangt (Dieksonia punctata), die früher für ein Steinkohlen-
petrefakt gehalten wurde, hat schon Prof. Johann Krejcf im J. 1853
in der böhmischen Zeitschrift „Ziva“ in dem Aufsatze: „Kounickä
skäla“ darauf hingewiesen, dass die Ablagerungen Böhmens, in welchen
diese Farnstammabdrücke vorkommen, nicht als Steinkohlen- sondern
als Kreide-Sandsteine aufzufassen seien. Hiermit war auch die
Goeppert’sche Angabe der Protopteris Singeri in dem Quader-
sandstein von Giersdorf bestättiet, umsomehr, als dann später Goep-
55
pert selbst die Speciesgleichheit der beiden Pflanzen erkannte. (Siehe:
Neues Jahrbuch 1865) In dieser Hinsicht sind aus dem J. 1866 in der
böhmischen Zeitschrift BZ iva“ zwei sehr hübsche und eingehende Arbeiten
zu erwähnen:
Renger Karl: „Stromovit6 kapradiny v kfidovem ütvaru Geskem.“
(Die Baumfarne in der Kreideformation Böhmens.) Ziva 1866. XIII. Ihg. und
Derselbe: „Predveke& rostlinstvo kifdoveho ütvaru Geskeho“ (Die
vorweltliche Flora der böhmischen Kreideformation). Ziva 1866. XIII. Jhg. —
In dieser letzteren Arbeit ist auch die Krannera unter dem Namen
Palaeostrobus mirabilis (Corda sp.) Renger und Palaeostrobus
crassipes (Goepp.) Renger als Coniferenzapfen aus der Familie der Abietineen
behandelt und in 4 schönen Abbildungen auf einer Tafel wiedergegeben.
Derselbe Autor verfasste auch einen Aufsatz: „OÖ vyvinu palaeontologie
jmenovit& palaeontologie botanicke.“ (Ueber die Entwickelung
der Palaeontologie, insbesondere der Phytopalaeontologie.) Ziva 1863.
— Später hat eine hier zu nennende Arbeit
Fodr Eduard geliefert: „O nekterych kmenech z deskeho ütvaru kfi-
dove&ho“ (Ueber einige Stämme aus der böhm. Kreideformation.) Vesmir
VII. Jhg. 1878.
Corda August Josef: „Beiträge zur Flora der Vorwelt“, Prag 1845. Auf
diese allbekannte, mit bewunderungswürdigem Fleisse und grosser Sach-
kenntniss verfasste Arbeit, die auch einige von den Kreidepflanzen
(Protopteris und Tempskya-Stämme) behandelt, brauche ich wohl nicht be-
sonders aufmerksam zu machen.
Eine andere mit schönen colorirten Tafeln ausgestattete Arbeit
desselben Forschers, welche nebst der für uns so bedeutungsvollen
Krannera mirabilis noch viele andere Pflanzen- und Thier-Ver-
steinerungen behandelt, ist leider nur als Handschrift brach liegen
geblieben — verschollen — wie die verunglückte emsige Hand, die sie
geschrieben — und erst später wieder an’s Licht gebracht; — sie führt
den Tittel (insoweit man den Tafeln mit Pflanzenversteinerungen entnehmen
kann):
Corda August Josef: „Zur Flora der Vorwelt.“ Nebst den Kreidepflan-
zen ist hier besonders auch den Steinkohlenpflanzen, und zwar
einigen sehr interessanten Abdrücken eine grössere Aufmerksamkeit
geschenkt. Renger, Feistmantel und Velenovsky haben dieses
Werk Gorda’s bei ihren eigenen Arbeiten berücksichtigt und das Ein-
schlägige erwähnt.
Derselbe: in Reuss: „Die Versteinerungenderböhm. Kreideformation‘,
Pflanzen. pag. 81—96. Tab. XLVI—LI. Stuttgart. 1845—46.
Reuss August Em.: „Die Kreidegebilde des westlichen Böhmens.“
Prag, 1844.
Krejei Johann: „Kounickä skäla“ (Kounicer Steinbruch). In der Zeitschrift
Ziva, 1853, Jhg. 1., p. 28. mit zwei schönen Abbildungen der Alsophi-
55
lina (Öncopteris) Kauniciana Dorm. und Oncopteris Nettwalli
Dorm.
Derselbe: „O kamennsm a hneödem uhli, zvläst& v Gechäch.“ (Über die
Stein- und Braun-Kohlen, insbesondere über die in Böhmen.) Ziva 1853.
Jhg. IL, wo darauf mit Nachdruck hingewiesen wird, pag. 172, dass sich
der Verfasser überzeugt habe, dass der Sandstein bei Kounic Krei-
desandstein ist.
Derselbe: „Über die Verbreitung der Kreideformation am obersilu-
rischen Plateau zwischen Prag und Beraun.* Sitzungsb. d. k.
böhm. Gesell. d. Wiss. 1875, pag. 186. Dieser Mittheilung entnehme ich
folgende Zeilen: „Purkyn& Prof. Dr. Emanuel fand zuerst etwa um
das Jahr 1852 in den plastischen Thonen bei Kuchelbad, welche für die
Thonwaarenfabriken in Königsaal und Prag gewonnen werden, grosse Blatt-
abdrücke, die er für alttertiaer hielt. Nachdem Prof. Dr. Ant. Fri6
in den Jahren 1868—70 eine grössere Partie dieser Blattabdrücke einge-
sammelt und Herrn Dr. Otakar Feistmantel zur Untersuchung über-
geben hatte, erkannte der letztere in ihnen eine höchst interessante Kreide-
flora mit verschiedenen GCrednerien etc.“ — „Prof. Krejei hatte unter-
dessen bei verschiedenen Excursionen die grosse Verbreitung ähnlicher
plastischer Thone und Schuttablagerungen nicht bloss auf dem obersiluri-
schen Terrain, sondern auch weit von der südlichen Grenze der Kreide-
formation kennen gelernt,...., welche offenbar Überreste einer früher
vielverbreiteten Schichte der Kreideformation sind und der Perucer Stufe
angehören.“ :
Derselbe: „Ueber ein neues Vorkommen des Bernsteins in der böh-
mischen Kreideformation.“ Sitzb. d. königl. böhm. Gesell. d. Wiss.
1875. pag. 148. Der Vortragende erwähnt neben dem von ihm selbst schon
im J. 1850 für die Museumssammlungen acquirirten ansehnlichen Stücke
gelbbraunen Bernsteines aus der Kreidekohle der Perucer Schichten bei
Skutiöko unweit Skud, noch eine Partie von Bernstein, die er durch die
Vermittlung des Herrn J. R. Vilimek aus dem Liegenden des festen
Quadersandsteines der Perucer Stufe an den Gehängen des Liticer Thales
bei dem Orte Pekelec unweit Wamberg erhalten hat. Nachher zählt
er einige bereits bekannte Coniferenarten auf, von denen dieses fossile
Harz wahrscheinlich abstammen könnte.
Derselbe: „Geologie Cili nauka vo ütvarech zemskych se zvlästnim
ohledem na krajiny Ceskoslovansk&.“ (Die Geologie oder die Lehre
von den Formationen der Erde mit besonderer Berücksichtigung der böhmisch-
slavischen Länder.) Prag. 1877. Ein sehr inhaltsreiches Werk, wo auch
die Perucer Schichten besprochen und ein Verzeichniss der bis zu dieser
Zeit daselbst entdeckten fossilen Pflanzen zusammengestellt ist, pag. 7764777.
Auch zwei Abbildungen der Protopteris und Credneria (Platanus)
sind pag. 739. beigeschlossen.
Derselbe: „Studien im Gebiete der böhmischen Kreide-Formation.“
Archiv für die naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. Prag. 1869—1870.
57
I. Th.: „Allgemeine und orographische Verhältnisse, sowie
Gliederung der böhmischen Kreideformation. „Perucer
Schichten.“ An einigen Stellen werden hier Pflanzenversteinerungen
erwähnt.
PFri&E Anton: „Studien im Gebiete der böhmischen Kreide-Formation“.
Archiv für naturw. Landesdurchforschung von Böhmen, Bd. I. Prag. 1869:
I. Th. „Palaeontologische Untersuchungen der einzelnen
Schichten in der böhmischen Kreideformation“ „Perucer
Schichten.“ In dieser Abhandlung wurden auch die damals bekannten
Perucer Pflanzen Böhmens von Prof. Dr. A. Fri und Dr. O. Feist-
mantel in einem Verzeichniss zusammengestellt.
Derselbe: „O vıstväch küry zemske&e a zkamen£lych tvorech v nich obsaze-
nych.“ (Ueber die Schichten der Erdrinde und die in denselben enthaltenen
versteinerten Geschöpfe.) Prag, 1869 (Matice lidu, Jhg. III, Nr. 4).
Derselbe: „Malä geologie“ Gili nauka o vrstväch küry zemske. („Kleine Geolo-
gie* oder die Lehre von den Schichten der Erdrinde.) Prag. 1875. — wo
alle Formationen nebst den wichtigsten Versteinerungen mit besonderer
Rücksicht auf die erforschten geologischen Verhältnisse Böhmens übersicht-
lich besprochen und mit vielen Abbildungen begleitet werden.
Derselbe: „Fossile Arthropoden aus der Steinkohlen- und Kreide-
formation Böhmens.* (Beiträge zur Palaeontologie Oesterreich-Ung.
Wien 1882.)
Feistmantel Otakar: „Ueber die Reste der Kreideformation bei Ku-
chelbad.* Sitzungsber. d. königl. böhm. Gesell. d. Wiss. 1870. pag. 73.
Der Verfasser führt etwa 6 Pflanzenspecies von Kuchelbad und noch
anderen Perucer Fundorten an.
Derselbe: „Ueber Baumfarrenreste der böhmischen Steinkohlen-,
Perm- und Kreideformation.“ Abhandl. d. königl. böhm. Gesell. d.
Wissensch. Vi. Folge 5. Band. Prag. 1872.
Saporta Gaston Graf von: „Le monde des plantes avant l’apparition de
l’homme.“ 1379, Paris. In diesem al'gemein gewürdigten Buche hat der
berühmte Forscher nebst anderem auch drei Kreidepflanzen aus un-
seren Perucer Schichten (und zwar von VySerovic) abgebildet und
erwähnt. Siehe IV. Epoque eretacee a .partir du c&nomanien, pag. 199. etc.
Fig. 28. 1. Aralia Kowalewskiana Sap. et Mar. — 2. Hymenaea primigenia
Sap. pag. 200. Fig. 29. — 1, 2, Hedera primordialis Sap.
Derselbe: „La vegetation du sud-est de la France a l’&Epoque ter-
tiaire.“ Annales des sciences naturelles. Partie botanique. Ser. TV. tom.
XIX. XX. 1863. — Ser. V. tom. III. IV. 1865. (Von Velenovsky öfter eitiert.)
Velenovsky Josef: „Vorläufiger Bericht über die dicotyledonen Pflan-
zen der böhmischen, Kreideformation.“ Sitzungsb. der königl.
böhm. Gesellsch. d. Wissensch. in Prag. 1881, pag. 212—219.
Derselbe: „Die Flora der böhmischen Kreideformation.“ IV Theile.
Beiträge zur Palaeontologie von Oesterreich-Ungarn, herausgeg. von Edm.
v. Mojsisovics und M. Naumayr. Bd. IL.—V. 1881-1855.
58
Derselbe: „DieGymnospermen der böhm. Kreideformation.“ Prag, 1885:
Derselbe: „Neue Beiträge zur Kenntniss der Pflanzen des böhmi-
schen Cenomans.“ Sitzungsb. der königl. böhm. Gesellsch. d. Wissensch.
1886, Prag.
Derselbe: „Ueber einige neue Pflanzenformen der böhmischen Krei-
deformation.“ Sitzungsb. eit. 1887, Prag.
Derselbe: „Die Farne derböhmischen Kreideformation.“ Abhandlungen
der königl. böhm. Gesellsch. der Wissensch. VII. Folge, 2. Bd. Prag, 1888.
Derselbe: „Kvetena Cesk&ho cenomanu“ (Die Flora des böhmischen Ceno-
mans). Abhandlungen, eit. 1889, Prag.
Derselbe bespricht die Hauptresultate seiner Arbeiten in folgenden Aufsätzen:
„Prispevek ku poznänf krfdove kveteny &eske“ (Beitrag zur
Kenntniss der Kreideflora Böhmens), Vesmir, illustrierte Zeitschrift zur
Verbreitung der Naturwiss. (Prag), Jhg. XI, pg. 135—137, 160 —161. —
Jhg. XH. — Jhe. XII, pg. 196—198, 224—225, 259—261. — Jhg, XV,
pag. 6—8, 50—31, 55—57, 78—80. — Jhg. XVII): „Vlomech VySero-
vickych“ (In den Steinbrüchen von VySerovic), pag. 51—55 mit einem
idealen Vegetationsbilde der geschilderten Localität.
Bause Gottlieb; referiert in der Zeitschrift Vesmir, Jhg. XIX, pg. 45. über Ve-
lenovsky’s „Flora des böhm. Cenomans“ (Kvetena tesk&ho cenomanu).
Bayer Edwin, setzt die Auszüge aus den Arbeiten Velenovsky’s fort; in der
Zeitschrift Vesm{r (Prag). Jhg. XXI: „Kapradiny Ceskeho ütvaru
krfidoveho“ (Die Farne der böhm. Kreideformation), pag. 31, 54, 78, und:
„Dodatky ku Gesk& kvötene krfdov6“ (Nachträge zur Kreideflora
Böhmens), pag. 197, 210, 235. — Jhg. XXII, pag. 7, 30, 56, 79.
Derselbe: „Einige neue Pflanzen der Perucer Kreideschichten in
Böhmen.“ Sitzb. d. königl. böhm. Gesell. d. Wissensch. 1899. Prag.
Heer Oswald: Referat desselben über Velenovsky’s „Flora der böhm. Kreide-
formation“ im Botanischen Centralblatte 1832, Bd. IX, pag. 273. —
1883, Bd. XIV, pag. 175.
Derselbe: „Die Urwelt der Schweiz“, V. Cap. „Die Zeit der Kreidebildung‘“,
pag. 167—220. Zürich 1865.
Derselbe: „Sur les plantes fossiles du Nebraska“ („Les phyllites ereta-
cees du Nebraska“ par M.M. les prof. J. Capellini et OÖ. Heer) 1863.
Derselbe: „Florafossilis aretica.“ (DiefossileFlorader Polarländer),
und zwar:
1. Bd. I. Fossile Flora von Nordgrönland. 1868. Zürich.
2. Bd. III. Beiträge zur Steinkohlenflora derarctischen Zone
(siehe das Vorwort). 1874. Stockliolm.
3. Bd. III. Die Kreideflora derarctischen Zone. 1874. Stockholm.
4. Bd. IV. Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens. 1877. Zürich.
5. Bd. IV. Beiträge zur Jura-Flora Ostsibiriensund des Amur-
landes, 1877. Zürich.
6. Bd. V. Beiträge zur fossilen Flora Sibiriensunddes Amur-
landes. 1878. Zürich.
59
-ı
Bd. VI/,. Nachträge zur fossilen Flora Grönlands, (Kreide-
pflanzen von Pattorfik). 1880. Zürich.
8. Bd. VI/,. Florafossilis Grönladieca. (Die fossileFlora Grön-
lands.) 1882. Zürich. — Bd. VII. Die Florader Patootschichten.
1883. Zürich.
Derselbe: „Beiträge zur Kreide-Flora. (Neue Denkschr. der allgem. schwei-
zerischen Gesellschaft f. d. gesammten Naturwissenschaften. 1869. Zürich.)
1. Flora von Moletein in Mähren.
2. Zur Kreide-Flora von Quedlinburg.
Zenker J. K.: „Beiträge zur Naturgeschichte der Urwelt.“ Jena, 1833.
Göppert H. R.: „Systema filicum fossilium.“ Breslau und Bonn 1836.
„Nova Acta Acad. Caesar. Leopoldino-Carolinae.“ Vol. XVII. suppl.
Derselbe: „Ueber die fossile Flora der Quadersandsteinformation
in Schlesien“ (1841) 1842. Nova Acta etc. Vol. XIX. pars II.
Derselbe: „Zur Flora des Quadersandsteins in Schlesien.“ Als Nach-
trag. Nova Acta etc. Vol. XXII. pars 1.
Derselbe: „Monographie derfossilen Ooniferen.“ Preisschrift. Leiden 1850.
Geinitz Johann Bruno: „Charakteristik der Schichten und Petrefacten
des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges.“ Dresden, 1839 —
— 1842. Neue Ausgabe mit Suppl. 1850. Leipzig.
Derselbe: „Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in
Deutschland.“ Freiberg 1849—1850.
Derselbe: „Das Elbthalgebirge in Sachsen.“ I. Th. „Der untere Quader“,
Cassel. 1871— 75. „Pflanzenreste des unteren Quaders“, pag. 304—310,
_ Tab. 66, 67.
Dunker Wilhelm: „Monographie dernorddeutschen Wealdenbildung.“
Ein. Beitrag zur Geognosie und Naturgeschichte der Vorwelt. Braun-
schweig 1846.
Unger F.: „Genera et species plantarum fossilium.“ Vindobonae, 1850.
Derselbe: „Kreidepflanzen aus Oesterreich.“ Sitzb. der kais. Akad. der
Wissensch., Wien 1867.
Itoemer Ferdinand, in Bronn’s „Lethaea geognostica“, 3. Aufl., 1850 —56,
Stuttgart. Atlas: III. Bd. Tab. XXVII. Fig. 2—6. Text V. Bd. pag. 50, 51.
Eichwald Eduard: „Lethaea rossica ou palaeontologie de la Russie
decrite et figure.“ Stuttgart 1853—68.
Stiehler Aug. Wilh.: „Beiträge zur Kenntniss der vorweltlichenFlora
des Kreidegebirges im Harze, I, II. (Palaeontographica, Beiträge zur
Naturgeschichte der Vorwelt, von Wilh. Dunker und Herm. von Meyer.
Bd. V. Cassel. 1857.
Debey und Ettingshausen: „Die urweltlichen Acrobryen des Kreidege-
birges von Aachen und Maestricht.“ (Denkschriften d. kais. Akad.
Wien. Bd. XVII, 1859.)
Schenk A.: „Die fossilen Pflanzen der Wernsdorfer Schichten in
den Nordkarpathen.“ Beiträge zur Flora der Vorwelt, III., Palaeonto-
graphica XIX. 1869. Cassel.
60
Derselbe: „Die Flora der nordwestdeutschen Wealdenformation.“
Beiträge zur Flora der Vorwelt IV, Palaeontogr. XIX. 1871. Cassel.
Derselbe: „Zur Flora der nordwestdeutschen Wealdenformation.“
Beitg. z. Fl. d. Vorwelt V., Palaeontogr. XXIII. 1875. Cassel.
Trautschold: „Der Klin’sche Sandstein.“ Nouveaux M&moires de la Societe
imperiale de naturalistes de Moscou. Tom. XIII. 1871.
Hosius und von der Marck: „Die Flora der westfälischen Kreidefor-
mation.“ Palaeontographica. Bd. XXVI. 1880.
Lesquereux Leo: „The Cretaceous flora“, Contributions to the fossil flora of
the western territories. Part I. (Report of the United States geological
survey of the territories. Vol. VI. 1874.) Part I. The Tertiary flora.
1878. Part. II. The Cretaceous and Tertiary floras. Ibid.
Vol. VII. 1883.
Schimper W. Ph.: „Trait& de pal&ontologie veg6etale.“ III Bde. Paris
1869— 1374.
Hauer Franz Ritter von: „Die Geologie und ihre Anwendung auf die
Kenntniss der Bodenbeschaffenheit der Oesterr.- Ungar.
Monarchie. Wien 1875. „Kreideformation in Böhmen und Mähren.“
pag. 452, 453.
Ettingshausen Const. Freih. v.: „Die Kreideflora von Niederschoenain
Sachsen“, ein Beitrag zur Kenntniss der ältesten Dicotyledonengewächse.
(Sitzungsberichte d. math. naturw. Classe der kais. Akad. d. Wissensch. in
Wien. LV. Bd. I. Abth. 1867.)
Derselbe: „Beitg. z. Kenntniss der Kreideflora Australiens.“ (Denk-
schriften d. k. Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. LXII. 1895.)
Derselbe: „Beitrag zur Wealdenflora“, Abh. der k. k. geolog. Reichsan-
stalt, Bd. I. Abth. II.
Engelhardt Hermann: „Die Crednerien im unteren Quader Sachsens.“
(Festschrift der naturw. Gesellsch. Isis in Dresden, 1885.)
Derselbe: „Ueber Kreidepflanzen von Niederschöna.“ Abhandl. der
naturw. Gesellschaft Isis in Dresden, 1891. pag. 79—105.
Derselbe: „Ueber böhmische Kreidepflanzen“, aus dem Geolog. Institute
der deutschen Universität Prag, — Mitteilungen aus dem Osterlande.
Neue Folge. V. Bd. 1892. Altenburg.
Nathorst A. G.: „Beiträge zur mesozoischen Flora Japans.“ (Denkschr.
der kais. Akademie der Wissensch. Bd. LVII. 1890. Wien.)
Zittel A. Karl: „Handbuch der Palaeontologie“, I. Abth. „Phalaeo-
phytologie“ begonnen von W. Ph. Schimper, fortgesetzt und vollendet
von A. Schenk. 1890. München und Leipzig.
White D.: „Cretaceous plants from Martha’s Vineyard.“ (The American
Journal of sciences. Vol. XXXIX. 1890.)
Katzer Friedrich: „Geologie von Böhmen.“ Prag 1892. 2. „Das Kreide-
system“, pag. 1236—1346. In diesem äusserst reichhaltigen Buche ist
eine ziemlich grosse Auswahl von den häufigeren Perucer Thier- und
61
Pflanzen-Versteinerungen abgebildet und pag. 1273 nach Vele-
novsky aufgezählt.
Krasser Fridolin: „Ueber die fossilen Pflanzenreste der Kreideform.
in Mähren.“ (Sitzungsber. d. k. k. zoolog.-bot. Gesellschaft in Wien, 1389.
Bd. XXXIX.)
Derselbe: „Beiträge zur Kenntniss der fossilen Kreideflora von
Kunstadt in Mähren.“ (Beiträge zur Palaeontologie und Geologie
Oesterreich-Ungarns und des Orients von E. v. Mojsisovics und M. Neu-
mayr. Wien und Leipzig 1396.)
Zahalka Vincene: „Päsmo I. — Peruck6 krfdoveho üutvaru v Poohfi.“
(I. Perucer Etage der Kreideformation in dem Eger-Gebiete) 1897.
Pocta Philipp: „G@eologick&e vylety po okolf praäsk&m.“ (Geologische
Ausflüge in die Umgebung von Prag.) Prag, 1897.
Derselbe: „O tvorstvu pfedvekem.“ (Ueber die Geschöpfe der Vorwelt.)
Prag 1900. Ein sehr reichlich illustriertes, aber nur die thierischen
Versteinerungen besprechendes Werk. Insecta, pag. 264, 267. Mollusca
pag. 331.
Potonie Henry: „Lehrbuch der Pflanzenpalaeontologie“ mit besonderer
Rücksicht auf die Bedürfnisse der Geologen. Berlin 1899.
Woldrich J. N.: „Geologicko-palaeontologicke prfspevky z krido-
veho ütvaru u Ostromere.“ (Geologisch-palaeontologische Beiträge zur
Kenntniss der Kreideschichten in der Umgebung von Ostromör.) Sitzb. der
königl. böhm. Gesell. d. Wiss., Prag 1899, mit einer Abbildung eines Farn-
stammes (Oncopteris Nettwalli Dorm.) von Podhornf UÜjezd.
Aus dem die Perucer Schichten allgemein besprechenden II. Theile der
„Kvetena“ Velenovsky’s wollen wir an dieser Stelle noch einige wichtigere
Entdeckungen und Schlüsse, zu denen Velenovsky nach mehrjähriger und em-
siger Arbeit gelangt ist, in Kürze anführen. Er sagt etwa Folgendes (l. c. p. 31—36):
Die grösste Masse der Perucer Schichten bilden die Sandsteine und
Schieferthone von verschiedener Qualität; die letzteren übergehen nicht selten
in fette Letten. Diese formlosen Letten bergen gewöhnlich keine, oder
nur selten brauchbare, oft klein zerstückelte Pflanzenreste. Die wahre Fundgrube
von Pflanzen treffen wir aber in den Schieferthonen an, welche, was deren
Farbe und Festigkeit anbelangt, oft sehr abwechselnd sind; man kann die-
selben von rein weiss- bis tief schwarz verfärbt antreffen, indem man eine ganze
Reihe von Farbenstufen, die für manche Localitäten charakteristisch erscheinen,
verfolgen kann. Oft sind sie durch die Farbe „des Liegenden“ ausgezeichnet,
aus dessen Schlamm sie sich wohl abgelagert haben. In dieser Hinsicht sind be-
sonders die Schieferthone von Jinonic bemerkenswerth, diebräunlich-rostig
sind, also dieselbe Farbe wie die sie unterlagernden Silurschiefer tragen.
[or]
[SS]
Besonders auffallend durch die röthliche (beinahe rosenrothe) Farbe
ist der pflanzenführende Schieferthon von Bohdänkov bei Liebenau, welcher
wieder aus der rothen Porphyrunterlage gebildet wurde.
In den Sandsteinen sind Pflanzenabdrücke seltener zu finden, nur hie
und da kann man Blätter und andere Pflanzenreste, oft sehr unregelmässig und
bunt durcheinander, wie z. B. bei Nehvizd, verworren liegend antreffen; sie
kommen auch mehr zerbrochen und zerfetzt vor als diejenigen in den Schiefer-
thonen, woraus man ganz klar ersehen kann, dass die Substanz dieses Sandsteines
durch starke Wasserströme, durch Wellenschlag grosser Seen oder gar
Meeresbrandung angeschwemmt worden ist.
Ganz anders sind die Pflanzen in den Schieferthonen erhalten. Hier
liegen alle Blätter meistens horizontal ausgebreitet, oft in dünnen Schichten
aneinander gepresst, und sind grösstentheils vollständig (natürlich oft nur als blosse
Abdrücke), also ohne Beschädigung erhalten. Hier ist zu sehen, dass die Pflan-
zenreste sich langsam abgesetzt haben, ohne durch ein bewegtes Wasser weiter
seschleppt und erst anderorts aufgespeichert zu werden. — —
Wir können ganz gut beobachten, dass an vielen Orten die eine oder andere
Pflanzen-Art die Oberhand gewinnt und wir müssen annehmen, dass in diesen
Fällen die Masse der Blätter der betreffenden Art auf derselben kleinen Stelle von
einem oder einigen wenigen Bäumen herrührt, von deren Kronen das Laub direkt
in’s Wasser abgefallen ist, denn mit Blättern findet man oft noch auch Früchte
und zwar nicht selten noch an ganzen, beblätterten Zweigen hängend, und hie und
da auch Blüthenreste, beisammen. Mit Coniferenzweigen wurden auch zugleich
ihre Fruchtzapfen an derselben Stelle begraben. Weiter ist zu bemerken, dass
manche Localitäten, wenn auch nahe aneinanderliegend, demselben Horizonte an-
gehörend und von derselben Beschaffenheit des Schieferthons begleitet, ausser
einigen gleichen Arten oft noch auch ganz verschiedene, ganz anderen Klassen
angehörende Arten bergen.
Gerade auffallend in dieser Beziehung ist der Unterschied zwischen der
Flora des ersten und der Flora des letzten Steinbruches bei VySerovie.
Obzwar die Schieferthone in derselben Höhe liegen und von derselben Beschaf-
fenheit sind, treffen wir dennoch in dem ersten Steinbruche eine ganz andere
Flora an, als in dem letzten. In dem ersten dominieren lauter Nadelbäume,
wogegen Blätter dicotyledoner Gewächse hier nur spärlich beigemischt sind. In
dem letzten Steinbruche dagegen sind die Dicotylen, und zwar: Aralien->
CGrednerien- und Magnolien-Arten nebst noch anderen Dicotylen haupt-
sächlich vertreten, und umgekehrt wieder nur spärliche Coniferenreste
aufzufinden; und die beiden Steinbrüche sind von einander kaum 10 Minuten weit
entfernt. Aehnlich gestalten sich die Umstände bei Lidice (vergl. Velenovsky
l. c, pg. 41, 42).
Diese Erscheinung kann man sich nicht anders erklären, als dass die fossi-
len Reste in den einzelnen Schieferthonnestern nur Localfloren im
strengsten Sinne des Wortes darstellen, da sie nur Ueberbleibsel derjenigen Bäume
und Sträucher aufweisen, die auf derselben Stelle aufgewachsen sind. Dafür spricht
65
ja eben auch die Thatsache, dass die Schieferthone eigentlich nirgends eine
einheitliche, zusammenhängende, grössere Schichte bilden, sondern sie kommen
immer nur in kleineren, mehr weniger isolierten, oder nur hie und da auch wellig
verbundenen, in die Sandstein-Quader eingeschlossenen Nestern vor, die oft, nach-
dem sie nur einige Meter Länge und Breite erreicht haben, gleich wieder im
Sandsteine verschwinden und mit ihnen oft auch ene bestimmte Pflanzenspe-
cies, die man nicht so bald wieder findet, denn es ist höchst interessant, dass oft
einzelne Nester ihre eigene Flora haben. Bei VySerovic wurde z. B. die
elegante Aralia furcata in einem glimmerigen Neste des ersten Steinbruches
gefunden, und in den anderen Nestern der Vyserovicer Steinbrüche überhaupt hat
man seitdem keine Spur von dieser Pflanze beobachtet. In einem solchen Neste,
in den höchsten Sandsteinschichten, war auch der alleinige Sitz der schönen Ce:
ratostrobus echinatus-Zweige in Gemeinschaft von unzähligen Süss-
wasser-Muscheln (Unio). Dass sich die Pflanzen in diesen Schieferthonnestern
unter sehr ruhigen Umständen aus der nächsten Umgebung abgelagert haben, ist
daraus zu ersehen, dass von unten nach oben stufenweise entweder andere
oder vorwiegend andere Pflanzenarten auftreten, je nachdem sich die Vege-
tation an den betreffenden Stellen im Laufe der Zeiten verändert hat. Beinahe
überall trifft man zuunterst grosse Mengen von Myrtaceen- insbesondere von
Eucalyptus-Blättern an, die dann, wie z. B. bei VySerovic, langsam den
Crednerien, Aralien und s. w. Platz machen.
Velenovsky schätzt darnach den Zeitraum, in dem sich die einzelnen
Nester etwa in der Dicke von 1 Meter bilden konnten, auf nur einige wenige
Jahrtausende ab, indem er mit Recht betont, dass die Grundflora überall die-
selbe bleibt; nur einzelne von den Arten wechseln auffallend ab, hie und da
dominierend, weiter an derselben Stelle verschwindend, um erst an einer ganz
anderen Localität spärlich wieder aufzutreten.
Aus alledem folgt also, dass die Schieferthonnester Schlammnieder-
schläge einstiger, kleiner Süsswasser-Seen und Wassertümpel inmitten
der Perucer Urwälder vorstellen; es konnten wohl auch blinde Flussarme
und stille Buchten derselben sein, in welche die Pflanzenstücke hinein gerathen
sind und gleich an der Stelle begraben wurden.
Wenn wir in einem Fundorte verschiedenartige Reste von Blättern,
Zweigen, Früchten, Blüthen ete., von vielen Pflanzenarten herrührend, bei-
sammen finden, so ist oft schwer zu entscheiden, welche von den Fragmenten zu
einander gehören. Nun die oben angeführten Thatsachen erlauben uns aber, aus
dem Umstande, dass man hie und da an einem anderen Fundorte, z. B. dieselben
Früchte etc. in der Gesellschaft derselben Blätter, die wir an dem
ersteren beobachtet haben, wiederfindet, zu urtheilen, dass diese Fragmente (Früchte
und Blätter) wirklich zusammengehören, dass sie nicht zufälligerweise zusammen-
gehäuft wurden, woraus eben Velenovsky seine interessanten Studien und
Combinationen, z. B. ander Krannera mirabilis, Frenelopsis bohemica,
Cunninghamia elegans etc. ableiten konnte, deren Richtigkeit noch durch
neue Belege immer mehr und mehr bekräftigt wird.
64
Es ist also nicht zu bezweifeln, dass die Perucer Schieferthone und
Sandsteine Süsswasserablagerungen sind, denn nebst anderen Gründen
ist auch schon die Thatsache entscheidend, dass man hier von Thieren überhaupt
nur Süsswasserbürger, und das noch äusserst selten, nur hie und da vor-
findet. Dass sich in den Schieferthonen nur so wenige Insectenreste erhalten
haben (ich selbst habe oft emsig nachgesucht), hängt wahrscheinlich mit dem
ruhigen Absetzen des Schlammes zusammen, denn es ist kaum glaublich, dass
damals nur so wenige Insecten die üppige Perucer Flora begleitet haben
sollen.
Algae.
Sphaerococeites Laubei Engelh.
(Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 91. Tab. I. Fig. 1.)
Der Thallus ist häutig, gestreckt, beinahe fadenförmig, mehrfach dichotom
verzweigt. Diese Alge soll ihrem Habitus nach dem jetztweltlichen Sphaero-
coceus multipartitus Ag. (= Gracilaria multipartita Ag. sp.) und zwar der
Form angustissimus ganz gleich sein. (Nach Engelhardt.)
Die Bestimmung dieses Abdruckes ist sehr fraglich, umsomehr, da er in
dem Thone gefunden war, der einer ziemlich ruhigen Süsswasserablagerung ent-
spricht, wie alle die Perucer Thone und Schieferthone in Böhmen darauf hinweisen.
In dieser Hinsicht sind die Auseinandersetzungen Velenovsky’s in seiner
„Kvetena“ pag. 33, 34, 35 zu beachten. (Siehe auch die beinahe wörtliche
Uebersetzung derselben Absätze in diesem Buche.)
Fundort: Kuchelbad. Gelblich-weisser Thon.
Fungi.
Pueeinites eretaceus Vel.
(Velen.: Kve&tena pag. 26. Tab. III. Fig. 14. pag. 48, 52. Uredinites cretaceus Velen.
Kvetena pag. 29.) Fig. 1. a—b.
(Dieses Gebilde ist meiner Meinung nach aus der Pilzreihe zu streichen, und als Gallbildung zu
den Dryophanta-Arten zu stellen.)
Kreisrunde, erbsengrosse, schwielenförmige, ziemlich erhabene, beziehungs-
weise vertiefte Gebilde, die an einigen Blattstücken, welche sehr wahrscheinlich
den Eucalyptus-Blättern angehören, in die Blattspreite fest eingedrückt sind, als
wären sie in dieselbe eingewachsen.
Dr. A. Fri6 u. Edv. Bayer: „Perucer Schichten“. 5
66
Das hühneraugenartige Ge-
bilde (Fig. a) hat in der gewölbten
Mitte eine rundliche Vertiefung,
die an dem Gegendruck als ein
kleiner Höcker im Centrum her-
vorragt. Diese Gegenabdrücke
(Fig. db) erinnern sehr an die ring-
förmigen Gebirge der Mondland-
schaft durch den etwas gehobenen
Rand der ganzen Vertiefung, in
deren Mitte der Höcker sich be-
findet.
a b Diesen Höcker halte ich für
Fig. I. Puccinites eretaceus Vel. — Von Vyserovic. den Anheftungspunkt einer
Blattstücke von Eucalyptus Geinitzi mit dem ver- kugeligen Galle, die gepresst
meintlichen Pilze. a) Abdruck der Blattunterseite und folglich in die Spreite des
sammt der unteren Epidermis. 5) Abdruck der Blatt- Blattes eingedrückt ist.
oberseite sammt der oberen Epidermis. — Nach
meiner Vorstellung. Originalzeichnung.
Dieser Meinung schliesst sich
auch der Herr Prof. Dr. A. Fric
an. Aehnliche und auch so grosse, kugelige Gallen findet man oft an den Quercus-
blättern. Ob solche auch an den Myrtaceenblättern vorzukommen pflegen, war mir
bisjetzt nicht möglich zu erfahren.
Fundort: Vy3erovic. Schieferthon. In einigen Exemplaren.
Cercospora coriococeum Bayer.
(Bayer: „Einige neue Pfl. d. Perucer Kreidesch. in Böhm.“ pag. 3, 4. Textf. 1, 1a, 2.)
Fig. 2. @, b, c.
Der Pilz bildet scheibenförmige, meistens schön kreisförmige, getrennte, hie
und da gehäufte, seltener zusammenfliessende, gewöhnlich scharf berandete, ein
wenig narbenartig hervortretende, 2—-5 mm breite bis linsengrosse Flecken, deren
Oberfläche besonders gegen den Rand hin oft sehr deutlich concentrisch gerunzelt
oder seicht wellig gefaltet ist und hie und da im Centrum eine kaum wahrnehm-
bare Vertiefung zeigt.
Dieser schöne, auffällige Pilz bedeckt zumeist die Blättchen der Dewalquea
coriacea und nistet nicht nur allein auf dem Blattgewebe selbst, sondern auch
mit Vorliebe auf den grösseren Nerven ja selbst auf den Blattstielen. An den von
diesem Pilze befallenen Stellen ist die dunkle Spreite gewöhnlich abgerieben, also
schön hell geäugelt, und selbst an blossen Abdrücken heben sich diese Blattflecken
von der Grundsubstanz oft als lichtere Scheiben ab.
Ausser auf der Dewalquea coriacea Vel. kommt dieser Pilz auch auf
den Blättern der folgenden Arten vor: Aralia Daphnophyllum Vel., A. pro-
pinqua Vel, A. Kowalewskiana Sap. und Mar., Hedera primordialis
67
Sap., Eucalyptus Geinitzi Heer, Eue. angustus Vel.,, Sapindophyllum
pelagicum Vel, Hymenaea primigenia Sap., Platanus laevis Vel,,
CGredneria bohemica Vel., Magnolia amplifolia Heer.
Fig. 2. Cercospora coriocoecum Bayer. — Von YVyserovic.e a—b Blättchen von Dewalquea
coriacea mit dem Pilze reichlich besetzt. a) Natürl. Grösse. 5) Spitze desselben Blättchens 2mal
vergrössert. c) Blattausschnitt von Hedera primordialis, unten mit der typischen, oben etwas
anders aussehenden Form desselben Pilzes. Nat. Grösse. — Originalzeichnung.
Fundorte: Vyserovie und Kounie sehr häufig. Jinonie (Vidovle), Melntk,
Landsberg, Bohdankov bei Liebenau, seltener.
Phaeidium eireumseriptum Bayer.
Bayer: „Einige neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhm.“ pag. 6, 7. Textfig. 3.) Fig. 3. «—).
Apothecien zerstreut oder zu 2—3 gesellig, meist rundlich oder schwach
eckig im auffallend regelmässig vorkommenden nackten Saume von abgeriebener
Spreite eingefasst und aus demselben etwas hervortretend, ziemlich glatt oder schwach
runzelig, hie und da mit einer Centralen, eingedrückten Mündung, von der einige
undeutliche Spalten oder Falten zum Rande hin verlaufen. (Fig. d.)
Dieser Pilz gehört wahrscheinlich zu den Euphaeideen, in die Verwandt-
schaft des Coccomyces De Not.
Fundort: Vyserovic. Auf den Blättern von Aralia Daphnophyllum die
Spreite reichlich bedeckend. Selten.
n*
Fig. 3. Phacidium eircumseriptum Bayer. — Von Vyserovic. a) Blatt von Aralia Daphnophyllum
Vel. mit dem Pilze in natürl. Grösse. 5) Blattausschnitt von der linken Seite, etwa 3mal ver-
grössert. — Originalzeichnung.
Pteridophyta.
Acrostichum eretaceum Velen.
(Velen. Kv&ötena pag. 5. Tab. II. Fig. 22, 23. Vesmir XXI. Jhg. pag. 56. Fig. 4.) Fig. 4.
Fig. 4. Acrostichum cre-
taceum Vel. — Von Vyse-
rovic. Blatt in nat. Grösse.
Copie nach Velenovsky.
Rhipidopteris cretacea (Vel.) m.
„Blätter und Blatt-Bruchstücke handförmig bis un-
regelmässig in schmal-lineale Lappen getheilt, Haupt-
segmente in einen langen, dünnen Stiel herablaufend.
Die Blattabschnitte waren ziemlich fest, nicht leder-
artig, und der Mittelnerv schwach, nicht deutlich
ausgepraegt. Die Blattabdrücke erinnern sehr lebhaft
an die Blätter einiger exotischen Aerostichum —
Arten. Die recente Art A. peltatum Sw. = Rhi-
pidopteris peltata (Sw.) Fee besitzt Blätter, die
sich von diesen Kreide-Abdrücken durch gar nichts
unterscheiden lassen.“ (Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovie. Im Crednerien- und Aralien-Bett, nur in einem Thon-
schiefer-Stücke, hier aber ziemlich reichlich vertreten. Zippenz ein kleines Stückchen.
69
Acrostichum tristaniaephyllum Bayer.
(Bayer: Ein. neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhmen, pag. 42. Fig. 13, 13«.) Fig. 5. a—).
Blätter wahrscheinlich gefiedert. Fiedern elliptisch lanzettlich, ganzrandig,
unten keulig, kurz gestielt, oben wahrscheinlich kurz zugerundet, fest lederig mit
einem dünnen, aber sehr gut ausgepraegten Hauptnerven und weit feineren, aber
scharf gezeichneten, dicht stehenden Secundaernerven, welche anfangs sehr schief
nach oben gerichtet, bald aber ausbiegend in weit stumpferen Winkeln und regel-
mässigen, nicht grossen Abständen gegen den Rand hin und ziemlich parallel oder
ganz wenig gebrochen bis in einen feinen Saumnerven
hinein laufen und untereinander durch nicht zehl-
reiche, schief auslaufende, oft anastomosierende Ter-
tiaerzweige hie und da verbunden, beziehungsweise
gabelig gespalten sind.
b
[47
Fig. 5. Acrostichum tristaniaephyllum Bayer. — Von Kuchelbad. a) Zwei Blättchen an einer
geraden Rhachis. 5) Blattausschnitt mit besser erhaltener Nervatur, 4mal vergrössert. Original-
zeichnung.
Eine ähnliche Pflanze habe ich bisjetzt in der ganzen Kreideformation
Böhmens noch nicht gesehen. Ich halte dafür, dass dieser Abdruck von einem Acro-
stichum aus der Verwandtschaft der Olfersia herrührt, obzwar seine Form und
Nervatur an die Blätter einiger Myrtaceen erinnert, besonders an die Blätter der
recenten Tristania obovata R. Br.; dennoch aber stehen die Secundaernerven
bei unserer Kreidepflanze weit dichter beisammen als bei der erwähnten Art.
Eucalyptus Geinitzi Heer und die nächstverwandten Arten sind besonders
2
0
durch ihren dicken Hauptnerven und durch den ebenfalls sehr dicken und ziemlich
langen Blattstiel auf den ersten Blick von der Kuchelbader Pflanze verschieden.
Fundort: Kuchelbad. Röthlichgelber Thon. Ein einziges Exemplar. (Druck
und Gegendruck.)
Gymnogramme bohemica Bayer.
(Bayer: „Einige neue Pfl. d. Perucer Kreidesch. in Böhmen“, pag. 45, 46. Textfig. 14, 14a.
Tab. II. Fig. 2.) Fig. 6 a«—b.
Blätter wenigstens doppelt gefiedert, Fiedern verlängert, alternierend, fast
wagerecht abstehend, Fiederchen deltoid, 2—2!/, cm lang, fast wagerecht abstehend,
mit wellenförmig hin- und hergebo-
gener Mittelrippe, gelappt mit stumpfen,
oval-dreieckigen, alternierenden Seg-
menten oder kaum eingeschnitten. Nerven
fächerig, wiederholt spitzwinkelig gabel-
theilig mit convexbogigen beinahe pa-
rallel verlaufenden, stumpf am Rande
zwischen kleinen, niedrig stumpfen
Kerbzähnchen endigenden Zweigen, die
oft aus der convexen in eine concave
Biegung übergehen.
Die Nervatur stimmt noch am be-
sten mit der Nervatur einer Gymno- 2 b
gramme überein. Spnenopteris Fig. 6. Gymnogramme bohemica Bayer. — Von
Otruby. a) Fiederfragment in natürl. Grösse.
db) Ein Fiederchen desselben, 2mal vergrössert. —
Originalzeichnung.
(Gymnogramme) Blomstrandi Heer
(Miocene Fl. von Spitzbergen) ist diesem
Kreide-Farne etwas ähnlich.
Fundorte: Otruby bei Schlan. Schieferthon. Nicht häufig. Liebenau, Vidorle
bei Jinonic. Schieferthon. Selten.
Drynaria astrostigmosa Bayer.
Bayer: „Einige neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhmen“, pag. 9. Textfig. 4, 4a. Tab. I
Fig. 5, 6.) Fig. 7 a—b.
Blatt wahrscheinlich gefiedert. Fertile Fiedern breit-lineal-Jantzettlich, andert-
halb bis 2 cm breit, (soweit sie erhalten sind) 5—7 cm laug mit glatten, nicht
gezähnten Rändern. Hauptrippe der Fieder gleichmässig dick, zu beiden Seiten etwas
gesäumt und dadurch weit dicker erscheinend. Secundaernerven fein, zahlreich,
2—3 mm von einander entfernt, beinahe unter einem rechten Winkel auslaufend,
in °/, ihres Verlaufes sich einigemal gabelig verzweigend und anastomosirend.
Tertiaernerven etwas feiner zu unregelmässig rhombischen Felderchen verflochten,
die ziemlich dicht in 6—7 nicht ganz parallelen Reihen das Feld bis nahe an den
al
Rand erfüllen. — Zwischen je 2 Secundaernerven der Fieder sitzt ein einziger
Sorus, 1Y/,—2 mm weit von dem Hauptnerven entfernt. Das punktförmige, etwas
gewölbte Receptaculum in einer runden, seichten Vertiefung in der Mitte stern-
förmig geordneter, nicht zahlreicher Netzfelderchen sitzend.
Fig. 7. Drynaria astrostigmosa Bayer. — Von Otruby bei Schlan. a) Fertiles Fiederfragment in
nat. Grösse. 5) Blattausschnitt 6 mal vergrössert. — Orisinalzeichnung.
Fundort: Otruby bei Schlan, in einigen Bruchstücken.
Drynaria fascia Bayer.
(Bayer: „Ein. neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhmen“, pag. 10. Textfig. 5, 5a) Fig. 8 a—b.
Fertiles Blatt wahrscheinlich eimal gefiedert. Fiedern fest lederartig breit-
lineal-lanzettlich. 12 cm breit, das vorliegende Stück über 6 cm lang, gegen die
Fig. 8. Drynaria fascia Bayer. — Von Vyserovie.
a) Fertiles Fiederfragment in nat. Grösse. b) Blatt-
ausschnitt, etwa 3mal vergrössert. Originalzeichnung.
Spitze hin langsam aber deutlich sich verschmälernd,
mit glatten, nicht gezähnten Rändern. Hauptrippe der
Fieder etwa 1'/, mm dick. Secundaernerven fein, zahl-
reich, 2 mm von einander entfernt, grösstentheils ge-
genständig, unter einem rechten
Winkel entspringend, etwa in ?/,
ihres Verlaufes gabelig verzweigt
und anastomosirend. Tertiaerner-
ven wenig deutlich, hie und da
nach dem Drynaria-Typus ent-
wickelt. Zwischen je 2 Secundaer-
nerven der Fieder sitz ein ein-
ziger Sorus, dicht an der rinnen-
förmigen Hauptrippe und so gross,
dass die einzelnen Sori, die Se-
cundaernerven beinahe verdeckend
sich gegenseitig berühren. Das
gewölbte, punktförmige Receptaculum in der Mitte sternförmig geordneter,“ nicht
zahlreicher Netzfelderchen sitzend, Fig. 8 b.
Dieser Abdri:ck steht der D. astrostigmosa und der D. dura am nächsten.
Vorläufig kann ich aber denselben mit den beiden genannten nicht vereinigen.
Fundort: Vyserovie. Etwas sandiger Schieferthon. Ein Exemplar.
Drynaria dura (Vel. spec.) Bayer.
(Lambertia dura ‚Velen. Flora II. Jhg. pag. 5. Tab. 1I. Fig. 16. Lambertiphyllum
durum Velen. Ky&tena, pag. 50, 53. Drynaria dura (Vel. spec.) Bayer: „Einige
neue Pfl. d. Perucer Kreidesch. in Böhm.“, pag. 15—19. Textfig. 6, 6a). Fig. 9. a—b.
Blätter wahrscheinlich gefiedert. Fertile Fiedern
schmal-lineal, ganzrandig, fest und dick lederartig.
x Sa Primaernerv gerade, stark, die ganze Länge hin-
SISUSN durch gleich dick bleibend. Secundaernerven unter
NIT rechten Winkeln entspringend, weit feiner, aber
Reekaradı 'harf hervortretend, in der Hälfte zweigig aufgelöst
NEN scharf hervortretend, in der Hälfte zweigig aufgelös
mit schwacher Tendenz nach vorne sich zu beugen,
wodurch in zwei Dritteln des ganzen Feldes eine
grössere Masche entsteht, die einen beinahe bis zum
ZU
(E
%
79
EB,
NER Hauptnerven hin reichenden Sorus einschliesst, dessen
& Bean Receptaculum durch eine kreisförmig polygonale
INT
Schlinge angedeutet mit ringsherum astroid grup-
Fig. 9. Drynaria dura (Vel) Bayer. Pierten Felderchen deutlich hervortritt. Tertiaer-
— Von Lidie. a) Fertiles Fieder-- nerven von dem Hauptnerven an bis zu dem scharf
fragment in nat. Grösse. D) Blatt- ausgeprägten Rande hin ein geschlossenes Netzwerk
ausschnitt, etwa 4mal vergrössert. Hildend.
BEZ Schiene: Fundort: Lidie bei Schlan, selten.
Drynaria tumulosa Bayer.
(Bayer: „Einige neue Pfl. d. Perucer Kreidesch. in Böhm.“, pag. 19. Tab. I. Fig. 1, 1a, 2, 2a, 3, 4.)
Blatt wahrscheinlich gefiedert nach Art des Microdietyon Dunkeri
Schenk. Fertile Fiedern 5—14 mm breit, lineal-lanzettlich, vorn verschmälert,
schön rundlich gekerbt, von äusserst lederig fester Consistenz, mit ziemlich starker
Rippe und etwas feineren Secundaernerven, welche beinahe unter einem rechten
Winkel entspringend in einen jeden Kerbzahn etwas schief concav-bogig auslaufen
und unterwegs wieder sich regelmässig verzweigende und anastomosirende Gabeläste
treiben, welche ein sehr zierliches, dichtes und geschlossenes Maschenwerk aus
kleinen, sechseckigen Felderchen zusammengesetz nach Art der Lonchopteris
rugosa der Steinkohle oder etwas ähnlich der L. recentior Schenk bilden.
In die Kerbzähne selbst gelangen weniger anastomosierende und mehr parallel-
verlaufende Gabelzweige und reichen bis in den Rand hinein, der durch die En-
13
digungen der Gabeläste fein gezähnelt erscheint. Sori zwischen je zwei Secundaer-
nerven einzeln sitzend, etwa '/, bis '/, des Feldes nahe aber nicht unmittelbar an
der Hauptrippe bedeckend. Das Receptaculum befindet sich in der Mitte stern-
förmig geordneter Felderchen, welche den Sorus trichterförmig einfassen. Die Soren
sind gewöhnlich trichterförmig vertieft oder umgekehrt kuppelartig ge-
hoben. Die Fiedern sind gewöhnlich noch mit einer sehr dicken Kohlenkruste
bedeckt.
Fundorte: Vyserovie. Schieferthon. Ziemlich häufige. Lidie. Schieferthon.
Nicht häufig. — Vidovle. Bröckliger Thon. Selten. — Hloubetin. Schiefertlion. Selten.
Microdietyon Dunkeri Schenk.
(Schenk: Zur Fl. der nordwestd. Wealdenformation, Palaeontoer. XXIII. Bd.
pag. 161. Tab. XXVII. Fig. 10., Tab. XXVII. 11, 11a, db, c,d. — Phlebopteris Dun-
keri Schenk ibid. Tafelerklärung — Laccopteris Dunkeri Schenk: Die Fl. de,
norwestd. Wealdenf. Palaeontogr. XIX. Bd. pag. 219. Tab. XXIX. Fig. 3.—5. —
Velen.: Farne pag. 12. Tab. II. Fig. 3.—7.; Kvetena pag. 48, 52, 56, 67.; Vesmir XXI.
Jhg., pag. 32. Fig. 9.) Fig. 10. a—b j
„Blattfiedern länglich mit einer sehr starken
Centralrippe. Segmente lineal, gegen die Spitze
hin schwach verschmälert, stumpflich, ganzrandig,
mit umgerollten Rändern, am Grunde am brei-
testen und herablaufend. Die Seitennerven ge-
rade, stark. Die Secundaernerven der Segmente ’
senkrecht abstehend, dünn, etwa in dem oberen Fig. 10. Microdictyon (Laccopteris) Dun-
Drittel mehrfach gabelig getheilt und durch ein kei Sales — Von Zee, oO) Metlde
: fragment. Nat. Grösse. db) Segment-
polygonales Maschennetz untereinander verbun- at, en Coach
den. Soren einzeln, zwischen den Secundaer- Velenovsky.
nerven beiderseits des Mittelnerven in einem
tiefen, mit erhabener Anheftungsstelle der Sporangien versehenen Grübchen sitzend.“
(Velenovsky).
Fundorte: Vyserovic, Peruc, häufig. Kuchelbad, Hloubetin, Lidie, Otruby,
Kounic, Lippenz, Landsberg, Vidorle, Liebenau, Mseno, nicht häufig. Schieferthon.
Dipteriphyllum ceretaceum (Velen. sp.) Krasser.
(„Kreidefl. von Kunstadt“, pag. 11. Tab. V. Fig. 7. Platycerium cretaceum Velen. Kvetena,
pag. 5. Tab. V. Fig. 16., pag. 48, 52., Platyceriphyllum cretaceum Velen. ibid.
pag. 29., Vesmir XXI. Jhg. pag. 56. Fig. 6.) Fig. 11.
Blätter gabeltheilig-lappig, kaum lederartig, mit einem, mehrmals gabelig
getheilten, überall gleich dieken Hauptnerven. Die übrige Nervatur besteht aus sehr
feinen, quergestellten Adern, die insgesammt wieder gleich dick sind und ein aus
regelmässigen, beinahe durchwegs viereckigen Felderchen bestehendes, weitmaschiges
Netz bilden. Platycerium biforme Hook. von Luzon hat mit unserem Fossil
74
ganz gleiche Blätter, nur die Nebennerven scheinen bei der lebenden Art etwas
dichter gestellt und in schäferen Winkeln getheilt zu sein“. (Velenovsky).
Kıasser in seinen „Bte., zur Kennitnder
foss. Kreidepfl. von Kunstadt in Mähren“ (Beiträge
von Mojsisovics und Neumayr Bd. X. Heft III. Wien 1896.)
hat darauf hingewiesen pag. 122 (10.) „Dass die Wahrschein-
lichkeit, dass in dem Abdruck von VySerovie „Platycerium“
vorliegt, von vornherein nicht bestritten werden könne. Es
ist indess durchaus die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass die von Velenovsky als Platyceriphyllum be-
schriebenen Reste mit Platycerium nichts zu thun haben. Ich
möchte dies (sagt Krasser weiter), sogar als ziemlich sicher
hinstellen, denn unter den recenten Farnen lässt sich eine
ebenso zutreffende Analogie auch bei der Gattung Dipteris,
speciel bei Dipteris Wallichii R. Br. finden.“ Nachdem
Fig. II. Dipteriphylium Krasser die habituelle Aehnlichkeit, welche zwischen den beiden
(Platycerium) eretaceum besteht, hervorgehoben und eingehender besprochen hatte,
Vel. sp. Von Vyserovic. stellte er unsere Pflanze in die Verwandtschaft zu Dipteris
En EEE: hin unter dem Namen Dipteriphyllum cretaceum
Nach Velenovsky.
(Velen.) Krasser pag. 123 (11.).
Fundorte: Vyserovic. Ein einziges Exemplar. Thonschiefer des letzten Stein-
bruches. Otruby. Schieferthon.
Onychiopsis capsulifera (Vel. sp.) Nath.
(Nathorst: „Btge. z. mesozoischen Flora Japans“ (Denkschr. Wien LVII. Bd. 1890. pag. 55.
— Krasser: „Kreidefl. v. Kunstadt“, pag. 9. — Thyrsopteris capsulifera
Velen.: Farne pag. 10: Tab. I. Fig. 6—-12. — Kvetena pag. 48, 52, 56, 67,72. — Vesmir
XXT. Jhg. pag. 32. Fig. 8. Engelhardt: „Ueber böhm. Kreidepfl.“ pag. 92.) Fig. 12.
„Blätter dreimal gefiedert. Fiedern lang, lineal, gegen die Spitze hin all-
mälig verschmälert. Fiederchen unsymetrisch-rhombisch bis lanzettlich, ungleich
gekerbt-eingeschnitten bis ganzranding, durch zahlreiche,
dichte, strahlförnig auseinanderlaufende Nerven ge-
streift. Sporangien in kapselförmig umgebildeten Fie-
derchen am Ende der Fiedern eingeschlossen. Die
Fruchtkapseln sind gewölbt, am äusseren Rande mit
einem starken Kiele versehen, auf der Oberfläche ge-
wöhnlich glatt. — Die Pflanze erinnert nicht wenig an
die Gattung Thyrsopteris; selbst wenn sie einer
selbständigen Gattung angehört, muss diese jedenfalls Fig. ı2. Onychiopsis (Thyrso-
in die nächste Verwandtschaft der Gattung Thyrsopteris pteris) capsulifera (Vel.) Von
gestellt werden“. (Velenovsky.) Ze Wear
Nathorst hat diese Pflanze, die, wie Vele- (rösse Nach Velenovsky.
novsky selbst hervorhebt, der Thyrsopteris elongata Geyl. = Ony-
75
chiopsis elegonta (Geyl. sp). Yokoyama aus dem Jura Japans auffallend ähnlich
und sicher verwandt ist, zu dieser Gattung gestellt.
Fundorte: Kouniec, sehr häufig. Vyserovie, Kuchelbad, nicht selten. Liebenau,
Otruby, Landsberg, Melnik, selten.
Pteris frigida Heer.
(Heer: F]. foss. arct. VI, p. 3, 25, VII. 51. — Velen.: Farne, pag. 14. Tab. IV. Fig. 1.—4
Kvetena, pag. 48, 52, 58, 72. Vesmir XXI. Jhg. pag. 56. Fig. 1. — Engelhardt
„Ueber böhm. Kreideptl.“ pag. 93.) Fig. 13.
„Blätter mit einer sehr starken Mittelspindel.
Blattfiedern gross, länglich, im unteren Theile am brei-
testen, vorn scharf zugespitzt, am Rande fein gezähnt,
dicht nebeneinander stehend, untereinander frei oder
nur unbedeutend verwachsen. Der Mittelnerv der Fie-
derchen gerade, dünn, die seitlichen Nerven unter spitzen
Winkeln entspringend, fein, gegabelt. — Es lässt sich
kaum zweifeln, dass dieser Farn mit der Pteris fri-
gida Heer, welche in den Kreideschichten Grönlands
sehr verbreitet ist (Heer: Die foss. Flora Grönlands
I. Th. S. 25.), identisch ist.“ (Velenovsky.)
Da eine Fructification dieses und des nachfolgenden
Farnes nicht zu finden war, hält Velenovsky die ge-
nerische Bestimmung der beiden für fraglich. (Kvetena
pag. 58.)
Fundorte: Vyserovic, Kounic; sehr häufige.
Otruby;, selten.
Fig. 13. Pteris frigida Heer. —
Von Kounic. Fiederfragment,
nat. Grösse.
Copie nach Velenovsky.
Kuchelbad, Melnik, Mseno,
Pteris Albertini Vel.
(Velen.: Farne, pag. 15. Tab. IV. Fig. 5.—10. — Kvetena, page.
48. 52,58. Vesmir XXI. Jhg. pag. 56. Fig. 2. Pteris (?)Albert-
sii (Dunk sp.) Heer, Fl. foss. arct. VI. Bd. Ataneschichten
pag. 29. Pecopteris bohemica Corda in Reuss „Verstei-
nerungen“, pag. 95. Tab. XLIX. Fig. 1.) Fig 14.
„Blattfiedern lineal, vom breiten Grunde gegen die Spitze
richtet und nicht selten vorwärts
hin allmälig verschmälert, mit einer nicht starken Mittel-
rippe. Fiederchen am Grunde am breitesten, vorn kurz zu-
gespitzt oder beinahe stumpf, ganzranding, nach vorn ge-
gekrümmt. Der Mittelnerv
Fig. 14. Pteris Albertini dünn, die Nervillen zahlreich, regelmässig gegabelt. — Die
Velen. Von Vyserovie.
Fiederfragment, natürl.
Grösse.
Fiederchen der Pteris Albertini sind viel kürzer als bei der
Pteris frigida, sie sind immer ganzrandig, zumeist mit den
Nach Velenovsky. Spitzen vorwärts gebogen viel höher untereinander verwachsen
76
und niemals so scharf zugespitzt.“ (Velenovsky.) Pteris Albertsii (Dunk.
spec.) Heer aus Grönland stimmt mit unserer Pfianze überein.
Fundorte: Vyserovic, Kounic; sehr häufig. Kuchelbad, seltener.
Asplenium Foersteri Deb. et Ett.
Debey u. Ettingsh: „Die urweltl. Acrobryen“ pag. 193. — Heer: F]. foss. arct. III. pag. 93. VI./2,
pag. 33.
Velen.: Farne, pag. 15. Tab. I. Fig. 14. — Kvetena, pag. 48, 52, 58. — Vesmir, XXI.
Jhg. pag. 56. Fig. 3.
Engelhardt: „Ueber böhm. Kreidepfl.“ pag. 94.) Fig. 15.
„Blätter mit länglichen in längliche und ungleich
gezähnte Abschnitte getheilten Blattfiedern. Nervation
fein aus dünnen, verzweisten Nerven zusammengesetzt.
— Die Blattfiedern sind am Grunde am breitesten und
auf der Hauptrippe tief herablaufend. Die Segmente der
Blattfiedern sind nur am Grunde untereinander frei,
grösstentheils aber untereinander verwachsen.“ (Vele-
novsky).
E j Stimmt auffallend mit der Abbildung Heer’s, we-
Fig. 15. Asplenium Foersteri 2 2 eOR 2 N 5
Deb. et Ett. — Von Maiig, iger aber mit derjenigen Ettingshausen’s überein.
Wedelfragment, nat. Grösse. Fundort: Melnik an der Säzava. In den Perucer
Nach Velenovsky. Schieferthonen, ein einziges Exemplar.
Die von Engelhardt Il. c. beschriebenen Stücke
von Kounic halte ich nur für Wedelbruchstücke der Onychiopsis capsuli-
fera (Vef. sp.) Nath.
Dicksonia punetata (Sternbg. sp.) Heer.
(Lepidodendron punctatum Sternbg. FloraderVorwelt, I. Th. Fase. IV. pag. XII.
Tab. IV.+-VIH. Fig. 24. — Protopteris punctata Presl. Stög., Fl. d. Vorw.
II. Th. pag. 170. Tab. LXV., Fig. 1, 2,3. — Protopteris Cottaeana Presl. ibid.
Fig. 4—6. — Protopteris Singeri (Goepp. sp.) Presl. ibid. Fig. 7. (Siehe auch
Feistmantel: „Baumfarrenreste.) Goeppert: Flora des Quarders. in Schles.
(Nov. Act. 1842. Vol. XIX. pars. II. pag. 119. Tab. LI. Fig. 1, 2... — Filicites pun-
cetatus Martius, De plantisnonnullisantediluv. Denkschr. d. k. Regensb.
Gesell. 2. pag. 130. 1822.— Sigillaria punctata Ad. Brongniart: Histoire des
vegetaux fossiles 1823. pag. 421. Tab. CXLI. Fig 1. — Caulopteris pun-
etataGoeppertund Caulopteris Singeri@Goeppert:Systema filicum
fossilium 1836. pag. 449. Tab. XLI. Fig. 1, 2.
Protopteris Sternbergi Corda: Btge. z. Flora d. Vorw. 1845. pag. 77. Tab. XLVII,
Fig. 1. — Krejei: Kounickä skäla (Kounicer Steinbruch) Ziva 1853. Jhg. I, pag. 28.
Derselbe:Okamenn&m ahned&m uhlsj, zvläst& v Öechäch. (Ueber die Stein- u. Braun’
Kohlen, insbesondere über die in Böhmen.) Ziva 1853. pag. 172, wo darauf hingewiesen wird,
dass der Baumfarn aus dem Kounicer Steinbruche offenbar ein Kreidepetrefakt ist,
da der Sandstein daselbst Kreidesandstein ist. — Renger: Stromovite ka-
pradiny (Die Baumfarne ete.) Ziva 1866. pag. 37—43. — Feistmantel O.: Ueber
Baumfarrenreste, Abhandlg. 1872. pag. 26—29. Tab. II. Fig. 5—6. — Protopteris
77
punctata (Stebg. sp.) Presl bei Heer: Flora foss. arct. Bd. II. 1875. pag. 8.
Tab. V. Fig. 1, 2. Tab. VI. und „Vorwort.“ — Hosius u. v. der Marck: Die Flora d.
westfäl. Kreidef. 1880, pag. 205. Tab. XLIM. Fig. 185, 186. — Schenk im Zittel’s
Handbuch pag. 146. Fig. 115. — Protopteris Witteana Schenk: Die Flora
d. norwestdeutschen Wealdenform. 1871. IV. Beitg. pag. 226. Tab. XXX.
Fig. 6, 6a. — Dicksonia punctata (Sternbg. sp.) Heer: Flora foss. arct. Vl./2.
pag. 24. Tab. XLVII. — Velen.: Farne pag. 20. Tab. V. Fig. 2—4, Vesmir XXI. Jhg.
pag. 80. Fig. 1. Kvy&tena pag. 48, 52, 56, 68, 72.) Fig. 16
Cylindrische hohe Stämme, mit elliptischen, in
dichten, regelmässigen Parastichen angeordneten Blatt-
narben. Der Gefässbündelring schafscheerenartig, oben
offen, beiderseits einwärts gebogen und auf der unteren
Seite geschlossen. Die punktförmigen, kleinen Gefäss-
bündelreste in verschiedener Anzahl auf dem unteren
Rande der Blattnarben gestellt. Diese könnten wohl
die Spuren der vereinzelten Gefässstränge sein,
die in die Blattstiele eintreten, die Warzen dagegen,
welche auserhalb der Blattnarben liegen, entsprechen
den hier entspringenden Wurzelfasern. Diese Baum-
Farnart ist für die Cenoman-Schichten in ganz Europa
eine höchst charakteristische Pflanze. Heer vergleicht
diese Farnart mit den Stämmen einiger lebenden Dick-
sonien. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Kounic, Nehvizd, Horic,
Nicht sehr häufig.
Fig. 16. Dicksonia punctata.
(Sterubg. sp.) Heer. — Von
Kounic. Stammstück mit Blatt-
narben. Nat. Grösse. Nach
Velenovsky.
Vojic. Perucer Sandstein.
Tempskya varians (Corda sp.) Vel.
(Tempskya pulchra, T. macrocaulis, T. mierorrhiza, T. Schimperi Corda.
Btge. zur Fl. d. Vorwelt. pag. 81—83. Tab. LVIII., LIX. Fig. 1,2. Palmacites va-
rians Corda in Reuss: Versteinerungen pag. 87. Fasciculites varians
Unger. Gen. et spec. pl. foss. pag. 339. Tempskya varians (Corda sp.) Velen.:
Farne pag. 23. Tab. V. Fig. 5. Tab. VI. Fig. 1-7. Vesmir XXI. Jhg. pag. S0. Fig. 4.
Kvetena pag. 48, 52, 56. Siehe auch O. Feistmantel: Baumfarrenreste 1872. pag. 27, 29.
Karl Renger (Ziva 1866). Eduard Rod» (Vesmir 1878). Vergl. auch Schenk: Die Fl. der
nordwestd. Wealdenform. pag. 259. Tab. XLIL Fig. 4.). Fig. 17.
„Kegelförmige, verkieselte Stämme, welche im Querschnitte
fast immer kreisrund, sehr selten auch zusammengedrückt
sind, von 20—85cm Höhe und 6-50cm Dicke, die ganz
aus einer Masse dünner, verkieselter Würzelchen bestehen,
welche unregelmässig in stärkere Wurzeln sich vereinigen.
Auf der Oberfläche der Stämme gewahrt man häufig mehr
oder weniger vertiefte Löcher von verschiedener Grösse und
Form, die den Löchern entsprechen, welche bei den jetzt-
Fig. 17. Tempskya va-
rians Cda. Von Rynholee.
lebenden Baumfarnen im Wurzelgeflechte durch herausgefallene
Wurzerlast,nat. Grösse. Dteine ete. verursacht werden. Nach Feistmantel und Ve-
Nach Velenovsky. lenovsky gehören diese Stämme als verkieselter Luftwurzel-
78
complex zuProtopteris Sternbergi=Dicksonia punctata. Velenovsky
hält sie für die unterste Stammpartie des Baumfarns, welche im Boden steckte,
die beinahe nur aus Wurzeln besteht.
Fundorte: Rynholee. Perucer Quadersandstein. Sehr häufig. Brdloh: Nach
V. Zahälka. 1. c. 1897. pag. 33, selten.
Gleichenia Zippei (Corda spec.) Heer.
(Pecopteris Zippei Corda in Reuss: „Versteinerungen“, pag. 95. Tab. 49. Fig. 2. - Unger:
„Genera et species pl. foss. pag. 188. — Ders., „Kreidepfl. aus Oesterr.“ pag. 649. Tab. II-
Fig. 1, 1*.
Bleichenss Zippei (Corda sp.) Heer: Fl. foss. arct. I. Bd., pag. 79. Tab: XLIN. Fig. 4
III. Bd. pag. 44, 97. VI./2. Bd. pag. 7., VII. Bd. pag. 7. Fl. v. Quedlinburg. pag. 4. Tab. I
Fig. 1. — Schimper: Pal6ont. veget. I. pag. 672. — Velenovsky: Farne, pag. 6. Tab. III
Fig. 3—7. — Kvötena pag. 48, 52, 56. — Vesmir (Ref. Bayer) XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 1.
Mertensia Zippei (Corda sp.) Heer bei Engelh.: „Kreidepfl. v. Niederschoena“ pag 83. (5.)'
— „Ueber böhm. Kreidepfl.“ pag. 91. — Schimper-Schenk im Zittel’s „Handbuch“ pag. 85.
Fig. 62.) Fig. 18.
„Blattfragmente zweimal gefiedert, mit je einer starken
Mittelrippe und zahlreichen, beinahe senkrecht abstehenden,
langen, ‚allmälig nach vorn sich verschmälernden Fiedern.
Fiederchen dicht beisammenstehend, stumpf abgerundet, nach
vorn gerichtet. Der Mittelnery des Fiederchen fein, die seit-
lichen schief abstehend, spärlich, gegabelt oder einfach. Die
kreisrunden Suori zu 3—4 beiderseits des Mittelnerven. —
Aufeinigen Soren sind scharfe Furchen wahrzunehmen, welche
pei Corda sp. — Von den Sorus in 2—3 radiale Segmente theilen. — Die Be-
e ERST. he schreibung und Abbildungen der Gl. Zippei Heer’s stimmen
ee vollständig mit unserer Art überein.“ (Velenovsky.)
sky. Fig. 7. Fundorte: Peruc, sehr häufig. Vidovle, häufig. M3eno,
Bohdankov (Liebenau) nicht häufig. Vyserovic, Kounic, seltener.
In den Schieferthonschichten und Sandsteinen.
Zwei Fiedern von Kounic, die Engelhardt hieher gestellt hat, sind
nach meiner Ueberzeugung nur Fiedern von Kirchnera arctica Heer.
Gleichenia multinervosa Vel.
(Velen.; Farne. pag. 8. Tab. II. Fig. 1,2. — Kve&tena pag. 48, 52, 56. — Vesmir XXI. Jhg
pag. 32. Fig. 5.) Fig. 19. b @
„Blattfiedern ziemlich lang, lineal, dicht beisammen
stehend. Fiederchen länger als breit, nach vorn gerichtet,
stumpf abgerundet, an der Spitze verschmälert, unter-
einander frei, mit mehreren gabeligen oder einfachen,
feinen Nerven. Von der Gl. delicatula ist diese Art Fig. 19. Gleichenia multi-
sicher verschieden — steht aber der Gl. gracilis und nervosa Vel. — Von Peruc.
Gl. mieromera Heer’s. (Die Kreidf. der arct. Zone) 2) Wedelstueh a
3 : 5 =, R b) Fiederfragment 2 mal ver-
ziemlich nahe. — Von der Gl. Zippei ist die Gl. grössert. Copie nach Vele,
multinervosa durch kürzere und schmälere Fiedern novsky. Fig. 1.—2.
19
und die zur Spitze verschmälerten und bedeutend kleineren Fiederchen verschieden.“
(Velenovsky.)
Fundorte: Vidovle, (Jinonic), Hloubetn und Peruc, in den Schieferthon-
schichten, selten.
Gleichenia delicatula Heer.
(Heer: F]. foss. arctica Bd. Ill. pag. 54. Tab. XI. Fig. 11. Tab. X. Fig. 16, 17.
Velen.: Farne, pag. 7. Tab. III. Fig. 12—14. — Kvetena, pag. 48, 52, 56. — Vesmir
XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 2.) Fig. 20. a«—b.
„Blätter gabelig getheilt mit Knospen in einzelnen
Gabelwinkeln, Gabeläste ziemlich dünn, lang, mit dicht
stehenden, kurzen, schmal-linealen Fiedern. Fiederchen
dicht, so lang als breit, stumpf abgerundet, bis zum
Fiedernerven untereinander frei, seukrecht abstehend.
Alle Merkmale dieser zierlichen Art, besonders aber die
Winkelknospen, weisen deutlich auf die Verwandtschaft Fig. 20. Gleichenia delicatula
mit der Gattung Gleichenia hin, obwohl die Fructi- Heer. — Von Landsberg. —
fieation nicht vorhanden ist.“ (Velenovsky). b) Wedelstück in nat. Grösse.
Fundorte: Hloubötin, Vidovle, Schieferthon, nieht ®) Fiederblattfragment Smal
= Se 5 vergrössert. Copie nach Vele-
häufig. Zandsberg, Melnik, Schieferthon, seltener. En kY. Fie. 12, 14.
Gleichenia rotula Heer.
(Heer: F]. foss. arct. Bd. III. pag. 48. Tab. VIII. Fig. #, 5. Tab.
IX. Fig. 1—4.
Velen.: Farne, pag. 8. Tab. III. Fig. 11. — Kvetena, pag. 48,
Fig. 21. Gleichenia rotula 52, 56. — Vesmir XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 4.) Fig. 21.
Heer. — Von Vyserovic. „Das einzige abgebildete Blattfiederfragment ist sicher
Blattfiederfragment in nat. yon allen böhm. Glechenia-Arten specifisch verschieden,
00588: Er re da die Fiederchen beinahe rundlich, am Grunde herzförmig
2 sind und der Mittelrippe senkrecht aufsitzen. Die Ner-
vation ist nur durch einen tiefen Mittelnerv am Grunde der Fiederchen angedeutet.“
(Velenovsky.)
Fundort: Vyserovic. Ein einziges Blattfiederfragment.
Gleichenia acutiloba Heer.
Heer: Fl. von Quedl. pag. 5. Tab. I. Fig. 2. etc.
Velen.: Farne, pag. 7. Tab. III. Fig. s—-10. — Kve6tena, pag-
48, 52, 56. — Vesmir XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 3.) Fig. 22° 9
„Gabeläste mit ziemlich langen, schmal-linealen Fig. 22. Gleichenia acutiloba
5 R 2 . 3 Bar Heer. — Von Landsberg. —
Fiedern. Fiederchen aus breitem Grunde in eine scharfe A.
d : 3 ö Fiederblattfragment 5mal ver-
Spitze ausgezogen, untereinander frei, klein. Dadurch grössert. Copie nach Velen-
ist auch diese Art von allen anderen Arten leicht zu Fig. 10.
80
unterscheiden. Die Form der Blattfiedern und Fiederchen stimmt mit jener der
Gl. acutiloba Heer aus Grönland und von Quedlinburg gut überein.“ (Vele-
novsky.)
Fundort: Landsberg. In den sandigen Perucer Schieferthonschichten, selten.
Gleiebenia votrubensis Bayer.
(Bayer: Ein. n. Pfl. d. Perucer Kreidesch. in Böhm. pag. 23. Textf. 7, 7a. Tab. II. Fig. 1.) Fig. 23.
Gabeläste zweimal gefiedert. An der starken Spindel stehen alternierende Fie-
dern, immer etwa um die eigene Breite von einander getrennt, nur ganz wenig über
der Basis breiter erscheinend und nach oben mit beinahe parallelen Rändern nur
sehr langsam sich verschmälernd 5—6 cm lang, 4 mm breit. Die alternierenden
Fiederchen sind tief, aber nicht bis an die
Spindel getrennt, an dieselbe mit der ganzen
Breite befestigt, kurz, stark nach vorn ge-
richtet und in eine scharfe Spitze auslaufend-
Der untere Rand bildet eine sehr starke
Bogenlinie, während der obere im seichten
Bogen zur Bucht lauft. Untere Secundaer-
nerven gegabelt, der der Hauptspindel nächste
lauft mit seinen Gabelspitzen gerade zum
Ende der Bucht hin. Sori wie bei der Gl.
comptoniaefolia (Deb. et Ett.) Heer.
Mit dieser Art ist unsere Pflanze sehr ver-
wandt, hat aber scharf zugespitzte Fiederchen
nach Art der Gl. acutiloba Heer, von
Fig. 23. Gleichenia votrubensis Bayer. — der sie sich wieder durch die unten ver-
Von Otruby. — a) Blattausschnitt der bundenen Fiederchen unterscheidet. Durch
Fiederspitze. b) Blattausschnitt mit einigen (dasselbe Merkmal und durch gegabelte Nerven
De ‚Beides 3mal vergrössert. st unsere Pflanze auch von der Gl. gra-
riginalzeichnung. ah .
cilis Heer verschieden. Es war also noth-
wendig die Pflanze separat zu stellen, da sie zu den anderen verwandten Arten
umsoweniger hingestellt werden kann.
Der Fundort heisst eigentlich Otruby und nicht Votruby, wie man oft
im gemeinen Sprachgebrauche zu sagen pflegt. Das Wort = im Deutschen dem
Worte „die Kleien“.
Fundort: Ofruby bei Schlan. Schieferthon. In einigen guten Exemplaren“.
Gleichenia erenata Vel.
(Velen.: Farne, pag. 9. Tab. III. Fig. 15—17. — Kvetena, pag. 48, 52, 56. — Vesmir XXI.
Jhg. pag. 32. Fig. 6.
Gleichenites erenatus (Vel.) Engelhardt: Kreidepfl. v. Niederschoena pag. 82.) Fig. 24.
„Blattfiedern schmal-lineal, mit parallelen
Rändern; Fiederblättehen bis in dıe Hälfte ver-
wachsen, so dass die Fiedern nur tief gekerbt
erscheinen. Die Nervation tritt überall deutlich
hervor und zeigt dieselbe Zusammensetzung wie
die Gleichenien, nämlich feine Mittel- und Secun-
daer-Nerven, welche regelmässig gegabelt sind.“
(Velenovsky.)
thonschichten, nicht selten. ZHloubetin, selten.
81
Fig. 24. Gleichenia crenata Velen. —
Von Py3erovic. Fiederfragment 4mal
Fundorte: Vyserovic. In den Perucer Schiefer- YeTSt-
Marattia eretacea Vel.
Copie nach Velenovsky,
Fig. 17,
Velen.: Farne, pag. 9. Tab. I. Fig. 13. — Kve&tena, pag. 48, 52,53. — Vesmir XXI. Jhg,,
pag. 32. Fig. 10.) Fig. 25.
novsky.)
Fig. 25. Marattia cretacea Velen. — Beh
Von Melnik. Blattfragment, nat. Grösse. schichten.
Copie nach Velenovsky, Fig. 13.
Osmundophyllum ceretaceum Vel.
(Velen.: Kv&tena, pag. 6. Tab. II. Fig. 21. pag.. 72.
Vesmir, XXI. Jhg. pag. 33. Fig. 7.) Fig. 26.
Blattfiederfragment mit länglichen, unten
herzförmigen, an ihrer Spitze nicht selten etwas
ausgerandeten Fiederchen. Die Nervatur ist
schwach ausgeprägt, besteht aber aus gabel-
theiligen Adern. Dieses Wedelfragment erin-
nert, was die Form und die Nervatur der Fie-
derchen anbelangt, ziemlich viel an die Fiedern
der jetzt lebenden Osmunda regalis L.
(Nach Velenovsky.)
„Das Blatt flach, gross, länglich, am Rande
fein gezähnt, mit einem nicht starken Mittel-
nerven und zahlreichen Seitennerren, welche
sich mehrmals gabelig verzweigen. Der vor-
handene Abdruck ist nur ein Fragment eines
ganzen Blattes oıler eines Fiederblättchens.
Eine sichere Deutung dieses Farnes ist wegen
seiner Unvollkommenheit absolut unmöglich.
Die Gattung Marattia weist jedoch bei einigen
Arten die ähnlichsten Blätter auf.“ (Vele-
Fundort: Melnik an der Säzava. Ein ein-
ziges Exemplar, in den Perucer Schieferthon-
Fig. 26. Osmundophylium eretaceum Vel.
— Von Lippenz. Wedelfragment, nat.
Grösse.
Nach Velenovsky.
Fundort: Zippenz. Zwei Fiederfragmente in den Perucer Schieferthonen.
Dr. A. Fric u. Edv. Bayer: »Perucer Schichten«,
6
82
Kirchnera arctica (Heer. sp.) Vel.
(Thinnfeldia arctica Heer: Fl. foss. arct. Bd. III. pag. 123. Tab. XXXV. Fig. 11—16.
Tab. XXXVI. Fig. 100.
Kirchnera arctica (Heer sp.) Velen.: Farne, pag. 16. Tab. II. Fig. 12—16. — Kye-
tena, pag. 48. 52, 56. 67. — Vesmir XXI. Jhg., pag. 56. Fig. 7.) Fig. 27.
Fig. 27. Kirchnera arctica
(Heer) Vel.— Von Vyserovie.
Fiederfragment, nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
„Blätter zweimal gefiedert. Fiedern länglich,
am Grunde am breitesten, gegen die Spitze hin allmällig
verschmälert. Fiederblättchen länglich, am Grunde am
breitesten, vorn kurz zugespitzt oder stumpf, mit ihren
Spitzen vorwärts gestreckt, am Aussenrande mit einem
Zahne versehen, oder ganzrandig; sie stehen dicht bei-
sammen, sind untereinander frei, nur auf der Spitze der
Fiedern untereinander verwachsen. Höchst ausgezeichnet
ist die Nervation der Fiederchen; man sieht hier keinen
deutlichen Mittelnerv, sondern nur sehr feine Nerven,
welche aus der Basis der Fiederchen strahlförmig aus-
einanderlaufen und einfach oder wenig gegabelt sind.
— Unsere Kirchnera arctica ist vielleicht ein letzter
Nachkomme der Odontopteris- und Neuropteris-
Arten aus der Steinkohlenformation.“ (Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Kounic gemein, Kuchel-
bad, Otruby, seltener. Melntk, selten.
Kirehnera dentata Velen.
(Velen.: Farne, pag. 18. Tab. II. Fig. 1, 2. — Kyvötena, pag. 48, 52, 56, 67. — Vesmir
XXI. Jhg., pag. 56. Fig. 8.) Fig. 28.
„Blätter dreimal gefiedert. Fiederblättchen rhom-
bisch, am Grunde verschmälert und herablaufend, unter-
einander frei, vorwärts gerichtet, rhombisch, vorn mit
9-4 Zähnen versehen. Die Nerven zahlreich, fein, einfach
oder gegabelt, in einen Mittelnerv zusammenlaufend,
schwach hervortretend. Die Form der Fiederchen weicht
übrigens von jener der Kirch. arctica nur dadurch ab,
dass die Fiederblättehen immer am Grunde bedeutend
verschmälert und auf der Spitze zu beiden Seiten ge- Fig.28. Kirchnera dentata Vel.
zähnt sind. — Eine definitive Stellung in der Syste- Von Kounic. Fiederfragment,
matik bleibt für diese sowie für die vorhergehende nat. Grösse. Nach Velen.
Art noch unentschieden.“
Fundort: Kounie.
(Velenovsky.)
In den Perucer Schieferthonschichten, selten.
83
Pecopteris minor Vel.
(Velen.: Farne, pag. 19. Tab. III. Fig. 18. — Kvetena, pag. 48, 52, 58.
Bayer: Vesmir XXI Jhg., pag. 56. Fig. 10.) Fig. 29.
„Blatt zweimal gefiedert, Blattfiedern mit läng-
lichen, mit einem stumpfen Zahne versehenen oder
ganzrandigen Fiederblättchen, am Grunde tief und breit
herablaufend. Die Aehnlichkeit unserer Pflanze mit der
tertiaeren Art Pecopteris Torellii Heer ist so
gross, dass man mit Recht urtheilen kann, dass sie der- Fig. 29. Pecopteris minor Vel.
selben Gattung angehört. Beide müssen die provisorische — Von Kuchelbad. Wedel-
Benennung Pecopteris so lange behalten, bis bessere fragment, nat. Grösse. Nach
Exemplare über ihre systematische Stellung entscheiden. NalSnIyaRT:
Die Seitennerven treten sehr schwach hervor und die Secundaernerven auf den
Fiederblättchen sind verwischt.“ (Velenovsky.)
Fundort: Kuchelbad. Nur in dem abgebildeten Exemplare, in den Perucer
Schieferthonschichten.
Pecopteris lobifolia Corda.
(Corda in Reuss, Versteinerungen d. böhm. Kreidef., pag. 95. Tab XLIX. Fig. 4, 5.
Eitingshausen, Kreidefl.v. Niederschoena, pag. 245. (11).
Engelhard, Ueber Kreidepfl. von Niederschoena, pag. 37.)
Blätter gefiedert. Fiederchen dreieckig, 3cm lang, 1cm breit, am Rande
wellenförmig eingeschnitten. Nerven dicht, nach aussen bogenförmig gekrümmt.
Ob diese Pflanze zu der Gymnogramme bohemica Bayer in irgendwelcher
verwandtschaftlicher Beziehung steht, ist derzeit nicht möglich zu entscheiden.
Fundort: Mseno.
Jeanpaulia carinata Vel.
(Velen.: Farne, pag. 18. Tab, I. Fig. 1-5. — Kvötena,
pag. 48, 52. — Vesmir XXI. Jhg., pag. 56. Fig. 9.
Krasser: Btge z. Kreidefl. v. Kunstadt, pag. 125. Tab. IV. Fig.
7, 7a.) Fig. 30.
„Blätter derb lederartig, unregelmässig in lineale,
stumpfe, mit einem Mittelkiele versehene oder kiellose,
fein längsgestreifte Abschnitie getheillt. — Ich zweifle
nicht, dass die Jeanpaulia borealis et lepida
Heer’s und die J. Brauniana Schenk’s zu derselben
y } h Gattung wie unsere Pflanze gehört. Der äusseren
a0. Jeanpaula ar Torm»nach ähneln unsere Blätter auch den Baiera-
Vel. — Von Kounic. Blatt-
fragment, nat. Grösse. Nach Blättern, die starke, untere Spindel spricht aber mehr
Velenovsky. für einen Stengel einer ganzen Pflanze als für den
6*
34
schlanken Stiel eines ziemlich einfachen Blattes einer Baiera-Art.“ (Velenovsky.)
Krasser hat diese Art (Kreidefl. von Kunstadt pag. 125.) zu den Salis-
buriaceen hingestellt.
Fundorte: Vyserovic, Kounic, häufig. Kuchelbad, selten.
Oncopteris Nettwalli Dorm.
(Krejä: Kounickä skäla, Ziva I. Jhg. 1853, pag. 28. Tab. II.
Feistmantel: Ueber Baumfarrenreste, Prag 1872, pag. 28. Tab. II. Fig. 3.
Velenovskj: Farne, pag. 23. Tab. V. Fig. 6. — Vesmir, XXI. Jhg., pag. 80. Fig- 3. —
Kve&tena, pag. 48.) Fig. 31.
Cylindrische Stämme mit grossen, kissenartig
gewölbten, kreısrunden, oben ein wenig ausgeran-
deten, oder auch elliptischen Blattpolstern, die
beinahe senkrechte Reihen bilden. Zwischen den
Blattpolstern sieht man deutliche Zwischenräume,
welche als tiefe Furchen die senkrechten Polster-
reihen trennen, oder als seichtere aber breitere
Rinnen sich zwischen den Blattpolstern winden,
längsgestreift sind und hie und da auch warzen-
förmige Gefässstrangendigungen der Wurzelfasern
BR 5 tragen. Die oberste Partie des Blattpolsters ist
Fig. 31. Oncopteris Nettvalli Dorm. mit 2 herz- oder V-förmigen Gefässringen versehen,
— Von Kounie. Blattpolster in nat. unterhalb welchen, etwa in der Mitte des Blatt-
GrumeS Nach SVelenowery polsters, ein Kranz warzenförmiger Gefässbündel
die eigentliche, rundliche Blattnarbe begrenzt.
Fundort: Kounic. Sandstein. In einigen schön erhaltenen Stammstücken.
Podhorni Ujezd bei Ostromär.
Oncopteris Kaunieiana (Dorm. sp.) Vel.
Alsophilina Kaunicinna Dormitzer in Krej&i’s Abh. in „Ziva“ 1853. Jhg. I. pag. 28.
Tab. 1.
Feistmantel O.: Veber Baumfarrenreste, Prag 1872, pag. 28. Tab. II. Fig. 4.
Velen.: Farne, pag. 22. Tab. V. Fig. 1.— Kvetena, pag. 48. 52, 56. -— Vesmir XXI Jhg,,
pag. 80. Fig. 2.) Fig. 32.
„Cylindrische Stämme mit 12 senkrechten Blattpolsterreihen, auf welchen
sich, in ihrem oberen Drittel, ein oben und unten offener Gefässbündelring, und
unter demselben, etwa in der Mitte des Blattpolsters, ein Kranz warzenförmiger
Gefässstränge befindet, der die eigentliche Blattnarbe von der unteren Blattpolster-
partie scheidet. Diese Farnart ist durch Stellung der Gefässbündelstränge der fol-
genden Art —= O. Nettwalli sehr ähnlich und durch die orthostichische Anordnung
der Blätter sicher verwandt.“ (Velenovsky.)
Krejei und Feistmantel erwähnen nur einfache, kreis-
runde, punktförmige Gefässstränge, welche sich auf den
Blattnarben vorfinden; Velenovsky aber hat ganz
richtig auf die hier deutlichen zwei mondförmigen
Gefässringe aufmerksam gemacht und den Stamm zu
der Gattung Oncopteris gestellt. Mir scheint es aber,
dass OÖ. Kauniciana mit der O. Nettwalli nicht
nur verwandt, sondern sogar identisch ist, indem sie
uns nur ein Erhaltungsstadium derselben und zwar
wahrscheinlich das der jüngeren Stammstücke vorstellt.
Fundort: Kounic. Sandstein. Selten. Fig, 32. Dncopterie Kauniciana
Dorm. — Von Kounic. Stamm-
stück mit Blattpolstern. Nat.
Grösse. Nach Velenovsky.
Folia filieum involuta.
Fig. 33.
Eingerollte Farnblattspitzen wurden auch in unseren Perucer
Schichten gefunden und zwar das abgebildete Exemplar, dass einem Planorbis
nicht unähnlich erscheint, stammt von Hloubötfn her. Unlängst haben wir ähn-
Fig. 33. Folium filieis involutum. —
— Von Hloub£tin. bmal vergrössert.
Eingerollte Farnblattspitze.
(Nach Prof. Dr. A. Fric.)
liche, aber noch besser erhaltene und auch ziemlich
lang gestielte Exemplare bei Hloubötin und bei
Jinonic entdeckt, und zwar in Schichten, wo
viele Gleichenienreste zu finden waren, so
dass man auch mit der grössten Wahrscheinlich-
keit diese eingerollten Stücke für sehr junge Wedel-
reste eben dieser Gleichenien halten kann.
Zu welcher Art sie gehören, konnte noch nicht
ermittelt werden. — Aehnliche, bildlich sehr
gut wiedergegebene, Farnblattabdrücke beschreibt
Schenk in seinen „Beiträgen zur Flora der
Vorwelt“ (Die Flora der nordwestd.
Wealdenform. IV. Th. pag. 226. Tab. XXX.
Fig. 4 5. und l. e. V. Th. Tab. XXVI. Fig. 2.)
Schenk betont, dass man diese eingerollten Blätter mit gleichem Rechte auch der
Familie der Cycadeen zutheilen würde, da es der Wealdenformation an
Arten aus dieser Familie ebensowenig fehlt, wie an grossblätterigen Farnen. In un-
seren Fällen glaube ich aber schliessen zu dürfen, dass die genannten Perucer
Reste nur zu den Farnkräutern gehören und sehr wahrscheinlich ein-
gerollte Gleichenienblätter sind.
Aehnliche, eingerollte Wedelstücke können natürlich auch von vielen an-
deren Farnkräutern herstammen. Vergleiche auch z. B. in Goeppert’s „Systema
filicum fossilium“ Tab. XXXIV. Fig. 1a. ähnliche spiralförmige
fossile Wedel, oder bei Heer (Patootschichten) p. 2. Tab. XLVIIL, Fig. 6, 18.
Fundorte: Hloubetin und Vidovle (bei Jinonic), selten. Schieferthon.
86
Marsilia perucensis (Vel.) m.
(Marsilia? sp. Velen. Ueber e. n. Pflanzenf. d. böhm. Kr., Sitzb. 1887., pag. 597.
Fig. 1113.
Marsilia cretacea Velen. Kv&tena, pag. 48, 52, 56, 67.) Fig. 34.
Das Gebilde hat annähernd eiförmig viereckige
Form, ist von beiden Seiten ein wenig zusammengedrückt
und sitzt auf einem dünnen, geraden Stiele. Vele-
novsky führt nebst der Form, die an die Form der
Sporangienfrucht der recenten Marsilien in
Australien sehr erinnert, zur Bekräftigung dieser An-
nahme noch den stichhaltigen Grund an, dass auf einer
von diesen Früchten eine fadenförmige, in der Mitte
Fig. 34. Marsilia perucensis etwas verdickte Spirale wahrzunehmen ist, die einem
(Vel.) Bayer. — Von Vysero- matt abgedrückten, ausgewundenen Sporangien-
u mi ee in träger einer solchen Sporangienfrucht entsprechen
Aa Er e/eN0Y dürfte. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky führt in seiner Kvötena diese
Früchte unter dem Namen M. cretacea Vel. an. Da aber schon Heer in seiner
„Flora der Ataneschichten“ im J. 1882. pag. 39. Tab. XVI. Fig. 11. eine Frucht unter
dem Namen M. cretacea Heer beschrieben und abgebildet hat, und die beiden
Früchte vorläufig nicht zu einer und derselben Art gezogen wurden, wird es wohl
vortheilhaft sein, den Namen M. cretacea Vel. inM. perucensis umzuändern.
Fundorte: Vyserovie. Schieferthon. Einige Exemplare. Zippenz. Schieferthon.
1 Exemplar.
Sagenopteris variabilis Vel.
(Thinnfeldia variabilis Velen.: ymnospermen, pag. 6. Tab. II. Fig. 1—5. Tab
III. Fig. 12. Velen.: Vesmir XV. Jhg., pag. 8. Fig. 5.
Sagenopteris variabilis Velen.: Ky&tena pag. 40, 48, 52, 56, 57.) Fig. 35.
Blättchen stark ungleichseitig, dreieckig bis rund-
lich, ganzrandig, vorne abgerundet, am Grundein einen
kurzen, dicken Stiel verschmälert. Die zahlreichen, dün-
nen, strahlförmigen Nerven laufen in eine gemeinschaft-
liche Linie zusammen, welche bald in der Mitte liegt,
bald rechts oder links in der Btattspreite gerückt ist.
Die Nerven sind reichlich, netzadrig verzweiet.
Bisher sind nur einzelne Blättchen gefunden worden,
dıe unsymmetrische Form derselben aber scheint darauf
hinzuweisen, dass es nur Glieder eines grösseren, zu-
sammengesetzten Blattes sind, die, nach Allem zu schlies-
sen, Blättchen einer Sagenopteris darstellen, deren Fig. 35. Sagenopteris variabilis
Blätter nach Art derjenigen von Sagenopteris rhoi- vol. — Von Kuchelbad. Blätt-
folia Presl, also in zwei Paare handförmig ausgesprei- chen. Y/, natürl. Grösse.
87
teter Fiederblättchen, getheilt waren. — Diese Kreide-Pflanze, als letzter Re-
praesentant der im Rhaet und Oolith am üppigsten gedeihenden Gattung, ist
wie die Nilssonia für die Kuchelbader Schichten sehr charakteristisch. Ob
sie mit den Früchten der Marsilia perucensis (M. cretacea Vel.) in Ver-
bindung gebracht werien soll, ist bisjetzt unentschieden.
Fundort: Kuchelbad. Gelblichweisser und bräunlichgrauer Thon. Nicht selten.
Selaginella diehotoma Vel.
Velen.: Farne, pag. 29. Tab. VI. Fig. S—-11. idem: Kv&tena, pag. 48, 52, 56, 73.) Fig. 36.
„Aestchen dünnstengelig, regelmässig wiederholt
dichotomisch verzweigt, zweireihig mit dünnhäutigen,
zugespitzten, vorwärts gekrümmten Blättchen besetzt.
Die Abdrücke treten aus der Steinplatte nur matt hervor,
die Blättchen sehen sehr subtil aus, nur die dünnen
und überall gleich dicken Stengelchen sind etwas deut-
licher. Aus dem ganzen Habitus, aus der regelmässigen
Verzweigung der dünnen Stengel, sowie aus den zwei-
reihigen Blättchen lässt sich schliessen, dass die Bruch- Fig. 36. Selaginella dichotoma
stücke, welche uns von dieser Pflanzenart vorliegen, Vel. — Von Vyserovic. —
gewiss zu der lebenden Gattung Selaginella angehören. Zweigstück in natür. Grösse.
Selaginella arctica Heer (Die foss. Fl. Grönl. 1.), a
ist von unserer Pflanze specifisch verschieden, indem sie viel grösser und nicht
wiederholt dichotomisch verzweigt ist. Die Blättchen sind auch anders gestaltet.“
(Nach Velenovsky.)
Fundort: Vyserovie, nicht häufig.
Pseudoasterophyllites eretaceus (Ot. Feistm. sp.) Vel.
(Asterophyllites ceretaceus 0. Feistmantel.
Pseudoasterophyllites eretaceus (0. Feistm. sp.)
Velen.: „Neue Beiträge“. Sitzb. 1886, pag. 643. Fig.
19—25.
Idem: Kve&tena pag. 44, 48, 52.) Fig. 37.
Stengel in regelmässigen Entfernungen gegliedert,
ästig. Auf diekeren Theilen sind matte Andeutungen
von Blättern oder Wurzeln, welche von den Knoten
wirtelartig abstehen. Hier beginnen auch die gabeligen
Verzweigungen, die sich mehrmals wiederholen und an
den Knotenstellen regelmässige Blattquirle von 6 Blät-
tern tragen. Blätter schmal-lineal, kurz zugespitzt, ganz-
5 randig und nervenlos. Unter dem Mikroskope zeigt die
getzveue % Bm) en: Epidermis längs-gezogene hexasonale, ziemlich dick-
— Von Lippenz. Zweigstück TTS oO % B
in natürl. Grösse. (Copie nach Wandige, überall gleich geformte Zellen und hie und da
Velenoysky.) rundliche, aus zwei einfachen Schliesszellen gebildete
Fig. 37. Pseudoasterophyllites
88
Spaltöffnungen. — Fruchtstände stellen längliche Zäpfchen dar (etwa 13 mm lang,
3 mm breit), welche aus mehreren, breiten, ganzrandigen und kurz zugespitzten,
spiralig geordneten Schuppen zusammengesetzt sind.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es eine cryptogamische Wasser-
pflanze. Eine Conifere kann es nicht sein. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Löppenz. Aschgrauer, bröckeliger Schieferthon, hie und da sehr
reichlich.
Gymnospermae.
Nilssonia bohemica Vel.
(Velenovsky: Gymnosp. pag. 11. Tab. II. Fig. 25—28. Ves-
mir XV. Jhg., pag. 8. Fig. 4 Kvetena, pag. 49, 53, 67.)
Fig. 38.
Blätter lang-lineal, bis über 15 cm lang und 25 mm
breit, mit parallelen Rändern, vorne stumpf abgerundet,
an der Basis verschmälert, ganzrandig oder seicht ein-
geschnitten bis lappig getheilt, derb, lederartig. Mittel-
nerv gerade, sehr dick, stark hervortretend, in der Blatt-
spitze merklich verdünnt, kurz auslaufend. Secundaer-
nerven einfach, parallel, sehr dicht, im fast rechten
oder sehr stumpfen Winkel auslaufend. Diese schönen
Blattreste sind für die Schichten von Kuchelbad cha-
rakteristisch.
Nilssonia Johnstrupi Heer aus der Kreide
Grönlands ist unserer Art am nächsten verwandt, doch
die Blätter vonKuchelbad sind viel länger und schmäler.
Die mesozoische Nilssonia polymorpha
| Schenk, die häufiger in segmentierten Formen vorkommt,
Fig. 38. Nilssonia bohemica scheint Velenovsky von der böhm. Kreide-Nils-
Vel. — Von Kuchelbad. — R . 4 R R
Die Hälfte der nat. Grögge, J0nia specifisch nicht verschieden zu sein. Er betrachtet
Die Seeundaernerven Jene für einen direkten Vorgänger der böhm.
sind hier zu schief angedeutet. Kreide Art. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Kuchelbad. Häufig im weissgelblichen
und graubraunen Perucer Thon. Mseno?—!
Dioonites eretosus (Reich. sp.) Schimp.
(Pterophyllum eretosum Reiche in Cotta, geogn. Wanderungen ],. pag. 58. — Gaea sa-
xonica p. 134. - Goeppert: Zur Fl. d. Quaders. in Schlesien, pag. 9, 10. Tab. XXXVII.
Fig. 14. — Dioonites eretosus (Reich. sp.) Schimper: Trait& de paleont. veget II.,
pag. 211.— Bayer: „Einige neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhmen“, pag. 25. Fig. 8.)
Fig. 39.
39
Blatt einmal gefiedert, mit festen, dicken 1’5 cm breiten, linealen, dicht
nebeneinander stehenden, aber vollständig getrennten, dicken Fiedern, welche au
der kaum erkennbaren Rhachis mit der ganzen Breite sich berührend angeheftet
und in unserem Falle beinahe gegenständig sind. Nerven dick, sehr markiert,
einfach, mit den parallelen Rändern der Fieder parallel verlaufend, etwa 11—13
an der Zahl auf jeder Fieder.
Fig. 39. Dioonites cretosus (Reich sp.) Schimp. — Von Hofic. — Blattbruchstück nach einem Gyps
abguss photographiert. (Die Rhachis ist an dem Originale durch die Fiedern verdeckt.) — Etwas
verkleinert, beinahe in natürl. Grösse.
Der Abdruck stimmt mit demjenigen von Niederschöna, welchen
Goepppert in seiner „Flora des Quadersandsteins in Schlesien“
abgebildet und sehr gut geschildert hat, vollständig überein, nur sind die Fiedern
an dem mir vorliegenden Exeinplare nicht alternierend.
Fundort: Dieses schöne Bruchstück des Blattes wurde dem Landes-Museum
auf mein Ansuchen nebst noch anderen interessanten Pflanzenabdrücken aus dem
(uadersandstein von Horic, von der Direction der k. k. Bildhauer- und Steinmetzer-
Fachschule in Horie und zwar von dem k. k. Director Herrn Wilhelm Do-
koupil, Ritter des k. k. oesterr. Franz-Josef-Ordens etc. bereitwilligst geschenkt.
90
Podozamites obtusus Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 9. Tab. I. Fig. 8, 9. — Kve&tena, pag. 39, 48, 52.)
Blätter (Blattfiedern?) aus verkehrt eiförmiger Spitze allmälig in einen
langen Stiel verschmälert, ganzrandig, derb lederartig, 10cm lang, im oberen
Drittel 23 mm breit, der Stiel 3- 4mm breit. Blattspreite grob und ziemlich locker
genervt. Nerven (etwa 19 an der Zahl) untereinander beinahe parallel verlaufend,
unten also feiner, oben dieker werdend, münden im Rande der Blattspitze ohne sich
zu biegen; im Blattstiele verwandeln sie sich in feine, scharfe Längsrunzeln. Die
ganze Blattfläche ist (unter der Loupe) sehr fein längsgestreift. (Nach Vele-
novsky.)
Bisjetzt ist es noch fraglich, ob diese schönen Blattreste ganze Blätter oder
nur Blattfiedern darstellen.
Fundorte: Nehvizd. Perucer Sandstein, in 3 Exemplaren. — Hloubetin (Vy-
sotan). Poröser Schieferthon. Nicht selten. — ? Lidie. — Lippenz. Selten, aber
schön erhalten.
Podozamites longipennis Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 10. Tab. I. Fig. 7. — Kvetena, pag. 6, 48, 52. Tab. III. Fig. 9.)
Blatt wahrscheinlich gefiedert, Blattfiedern lineal, bis über 10 cm lang, 1'/, em
breit, mit parallelen Rändern, am Grunde mässig verschmälert, jedoch nicht mit
einem deutlichen Stiele beendet, lederartig. Blattfiederfläche mit groben, seicht
hervortretenden, lockeren Nerven gestreift.
Durch die lang verschmälerte Basis der Blattfiedern, durch die groben und
locker stehenden Nerven ist diese Art von Pod. latipennis und auch von
anderen ähnlichen Arten zu unterscheiden, von denen sie noch durch ihre bedeu-
tende Grösse abweicht. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Bohdänkov bei Liebenau. Perucer Schieferthon. Nieht häufig.
Podozamites latipennis Heer.
(Heer: Flora der Atanesch. (Fl. foss. arct. VI. Bd. II. Abth. pag. 42.)
Velen.: Gymnospermen, pag. 10. Tab. II. Fig. 6. — Vesmir XV. Jhg. pag. 8. Fig. 3. —
Kvetena, pag. 48, 52.
Bayer: „Binige n. Pfl. d. Perucer Kreidesch. in B.“ pag. 26. Tab. II. Fig. 3.)
Fig. 40.
Blätter gefiedert, gross; Blattfiedern alternierend, doch zu 2 etwas genähert,
länglich, 10 cm bis noch weit darüber lang und 12—16 mm breit, gegen die Basis
verschmälert, aber immerhin noch mit 5—10 mm breiter Basis an den Rand der Ober-
seite der Spindel befestigt. Die Blattfiedern erreichen vom Grunde aus bald ihre
volle Breite, die Seiten sind dann ein Stück parallel, dann aber verschmälert sich
die Fieder und lauft in eine Spitze aus. Nerven sehr zart und dicht beisammen
(etwa '/, mm von einander entfernt) stehend, nur am Grunde gabelig getheilt,
91
dann schön parallel und bis in die Spitze, wo sie wieder
zusammenneigen, hinein laufend, 23 bis 31 an der Zahl.
(Nach Heer, Velenovsky und nach meiner Be-
obachtung.)
Fundorte: Bohdankov (Liebenau). Rother Schiefer-
thon; nicht häufis. Auchelbad. Grau-brauner und gelb-
röthlicher Thon; nicht häufig.
NL
Fig. 40. Podozamites latipennis
Heer. — Von Liebenau. —
Podozamites Eiehwaldi (Schimp.) Heer. Der untere Theil einer Blatt-
i fieder mit der verschmälerten
(Podozamites Eichwaldi Schimper Trait@ de pa- Basis, ®/, der natürl. Grösse.
l&eont. veget. II. pag. 160. — Heer: Fl. foss. arct
IV. Bd. pag. 37. Var. b. pinnis latioribus, ovato-oblongis. Tab. VIII. Fig. 1—4,
Velen.: Gymnosp. pag. 11. Tab. 1]: Fig. 9, 10, 23. — Kyetena pag. 49, 52.)
Blattfiedern lanzettlich, in der Mitte am breitesten, vorne stumpf, am Grunde
in einen dieken, kurzen Stiel verschmälert, lederartig. Die Blattfiederfläche fein,
dicht und gleichmässig genervt.
Die Blattfiedeın sind denjenigen von P. lanceolatus Heer der ganzen
Tracht nach ziemlich ähnlich, sie sind aber viel grösser und in der Mitte sehr breit.
Ob sie als selbständige Species, oder nur als Abart des P. Janceolatus angesehen
werden sollen, lässt sich aus unseren Materiale nicht se leicht ermitteln. (Nach
Velenovsky).
Fundort: Kuchelbad. Weisslicher Thon Ziemlich häufie.
Podozamites lanceolatus (Lindl. et Hutt. sp.) Heer.
(Heer: Flora foss. arct. IV. Th. pag. 35. Tab. VII. Fig. 1—7. c, d.
Velen.: Gymnosp. pag. 11. Tab. I. Fig. 11—19, 24. — Neue Beitraege, Sitzb. 1886.
pag. 642. Fig. 18. — Vesmir XV. Jhg. pag. 8. Fig. 1. — Kvetena. pag. 49, 52. 67.
Krasser: „Kreidefl. v. Kunstadt“, pag. 144. Tab. VI. Fig. 13.) Fig. 41.
Blätter gefiedert; Blattfiedern lineal, vorne
und an der Basis allmälig verschmälert und hier
in einen kurzen, geraden Blattstiel abgetheilt,
stumpflich, ganzrandig, lederartig. Nerven parallel,
dicht, fein und gleichmässig dick.
Diese schöne Pflanze, die in den verschie-
densten Ländern vom Jura bis in die Kreide ver-
breitet ist, hat sich in den Ablagerungen von
Liebenau nicht nur in einzelnen, häufig vorkom-
menden Fiederblättehen, sondern auch in einem
schön gefiederten Blattstücke erhalten. (Nach Ve-
Fig. 41. Podozamites lanceolatus Jen NR de EIER)
(Lind. et Hutt. sp.) Heer. — Von fundorte: Kuchelbad. Grauer Perucer Thon.
Kuchelbad. — Blattfieder, etwa , ehr häufiz. Bohdankov (Liebenau). Röthlicher
der nat. Grösse. Schieferthon. Sehr häufig. Stradonie.
92
Podozamites pusillus Vel.
(Velen.: Gymnospermen, pag. 11. Tab. II. Fig. 20—22, 21a. Idem: Kve&tena, pag. 49, 52.
Vesmir, XV. Jhg. pag. 8. Fig. 2.) Fig. 42.
„Blätter gefiedert; Blattfiedern klein,
a rundlich-elliptisch, vorne und unten abgerundet,
FIN AED mit einem kurzen, aber deutlichen Stiele, gleichmässig
Yy- parallel fein genervt.“
We Ebenso wie Pod. Eichwaldi, kann auch diese
Fig. 42. Podozamites pusillus Art als eine Form bezw. Abart des Pod. lanceolatus
Vel. — Von Kuchelbad. — angesehen werden; vorläufig ist sie aber noch getrennt
Blattstück in natürl. Grösse.
zu halten. Sie repräsentirt die kleinste Art unter
(Nach Velenovsky.)
allen bisjetzt bekannten Arten von ihrer Verwandschaft,
denn sie hat noch kleinere Blätıchen als die ähnlichste jurassische Art Podoz.
Reinii Geyler. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Kuchelbad. In den weisslichen Perucer Thonen, ziemlich häufig.
Zamites bohemiecus Vel.
(Cycassp. Velen.: Sitzb. 1886 pag. 642. — Zamitesbohemicus Velen.: Kve&tena, pag.
6. Tab. II. Fig. 7, 8. pag. 49, 53. — Vesmfr XXI. Jhg. pag. 212. Fig. 1.) Fig. 43.
Das Blattfragment zeigt eine
ungewöhnlich starke Mittelrippe
von welcher beiderseits in glei-
chen Entfernungen lineale, derb
lederartige Blättehen abspringen.
Die Blättchen sind nervenlos und
kommen in den Schiefern auch
vereinzelt vor. Daraus ist zu
sehen, dass die Blättehen wie bei
Podozamites von der Mittel-
rippe abfielen. Die in diesen
Schieferthonen häufig vorkommen-
den Blättchen von Podozamites lanceolatus sind aber verschieden und leicht zu
unterscheiden. (Velenovsky).
Fundort: Bohdankov bei Liebenau. Häufig.
Fig. 43. Zamites bohemicus Vel. — Von Liebenau. —
Gefiedertes Blattfragment. Natürl. Grösse. (Nach Ve-
lenovsky.)
Microzamia gibba Cda.
(Corda, in Reuss: „Versteinerungen der böhm. Kreidef.“ pag. 85. Tab. XLVI. Fig. 1—10.
Conites gibbus Reuss, Geogn. Skizz. 2. pag. 169.
Microzamia gibba Cda, Velenovsky: Gymnosp. pag. 6. Tab. III. Fig. 5—16; Tab. IV.
Fig 6.; Tab. V. Fig. 8. — Vesmfr, XV. Jhg. pag. 8. Fig. 6-8. - Kvetena pag. 48
66.) Fig. 44.
Diese Pflanze ist uns bisher nur inZapfen
und abgefallenen Schuppen und Samen be-
kannt.
Fruchtzapfen länglich, ceylindrisch, bis über
10cm lang und 2'/, cm breit, vorne kurz zuge-
spitzt, am Grunde verschmälert, auf langen, dicken,
verzweigten Stielen. Fruchtschuppen dünn, flach,
am Ende in ein sechseckiges, in der Mitte mit
zwei Höckerchen versehenes Schildchen verbreitert,
das mit einer Schicht grober, senkrecht stehender
Haare überzogen ist, so dass man an den Ab-
drücken der Oberfläche der Schildchen ein sechs-
eckiges Feld sieht, welches überall dicht und scharf
punktiert ist und in der Mitte zwei tiefe Grübchen
trägt. Schuppen zweisamig. Samen ellipsoidisch,
aus einer äusseren, fleischigen Testa und einem
körnig punktierten, hornartigen Kerne bestehend.
Früchte sammt der Schuppe ab-
fallend.
Alle wesentlichen Merkmale
sprechen für die Verwandtschaft
dieser Zapfenabdrücke mit den
jetzt lebenden Zamieen und den
nächst stehenden Typen. (Nach
Velenovsky.)
Eundorte: Yyserovic, sehr Fig. 44. Microzamia gibba Corda. — Von Vyserovic
häufig. Perucer Schieferthon. Kou- a) Zapfen. Etwa die Hälfte der nat. Grösse. Ein
nic, selten; Zidie und Otruby! wenig restauriert. — b) Zapfenschuppe mit 2 Samen
selten; Vidovle, selten. Perucer von der Seite abgedrückt, in nat. Grösse. — c) Same,
Schieferthon. in nat. Grösse. (Nach Velenovsky.)
Krannera mirabilis Corda in lit.
(Dammarites albens Presl. Stnbg. Flora d. Vorw. II. pag. 203. Tab. LII. Fig. 11, 12. —
Schenk im Zittels Handbuch pag. 279.
Dammarites crassipes Goepp. Fl. d. Quad. in Schl. und Monogr. d. foss.
Conif. — Kvety, Jhg. 1871, pag. 268.
Corda in lit. „Zur Flora der Vorwelt“ pag. 55. Tab. XII. Fig. 1.sub Krannera mirar
bilis Cda. Idem: sub Pinus papyracea, pag. 37.1. c. Tab. XIII. Fig. 2.
Velen.: Gymnospermen, pag. 1. Tab. I. Fig. 1—7, 10—13. Tab. IV. Fig. 1, 2, 4, 7, 8, 9. —
Vesmir, XV. Jhg., pag. 32. Fig. 10-13. — Ueber einige neue Pflanzenf-
d.böhm. Kreidef. (Sitzb. 1837. pag. 596. — Kvetena, pag. 49, 53.
Engelhard: Ueber böhm. Kreidepfl., pag. 116. (Früchte.) Idem: sub. Pinus spec»
pag. 98. Tab. I. Fig. 2.) Fig. 45.
Cylindrische 1'/, cm dieke, mit breiten Blattnarben bedeckte Stengel, mit
einem zapfenförmigen Gebilde endigend, welches aus dicht stehenden, spiralig an-
94
geordneten, dieken Schuppen zusammengesetzt ist. Diese zapfenförm. Gebilde
häufig vom Stengel abgebrochen vorkommend, kugelig, 4—6cm im Durchmesser,
sind nur vegetative Axenenden. Die Schuppen dieser scheinbaren Zapfen sind nur
Blattbasen von den eigentlichen vegetativen Blättern, die selbst meistens schon
abgefallen oder abgebrochen, an manchen Exemplaren aber noch theilweise und in
Verbindung mit der in Rede ste-
henden Blattbasis gut erhalten sind.
Diese Blattreste, die noch einem
solchen scheinbaren Zapfen aufsitzen,
sind ebenso fest lederig und ähnlich
gestreift, wie die grossen, riemen-
förmigen, überall im Sandstein zer-
streuten Blätter (Fig. 5), welche
früher schlechtweg als Fetzen von
Flaberallia chamaeropifolia Göpp. be-
stimmt würden und die nun Vele-
novsky mit der Krannera in Ver-
bindung bringt. Diese Blätter, bis
4) cm lang und 3 cm breit, sind den
Cordaiten-Blättern sehr ähnlich, wa-
ren ebenso derb lederartig, ja viel-
leicht noch derber, da sie gewöhnlich
platt abgedrückt und ausserordentlich
selten nur ganz wenig an den Rän-
dern der Spitze umgerollt zu finden
sind. Die Nervation derselben be-
steht aus vielen parallelen, nicht star-
ken Nerven. DieFläche zwischen den
einzelnen Nerven ist etwas gewölbt
und mit anderen 2—4 höchst feinen
Nerven durchzogen. Die Blattbasis
Fig. 45. Krannera mirabilis Borda. — Von Nehvizd. ist seicht bogenförmig abgestuzt und
a) Stengel mit einem scheinbaren Zapfen, an welchem Entspricht vollkommen der rinnen-
nebst den Schuppen noch einige Blattstücke erhalten förmigen Blattnarbe auf den Schuppen
sind. Etwa die Hälfte der nat. Grösse. db) Blatt. der oben erwähnten zapfenartigen
'/; der nat. Grösse. c) Frucht, %, der nat. Grösse, Axenenden.
d) Dieselbe im Durchschnitt. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky fand bei Kralup diese
Axenenden in solchem Zustande, dass hier nach ihm schon kein Zweifel sein kann,
dass es keine Zapfen, sondern nur vegetative Achsen sind. Aus dem Grunde kann
man schon an eine nahe Verwandtschaft der Pflanze mit den Cordaiten schliessen,
umsomehr als in demselben Sandstein, besonders bei Nehvied und Vyserovic, sehr
oft wallnussgrosse, kugelige, mehr weniger zusammengedrückte Gebilde vorkommen,
die an Cordaiten-Früchte viel erinnern und sehr wahrscheinlich zu unserer Kran-
nera gehören, so dass aus allem die Zugehörigkeit der Pflanze zu den Gymno-
spermen ausser Zweifel steht. (Nach Velenovsky.)
95
Fundorte: Vyseroviec, Kounic, Nehvizd, Vojice bei Jitin, Horiec,
Sandstein. Sehr häufig. — Mseno (Charvatec), Sandstein. Kralup, Hloubetin, Liebenau,
Schieferthon. Kuchelbad ?
Unter dem Namen: Pinus spec.
hat Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 98. Tab. I. Fig. 2. einen Krannera-Stamm
als einen Pinuszapfen beschrieben und abgebildet.
Dieser Zapfen, den ich in beiden Exemplaren gesehen habe, ist nur ein
einziger Krannera-Stamm, und zwar im Druck und Gegendruck vorliegend.
Die von Engelhardt gelieferte Figur 2. nach einem Papierabklatsch gezeichnet,
(diesen habe ich nicht gesehen), entspricht dem Hohldruck des Stammes und ist,
wie ich glaube, umgekehrt dargestellt, da die untere Partie der Figur noch einen
Blatt-Rest zeigt, der an dem wirklichen Hohldruck die Spitze des ganzen Ge-
bildes krönt, auf die Weise, wie es noch weit besser an einem Exemplare (auch
nur einem Krannera-Stamme) zu sehen ist, das Corda in seinem Manuscript:
„Zur Flora der Vorwelt“* Tab. III. Fig. 2. abgebildet und als Pinus pa-
pyracea beschrieben hat (pag. 37.).
Fundort: Vyserovic. Perucer-Sandstein.
Podoearpus eretacea Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 13. Tab. XII.. Fig. 5—11. — Kvö&tena, pag. 49.
Podocarpus spec. Vel. Sitzb. 1887. pag. 596. Fig. 9.) Fig. 46.
Blätter flach, lineal, am Grunde und an
der Spitze kurz verschmälert, lederartig, aus-
ser dem starken, nicht hervortretenden Mittel-
nerven keine Nervation mehr zeigend, an
Zweigen spiralig (nicht zweireihig) angeordnet.
Bei der Zweigspitze stehen die Blattpolster,
folglich auch die Blätter dichter beisammen. IQ
(Weder Blüthen noch Früchte.) (Vele-
novsky.) Fig. 46. Podocarpus cretacea Vel. Zweig-
Fundorte: Melnik. Hellgrauer Perucer stück; von Vidovle in nat. Grösse. (Nach
Schieferthon. Einzelne Blätter, Vidovle. San- Velenovsky).
diger Thon. Ein Zweigfragment mit Blättern.
Dammara borealis Heer.
(Velen.: Kv&tena, pag. 7. Tab. I. Fig. 28, 29. pag. 21, 37, 49, 53, 57, 73. — Vesmir XIII. Jhg.
pag. 197. Fig. 7. — Vesmir XXI. Jhg. pag. 212. Fig. 2, 3.) Fig. 47.
Einzelne Zapfenschuppen, die in der Grösse etwas variabel dennoch aber
kleiner sind als die Zapfenschuppen, die Heer abbildet. Die Schuppen, welche
Velenovsky beschreibt, sind „vorne bedeutend verbreitert, kurz geschnäbelt, nach
unten dann stielförmig schnell verschmälert. Die breite obere Partie der Schuppen
ist steil gewölbt und vorne in einen nach hinten gerichteten Schnabel zusammen-
gezogen. Die untere, verschmälerte Partie der Schuppe ist schwach längsgestreift und
96
in der Mitte ein wenig gekielt. Gegenabdrücke dieser Zapfenschuppen haben oben eine
breite, schwach concave Querrinne und sind der ganzen Länge nach durch bogenförmige
Runzeln gestreift. Die Schuppen gehören gewiss einer Dammara an, obzwar wir bei
ihnen die flügelartige Berandung der unteren, keilförmigen Partie, wie sie bei den
Zapfenschuppen der lebenden Arten vorkommt,
nicht finden. (Nach Velenovsky.)
In seiner Kvetena spricht sich Ve-
lenovsky pag. 21 in dem Sinne aus, dass
& die von ihm in der Flora IV. Th. Tab. II.
3 2 1 Fig. 8—11. abgebildeten, vermeintlichen Eu-
Fig. 47. Dammara borealis Heer. — Von calyptus-Fruchtbecher (nicht Fruchtdol-
Varengeiz; — Zapfenschuppen, nat. Grösse. len!) nur Fruchtschuppen der D. bore-
1. Treues Schuppenbild. — 2. Restaurirte ];5 seien, also hierher gehören. Ich selbst
Zapfenschuppe, — 3. Zapfenschuppe. ö 2: : :
(Copie nach Velenovsky.) trete dieser Anschauung bei, insoweit es sich
da überhaupt um Dammara-Schuppen
handelt. Schon Heer: Florader Ataneschichten in der Fl. foss. arct. VI.
Bd. II. Abth. zeichnet page. 93. Tab. XLVI. Fig. 12 d ein becherförmiges Körperchen,
das er zu dem Eucalyptus Geinitzi als Blüthenknospe rechnet, welcher Abdruck den
unseren Dammaraschuppen sehr ähnlich ist. Dasselbe gilt von den Frucht-
becher- Abdrücken, welche Krasserin seinen „Btg. zur Kenntniss d. Kreide-
flora von Kunstadt“ pag. 136. Tab. XVI. Fig. 3, 6 abgebildet und zu Euca-
Iyptus Geinitzi hingestellt hat. Die entsprechen vollkommen den Dammara-Schuppen,
welche Velenovsky in der Kve&tena |. ce. zeichnet. (Vergl. unsere Figur 1, 2.)
Fundorte: Vyserovie, Kounic, Lidic, Landsberg, Schieferthon, sehr
häufig, Hloubetin, Lippenz, Bohdänkov bei Liebenau und Peruc, Schieferthon, seltener.
Dammarophyllum striatum Vel.
(Podozamites striatus Velen. Gymnospermen pag,
10. Tab. II. Fig. 8. — Neue Beitge. Sitzb. 1886. pag.
641. Fig. 17.
Dammarophyllum striatum Velen. Kvetena pag. 7,
49, 53.
Dammarophyllum bohemicum Vel. Kv&tena pag. 56,
71, 73.) Fig. 48.
Blätter elliptisch, vorne und an der Basis abge-
rundet, mit einem sehr kurzen, undeutlichen,
dicken Stiele. Dieses Blatt unterscheidet sich von allen
böhmischen Cycadeen-Arten durch mehrere Merkmale.
Es zeigt wohl dieselbe fest lederartige Beschaffenheit,
lässt aber auf der Oberfläche ziemlich feine parallele
Längsstreifen und zwischen diesen noch andere, stellen-
weise verwischte Mittellinien unterscheiden Die
Nervation der meisten ‚Podozamites-Arten be- Velen NEE
steht dagegen aus ziemlich starken, parallelen Nerven ;n nat. Grösse. (Copie nach Ve-
derselben Art. Eine verwandte Nervation wie das lenovsky.)
Fig. 48. Dammarophylium striatum
IT
Liebenauer Blatt zeigen höchstens die Krannera-Blätter, obwohl die letztere
viel regelmässiger ist und überall deutlich hervortritt. Velenovsky glaubt also
(Neue Beiträge 1886. pag. 642.), dass diese schönen Blattabdrücke von einer
Dammara-Art herrühren, da nicht nur ihre Form, sondern auch die Nervation
derjenigen der Dammara-Blätter, insbesondere der lebenden D. Binoti entspricht.
(Nach Velenovsky.)
Fundorte: Bohdankov bei Liebenau. Röthl. Schieferthon, selten. Kuchelbad.
Bräunlich-grauer Thon, sehr selten. —!
Cunninghamia elegans Corda.
(Cunninghamites oxycedrus Presl, Sternberg: Fl. d. Vorw. II. pag. 203. Tab. 48. Fig. 3.
Tab. 49. Fig. 1. — Goeppert: Mon. d. foss. Conif. pag. 240. Tab. 47. Fig. 2.
Cunninghamia planifolia Corda in Reuss, Verstein. d. b. Kreidef. pag. 93. Tab. L.
Fig 1—3.
Cunninghamia elegans Corda ibid. pag. 93. Tab. XLIX. Fig. 29—31. — Velen.: Gymnosp,
pag- 14. Tab. IV. Fig. 5. Tab. V. Fig. 1, 7. Tab. VI. Fig. 5. Idem: Sitzb. 1886. „Neue
Beiträge“ pag. 634. Fig. 1-5. — Kyvetena: pag. 38. etc. pag. 49, 53, 57, 68, 72, 73.
— Vesmir: XV. Jhg. pag. 32. Fig. 15.) Fig. 49.
Dicke, gerade, einfache oder wenig verzweigte Aeste mit schief abstehenden,
linealen, an der Basis kurz, gegen die Spitze allmälig und fein verschmälerten,
ganzrandigen, flachen, lederartigen Blättern, die anmanchen Exemplaren 5 deutliche,
parallele Nerven zeigen. Blattpolster der jüngeren
Zweige länglich oder rundlich-rhombisch, vorne
stumpf abgerundet, oben mit einem Grübchen,
unterhalb dessen durch die Mitte des Polsters
eine Rinne herabläuft.
Fruchtzapfen 4—6 cm lang und etwa 2 cm
breit. Schuppen etwa 15 mm lang, S mm breit,
flach, geschnäbelt und längs gerunzelt. In der
Mitte der Schuppe erhebt sich ein querverlaufender
Kiel, von welchem ein flacher, breiter Schnabel
über eine Querrinne emporsteigt.
Die beblätterten Aeste sind von denjenigen
der lebenden Cunninghamia sinensis nur
wenig verschieden. Die Schuppen der fossilen
Fruchtzapfen entsprechen aber in auffallender Weise
den Zapfenschuppen vonder Dammara austra-
lis, so dass die Cunningh. elegans einen
Uebergang von der Gattung Cunninghamia
zu der Gattung Dammara zu bilden scheint. a
(Nach Velenovsky.) E 3 Fig. 49. Cunninghamia elegans Cda.
Fundorte: Vyserovic, Peruc, Mseno, ) Zweig, etwa um ein Drittel ver-
Kralup, Schieferthon, sehr häufig. Kuchelbad, kleinert. 5) Blatt in nat. Grösse.
Dr. A. FriC u. Edy. Bayer: »Perucer Schichten». 7
98
eine riesige, etwas abweichende Form, sehr häufig. —! Horic Sandstein! Vidovle,
Hloubetin, Lidie, Otruby, Lippenz, Landsberg, Stradonice, nicht sehr häufig.
Schieferthon.
Cunninghamia stenophylla Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 15. Tab. V. Fig. 2, 4, 10,16. Cunninghamia elegans Corda, Velen.:
Neue Beitgez. Kenntn. d. Pfl. d. böhm. Cenomans 1886. pag. 636.und Kvetena.)
Velenovsky stellt diese Pflanzenüberreste zu der Cunninghamia, da die
Blattpolster und Blätter denjenigen von Cunninghamia elegans Cda. gleich-
gestaltet sind, nur sind die Blätter der C. stenophylla viel schmäler und zweimal
ja noch mehr kürzer als sie bei der ersteren gewöhnlich sind, so dass der be-
blätterte Zweig ein anderes Äussere hat als bei C. elegans. Es ist möglich, dass
die Cunninghamia stenophylla nur eine gracile, kleinblättrige Form der
vorhergehenden Art ist, umsomehr, da bei Landsberg in ihrer Gesellschaft
dieselbe Zapfenform gefunden wurde, die derjenigen von VySerovic entspricht,
welche zu der C. elegans gebracht wird. (Nach Velenovsky.)
Deswegen zieht Velenovsky in seiner Kvetena (siehe auch Sitzb. 1. ce.
pag. 636.) die beiden Arten unter dem Namen Cunninghamia elegans Corda
zusammen.
Fundorte: Vidovle, Landsberg, Lippenz. Schieferthon. Häufig, bis sehr
häufig. Vyserovic, Hloubetin, Kralup. Schieferthon. Spärlich.
Arauearia bohemica Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 8. Tab. 1. Fig. 20—24. — Vesmir, XXI. Jhg. pag. 212. Fig. 4, 5.) Fig. 50-
„Zapfenschuppen keilförmig, unten
scharf zugespitzt, dick, vorne wulstförmig
gedunsen, auf der Oberfläche mit Runzel-
streifen versehen, die gegen den oberen Rand
hin zusammenlaufen. Nur an zwei Schuppen
ist eine kurze Spitze wahrnehmbar, au eini-
gen ist aber noch die kielartige Anschwel-
lung in der Mitte der unteren, keilförmigen
Fig. 50. Araucaria bohemica Velen. — Von Partie, in deren Höhlung der Same sass, gut
Lippenz. — Zapfenschuppen, nach Vele- zu sehen. Zapfen kugelförmig, aus vielen,
novsky. — 1. Schuppenabdruck, natürl. piralig gestellten Schuppen zusammengesetzt,
Grösse. 2. Restaurirte Zapfenschuppe. (Nach die den Eruchtschunnen von dor
Velenovsky.) ppen
Ar. brasiliana Lamb. ähnlich sind. Die
Ligula ist an den Abdrücken nicht zu sehen. Beblätterte Zweige hat Ve-
lenovsky für die A. bohemica in den Kreide-Ablagerungen bisjetzt nicht
entdeckt. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Zippenz. Schieferthon. Nicht häufig.
Pinus longissima Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag.29, Tab. I. Fig. 14-17. — Vesmir XV. Jhg. pag. SO. Fig. 29, 30,31, —
Kvötena pag. 49, 53, 57, 73.) Fig. 51.
Zapfen 31cm lang, 3cm im Durchmesser, beinahe der ganzen
Länge nach gleichmässig dick, eylindrisch, am Grunde abgerundet
mit einem starken etwa 3cm langen Stiele. Schuppen mehr als
2cm lang, unterhalb des Schildchens etwa S mm breit und von
hier gegen die Basis hin allmälig verschmälert, holzig. Schuppen-
schildchen rhombisch, ein wenig gewölbt, mit einem undeutlichen
Grübehen in der Mitte Samen ellipsoidischh zu zweien der
Schuppenbasis aufsitzend. (Velenovsky.)
Fundort: Kralup. Vom H. Prof. Dr. A. Fric in einer Schichte
gefunden, welche über den Perucer Sandsteinen liest und aus einem
grobkörnigen, mit grösseren Quarzstücken gemischten Sandsteine
(Drozdi genannt) besteht. Perucer Schichten.
Pinus Quenstedti Heer.
(Heer: Kreidefl. von Moletein pag. 13. Tab. II. Fig. 5—9. Tab. III.
Velen.: Gymnosp. pag. 32. Tab. VI. Fig. 4. Tab. VII. Fig. 7, S. Tab. VII.
Fig. 10. — Vesmir XV. Jhg. pag. 80. Fig. 33. — Kvetena, pag. 49,
53, 57, 73.) Fig. 52.
Sehr lange, dünne, dreikantige, feste Nadeln, je zu 5 in
Büscheln verbunden. Die jungen Zweige mit erhabenen, vorne ab-
gerundeten, mit einem Närbchen versehenen, langen Blattpolstern.
In allen Merkmalen gleicht diese Conifere der von
Heer beschriebenen Art von Moletein. (Nach Vele-
novsky.)
Fundorte: VySerovie. Grau-
er Schieferthon. Stellenweise
massenhaft. Sonst selten.
Landsberg.Schwarzgrauer Fig. 5l. Pinus longissima Vel. —
Schieferthon. Einzelne schön Von Kralup. — a) Zapfen 2'/,mal
erhaltene Nadeln und Zweige. verkleinert,restauriert dargestellt.
Häufig. Kuchelbad: gelblich- ”) qunensene Aorseiben) (Nach
weisser Thon. Nicht häufig! Velenovsky.)
Bohdankov bei Liebenau.
Fig. 52. Pinus Quenstedti Selten. —!
Heer. — Von Vyserovic. —
Kurztrieb, etwa !/, der nat.
Gr. Nach Velenovsky. Pinus eretacea Corda.
(Cordain Reuss, Versteinerungen pag. 91. Tab. XLVII. Fig. 1—6.)
Ein beiläufig 70 mm dickes und fast 100mm langes Stammstück mit kohlen-
saurem Kalke durchdrungen, entrindet. Die Markröhre ist 8S—10 strahlig, klein
x
100
und rostroth gefärbt. Ihre Zellen sind gross, diekwandig und dunkel-rostroth, gleich
der Markröhre der Juniperus bermudiana oder J. virginiana. Nach
den Holzzellen scheint die Pflanze einen Übergang von den Abietineen zu den
Araucarieen zu bilden. (Nach Corda.)
Ob dieses Holz wirklich ein Kreidefossil ist, kann man derzeit nicht
entscheiden.
Fundort: Am Schäferhügel bei Weberschan unweit Postelberg, in einem kal-
kigen, zwischen Plaenerkalk und Basalt gelegenen Konglomerate.
Pinus protopicea Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 31. Tab. VII. Fig. 1, 4, 6. Tab. III. Fig. 4 — Vesmfr XV. Jhg. pag.
80. Fig. 34. — Kvetena, pag.49, 53, 57, 73.) Fig. 53.
Zapfen 16 cm lang, eylindrisch, durchschnittlich
etwa 5!/, cm breit, in dem unteren Drittel etwas breiter,
am Grunde und an der Spitze abgerundet. Schuppen
holzig, in dem oberen Drittel am breitesten, vorn in
eine stumpfe Spitze kurz verschmälert, gegen die Basis
keilförmig herablaufend, gewölbt. (Nach Velenovsky.)
Zwei neben einander liegende, wohl einem Aste
ansitzende und der Länge nach schön durchbrochene
Zapfen. Das grössere, bei Velenovsky abgebildete
Exemplar erinnert sehr an einen recenten Fichten-
zapfen, nur ist das Fossil im Ganzen und Grossen
etwas robuster als der Zapfen von Picea excelsa.
Velenovsky meint, dass seine P. protopicea jeden-
falls in die nächste Verwandtschaft der P. excelsa an-
gehört.
Fundort: Vyserovic. In dem Perucer Sandsteine,
gesammelt von Prof. Dr. A. Fri£.
Fig. 53. Pinus protopicea Vel.
— Von Vyserovie. — Zapfen, Picea eretacea Vel.
'/;, der nat. Grösse. Restau-
riert. (Nach Velenovsky.) (Velen.: Kvetena, pag. 14. Tab.
I. Fig. 4, 5. pag. 49, 53. —
Vesmir XXI. Jhg. pag. 236. Fig. 6) Fig. 54.
„Ein kleines, aber dickes Zweiglein, welches unten
mit vielen erhabenen Blattpolstern bedeckt ist, die vorne
eine viereckige Narbe mit einem centralen Gefässstrange,
nach dem abgefallenen Nadelblatte, tragen. Oben sind
noch die Blätter an dem Zweige erhalten; sie sind lineal, _, :
vierkantig, ein wenig gekrümmt und stumpflich. Der Rest a en
ist so charakteristisch, dass man auf den ersten Blick zweig. 5) Blatt. Nat Grösse.
in demselben einen Fichtenzweig erkennen muss.“ (Vel.) (Nach Velenovsky.)
10i
Fundort: Vyserovic. In dem Perucer Schieferthone in Gemeinschaft mit
Unio-Abdrücken, nur in dem einzigen Exemplare.
Abies ehuchlensis Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 34. Tab. V. Fig. 11—13. — Kyetena pag. 49, 53.)
Die meisten Merkmale dieser Blattnadeln sprechen für die Verwandtschaft
mit den Blattnadeln der Tanne, allein die zu beiden Seiten des Hauptnerven pa-
rallel verlaufenden Nerven sind an den fossilen Blättern etwas Befremdendes und
deswegen die Deutung der Pflanze immerhin verdächtig. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Kuchelbad. Perucer Thon (zwei Exemplare).
Plutonia eretacea Vel.
(Velen.: Kv&tena pag. 11. Tab. II. Fig. 11—20. Tab. III. Fig. 1, 2. Vergl. auch Schimper-Schenk
Zittel’s „Handbuch“ pag. 805. — Vesmir, XXI. Jhg. pag. 236. Fig. 1, 2.
Plutonia abietina Vel. Kyetena pag. 57.) Fig. 55.
Zweige mehrmals ruthenförmig getheilt,
nicht stark, aber mit ziemlich grossen,
schmal-linealen, flachen, stark lederartigen,
festen Blättern, welche an ihrer Spitze stumpf,
unter dem Rande mit einem Höckerchen
(bezieh. einer Vertiefung) versehen sind, ge-
gen die Basis hin langsam sich verschmälern
und von einer viereckigen Narbe abgliedern.
Es scheint also, dass die Blätter unten
vierkantig oder cylindrisch waren. Jedes
Blatt besitzt 5 Nerven, die Mittelrippe ist
die stärkste derselben. Von den Narben kann
man an den Zweigen scharf gekielte Blatt-
spuren nach unten verfolgen. An einigen ee
Zweigen mit solchen Blattnarben wurden von 7 .nemad. — N Ratne en rs
Velenovsky auch Zapfen gefunden, welche stück. 2. Restaur. Fruchtzapfen. — Nat.
eiförmig und aus Fruchtschuppen zusammen- Grösse. — Copie nach Velenovsky.
gesetzt sind, die keilförmig und oben zuge-
rundet unterhalb ihres Scheitels einen scharfen Ansatz tragen. In der unteren Hälfte
sind sie gekielt, zweisamig.
Diese Conifere scheint einer ganz fremden Gymnospermen-Gattung anzuge-
hören, die schon ausgestorben ist. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, ziemlich häufig, Kuchelbad nicht häufig; Kounic uud
Lippenz selten.
102
Sequoia Reichenbachi Geinitz sp.
(Araucarites Reichenbachi Geinitz, Charact. pag. 98, Tab. 24. Fig. 4.
Geinitzia cretacea Endl. Synopsis Conif. pag. 281.
CryptomeriaprimaevaordainReuss: Verstein. pag. 89. Tab. XLVIH. Fig. 1—11.
? Zamites familiaris Corda 1. c. pag. 86. Tab. XLIX. Fig. 10, 11.
— Conites familiaris Stnbg. Flora d. Vorw. I. Tent. pag. XXXIX. Tab. XLVI. Fig. 2.
Araucaritesadpressusv.d. Marck Palaeontogr. XI. pag. 80. Tab. XII. Fig. 10.
Sequoia Reichenbachi (Gein. sp.) Heer: Flora von Moletein pag. 7. Tab. I.
Fig. 1—9. — Flora v. Quedlinburg pag. 9. Tab. I. Fig. 2. — Kreidefl. der
arct. Zone (Fl. foss. arct. III.) pag. 77, 101, 126 etc. — Flora foss. aret. VI. Bd. II.
Abth. pag. 16, 52.
Velenovskj: Gymnosp. pag. 19. Tab. IX. Fig. 12a etc. — Vesmir XV. Jhg. pag. 31. —
Kveötena pag. 49, 53.
Engelhardt: Ueber Kreidepfl. v. Niederschöna pag. 91. — Idem: Ueber böhm. Kreidepfl. pag.
95—97.
Krasser: Kreidefl. v. Kunstadt. pag. 124. Tab. XVII. Fig. 14.)
Blätter lang, zur Spitze allmälig verschmälert, sichelförmig gekrümmt,
schief vom Zweige abstehend und von einem tiefen Mittelnerven durchzogen, kurz
herablaufend. Blattpolster länglich-elliptisch bis rhombisch mit einer deutlichen
Mittelrinne.
Eine für die böhmische wie die ausländische Kreideformation sehr cha-
rakteristische Pflanze, welche von den ältesten Perucer Schichten bis in die
jüngsten, Chlomeker Ablagerungen überall verbreitet ist. Grössere Stücke (pag. 20.)
von dieser Conifere kommen aber äusserst selten vor. Die Zapfen dieser Art,
die auch nicht häufig zu finden sind, sind ziemlich gross und stimmen mit den-
jenigen, welche Heer in seiner Flora von Moletein beschreibt, in jeder Hin-
sicht überein. Die Schildchen sind denjenigen von der Sequoia crispa
ähnlich.
Von der Geinitzia eretacea Ung. sind die vegetativen Zweige durch
die mehr länglich-elliptischen mit einer deutlichen Mittel-Rinne versehenen Blatt-
polster und die mehr schief (nicht rechtwinkelig) vom Zweige abstehenden und
schärfer zugespitzten Blätter verschieden. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Mseno. (Nicht häufig.) Nehvizd. (Selten.) Charvatee.
Der von Engelhardt]. e. angeführte Zapfen, (Kuchelbader gelb-weiss-
licher Thon), den ich besichtigt habe, ist sehr fraglich, umsomehr, da bei Kuchelbad
bisjetzt nicht einmal veget. Zweige von d. Art gefunden worden sind.
Sequoia fastigiata Sternbg. sp. (non Heer.)
(Thuites alienus Sternbg. Flora d. Vorwelt I- Th. 4. H. pag. XXXVIIIL Tab. XLV.
Fig. 1.
Caulerpites fastigiatus Sternbg. ibid. II. Th. pag. 23.
Velen.: Gymnosp. pag. 21. Tab. XI. Fig. 1. et. — Vesmir XV. Jhg. pag. 32. Fig. 17, 18.
— Kvetena pag. 49, 53.) Fig. 56.
Zweige unregelmässig verzweigt, dick, nicht schlank. Blätter kurz herab-
laufend, mit einer kurzen, wenig abstehenden, kaum sekrümmten, sehr breiten
und stumpf abgerundeten Spitze. In der Mitte des
Blattes eine deutliche Furche. Fruchtzapfen
länger als breit. Zapfenschuppen wenig länger
als die grösste Breite der Schildchen.
Diese Art ist durch die dicken Zweigeund
die breiten, stumpfen, kurz herablaufenden und
wenig abstehenden Blätter sehr ausgezeichnet und
leicht von anderen Sequoien zu unterscheiden.
Die Zapfen dieser Sternbergischen Sequoia
fastigiata sind zweimal so gross und mehr ver-
längert als diejenigen, welche Heer für S. fasti-
siata (Flora v. Molet.) angibt.
In den Perucer Schichten ist sie eine Selten-
heit, in den Weissenberger Plänerschichten eine
verbreitete Pflanze. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Hospozin (Perucer Sandstein). Ein
einziges Exemplar. Schöner Zweig mit einigen
Fruchtzapfen, (Leg. Herr Stodola). — Nehvizd.
Zwei Fruchtzapfen.
Sequoia erispa Vel.
(Velen.: Gymmosp. page. 22. Tab. X. Fig. 5—7, 9, 14,
105
%
17
Fig. 56. Sequoia fastigiata Sternbg.
sp. — Von Hospozin. — 17. Zweig
mit theilweise durchbrochenem Za-
pfen. 18. Zapfenschuppe in natürl.
Grösse. Ein wenig restauriert von
Velenovsky.
16. — Kvetena pag. 41, 42, 44, 49, 53. — Vesmir XV. Jhg. pag. 32. Fig. 19.) Fig. 57.
Die Blätter stehen an den Zweiglein
sehr dicht beisammen und sind lederartig fest,
sonst aber ziemlich dünn (kurz) und auffallend
sichelförmig einwärtsgebogen, so dass sie wie ge-
kraust und die schlanken Zweiglein dadurch uhr-
kettenförmig erscheinen. Fruchtzapfenrundlich,
etwa 3cm im Durchmesser.
Schuppenschildehen rhombisch, mit
einer Querfurche.
in der Mitte zahlreiche, narbige Strahlen zum
Rande hin radial auslaufend.
Von dem erhabenen Nabel
Fig. 57. Sequoia crispa. Vel. — Von Die Fruchtzapfen sind im Schieferthone
Lippenz. — Zapfen mit Zweigstück.
*/s der natürl. Grösse. Restauriert
von Velenovsky.
bei Lidic eine gewöhnliche Erscheinung und dies
zwar oft auch noch in Verbindung mit ziemlich
langen Zweigstücken.
Diese Sequoia-Art ist von allen bekannten Sequoia-Arten specifisch ver-
schieden; man kann sie an den krausig aussehenden, festen Blättern, den dünnen,
langen Aesten und grossen, rundlichen Zapfen leicht erkennen. (Nach Velen.)
Fundorte: Lödie bei Schlan. Häufig. Schieferthon. Zippenz Schieferthon.
Jinonie (Vidovle) Schieferthon. Hloubetin Schieferthon,
104
Sequoia heterophylla Vel.
Steinhauera minuta Presl, Sternberg: Versuchll. pag. 203. Tab. LVII. Fig. 7—15.
Sequoia heterophylla Vel. Velen.: Gymnosp. p. 22. Tab. XII. Fig. 12. Tab. XIII.
Fig. 2—4, 6—9. — Idem: Ueber e.P.d.b. K., Sitzb. 1887. p. 593. Fig. 7, 8. — Idem:
Kvetena pag. 39, 43, 49, 53. — Vesmir XV. Jhg. pag. 31.
Engelhardt: Kreidepfl.v. Niederschöna pag. 104.) Fig. 58.
Zweige ruthenförmig, unter
spitzen Winkeln getheilt, ziemlich
dünn und schlank. Blätter zweierlei:
die schuppenförmigen verläugert, mit
stumpfen, nicht abstehenden Spitzen,
locker dem Zweige aufsitzend; die
der jüngeren Sprosse blattartig, zwei-
reihig am Zweige geordnet, lineal,
breit, dick lederartig, vorne stumpf
abgerundet, am Grunde merklich ver-
schmälert, einnervig, aber von mehre-
Fig. 58. Sequoia heterophylla Vel. — Von Hloubetin. Yen Längsstreifen durchzogen.
a) Zapfen in nat, Grösse, etwas restauriert. 5) Zweig- Zapfen im Umrisse elliptisch,
stück mit beiderlei Blättern, etwas restaur. (Copien b R DRG
nWele nor skr) ziemlich klein, Zapfenschu ppen
ö mit sehr kleinen rhombischen, in der
Mitte vertieften Schildchen, die mit einer Querfurche versehen sind. (Nach Ve-
lenovsky).
Fundorte: Hloubetin, Peruec, Sträadonic, sehr häufig. Bohdankov, Lands-
berg, Vyserovic, Mseno? — Schieferthon.
Sequoia rigida Heer.
(Heer: Fl. foss. arct. Bd. II, VI/2., VII.
Velen.: Gymnosp. pag. 23. Tab. IX. Fig. 8. Tab. X. Fig. 10. Tab. XI. Fig. 5. Tab. XIII.
Fig. 10.)
Die Möglichkeit, dass diese Aestchen nur der S. heterophylla (Velen.)
angehören, von der sie nur durch bedeutend längere Blätter verschieden sind,
hat Velenovsky l. ec. ausdrücklich hervorgehoben, und in seiner „Kvetena“
zog er auch beide Arten unter dem Namen S. heterophylla Vel. zusammen,
Fundort: Bohdankov. Nicht häufig.
Sequoia major Vel.
(Velen.: Ueber e. neue Pflanzenf. d. böhm. Kreidef. Sitzb. 1887. pag. 594. Fig.
4—6b. — Kyetena, pag. 39, 46, 49, 53.) Fig. 59.
Zweige sehr stark mit spiralig geordneten, sichelförmig gekrümmten, sehr
grossen, stumpfen Schuppen dicht besetzt. Jede Schuppe hat einen Rückenkiel.
Zapfen gross, im Umrisse elliptisch, Zapfenschuppen gross mit grossen breit-quer-
105
rhombischen Schildehen ; diese haben eine scharfe Querfurche und eine centrale
Vertiefung, aus welcher ein kurzer Nabel hervortritt. Von der Querfurche und von
dem Centralnabel laufen zum Rande hin strahlförmige Streifen und Narben aus-
einander. Der untere Schuppentheil ist sehr breit, zum Grunde keilförmig ver-
schmälert und narbig längsgestreift.
Fig. 59. Sequoia major Vel. — Von Lobe (Kralup). — a) Fruchtzapfen in nat. Grösse. 5) Frucht-
zapfen restauriert. c) Zweigstück von Hloubetin in natürl. Grösse. (Copien nach Velenovsky.)
Die Zweigfragmente, die Velenovsky mit diesen Zapfen in Verbindung
bringt, stammen alle aus derselben Stelle und aus derselben Schicht bei Hloubetin
her wie die Zapfen der Sequoia major. (Nach Velenovsky.)
Nach meiner eigenen Wahrnehmung an den Zapfenabdrücken von Otruby
mussten die Zapfen der S. major etwa 2mal so lang sein, als sie Velenovsky
zeichnet, beinahe bei derselben Breite der Fig. d). Somit muss ich die Fig. a) nur
als einen theilweise erhaltenen Zapfen ansehen.
Fundorte: Lobee bei Kralup. Zapfenabdrücke, sehr häufig, Otrudby bei
Schlan. Zapfen- und Schuppenabdrücke, häufig. Mloubetin. Zweige und Zapfen,
nicht häufig. Zippenz. Zapfenschuppen, selten.
Sequoia minor Vel.
(Velen.: Ueber e. n. Pflanzenformen d. b. K. pag. 638. Fis. 11—12. Sitzb. 1887.
Idem: Gymnospermen, p. 24. — Kvötena, pag. 49, 53.)
Aeste reichlich verzweigt, schlank, dünn, den Zweigen der Widdringtonia
Reichii auf den ersten Blick nicht unähnlich; Schuppenblätter sehr kurz, breit
und wenig herablaufend. — Fruchtzapfen haselnussgross, kugelig, am Grunde
ein wenig verschmälert. Fruchtschuppen sehr klein, mit einem rhombischen Schildehen
und einem centralen Nabel auf demselben. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyseroviöc. Sehr häufig; 1. Steinbruch, grauer Schieferthon.
Lidic. Sehr häufig in einer ziemlich schwachen Schichte.
105
Glyptostrobus europaeus Heer, eretaceus Vel.
(@lyptostrobus Ungeri Heer. Fl. tert. Helvetiae I. pag. 52. Tab. XVII. Tab. XXI.
Fig. 1.
Glyptostrobus europaeus Heer. Daselbst pag. 51. Tab. XIX., Tab. XX. Fig. 1.
Velen.: Gymnosp. pag. 26. Tab. VI. Fig. 2. Tab. VII. Fig. 2, 3, 9, 10. — Kve&tena pag. 58.
— Vesmir XV. Jhg. pag. 56. Fig. 22.) Fig. 60.
Aestchen mit spiraligen, schuppenförmigen, rhombisch-lanzettlichen, kurz zu-
gespitzten und mit einem Rückenkiele versehenen Blättern. Blätter der jüngeren
Aestchen lineal-verlängert, steif und schief zweireihig abstehend, an den Spitzen
ein wenig gekrümmt, am Grunde in gleicher Breite
herablaufend, scharf gestreift. (Nach Velen.)
Der tertiaere Glyptostrobus europaeus
Heer (= Glyptostrobus Ungeri Heer) ist mit dieser
Pflanze so übereinstimmend, dass Velenovsky die
Benennung auch für die letztere behielt. Ob auch
der G. grönlandicus Heer (Flora foss.
arct. III. pag. 76.) von Pattorfik und Ekkorfat
hieher gehört, ist aus den Fragmenten schwer zu
entscheiden. (Nach Velenovsky.)
In seiner Kvetena, pag. 58. stellt Vele-
novsky diese Abdrücke zu den der näheren
systematischen Stellung nach fraglichen Coniferen,
und in der Uebersicht der Arten hat er sie über-
Fig. 60. Giyptostrobus europaeus
Heer, cretaceus Vel. — Von Lidie. Taonbmeht 1 oeführt
Zweigstück mit beiderlei Blättern; "pt nicht mehr angelührt.
2mal vergrössert. (Nach Velen.) Fundort: Zidie bei Schlan. Grauer Perucer
Schieferthon.
Echinostrobus squamosus Vel.
(Velen.: Gymnosp., pag. 16. Tab. VI. Fig. 3, 6-8. — Kvötena, pag. 9. Tab. 1. Fig. 13,
14, 16—19, Tab. II. Fig. 1, 2. pag. 49, 53, 57, 68, 73. — Vesmir XXI Jhg,, pag. 212.
Fig. 6, 7) Fig. 61.
Zweige mit wechselständigen, stumpf endigenden Seitenzweigen. Die schup-
pigen Blätter dicht angedrückt, rhombisch mit einer aus der rhombischen Basis
sich erhebenden, kegelförmigen, nach vorne geneigten, kurzen Spitze, sich deckend,
auf der Oberseite fein gestreift, auf dünnen Zweigen decussirt, auf den dickeren
spiralig geordnet.
Mit diesen sterilen Zweigen bringt Velenovsky sogenannte Doppelzäpfchen
in Verbindung, welche daselbst isoliert sehr häufig zu finden sind, und in zwei
Fällen auch noch in länglichen, zusammengesetzten Fruchtähren sich erhalten
haben. In der unteren Hälfte sind diese Doppelzäpfchen aus mehreren, kurzen und
breiten Schuppen zusammengesetzt, in der oberen Hälfte ist die Oberfläche ziemlich
glatt, nur in ganz regelmässigen Abständen höckerig. Diese Höcker tragen eine
starke aber kurze Spitze, so dass das gauze Gebilde etwas lappig beinahe tatzen-
107
oder muschel-förmig erscheint und sehr wahrscheinlich waren alle die Schuppen
zusammengewachsen, da man sie nie frei findet. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky vergleicht die vegetativen Zweige der in Rede stehenden
Pflanze mit Brachyphyllum Brongen., Palaeocyparis Sap. und besonders
mit dem im oberen Jura vorkommenden Echinostrobus Sternbergi
Schimp.
Fig. 6!. Echinostrobus squamosus Vel. — Von Vyserovic. — 1.—2. Zweigstücke in natürl. Grösse.
3. Restauriertes Doppelzäpfchen, etwa um die Hälfte vergrössert. (Nach Velenovsky.)
Die Doppelzäpfchen, wie sie Velenovsky benannt hat, sassen aber
dicht unmittelbar au einer dicken Spindel in spiraliger Anordnung und bildeten
somit einen ährenförmigen, etwa 1 dm langen und 2"/, cm breiten Frucht-
stand, dessen feste, glatte Achse beinahe 5 mm breit ist, und, falls die soge-
nannten Doppelzäpfchen schon abgefallen sind, schöne, ovale, grosse und spiralig
gestellte Narben zeigt.
Aus dem Grunde muss man sich bei der alten Figur 61. No. 3 den be-
schuppten Stiel unter dem Doppelzäpfchen wegdenken. Es ist überhaupt
fraglich, ob die vegetativen Abdrücke zu diesen Fruchtabdrücken hin
gehören, denn das Exemplar, wonach diese beiden Reste zusammengezogen wurden,
zeigt wohl richtig den Fruchtstand, keineswegs aber die vegetativen Zweige derart
erhalten, dass man die als Echinostrobus früher von Velenovsky beschrie-
bene vegetative Pflanze mit diesem Fruchtstande in Verbindung bringen
dürfte.
Fundorte: Vyserovic. Schieferthon. Früchte (Doppelzäpfehen) häufig.
Vegetative Zweige seltener. Aehrenförmige Fruchtstände sehr selten.
Eehinostrobus minor Vel.
(Velen.: Kv&tena, pas. 10. Tab. I. Fig. 11, 12, 15. pag. 49, 53, 57. 68, 73.)
Die ganze Pflanze gleicht in ihren vegetativen als auch den Frucht-Frag-
menten dem Ech. squamosus Vel., nur ist sie weit kleiner als die VySe-
rovicer Art, weshalb Velenovsky konstant beide Arten von einander getrennt hat.
Fundorte: Zidie bei Schlan. Nicht häufig. Schieferthon. Hloubetin, Otruby,
Vidovle2 Selten. Schieferthon.
108
Ceratostrobus sequoiaephyllus Vel.
(Velen.: Gymnosp., pag. 24. Tab. XII. Fig. 16, 15, 14. Idiem: Neue Btg. z. K. d. Pflanzen
d. böhm. Cenomans. Sitzb. 1886. pag. 637. Fig. 7—10. — Kvetena, pag. 49, 53,
Vergl. auch Schimper-Schenk, Zittel’s „Handbuch“, pag. 805.)
„Aeste unregelmässig verzweigt, nicht stark. Blätter pfriemlich, sichelförmig
gekrümmt, allmälig verschmälert, fein zugespitzt, fest lederartig, kurz herablaufend;»
von einem Mittelnerven durchzogen. Blattpolster länglich-elliptisch, mit einer Mittel-
furche. Zapfen kugelig, einzeln, Fruchtschuppen keilförmig, längs-gestreift,
oben mit einem rhombischen Schildchen, welches allmälig in einen viereckigen, ein
wenig aufwärts gekrümmten, festen Schnabel übergeht“. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Lippenz. Zweige mit Zapfen. Sehr häufig. Zödie. Sehr häufig.
Kralup. Sehr häufig. Schieferthon.
Ceratostrobus echinatus Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 25. Tab. XI. Fig. 7—15. Tab. XII. Fig. 5. — Neue Beiträge’
Sitzb. 1886. pag. 637. — Vesmir XV. Jhg. pag. 56. Fig. 20, 21. — Kvetena, pag. 38
47, 49, 53.) Fig. 62.
Aeste dünn, unregelmässig verzweigt. Blätter
pfriemlich, aus breiter Basis gegen die Spitze hin
allmälig verschmälert, fein zugespitzt, beinahe in
senkrechter Richtung abstehend, sichelförmig ge-
krümnt, von einem Mittelnerven durchzogen.
Fruchtzapfen kugelig, höchstens 1'/, cm im
Durchmesser. Das rhombische Schildchen in einen
langen, aufwärts gekrümmten, kaum zusammen-
gedrückten Schnabel verlängert.
Männliche Zapfen elliptisch, aus breit-
lanzettlichen, kurz zugespitzten Schuppen zusam-
Fig. 62. Ceratostrobus echinatus Ve. mengesetzt. (Velenovsky.)
— Von Nyserovic. —- Zweigspitze Fundorte: Vyserovie. Schieferthon. Nicht häufig.
mit Zapfen in nat. Grösse. Ein wenig 7jedenau (Bohdänkov). Schieferthon. Häufig.
restauriert. (Nach Velenovsky.)
Mierolepidium striatulum Vel.
(Velen.: Kv&tena, pag. 11. Tab. I. Fig. 25—27. pag. 49, 53, 57, 68. Vergl. auch Schimper-Schenk
Zittel’s „Handbuch“, pag. 805. — Vesmir XXI. Jhe. pag. 212. Fig. 8.) Fig. 63.
Zapfen ellipsoidisch; Fruchtschuppen klein, halbkreisförmig-keulig, unten
in einen kurzen Stiel zusammengezogen, dessen Oberfläche scharf gefurcht ist.
Diese Furchen setzen sich als schwache Strahlen weiter hinauf in die Schuppe
bis zu dem verdickten und schön crenulirten oberen Saume derselben fort. Eine
Aehnlichkeit mit diesem neuen Genus kann man bei den Fruchtschuppen des jetzt
lebenden Taxodium oder bei dem ausgestorbenen Sphenolepidium wahrnehmen.
Beblätterte Zweige hat man bisjetzt nicht entdeckt. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Zippenz. Einige Zäpfchen (nicht häufig); Schieferthon.
109
Cyparissidium minimum Vel.
(Velen.: Gymnosp. pag. 19. Tab. IX. Fig. 6, 7. Tab. X. Fig. 4. — Kvetena, pag. 47, 49, 53,
57, 68.) Fig. 64.
Zweige dünn, reichlich getheilt. Schuppenblätter schmal-länglich, in der
Mitte am breitesten, zugespitzt, schwach gewölbt, mit einem dünnen Mittelnerv,
spiralig geordnet. Zapfen kugelig, zur Basis verschmälert, kaum 1 cm im Durch-
messer breit. Zapfenschuppen breit-eiförmig, vorn in eine kurze Spitze verschmälert,
von derber Consistenz, gewölbt und grob längsgestreift, spiralig geordnet. (Ve-
lenovsky.)
Fig 63. Microlepidium striatulum Vel. — Von
Lippenz. — 1. Zapfenschuppe, nat. Grösse. Fig. 64. Cyparissidium minimum Vel. — Von
2. Restaurierter Zapfen. Copie nach Vele- Landsberg. — Zweigstück mit Zapfen, 3mal
novsky. vergrössert. Copie nach Velenovsky.
Die genauere Stellung dieser Conifere ist noch fraglich. Velenovsky hat
diese Conifere der Gattung Cyparissidium nur auf Grund der gleich ge-
stalteten Zapfen eingereiht, denn die Beblätterung der dünnen, reich getheilten
Zweige stimmt mit derjenigen des ©. gracile Heer, das auch bei uns im Weissen-
berger Pläner vorkommt, nicht viel überein.
Fundort: Zandsberg. Schwarzgrauer Schieferthon. Nicht häufig.
Widdringtonia Reichii (Ettg. sp.) Vel.
(Lycopodium strobiliferum Rossmässler in Cotta Geogn. Beschreibung der Gegend
v. Tharand. 1836.
Lycopodites insignis Reich inGaea v. Sachsen, pag. 133.
Frenelites Reichii Ettingsh. Kreidefl. v. Niederschöna, pag. 246. Tab. I. Fig. 10-
Glyptostrobus gracillimus Lesquereux Cretaceous Flora (Report 1874.), pag.
52. Tab. I. Fig. 8, 11.
110
Widdringtonites Reichii (Ettg. sp.) Heer Flora foss. Grönl. I. Th. pag. 51.
Tab. XXVII. Fig. 5. — II. Th. pag. 13. Tab. LII. Fig. 4, 5.
Widdringtonia Reichii (Ettg. sp.) Velen. Gymnosp. pag. 27. Tab. VIII. Fig. 4—6.
16. Tab. X. Fig. 1, 11, 12. — Neue Beitge., Sitzb. 1886. pag. 639. Fig. 14—16. —
Vesmir XV. Jhg. pag. 56. Fig. 27, 23. — Kvötena, pag. 38, 39, 43, 45, 47, 49, 57
59. 68. 73.
Engelhardt: Ueber Kreidepfl. v. Niederschöna pag. 92. — Idem: Ueber böhm.
Kreideptfl. pag. 97.
Krasser: Kreidepfl. v. Kunstadt pag. 126. Tab. XIV. Fig. 6. Tab. XVII. Fig. 4, 7, 8.)
Fig. 65.
Zweigein sehr zahlreiche, sehr dünne, ruthenförmige Aestchen getheilt. Schup-
penblätter schmal, fest, nur mit einer kurzen Spitze schwach voın Aestchen abstehend,
immer mit einer deutlichen Mittelrippe, spiralig und locker dem Aestchen auf-
sitzend. Fruchtzapfen in geschlossenem Zustande
1'/, cm breit und ebenso lang, birnförmig; ge-
öffnet 3 cm breit aus 4 kreuzweise gestellten,
vorne abgerundeten oder beinahe ausgerandeten,
unten kurz verschmälerten, dicken, holzigen
Schuppen gebildet, welche inwendig mit einem
hohen Kiele zusammenstossen und auf der ent-
sprechenden Rückseite mit einer vertieften Furche
versehen sind. Männliche Zapfen länglich-
walzenförmig, mitzahlreichen kleinen Schup-
pen in Parastichen besetzt. Die verdickten
rundlichen Enden der Zweige sind nur als End-
knospen aufzufassen.
Fig. 65. Widdringtonia Reichii (Ettg. Aus Allem ergibt sich, dass W. Reichii
sp.) Velen. — a) Zweig mit Endknospen, mit W. helvetica und W. cupressoides
1), der nat. Grösse. — Von Pyyseronie. verwandt ist, obwohl sie einen fremden Typus
b) Zweigstück mit einem nicht gehörig een
entwickelten Fruchtzapfen in nat. Grösse, vorstellt, der den Uebergang von der Gattung
sn Bilden. Widdringtonia und Callitris zu den
Taxodineen bilde. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Kounic, Hloubetin, Landsberg. Perucer
Schieferthon, sehr häufig. Mseno, Peruc, Liebenau, Kralup, nicht selten. Otruby,
Lippenz, Stradonic, seltener. Schieferthon.
Libocedrus salicornioides (Ung. sp.) Heer. cretacea Vel.
(Velen.: Gymnosperm. pag. 28. Tab. VIII. Fig. 2. — Vesmir XV. Jhg. pag. 78, 79. —
Kvetena pag. 58.)
Zweige aus kurzen, keilförmigen etwa 3—7 mm breiten, 4—10 mm langen
Gliederstücken zusammengesetzt. Blätter sehr klein, schuppenförmig, stumpf zu-
gerundet, am Stengel herablaufend, vierzeilig gestellt.
Lak
Velenovsky fand nur ein kleines Fragment von dieser Conifere in dem Pe-
rucer Schieferthone bei Lidic, welches aber noch sehr fraglich ist, da man bisjetzt
nirgend in den Perucer Ablagerungen etwas Aehnliches entdecken konnte. Vele-
novsky selbst stellt in seiner Kvetena pag. 58. diese Pflanzenreste zu den
der genaueren Stellung nach sehr fraglichen Abdrücken.
Fundort: Zidic. Perucer Schieferthon. Eın kleines Fragmen!.
Chamaecyparites Charonis Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 12. Tab. II. Fig. 9. Tab. III. Fig. 3—6. pag. 49, 53, 57. — Vesmir
XXI. Jhg. pag. 236. Fig. 3, 4.) Fig. 66.
„Zweige gabeltheilig, ziemlich kurz und überall
gleich dick, an einigen Stellen noch mit gut erkenn-
baren Schuppenblättern besetzt, welche in wechselnden
zweizähligen Wirteln an die Zweige eng angepresst sind.
Aehnlich beblätterte Zweige kommen vor bei den Gat-
tungen: Chamaecyparis, Thuja, Cupressus.
Zapfen im Umrisse elliptisch mit 3—4 alternirenden
Paaren kleiner, rhombischer Schildchen, welche in der Fig. 66. Chamaecyparites Cha-
Mitte einen Umbo tragen, von dem aus zum Rande des ronis Vel. — Von Liebenau.
Schildehens hin Runzeln auslaufen. Weil man die Zahl 1; Zweig. 2. Zweig mit Zapfen.
der Samen nicht feststellen kann, ist est nicht möglich Nat; A a er
diese Conifere mit Sicherheit einer der genannten Gat- Hk
tungen einzureihen. Die äussere Frucht erinnert an die Gattung Chamaecyparis.“
(Velenovsky.)
Fundorte: Bohdankov bei Liebenau, nicht häufig, Schieferthon. Zippenz und
Lidic selten, Schieferthon.
Chamaeecyparites spec. Vel.
(Velen.: Kve&tena, pag. 13. Tab. II. Fig. 8.)
Ruthenförmiges Zweiglein, das sich von den Zweigen des Ch. Charonis
dadurch unterscheidet, dass es weit feiner ist und dem entsprechend auch viel
kleinere zweizählige Blatt-Wirtel trägt. (Velenovsky.)
Fundort: Vyserovic. Nur in einem einzigen Exemplare. Schieferthon.
Juniperus macilenta Heer.
(Heer: Fl. foss. Grönl. I. Th. pag. 47. Tab. XXXV. Fig. 10, 11.
Velen.: Gymnosp. pag. 29. Tab. XI. Fig. 3, 4, 6. Tab. XII. Fig. 1. — Vesmir XV. Jhg.
pag. 79. — Kvetena, pag. 49, 53, 57.) Fig. 67.
Aestehen dünn, reichlich unregelmässig verzweigt,
nicht schlank, moosartig, mit dichten, scharf abgedrückten,
geraden, fein zugespitzten, einnervigen, schief abstehenden,
gegenständigen Blättern.
Eine subtile Pflanze, welche auf den ersten Blick
mehr einem Moose als einer Gonifere ähnelt. Trotz-
dem hat aber Velenovsky erkannt, dass es eine Holz-
pflanze und zwar mit der J. macilenta Heer sehr
verwandt, ja wahrscheinlich identisch ist. (Nach Ve-
lenovsky.)
Fundorte: Vyserovie, Perucer Schieferthon, selten.
Lippenz, Perucer Schieferthon, selten.
Fig. 67. Juniperus macilenta
Heer. — Von Lippenz. Zweig-
stück in nat. Grösse. (Copie
nach Velenovsky.)
Frenelopsis bohemica Vel.
(Velen.: „Ueber einige neue Pflanzenf. der böhm. Kreideform.“ pag. 5%.
Fig. 1—3, 10. — Kyetena, pag. 13. Tab. II. Fig. 3, 4. pag. 49, 53, 57, 68. — Vesmir
XXI. Jhg. pag. 236. Fig. 5.) Fig. 68.
Lange, riemenartige Bänder, welche zumeist parallel untereinander verlaufen
und nur hie und da zu zweien in eine scheinbare Dichotomie sich verbinden.
Auf stärkeren Exemplaren sind die Aestehen mehr
verzweigt. Die Seitenäste entspringen aus der Haupt-
achse regelmässig abwechselnd. Die letzten Zweige sind
gerade, sehr lang und nicht mehr getheilt. Zäpfchen, an
den Enden der Zweige sitzend, kurz gestielt, kugelig bis
wenig ellipsoidisch. Schuppen breit-eiförmig, stumpf ab-
gerundet, gewölbt und nervenlos, paarweise decussiert
und zwar am meisten in 4 Paaren.
Alle Aeste sind oft noch mit einer wohlerhaltenen,
papierartigen, braunen Fpidermisschicht überzogen,
welche unter dem Mikroskope polygonale, diekwandige
Zellen und etwas reihenförmig angeordnete, reichliche ’
Spaltöffnungen zeigt. (Nach Velenovsky.) Fig. 68. Frenelopsis bohemica
Aus allem, was Velenovsky über diese fraglichen Yel- — Von Liebenau. Zweig-
en - ® stück mit Zapfen in nat. Gr.
Pflanzenreste veröffentlichte, geht hervor, dass diese Nach ie
Pflanze wahrscheinlich eine wohl mit Ephedra ver-
wandte, allein sonst gänzlich fremde Erscheinung ist, die wahrscheinlich eine
schon ausgestorbene Gattung aus der Ordnung „Gnetaceae* darstellt.
Fundorte: Löppenz und Touchovwie bei Zaun, sehr häufig, Hloubetin,
Liebenau häufig, Vyserovic und Vidovle selten. Perucer Schieferthon.
Angiospermae.
Myrieca Zenkeri (Ett. sp.) Vel.
(Salix fragiliformis Zenker: Naturg. d. Urwelt, pag. 22. Tab. III. H.
Dryandroides Zenkeri Ettingsh. Kreidefl. v. Niederschoena, pag. 257. Tab. II.
Taler, al, 8%, Ib
Dryandroides latifolius Ettingsh.]. c. Tab. III. Fig. 10.
Gelastrophyllum lanceolatum Ettingsh. ]. c. pag. 260. Tab. II. Fig. 9.
Myrica Zenkeri (Ett. sp.) Velen. Flora II. pag. 13. Tab. II. Fig. 1—9.
Myricophyllum Zenkeri (Ettg. sp.) Velen. Kv&tena pag. 16, 37, 50, 53, 58.
Vesmir XII. Jhg. pag. 149. Fig. 4 — Myrica fragiliformis (Zenk. sp.) Engelh. Kreidepfl.
v. Niederschöna pag. 93. — Idem. „Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 98.) Fig. 69.
Blätter länglich lanzettlich 9—17 cm lang, 1!/, bis
4 cm breit, zur Spitze sowie zum Stiele kurz verschmälert,
in der Mitte am breitesten, am Rande grob, dicht ge-
kerbt, gesägt. Der Primaernerv gerade, am Grunde
sehr stark, zur Spitze hin allmälig verdünnt. Die
Secundaernerven unter ziemlich stumpfen Winkeln ent-
springend, bogenförmig gekrümmt, weit vom Rande
untereinander durch Bogen anastomosirend. Das Blatt
fest, lederartig.
Eine in den Perucer Schichten sehr verbreitete
Pflanzenart. — Die Blätter lassen sich mit den Blättern
der Myricineen noch besser vergleichen als die der
zweiten Art (M. serrata Vel... Velenovsky führt
l. e. eine Reihe fossiler aus der Kreide und dem Ter-
tiaer beschriebener Pflanzen an, die mit dieser Species
entweder übereinstimmen oder identisch sind, und glaubt,
dass die Myrica Zenkeri zur Kreidezeit überall
verbreitet war. (Nach Velenovsky).
Fig. 69. Myrica Zenkeri (Ett. Fundorte: Vyserovic, Kounic, Vidovle sehr
sp.) Vel. Von Vyserovic. Blatt. häufig. Kuchelbad, Hloubetin, Lidie, Lippenz, Landsberg,
/ der natürl. Grösse. Nach yalnik, Mseno. Nicht häufig. Otruby? Bohdänkov (Lie-
VarOYaSıR benau). Selten. Peruc, Sandstein, selten |
Myrica serrata Vel.
(Velenovsky, „Flora“ II. pag. 9. Tab. II. Fig. 1—8. — Vesmir XI. Jhg. pag. 173. Fig. 5.
Myricophyllum serratum Vel, „Kvetena“ pag. 16, 50, 53, 58.
Myrica fragiliformis (Zenk. sp.) Engelh. „Kreidepfl. v. Niederschöna“ pag. 93. und „Ueber
böhm. Kreidepfl.“ pag. 98.) Fig. 70.
Blätter alle lineal, allmälig verschmälert, 8-18 mm breit, S—-15 cm lang;
Zähne am Rande fein, dicht, scharf, gleich gross; Primaernerv nicht zu stark,
Secundaernerven zahlreich, unter beinahe rechten Winkeln entspringend, dicht
am Rande durch unkenntliche Bogen unter einander verbunden. Netzwerk fein.
Blattstiel gerade, mehr als 1 cm lang. Das Blatt fest, lederartig.
Dr. A. Fri u. Edv. Bayer; »Perucer Schichten«,
114
Diese Blätter stimmen, was die Nervatur anbelangt,
ausgesprochen mehr mit den Blättern der Myriceen als
mit denjenigen der Proteaceen überein, trotzdem kann
man die Aehnlichkeit dieser Blätter mit einigen Protea-
ceen nicht leugnen. Wir können ziemlich bemerkenswerthe
Analogien sowohl bei der Myrica als auch bei den Pro-
teaceen find-n, und so bleibt die Wahl über die Verwandt-
schaft unserer Fossilien noch unentschieden. Die Blätter
der Banksia longifolia Heer (Fl. d. Schw. II. Th.)
entsprechen unseren Blättern in demselben Grade, wie
diejenigen, welche Saporta unter dem Namen Myrico-
phyllum bituminosum, M. zachariense etc. (Le
sud-est de la France 1863. Tom. XIX.) aus dem unteren
Tertiaer Frankreichs anführt. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Kuchelbad, Melnik, sehr
häufig. Hloubetin, Vidovle, Landsberg, nicht häufig. Schie-
ferthon.
Fig. 70. Myrica serrata
Vel. — Von Vy3erovic.
Blatt, etwa die Hälfte der (Velen. Flora, Il. pag. 11. Tab. V. Fig. 9-12. Kvetena, pag. 16.
nat. Grösse. (Nach Vele- Tab. II, Fig. 24—26. pag. 50, 53. Vesmfr, XXI. Jhg. pag. 8.
novsky.) Fig. 2, 3.
Engelh.: „Ueb. böhm. Kreidepfl.“ pg. 99 unten.) Fig. 71.
Blüthen- und Frucht-Zweige. Die Hauptachse ist kahl, ohne Schuppen,
ohne Blätter. Die Blüthenkätzchen, welche an der Hauptachse ziemlich dicht
sassen und leicht abfällig waren, sind zweierlei Art; die oberen Kätzchen sind
mit kleinen, runden Körnchen oder Grübchen, zwischen
welchen man kaum irgendwelche Schuppen wahrnimmt,
dicht besäet und entsprechen mehr den männlichen Aehren,
die unteren, sehr wahrscheinlich weiblichen Kätzchen be-
stehen aus nicht sehr dicht sitzenden, eiförmigen, stumpfen
und häutigen Schuppen, in deren Achseln, einzelne, elli-
psoidische, fein zugespitzte Körperchen sich befinden,
welche sehr wahrscheinlich die Früchte (Nüsschen) reprae-
sentiren. Man kann annehmen, dass diese zusammen-
gesetzten Blüthenstände wohl einer anderen Pflanzen-
taceum Vel. — Von Vyse- e k : N
a era gattung als der Myrica, dennoch aber einer in der
männlich. Blüthenstandes. Ordnung der Myriceen Platz findenden Gattung an-
2. Weibliche Aehre, sche- gehört haben, und es ist nichı ausgeschlossen, dass sie
matisirt. (Nach Vele-- mit den Myriceen-Blättern unserer Kreideformation wohl
novskf.) in naher Beziehung stehen. (Velenovsky).
Fundorte: Vyserovic, Kounic, Kuchelbad, Hloubetin, Melnik,
Vidovle, sehr häufig. Otruby, Lidic, Lippenz, Landsberg, Bohdankov (Liebenau),
Peruc, Mseno, seltener.
Myriecanthium amentaceum Vel.
Fig. 71. Myricanthium amen-
Fig. 72. Myricophylium glandulosum
Vel. Von Zidic. «) Bl .tt. d) vermuth-
liche Fruchtähre. Nat. Grösse, nach
Velenovsky.
Salix perucensis Vel.
115
Myricophylium slandulosum Vel.
(Velen. Kve&tena, pag. 15. Tab. VI. Fig. 6—8. pag. 50, 53.
Vesmir XXI. Jhg. pag. 236; XXII. Jhg. pag. 8.
Fig. 1.) Fig. 72.
„Blätter länglich-lanzettlich, in kurze Spitze
verzogen, ganzrandig, etwas lederartig mit dün-
nem, ziemlich kurzem Stiele. Mittelrippe nicht
stark, die übrigen Nerven ein sehr feines Netz
bildend, welches in der drüsig rauhen Ober-
fläche der Spreite beinahe verschwindet. Ganz
ähnliche Blätter kommen bei der Gattung Myrica
vor. (M. coriacea R. Br.)
Unter diesen Resten liegt auf einer Schiefer-
platte ein Stückchen Zweig mit Früchten,
welches die Myriceennatur der Blätter nur
noch wahrscheinlicher macht.“
Die Früchte sind in der Schieferplatte tief
eingedrückt, waren also fest und hart; ihre Ober-
fläche ist deutlich netzadrig geziert. (Velenov.)
Fundort : Zidic. Schieferthon. Ziemlich selten.
(Velen. Flora IV. Th. pag. 10. Tab. V. Fig. 1-3. Vesmfr XII.
Jhg. pag. 197. Fig. 5. Saliciphyllum perucense Vel. Kyetena,
pag. 58.) Fig. 73.
Dieser Typus der Nervation, den wir auf diesen
Abdrücken finden, ist, wie Velenovsky betont, in den
kleinsten Details auch auf den lebenden Weidenblättern
zu sehen. Es kann in dieser Hinsicht eine ganze Reihe
nicht nur von lebenden, sondern auch von tertiaeren
Arten dieser Gattung zum Vergleiche aufgezählt werden.
(Velenovsky.) Das Vorkommen einer Weidenart in
der Kreideflora, speciell in den Perucer Schich-
ten, wäre ein sehr bemerkenswerther Fund, wenn
nur Velenovsky selbst diese Pflanze in seiner Kv&tena
l. e. nicht zu den der genaueren Stellung nach
in jeder Hinsicht fraglichen Pflanzenab-
drücken zugezählt hätte.
Fundorte: Melnik an der Sdzava und Vyserovic,
selten.
Fig. 73. Salix perucensis
Vel. — Von Melntik. Blatt.
!/, der natürl. Grösse.
Nach Velenovsky.
gr
116
Fieus suspeecta Velen.
(Velen.: Flora, IV. Th. pag. 10. Tab. V. Fig. 6, 9.
Engelhardt: Veber böhm. Kreidepfl. pag. 101.)
Blätter breit lanzettlich, in der Mitte am breitesten (etwa 35—5'5 cm
breit bei 11—14 cm Länge), zur Spitze sowie zur Basis verschmälert, ganzrandig,
derblederartig. Primaernerv stark, in der Spitze merklich verdünnt. Secundaer-
nerven zahlreich, unter spitzen Winkeln entspringend, untereinander parallel,
gerade, am Blattrande durch bogenförmige Anastomosen verbunden. Blattstiel
gerade, etwa 1 cm lang, sehr stark. (Nach Velenovsky.)
Diese Art führt Velenovsky in seiner Kv&tena nicht mehr an.
Fundorte: Vyserovic. Schieferthon, selten; Auchelbad (nach Engelhardt, nur
ein halbes Blatt).
Fieus stylosa Vel.
(Velen.: Flora II. Th. pag. 14. Tab. IV. Fig. 5. Vesmir XII.
Jhg. pag. 173. Fig. 8. Ficophyllum stylosum Vel.
Kyetena, pag. 49, 53, 58.) Fig. 74.
Das Blatt aus der eiförmigen Basis nach vorne
verlängert, am Rande gezähnt (etwa zweimal dichter
als es in der Figur 74. angedeutet ist), an der Basis
ganzrandig. Der Primaernerv gerade, stark, in der
Spitze verdünnt. Die Secundaernerven unter spitzen
Winkeln entspringend. Der Blattstiel länger als die
Blattspreite, gerade, stark. Man kann zwischen zwei
Gattungen, nämlich der Gattung Ficus und der Gat-
tung Populus bei der Bestimmung dieses Blattrestes
wählen. Ehe man besser erhaltene Blätter von dieser
Art findet, muss man die Bestimmung der Fieus
stylosa nur für eine provisorische halten. (Vele-
Fig. 74. Ficus stylosa Vel. — novsky.)
Von M3eno. Blatt, die Hälfte N & ö L
der natürl. Grösse. (Nach Fundort: Mseno unweit Budin. Perucer Schiefer-
Velenovsky). thon. In einem einzigen Exemplare. Aounic, Schieferthon ?
Fieus elongata Vel.
(Velen.: Flora II. Th. pag. 15. Tab. IV. Fig. 4 Vesmir XII. Jhg. pag. 174. Ficophyllum
elongatum Velen. Kv&tena pag. 49, 53, 58.)
Das Blatt länglich, in der Mitte am breitesten, am Grunde abgerundet,
vorne allmälig verschmälert, ganzrandig, fest lederartig, 13 cm lang, 3'/, cm breit.
Primaernerv gerade, stark, zur Spitze verdünnt, Secundaernerven abwechselnd,
ziemlich spärlich, aber deutlich hervortretend, unter spitzen Winkeln entspringend,
117
schwach gekrümmt, am Rande durch regelmässige Bogen unter einander anasto-
mosirend. Zwischen den Secundaernerven lassen sich noch andere parallele
Secundaernerven bemerken, welche aber weit feiner sind.
Unter den Tertiaerpflanzen befinden sich viele analoge Arten, von welchen
sowie von allen aus der Kreideperiode herrührenden Arten unsere Blätter sogleich
durch die abgerundete Basis unterschieden werden können. (Nach Velenov.)
Fundort: Oujezd unweit Jicin. Perucer Sandstein. Leg. Herr Vincene
Sandera.
Fieus Krausiana Heer.
(Heer: „Die Kreidefi. v. Moletein in Mähren“ pag. 15. Tab. V. Fig. 3—6.
Engelhardt: „Ueber böhm. Kreidepfl.“ p. 100.)
Blätter lanzettförmig, ganzrandig, beiderseits verschmälert, etwa 3'/,—4'/, cm
in der Mitte breit und 15—20 cm lang, Mittelnerv stark, Secundaernerven zahl-
reich, bogenläufig, sehr zart. (Nach Heer.)
Die drei von Engelhardt bestimmten Blätter von Kounie, die ich gesehen
habe, halte ich nur für Blätter von Eucalyptus Geinitzi Heer, umsomehr,
da die Nervatur ziemlich gut zu sehen ist.
Es ist überhaupt eine Frage, ob auch nicht die Blätter, die Heer unter dem
Namen F. Krausiana beschrieben und abgebildet hat, nur breitere Blätter
seines Myrtophyllum (Eucalyptus?) Geinitzi darstellen, was ich, nach
unserem sehr reichen Material von VySerovic und Kounie zu urtheilen,
annehmen muss. Ebenso kann darüber kein Zweifel bestehen, dass Heer’s
Myrtophyllum Schübleri zu dem Euc. Geinitzi gehört, was schon Heer
pg. 23 1. ec. selbst für möglich ansieht.
Fundort: Kounic (nach Engelhardt!).
Fieus Peruni Vel.
(Velen.: Flora, II. Th. pag. 16. Tab. IV. Fig. 1 -3. — Vesmir. XII. Jhg. p. 173. Fig. 7.
Engelhardt: „Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 100.)
Blätter lang, etwa in der Mitte am breitesten (etwa 4—4'5 cm breit bei
23 cm Länge), vorne und an der Basis verschmälert, am Grunde nicht abgerundet,
an der Spitze stumpf, kurz beendet, ganzrandig, fest lederig. Primaernerv sehr
stark, gegen die Spitze mässig verdünnt. Secundaernerven unter ziemlich stumpfen
Winkeln entspringend, zahlreich, in gerader Richtung bis zum Rande verlaufend
und hier durch regelmässige Bogen untereinander anastomosierend. Zwischen
denselben laufen noch andere parallele Nerven, welche sich mit den vorigen
durch feinere Quernerven verbinden. Blattstiel stark, gerade, nicht lang. (Nach
Velenovsky.)
Fundort: Kounic, Vyserovie. (Nach Engelhardt!)
Ich halte diese Bestimmung, wenigstens die des einen, grösseren Blattes,
das Engelhardt anführt, für fraglich. Dieses Blatt Engelhardt’s scheint nur
zu dem Eucal. Geinitzi zu gehören.
118
Proteopsis Proserpinae Vel.
(Velen.: Kv&tena, pag. 19. Tab. I. Fig. 6-9. Vesmir, XXI. Jhg. pag. 56. Fig. 1—2.) Fig. 75.
Fruchtköpfehen von 4—5 cm Breite, welche, wenn sie von der Innen-
seite abgedrückt sind, in der Form kreisförmiger, in der Mitte mit einem Nabel
versehenen Gebilde erscheinen. Von dem Nabel aus ziehen sich, in schön gebo-
genen, dichten Parastichen, rhombische Felderchen strahlenförmig gegen den
Rand hin, von denen ein jedes einen centralen Punkt trägt. Den Rand des
Fruchtköpfchens umkränzen zahlreiche, li-
neale, in ihrer Mitte mit einem Kiele ver-
sehene Blättchen, die in spiraliger Anordnung
gestellt ebenfalls dichte Parastiche bilden.
Von der Aussenseite abgedrückt erscheinen
die Fruchtköpfchen im Ganzen dicht be-
schuppt und auch der Stiel im Centrum
ist wahrzunehmen. Die
@ . Schuppenblätter
Fig. 75. Proteopsis Proserpinae Vel. — waren dick lederig, ein-
Von Vyserovic. — a) Fruchtköpfchen von ander dachig deckend
der Innenseite abgedrückt. — b) Dasselbe ° De
von der Seite — restauriert. Die Hälfte der Diese Fruchtgebilde
nat. Grösse. (Nach Velenovsky,.) haben eine über-
raschende Aehnlichkeit
mit den Blüthenköpfchen einiger Proteaceen. Manche
Compositen haben wohl auch ähnliche Köpfchen, sind
aber nie so holzig und würden sich kaum so scharf abge:
drückt erhalten haben. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Vyserovic, Perucer Schieferthon. In einigen
schönen Exemplaren. Ziemlich häufig.
Proteophyllum laminarium Vel.
(Velen.: Kv&tena, pag. 18. Tab. IV. Fig. 7. Vesmfr XXII. Jhg. pag.
32. Fig. 3.) Fig. 76.
Blätter lineal länglich, ganzrandig, kurz gestielt, sehr
lederartig mit ausgeprägter Nervatur. Aehnlichen Typus
von Blättern findet man bei vielen Gattungen der Protea-
ceen : Protea laurifolia, glabra, lepidocarpa, Leucodendron
etc. Dieser Typus erinnert auch an die Blätter von Cono-
spermum. (Velenovsky,.) Fig. 76. Proteophylium
N Tr . . N : laminarium Vel. — Von
Fundort: Lödie. Sehr häufig in den Perucer Schiefer- 7,4. Blatt, nat. Grösse.
thonen. Copienach Velenovsky.
Fig. 77. Proteophylium
paucidentatum Vel. — Von
Lidie. Blatt, nat. Grösse.
Copienach Velenovsky.
Proteophyllum trifidum Vel.
Fig. 79. Proteophylium tri-
fidum Vel. — Von Lidie.
Blatt, nat. Grösse. Copie
nach Velenovsky.
u)
Proteophyllum paueidentatum Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 18. Tab. VI. Fig. 12. 13. pag. 50, 53.
Vesmir XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 1.) Fig. 77.
„Diese Art ist charakterisirt durch den sehr kurzen
Blattstiel und nur einige grosse Zähne am vorderen Ende
der Spreite, die ausser dem Mittelnerven keine Nervatur
mehr zeigt und ungewöhnlich stark lederartig sein
musste.“ (Velenovsky.)
Fundort: Zidic. Schieferthon. Seltener.
Proteophyllum produetum Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 18. Tab. IV.
Fig. 10, 11. Vesmir XXI. Jhg.
pag. 32. Fig. 5.) Fig. 78.
Blätter immer lang-lineal,
am Rande scharf und grob ge-
zähnt. Die Nervatur tritt nur
wenig hervor. Aehnliche Blätter
haben einige Arten der Gattung
Lomatia. L. linearis hat
täuschend ähnliche Blätter. (V e-
lenovsky.)
Fundort: Lödie. Ueberall in
dem Schieferthon. Ziebena ; Schie-
ferthon, selten. —!
(Velen.: Kvötena, pag. 18. Tab. V.
Fig. 15. Tab. VI. Fig. 14. Vesmir
XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 6.) Fig. 79.
Blätter unten lineal, gegen
die Spitze hin schnell keilförmig
"brei ier drei-theilig
verbreitert und hier drei-t 8 Fig. 78. Proteophyllum pro-
od. -lappig. Lappen lineal, stumpl- Are We ans:
lich; Spreite sehr lederartig, fei- Blatt, nat. Grösse. Copie
nere Nervatur geschwunden, kaum nach Velenovsky.
mehr zu ermitteln.
Dieser Blatttypus wiederholt sich bei manchen
Proteaceen, besonders bei der Gattung Banksia. (Nach
Velenovsky.)
Fundort: Zidie. Schieferthon. Nur in zwei Exemplaren.
120
Proteophyllum eoriaceum Vel.
Fig. 80. Proteophyllium coria-
ceum Vel. — Von Lidie.
Blattstück, nat. Grösse. Copie
nach Velenovsky.
Proteophyllum decorum Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 18. Tab. V. Fig. 13. Vesmir XX. Jhg.
pag. 32. Fig. 8.) Fig. 81.
„Blätter fiederig
nach oben auslaufend,
eingeschnitten, Lappen an der
Basis etwas breiter, ziemlich dicht stehend und schief
kurz, lederartig fest. Nervatur
(Velen.. Kv&tena, pag. 18. Tab. IV. Fig. 13. Tab. VI. Fig. 15.
Vesmifr XXII. Jhg. pag. 32. Fig. 7.) Fig. 80.
Blätter fiederig eingeschnitten, Lappen aus brei-
terer Basis schief nach oben in leichter Krümmung
auslaufend, ungemein fest, lederartig, da die Ränder
derselben in den Schieferthon hineingepresst sind.
Eine ähnliche Nervatur finden wir bei manchen Arten
der Gattung Dryandra. Die recente D. pteri-
folia R. Br. z. B. ist die ähnlichste. (Nach Vele-
novsky.)
Fundort: Zidie. Schieferthon. Nur in 2 Exem-
plaren.
nicht kenntlich. Das Blattfragment entspricht mehr den )
Blättern einer Proteacee als einer Farnkrautfieder. Aehn- Fig. 81. Proteophyllum de-
liche Blätter sind bei Grevillea Calleyi R. Br. zu
finden.“ (Nach Velenovsky.)
corum Vel. — Von Lidie.
Blattstück, nat. Grösse.
Copie nach Velenovsky.
Fundort: Lidie. Ein einziges Exemplar.
Fig. 82. Proteophyllum cornu-
tum Vel. — Von Lidie.
Blattstück, nat. Grösse. Copie
nach Velenovsky.
Proteophyllum eornutum Vel.
(Velen.: Kve&tena, pag. 18. Tab. IV. Fig. 12. Vesmir XXI.
Jhg. pag. 32. Fig. 4.) Fig. 82.
Dieser Blattabdruck ist in dem Schieferthon tief
eingedrückt, so dass man annehmen kann, dass das
Blatt sehr fest von hornartiger Consistenz war. Ein
Mittelnerv ist nicht zu sehen, eher scheint es, als ob
die Oberfläche des Blattes längs gerunzelt gewesen
wäre. — Die Blätter der lebenden Gattung Petro-
phila haben mit diesem Kreidereste eine über-
raschende Aehnlichkeit. (Velenovsky.)
Fundort: Zidie. Schieferthon. Ein einziges Exem-
plar. Liebenau? Schieferthon, ein Blattfragment. —!
121
Proteoides Reussi Engelh.
(Salix macrophylla Reuss „Die Kreidegebilde des westl. Böhmens“, p. 169. — Protea
spec. Corda in Reuss: „Verstein. d. böhm. Kreidef.“ p. 96. Tab. L. Fig. 6—9.
Proteoides Reussi. Zngelhardt: „Ueber böhm. Kreidepfl.“ p. 105.)
„Blätter lederig, lang, linealisch, beiderseits verschmälert, zugespitzt, ganz-
randig; Mittelnerv stark. Die Seitennerven hat Engelhardt nicht näher besprochen
indem er nur angibt, dass sie verwischt sind. (Nach Engelhardt.)
Die systematische Stellung dieser Blätter ist also noch sehr fraglich, und
es kann sein, dass es nur Blätter sind, die derselben Species angehören, welche
man unter dem Namen Eucalyptus angusta Vel. anführt. Sonst könnten die
Blätter auch mit Proteophyllum laminarium Vel. verwandt oder gar
identisch sein.
Fundorte: Kuchelbad. Mehrere Blätter und Blattstücke. Peruc. Schieferthon.
Proteoides acuta Heer.
(I. Capellini et O. Heer: „Les phyllites cretacdes du Nebraska“ pag. 17. Tab. IV. Fig. 7, 8.
Engelhardt: „Ueber böhm. Kreidepfl.“ p. 105.)
Die Blätter sind lederig, beiderseits verschmälert, lanzettförmig, zugespitzt,
Sanzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven fehlen. Dass die systema-
tische Stellung dieser Blätter noch sehr unsicher ist, hat Heer selbst in Kreide-
pflanzen d. arkt. Zone, S. 110, betont, wo die Art Pr. acutus genannt
wird. Engelhardt.)
Fundort: Kuchelbad. (Nach Engelhardt.)
Conospermites hakeaefolius Eittg.
(Ettingsh.: Die Kreidefl. von Niederschoena, pag. 254.
Tab. III. Fig. 4, 12.
Velen.: Flora, II. pag. 5. Tab. I. Fig. 11—13.
Engelhardt: Ueber Kreidepfl. v. Niederschöna, pag. 97.
Conospermophyllum hakeaefolium (Ettg.) Vel. Kv&ö-
tena, pag. 50, 53.
Vesmir XI. Jhg. pag. 149. Fig. 3.) Fig. 83.
Blätter länglich keilförmig bis lanzettlich, bis 10 cm
lang, vorne kurz zugespitzt oder stumpf beendet, zum
Stiele allmälig verschmälert bis herablaufend, ganzrandig,
fest, derb lederartig. Primaernerv gerade, ziemlich stark,
in der Blattspitze verdünnt; die seitlichen Basalnerven
bis in die Blattspitze hinein und mit dem Rande parallel
laufend, ebenso am Ende fein verdünnt. Zwischen diesen
und dem Primaernerven verlauft noch je ein paralleler _
Nerv, der nicht überall so scharf ausgeprägt ist. Dicht u ng
am Rande ist noch ein feiner mit demselben paralleler Kuchelbad. Nat. Grösse, —
Saumnery erkennbar. Die Basalnerven und der Primaer- Nach Velenoysky.
122
nery sind durch etwas feinere unter spitzen Winkeln entspringende Secundaer-
nerven untereinander verbunden. Tertiaernerven spitzwinkelig oder längsläufig
mit ihren Quaternaerzweigen ein schönes, länglich-maschiges Netz bildend. Diese
Blätter scheinen mit Conospermum- und Hakea-Blättern nahe verwandt zu
sein. Velenovsky meint, dass das von Ettingshausen abgebildete Blatt 1. ce.
sicher derselben Pflanze angehört, wie die in Böhmen entdeckten Fragmente.
Fundorte: Löppenz, Vidovle. Perucer Schieferthon. Nicht selten und
schön abgedrückt. Kuchelbad, Mseno, Otruby. Perucer Schieferthon. Seltener.
Grevillea Dvoräki Bayer.
Bayer: „Ein. n. Pfl. d. Perucer Kreidesch. in B.“ pag. 28. Textfig. 9, 9a. Tab. I. Fig. 15.)
(Bay P 8 8
Fig. St a, b.
@
Fig. 84. Grevillea Dvofaki Bayer. a) Obere und untere Blatthälfte in nat. Grösse. — Von Otruby.
b) Blattspitze etwa 3mal vergrössert und an dem Endlappen etwas aufgerichtet, um die Nervatur
anschaulicher zu machen. Originalzeichnung.
Blätter im Ganzen länglich-elliptisch, gefiedert. Fiedern breit-lineal, ziemlich
kurz, zur Spitze hin kurz verschmälert, stumpflich, zum Grunde hin wenig ver-
schmälert, regelmässig alternirend, bis zum Grunde hin frei oder nur sehr schmal
hinunterlaufend. Das Blatt fest lederig mit ziemlich schmaler, aber tief abge-
drückter Hauptrippe und ebensolchen bis 2 cm langen Blattstiele versehen,
123
Secundaernerven fein, zu 3 bis 5 in einen jeden Abschnitt eintretend und bis zur
Spitze, wo sie sich verbinden, verfolgbar, durch schief auslaufende, beinahe gleich
starke Tertiaernerven reichlich verbunden, oder in ihre längsläufigen Verbindungen
hinüberlaufend.
Sowohl die Form des Blattes als auch die Nervatur der Fiedern entsprechen
am ‚besten derjenigen, welche die Blätter der recenten Art Grevillea helio-
sperma R. Brown aus Neu-Holland charakterisiert.
Ich habe dieses Fossil, dem glücklichen Finder, Herrn Dvoräk, (Photo-
graph und nicht Lehrer, wie ich irrthümlicherweise angegeben habe) zu Ehren,
G. Dvoräki benannt.
Fundorte: Otruby und Kl. Kuchelbad, selten.
Grevillea tenera Vel.
(Velen.: Flora IV. Th. pag. 11. Tab. VII. Fig. 9, 14, 16.)
Blätter rhombisch, gefiedert, Blattfieder breit lanzettlich, noch einmal getheilt,
Abschnitte lineal, mit herablaufenden Rändern. Hauptnerven nicht stark, überall
ziemlich gleich dick. Seitennerven fein, unter spitzen Winkeln entspringend,
netzartig verzweigt, mit randständigen Bogen und Schlingen. Die Blattspreite war
von fester, beinahe lederartiger Natur. Die Form der Abdrücke erinnert stark
an einige Farne, die Nervation spricht aber entschieden für eine dicotyledone
Pflanze. (Velenovsky.)
Fundort: Melnik an der Säzava. (In den grauen Perucer Thonen, selten.)
Grevillea constans Vel.
(Velen.: „Flora“ II. pag. 3. Tab. I. Fig. 6—10.
Vesmir XII. Jhg. pag. 149. Fig. 2.
Grevilleophyllum constans Vel. Velen.: „Kvetena“, pag.
50, 53.) Fig. 85.
Blätter lineal, zum Stiele sowie zur Spitze verschmä-
lert, gewöhnlich 8—10 cm lang, 7 mm breit, ganzrandig, fest,
derb lederartig. Primaernerv gerade, nicht stark; Secundaer-
nerven fein, unter sehr spitzen Winkeln entspringend, am
Rande durch einen mit dem Rande parallelen Saumnerven
unter einander verbunden. Stärkere Nerven des Netzwerkes
unter sehr spitzigen Winkeln entspringend, fein, durch
schwache Queradern untereinander verbunden. Blattstiel
kaum 1cm lang, ziemlich stark.
Mit der grössten Sicherheit können wir annehmen,
dass die vorliegenden Blätter in die nächste Verwandtschaft
der Gattungen Grevillea, Persoonia, Leucodendron _ ß
oder Protea gehören. Ein 83. Arevlliea, Son,
stans Vel. — Von Lip-
Unsere Grevillea-Blätter haben wenige Secundaernerven, „enz. Blatt. ?/, der nat.
welche immer unter sehr spitzigen Winkeln entspringen und Grösse,
124
untereinander parallel nach vorne verlaufen, bis sie sich am Rande mit dem
Saumnerven verbinden.
Fundorte: Vyserovic, Kuchelbad, Hloubetin, Lidie, Melnik, Vidovle, Perue,
Lippenz, Mseno. Perucer Schieferthon. Nicht häufig.
Banksia pusilla Vel.
(Velen.: Flora II. pag. 7. Tab. I. Fig. 14—17.
Banksiphyllum pusillum Vel. — Kve&tena, pag. 50, 53.)
Blätter länglich, lineal, 6 cm lang, 8 mm breit, vorne kurz abgestutzt oder
abgerundet, an der Spitze etwas ausgerandet, an der Basis verschmälert, nur bei
der Spitze scharf und fein gezähnt, unten ganzrandig, in der vorderen Hälfte am
breitesten, fest, lederartig. Primaernerv ziemlich dick, in gleicher Dicke bis in
die Spitze auslaufend. Weitere Nervation nicht erkennbar. Blattstiel 5 mm lang,
dick. Alle diese Merkmale als auch die Form findet man bei mehreren Arten
der Gattung Banksia.
Von den fossilen Arten können wir nur eine tertiaere Art zum Vergleiche
anführen, die Banksia helvetica Heer, welche der B. pusilla noch einiger-
massen ähnelt. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Kuchelbad. Weisse Thonschichten. Zwei Exemplare, welche Vele-
novsky selbst I. ec. pag. 7 zu den der näheren systematischen Stellung nach noch
sehr fraglichen Resten hinstellt. Bohdankov (Liebenau). Röthlicher Schieferthon.
In einigen Exemplaren.
Banksites Saportanus Vel.
(Velen.: Flora II. pag. 7. Tab. I. Fig. 18—20. — Kyvötena,
Banksiphyllum Saportanum Vel. pag. 50. — Ibid.
Proteophyllum Saportanum Vel. pag. 18, 29. Tab. V.
Fig. 14. — Vesmir XXI. Jhg. pag. 32. Fig. 2.) Fig. 86.
„blätter lanzettlich, in der Mitte am breitesten, zur
Spitze sowie zur Basis ziemlich allmälig verschmälert, am
Rande dicht gekerbt, gesägt, nur am Grunde ganzrandig.
Primaernerv stark, in der Spitze verdünnt. Secundaer-
nerven sehr zahlreich, fein, scharf hervortre-
tend, unter spitzen Winkeln entspringend, bei dem Rande
in ein polygonales Netzwerk sich auflösend. Das Nerven-
netz hervortretend aus einer Menge polygonaler Felderchen
zusammengesetzt. Das Blatt von fester, derb lederartiger
Natur. In der Familie der Proteaceen findet man
wirklich bei mehreren Gattungen sehr analoge Blätter.
y Unter den Kreidepflanzen sind uns keine Ähnlichen
EI: BP Iaptennmylun Blätter bekannt. Aus der Tertiaerperiode ist Sa-
portanum Vel. — Von Lidie.
Blatt. Nat. Grösse. Copie Porta’s Banksites pseudodrymeja unseren Blättern
nach Velenovsky. sehr ähnlich.“ (Velenovsky.) — Nach Heer’s Dafür-
125
halten gehören die Blätter dieser Art zu Myrsine. (vergl. Heer’s Refer. im Bot.
Centbt. 1883. Bd. XIV. pag. 176).
Fundorte: Vy3erovic. Selten. Schieferthon. Lödie bei Schlan. Ziemlich häufig.
Schieferthon.
Dryandra cretacea Vel.
(Velen.: Flora II. pag. 1. Tab. I. Fig. 1-5. — ibid. IV. Th. Nachträge pag. 12. — Vesmir
XII. Jhg. pag. 149. Fig. 1. Vergl. Heer’s Refer. im Bot. Centbt. 1883. Bd. 14. p. 175.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 103—105.
Krasser: Kreidefl. von Kunstadt, pag. 130. Tab. III. Fig. 1. — Dryandrophyllum creta-
ceum Velen. Ky&tena, pag. 50, 53.) Fig. 37.
Blätter lang, lineal, zum Stiele allmälig verschmälert,
vorne kurz zugespitzt, fiederspaltis. Lappen meistens ab-
wechselnd, dreieckig, scharf zugespitzt, entweder einfach
oder gespalten oder zweizähnig. Blattstiel '),—1 cm lang,
nicht stark, mit langen borstigen Wimpern besetzt. Primaer-
nerv die ganze Länge hindurch gleich dick, in der Spitze
verfeinert. In die einzelnen Lappen laufen stets zwei stär-
kere Secundaernerven, von denen der obere in den oberen,
der untere in den unteren, kleineren Zahn endet oder am
Rande verschwindet. Das Nervennetz selten hervortretend;
die stärkeren Rippen desselben stehen senkrecht auf den
Secundaernerven. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky hat diese Pflanze nach sorgfältiger Prüfung
und Vergleichung mit der Gattung Dryandra, Compto-
nia, Myrica ja selbst Aralia als eine mit der lebenden
Dryandra formosa R. Br. und der D. Brongniarti
Ett. übereinstimmende Art anerkannt, die also nur zu den
Proteaceen zu rechnen wäre, was er l. c. IV. Th. pag. 12
noch einmal hervorhebt. Er betrachtet sie für eine für die
Kreide besonders charakteristische Proteacee Dryandra
eretacea gehört zu jenem Typus, welcher sich von der
Kreideperiode bis zur jetzigen Zeit in Form der leben-
den Dryandra formosa erhält.
Fundorte: Kuchelbad. Weisse, gelbliche und graue
Thonschichten. Häufig. Melntk. Perucer Thon. Ein gut er-
haltenes Blattfragment. Zidie. Ein kleines Blattfragment.
Hloubetin. Perucer Schieferthon, selten.
Dr. eretacea Vel. var. paucinervis Engelh., die
Engelhardt l. c. pag. 104. auf Grund eines wohlerhalte-
nen Blattstückes aufgestellt hat, unterscheidet sich dadurch,
Fig. 87. Dryandra cre-
tacea Vel. — Von Ku-
chelbad. Blatt. ®, der
nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
dass sie durchgängig nur je einen Nerv in allen Lappen erkennen lässt.
Fundort: Kuchelbad.
126
Aristolochia teecomaecarpa Bayer.
(Bayer: Ein. neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhmen. pag. 29—33. Fig. 10, 10a. Tab. I.
Fig. 7, 8.) Fig. 88.
Frucht scheinbar hülsenförmig, etwas gekrümmt, stumpf zugespitzt, 1'3 bis
15 cm dick, 5'/, cm lang, in einen ziemlich dicken, 2—3 mm breiten, 1—1'5 cm
langen Stiel kurz verschmälert, von unserem Standpunkte eine Kapsel darstellend,
welche ein wenig gewölbt der
Länge nach wulstig gefaltet
und dadurch auch regelmässig
gefurcht ist, so dass auf jedem
Abdrucke entweder 4 oder 5 gut
erkennbare, regelmässig neben
einander liegende Wülste und
ebensoviel Furchen sich zeigen.
Nebstdem umrahmt den Frucht-
abdruck zu beiden Seiten der
etwas gewölbten Kapsel am Rande
noch ein schmälerer und niedri-
ger, aussen scharf begrenzter, bis
zur Spitze hin reichender Saum.
Die ganze Frucht mit Ausnahme
des Stieles und der niedrig leisten-
förmigen Berandung derselben,
a b
Fig. 88. Aristolochia tecomaecarpa Bayer. — Von Vs... Ale hie und da punktiert er-
rovic. a) Frucht in nat. Grösse. 5) Die Spitze derselben scheint, ist sehr fein quergestreift.
2mal vergrössert. Originalzeichnung. Diese Früchte sind denjeni-
gen von einigen Aristolochien
am meisten ähnlich. Die Form der Abdrücke erinnert zwar sehr an die Form
mancher Leguminosen-, Bignonien- ja selbst Proteaceen-Früchte, die
Sculptur derselben erlaubt es aber vorläufig nicht, sie mit irgend einer Art der
zuletzt genannten Familien in Verbindung zu bringen.
Fundort: Vyserovic. Schieferthon. Zwei Exemplare.
Magnolia amplifolia Heer.
(Heer: Flora von Moletein, pag. 21. Tab. VIII. Fig. 1, 2. Tab. IX. Fig. 1.
Velen.: Flora II. p. 1. Tab. VI. Fig. 3, 4; Tab. VII. Fig. 7, 10, 11. — Vesmir XII. Jhg.
pag. 212. Fig. 9. — Kvötena, p. 51, ö4, 59.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 111.) Fig. 89.
„Blätter breit, lanzettförmig, vorne und an der Basis kurz gleichmässig
verschmälert, ganzrandig, fest, nicht lederartig. Primaernerv gerade, am Grunde
sehr stark, in der Spitze bedeutend verdünnt. Secundaernerven unter spitzen
127
Winkeln entspringend, gerade, nicht zahlreich,
am Ende bogenförmig gekrümmt und in 2—-3
Tertiaeräste verzweigt.
Die ganze Erscheinung dieser Blätter erin-
nert an viele Arten der Gattung Magnolia.
M. acuminata und M. Yvlan lässt sich mit ihnen
am besten vergleichen.“ (Velenovsky.)
Engelhardt |]. c. p. 112. beschreibt und
bildete zwei Blüthenstände ab, die er hieher
rechnet. Ich habe sie gesehen und muss sie als
sehr fraglich bezeichnen. Es scheint mir nach
allem, dass diese Blüthenstände zu den ähren-
förmigen Fruchtständen gehören, die wir bei
Echinostrobus squamosus besprochen
haben. : ‚
gl N 2 Fig. 89. Magnolia amplifolla Heer. —
Fundorte: Vyserovöc. Schieferthon. Sehr Yon Vyserovic. Blatt. '/, der natürl.
häufig. Kuchelbad. Nicht häufig. Lidie, Melnik, Grösse. Nach Velenovsky.
Bohdankov. Schieferthon. Selten.
Magnolia alternans Heer.
(Heer et Capellini: Phyllites cr&t. du Nebraska, pag. 20. Tab. III. Fig. 2—4. Tab. IV.
Fig. 1, 2.
Velen.: Flora II. pag. 19. Tab. VI. Fig. 5. Tab. VII. Fig. 6.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. i11.
Magnoliphyllumalternans Vel. — Kvötena, pag. 51, 54.)
„Der vorigen Art ähnlich, die Secundaernerven aber meist abwechselnd,
nicht stark, mit anderen parallelen, feineren Nerven gemischt, nach vorne bogen-
förmig gekrümmt, am Ende keine grösseren Tertiaeräste abzweigend.“
Fundort: Kuchelbad. In den grauen Perucer Thonen.
Magnolia Capellinii Heer.
(Heer et Capellim: Phyllites cretac. du Nebraska, pag. 20. Tab. II. Fig. 5, 6.
Velen.: Flora II. pg. 20. Tab. VII. Fig. 8, 9. — Kvötena, pag. 51, 54.)
Blätter eiförmig, 6—7 cm breit, 8&—11 cm lang, im unteren Drittel am
breitesten, am Grunde kurz, vorne länger verschmälert, ganzrandig. Secundaer-
nerven unter ziemlich stumpfen Winkeln entspringend.
Durch die Form unterscheiden sich diese Blattreste auffallend von den
beiden vorigen Arten, und da sich zwischen denselben keine Uebergangsformen
bemerken lassen, so scheint mir die Selbstständigkeit dieser Art um so wahr-
scheinlicher. (Velenovsky.)
Fundort: Kuchelbad. Perucer Thon. Nur einige Fragmente.
128
Menispermophyllum Celakovskii Vel.
(Liriodendron Celakovskii Velen. Flora Il. pag. 18, Tab. VI. Fig. 2. — idid. IV.
Nachträge, pag. 13. — Vesmir XII. Jhg. pag. 212. Fig. 10. Vergl. Heer’s Refer. im
Bot. Centbt. 1883. Bd. 14. p. 176. — Schimper Schenk, Zittel’s „Handbuch“ pag. 504.
Menispermophyllum Celakovskianum Velen. Kv&tena, pag. öl, 54.) Fig. 90.
Fig. 90. Menispermophylium (Lirloden-
dron) Celakovskii Vel. — Von Kuchel-
bad. Blatt, natürl. Grösse. Nach
Velenovsky.
Blatt im Umrisse rundlich, seicht drei-
lappig, der Mittellappen nicht viel länger als
die seitlichen, vorne seicht ausgerandet, die
seitlichen ebenfalls ausgerandet oder beinahe
abgerundet. Primaernerv gerade, nicht zu
stark, zur Spitze hin merklich verdünnt.
Beiderseits entspringen von ihm am Grunde
2 Basalnerven, von denen der obere etwa in
der Mitte seiner Länge noch ein langes Se-
cundaerästchen abzweigt. In der oberen Hälfte
des Mittelnerven entspringen noch 2—3 Paare
von stärkeren Secundaernerven. Die feinere
Nervation ist unkenntlich. Blattstiel am Grunde
stark. (Nach Velenovsky.)
Das einzige von Velenovsky entdeckte
Blatt kann die Richtigkeit der Bestimmung
nicht sicheru, und die systematische Stellung
dieses Restes ist nach Velenovsky selbst (Kvetena pag. 58) derzeit noch
fraglich.
Fundort: Kuchelbad. Perucer Thon. Ein einziges Exemplar im Druck und
Gegendruck.
Coceulus einnamomeus Vel.
(Velen.: Flora IV. Th. pag. 4. Tab. VII. Fig. 16—21. — Coccu-
lophyllum cinnamomeum Vel. Kv&ötena, pag. 51.)
Fig. 91.
„Blätter länglich lanzettlich, ganzrandig, allmälig
zugespitzt, von fester, beinahe lederartiger Beschaffen-
heit. Der Primaernerv scharf hervortretend. Die zwei
seitlichen Basalnerven mit dem Blattrande parallel ver-
laufend, nicht weit vor der Blattspitze im Netzwerke
sich auflösend. Die Seitennerven sind mit dem Blatt-
rande und dem Hauptnerven durch zahlreiche, feine,
scharf hervortretende Quernerven verbunden. Das Nerven-
netz aus polygonalen Feldchen zusammengesetzt. Der
Blattrand verdickt und nicht selten mit einem feinen
Saumnerven. Der Blattstiel bis 1 cm lang, nicht stark.“
Eine auffallende Analogie ist in den Blättern der jetzt-
Fig. 91. Coceulus cinna-
momeus Vel. — Von Lip-
penz. Blatt in nat. Grösse.
(Copie nach Velenoy.)
129
lebenden Art, ©. laurifolius, gegeben. Die Zusammensetzung der Nervation
stimmt gänzlich überein. (Velenovsky.)
Fundorte: Zippenz. Perucer Schieferthon. Sehr häufig. Hloubetin, Stradonie.
Schieferthon. Nicht häufig. Peruc? Sandstein. Ein einziges Exemplar,
Ilieium deletum Vel.
(Velen.: Flora Ill. pag. 4. Tab. III. Fig. 5. — llliciphyllum
deletum Vel. Kyötena, pg. 51.) Fig. 92.
Das vorliegende Blatt zeichnet sich durch die
lang verschmälerte Basis aus; es zeigt eine feste leder-
artige Beschaffenheit, die Ränder waren scharf und um-
gerollt. Eine auffalende Aehnlichkeit findet Velenovsky
bei den Blättern der Gattungen Illieium und Drimys.
Vorläufig ist es schwierig, das einzige Blattfragment
mit Bestimmtheit einer Gattung zuzuzählen, und es wird
auch (Kvö&tena, pg. 58) zu den der näheren systemat.
Stellung nach fraglichen Resten gestellt. (Nach Vele-
novsky.)
Fundort: Zippenz bei Laun. Ein einziges Exemplar.
Fig. 92. !licium deletum
Vel. — Von Zippenz. Blatt
in nat. Grösse. (Copie nach
(Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 101. Tab. 1. Fig. S.) Velenovsky.)
Litsaea bohemiea Engelh.
Blatt ei-lanzettförmig, nach Spitze und Grund verschmälert, ganz-
randig; Mittelnerv am Grunde stark, nach der Spitze hin sehr verdünnt. Die
beiden über dem Grunde entspringenden Seitennerven sind lang und laufen dem
Rande beinahe parallel, die übrigen alternieren, sind gebogen und durch Schlingen
untereinander verbunden. Die Nervillen entspringen unter wenig spitzen Winkeln
und sind gebrochen. (Nach Engelhardt.)
Fundort: Kounic. Schieferthon.
Sassafras acutilobum Lesgx.
(Lesquereux: The eretaceous Flora 1874. pag. 79. Tab. XIV.
Velen.: Flora, II. Th. pag. 2. Tab. II. Fig. 1. — Sassafrophyllum acutilobum
(Lesqx.) Velen. Kyetena, pag. 50, 53, 58.) Fig. 93.
Das Blatt rhombisch, in der Mitte am breitesten, dreilappie, am Grunde
keulig verschmälert; der Mittellappen viel länger und grösser als die beiden seit-
lichen; alle ganzrandig, allmälig in eine feine Spitze ausgezogen. Der Primaernerv
gerade, stark, in der Spitze fein, dünn. Die seitlichen Basalnerven entspringen
hoch über der Basis und sind beinahe gegenständig. Die Secundaernerven bogen-
Dr. A. Fri u. Edv. Bayer: »Perucer Schichten». e)
130
In
förmig, sehr fein, untereinander
durch aderige Nerven verbunden.
Der Blattstiel gerade, nicht zu
stark, lang. Die Nervation ent-
spricht recht gut der Nervation
der Gattung Sassafras. Aehnliche
Blattform haben auch einige Ara-
lien, die Nervation hat aber einen
anderen Charakter und tritt nie-
mals so scharf hervor. (Vele-
novsky.)
seiner Kvetena stellt
Velenovsky diesen Blattrest
zu den der näheren systemati-
schen Stellung nach fraglichen
Abdrücken, pag. 58.
Fundort: Kuchelbad. Perucer
Thon. 1 Exemplar.
Laurus plutonia Heer.
(Velen.: Flora, III. pag. 1. Tab. IV.
Fig. 2—4. Vesmir, XIII. Jhg.
pag. 260. Fig. 6.
Fig. 93 Sassafras acutilobum Lesqx. — Von Kuchelbad. Laurophyllum plutonium Heer.
Blatt, 2/, der natürl. Grösse. (Copie nach Velenov.) Kveötena pag. 50, 53, 58.) Fig. 94
Blätter lineal-lanzettlich, S—9 cm lang, beinahe bis
2cm breit, gegen die Spitze sowie zur Basis verschmä-
lert, ganzrandig, wahrscheinlich lederartig. Primaernerv
stark, zur Spitze verdünnt. Secundaernerven zahlreich,
unter ziemlich spitzen Winkeln entspringend, bogenförmig
gekrümmt, am Rande durch Bogen und Schlingen unter-
einander verbunden. Die Fläche zwischen den Secundaer-
nerven mit dichtem Netzwerke ausgefüllt. Blattstiel ge-
rade, nicht stark, ziemlich kurz.
Die Form des Blattes, die Art der Secundaer-
nerven und vor Allem das dichte Maschennetz entsprechen
gut diesem Typus. Unsere Blätter unterscheiden sich
nicht von jenen, welche Heer aus Grönland als L. plu-
tonia beschrieben hat.
Die unseren scheinen aber nicht so dieht stehende
Secundaernerven zu haben, wodurch sie dem tertiaeren
L. primigenia Ung. noch ähnlicher werden, als Heer’s
Blätter von Grönland. (Nach Velenovsky.)
Fig. 94. Laurus plutonia
Heer. — Von Lippenz.
Blatt, °/, der nat. Grösse.
131
In seiner „Kvötena“ stellt Velenovsky diese Pflanzenabdrücke noch zu
den der näheren systematischen Stellung nach fraglichen Resten, 1. c. p. 58.
Fundorte: Klein Kuchelbad. Perucer Thon. 1 Exemplar. Zippenz. Perueer
Thon. 2 Exemplare.
Laurus affınis Vel.
(Velen.: Flora, IV. Th. pag. 9 Tab. V. Fig. 4. 5, 7, 8.
Engelhard: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 102.)
Blätter länglich lanzettlich, ganzrandig, T—11 cm lang, 15—22 mm breit,
zur Basis kurz verschmälert, vorne in eine Spitze ausgezogen, derb lederartig;
Primaernery gerade, besonders am Grunde stark; Seeundaernerven nicht
zahlreich, bogenförmig, untereinander am Rande durch Schlingen anastomosierend.
Blattstiel gerade, mittelmässig stark. (Nach Velenovsky.)
Diese Art wurde von uns bisjetzt nur in den Chlomeker-(Senon)-Schichten
beobachtet. Engelhardt slaubt dieselbe auch in den Perucer Schichten ent-
deckt zu haben.
Fundort: Kounic (nach Engelhardt).
Platanus Velenovskyana Krasser.
(Credneria rhomboidea, Velen.: Floral. pag. 4. Tab. 1. Fig. 2, 3. Tab. II. Fig. 1.
ibid. IV. Nachträge pag. 13.
Platanus rhomboidea, Velen. non Lesqx.: Kv&tena, pag. 49, 53. — Vesmin
XXI. Jhe. pag. 8. Fig. 5.
Credneriarhomboidea, Velen.: Vesmir, XI. Jhe. p. 137. Fig. 4. Vergl. Credneria
subrhomboidea Schimp. Schenk, Zitte’s „Handbuch“ p. 627.
Platanus Velenovskyana Krasser: Beiträge z. K. d. foss. Flora von Kun-
stadt, pag. 26. Tab. V. Fig. 2.) Fig. 95, 96.
„Blätter gross, bis 18 cm lang (ohne Stiel), rhombisch viereckig bis rundlich,
in der Mitte am breitesten, vorne scharf, nieht buchtig gezähnt, die Spitze kurz,
aber scharf endigend. Blattränder am Grunde lang am Stiele herablaufend.
Primaernerv stark. Secundaernerven von einander nur wenig verschieden. Die
tertiaeren Querrippen gut kenntlich. Blattstiel so lang oder länger als der
Primaernerv, stark. Das Blatt von einer festen, derbhäutigen Natur.“ (Vele-
novsky.)
Krasser hat ]. c. darauf hingewiesen, dass schon Lesquereux (Annual.
Report. 1873, pag. 400 und in seiner: „Tertiary Flora“, Washington 1875, pag. 186)
den gleichen Artnamen, wie Velenovsky, für bestimmte Platanusreste
gebraucht hat, denen sich jedoch die von Velenovsky beschriebene Aıt nicht
subsummiren lässt. Krasser hat daher den Namen dem Entdecker dieser Art
zu Ehren in Platanus Velenovskyana umgeändent.
9*
132
Fig. 96. Platanus Velenovskyana Krasser
Fig. 95. Platanus Velenovskyana Krasser (rhomboidea (Credneria rhomboidea Vel) — Von
Vel.) — Von Lidie. Blatt, etwas verkleinert. Nach Kuchelbad. Blatt, '/, der nat. Grösse.
Velenovsky. Nach Velenovsky.
Fundorte: Kuchelbad, Graubräunlicher und weissgelblicher Thon. Otrudy,
Sehr häufig.. Zidic. In einigen Exemplaren. Schieferthon.
Platanus laevis Vel.
(Crednerialaevis Velen.: Floral. p. 6. Tab. I. Fig. 4. Tab. II. Fig. 2-6.
Platanus laevis Velen.: Kv&tena, p. 16. Tab. I. Fig. 1, 2. p. 49. — Vesmir. XXI.
Jhg. pag. 8. Fig. 4.
Crednerialaevis Velen.: Vesmfr, X. Jhg. p. 137. Fig. 3.) Fig. 97, 98.
Blätter 5—12cm lang (ohne Stiel), immer länger als breiter, im Umrisse
rhombisch, lanzettförmig, in der Mitte am breitesten, dreilappig bis einfach
lanzettförmig und ganzrandig, zum Stiele hin verschmälert, aber nie merklich
herablaufend. Der Mittellappen am grössten. — Die Blätter sind ihrer Form
nach im höchsten Grade veränderlich, allein die ungewöhnliche Glätte der Spreiten-
Oberfläche, die scharf hervortretenden Secundaernerven, das Fehlen des Nerven-
netzes, der stets rhombisch-längliche Umriss sind für diese Art ausschliesslich
bezeichnend. Es scheint, dass diese Pflanzenart in den Perucer-Schichten in
Böhmen allgemein verbreitet ist. (Nach Velenovsky.)
Fig. 97. Platanus laevis
Vel. — Von Vy3erovic.
1. Fruchtköpfchen.
2. Frucht. Nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
In derselben” Schiefer-
thonschichte von VySero-
vic, wo diese Blätter vor-
kommen, entdeckte später
Velenovsky einige schön er-
haltene kugelige Frucht-
köpfehen und auch isolirte
Nüsschen, welche sicher
einer Platanus-Artund sehr
wahrscheinlich der an-
geführten Species ange-
hören. Von den ähnlichen
Fruchtköpfchen der Euca-
lyptus- Arten unterscheiden
sich diese Platanus-Köpfchen leicht durch den
centralen, festen, kugeligen Blüthenboden und die
strahlenförmige Anordnung der spindelförmigen
Nüsschen.
Fundorte: Vyserovic und Kounic, sehr
häufig. Melnik, hie und da. Vidovle, selten.
Fig. 99.
133
Fig. 98. Credneria laevis Vel. — Von
Melnik. Blatt, /;, der natürl. Grösse.
Nach Velenovsky.
Credneria bohemica Vel.
(Velen.: Flora, I. Th. pag. 2. Tab. 1. Fig. 1. Tab. II.
Fig. 10, 11.
Idem: Kv&tenap. 51.
Idem: Vesmir, XI. Jhg. p. 137. Fig. 5.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfi. pag. 109—111.)
„Blätter gross, bis 25 cm lang (ohne
Fig. 99. Credneria bohemica Vel. — Von
Vy3erovic. Blatt, 3mal verkleinert. (V elen.)
Stiel) und 20 cm breit, rhombisch, in der
Mitte oder in der vorderen Hälfte am brei-
testen, dreilappig; die Lappen kurz, !breit,
stumpf endigend, die seitlichen kleiner. Nur
die obere Hälfte des Blattrandes seicht
buchtig gezähnt.
Primaernerv sehr stark, zur Spitze
allmälig verdünnt.” Die seitlichen Basal-
nerven ziemlich gegenständig, hoch über der
Basis unter spitzen Winkeln entspriugend,
in die Spitze der Seitenlappen auslaufend.
134
Seeundaernerven wechselständie, bis zum Rande auslaufend, wo sie durch
Schlingen untereinander anastomosiren. Nervennetz scharf hervortretend, aus
grossen, starken Querrippen und polygonalen Felderchen zusammengesetzt. Blatt-
stiel beinahe von der Länge der Primaernerven, gerade, stark, ziemlich hoch
über dem Blattgrunde in die Blattspreite eindringend, so dass der Blattrand am
Grunde einen breiten, öhrchenförmigen Saum bildet. Das Blatt von fester,
derber Natur.
Die Zugehörigkeit der vorliegenden Blätter zu der fossilen Gattung Cred-
neria steht ausser Zweifel. Durch die abgerundete, nicht herablaufende Basis
der Spreite unterscheidet sie sich von allen ihr ähnlichen Arten, besonders von
den Platanenblättern der Kreideformation.“ (Nach Velenovsky.)
Diese Blätter gehören zu den schönsten und grössten Blattabdrücken unserer
Kreideformation.
Diese, oft sehr grossen, Blätter gehören wahrscheinlich auch in die nächste
Verwandtschaft der Kreide-Platanen, denn vor kurzer Zeit haben wir von
VySerovic einige grosse Platten erhalten, die beinahe nur aus Lagen von diesen
Credncria-Blättern bestehen und mit schönen, kräftig entwickelten Platanus-
Inflorescenzen bedeckt sind. Dadurch wird, wie ich hoffe, der Zweifel, den
z. B. noch Potonie in seiner Pflanzenpalaeontologie pag. 328 betreffs
der Richtigkeit einer ähnlichen Meinung hegt, sehr abgeschwächt, höchstens,
dass man im Stande wäre zu beweisen, dass de Gredneria-Früchtchen
nicht den Platanen-Garyopsen entsprechen, sondern auf eine andere Pflanzen-
familie hindeuten.)
Fundorte: Vyserovie. Grauer und schwarzgrauer Schieferthon. Sehr häufig.
Kounie. Weisslicher Schieferthon. Seltener. Melnik. Grauer Schieferthon. Nicht
selten.
Credneria arcuata Vel.
(Velen.: Flora I.p. 7. Tab. VI. Fig. 9.)
„Blätter etwa 10cm lang, rhombisch lanzettförmig, ganzrandig, zur Basis
sowie zur Spitze allmälig verschmälert, in der Mitte am breitesten. Primaernerv
gerade, sehr stark, an jeder Seite desselben 3—4 starke, bogenförmig gekrümmte
Secundaernerven, die untersten viel länger als die übrigen; auf der äusseren Seite
derselben wenig bogenförmige Tertiaeräste. Aus dem Nervennetze nur spärliche
*, In seinem am 28. October 1900, XV. Bd., Nr. 43. in der „Naturwissenschaft-
lichen Wochenschrift“ veröffentlichten Aufsatze: Palaephytologische Notizen
gelangt H. Potonie selbst zu der Annahme, dass (unter der Voraussetzung, dass die Ored-
nerien wirklich die Vorfahren der heutigen Platanen sind) die Zugehörigkeit der Cred-
neria-Blätter zu dem Typus der Platanusblätter sich sehr leicht ergiebt und zwar nach
einer Studie, die er an einigen Blättern von den Stockausschlägen eines recenten Platanen-
baumes gemacht hat.
135
Querrippen bemerkbar. Blattstiel sehr stark, etwa von der halben Länge des
Primaernerven. Es müssen noch weitere Exemplare gefunden werden, um zu
beweisen, dass dieses Blatt, welches dem Platanus laevis Vel. sehr nahe steht,
eine neue Platanus- beziehungsweise Credneria-Art repräsentirt. (Nach
Velenovsky.)
Fundort: Vyserovie. Ein einziges Exemplar, letzter Steinbruch, schwarzgrauer
Schieferthon.
Inga latifolia Vel.
(Velen.: Flora III. pag. 8. Tab. V. Fig. 6,7. — Ingophyllum latifolium Velen.
Kvetena, pag. 51, 54, 57.)
Blätter fest lederig, eiförmig bis elliptisch, ganzrandigs, 4—5 cm breit,
7— 10cm laug, am Grunde unsymmetrisch, vorne kurz zugespitzt. Der Primaer-
nery ziemlich stark, die Secundaernerven unter spitzen Winkeln entspringend,
nicht zahlreich, etwas bogenförmig gekrümmt.
Velenovsky vergleicht diese Blattreste mit den Blättern der Gattungen
Hymenaea, Cassia, Bauhinia und Inga. Die ähnlichsten Repräsentanten
weist die Gattung Inga auf.
Fundort: Vyserovic. Nur in 2 Exemplaren. Schieferthon.
Hymenaea primigenia Sap.
(Saporta: Le monde des plantes, pag. 199. Fig. 28 (2).
Velen.: Flora III. pag. 9. Tab. V. Fig. 4. Tab. VI. Fig. 14. — Vesmir, XIII. Jhg.
pag. 197. Fig. 1. — Hymenaeophyllum primigenium Sap. Kvötena, pag.
51, 54, 57.) Fig. 100.
Sehr charakteristische Blätter durch ihre
2 auf einem Blattstiele sitzenden, für sich selbst
kurz gestielten Blattspreiten, die lanzettlich,
unten ungleichartig, am Rande (oft nur vorne)
entfernt grob kerbig gezähnt, selten ganzrandig
sind. Die Seeundaernerven, nur wenige an der
Zahl, sind stark, bogenförmig, unter sehr spitzen
Winkeln entspringend. „Saporta’s Blatt (Le
monde des plantes, pag. 199. Fig. 2.) ist ganz-
randig, stammt aber auch von Vy$erovic, so
dass die speeifische Identität mit unseren {
Blättern nicht zweifelhaft ist. Ettingshausen’s Fig. 100. Hymenaea primigenia Sap. —
Inga Cottai steht der H. primigenia Von Vyserovic. Doppelblatt. ?/, der nat.
sehr nahe. Grösse. Nach Velenovsky.
Fundorte: Vyserovie, Kounic. Perucer Schieferthon. Sehr häufig.
136
Hymenaea inaequalis Vel.
(Velen.: Flora III. pag. 9. Tab. VI. Fig. 2, 5. — Hymenaeophyllum inaegquale Vel.
Kveötena, pag. 5l, 54, 58.)
Blattspreiten länglich lanzettlich, 2-3 cm breit, etwa 8cm lang, ganzrandig
oder grob ungleich eingeschnitten, vorne allmälig in eine Spitze verschmälert, am
Grunde stark ungleichseitig; Blattspreite auf der einen Seite zum Stiele ver-
schmälert, auf der anderen beinahe abgerundet. Primaernerv ziemlich stark, zur
Spitze allmälig verdünnt, gerade. Secundaernerven zahlreich, unter fast rechten
Winkeln entspringend, am Rande durch undeutliche Bogen untereinander ver-
bunden. Blattspreite fest, lederartig.
Velenovsky zählt die Blattfragmente zu der Gattung Hymenaea, obzwar
die längliche Form und der auffallend lange Blattstiel keiner lebenden Art ent-
sprechen. Die Javanische Caesalpinee Jonesia Aroca Roxb. hat Blätter von der-
selben Grösse und derselben Nervation. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky in seiner Kvetena, pag. 55, stellt diese Blattreste zu den der
näheren systematischen Stellung nach fraglichen Resten.
Fundort: Kuchelbad. In dem gelblichen Perucer Thone (2 Blattreste).
Hymenaea elongata Vel.
(Velen.: Flora III. pag. 10. Tab. V. Fig. 3,5. — Hymanaeophyllum elongatum Vel.
Kvetena, pag. 51, 54, 58.)
Blattspreiten zu zweien mit längeren Stielen in einen gemeinschaftlichen
Stiel verbunden, länglich lanzettlich, zur Spitze sowie zur Basis allmälig ver-
schmälert, ganzrandig, gleichseitig, etwa 6 cm lang und 15 mm breit; Stiele
etwa 1 cm lang, gemeinschaftlicher Blattstiel 2:5 cm lang. Primaernerv ziemlich
stark, zur Spitze verdünnt, gerade, Secundaernerven kaum bemerkbar, Blattspreite
fest, lederartig.
Von dem Typus der Blätter einer Hymenaea weicht H. elongata sehr
viel ab. Etwas ähnliche Blätter sind diejenigen, welche Heer in seiner Flora
groenlandica als Dewalquea bezeichnet. (Velenovsky.)
In der Kvötena pag. 53 sind diese Blattreste nach Velenovsky selbst
der näheren systematischen Stellung nach noch fraglich.
Fundort: Kuchelbad. Ein einziges Exemplar.
Crotonophyllum eretaceum Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 20. Tab. V. Fig. 4—11. pag. 49, 53. —
Vesmir, XXII Jhg. pag. 56. Fig. 3.) Fig. 101.
„Blätter länglich lanzettlich, allmälig zugespitzt,
ganzrandig oder tief und unregelmässig ausgeschnitten,
an der Basis ungleichseitig, kurz gestielt.
Spreite fest lederig, glatt. Nervatur gewöhnlich
deutlich. Secundaernerven sehr zahlreich, am Rande zu
Reihen polygonaler Felderchen zusammenfliessend. Nerven-
netz sehr dicht. Ganz ähnliche Blätter finden wir bei
der Gattung Croton.“ (Velenovsky.)
Fundort: Vyserovie. Nicht sehr häufig. Schieferthon.
Sapindus apieulatus Vel.
(Velen.: Flora, II. pag. 6. Tab. VII. Fig. 1-8. — Vesmir, XII.
Jhg. pag. 224. Fig. 4. ;
Krasser: Kreidefl. v. Kunstadt, pag. 131. Tab. II. Fig. 4. ?
Sapindophyllum apiculatum Vel. Kyötena pag. 5l,
54, 57.) Fig. 102.
Blätter gefiedert, Blättchen lineal-lanzettlich, 5 bis
Icm lang, 15—24mm breit, vorne in eine lange Spitze
verschmälert, am Grunde abgerundet oder verschmälert,
137
Fig. 101. Crotonophylium
cretaceum Vel. — Von Vy-
$erovic. — Blatt 1'/;mal
verkleinert. Nach Vele-
novsky.
ganzrandig, kürzer oder länger gestielt. Pri-
stark, in der Spitze
Velenovsky.)
Sapindus ein.
Fig. 102. Sapindus apiculatus Vel. —
maernery gerade, scharf hervortretend, nicht
verdünnt. Secundaer-
nerven zahlreich unter beinahe rechten Win-
keln entspringend, bogenförmie sekrümmt, am
Rande durch Bogen untereinander verbunden.
Zwischen den Secundaernerven sind noch feinere
Nerven zweiten Grades bemerkbar. Nervennetz
deutlich. Tertiaernerven in schiefer Richtung
auf die Secundaernerven. Das Blättchen von
fester, wenn nicht lederartiger Natur. Die
Blättchen sind unter anderen Abdrücken selbst
in kleineren Blattfetzen sofort durch ihre scharf
hervortretende Nervation erkennbar. (Nach
Velenovsky reiht diese Pflanze mit der
grössten Wahrscheinlichkeit in die Gattung
Fundorte: Kouniec. Schieferthon. Sehr
Von Kounic. Restaurirtes Blatt. Etwa Oft in Menge beisammen. Vyserovic. Schiefer-
!/, der natürl. Grösse. Nach Velenoy. thon. Nicht häufig.
138
Sapindophyllum pelagieum Ung. sp.
(Phyllites pelagicus Unger. (Kreidepfl. aus Oesterreich, Taf. II. Fig. 13. pag. 653.) —
Gen. et sper. pl. foss. pag. 503.
Sapindophyllum pelagicum (Unger spec.) Velen. Flora, III. pag. 7. Tab. VII. Fig. 9.
Tab. VIII. Fig. 6-9. — Kvetena pag. 51, 54, 58.)
Blätter gross, bis 7Tcm breit und 15 cm lang (ohne Blattstiel) aus breitem
Grunde länglich, vorne mässig verschmälert, stumpf endigend, unten eiförmig
oder verschmälert, ganzrandig. Primaernerv im unteren Theile sehr stark, gegen
die Spitze hin verdünnt, ziemlich gerade. Secundaernerven wechselständig, unter
halbrechten Winkeln entspringend, in Verhältnisse zum Primaernerven dünn, nicht
gerade, au Rande durch grosse Schlingen untereinander verbunden. Aus dem
Nervennetze sind nur grössere Quernerven hie und da bemerkbar. Blattstiel etwa
2cm lang, gerade, sehr stark.
Die Gattungen Cupania und Sapindus weisen ähnliche Typen auf.
Nichtsdestoweniger sind diese Blattreste nach Velenovsky selbst (Kvetena
pag. 58) der näheren systematischen Stellung nach fraglich. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, und Kounic, Schieferthon, sehr häufig.
Cissus vitifolia Vel.
(Velen: Flora, III. Th. pag. 8. Tab. II. Fig. 6. Tab. III. Fig. 1. — Cissophyllum viti-
folium Vel. Kv&ötena pag. 51. — Vesmfr XII. Jhg. pag. 224. Fig. 9.) Fig. 103.
„Blätter handförmig, 3—7lappig,
die Lappen grob gekerbt oder noch
2—3mal in kleinere Läppchen ge-
theilt. Die Hauptnerven nicht stark,
aber scharf hervortretend. Die Se-
cundaernerven unter spitzen Win-
keln entspringend, fein, nicht zahl-
reich. Blattstiel stark.
Velenovsky findet unter den
lebenden Pflanzen die ähnlichsten
Blätter bei den Gattungen Cissus
Fig. 103. Cissus vitifolla Vel. — Von Vidovle bei Und Vitis, betont aber, dass er
Jinonic. Restaur. Blatt, nach Velenovsky; etwa keine Species nennen könne, welche
die Hälfte der natürl. Grösse. in allen Merkmalen der Kreideart
entspräche.“
Cissites insignis Heer ist von den ausgestorbenen Arten der unseren
am nächsten verwandt. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Vidovle bei Jinonie. Bröckliger Perucer Sandstein. Iu zwei
Exemplaren.
189
Cissophyllum exulum- Vel.
Premnophyllum trigonum Velen. Flora Ill
Cissophyllum exulum Vel. Kye&tena, pag.
XXI. Jhg. pag 80. Fig. 1. pag. 50, 51, 54.
Premnophyllumexulum Vel. Kyetena pag.
Blätter dreieckig bis länglich dreieckig
unten seicht nierenförmig oder abgestutzt, am
Rande grob und ungleich gekerbt - gesägt.
Primaernerv deutlich, nicht zu stark, zu beiden
Seiten desselben entspringt unten je ein Paar
feiner, bogenförmig gekrümter Basalnerven.
Secundaernerven fein unter spitzen Winkeln
entspringend und bald in dem Netzwerke sich
auflösend. Blattstiel ziemlich lang und dick.
Bis jetzt haben wir keine verlässlichen
Abdrücke, um die systematische Stellung
dieser Blätter näher begründen zu können.
Die ganze Tracht und die Nervatur der
Blätter erinnern eher an irgend eine Art der
Gattung Cissus als an die Gattung Premna.
(Nach Velenovsky.)
Fundort: Vyserovic. Schieferthon. Nicht
häufig.
. pag. 4. Tab. III. Fig. 2.
24. Tab. VI. Fig. 4,5. — Vesmfr,
24.) Fig. 104.
Fig. 104. Cissophyllum exulum Vel. —
Von Vyserovic. Blatt, ?/, d.nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
Bombax argillaceum Vel.
(Velen.: Flora II. pag. 20. Tab. II. Fig. 17—19. Tab. IV. Fig. 6-9. — Vesmir XII. Jhg.
pag. 212. Fig. 12. — Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 112.
Krasser: Kreidefl. v. Kunstadt, p. 132. Tab. II. Fig. 9.
„Bombacophyllumargillaceum“ Vel. Kyr&ötena. pag. 39, 51, 54, 58.) Fig. 105.
„Blätter lanzettli
ch bis elliptisch, sehr fest. Mittel-
Fig. 105. Bombax argilla-
ceum Vel. — Von M&eno.
Blatt, !/, der nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
nerv sehr stark, in der Spitze mässig verdünnt, gerade.
Secundaernerven selten kenntlich, unter spitzen Winkeln
entspringend, am Rande durch schwache Bogen unter
einander anastomosirend.
Ueberall, wo ich die Perucer Sandsteine zu unter-
suchen Gelegenheit hatte, fand ich mehr oder weniger
deutliche Spuren dieser Blattar. — In dem jetzigen
Pflanzenreiche finde ich die ähnlichsten Blätter in der
Familie der Bombaceae. Die meisten Arten der
Gattung Bombax sind durch dieselbe charakteri-
stische Nervation ausgezeichnet. Die von
Ettingshausen Fl. v. Bilin beschriebene Art Bom-
bax oblongifolium Ett. kann einigermassen. mit
140
unseren Blättern verglichen werden; der Typus dieser Blätter ist wenigstens der-
selbe“ (Velenovsky,.)
In seiner Kvötena stellt Velenovsky diese Blätter zu den der näheren
systematischen Stellung nach noch fraglichen Resten.
Fundorte: Nehvizd, Peruc, Mseno. Perucer Sandstein. Sehr häufig.
Vyserovie und Kounic, Charvatec: Sandstein. Einzelne Exemplare.
Stereulia limbata Vel.
(Velen.: Flora II. pag. 21. Tab. V. Fig. 2—5. Tab. VI. Fig. 1. — Ibid. IV. Nachträge
pag. 13. — Vesmir, XII. Jhg. pag. 212. Fig. 11. — Sterculiphyllum limbatum
Velen. Ky&tena.) Fig. 106.
Blätter im Umrisse rundlich, eiför-
mig bis rhombisch, drei- oder fünflappig,
ganzrandig, fest, kaum lederartig. Das
ganze Blatt unsymmetrischh am Grunde
mit einem Blattsaume beendet, so dass
der Blattstiel auf der Rückseite desselben
entspringt. Basalnerven besonders am
Grunde stark.
Auf den ersten Blick sind diese
Blätter, besonders die mehrlappigen den
Blättern von Aralia Kowalewskiana Sap.
ähnlich, aber durch die Basis sowie die
Tracht der Nervation sind sie von dieser
Art gleich zu unterscheiden. In dem jetzigen Pflanzenreiche haben sehr ähnliche
Blätter einige Arten der Gattung Stereulia und wenu man auch in der Tertiaer-
epoche analoge Formen dieser Gattung vorfindet, so ist die Wahrscheinlichkeit
dieser Verwandtschaft unserer Blattreste noch grösser. Die Blätter von Ster-
eulia platanifolia L. sind denen von Stere. limbata am ähnlichsten. (Nach
Velenovsky.)
Fundort: Zidie nächst Schlan, häufig. Schieferthon.
Fig. 106. Sterculia limbata Vel. — Von Schlan.
Blatt, '/, der natürl. Grösse; nach Vele-
novsky.
Ternstroemia erassipes Vel.
(Velen.: Flora II. Th. pag. 7. Tab. III. Fig. 3, 4. — Vesmir XIII. Jhg. pag. 197. Fig. 3.
Ternstroemiphyllum crassipes Velen. Kv&tena pag. 51, 54, 58.) Fig. 107.
Blätter gross, breit lanzettlich, bis 10—11 cm breit und sammt dem
Blattstiel bis 25cm (und noch darüber) lang, an der Basis keilförmig verschmä-
lert, -orne kurz zugespitzt, am Rande mit grossen, stumpfen, etwas unregel-
141
mässigen Zähnen. Primaernerv sehr stark und
dick, in der Blattspitze fein verdünnt, unten
in einen sehr dicken, etwa 4 cm langen, Blatt-
stiel auslaufend. Secundaernerven unter spitzen
Winkeln entspringend, zahlreich, fein, vor dem
Blattrande in ein Adernetz sich auflösend.
Auch kleine Blätter sind zu finden, die den
Blättern der allgemein eultivierten Camellia
japonica sehr ähnlich sind.
Ternstroemia dentata Sw. aus
Guiana hat so ähnliche Blätter, dass hier
Velenovsky nicht im Stande war einen
wesentlichen Unterschied von der fossilen
böhmischen Art zu finden. (Nach Velenoy.)
Fundort: Vyserovic. Schieferthon. Ziemlich Fig. 107. Ternstroemia crassipes Vel. —
häufig. Von Vyserovic. Blatt, '/, der nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
Leptospermum eretaceum Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 21. Tab. I. Fig. 10. pag. 51, 54, 58, 74. — L. macrocarpum Vel.
pag-. 27. — Idem: Vesmir XXIl. Jhg. p. 56. Fig. 5.) Fig. 108.
Ziemlich dicke Fruchtzweiglein mit spiralig ge-
stellten, elliptischen, holzig festen Früchten, die aus
einem unterständigen Fruchtbecher bestehen, auf welchem
5 eilanzettliche Kelchzipfel sassen und wahrscheinlich
leicht abfielen, da sie nicht überall in voller Zahl er-
halten sind. Kelchzipfel mit einem Miltelnerven. Der
eigentliche Fruchtbecher ist dreifächerig, der Deckel
oben mit 3 Leisten, welche in der Mitte in einem er-
all habenen Höcker zusammenlaufen. —
2 Die ähnlichsten Früchte finden wir bei der Gattung
Fig. 108. Leptospermum Tontospermum, wo sie auch lauge an den Zweigen
eretaceum Vel. — Von 2 : E
Dr oeruchtiragendes sitzen bleiben. (Nach Velenovsky.)
Aestchen, nat. Grösse.
Nach Velenovsky.
Fundort: Vyserowvie. Perucer Schieferthon, häufig.
Callistemon eretaceum Vel.
\ Velen.: Kvötena, pag. 22. Tab. I. Fig. 3. pag. 51, 54, 58, 74. — Vesmir XXII. Jhg. pag. 56.
Fig. 6.) Fig. 109.
Feste Zweige, welche theilweise mit rundlichen, holzigen, dicht sitzenden
Früchten oder mit kreisförmigen Vertiefungen besetzt sind. Diese letzteren sind
Narben nach den abgefallenen Früchten und man kann in der Mitte derselbeu
142
noch das Ende des Central-Stranges wahrnehmen. Die
Früchte sind häufig zerquetscht, man kann aber den-
noch au einigen, seitlich stehenden, die Zähne an
ihrem Rande und ein kugeliges Körperchen, das heisst
den eigentlichen Fruchtknoten in der Cupula einge-
senkt, in der Höhlung der Früchte wahrnehmen. Nur
bei einer einzigen Frucht konnte auch Velenovsky
an dem inneren Fruchtknoten drei getrennte Theile
entdecken, die den drei Fächern eines solchen ent-
sprechen, und uns also in der That zur Einreihung
des Fragmentes, schon der äusseren Aehnlichkeit
Fig. 109. Callistemon creta-
ceum Vel. — Von Vyserovic. { ; Ä
Fruchttragendes Aestchen,nat. Wegen, in die Gattung Callistemon berechtigen.
Grösse. Etwas restaurirt. (Nach Velenovsky.)
Nach Velenovsky. Meiner Meinung nach ist dieser Rest, was die
Bestimmung anbelangt, noch fraglich.
Fundort: Vyserovic. Schieferthon. Selten.
Callistemophyllum Bruderi Engelh.
(Engelhardt: „Ueber böhmische Kreidepfl.“ pag. 115. Tab. I. Fig. 6, 7.)
Blätter lederig, ungestielt (?), lanzettförmig, ganzrandig. Mittelnerv stark,
erst in der Nähe der Spitze verschmälert, Seitennerven fein, unter spitzen Winkeln
ausgehend, bis zu dem Saumnerv parallel verlaufend und durch Nervillen unter-
einander verbunden. (Nach Engelhardt)
Engelhardt sagt l. c p. 115: „Die Blätter haben ungemein viel Aehn-
lichkeit in Gestalt und Nervatur mit solchen des Callistemon glaucum
H. B. S., weniger mit solchen von C. lanceolatum Swt. Doch lässt sich nicht
leugnen, dass es auch solche aus anderen Gattungen giebt, wie z. B. Tristania,
mit welchen man sie in Zusammenhang bringen könnte, weshalb ich es für das
Beste hielt, sie der von Ettingshausen gegründeten provisorischen Gattung Calli-
stemophyllum zuzuweisen.“
Fundorte: Kounic, Kuchelbad. Selten.
Eucalyptus Geinitzi Heer.
(Myrtophyllum (Eucalyptus?) Geinitzi Heer, Fl. v. Moletein pag. 22. Tab. XI.
Fig. 3, 4.
Myrtophyllum Geinitzi Heer Fl. foss. arct. III. pag. 116. ete. (Velenovsky, Kve&-
tena pag. 37.)
Eucalyptus Geinitzi Heer: Flora fossilis Groenlandica I. Th. pag. 93. etc. —
Velen.: Flora, IV. pag. 1. Tab I, II. Tab. III. Fig. 1. Tab. 1V. Fig. 1, 13. Vesmir
XUI. Jhg. pag. 197. Fig. 6. Kvetena, pag. 4!, 51, 54, 59. — Schenk in Zittels
„Handbuch“ pag. 638. Fig. 348. — Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 113. — Krasser:;
Kreideflora von Kunstadt, pag. 134. Tab. I. Fig. 3. Tab. III. Fig. 5. Tab. VI.
Fig. 15—18. Tab. VII. Fig. 6.) Fig. 110.
143
Blätter länglich lanzettlich bis ziemlich breit lanzettlich, 12—25 cm lang,
2—3':5cm breit, in eine lange, schmale Spitze verschmälert, zum Stiele kurz ver-
schmälert, in der Mitte oder in der unteren Hälfte am breitesten, ganzrandig,
fest lederartig. Primaernerv gerade, stark, zur Spitze hin verdünnt. Secundaer-
nerven sehr zahlreich, dünn, unter spitzen Wjukeln entspringend, dicht am Blatt-
rande in einem Saumnerven endi-
gend. Nervennetz fein aus länglichen
Felderchen zusammengesetzt. Blatt
stiel stark, 1—3 cm lang.
Das gemeinschaftliche Merkmal
für alle Exemplare bildet die sehr
lang und fein verzogene Blattspitze.
Die Blattspreite war fest, derb le-
derartig, mit glatter Oberseite. —
Sehr häufig findet man in den
Schieferthonen bei Vyserovic rund-
liche, etwas vertiefte Abdrücke von
1—2cm im Durchwesser d.h. ganze
kugelige Dolden mit mehreren
Blüthen, wie man sie bei leben-
den Eucalyptus-Arten findet. Da
man diese blühenden oder schon
abgeblühten Dolden öfter an beblät-
terten Zweigen vorfand, die sicher
zu Eucal. Geinitzi gehören, so Fig. 110. Eucalyptus Geinitzi Heer. — Von Vyserovie.
ist der Gedanke nahe, dass diese Zweig mit Fruchtdolden. !/, der natürl. Grösse.
"Blüthen bezw. Fruchtdolden sammt el
den Blättern wirklich nur der Gat-
tung Eucalyptus angehören können, denn die verwandten Gattungen Calli-
stemon, Tristania etc. haben, wıe Velenovsky hervorhebt, zwar ähnliche
Blätter, ihre Früchte- und Blüthenstände sind aber anders gestaltet.
Die vermeintlichen becherförmigen Abdrücke, die Velenovsky früher
(Flora) mit den reifen Fruchtbechern von Eucalyptus verglich, haben sich
nun nach seinen eigenen Studien (Kvetena pag. 21) nur als Zapfenschuppen-
abdrücke von Dammara (wahrscheinlich von der D. borealis Heer) erwiesen.
Diese Eucalyptus-Art war zur Zeit des Cenomans in Böhmen allgemein ver-
breitet; an einigen Fundorten kommt sie sogar massenhaft vor. (Nach
Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Kounic, Kuchelbad, Hloubetin, Lidic, Lip-
penz, Melnik, Vidovle, Cibulka, Nebozizek (Laurenziberg), Bohdan-
kov (Liebenau), Peruc, Mseno, Kozakov, Motol. Schieferthon, sehr
häufig. Otruby, Kralup, Stradonie. Schieferthon, nicht häufie.
141
Eucalyptus angusta Vel.
(Velen.: Flora, IV. pag. 3 Tab. II. Fig. 2—12. — Vesmir, XIII. Jhg. pag. 197. Fig. 4. —
Krasser: »Beitr. z Kenntn.d. foss. Kreidefl.v.Kunstadt“, pag. 135. Tab. II.
Fig. 7, 8. Tab. V. Fig. 4, 5.
Eucalyptusangustus Vel. Kyrötena pag. 21. Tab. VI. Fig. 1. — Vesmir XXI. Jhg.
pag. 56. Fig. 4. — Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 114, 115.) Fig. 111, 112.
Fig. Ill. Eucalyptus angusta Vel. —
Von Vyserovie. Blatt. '/, der natürl.
Grösse. (Nach Velenovsky.)
lauter charakteristischen Exemplaren ent-
halte. Engelhardt 1. c. p. 115. sagt,
dass er sich der Meinung Velenovsky's,
die beiden Blattformen als zwei verschie-
denen Arten angehörig zu betrachten,
nicht anschliessen könne auf Grund der
entdeckten
von ihm in Niederschöna
Uebergangsformen; dennoch
aber bei seinem Materiale von Kounie,
Weissem Berge und Kuchelbad auch auf-
fällig, dass er trotz der grossen Zahl der
Blätter keine Uebergangsformen von dem
Euc. Geinitzi zu dem Euc. angusta nach-
weisen konnte. — Ich halte bisjetzt die
Blätter lineal, schmal lineallanzettlich, in
der Mitte oder in der unteren Hälfte am brei-
testen, ganzrandig, vorne in eine sehr lange
Spitze vorgezogen und mit einem harten Dorn
beendet. Primaernerv ziemlich stark, zur Spitze
hin verdünnt. Secundaernerven zahlreich, unter
spitzen Winkeln entspringend, am Rande durch
einen Saumnerv untereinander verbunden. Blatt-
stiel gerade, stark, etwa 1cm lang. Das Blatt
derb. Die schmale Form der Blätter, welche die
Blattränder parallel erscheinen lässt, kommt bei
dem Euc. Geinitzi nie vor, erreichen aber
die Blätter von dem Euc. angustus eine bedeu-
tendere Breite, so ähneln sie nicht wenig denje-
nigen der vorigen Art. Bisjetzt also ist noch
nicht festgestellt, ob die besprochenen Blätter
wirklich einer neuen Art angehören, umsomehr
da Blätter von den beiden Arten häufig zusam-
men vorkommen. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky betont mit Recht, dass die
hellgraue mit Unionen gefüllte Thonschichte bei
Vyserovic nur diese Art und das in#Menge/ von
war ihm
Fig. 112. Eucalyptus angustus Vel. — Von
Vyserovie. Fruchtzweig, etwas restaurirt. Nat.
Sache für unentschieden, obzwar ich der Grösse. Nach Velenovskjy.
1
145
Lösung der Frage seit einigen Jahren meine volle Aufmerksamkeit gewidmet habe.
Vielleicht werden uns die Fruchtz weige hierüber einen Aufschluss einmal
geben können. Soweit ich beobachten konnte, sind die Frucht- bezw. Blüthen-
Dolden bei Euc. angusta kleiner. Die Blätter die Grösse der Fig. 111 oft
nicht überschreitend. £
Fundorte: Pyseroviec, Kounic, Kuchelbad, Hloubetin, Lidiec,
Landsberg, Liebenau (Bohdankov), Peruc. — Schieferthon. Sehr häufig.
Otruby, Lippenz, Melnik, Vidovle, Mseno, Stradonic, Motol — Schieferthon. Nicht
häufig. Nehvizd. Sandstein, nicht häufig.
Terminalia reetinervis Vel.
(Velen.: Flora, III. Th. pag. 5. Tab. V. Fig. 1, 2. —
Terminaliphyllum rectinerve Velen. Kv&tena, pag. 51, 54, 58.) Fig. 113.
Blätter lanzettförmig, zur Spitze sowie
zur Basis allmälig verschmälert, ganzrandig.
Primaernery gerade, besonders am Grunde
stark, zur Spitze hin fadenförmig verdünnt.
Secundaernerven beiderseits 6—10, nicht stark,
gerade, unter spitzen Winkeln entspringend,
dicht am Rande sich verlierend. Blattstiel
gerade, etwa ein Drittel der Spreitenlänge
erreichend.
Zwei von Velenovsky in seiner Kv&-
tena zu den nicht sicher bestimmbaren Resten
zugezählte Blätter. Die grösste Aehnlichkeit
mit diesen Blättern in dem lebenden Pflanzen-
reiche lässt sich in der Familie der Combre- N
taceen und der Cinchonaceen verfolgen.
Velenovsky findet eine grössere Verwandt-
schaft bei den ersteren und zwar bei der Gat-
tung Terminalia. Die tertiäre Art T. Ra-
dobojana Ung. ist, was die Tracht der
Nervation und annähernd auch die Form
betrifft, unseren Blättern sehr ähnlich. (Nach
Velenovsky.) Fig. 113. Terminalia rectinervis Vel. —
h ; Von Kounic. Blatt, ®/,; der nat. Grösse.
Fundort: Kounic, Schieferthon, selten. (Copie nach Velenovsky.)
Cussonia partita Vel.
(Velen.: Flora, I. Th. p. 13. Tab. V. Fig. 1. — Vesmir, XI. Jhg. pag. 136. 161. Fig. 6.
Cussoniphyllum partitum Velen. Kv&tena, pag. 22. Tab. V. Fig. 1. pag. 50, 54, 57.
— Vesmir, XXI. Jhg. pg. 56. Fig. 7.) Fig. 114, 115.
Blatt dreizählig gefiedert; seitliche gestielte Blättchen noch einmal in
kleinere, lanzettförmige, am Grunde stark ungleichseitige, zur Basis sowie zur
Dr. A. Fri& u. Edv. Bayer: »Perucer Schichten«. 10
146
Spitze allmälig verschmälerte Blättchen getheilt. Blättchen am Rande besonders
zur Spitze gezähnt. Mittelnerven der Blättchen stark, gerade, bis in die Spitzen
derselben auslaufend. Secundaernerven nur hie und da sichtbar.
6
Fig. 114. Cussonia partita Vel. — Von Liebenau. Fig. 115. Cussoniphylium partitum
Blattfragment etwas verkleinert. Nach Velenovsky Vel. — Von Liebenau. Blattspitze,
(Flora). nat. Grösse. Nach Velen. (Kyetena).
Dieser Blattrest lässt sich mit der jetztlebenden Aralien-Art Cussonia spicata
Thunb. noch am besten vergleichen. Unter den bisjetzt beschriebenen fossilen
Arten aus der Familie der Araliaceen nicht nur aus der Kreide, sondern auch
aus dem Tertiaer ist nirgends etwas ähnliches zu finden. (Nach Velenovsky.)
Fundort: Bohdäankov bei Liebenau. Röthlicher Schieferthon. Häufig,
besonders einzelne Blättchen.
Aralia deeurrens Vel.
(Velen.: Flora, Ill. Th. pag. 11. Tab. IV. Fig. 5—7.
Krasser: Kreidefl.v. Kunstadt, pag. 136. Tab. I. Fig. «,. — Araliphyllum decur-
rens Vel. Kvetena, pg. 50, 54.)
Blätter dreilappig, Lappen gleich gross oder die seitlichen kleiner, lineal,
gegen die Spitze sowie zur Basis verschmälert, am Rande mit grossen, scharfen,
entfernten, seitwärts abstehenden Zähnen. Die Blattränder laufen auf dem Stiele
lang herab.
147
Velenovsky vergleicht die Pflanze mit der lebenden A. trifoliata Mayer und
der tertiären ungezähnten Aralia Jörgenseni Heer.
A. formosa Heer ist dieser Pflanze sehr ähnlich, hat aber nicht so lange,
schmale Lappen, nicht so grosse und scharfe Zähne und der Blattrand läuft am
Stiele nicht herab. (Velenovsky.)
Fundort: Vyserovic. In einigen Exemplaren.
Aralia formosa Heer.
(Aralia formosa Heer, Flora v. Moletein in M.pag. 18. Tab. VIII. Fig. 3. — Velen.:
Nlor@ IK m 1%, Ms I a dr te Mi Ne re 9 Bi Name,
XI. Jhg. p. 136. Fig. 1.
Araliphyllum formosum (Heer) Velen. Ky&ötena p. 50, 54, 59.) Fig. 116.
„Blätter dreilappig, im Um-
riss rhombisch bis verkehrt drei-
eckig, zum Stiele verschmälert,
aber nie merklich herablaufend,
Lappen lanzettförmig, in der
Mitte am breitesten, oder lineal,
vorne immer kurz zugespitzt,
ziemlich stumpf, am Rande dicht,
klein, scharf gezähnt nur am
Grunde ganzrandig. Die 2 Basal-
nerven gerade, dem Hauptnerv
an Länge und Dicke fast gleich,
aus dem Blattstiele oder wenig
höher entspringend. Secundaer-
nerven unter spitzen Winkeln Fig. 116. Aralia formosa Heer. — Von Liebenau. Blatt,
entspringend, bogenförmig, durch etwas verkleinert. (Blätter in derselben Grösse
kommen aber auch vor.)
unregelmässige Schlingsen am
Rande untereinander verbunden.
Nervennetz aus scharf hervortretenden Felderchen zusammengesetzt. Blattstiel
über 1cm lang. — Es kann für sicher gehalten werden, dass Heer’s A. formosa
(El. v. Moletein, Tab. VII. Fig. 3.) mit den böhmischen Blättern specifisch über-
einstimmt, da an dem Fundorte von Bohdänkov bei Hodkovic (Liebenau) auch
ganz ähnliche, breitlappige, grosse Blätter von dieser Art vorkommen.
Diese schöne Aralienart ist in den Perucer-Schichten von Böhmen allgemein
verbreitet. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Bohdäankov bei Liebenau, in dem röthl. Schieferthone. In der
grössten Auswahl. Radostny mlym bei Kozakov, in den schwärzlichen Schichten.
Sehr häufig. Trubejov unweit von Nächod, im grauen Thone. Zippenz nächst Zaun,
Hloubetin und Oftruby, Schieferthon. Peruc, Sandstein. Vidovle bei Jinonic, ein
Blättchen (sandige Perucerschichten).
10*
148
Aralia anisoloba Vel.
(Aralia anisoloba Velen. Flora, I. p. 15. Tab. III. Fig. —6. — Vesmifr, XI. Jhg.
p- 136. Fig. 2.
Araliphyllum anisolobum Velen. Ky&ötena, pag. 47, 50, 54) Fig. 117.
„Blätter dreilappig, im Um-
risse gleichseitig dreieckig. Lap-
pen breit, vorne rasch in eine
feine Spitze verschmälert, die
seitlichen zweimal grösser als der
mittlere, am Rande nur bei der
Spitze mit wenigen ungleich gros-
sen Zähnen; alle Lappen von
halber Länge der Basalnerven.
Secundaernerven sowie das Ner-
vennetz sehr fein, selten deutlich
2 hervortretend. Blattstiel über
Fig. 117. Aralia anlsoloba Vel. — Von Landsberg. 2 cm lang. PBlatt von fester,
Blatt, ?/, der natürl. Grösse. Nach Velenovsky. lederartiger Natur. — Von allen
böhmischen, sowie von allen
fossilen, bisher beschriebenen Arten ist sie durch den auffallend kleinen Mittel-
lappen und die Länge der Lappen überhaupt, leicht zu unterscheiden. Alle
Merkmale dieser Blätter stimmen mit den Aralienblättern gut überein; unter den
jetztlebenden Pflanzen finden wir aber keine Art, mit welcher A. anisoloba ver-
glichen werden könnte.“ (Velenovsky).
Fundort: Landsberg. Schwarzgrauer Schieferthon. Sehr häufig.
Aralia triloba Vel.
(Velen.: Flora I.p. 16. Tab. III. Fig. 7, 8. — Araliphyllum trilobum Vel. Ky&tena,
p- 50, 54.)
„Blätter dreilappig, im Umrisse rhombisch, Lappen gleich gross, breit
lanzettförmig, zur Spitze allmälig verschmälert, am Rande fein und spärlich
bezahnt; die Zähne reichen bis an die Basis hinab. Basalnerven entspringen
ziemlich hoch über der Blattbasis. Nervennetz nicht erhalten. — Diese Art ist
der Aralia formosa, A. anisoloba, besonders aber den dreilappigen Formen
von A. Kowalewskiana so ähnlich, dass immer noch eine weitere Betrachtung
dieser Art nöthig sein wird, um die Bestimmung der beiden Fragmente zu recht-
fertigen.“ (Velenovsky.)
Fundorte: Kuchelbad. Weisser Thon. Ein Blattfragment. Vyseroviec. Schwarz-
grauer Schieferthon. Ein Blatt.
149
Aralia Kowalewskiana Sap. et Mar.
(Saporta: Le monde des plantes, pag. 199. Fig. 1.
Velen.: Flora].p 17. Tab. III. Fig. 1. Tab IV. Fig. 1-6. — Vesmir, XI. Jhg. p. 161. Fig. '.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 106.
Araliphyllum Kowalewskianum Velen. Ky&tena, p. 50, 54, 57.) Fig. 118.
„Blätter im Umrisse rundlich, rundlich eiförmig bis rhombisch, 9—3lappig,
am Grunde zugerundet, herzförmig oder verschmälert. Lappen lanzettförmig,
allmälig zur Spitze verschmälert, entweder am Grunde oder in der Mitte am
breitesten, ganzrandig, von halber Länge der Hauptnerven, die mittleren die
grössten, die seitlichen die kleinsten. Basalnerven immer aus der Basis entsprin-
gend, stark, zur Spitze verdünnt. Secundaernerven unter ziemlich stumpfen
Winkeln entspringend, bogenförmig, selten deutlich hervortretend. Nervennetz
nicht kenntlich. Blattstiel dick, länger als die grössten Basalnerven.
Fig. 118. Aralla Kowalewskiana Sap. et Mar. — Von Vyserovic. Blatt, !/, der natürl. Grösse.
Nach Velenovsky.
Diese Blätter sind denjenigen der allgemein kultivirten A. Sieboldi auffallend
ähnlich, nur die ungezähnten Lappen bilden bei der fossilen Pflanze einen stich-
haltigen Unterschied. Die Zahl der Lappen variirt sehr stark, denn man hat
bisjetzt 9- bis 3lappige Formen vorgefunden, die letzteren besonders reichlich bei
Kounic, wo auch solche Uebergangesformen entdeckt wurden, die darauf hinweisen,
dass alle diese Blätter zu einer und derselben Art gehören. Die böhmische
150
Kreidepflanze steht mit der tertiaeren Art Aralia Hercules Sap. in nächster
Verwandtschaft.“ (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovöc. Perucer Schieferthon. Sehr häufig. Kounöce. Perucer
Schieferthon. Sehr häufig (besonders in dreilappiger Form). Lippenz. Selten.
Aralia minor V\Vel.
(Velen.: Flora I. pag. 18. Tab. III. Fig. 9. — Araliphyllum minus Vel. Kvetena,
pag. 50, 54.)
Blatt handförmig, 3—5lappig, im Umrisse rundlich eiförmig. Der Mittel-
lappen am grössten, lanzettförmig, vorne allmälig in eine lange Spitze verschmälert,
in der vorderen Hälfte grob, gross, ungleich gekerbt, gezähnt, nur wenig kürzer
als sein Mittelnerv. Die Seitenlappen von ähnlicher Form, die untersten aber
nur von der halben Länge ihrer Mittelnerven. Das Blatt am Grunde herzförmig
ausgerandet, hier am breitesten. Die Basalnerven gerade, nicht stark. Die seit-
lichen zweigen über der Basis noch zwei andere Basalnerven ab, welche in die
untersten Lappen auslaufen. Die Secundaernerven entspringen unter ziemlich
stumpfen Winkeln, sind sehr fein, bogenförmig. Durch die grobe Bezahnung der
Lappen unterscheidet sich diese Art von allen ähnlichen Arten. Sie lässt sich
mit der amerikanischen Kreide-Art Aralia concreta Lesqx. vergleichen und
steht der tertiären A. Zaddachi Heer und A. primigenia De la Harpe sehr
nahe. (Velenovsky.)
Fundort: Vyserovie. Grauer Schieferthon. Ein einziges Exemplar.
Aralia transitiva Vel.
(Velen.: Flora I. pag. 21. Tab. IV. Fig. 8-10. — Vesmir, XI. Jhg. pag. 160. Fig. 2.
Araliphyllum transitivum Vel. Kvye&tena, pag. 60, 54.) Fig. 119.
Blätter von fester, derber Natur, rundlich,
zum Stiele verschmälert oder sogar herab-
laufend, vorne abgerundet, in der Spitze aus-
gerandet, ganzrandig. Primaernerv gerade,
nicht stark, in der Spitze verdünnt. Aus dem
Blattgrunde oder ziemlich hoch über demselben
entspringen unter spitzen Winkeln zwei gegen-
ständige Basalnerven, welche sich bogenförmig
krümmen oder in einer geraden Richtung
bis zum Rande hin auslaufen. Blattstiel etwa
3'/, em lang, nicht stark. (Nach Velenovsky.)
ü Diese Blätter sind denjenigen von A.
Fig. 119. Aralia transitiva Vel. — Von Daphnophyllum und A. propingqia sehr
Vyserovie. Blatt, etwas verkleinert. verwandt, worauf schon Velenovsky selbst
Nach Velenovsky. - i =; : ;
in seiner Flora hingewiesen hat.
Fundorte: Kounic. Weisslicher Schieferthon, selten. 1'yserovic. Schwarzgrauer
Schieferthon, selten.
15i
Aralia propinqua Vel.
(Velen.: Flora I. pag. 22. Tab. V. Fig. 9, 11, 12. Tab. VI. Fig. 6. Tab. IX. Fig. 1—3, 6.
Tab. X. Fig. 1. —
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 108.
Araliphyllum propinquum Velen. Ky&tena, pag. 37, 50, 54.)
Blätter 5-13 cm lang, 3—5 cm breit, von fester, derber Natur, lanzettlich,
ei-lanzettlich bis rhombisch, entweder in der Mitte oder am Grunde am breitesten,
vorne allmälig in eine lange Spitze verschmälert, symmetrisch, ganzrandig. Blatt-
ränder am Grunde zum Stiele herablaufend. Mittelnerv gerade, nicht stark.
Secundaernerven fein, unter spitzen Winkeln entspringend, gerade, selten
bogenförmig gekrümmt, die untersten gegenständig, stärker und länger als die
übrigen, immer hoch über der Basis unter spitzen Winkeln entspringend.
Blattstiel über 2cm lang, nicht stark. Diese Art steht den Arten Hedera
eredneriaefolia Vel., Aralia Daphnophyllum Vel. und A. transitiva
Vel. sehr nahe. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovice und Kounic. Perucer Schieferthon. Sehr häufie.
Vidovle, sehr selten. Kuchelbad (Engelhardt).
Aralia Daphnophyllum Vel.
(Velen.: Flora]. pag. 23. Tab. V. Fig. 5—8, 10. Tab. VI. Fig. 1-5. — Vesmir, XI. Jhg.
pag. 160. Fig. 3.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 107.
Araliphyllam Daphnophyllum Vel. Kvetena, pag. 37, 50, 54.) Fig. 120.
Blätter ei-lanzettlich, meist am Grunde am breitesten, gewöhnlich ungleich-
seitig, vorne allmälig in eine lange Spitze verschmälert, ganzrandig, bis zweimal
so gross wie (as hier abgebildete Exemplar.
Primaernerv gerade, nicht stark, in der Blatt-
spitze verdünnt. Aus der Basis desselben ent-
springen beiderseits unter sehr spitzen Winkeln
zwei bogenförmig gekrümmte, mit den Enden
weiter nach vorne laufende Basalnuerven. Secun-
daernerven fein, oft undeutlich, unter ziemlich
stumpfen Winkeln entspringend. Blattstiel kaum
2cm lang, stark. Das Blatt von fester, derber
Natur. (Nach Velenovsky.)
Von den jetztlebenden Pflanzen findet Vele-
novsky bei der Hedera acutifolia DC und
der Hedera capitava Smith die der Aralia
Daphnophyllum ähnlichsten Blätter.
Fundorte: Vyserovic, Kouniec, Peruc,
Schieferthon, sehr häufig. Melnik, Vidovle, Liebe-
naw (Bohdankov), Schieferthon, nicht häufig. Ne- Fig. 120. Aralia Daphnophylium Vel.
hvizdy, Sandstein, nicht häufig. Kuchelbad, Kralup, __ Von Kounic. Blatt, ein wenig
selten. verkleinert. Nach Velenoysky.
Aralia (Panax) dentifera Vel.
(Velen.: Flora III. pag. 13. Tab. II. Fig. 3-5. — Araliphyllum dentiferum Vel. Kve&-
tena, pag. 50, 54.)
Blättehen lineal-lanzettlich, 4—6 cm lang, 10—13 mm breit, an der Basis
sowie zur Spitze verschmälert, am Grunde fast ungleichseitig, am Rande gekerbt,
sezähnt, mit einwärts gerichteten Zähnen, am Grunde ganzrandig. Primaernerv
nicht stark, in der Spitze fein verdünnt. Secundaernerven unter spitzen Winkeln
entspringend, zahlreich, etwas bogenförmig nach vorne verlaufend, am Rande sich
in feine Schlingen auflösend. Nervennetz aus feinen, schwach hervortretenden
Felderchen zusammengesetzt. Von der Aralia coriacea durch die schmäleren
länger vorgezogenen Blättchen und die tiefer zur Basis hinreichende kerbige
Bezahnung verschieden. (Nach Velenovsky.)
Velenovsky glaubt, dass diese Blättchen zu der Gattung Aralia resp. Panax
gehören und zwar in die nächste Verwandtschaft der Aralia coriacea Vel.
Fundort: Kuchelbad, selten.
Aralia fureata Vel. spec. mut.
(Aralia elegans Velen. III. Th. pag. 13. Tab. IV. Fig. 1. — Ibid. IV. Th. „Nachträge“, pg. 14.
—- Vesmir, XIII. Jhg. pg. 224. Fig. 5.
Engelhardt: Kreidepf]. v. Niederschöna, pag. 80 sub. Delesseria Reichii Stnbg. sp.
Araliphyllum furcatum Vel. Kvetena, pag. 50, 54.) Fig. 121.
Blätter handförmig gefiedert, Abschnitte noch 2—3mal gabelig getheilt,
jineal, ganzrandig. Hauptnerven nicht stark, ziemlich gerade. Blattränder an den
Nerven sehr unregelmässig herablaufend.
Secundaernerven und Nervennetz nicht er-
kennbar. :
Velen. sagt pg. 14.: „Annähernd ähn-
liche Blätter findet man zwar in der
Gattung Iatropha (Euphorbiaceae) und
Vitex (Verbenaceae), doch scheint es
mir, dass die nächsten Verwandten der
fossilen Art in der Familie der Aralia-
eeen zu suchen seien.“ (Velenovsky.)
Engelhardt’s Annahme, dass hier
eine Meeresalge vorliegt, I. c. p. 81,
kann man, nach dem von Velenovsky
über den Ursprung der Perucer Schiefer-
N thone gesagten zu urtheilen, nicht bei-
| stimmen.
Fig. 121. Aralia farcata Vel. — Von Vyse- l Fundort: Vyserovic. In dem mergeligen
rovic. Blatt, !/, der natürl. Grösse. Schieferthon. Ein Blattfragment — Druck
Restaurirt nach Velenovsky. und Gegendruck.
Hedera primordialis Sap.
(De Saporta: Le monde des plantes, pag. 199. Fig. 1.
Velenovsky: Flora I. pag. 19. Tab. VI. Fig. 7. Tab. VII. Fig. 4, 5. Tab. VIII. Fig. 3, 4. —
Vesmir, XI. Jhg., pag. 161. Fig. 1.
Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. p. 109.
Hederophyllum (Hederaephyllum) primordiale Sap. Velen. Kyötena, pag. 50,
54, 57.) Fig. 122.
Blätter nieren- oder herz-
förmig, dreieckig bis eiförmig,
zumeist in dem untersten Theile
am breitesten, am Grunde mehr
oder weniger tief ausgerandet bis
serade abgestutzt, vorne kurz
verschmälert, abgerundet oder in
der Spitze ausgerandet, ganz-
randig, fest, glatt. Aus dem
Stiele laufen 3—7 Basalnerven
aus, die sich in der Mitte gabel-
förmig theilen und mehrmals ver-
ästeln; die letzten Zweige ver- Fig. 122. Hedera primordialis Sap. — Von Vyserovic.
lieren sich in dem Nervennetze. Blatt, '/, der nat. Grösse. Nach Velenovsky.
Die Blattränder laufen nie deut-
lich zum Stiel hinab. Die Zusammensetzung der Nervation stimmt sehr gut mit
derjenigen der Epheu-Blätter, besonders mit der grossbläfterigen Varietät
chrysocarpa Tenore, überein. Nur die Form des Blattes ist verschieden.
(Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Schieferthon, sehr häufig. Kounic, Schieferthon, nicht
häufig. Bohdankov b. Liebenau? Ein destruiertes Exemplar.
Hedera credneriaefolia Vel.
(Velen.: Flora I. pag. 20. Tab. VI. Fig. 8. Tab. VIII. Fig, 2.
Hederophyllum eredneriaefolium Velen. Kyvötena, pag. 50, 54.)
Blätter dreieckig bis rhombischh am Grunde zum Stiel hinab kurz ver-
schmälert, in dem unteren Drittel oder in dem untersten Theil am breitesten,
zur Spitze hin rasch verschmälert, ganzrandig, glatt, fest, 6—10 cm breit, 3-13 cm
lang. Primaernerv gerade, am Grunde stark, zur Spitze verdünnt; am Grunde
desselben entspringen zwei gegenständige starke Secundaernerven, welche sich
bogenförmig krümmen und mehrere Tertiaeräste unter spitzen Winkeln abzweigen;
höher über diesen Basalnerven entspringen noch mehrere schwächere Secundaer-
nerven, die sich ähnlich wie das untere Paar verzweigen. Die sämmtlichen Nerven
treten schwach hervor. Blattstiel über 2 cm lang, nicht zu stark.
154
Der vordere Theil ist bei diesen Blättern immer in eine verlängerte, ein-
fache Spitze verschmälert, nie aber abgerundet oder ausgerandet, wie bei der
Hed. primordialis. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovie und Kounic, Schieferthon, selten.
Benthamia dubia Vel.
(Velen.: Flora, IV. Th. pag. 11. Tab. VI. Fig. 4, 6. — Kvetena: Benthamiphyllum du-
bium Vel. pag. 58.)
„Das Blatt lanzettlich, in der Mitte am breitesten, zur Spitze sowie zur
Basis verschmälert, ganzrandig. Secundaernerven spärlich, unter spitzen Winkeln
entspringend, bogenförmig vorwärts gebogen. Nervennetz nicht erkennbar. Blatt-
stiel gerade, mittelmässig stark, etwa 1 cm lang. Der näheren Stellung im Systeme
nach ist die Pflanze noch fraglich.“ (Velenovsky.)
Fundort: Vyserovie. Nur in 2 Exemplaren.
Myrsinophyllum varians Vel.
(Velen.. Kvetena, pag. 25. Tab. IV. Fig. 8, 9. Tab. V. Fig. 12. Tab. VI. Fig. 10, 11. pag. 50, 53.
— Vesmir, XXII. Jhg. p. 80. Fig. 3, 4.) Fig. 123.
„Blätter lineal bis eilanzettlich, ziem-
lich variabel, vorne zusammengezogen und
stumpflich oder ausgerandet. Mittelnerv
ziemlich fein, gerade, gegen die Spitze be-
deutend verdünnt. Secundaernerven schwäch-
lich, zahlreich, in scharfen Winkeln ent-
springend und vor dem Rande im Geäder
sich verlierend. Nervennetz wenig hervor-
tretend.
Ganz ähnliche Typen von Blättern
finden wir bei Myrsineen, Sapotaceen und
Diospyreen. Myrsine ferruginea z.B.
hat sehr ähnliche Blätter.“ (Nach Vele-
novsky.)
Die Blättchen der Bignonia pul-
cherrima Bayer von Kuchelbad scheinen
diesen Blättern verwandt zu sein.
Fig. 123. Myrsinophyllum varians Vel. — A! - 2
Von Lidic. Blätter, nat. Grösse. (Copien Fundorte: Lödie, Otruby! Schiefer-
nach Velenovsky.) thon, sehr häufig.
Sapotaeites obovata Vel.
(Velen.: Flora, III. Th. pag. 3. Tab. III. Fig. 6.
Sapotophyllum obovatum Vel. Kvetena, pag. 50, 54, 58. —
Fig. 124.
Das Blatt verkehrt eiförmig, vorne abge-
rundet und schwach ausgerandet, zur Basis
verschmälert, ganzrandig. Primaernerv nicht
zu stark, in der Spitze verdünnt. Secundaer-
nerven unter spitzen Winkeln entspringend,
etwas bogenförmig gekrümmt, am Rande durch
regelmässige Schlingen und Bogen untereinan-
der verbunden, sehr fein hervortretend. Ner-
vennetz schwach kennbar. In allen Merkmalen
stimmt das vorliegende Blatt mit den Blättern
aus der Verwandtschaft der Gattung Bumelia
und Sapota in der Familie der Sapoteen über-
ein. (Nach Velenovsky.)
Trotzdem muss man diesen Blattabdruck
nach Velenovsky selbst (Kvetena p. 58)
zu den der näheren systematischen Stellung
nach fraglichen Resten rechnen.
Vesmir, XII. Jhe. pag. 259.)
Fig. 124. Sapotaeites obovata Vel. —
Fundort: Kuchelbad. In dem grauen Pe- von Kuchelbad.
Blatt in nat. Grösse.
rucer Thone. | Exemplar. (Copie nach Velenovsky.)
Diospyros proveecta Vel.
(Velen.: Flora, III. Th. pag. 2. Tab. VIII. Fig. 1-5, 10. — Ves-
Fig. 125. Diospyros pro-
vecta Vel. — Von Kuchel-
bad. Die Hälfte der nat.
Grösse.
mir, XII. Jhg. pag. 260. Fig. 8.
Engelhardt: Kreidepfl. v. Niedersch. p. 99.
Diospyrophyllum provectum Vel. Kvötena, pag. 50, 53.)
Fig. 125.
Blätter lanzettlich bis länglich lanzettlich, vorne
kurz zugespitzt, am Grunde allmälig herablaufend, ganz-
randig. Primaernerv nicht stark, in der Spitze fein ver-
dünnt. Secundaernerven unter ziemlich spitzen Winkeln
entspringend, durch ein polygonales Netzwerk unter
einander verbunden. Blattstiel nicht stark, ziemlich lang.
In jeder Hinsicht stimmen diese Blätter mit denjenigen
der lebenden Arten Diospyros Lotus L. und D. vir-
giniana L. aus Amerika überein. Die Form des Blat-
tes, die so charakteristische Nervation, besonders aber
der schlanke Blattstiel und die schmal herablaufende
156
Basis machen die vorweltliche Art diesen lebenden Pflanzen auffallend ähnlich. Ich
halte demnach die Bestimmung dieser Fossilien für sehr wahrscheinlich. Die
Kreideblätter D. primaeva Heer, D. prodromus Heer und das Tertiaerblatt
D. brachysepala A. Br. sind mit unserer Pflanze sehr verwandt. (Nach Ve-
lenovsky.)
Fundorte: Kuchelbad. Nicht selten. Perucer Thon. Melntk. Nicht häufig.
Perucer Thon. Bohdankov bei Liebenau. Selten. Perucer Thon.
Bignonia pulcherrima Bayer.
(Bayer: Ein. neue Pfl. d. Perucer Kreidesch. in Böhmen, pag. 33. Fig. 11, 12. Tab. I. Fig. 9—14.
Tab. II. Fig. 4—10.) Fig. 126.
Blätter unpaarig gefiedert, die drei oberen Blättchen an langen, dünnen
Stielen eine dreizählige Gruppe bildend mit gelenkartig verdickten Stielbasen.
Der gemeinsame Blattstiel ebenfalls dünn und lang. Blättchen sehr polymorph,
a b
Fig. 126. Bignonia pulcherrima Bayer. — Von Kuchelbad. a) Ein unpaarig gefiedertes Blatt mit
dreizähliger Spitze. Nat. Grösse. 5) Ein Blättchen mit sehr schön erhaltener Nervatur. 1',mal
vergrössert. Es kommen aber Blättchen in der abgebildeten Grösse sehr häufig vor. — Der
Blattstiel ist nicht vollständig erhalten, müsste wenigstens noch etwa 2cm länger sein.
Originalzeichnung.
aber insgesammt verkehrt herzförmig oder verkehrt eiförmig bis elliptisch, oben
immer ausgerandet mit immer mehr oder weniger abgerundeten Ecken
und hie und da am Ende des Hauptnerven aus der Bucht hervortretender, kurzer
Spitze der Hauptrippe, unten entweder kurz keilföürmig zusammengezogen oder
beinahe abgerundet, nie am Blattstiel hinunterlaufend. Primaernerv fest, aber
nicht dick. Secundaernerven ‘zahlreich, weit feiner, nicht regelmässig wechsel-
ständig, entspringen in spitzen Winkeln aus der Hauptader und laufen beinahe
gerade oder wenig bogig oder etwas gebrochen zum Rande hin, um sich vor
demselben gabelig zu theilen. Die Gabeläste anastomosieren mit den Gabelästen
der nächstliegenden unteren und oberen Seitennerven und anı Rande hinauflaufend
bilden sie durch tertiäre Aeste quer verbundene Schlingenbogen. Zwischen je
zwei Secundaernerven verlauft oft noch ein feinerer Mittelnerv eine Strecke weit,
der etwas geschlängelt die schief verlaufenden, wenig feineren Tertiaernerven
auffängt, um sich weiter in den Schlingen der Gaheläste zu verlieren. Tertiaer-
nerven zahlreich, länglich rhombische bis unregelmässige Netzfelderchen bildend.
Die Blättchen dieser Pflanze sind den Blättern des Liriodendron
Meekii Heer auffallend ähnlich, und es ist wohl möglich, dass die beiden
Pflanzen identisch sind. Vorläufig ist es aber nicht möglich die beiden Pflanzen
als identisch anzusehen, umsomehr, da die unseren Abdrücke meiner Ansicht
nach eher einer Bignonia-Art entsprechen. Wir müssen die beiden Pflanzen
noch getrennt halten, bis das Auffinden der zu ihnen wirklich gehörenden Früchte
oder Samen die systematische Stellung der beiden Pflanzen vollständig klar-
legen wird.
Fundorte: Klein-Kuchelbad. Perucer Thon. Sehr häufig. Otruby.
Schieferthon. Häufig.
Bignonia cordata Vel.
(Velen.: Flora IV. pag. 9. Tab. VI. Fig. 5.
Bignoniphyllum cordatum Vel. Kvötena, pag. 54, 58.)
Fiederblätter länglich lanzettlich, ganzrandig, am Grunde herzförmig, un-
gleichseitig. Primaernerv gerade, nicht stark. Secundaernerven nicht zahlreich,
bogenförmig, am Rande durch Schlingen untereinander verbunden. Fiederblatt-
stiel etwa 1 cm lang, dünn. Der Rest ist den Blättchen der recenten Bignonia
capreolata L. ähnlich. (Nach Velenovsky.)
In seiner Flora und Kveötena stellt Velenovsky diese Art zu den der
näheren system. Stellung nach fraglichen Pflanzenresten.
Fundort: Kuchelbad. Grauer Perucer Thon; nur ein Blättehenfragment.
158
Butomites eretaceus Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 25. Tab. III. Fig. 10—13, 15. — Vesmir, XXI. Jhg. pag. 80. Fig. 5.)
Fig. 127.
Fig. 127. Butomites cretaceus Vel. —
Von Vidovle bei Jinonic. a) Restaurirte
Pflanze, verkleinert. b) Schieferthon mit
Blattresten, nat. Gr. c) Blüthenrest,
nat. Grösse. (Nach Velenovsky.)
Blätter lineal, grasartig, bis TO cm lang,
mit einem ziemlich starken Mittelnerven und
zahlreichen, mit ihm ganz parallel verlaufen-
den, Secundaernerven, die alle nur schwach
hervortreten und nirgends durch irgendwelche
Quernerven miteinander in Verbindung stehen.
Die Blätter gehörten einer kräutigen, wahr-
scheinlich einer Sumpf-Pflanze, da Velenovsky
auch Stücke von ihrem fingerdicken Wurzel-
stock entdecken konnte. Aus diesem Wurzel-
stock erheben sich die Blätter senkrecht empor
und sind dicht zweizeilig gestellt. Ein sehr
ähnliches Bild kann man bei Butomus um-
bellatus finden, nur dass hier der Mittel-
nerv der Blätter durch einen starken Kiel
vertreten ist. Neben dem Wurzelstock fand
Velenovsky auch Blüten und Samen,
ob sie aber zu der Pflanze gehören, ist schwer
zu sagen. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vödovte b. Jinonic, sehr häufig.
eine etwa einige Centimeter starke Schicht
Schieferthon allein erfüllend. Löppenz, häufig.
Hloubetin, Vyserovic, Kounic, Bohdankov, Perue,
Mseno, Lidic, nicht häufig, bis selten.
Incertae sedis,
Dewalquea pentaphylla Vel.
(Velen.: Flora III. pag. 14. Tab. VIII. Fig. 11, 12.
— Vesmir, XIII. Jhg. pag. 224. Fig. 3. —
Kvötena, pag. 51, 54.) Fig. 128.
Blätter fussförmig, 5zählig, Blättchen
länglich, am Grunde verschmälert oder bei-
nahe abgerundet, kurz gestielt, ganzrandieg.
In der Zusammensetzung der Blättchen, be-
sonders aber in der Nervation stimmen diese
Blätter mit der Gattung Dewalquea überein.
Dewalquea haldemiana Sap. et Mar. steht
unserer Art sehr nahe, hat aber viel schmä-
lere und längere Blättchen. (Velenovsky.)
Zwei Exemplare. Schieferthon.
£ R Fig. 128. Dewalquea pentaphylla Vel. —
Fundorte: Kuchelbad und Landsberg. Yon Kuchelbad. Blatt, '/, der nat. Grösse.
(Nach Velenovsky.)
Dewalquea coriacea Vel.
(Aralia coriacea Vel. Flora III. pag. 11. Tab. J. Fig. 1—9. Tab. II. Fig. 2. — Vesmir
XIII. Jhg. pag. 224. Fig. 7.
Engelhardt: „Ueber Kreidepfl. v. Niederschöna“, p. 99. — Idem: Ueber böhm. Kreidepfl.p. 107-
Dewalquea coriacea Vel. Kvetena, pag. 23, 29. Tab. IV. Fig. 1—6. pag. 40, 41, 43, 45,
47, 51, 54. — Vesmir, XXI. Jhe. pag. 80. Fig. 6.
Araliophyllum coriaceum Vel. Kyetena, pag. 37.) Fig. 129, 130.
Blätter zweimal fussförmig (nicht handförmig), gefiedert oder zusammen-
gesetzt. Blättchen lanzettförmig, 6—12 cm lang, 1:5—2'7 cm breit, gegen die
Spitze sowie zur Basis verschmälert, am Grunde oft ungleichseitig, in der oberen
Hälfte grob gekerbt-gezähnt, in der unteren ganzrandig. Primaernerv gerade,
ziemlich stark. Secundaernerven zahlreich unter sehr sj.itzen Winkeln entsprin-
gend, am Rande durch feine Schlingen untereinander verbunden.
Ob man diese Pflanze zu den Araliaceen oder zu den Helleboreen
rechnen soll, ist bisjetzt nicht sicher entschieden.
Fig. 129. Aralia coriacea Vel. — Von Vyse- Fig. 130. Dewalquea coriacea Vel. — Von Vy-
rovic. Spitze eines 2mal fussförmig zusam- serovic. Blattspitze mit einigen Blättchen,
mengesetzten Blattes, '/, der natürl. Grösse. !/, der natürl. Grösse.
(Die fussförmige Verbindung der Blättchen ist hier aus Versehen nicht angedeutet.)
Velenovsky ist der Meinung, dass die Merkmale dieser fossilen Reste
mehr auf die Verwandtschaft mit den Araliaceen hinweisen.
Die Pflanze musste zur Zeit der Bildung der Perucer Schichten allgemein
verbreitet sein. Sie bildete vielleicht den grössten Theil der Vegetation an den
Ufern der Gewässer, weil man ihre Blätter immer in erosser Zahl und Menge
zwischen anderen Arten beisammen findet. (Nach Velenovsky.)
Fundorte: Vyserovic, Kounic, Peruc, Mseno. Schieferthon. — Sehr
häufig, hie und da gemein. Hloubetin, Lippenz, Vidovle, Kralupy, Bohdankov (Lie-
benau). Nicht häufig. Kuchelbad. Seltener. Charvatec. Sandstein, selten.
160
Breseiphyllum eretaceum Vel.
(Velen.: Kvetena, pag. 25. Tab. V. Fig. 2, 3. pag. 51, 54.
— Vesmir, XXII. Jlg. p. 80. Fig. 2.) Fig. 131.
„Blätter keilförmig elliptisch bis länglich
eiförmig, vorne kurz beendet und bis zur Hälfte
des Randes dicht und scharf gezähnt; der untere
keilföürmige Theil ganzrandig, in den dieken und
ziemlich kurzen Blattstiel herablaufend. Haupt-
rippe in die Spitze allmälig verschmälert, Secun-
daeınerven zahlreich, ein wenig geschlängelt
und bald vor dem Rande in ein Adernetz sich
auflösend. Die feinere Nervatur kaum hie und
da deutlich ausgeprägt. Mit Sicherheit kann
man die generische Verwandtschaft der Blätter
nicht näher begründen.“ (Nach Velenovsky.)
Fig. 131. Breselphylium eretaceum Vel. s Br ®
— Von Lidic. Blatt, ?/, d. nat. Gr. Fundorte: ZLidie, Otruby, sehr häufig.
(Copie nach Velenovsky.) Schieferthon.
Carpolithes vySerovicensis Bayer.
(Bayer: „Ein. neue Pfl. der Perucer Kreidesch. in Böhmen“, pag. 48. Textfig. 15.) Fig. 132.
Das Gebilde, bei Lebzeiten wahrscheinlich kugelig und unten etwas abge-
plattet, ist kreisförmig platt abgedrückt, an einer Seite gestutzt mit ein wenig
gewölbter Mitte und etwas flacherem, beiläufig 2 mm breitem, aber nicht scharf
abgesetztem Saume. Die ganze Oberfläche bis in den Saum und zum Rande hin
ziemlich regelmässig höckerig, mit einer sehr gut erkennbaren, dicken, achsen-
artig durchpressten Spindel, die von der Mitte der abgestutzten unteren Partie
in sanftem Bogen in dem Gebilde hinauflaufend mit ihrem
breiteren Ende schief nach rechts eingekeilt ist.
Es gelang mir bisjetzt nicht zu entscheiden, ob
hier ein Same oder eine Frucht vorliegt. Sehr wahr-
scheinlich ist es eine feste Theilfrucht einer Sapin-
dacee. In der Abtheilung Nephelieae kommen Theil-
früchte vor, die einen ähnlichen Abdruck liefern könnten.
a on Inwieweit hier ein Abdruck eines kahlen Köpfchens von
Vyserovic. Natürl. Grösse, einer Platanus-Sammelfrucht vermuthet werden
(Originalzeichnung.) könnte, siehe: Bayer I. ce. p. 48, 49.
Fig. 132. Carpolithes vyse-
Fundort: Vyserovie. Grauer Schieferthon. In einigen gleich grossen
Exemplaren.
161
Cortieites stigmarioides (Ett. sp.) Engelh.
(Engelhardt: Ueber böhm. Kreidepfl. pag. 116.
Caulinites stigmarioides Ettingsh. Kreidefl. v. Niederschöna, pag. 14. Tab. II. Fig. 1.)
Die Rinde ist breit, leicht gestreift, mit sehr zahlreichen, einander sehr
genäherten, linealischen, wagerechten Lenticellen besetzt. (Engelhardt.)
Fundort: Kounic.
Es ist kein Zweifel, dass wir es in diesem Falle und in vielen anderen
ähnlichen Fällen nur mit Rindenabdrücken fester, holziger Zweige und Aeste zu
thun haben. Ich habe eine lange Reihe von solchen Abdrücken gesehen, die in
dem Landes-Museum von Böhmen von verschiedenen Perucer Standorten
aufbewahrt werden. Sie bieten oft ein sehr mannigfaltiges Aeussere dar. Die
kurzen oder etwas verlängerten, linealen, in ihrer Mitte gewöhnlich ein wenig
breiteren Quer-Streifen, -Grübchen oder -Runzeln rühren gewiss, wie schon
Rossmässler: „Verst. d. Braunkohlensandst.“* 1840. p. 41, Fig. 56 und dann
auch Engelhardt |. c. hervorhebt, nur von Lenticellen her; es konnten
aber wohl und wahrscheinlich sehr oft verschiedene, harte Pilze zu der Sculptur
der Abdrücke beigetragen haben. Ich habe in der freien Natur in dieser Hin-
sicht den abgefallenen und faulenden recenten Aesten und Zweigen viel Aufmerk-
samkeit geschenkt, und eben die sonderbaren, geraden, in ziemlich weiten, oft
regelmässigen Abständen sich wiederholenden Querfurchen oder Querleisten, die
die volle Breite der fossilen Stücke schneiden, kaun man sich durch die auf dem
recenten Material häufig schön auftretenden Bogen- oder Ringel-Risse in der
Rinde leicht erklären. Aehnliche, auffallend gerade Quertheilungen habe ich
auch in ziemlich weiten Abständen auf fingerbreiten, ganz glatten Abdrücken von
Farn-Wedel-Stielen auch in unserer Kreideformation (sehr schön in dem Schiefer-
thon von Vidovle) beobachtet, die ich mir durch den Abdruck der Stellen
herbeigeführt erkläre, wo die festen Stiele zuerst eingeknickt und dann wieder
gestreckt wurden. Solange man in einzelnen Fällen die Zugehörigkeit solcher
Zweig- oder Rhachis-Stücke zu einer bestimmten Pflanzenspecies zu erkennen
nicht im Stande sein wird, ist ihre Beschreibung nutzlos, und sie können nur
eine rein locale Bedeutung haben.
Fundorte: Kounic (nach Engelhardt). Ich habe von einigen Perucer Fund-
orten, z. B. von Landsberg, Hloubetm ähnliche, doch aber gewiss sehr verschie-
denen Pflanzen-Gattungen angehörende Zweige gesehen.
Diceras cenomanieus Vel.
(Velen.: Kv&tena, pag. 14. Tab. II. Fig. 5—7. — Vesmir, XXI. Jhg. pag. 236. Fig. 7—9. —
Vergl. auch Schimper-Schenk in Zittel’s „Handbuch“, pag. 805.) Fig. 133.
„Zweige dünn und lang, mit spiralig gestellten, etwas entfernt stehenden,
dornartigen Schuppen besetzt, die, beinahe senkrecht abstehend, kegelförmig
erscheinen und in einer erhabenen Blattspur an dem Zweige herablaufen.
Dr. A. Fri€ u. Edv. Bayer: »Perucer Schichten». 11
162
Fig. 133. Dieeras cenomanicus Vel. —
Von Vyserovie. 1. Fruchtender Zweig.
2. Blattzweig. 3. Blattloser Zweig.
Nat. Grösse, nach Velenovsky.
Wo schon diese Schuppenblätter abgefallen
sind, sind die Blattpolster mit rundlichen
Narben beendigt. An einigen von den Zweigen
wurden Früchte gefunden, welche am Ende
des Zweiges entweder paarig an kurzen Gabel-
zweigen oder einzeln sitzen, und die in der
unteren Hälfte mit einer Art Hüllkelch aus
ziemlich zahlreichen, gekielten und eine etwas
abstehende Spitze tragenden Schuppen versehen
sind. Die Frucht selbst besteht aus zwei
sehr festen (vielleicht holzigen) Klappen, welche
unten rundlich, oben in einen langen, derben
Schnabel ausgezogen waren. Ob hier eine
CGonifere, oder eine Angiosperme vor-
liest, lässt sich vorläufig aus dem Materiale
nicht enträthseln.“ (Velenovsky.)
Fundort: Vyserovic. Schieferthon. In einigen Exemplaren.
Die thierischen Reste
der
Perucer Schichten
von Dr. A. Fri.
Die während 40 Jahren gesammelten thierischen Reste aus unserer Kreide-
formation sind so mangelhaft erhalten, dass sie ganz unberücksichtigt bleiben
könnten wenn sie aus jüngeren Schichten, z.B. aus dem Tertiaer stammen würden,
von wo man genug gut erhaltene Formen kennt. Der Umstand aber, dass
aus der Kreideformation aus anderen Ländern fast gar nichts bekannt ist, legt
doch die Pflicht auf das Gefundene genau zu untersuchen und abzubilden.
Von den Insecten konnten nur die Flügeldecken der Käfer direkt beobachtet
werden, bei den meisten anderen schliessen wir auf ihre Existenz nur nach den
gelegten Eiern oder nach den von ihnen verfertisten Gehäusen und Bohrgängen.
Die Untersuchung der auf einem weichen Thone meist ım Negativabdrucke vor-
kommenden Reste ist sehr schwierig, denn ein Waschen oder Benetzen ist ohne
Gefahr der Vernichtung nicht zulässig. Es wurde nur eine vorsichtige Anfeuchtung
mit schwachen Alcoholsolution von weissem Schellak angewandt, wodurch die
Objecte etwas dauerhafter und deutlicher wurden.
Es mag daher das gebotene wohlwollend beurtheilt werden.
Prorhodeus unionis Fr. (Fig. 1.)
Auf dem Steinkern eines Unio gewahrt man einen Abdruck, der möglicherweise
dem eines jungen Fisches angehört. Die zwei runden Körper zur rechten Seite
mögen den Linsen des Auges entsprechen, der der Länge nach verlaufende
Streifen der Chorda; die Streifung aber und unter derselben kann der Muskel-
schiehtung entsprechen. Die runden Scheiben unter dem Bauche erinnern an
Schuppen. Der Umstand, dass der bei uns häufige Fisch, Rhodeus amarus, seine
11%
164
Fig. I. Fraglicher Fischembryo. Prorhodeus unionis Fr. auf einem Abdrucke von Unio regularis
von Kounic.
(Vergr. 6mal. Nr. d. Org. 19.)
Eier in Anodonten lest, wo dann die Fischehen sich entwickeln, unterstützt die
Annahme, dass so etwas zur Zeit der Ablagerung der Perucer Schichten hat vor-
kommen können. Schon lange vor der Entdeckung dieses Restes gewahrte ich an
Unionen runde Abdrücke die eventuell Fischeiern angehören könnten. (Vergl.
Fig. 12.)
Fragliche Spuren einer Landschildkröte?
(Archiv für Landesdurchforschung, Band I. Sect. II. p. 189. Taf. III. Fig. S.)
Von diesem ganz fraglichen Reste ist in neuerer Zeit nichts besseres gefun-
den worden und die Auffassung des Faerhtenartigen Eindrücke als zu einer
Schildkröte gehörig ist ganz fallen zu lassen.
Tanalia Pichleri Hörness. (Fig. 2.)
(Archiv. Band ]. Sect. II. p. 188. Taf. III. Fig. 5.)
Fig. 2. Tanalia Pichleri Hörnes Nr. des
Org. Kr. 28. von Peruc. Natürl. Grösse.
Diese Süsswasserschnecke wurde zuerst aus
den Süsswasserablagerungen der Gosau be-
schrieben. Unser Exemplar, das ich in den
Pflanzenschiefern von Peruc in Gesellschaft von
Unio Perucensis fand, zeigt nur die zwei letzten
Gewinde, die ganz deutlich die für diese Art
charakteristischen mit Knoten gezierten Wülste
zeigen. Der rechte Mundsaum ist nach aussen
umgestülpt und gekerbt. Die vorletzte Win-
dung ist 10 mm breit, 3 mm hoch, die letzte
14mm breit, 12 mm hoch.
165
Unio Perucensis Fr. (Fig. 3.)
(Archiv. Band I. Sect. II. p. 187. Taf. III. Fig. 1.)
Von dieser Art liegen 6 ganz gleiche
zweischälige Exemplare als Steinkerne von
Peruc vor. Die Länge beträgt 33 mm, die
Höhe 13 mm. Die Schale ist vorne sehr
kurz, hinten stumpf zugespitzt, der untere
Rand etwas für eine Unio auffallend stark
ausgebuchtet. Das starke Ligament 5 mm
lang. Von Schlosszähnen und Muskelab-
drücken konnte nichts nachgewiesen werden,
weshalb die Zugehörigkeit zur Gattung Fo Ua perueensj er usaen
Unio fraglich ist. Pflanzenschiefern von Peruc. Nat. Grösse.
Nr. d. Org. 27.
Unio regularis Fr. (Fig. 4, 12, 13.)
(Archiv. Band I. Sect. I. p. 187. Taf. III. Fig. 2, 3.)
Diese grosse Art ist in einer gewissen Lage
der Pflanzenschiefer von Kounie und VySerovie häufig.
Die einer gewöhnlichen Unio ähnelnden Schalen
sind SO mm lang, 40 mm breit.
Dass wir es mit einem Unio zu thun haben,
beweisen Schlosszähne, die in Fig. 4 dargestellt
sind, die aber eine gute Schilderung des Schlosses
nicht gestatten.
Unio serobieularioides Fr. (Fig. 5.)
(Archiv. Band I.
Sect. II. p. 188.
Taf. III. Fig. 4.)
Fig. 4. Unio regularis Fr.
Schlosszähne 6mal vergrössert.
Kounie. Nr. d. Org. 22.
Schale fast kreisrund 37 mm lang, 31 mm
hoch; an der linken Schale bemerkt man zwei
schmale der Länge nach gestellte Zähnchen.
Sehr selten unter den anderen Unionen Fig. 5. Unio scrobieularioides Fr.
in Kounice bei Böhm. Brod. Nr. d. Org. Kr. 29.
166
Nematus eretaceus Fr.
(Fig. 6.)
(Fossile Arthropoden aus der Steinkohl. und Kreideform. Böhm. Von Dr. A. Fric. p. 6.
Tab. II. Fig. 4—6. — Vesmir, Jhg. XIII. Nr. 18. p. 4—5.
Fig. 6. Nematus eretaceus Fr. von Bohdänkov bei Liebenau.
a) Blatt von Rucalyptus mit einer Reihe von Biern! längs des Mittelnerves. Nr. d. Orig. Kr. 30,
— 5) Ein Ei schwach vergrössert. — c) Ein Ei vergrössert. — d) Ein anderes Blatt mit Eiern
von derselben Localität. Nat. Grösse. (Nr. d. Org. 18.)
Fig. 7. Nematus cretaceus Fr. von Bohdänkov bei
Liebenau. Vergr. Nr. d. Org. 31.
Auf einem Blatt von Euca-
lyptus Geinitzii fanden sich in
Bohdänkov bei Liebenau längs
dem Hauptnerven die Eier von
einer Blattwespe. Ursprünglich
wurden diese Eier von Renger
als Fructificationen eines Crypto-
gamen aufgefasst und unter dem
Namen Pteridophyllites sor-
rigerrus erwähnt. (Ziva 1866).
Ich wies später auf die Mög-
lichkeit hin, dass dies Eier von
Blattwespen seien und meine
Vermuthung wurde dadurch zur
Sicherheit, dass Dr. Ed. Bayer an
einem anderen Blatte von der-
selben Localität die Reste der
Blattwespe selbst neben den ge-
legten Eiern vorfand.
Man sieht daran die 3 Ocellen der Scheitelaugen, dann Brustsegmente, Füsse
und den gezähnten Legestachel. (Fig. 7.)
167
Auch von VySerovie besitzen wir ein Blatt von Dewalquea coriacea, an
dessen Mittelnerven eine Reihe von Nematuseiern liegt.
Nematus? lateralis Fr. (Fig. S.)
Ein seitlich deformirtes Blatt von Dewalquea? zeigt eine ovale Verdickung,
welche im Inneren einen länglichen Körper enthält, welcher einer Insecten-Larve
a b
Fig. 8. Nematus lateralis Fr. von VySerovic.
a) Ein Blatt von Dewalquea mit seitlicher Verunstaltung durch einen Insectenstich.
b) Die Stelle, wo das Ei liegt. 6mal vergrössert. Nr. d. Org. Kr. 14.
angehören dürfte. Da auch jetzt an Blättern von Weiden Nematus salicis ähn-
liche Deformitäten hervorbringt, so zögere ich nicht diesen Fund zu Nematus
zu stellen.
Atta praeeursor Fr. (Fig. 9.)
An einem Blatte von VySerovic gewahrte ich runde Einschnitte, welche den-
jenigen gleichen, welche die Ameisengattung Atta auf Blättern tropischer Pflanzen
macht, wodurch der Beweis geliefert wird, dass die Gattung Atta bereits die
Wälder unserer Kreideformation belebte. Ich gebe neben dem Blatte von VySe-
rovie ein ausgebissenes Blatt aus Brasilien, das mir zu diesem Zwecke von meinem
Bruder geliehen wurde.
168
@ b
Fig. 8. Atta praecursor Fr. a) Ausbisse einer Ameise an einem Blatte von VysSerovie, '/, nat.
Grösse. Nr. d. Orig. 33. 5) Ausbisse von Atta an einem Blatte aus Brasilien.
Fig. 9. Tinea Araliae Fr. von Lipenz. — a) Ein Blatt mit Minirgang und Larve. 2) Der
vordere Theil desselben 6mal vergrössert mit dem Puppengehäuse. Nr. d. Org. Kr. 37.
169
Tinea Araliae Fr. (Fig. 9.)
Fossile Arthropoden aus der Steinkohlen- und Kreideformat. Böhmens von Dr. A. Fri£,
p- 6. Tab. I. Fig. 7. — Vesmir XIII. Nr, 18. Fig. 17.
Auf den Blättern von Aralien und auch anderen Gattungen sieht man
Minirgänge, die einer Tinea angehören dürften. In neuerer Zeit fand ich am Ende
eines solchen Ganges noch das Larvengehäuse des Insects, das sich verpuppt
hat. (Fig. 9.)
Phryganaea micacea Fr. (Fig. 10.)
Fossile Arthropoden aus der Steinkohlen- und Kreideform. Böhmens v. Dr. A. Fri, p. 7.
Tab. II. Fig. 8. — Archiv (Arbeiten d. geolog. Sect. 1864—68), p. 188. Tab. III. Fig. 6.
Vesmir XII. Nr. 18.
Fig. 10. Phryganaea micacea Fr. aus Kounic.
a) Ein Larvengehäuse 2mal vergrössert. — b) 13 Larvengehäuse in der Umgebung eines Blattes
von Eucalyptus. Nat. Grösse. (Nr. d. Org. Kr. 34.)
Nike
170
Die aus Glimmerblättehen und Pflanzentrümmern gebauten Phryganaeengehäuse
fanden sich in neuerer Zeit in grösserer Menge in VySerovic. Die Länge der
Köcher beträgt 10—15 mm, die Breite 3-5 mm. Die Form ist schwach conisch.
Das Gehäuse erinnert an die der jetztlebenden Gattung Chatopteryx.
Chironomites? adhaerens Fr.
(Fig. 11.)
Längs des Hauptnerven eines Blattes
liegt ein langes schmales Larvengehäuse,
das aus weissen Glimmerblättchen gebaut
ist. Es erinnert dies an die Bauten von
Chironomus mehr als an die von Phryga-
naeen, denn es ist viel länger als die letzte-
ren zu seiu pflegen. Es kann dies eventuell
auch einem Wurme aus der Verwandtschaft
Fig. Il. Chironomites adhaerens Fr. von der Naiden angehören.
Vyserovie. Nat. Grösse. Nr. d. Org. Kr. 17.
Chironomites unionis Fr. (Fig. 12, 13.)
(Vesmir, Band 18. p. 258.)
Auf den Steinkernen von Unio regularis von VySerovic finden sich öfters aus
Sand gebaute Gänge, meist am vorderen Ende unter dem Ligamente, die ich auf
Grund gleichen Vorkommens auf den leeren Schalen der recenten Teichmuscheln
als die Wohnstätte der Chironomuslarven betrachte. Am Ende sind sie verdickt,
abgerundet und haben eine unregelmässig gekrümmte Form. Es ist dies der
einzige Nachweis vom Vorkommen der Dipteren in der Kreideformation.
Fig. 12. Chironomites unionis Fr. von VySerovic und Kounic. Nat. Grösse. Nr. d. Orig. Kr. 39.
Ch) Eine Chironomusröhre. — Z) Muthmassliche Eier von Prorhodeus. Vergl. Fig. 1.
171
\b
Fig. I3. Unio regularis mit Chironomusröhren von Vy$erovic? a) Prorhodeno °/, nat. Grösse.
d) Vermuthliche Eier von Prorhodeus. — c) Bryozo&?
Silphites priseus Fr.
(Fig. 14)
Fossile Arthropoden aus der Steinkohlen- u. Kreide-
form. Böhm. von Dr. A. Fri, p. 4. Tab. II. Fig. 1.
— Archiv (1864-68), Tab. III. Fig. 7. pag. 188. —
Vesmir XII. Nr. 18.
Dieser Fund wurde von mir im Archiv l. e.
zuerst nur als Flügeldecke bezeichnet, später
aber als der Gattung Silpha nahe stehend er-
kannt.
Es ist dies eine rechte Flügeldecke von
Kounice die 20 mm Länge und 7 mm Breite
besitzt.
Der flache Randsaum zeigt nach innen eine
Doppelreihe kleiner Grübchen, am Aussenrande
eine verdickte Leiste. Der gewölbte Theil der
Flügeldecke trägt 4 schwache Längsrippen und
zwischen denselben je zwei Reihen seichter
Grübchen.
Fig. 14.
Silphites priscus Fr. von Kounic bei
Böh.-Brod. 4mal vergröss. Nr. d. Orig. Kr. 38.
172
Otiorhynchites costans Fr. (Fig. 15.)
Fossile Arthropoden aus der Steinkohlen- und Kreideform. Böhm. von Dr. A. Fri£.
p- 5. Tab. II. Fig. 2. — Vesmir XII. Nr. 18. Fig. 2.
Fig. 15. Otiorhynchites con-
stans Fr. Von MSeno bei
Budin (Schlan). Verg. 6mal.
Nr. d. Orig. Kr. 40.
Blaptoides dubius Fr. (Fig. 16.)
Die rechte Flügeldecke aus den Pflanzen-
schiefern von Kuchelbad errinnert durch die
nach hinten zugespitzte Form sowie durch die
Verzierung an die Gattung Blaps. Der Rand-
saum ist glatt, der gewölbte Theil trägt an
10 Längsfurchen, welche an einer Stelle sich
als Reihen von Puncten
Die Länge beträgt 5 mm, die Breite
2'/, mm.
Die geschwungene Form des Innenrandes
lässt sich durch Verdrückung der ursprünglich
stark gewölbten Flügeldecke erklären.
Fig. 17. Pimeliodes parvus Fr.
Flügeldecke von Lidie.
Vergr. 6mal. Nr. d. Org. Kr. 41.
Das Fragment der linken Flügeldecke ist 45 mm
lang, 2:7 mm breit und trägt 11 Längsreihen sehr deut-
lich ausgeprägten Grübchen, wodurch es an einen Rüssel-
käfer der Gattung Otiorhynchus errinnert.
Dieser Rest stammt aus der schwarzgrauen Pflanzen-
schiefern der Perucer Schichten von Mseno bei Budin
und wurde von Prof. Dr. Velenovsky beim Studium
der Pflauzenreste dieses schon Corda bekannten Fundortes
entdeckt.
erkennen lassen.
Fig. 16. Blaptoides dubius Fr. von Ku-
chelbad. Vergr. 6mal. Nr. d. Org. Kr. 4.
Pimeliodes parvus Fr. (Fig. 17.)
Eine sehr kleine Flügeldecke eines Käfers von
bloss 3 mm Länge liegt im Negativ ‚vor und zeigt
Reihen von grossen Gruben, welche den Höckern der
Oberfläche entsprechen.
Solche Verzierung findet man bei manchen Arten
der Gattung Pimelia worauf bei Benennung dieses
Restes Rücksicht genommen wurde.
j
173
Feronites Velenovskyi Fr. (Fig. 18.)
Vesmir XIIH. Nr. 18. Tab. 79. Fig. 8.
Das Negativ der rechten Flügeldecke entdeckte Prof. Velenovsky in den
feinblätterigen glimmerreichen Pflanzenschiefern von Lippenz bei Laun. Dasselbe
ist 5 mm lang, 2 mm breit. Der Randsaum zeigt eine Reihe von Grübchen
die in viereckigen Feldern stehen. Der gewölbte Theil trägt 9 Längsippen von
denen zwei der äussersten nach innen umbiegen, die 3.—7. Rippe vereinigen sich
nach hinten. Diese Verzierung errinnert an die Gattung Feronia und speeielle
Entomologen werden vielleicht in der Lage sein, die Verwandtschaft zu jetzt-
lebenden Formen zu präeisiren.
@ b
Fig. 18. Feronites Velenovskyi Fr. Fig. 19. Brachinites truncatus Fr. von
von Lippenz bei Laun. Negativ der rechten VySerovic. — a) Fragment einer Flügeldecke.
Flügeldecke. Vergr. 10mal. Nr. d. Org. Kr. 42° b) Fragment stark vergr. Nr. d. Org. Kr. 43.
Brachinites truncatus Fr. (Fig. 19.)
Fossile Arthropoden aus der Steink. und Kreideform. Böhm. von Dr. A. Frie. p. 5.
Tab. II. Fig. 3. — Vesmir XII. Nr. 18.
Eine ganze Flügeldecke von 6mm Länge und 2 mm Breite ist hinten gleich-
mässig abgerundet und mit 8 schwach winkelig vorspriogenden Längsrippen
geziert Diese Rippen tragen jede drei Punctreihen.
Die Rippen erreichen nicht den hinteren Rand, der einen glatten Falz bildet.
Jedenfalls haben wir es mit einem Laufkäfer zu thun, etwa aus der Verwandt-
schaft von Brachinus. Dieser Rest stammt aus den an Unionen reichen Pflanzen-
schiefern von VySerovic.
174
Lamiites simillimus Fr. (Fig. 20.)
Vesmir, Jhg. 1889. pag. 8. Fig. 5A.
Diese stattliche Flügeldecke eines Bockkäfers wurde auf einem Ausfluge
den der naturhistorische Club nach Vyserovic machte von Herrn Dr. Mräzek
gefunden und dem Museum gewidmet.
Es ist die rechte Flügeldecke von 9 mm Länge, 3mm Breite, ist vorne
gerade, hinten abgerundet, zeigt einen ganz schmalen Randsaum und ist über die
ganze Oberfläche gleichmässig fein granulirt. Die Zugehörigkeit zur Gattung
Lamia ist sehr wahrscheinlich.
4.
Fig. 20. Lamiites simillimus Fr. Fig. 21. Velenovskya inornata Fr.
von Vyserovice. Rechte Flügeldecke. von Vyserovic. Rechte Flügeldecke.
Vergr. 6mal. Nr. d. Org. Kr. 44. Vergr. 6mal. Nr. d. Org. Kr. 45.
Velenovskya inornata Fr. (Fig. 21.)
Vesmir 1889. pag. 8. Fig. 5B.
Die rechte Flügeldecke von VySerovic ist 8 mm lang, Amm breit, nach
hinten verschmälert und am Ende abgerundet.
Die Oberfläche ist sehr wenig verziert, so dass die Eruirung der Ver-
wandtschaft sehr schwierig ist. Man gewahrt nur etwa 5 Längsfurchen, welche
den Hinterrand nicht erreichen und Anwachslinien sehr ähnlich umbiegen.
Ich benenne diesen Rest nach seinem Entdecker dem Herrn Professor
Velenovsky.
175
Chrysomelites simplex Fr. (Fig. 22.)
Beide Flügeldecken, einander theilweise deckend, liegen auf einem Stück
Pflanzenschiefer von Kounic. Jede Flügeldecke hat 7 mm Länge, 3!/, mm Breite.
Der Randsaum ist schmal und die gewölbte Fläche ganz glatt.
Fig. 22. Chrysomelites simplex Fr. Fig. 23. Kounicia bioculata Fr.
von Kounic. Beide Flügeldecken. Vergr. 6mal. auf einem Steinkern des Unio regularis von
Nr-d. Org. Kr. 9. \Kounie. Vergl. Fig. 1. Vergr. 6mal.
Nr. d. Org. Kr. 13.
Kouniecia bioculata Fr. (Fig. 23.)
Auf einem Steinkern von Unio regularis aus Kounie ist der Abdruck eines
Gliederthieres wahrzunehmen der ein grosses Kopfbruststück mit zwei Augen-
puncten und zwei kurze abgerundete Flügeldecken zeigt. Zur linken Seite liegen
Reste einiger kurzen Füsse. Eine genauere Deutung ist bei dem Erhaltungs-
zustande nicht möglich.
Gomphus serialis Fr. (Fig. 24.)
Auf einem Blatte von Myricophyllum aus Kounic gewahrte ich ovale nach
vorne zugespitzte Körper, die in Querreihen stehen und auf die Eier von
Gomphus erinnern, wie wir sie öfters bei der Untersuchung der Elbe in dem
Altwasser Skupice vorfanden. Aehnlich fanden wir sie auch neben der folgenden
Arı auf einem ähnlichen Blatte.
176
Fig. 24. Eier von Gomphus serialis Fr.
auf einem Blatte von Kounic. Vergr. 6mal. Nr. d. Org. Kr. 5.
Man erkennt durch dieses Vorkommen, dass die Blätter im Wasser lagen
zur Zeit wo die damaligen Gradflügler ihre Eier darauf deponirten.
Fig. 25. Eier von Gomphus serlalis und dupplex Fr.
auf einem Blattfragmente von VySerovic. Vergr. 6mal. Nr. d. Org. Kr. 21.
Gomphus? dupplex Fr. (Fig. 25.)
Paarweise stehende Eier fanden sich neben dem G. serialis auf einem Blatte,
aber es ist weniger sicher ob sie von der Gattung Gomphus herrühren. In einer
gemeinschaftlichen Hülle stehen immer zwei runde Eier neben einander, alle der
Quere nach zur Blattachse. Ihre Grösse ist bedeutender als die von G. serialis
nnd auch viel ungleicher. Die Länge Imm, die Breite beider nebeneinander-
liegender Eier 15 mm. — Es wird ein Studium der auf den australischen Euca-
Iypten vorkommenden Eierablagerungen nöthig sein bevor man mehr Sicherheit
über die Zugehörigkeit dieses Fundes erlangen wird.
177
Coccodes adhaerens Fr. (Fig. 26.)
Fig. 26. Blatt von Eucalyptus. «) Blatt mit verschiedenen Parasiten. Nat. Gr. Nr. d. Org. Kr. 8.
— a) Coccodes adhaerens Fr. PR) Ein fragliches Insect. y) Cercospora coriococcum Bayer. —
5) Coccodes adhaerens Fr. — c) Ein Insect mit 2 Antennen. —- d) Cercospora coriococeum Bayer-
Alles 6mal vergrössert.
Auf Blättern von Eucaiypten, die
reichlich mit Cercospora coriococcum
besetzt sind, gewahrte ich auch den er-
wähnten Gebilden sehr ähnliche Ab-
drücke, an denen man aber die Zuge-
hörigkeit zu den Arthropoden sicher-
stellen kann.
An einem Stücke 5) sieht man einen
Rüssel, zu jeder Seite desselben zwei
Fussansätze und am Hinterrande auch
Spuren von wahrscheinlich 4 Füssen.
Bei ß) liegt ein Insect mit 2 Extre-
mitäten c).
Nematus? ellipticus Fr.
(Fig. 27.)
Auf einem Blatte von Lidic bei
Schlan liegt ein ovales, hinten zuge-
spitztes Ei, in dessen vorderem Drittel
zwei 6gliedrige Fühler darauf hin-
weisen, dass wir es mit einem Stadium
Dr. A. Fric u. Edv. Bayer :»Perucer Schichten«.
Fig. 27. Nematus? ellipticus Fr. von Lidie bei
Schlan. Vergr. Gmal. Nr. d. Org, Kr. 2.
12
178
der Entwickelung eines Antennaten zu thun haben. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass diess etwas ähnliches ist wie die Eier von Tenthrediniden, die wir weiter
oben als Nematus beschrieben haben.
Variolina segmentata Fr. (Fig. 23 a—c.)
a [2 c
Fig. 23. Variolina segmentata lriö, von Vyserovice — a) Blatt von Eucalyptus angustus mit
Variolina in natürl. Grösse. Nr. d. Org. Kr. 11. — 5) Einige davon sechsmal vergrössert, um
den Mittelnabel und den Randwulst zu zeigen. — c) Zwei Variolinen, wo man Spuren von Seg«
menten wahrnimmt, stark vergrössert.
An den schmalen Blättern von Eucalyptus sehen wir kleine 1-2 mm grosse
Warzen, die meist in Reihen längs des Randes stehen. (Fig. a). Bei stärkerer Ver-
grösserung (5) sieht man den Rand wallartig verdickt und in der Mitte der Scheibe
einen Nabel. Es blieb lange ungewiss ob diess nicht ein Pilz sei. Bei starker
Vergrösserung und vorsichtiger Anfeuchtung mit schwacher Schellaklösung gewahrte
ich braune Segmente, die in 2 Reihen stehend darauf hindeuten, dass diese Ge-
bilde eine Insectenlarve enthalten, die eingerollt ihrer weiteren Entwickelung
harrte.
Plumatellites proliferus Fr. (Fig. 29 a—b).
Auf dem Steinkerne einer Unio regularis fand ich ein verzweigtes Aestchen,
das an Plumatella repens erinnert. Bei Vergrösserung sieht man, dass die Aeste
aus unregelmässigen eckig ovalen Körnern bestehen, die entweder den einzelnen
Gehäusen entsprechen oder den Statoblasten, die bei den recenten Arten in ähnlicher
Weise die absterbenden Colonien füllen.
179
a
Fig. 29. Plumatellites proliferus F'r., von Kounie. — a) Ein Theil des Zweiges 6mal vergrössert.
— 5) Ein Fragment desselben 20mal vergrössert. Nr. d. Org. Kr. 12.
Fig. 30. Ovodes erucifer Fr. Von Vyserovie.
tVergrössert 6mal. Nr. d. Org. Kr. 7.
Ovodes erueifer Fr. (Fig. 50).
Zu ganz räthselhaften Gebilden gehört
eine runde umrahmte Scheibe, in deren Mitte
vier Falten in kreutzförmiger Stellung sich be-
finden. Vielleieht ist diess ein Saamen oder
eine durch Inseetenstich entstandene Wuche- Fig. 31. Ein sonderbarer Abdruck aut
rung einem Blatte aus Vyserovic,
g,
12*
180
Ein seltsamer Abdruck zeigt die Umrisse eines Rüsselegels und vorne zwei
kieferähnliche Spitzen. An der Basis des Rüssels gewahrt man eine runde Oeffnung,
die eventuell dem Ende entsprechen dürfte. Bei Beurtheilung von solchen Vor-
kommnissen läuft man Gefahr sich von der Fantasie hinreissen zu lassen, weshalb
wir von weiterer Beschreibung abstehen und nur die Aufmerksamkeit auf ähnliche
Funde leiten.
Alphabetisches Verzeichniss der untersuchten Fundorte.
Seite | Seite
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Bondankoya a a 937 Tiomysia u a a eo)
Dada een les 0. 38 | TEohearanEn HEN sd
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Hodkovice . 27 Mseno OR PIE 32
Hofic . 23 Nehvizd . 13
' Hostibejk 43 Opatovie . . . 23
Hreul . ; 36 Otruby (Votrub) 34
Charvatec . 32 | Peruc 25
Chvala 10 | Po&ernie 10
Jiein . 23 Policka 20
Jinonic 41 Prag 58
Kolin . al) Rakonie . 35
Rouen a rn Dr 17 Rynholee 38
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Alphabetisches Verzeichniss der Perucer Pflanzenarten.
Seite
Abies chuchlensis Vel.. . . . . .101
Aerostichum eretaceum Velen... . . 68
E tristaniaephyllum Zayer 69
Algaee .? ., ee Slate PestloD
Angiospermae . . I Seile}
Aralia anisoloba Vel. ee ee
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» Daphnophylium Vel. ei:
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„ (Panax) dentifera Vel. 2152,
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5 formora Heert Pe el,
„ furcata Vel. spec. mut. . .152
„ Kowalewskiana Sap. et Er 149
„. =minor: Veln. 26 seen 50
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Araucaria bohemieae Ken eg
Aristolochia tecomaecarpa Bayer . 126
Asplenium Foersteri Deb. et Ett. . 76
Banksia pusilla Vel.. ......124
Banksites Saportanus Ye. . . . . 124
Benthamia dubia Vel. ..... ..154
Bignonia cordata Vel. ..... .„ibr
Bignonia pulcherrima Bayer . . . 156
Bombax argillaceum Vel.. . . . .139
Breseiphyllum eretaceum Vel. . . . 160
Butomites eretaceus Vel.. . . . .158
Callistemon eretaceum . . AT
Callistemophyllum Bruderi Engelh. . 142
Oarpolithes vyserovicensis Bayer . . 160
Geratostrobus echinatus Ve. . . . 108
n sequoiaephyllus Ve/. . 108
Cercospora coriococeum Bayer . . 66
Cissophyllum exulum Ve. . .. .159
Gissus-yitiloliaVel, . 00225
Seite
Cocculus cinnamomeus Vel. . .128
Conospermites hakeaefolius Ztig.. . 121
Cortieites stigmarioides (Ett. sp.) Eng. 161
Crotonophyllum eretaceum Vel. 13T
Credneria arcuata Vel. . „134
e bohemica Vel. ll3B
R laevis Vel. . . 4132
E rhomboidea Vel. et
Cunninghamia elegans Corda 97
5 stenophylla Vel. 98
Cussonia partita, Vel. .... 145
Cyparissidium minimum Vel. . 109
Dammara borealis, Heer j 95
Dammarophyllum striatum Vel. 96
Dewalquea coriacea Vel. le)
Dewalquea pentaphylla Vel. 158
Diceras cenomanieus Vel. . . 161
Dieksonia punctata (Stnbg. sp.) Heer RB
Dioonites cretosus a SDR
Schimp. . h DIES
Diospyros provecta ee 1
Dipteriphyllum cretaceum Vel. (ep Ä
Krasser . ic:
Drynaria astrostigmosa Bayer 70
„ dura (Vel. sp.) Bayer 72
„ fascia Bayer 71
„ tumulosa Bayer . 723
Dryandra cretacea Vel. 135
„ var. paucinervis Eng. 125
Echinostrobus minor Vel. . 107
squamosus Vel. 106
Eucalyptus angusta Vel, 144
> Geinitzi Heer . „142
Fieus elongata Vel. 116
n Krausiana Heer un
„ Peruni Vel.. 117
n„ stylosa Vel.. 116
ee Seite
Ficeus suspecta Vel. . 116
Folia flicum involuta . . . . . 85
Frenelopsis bohemica Vel. 112
Runsiz cc. BEE 2er)
Gleichenia etılora elaan ER)
= crenatn et
5 delieatulae leer 2 77272779
= multinervosa Ve. . . . 78
P BOtUlage een)
5 votrubensis Bayer . . . 80
Zippei (Corda spec.) Heer 78
Glyptostrobus europaeus Heer, cre-
taceus Vel. . 106
Grevillea constans Vel.. . 128)
= Dvoraki Bayer . 122
. tenera Vel. 2193
Gymnogramme bohemica Bayer N)
Gymnospermae . . . 38
Hedera credneriaefolia Vel, 153
” primordialis Sap, 159
Hymenaea elongata Vel. . 136
: inaequalis Vel . . 136
e PEmIiseniaES opel
Chamaecyparites Charonis Vel. „all
r spec, Vel. „ slal
Illieium deletum Vel. . 129
Inga latifolia Vel.. re 535)
Jeanpaulia carinata Vel. .. ...83
Juniperus macilenta Heer 6 6 aa
Kirchnera arctica (Heer sp.) Vel. . 82
Kirchnera dentata Vel. .....8
Krannera mirabilis Corda in lit. . 93
Laccopteris Dunkeri Schenk . . . 73
Laurus affınis Vel. Ion
„ plutonia Zeer . 130
Leptospermum cretaceum Vel. . 141
Libocedrus salicornioides (Ung sp.)
Heer var. cretacea Vel. 3120
Liriodendron Celakovskii Vel. . „198
Litsaea bohemica Engelh. a)
Magnolia alternans Heer . . 6
5 amplifolia Her . . . .126
h Gapellinne Heer 7 7775120
Marattia eretacea Vel.. ... sl
Marsilia perucensis (cretacea Vel.)
Bayern: 6 6 8
Menispermophylium. Öle Vel. 128
Mierodietyon Dunkeri Schenk . . . 73
Mierolepidium striatulum Vel. . . 108
Mierozamia gibba Corda ..... 92
Myrica serrata Vel. 118
Myrica fragiliformis (Zen sp. ren 113
Seite
Myrica Zenkeri (Eit. sp.) Vel. 6 Alala)
Myricanthium amentaceum Vel, . 114
Myricophyllum glandulosum Vel. . . 115
Myrsinophyllum variaus Vel. . 154
Nilssonia bohemica Vel. .. . .. 88
Oncopteris Kauniciana ar =
el ae: el
Oncopteris Nettwalli Dor MSN : s4
Onychiopsis capsulifera (Vel. sp.) Nath. 74
Osmundophyllum eretaceum Vel. . . 81
Pecopteris lobifolia Corda . . . . 83
5 INN Oele 5
Picea cretacea Vel. . 100
Binus@eretacean Order 02 00299
-. oma Vak © 5 on 00
„ papyracea Corda 93, 95
„ protopicea Vel. _ . 100
ME QuenstedtiwzZZeern eg
spec. Engelhardt . .... 9
Phaeidium eireumseriptum Dayer . 67
Platanus laevis Vel. . 132
rhomboidea Vel. non Lesgx. 131
5 Velenovskyana Krasser . . 131
Platycerium eretaceum Vel.. . . . 73
Plutonia cretacea Vel. . 101
Podocarpus eretacea Vel.. ... .. 9
Podozamites Eichwaldi (Schimp.) Heer 91
Podozamites lanceolatus (Lindl. et
JE SD) Ile oa 8 a oe oo Ai
Podozamites latipennis Heer . . . 90
n longipennis Vel. . . . 90
R Obtusus@ else
= pusilluse else 220292
Premnophyllum trigonum Vel. 139
Proteoides acuta Heer 12
n Reussi Engelhardt . . 121
Proteophyllum coriaceum Vel. . 120
a cornutum Vel. . 120
; decorum Vel. . 120
“ laminarium Vel. aa
3 paucidentatum Vel. . 119
productum Vel. . eg
teihidum Vel.. . . .119
Proteopsis Proserpinae Vel. 118
Bteridopnyia rs
Pteris Albertini Velen... . . o U®)
„ Albertsii (Duk. sp.) Heer 0 U®
Pteris frigida Heer . . 00
Pseudoasterophyllites eretaceus (0.
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Puceinites cretaceus Vel.. ..... 65
Sagenopteris variabilis Vel.. . . . 86
Salix macrophylla Reuss 121
Seite | Seite
Salız «perucensisi.Ved,) =, Arno Kalte ‘ Sequoia Reichenbachi @ein. sp, . . 104
Sapindophyllum pelagicum Ung. sp. 138 n rigida Hear 7: IST REED
Sapindus apieulatus Vel. . . . . ..137 Sphaerococeites Laubei Eingelh., . . 65
Sapotaeites obovata Vel. . . . . .155 Sterceulia limbata Ve. . .. ... ..140
nee an en ae) > Tenpskya varians (Corda sp.) Vel. 77
AR Ra re EN ws Terminalia rectinervis Vel. .. . . 145
ne Be Stnbg. En Re EROR Ternstroemia erassipes vel. 0 Ma
; Keterorhalh Vol. R | 104 Thinnfeldia variabilis Vet. ren
> make Re er SE Thyrsopteris capsulifera Vel. . . . 74
= .:ulnar Meier et are Widdringtonia Reichü (Zt, sp.) Vel. 109
Alphabetisches Verzeichniss
der Thierreste der Perucer Schichten.
Seite Seite
Atta praecursor Fr... . .» . . ...167 | Nematus? lateralis rr .... .167
Blaptoides dubius Ar. 172 Otiorhynchites constans Fr... . . . 172
Brachinites truncatus Fr. . al) Ovodes erucifer Zr. 2 Se
Coceodes adhaerens Fr. RT Plryganaea micacea Fr. . . . . ..169
Feronites Velenovskyi Fr. 108 Pimeloides parvus Pr. . . . . . .172
Gomphus ? dupplex Fr. 176 Plumatellites proliferus Fr. . . . . 178
Gomphus serialis Zr. ’ S7s Prorhodeus unionis Fr. . . . . . 168
Chironomites adhaerens Fr. 170 Silphites priscus Fr. ... 0.0. 0.17
- unionis Fr . SIND. Tanalia Pichleri Zörness. . ... „164
Chrysomelites simplex Fr. . . ..175 Tinea Araliae Ar. || un Ss ren
Kounicia bioculata Fr .....19 Unio Peruceusis Fr... . . 2... .165
Lamiites simillimus Ar. .....174 „ ‚xegularis Ar... nur en
Kandschildkräter 2 0 nr „ serobieularioides Zr. . . . „165
Nematus eretaceus Fr... . .» . . ..166 Variolina segmentata Zr . . . .178
3 ? elliptieus. An... Se iTT Velenovskya inornata Fr... . . . „174
Zusätze und Berichtigungen.
In dem Literaturverzeichnisse sind aus Versehen folgende Arbeiten ausge-
lassen worden:
Brongniart Adolphe: „Histoire des vegetaux fossiles“. A Paris 1828. Mit der
Abbildung des Lepidodendron punctatum Sternberg’s; Pl. 141. Fig. 1. sub
Sigillaria punctata Ad. Brogn. pag. 421.
Fri& Anton: „O hmyzech v Cesk6m ütvaru krfidovem“. (Ueber die Insecten
der böhmischen Kreideformation.) Vesmir 1884. XII. Jhg. pag. 205. Fig. 79 (1—8).
Pag. 172 oben: Statt Otiorhynchites costans Fr. lese 0. constans Fr.
UNTERSUCHUNGEN
ÜBER DIE
FAUNA DER GEWÄSSER BÖHMENS
V.
Untersuchung
des
Elbeflusses und seiner Altwässer
durchgeführt
auf der übertragbaren zoologischen Station
Prof. Dr. Ant. Friö und Dr. V. Vävra.
(Mit vielen Abbildungen im Texte.)
ARCHIV DER NATURWISSENSCHAFTLICHEN LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN.
XI. BAND. Nro. 3.
PRAG 1901,
IN COMMISSION BEI FR. RIVNÄC. — DRUCK VON Dr. EDV. GREGR.
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I. Einleitung.
Die fliegende Station des Comites für Landesdurchforschung von Böhmen
löste seit ihrer Gründung im Jahre 1888 mehrere Aufgaben. Es wurde ein
Teich des Flachlandes mit Leptodora und ein Gebirgsteich mit Holopedium *),
dann zwei der Böhmerwaldseen untersucht **) und es blieb noch die Auf.
gabe die Fauna eines grossen Stromes und seiner Altwässer zu studiren. Zu
diesem Zwecke wurde eine sehr günstige Localität an der mittleren Elbe
gewählt, wo sowohl der fliessende Hauptstrom sowie zahlreiche Altwässer zu-
gänglich waren.
Hier bot sich eine lange Reihe von Fragen und Aufgaben, zu deren Lösung
viel mehr Kräfte und Mittel zur Disposition stehen sollten, als über die wir
verfügten.
Man unterschätzte bisher die Bedeutung der Untersuchung des Süsswassers,
wo je weiter man arbeitet, desto mehr es sich zeigt, was für ein umfangreiches
Wissen eine solche Arbeit erfordert, das man bei einem einzelnen, der nicht seit
Jahren sich ausschliesslich der Aufgabe widmet, nicht erwarten und auch nicht
fordern kann.
Jeder, der eine, solche Localfauna bearbeiten will, ist bald gezwungen bei
Specialisten Hilfe zu suchen. In Amerika sind neuerer Zeit ähnliche Anstalten in
Verbindung mit Universitäten und eine ganze Reihe Fachmänner betheiligt sich
an den Arbeiten und zieht zahlreiche jüngere Kräfte heran.
Die Universität in Wisconsin steht am Ufer des Mendota-Sees, wo Prof.
Birge wichtige lacustrische Studien unternommen hat.
Es wurden auch „die Grossen Seen“ als St. Clair und Erie von Prof. Reig-
hard, und Michigan von Prof. Wood, mit Unterstützung der Fischerei-Commission
der Verein. Staaten untersucht.
Bei diesen Studien trat die Nothwendiskeit einer biologischen Station in
Vordergrund und es wurden einige provisorische Sommerlaboratorien in den Sta-
tionen zur künstlichen Fischzucht der Fischerei-Comm. errichtet, wie in Michigan
und Ohio.
*) Die Thierwelt des Unterpoternitzer und Gatterschlager Teiches Archiv für Landes-
durchforschung IX. Band. Nr. 2.
**) Untersuchung zweier Böhmerwaldseen. Archiv für Landesdurchf. Band X. Nr. 3.
1*
Im Jahre 1895 wurden zwei selbstständige biologische Süsswasser-Stationen
errichtet. Die Universität von Indiana hat durch die Anregung des prof. Eigen-
mann eine Station am Ufer des Turkey-Sees ins Leben gerufen und für das erste
Jahr eine Subvention von 1000 Kronen, für das zweite Jahr von 1500 Kr. bewilligt.
Im ersten Jahre haben da 19, im zweitem 42, im dritten 63 und im vierten Jahre,
als zwei grosse Gebäude errichtet wurden, 103 Theilnehmer gearbeitet.
Die langjährigen Untersuchungen der Seen und Flüssen in Illinois führten
ebenfalls zur Gründung einer biologischen Station, die mit glänzenden Mitteln
ausgerüstet wurde.
Die biologische Station ist hier als schwimmendes Boot von 60 Fuss Länge
und 20 Fuss Breite errichtet worden, mit dem Arbeitsraume für 16 Personen. Das
Staats-Laboratorium für Naturkunde und die Universität von Illinois haben auf die
Errichtung und die dreijährige Erhaltung der Station 51.500 Kronen bewilligt,
wovon sich die Auslagen der Errichtung auf 12.500 Kronen und die laufenden
Auslagen in den drei Jahren auf 30.000 Kronen beliefen.
Von den europäischen Süsswasser-Stationen geniesst die Station in Plön
eine Unterstützung seitens des Minist. f. Landwirtschaft und Unterricht von
11.400 Kronen, die Mügelsee-Station eine Subvention von 7.400 Kronen. Die Sta-
tion in Trachenberg wurde vom Fischereivereine mit 1200 Kronen unterstützt.
In den letzten Jahren ist in Dänemark eine Süsswasser-Station bei Fridriksdal,
in Schweden bei Finspong und in Russland bei Nikolaev und Saratow errichtet worden.
Wir haben eine Subvention von 400 Kronen auf Baarauslagen und 400 Kronen
als Remuneration dem Assistenten.
Der Landeskulturrath von Böhmen unterstützte im vorigen Jahre die Arbeiten
an der stabilen Station in Biechowitz mit 400 Kronen.
Ausser unseren Anstalten besteht in Oesterreich bisher weder eine fliegende
noch eine ständige Station für das Studium der Süsswasserfauna, deshalb mag man
das Gebotene mit Wohlwollen annehmen und bedenken, dass bei den geringen
Mitteln, die kaum zur Bestreitung der Baarauslagen hinreichen, von den Betheiligten
nur aus Liebe zur Wissenschaft und aus Patriotismus gearbeitet wird, und zwar
nur in den wenigen Tagen, die ihnen von anderen Berufsarbeiten übrig bleiben.
Und doch brechen diese Arbeiten Bahn zur Vervollständigung der Kenntniss
unseres Vaterlandes und haben Bedeutung sowohl für die Wissenschaft, als auch
für die Praxis und man muss sich mit denselben begnügen, solange man an maas-
gebenden Stellen sich nicht entscheiden wird dieses Streben ausgiebig zu unter-
stützten.
II. Uebersiedelung und Aufstellung der fliegenden Station.
Als die Arbeiten an den Böhmerwaldseen ihrem Abschluss nahten, machten
wir Vorbereitungen zur Uebersiedelung der Station an die Elbe bei Podiebrad.
Zuerst besuchte Dr. Vävra zweimal Podiebrad, um gemeinschaftlich mit Herrn
Apotheker J. Hellich, derzeit Bürgermeister daselbst, eine Stelle auszufinden, die
sich zur Aufstellung der Station eignen würde.
»
Diess war mit Rücksicht auf die sich oft wiederholenden Inundationen der
ganzen Umgebung von Podiebrad eine sehr schwierige Aufgabe, wie man an dem
beigefügten Bilde (Abbild. 1.) ersehen kann. Endlich wurde ein Platz in unmittel-
barer Nähe der Fischerswohnung unweit des Flusses als am besten geeignet ge-
funden und ein kleiner Garten beim Fischerhause zu dem Zwecke gepachtet.
Aber auch da war es nöthig einen Unterbau bis zum Niveau des höchsten
Wasserstandes aufzuführen und oft mussten wir mittels Kahn zur Thüre der Sta-
tion fahren.
Bei Zerlegung der Station am Schwarzen See machten wir die Erfahrung,
lass der Grundrahmen von den Ameisen (Formica ligniperda) stellenweise so zer-
Fig. 1.
Die fliegende zoologische Station in Podiebrad während des Hochwassers.
fressen war, dass man durch den Balken einen Stock stossen konnte. Derselbe
musste durch einen neuen Rahmen von Eichenholz ersetzt uud das Dach mit
Kautschukleinwand überzogen werden.
Am 12. September wurde die Station am Schwarzen See zerlegt und per
Achse in 2 Stunden nach der Station Spitzberg geschafft, von wo dieselbe am
19. September in Podiebrad anlangte.
Nach der definitiven Fixirung der Bau-Stelle durch prof. Dr. A. Frid schritt
man zur Aufstellung der Station.
Am 18. October war der Unterbau fertig und das Dach reparirt.
2. November brachten wir im Inneren alles in Ordnung und machten den
ersten Fangversuch. Hiemit war alles für die Arbeiten im nächsten Frühjahre
vorbereitet.
III. Auszug aus dem Tagebuche.
(1896— 1901.)
Um den interessirten Kreisen einen Ueberbliek unserer Thätigkeit zu geben,
lassen wir hier einen kurzen Auszug aus dem Tagebuche folgen, aus dem zu er-
sehen ist, wie gering die Zahl der Tage ist, die wir dieser wichtigen Arbeit widmen
konnten. Im ganzen wurde in vier Jahren von 6 Arbeitern an eirca 130 Tage ge-
arbeitet, etwa 500 Protokolle über die gemachten Fänge und über die anatomirten
Fische verfasst.
Das erlangte Material wurde conservirt und vom Herrn Verwalter Eın. Pecka
120 mikroskopische Praeparate der Fänge angefertigt, welche eine Controlle der
Bestimmungen ermöglichen und auch zur Demonstration und zum fortgesetzten
Studium dienen werden. Für die Museumssammlungen wurden viele Schaustücke
gesammelt. Mehrere Skizzen der Fauna der Skupice wurden von Prof. Friö
entworfen und für die Museumssammlung von H. K. Thon in Aquarell durch-
geführt.
1896. Dr. V. Vävra hat im August mit Hilfe des Herrn J. Hellich die als ge-
eignetste Stelle zur Aufstellung der Station neben der Fischerswohnung ge-
funden und später hat Dr. Fri€ und Dr. Vävra genau die Baustelle be-
zeichnet.
August 12. Absendung der Station von Spitzberg nach Podiebrad.
October 18. Der Unterbau wurde beendet, ein eichener Grundramen angebracht
und die Station durch Herrn Baumeister Fiala aufgestellt. Das Dach wurde
mit neuer Kautschukleinwand überzogen.
November 2. Die innere Einrichtung wurde in Ordnung gebracht und der erste
Versuch mit dem Fang des Planctons auf der Skupice mit Hilfe eines schwer-
fälligen Fischerbootes durchgeführt.
1897. März 2. Hochwasser reicht bis zu den Stufen der Station. Besuch der Apus-
localität „Prachärna“ beim Fasangarten.
3. Zeichnen und Conserviren der gemachten Fänge.
25, 26. Es wurden 5 Fische nach Nahrung und Parasiten untersucht; die Apus-
localität abgefischt und die inundirte Gegend von Dr. Vävra photographitt.
April 14. Dr. Vävra und Assistent F. Svec. Untersuchung der Apuslocalität.
Infusorien, Räderthiere und Turbellarien untersucht und conservirt.
Mai 1, 2. Dr. Friö und Dr. Väyra. Plancton der Skupice, drei Fische nach Nahrung
und Parasiten untersucht.
Juni 8, 9. Dr. Fri& und Dr. Vävra. Auf der Skupice das Planctonu der Oberfläche
und in 1» Tiefe untersucht, so auch das Litorale. Nupharblätter abgesucht.
Das Planeton der fliessenden Elbe. Zwei Aale anatomirt.
24, 26, 27. Dr. Fri€ und Dr. Vävra. Das Plaucton der Skupice und Bastarde
(Abramidopsis Leuckarti) untersucht.
Juli 13, 14. Dr. Fri a Dr. Vävra. Plancton der Skupice, Litorale, 9 Fische
untersucht. Ein Prachtexemplar des Schied für die Museumssammlung con-
servirt.
7
August 11, 12. Dr. Vävra. Assistent K. Thon. Inundirte Gegend. Oberfläche und
1 m untersucht. Viele Räderthiere. Hydrachnen und Würmer untersucht.
September 3, 4, 5. Dr. Frit, Dr. Vävra, K. Thon. Skupice Oberfläche, 1 m und
Litorale untersucht. Fliessende Elbe untersucht. Albia stationis entdeckt.
Glugeaen an Fischen studirt.
October 1, 2, 3. Dr. Fri€ und Dr. Vävra. Planeton der Skupice. Sammeln von
Spongillen und deren Parasiten. Drei Fische wurden anatomirt.
16, 17. Dr. Vävra, Assistent Smycka. Plancton der Skupice, Oberfläche und 1 m.
Auch wurde Rhynchelmis und Trochospongilla erinaceus gesammelt.
November 19, 20, 21. Dr. Vävra, Assistent Smycka. Plancton der Skupice Ober-
fläche, Litorale 1 m und Spongilla fluviatilis gesammelt.
1898. Jänner 5, 6, 7, 8. Dr. Vävra, Assistent Smy©ka. In der Eisdecke der Skupice
wurde eine 100 m lange, 1 m breite Strasse ausgehauen, das Plancton der
Oberfläche mit Cyclops insignis gefischt. Rhynchelmis gesammelt und eine
Reihe von Fischen conservirt.
März 1, 2, 3. Dr. Vävra und Assistent Srämek. Bei Hochwasser wurde Ober-
flächenplancton, 1 m und Grundfauna gefischt. Sieben Fische anatomirt.
April 2, 3. Dr. Väyra und Dr. Babor. Es wurden die Apuslocalitäten untersucht
und Mollusken gesammelt.
Mai. 17, 18, 19, 20. Dr. Friö u. Dr. Vävra. Skupice, Plancton der Oberfläche,
1m gefischt. Sechs Fische anatomirt und die Apuslocalitaeten besucht.
Juni. 17, 18, 19. Dr. Frit, Assistent Srämek. Oberflächenplaneton der Skupice mit
sehr vielen Asplanchna, in 1 m Leptodora. Bryozoen des Labice-Armes ge-
zeichnet, 8 Fische anatomirt.
August. 2, 3, 4, 5. Dr. Fri€ u. Dr. Vävra. Photografische Aufnahmen. Planeton
gefischt; 4 Fische anatomirt.
24, 25, 26, 27. Dr. Friö u. Dr. Vävra. Bodenfauna untersucht und Plancton
der fliesenden Elbe gefischt.
September. 18, 19, 20, Dr. Vävra, Assistent Srämek. Najas marina aufgefunden
und photografirt, Planeton der Skupice, Oberfläche, 1 m und Litorale gefischt
und untersucht.
October. 3, 4, 5. Dr. Fri& u. Dr. Vävra, (Besuch des Iv. Nico]. Arnold aus St.
Petersburg). Oberfläche, 1m und Litorale gefischt. Im Sande der fliessenden Elbe
Dr. Vävra Limnieythere inopinata entdeckt.
November. 18, 19, 20. Dr. Frit u. Dr. Vävra Planeton der Oberfläche, 1 m Litorale
und Grundes untersucht. 8 Fische anatomirt.
1899. Jänner. 9, 10, 11, 12. Dr. Vävra, Assistent Srämek. Die Skupice bei Hoch-
wasser eingefroren. Die Stellen, die behufs Eisgewinnung entblösst waren,
wurden befischt. Oberfläche, 1 m Litorale (an einer geflissentlich vom Eis be-
freiten Stelle) 2 Fische anatomirt. Rhynchelmis-Cocone auf den Wurzeln von
Wasserpflanzen gefunden. Bodenschlamm untersucht.
Feber 26, 27. Dr. Vävra, Ass. Srämek. Eis auf der Skupice 2 cm dick, Fischen
des Planctons unmöglich. Drei Fische anatomirt. Verschiedene Larven con-
servirt. Partien photographirt.
8
Aprü 22. 23. (Dr. Vävra, Herr Verwalter Emanuel Pecka). Hochwasser-Planeton
gefischt. 7 Fische anatomirt. Bei Sturmwind wurde Litorale mit sehr vielen
Diatomeaen gefischt.
Mai 22, 23. Dr. Frit a Dr. Vävra. Plancton der Skupice gefischt und auch in
der fliessenden Elbe. 2 Fische anatomirt.
Juni 29, 30 e- x !
; (Dr. Fri@, Ass. Srämek, Besuch des Centraldirektors JaroSka aus
Juli 1, 2, 3
Chlumee.) Skupice-Planceton, Oberfläche, 1 »r, 2 m und Litorale gefischt. Sturm
und Regen erschweren die Arbeit.
Juli 18, 19, 20. Dr. Frie, Dr. Vävra. Planeton gefischt und untersucht.
August 21, 22, 23. Dr. Vävra, Ass. Srämek. Planeton gefischt. Nymphaeen-Blätter
abgesucht.
‚September 14, 15. Dr. Vävra. Hochwasser. Planceton untersucht. Die Station neu
“im Inneren angestrichen, das Dach reparirt
21. Besuch des Wirtschaftsdirektors Jirecka aus Jicinoves. Dr. Frie erklärte die
Einrichtung der Station und zeigte das Fischen des Planctons.
October 10, 11, 12. Dr. Frit, Dr. Vävra. Hochwasser, Skupice-Planeton untersucht.
Das Altwasser „Dekanska tün‘“ untersucht.
November 17, 18, 19, 20. Dr. Vävra, Ass. Srämek. Skupice-Plancton mit häufigen
Räderthieren auf der Oberfläche, Dekanskä tün befischt.
1900. Jänner 25, 26. Dr. Vävra, Ass. Srämek. Hochwasser steigend, das Eis über-
gossen. Arbeit unmöglich.
März 20, 21, 22. Dr. Frit, Dr. Väyra. Skupice-Planeton untersucht. Sieben Fische
anatomirt.
April 11. Dr. Vävra. Hochwasser.
19, 20, 21. Dr. Frie, Dr. Vävra. Hochwasser, Skupice-Plancton, Oberfläche, 1 m,
12 Fische anatomirt.
Mai 7, 8. Dr. Vävra, Ass. Srämek. Mehrere kleinere Tümpel am linken Elbeufer
wurden untersucht und das Material conservirt.
Juni 6, 7, 8. Dr. Friö, Dr. Vävra. Plancton-Untersuchung, Litorale der fliessenden
Elbe. Glugeaenstudien in Asplanchna. Nympheaen Blätter abgesucht. Vier
Fische anatomitt.
26, 27, 28, 29. Dr. Frit, Dr. Vävra. Skupice und Labice-Planeton untersucht. Der
Tümpl „Marena“ untersucht. Zetteleatalog der Flora angelegt.
ul, 10,216, 100, Di. Eric Ass, Srämek, Ass, Thon. Plancton gefischt und studirt.
Mus. Ass. Tocl untersuchte mit Herrn Apotheker Hellich die Flora der Sku-
pice. Herr Thon widmete seine Aufmerksamkeit den Hydrachnen und deren
Brut. Zwei Fische anatomitt.
August 17, 18, 19. Skupice-Plancton und Litorale untersucht dann die Fauna der
Lehmufer der fliessenden Elbe studirt: Spongillen conservirt und Anondonten
und Unionen anatomirt.
September 13, 14, 15. Dr. Vävra, Ass. Srämek. Planceton der Labice: Oberfläche,
1 m und Litorale untersucht und Spongillen gesammelt. Sehr niedriger Wasser-
stand. Mehrere kleine Tümpel und die Apuslocalitäten werden revidirt.
g
October 23, 24, 25. Dr. Vävra und Ass. Srämek unternahmen einen Ausflug zur
Abfischung des Zehuner Teiches. Nach Rückkehr forschten sie Skupice-Plancton,
Oberfläche und 1 m.
November 9, 10, 11. Dr. Frit, Dr. Vävra Planeton untersucht und 7 Fische
anatomirt.
December 14, 15, 16. Plancton untersucht. Fünfzehn Fische anatomirt. (Besuch des
Schuldirektors H. Krauskopf aus Lissa).
IV. Chemische und physikalische Beschaffenheit des Wassers.
Die chemische Beschaffenheit des Elbewassers ist gewiss grossen Schwan-
kungen unterworfen in Folge der starken Verunreinigungen durch Industrie-
etablissements, unter denen die Zuckerfabriken den ersten Rang einnehmen. Mehrere
derselben lassen ihre Abwässer in todte Arme der Elbe und verwandeln sie in
stinkige Lachen, in denen alles thierische Leben verschwunden ist.
Dies geschieht regelmässig im Herbste und wirkt um so intensiver, je
niedriger der Wasserstand ist.
Sehr bedenklich gestaltete sich in neuerer Zeit die Wirkung der Petroleum-
raffinerien in Pardubiec, deren Schmutzreste sich an den Wehren und Wasserbauten
bis über Elbeteinitz, Kolin und weiter stromabwärts bemerkbar machen.
Die dünne Petroleum-Schichte, die sich bei niedrigem Wasserstande besonders
an stillen Stromstellen bildet, vernichtet die niedere Thierwelt, welche die Basis
der Nahrung der Fische darstellt
Auch hat die im grossen Maasstabe angewendete Düngung mit verschiedenen
Chemicalien, die namentlich durch die Drenageanlagen allmählig in den Fluss ge-
langen, grossen Einfluss auf die chemische Beschaffenheit des Elbewassers.
Trotzdem geben wir hier ein Beispiel der Zusammensetzung von normalem
Elbewasser aus dem Werke des Dr. Hanamann. *)
Chemische Zusammensetzung der Elbe oberhalb Celakowitz
im November 1892.
In 1000 ce Wasser sind enthalten Grammes:
Chlornatrium . . . . 0:01197 Na,0. . . 001178
Natriumsulfat . . . . 001243 RK 0527750:00655
Kaliumsulfat . . . . 001211 02022772720:08202
Caleiumsulfat . . . . 0:00675 Ms0O . . 001188
Caleiumcarbonat . . 013991 SOSE 0:016H
Magnesiumcarbonat . 0 02495 Cl 2.720:00726
Kieselsäure . . . . 000997 00, . . . 007463
Eisenoxyd | 000% SiO, . - . 0:00907
Thonerde | ALOE 0:00204
Caleiumnitrat . . . 0:00261 BeOEjn
022184 N,0, - : ..0:00172
0:22349
Sauerstoff ab für Cl. . 0:00164
022184
*, Dr Hanamann, Archiv für Landesdurchforsch. Band X. No. 5,
10
Glühverlust 0'024 Mgm p. Liter.
In 100 Gewichtstheilen des Rückstandes sind enthalten:
NO le
RIO FISHER IR
030). 20er ri RR
MEOW ARSa Be 3De
SO 1 ci Me ähe Sr le Die
DO ee Fi
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DIO; 3 zul seat U
Fe,O,
ALO, 091 „
NO; Mo inn e Aerssre AO
100 74°,
Sauerstoff ab für Cl. . . . 074,
100:00°/,
Gesammthärte des Wassers 985.
Auf der linken Seite empfängt die Elbe die Alabavka bei Alt-Kolin, die
Planianka mit dem Schwojschitzer Bach bei Dobfichov, den Schemberabach bei
Sadska, den Auwaler Bach, der bei Prezaiı in 2 Arme getheilt einmündet, dann
noch einige Bäche von geringer Bedeutung.
Bei Tauzim ergiesst sich die wasserreiche Iser in die Elbe und fliesst nord-
westlich über Brandeis gegen Obfistvi.
Eine ebene, sandige, bewaldete Landschaft dehnt sich auf dem rechten Ufer
der Elbe aus, auf dem linken erheben sich höhere Gehänge, welche sanft gegen
das Flussthal abdachen und dem dünngeschichteten, petrefactenreichen Quader-
sandstein der cenomanen Kreideschichte angehören und mit Löss und Gerölle in
der Thalsohle bedeckt sind. Das Hochwasser befruchtet die ausgedehnten Wiesen-
sründe. Als letzte Spuren des angrenzenden Gebirges zeigen sich Klippen von
Kieselschiefer.
Der niedrige Höhenzug, der sich bei Dri$ gegenüber von Elbekosteletz aus
dem Alluvium erhebt und in nördlicher Richtung über VSetat bis Melnik avsdehnt,
gehört zum Gebiet des Weissenberger Pläner, der gegen Nordosten an Mächtigkeit
zunimmt und bei Melnik steil gegen die Thalsohle der Elbe abfällt.
Zwischen Weltrus und bei Obristvi breitet sich an der linken Stromseite
das Elbthal stark aus, indem es das Delta zwischen Moldau und Elbe bildet und
durch das Zusammenwirken der zwei grössten Flüsse Böhmens auf beträchtliche
Tiefen angeschwemmten Boden absetzte, unter welchem sich die Schiefermassen
des Grauwackengebirges verbergen.
Der Boden dieses Deltas besteht aus Flussschutt und lehmigen Flussalluvien.
Bei Trebosnice mündet der Bysicer, dem Kalkgebirge entquellende, unweit Melnik
bei Schopka der mit dem Forellenbach vereinigte Goldenbach in die Elbe. Auf den
nahe an die rechte Seite der Elbe vordringenden, mit Weingärten durchsetzten
Höhen folgt die Stadt Melnik, vor der die Elbe sich mit der Moldau vereinigt.
ul
Dieses Beispiel reicht gewiss nicht hin einen guten Begriff über chemische
Beschaffenheit zu geben, denn dazu wäre eine öftere periodisch wiederholte Unter-
suchung bei verschiedenem Wasserstande und verschiedener Trübung und momen-
taner Verunreinigung nöthig, und sollte diess als Aufgabe einem an der Elbe ständig
wohnenden Chemiker zugewiesen werden.
V. Die Flora der Umgegend von Podiebrad.
Zusammengestellt von Ass. K. Tocl.
Ein hervorragender böhmischer Fachmann bezeichnete die Elbeniederung
von Kolin bis Melnik als den botanischen Garten Böhmens. Er hatte dabei im
Sinne die Torfwiesen der Elbniederung o. Schwarzböden („Gernavy“), welche in
der Mitte des Juni von herrlichen Orchideen geziert sind, und die herrlichen Wiesen,
die dem Botaniker reiche Ausbeute geben. Diese Wiesen sind aber grösstentheils
als „sauere* Wiesen bei den Landwirthen wenig beliebt und werden vielfach um-
gebaut und zur Pflanzung von Rüben, Zwiebeln und Gurken verwendet, und man
sucht nun vergebens nach Arten, die hier Tausch und Opiz fanden.
Die Wiesen längs der beiden Elbeufern haben eine manigfache Flora und
wir werden in nachstehendem besonders denen der Umgebung der Skupice unsere
Aufmerksamkeit widmen. Es ist das nicht eine eigenthümliche Flora in biolo-
gischem Sinne, sondern nur eine interessante Association gewisser Arten.
Prof. L. Gelakovsky bezeichnet die Vegetation von Podiebrad (die Formation
I. des Prodroms) als eine Wärme liebende, während die Ufer- und Wasserflora
die wir hauptsächlich darstellen wollen, in die Formation II. fällt.
Von den Algen wollen wir zuerst diejenigen erwähnen, welche sich an den
Gehäusen der Mollusken Planorbis, Limnaeus und Anodonta ansetzen und diess
sind: Trentepohlia De Baryana Wolle und Aphanocapsa anodontae
Hansgirg. Auch lebt hier eine Art des Chlorochytrium eingeschlossen im Gewebe
der verschiedenen Arten der Wasserlinsen.
Die Algenflora der Elbeniederung gehört nach Hansgire zu der niedrigsten
Region und wir führen nach demselben Autor nachstehende bezeichnende Arten an.
Chrysomonas flavicans Stein. Chaetophora elegans Ktz.
Coleochaete pulvinata A. Br. Conferva tenerrima Ktz.
— orbieularis Pringsh. — bombyeina Wolle
Aphanochaete repens Kitz. Rhizoclonium hieroglyphicum Ktz. ampl.
Oedogonium erispum Wittz. Cladophora fracta Ktz. ampl.
— Vaucheri A. Br. — glomerata Ktz.
— cappilare Ktz. — canalicular!s Ktz.
— Pringsheimii Cram. Vaucheria sessilis DC.
— tenuissimum Hansg. Volvox globator Ehrb.
Bulbochaete setigera Ag. Pandorina morum Bory.
Cylindrocapsa geminella Wolle. Chlamydomonas pulvisculus Ehrb.
Stigeoclonium tenue Ktz. ampl. Hydrodietyon reticulatum Lagrh.
— longipilum Ktz. Pediastrum Boryanum Menesh.
12
Raphidium polymorphum Fres.
Characium subulatum A. Br.
Oecystis Naegelii A. Br.
Protocoecus botryoides Kreh.
Mongeotia parvula Hass. ampl.
Spirogyra graeilis Kotz. ampl.
— polymorpha Kreh.
— porticalis Cleve ampl.
— crassa Ktz. ampl.
— inflata Rbh. ampl.
Cosmaridium Ralfsii Hansg.
Cosmarium granatum Breb.
—- nitidulum De Not.
— margaritiferum Menegh.
Hapalesiphon pumilis Krch,
Tolypothrix lanata Wartm.
Gloecystis Gigas Lagrh.
Die Pilze und Lebermoose
wurden in der Gegend von Podie-
brad bisher nicht näher unter-
sucht. Von den letzteren erwäh-
nen wir die Riecia fluitans
(Fig. 2.) welche in Gesellschaft
der Lemna trisulca in seichten
Gewässern dichte Rasen bildet
und vielen niederen Pflanzen An-
haltspunkte gewährt.
Von Laubmoosen verdient
bloss das Hypnum Erwähnung,
welches in Massen besonders in
den Wieseugräben vorkommt.
Ganz besonders interessant ist das
Moos Octodiceras Julianum Bried (Fig.
Gloeotrichia pisum Thr.
— natans Rbh.
Rivularia minutela Bor. & Flah.
Nostoc piseinale Ktz.
— carmneum Ag.
Anabaena variabilis Ktz.
— flos aque Breb.
— Ralisii Hansg.
— licheniformis Bory.
Lyngbya Mertensiana Menegh.
— Iyngbyacea Hansg.
— paludinae Hansg.
— phormidium Ktz,
— anguina Hansg.
— chalybaea Hansg. B. turfacea Hg.
Clastidium setigerum Krch.
Fig. 2.
Riccia fluitans.
Podiebrad im Jahre 1890 vom Prof.MatouSek gesammelt wurde.
Für die Arbeit über die Elbe ist besonders
3.), welches in einem Brunnen in
die Wasser- und Uferflora, die aus höheren Pflanzen
besteht, einer Betrachtung werth.
Von Phanerogamen sind es vor allem die
Wasserlinsen, die in 4 Arten auftreten (Lemna
trisulca L., minor L., gibba L. und polyrrhiza L.)
ganz unabhängig vom Boden.
Viele andere Wasserpflanzen haben ihre
Wurzeln im Schlamme des Bodens und dann sind
(Fig. 3.) Octodiceras Julianum, Bried. Nat. Grösse.
13
es Arten, die untertaucht sind, oder nun ihre Blätter bis zum Wasserspiegel
erheben (Hydrocharis, Nymphaea, Nuphar).
Wichtig sind neben dem
die Ufer-Pflanzen tiefer Tümpel,
die die Vegetation am besten
charakterisieren und in der
Richtung nützlich sind, dass
sie den Wasserspiegel vor
Wind schützen, es sind Seirpus,
Phragmites und Sparganium,
welche durch zahlreiche Aus-
läufer des Wurzelstocks vege-
tativ sich vormehren und dichte
Bestände bilden.
Unter den hier vorkom-
menden untertauchten Pflanzen
ist am merkwürdigsten Najas
major Roth, welche ein
interessantes Beispiel von der
Wanderung einer Art strom-
aufwärts giebt. Dieselbe war
ursprünglich in Böhmen nur
aus der Elbe bei Leitmeritz
bekannt, dann erschien sie
zwischen Raudnitz u. Brandeis,
und in der Gegend von Podie- '
brad wurde sie zuerst im Jahre / N
1887 constatiert, worauf sie \ [ \
wieder verschwand und erst \ f \
1899 von uns wieder gefunden / x
wurde und zwar im breiten Y N
AN
Arme der Skupice und beim
Oppelt.
Es wurde dieser Fund H
von Dr. Vävra zur Fotografie / N \
zweier Habitusbilder benützt, / 3
welche um so werthvoller sind, Ä x
als die getrocknete Pflanze ein Fa \
sehr erbärmliches Bild dieser N N
interessanten Art giebt. (Fig. N >
4, 5) \
Die ruhigeren aber tiefen |
Buchten der Altwässer der Elbe
Fig. 4.
Najas major Roth. Habitusbild in '/, nat. Grösse.
14
zieren die prachtvollen Wasserlilien: Nymphaea candida Presl (Fig. 6.) (diese Art
überhaupt in der Skupice ansässig), N. alba L. (z. B. bei Libice) und die gelb-
blühende Seeblume. (Nuphar luteum L.)
Fig. 5.
Najas major, Roth. Natürl. Grösse.
Die erstere Art unterscheidet sich von der nahe verwandten Art N. alba L.
(welche zwar in Böhmen ziemlich selten vorkommt, aber in Nord- u. Mittel-Europa
15
ganz gemein ist) hauptsächlich durch die geringere Zahl der Narbenstrahlen (ge-
wöhnlich nur 6—10), die der Länge nach rinnig sind, durch den Fruchtknoten, der
unter der Narbenscheibe verschmälert und dort frei von Staubfäden ist, und durch
die stark vierkantige Kelchbasis.
N. alba bildet auf
den ganz abgeschlossenen RO Ne
Altwässern der Umge- ; 3
bung von Podiebrad ab-
geschlossene runde
Gruppen, die im kurzen
Wurzelstock ihren Ur-
sprung haben. Diesen
Wachsthumsunterschied
von N. candida Presl (die
ganz unregelmässig
wächst, indem sie längere
Ausläufer unter Wasser
treibt) finden wir in der
Literatur nie besprochen.
Zwischen den Blatt-
stengeln der Nymphaeen
wächst Ceratophyl-
lum demersum L. An
weiten vom Ufer entfernten
seichteren Stellen trifft
man Potamogeton na-
taus L. und perfoliatus
L., sowie die Abart P.
fluitans (Roth sp.),
welche Mitte Juli 1900
auf der Skupice häufi i
blühte. ; ; 2
Ausserdem trifftman Nymphaea candida. Presl.
Pot. erispusL., pectinatus,
sowie P. mucronatus Schrad., den hier zuerst in Böhmen Prof. Velenovsky sammelte.
In Gesellschaft der genannten Arten kommen hier nachfolgende vor:
Elodea canadensis Rich.
Hydrocharis morsus ranae L.
Utrieularia vulgaris L.
Hottonia palustris L.
Myriophyllum vertieillatum L.
— spieatum L.
In der fliessenden Elbe bildet längs der Ufer Ranunculus fluitans
Lamk. grosse Polster.
16
Trapa natans L. Die Wassernuss ist gegenwärtig von hier verschwunden,
aber ihre ornamentale Frucht fand man abgestorben im Schlamme der Skupice.
Von den Uferpflanzen nimmt die erste Stelle Scirpus lacustris L. mit
seinen oft 3 M. langen Halmen ein und man trifft diese Art auch weit vom Ufer
an. Ausserdem wächst bier Equisetum limosum L. und nachstehende Pflanzen:
Sparganium ramosum (Huds) Beeby.
Acorus calamus L.
Butomus umbellatus L.
Iris pseudacorus L.
Phragmites communis Trin.
Glyceria aquatica Vahl.
Auffallend ist, dass hier Typha fehlt,
denn nach Angabe des Herrn Apothekers
Hellich ist sie nirgends in der Gegend von
Podiebrad zu treffen.
Neben den Gruppen genannter Pflanzen
wachsen an seichteren Stellen meist nur
vereinzelnt folgende.
Alisma plantago L.
Rumex hydrolapathum Huds.
— maximus Schreb. (selten)
Ranunculus sceleratus L.
— lingua L.
Sium latifolium L. typica.
Cieuta virosa L.
Berula angustifolia Koch.
Durch seine Grösse überrascht Ra-
nunculus lingua L., der schon einer
wärmeren Lage angeliört und von dem wir
in Fig. 7. ein Habitusbild bringen.
Die Vegetation des Festlandes, nament-
lich der oft inundierten Wiesen soll nun in
nachfolgendem kurz geschildert werden.
Weiden sind folgende:
Salix alba L.
— fragilis-alba (viridis Fr).
— viminalis L.
— viminalis X purpurea (L. rubra
Huds).
— purpurea.
— amygdalina L. «) concolor.
8) discolor.
— amygdalina X viminalis. (S. hippo- Ranuneulus lingua in '/, nat. Grösse.
phaifolia Thaill.)
17
In Gesellschaft der Weiden finden wir Euphorbia palustris L., Senecio fluvia-
tilis Wallr., Spirea ulmaria L. 8) denudata Presl, salieifolia L., welche Arten hier
eine typische Weidenformation bilden.
Zur Ufervegetation gehören noch diese Pflanzenarten, die man nicht in
auffälligen Beständen antriftt:
Equisetum palustre L. Juncus conglomeratus L.
Carex vulpina L. — effusus L.
— elongata L. — glaucus Ehrh.
— acuta L. — lamprocarpus Ehrh.
— strieta Good. — compressus Jacq.
— flava L. — bufonius L.
— paludosa Good. Rumex hydrolapathum Huds. durch
— vesicaria L. ihre Grösse auffallend.
— ampullacea Good. — maritimus L.
— riparia Curt. — sanguineus L., R. maximus
— hirta L. Schreb., R. aquaticus Schreb.
Seirpus silvaticus L.
— acicularis L.
— palustris Link.
— ovatus Roth.
Zu den wärmeliebenden
Pflanzen der Ufervegetation ge-
hören:
Senecio paludosus L. «.
Veronica anagallis L. 7.
pallidiflora Oel.
Gratiola offieinalisLL.
Roripa amphibia Bess. «.
riparia Tausch.
Barbarea strieta Andr.
Lathyrus palustris L.
Galega officinalis L.
Unter den Wiesenpflanzen
findet man unter den gewöhnlichen
Gräsern diese Arten der I. For- /
mation:
Sesleria coerulea Ard. 8.
uliginosa Opiz, dann Al-
lium acutangulum Schrad.
Symphytum officinale L. ß.
bohemicum (Schm.).
Veronica longifolia L.
Scutellaria hastifolia L. Fig. 8.
Lavatera thuringiaca L. Fruchtende Pflanzen von Colchicum autumnale L.
Silaus pratensis Bess. \/, nat. Grösse,
18
Das massenhafte Auftreten der fruchtenden Pflanzen der Herbstzeitlose (Col-
chicum autumnale L.) wird zur Zeit der Heuernte auffalend und für den Land-
wirth lästig. Dieses Unkraut muss aus dem Heu entfernt werden und wird auf
grosse Haufen gesammelt und in die Fahrwege zur Vernichtung gelegt. Da dieses
Sommerstadium den meisten unbekannt ist und seine Zugehörigkeit zur Herbstzeit-
lose nicht geahnt wird, so geben wir ein Habitusbild. (Fig. 8.)
Ein buntes Bild liefert die Vegetation der Waldungen der Elbeniederung,
die aus Laubbäumen, sandigen Kieferwäldern und gemischten Hainen bestehen.
Unter den Nadelhölzern nimmt auf allen nicht allzutrockenen Sandböden die
Kiefer (Pinus silvestris L.) eine hervorragende Stelle. Die Sandfluren der hiesigen
Kieferwaldungen bewohnt unter den Gräsern hauptsächlich: Festuca glauca L. v.
psammophila Hack., Corynephorus canescens P. B., Koeleria glauca D C. und Nardus
strieta L. Bunter sehen die Laubwaldungen des Elbthales aus. Bestände setzen
sich meist aus folgenden Baumarten zusammen:
Quercus pedunculata Ehrh, (Sommereiche.)
Carpinus betulus L. (Hainbuche.)
Eingesprengt oder auch angepflanzt unter diesen Waldbäumen, aber ziemlich
zahlreich kommen dort vor: -
Ulmus campestris L. (Rüster.)
Alnus glutinosa Gärtn. (Schwarzerle.)
Populus tremula L. (Espe.)
Tilia ulmifolia Scop. (Winterlinde.)
Betula verrucosa Ehr. (Birke.)
Acer campestre L. (Feldahorn.)
Evonymus europaeus L. (Spindelbaum.)
Der nördlich von Podiebrad sich erhebende Wolfsberg besitzt manche
wärmeliebende Pflanzen und die Bifora radians M. B. ist ein Repraesentant der
Steppenflora.
Man findet am Woltsberg unter anderen:
Carex Michelii Host. e
Scorzonera hispanica L.
— laciniata L.
Lithospermum purpureo — coeruleum L.
Linaria spuria Mill.
Orobanche coerulea Vill.
Thlaspi perfoliatum L.
Erucastrum Pollichii Schimp. Sp.
Hesperis runcinata W. K.
Linum flavum L.
Caucalis daucoides L.
Bei Besprechung der Verhältnisse der Pflanzenwelt wollen wir auf mehrere
Erscheinungen hinweisen, welche dem Forscher bei der Untersuchung des Planctons
begegnen.
19
Es sind diess vorallen die Sternzellen aus den Stielen der Nymphäenblätter.
(Fig. 9.) Wie aus der Anatomie bekannt ist, sind es cuticularisierte Zellen, die in
Winkeln der Intercellularräume der Blattstiele von Nympheaen sich entwickeln.
Fig. 10.
Pollen einer Coniferae.
Vergr. 60mal.
Fig. 9.
Sternzelle einer Nymphea. Vergr. 50mal.
Dann ist der Pollen (Fig. 10.) der Coniferen, welcher den Anfänger in ver-
schiedener Lage erscheinend leicht täuscht und Rhizopoden vorspiegelt.
VI. Die Fauna der Elbeniederung in der Umgebung von Podiebrad.
Die nun folgende Schilderung der Fauna der Umgebung von Podiebrad hat
Giltigkeit für die ganze Elbeniederung von Pardubic bis Melnik. Es ist das ein
Typus des fruchtbaren oft inundirten Gebietes.
Für die Beurtheilung der jetzigen Thierwelt ist es interessant, Daten über
diejenige aus früheren Zeiten zu verzeichnen, und verdanke ich dieselben dem
eifrigen Forscher der Vorzeiten dieser Gegend, Herrn Apotheker J. Hellich, und be-
nutze auch den Artikel des Herren Otakar G. Paroubek über die Thierwelt der
Herrschaft Podiebrad. (Vesmir, 1894, p. 243.)
Säugethiere.
Zur Beobachtung der Säugethiere fanden wir wenig Gelegenheit, denn die
oft wiederkehrenden Überschwemmungen gestatten nicht, die im Böhmerwalde
geübte Fangmethode für kleine Säugethiere *) anzuwenden.
*) Untersuchung zweier Böhmerwaldseen, p. 7.
2%
20
Im "Flussgerölle der Elbe werden von Zeit zu Zeit Reste von diluvialen
Säugethieren gefunden. Grosse, braun gefärbte Mamuthknochen in der Gegend von
Lissa, daun Zähne vom Mamuth, Rhinoceros und Pferd im Gerölle von Klavar,
das behufs Strassenschotterung gewonnen und in Podiebrad gelandet wird.
In vorhistorischen Gräbern und Aschenhaufen fand Herr Hellich Hirsch-
geweihe, Wolf-, Hund- und Bieber-Reste (bei Bylan), Wildschweinhauer und Kiefer
und auch aus diesen Thierknochen verfertigte Geräthe. Ein Kiefer des Biebers
wurde auch am Elbeufer bei Lissa gefunden und unserem Museum übergeben.
Der Bieber war noch 1642 häufig, aber in einem Berichte vom Jahre 1745 ge-
schieht vom Bieber keine Erwähnung mehr. Von aussterbenden und für die Elbe-
niederung ausgestorbenen Säugethieren erwähnen wir den Wolf, auf den noch die
betreffenden Schussgelder aus den vorletzten 3 Jahrhunderten in beigefügter
Liste verzeichnet sind. Derselbe wurde im vorletzten Jahrhundert in einem eigenen
Wolfsgehege gehalten, mit Pferdefleisch gefüttert und von einem eigenen Wärter
mit dem Gehalte von 233 Meissner Schock gepflest.
Von den übrigen Säugethieren wollen wir nur nachstehendes verzeichnen.
Fledermäuse sind im ganzen selten. Vesperugo noctula wurde in der Regel
bei Eintritt der Dämmerung beobachtet. Am 21. April wurde bei vollem Sonnen-
schein um 3 U. 30 m. diese Art beim Fangen der Chironomuslarven an der Wasser-
oberfläche beobachtet.
Bei der Restaurirung der Pfarrkirche wurden viele Fledermäuse gefunden.
Eine Revision der Dachböden des Schlosses ergab 10 Exemplare von Vespertilio
murinus, deren Embryone am 15. Mai die Grösse einer Erbse hatten.
Der Maulwurf ist in den Wiesen der Elbeniederung häufig, und es ist
sehr wunderbar, wie derselbe die häufigen Inundationen übersteht, denn kaum ist
das Wasser abgefallen so beginnt er seine wühlerische Thätigkeit. Beim Steigen
des Wassers flüchten sich viele auf nahe Erdhügel oder klettern auf Gesträuche
und Bäume, aber das reicht nicht hin die Sache zu erklären.
Von Spitzmäusen wurde bloss die Wasserspitzmaus in einem frischen
Exemplar ohne Kopf aufeinem Wege vorgefunden und zwar am 20. März bei Hochwasser.
Beim Igel überrascht die grosse Anzahl, ia welcher derselbe wegen des
grossen Schadens, den er an der Fasanenbrut anrichtet, vertilgt wird; so im Jahre
1888—89 377 Stück! Das Schussgeld beträgt 12 Heller. Bloss im Fasangarten
werden jährlich an 50 Stück vertilst.
Der Dachs wurde in den letzten 15’ Jahren bloss 3mwal erlest.
Der Fuchs verirrt sich bloss zuweilen als Gast und wird in den Schuss-
listen der letzten 16 Jahre gar nicht angeführt. Noch im Jahre 1745 war ein
Schussgeld von 20 kr. für den Alten und 10 kr. für den Jungen ausgesetzt.
; Die Marder werden jährlich in circa 30 Stücken erlegt. Das Schussgeld
beträgt jetzt 2 Kronen.
Die Iltisse werden in 200 bis 300 Exemplaren jährlich abgeliefert. (Schuss-
geld 80 Heller.)
Die Fischotter ist vorhanden, aber das Legen von Eisen ist in der
Gegend sehr gefährlich, da leicht Menschen hinein gerathen könnten. In den letzten
10 Jahren wurden 5 Exemplare der Fischotter abgeliefert.
zul
Von den kleinen Nagern stellte sich oft die Hausmaus in die Station
ein, in deren Lebern regelmässig die Bandwurmlarve Cysticereus fasciolaris bis von
10 cm, Länge aufgefunden wurde. Auch die Waldmaus (Mus sylvaticus) wurde
einmal gefangen.
Die Wanderratte (Mus decumanus) machte sich nicht bemerkbar, aber
haust in der Stadt und war namentlich sehr häufig, so lange die alten Kasernen
besetzt waren.
Die Wasserratte (Arvicola amphibius) wurde nur einmal an der Primator-
insel beobachtet.
Der Haase ist in dieser fruchtbaren Gegend äusserst häufig. Die Zahl
der jährlich erlesten schwankt zwischen 2—7 Tausend Stücken.
Wilde Kaninchen werden jährlich im Fasangarten circa 50 Stück erlegt.
Der Bieber. Ein Kiefer des Biebers wurde in einem neolitischen Cultur-
haufen bei Poritan am Öernavka-Bache gefunden, ein anderer am Elbeufer bei
Lissa. In alten Registern (z. B. dem vom Georg Refigius Kleefeld aus dem Jahre
1642) wird der Bieber unter den Fischen angeführt und dort bemerkt, dass von
jedem erlegten Bieber der Schwanz und die Pratzen auf das Schloss abzuliefern
seien, wofür die Fischer einen Meissner Groschen erhielten, für den zweiten
einen Krug Bier.
Abschussliste des Wildes der Herrschaft Podiebrad in den Jahren 1884—1900.
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1897—1898 . 5 | 7 | 117 122012638 |2100| 9| 31| 64) 7172
ISIS —IEIIEZ I 8 | 14 | 128 12519 2350 | 2047 | 62 Ban 9330 762
1899—1900.. . . . .|| 11 | 20 | 110 |2650|2219 | 3218 5 8| 41|| 8282
l
22
Belehrend über den Stand des Schädlichen sind die Premien aus älteren und
jüngeren Zeiten.
1651 1714 | 1745 1900
Schock
Ian) Gr. |Ben.(sia.|Kr.| |Gla|Rr.| ®|
AltenaWolt.: na East nee |
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Altes Wiesel RENTEN]
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Elstern und Krähen . ... . |
Alter Fischreiher . .....
Junger Fischreiher ..... |
Wasserrabe (Larus ?) Se
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Bears Sarnen
DEZE FE ea er ee
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DARIN Kessel
|
Der Edelhirsch wird jetzt in einem kleinen Thiergarten gehegt.
Der Dammhirsch wurde schon 1651 in die Thiergärten eingeführt. Jetzt
werden daselbst circa 20 jährlich abgeschossen.
Das Reh liebt sehr die feuchten Waldungen der Elbeniederung, besonders
Stellen, wo viele Brombeeren zu finden sind. Die Zahl der jährlich erlegten Rehe
beträgt 50—110 Stücke.
Das Wildschwein war im 18. Jahrhunderte häufig und ein Schussgeld
auf dasselbe war 1 Gulden, für junge 18—45 kr. ausgesetzt.
Später wurden dieselben auf Befehl des Kaisers Josef II. bloss in Thiergärten
gehalten, weil sie der Landwirthschaft grossen Schaden verursachten.
23
Der Wildstand in hiesiger Gegend ist aus älteren und neueren Abschusstabellen
ersichtlich:
1748 *) 11750 **)]1843 11849 |1894***)
Hochwilde 2 a N 1
Dammwild.. ee orejlk . 6
Rehwäldee es ae na gi a 5200 95 100 115
WIldSChweinWeg 3
Hasenser. esse. 1648 2716 3200 480 3772
Kanınchenewp ar NR 824
Hasanen me 0 1306 800 450 4600
Rebhühneri N Dr 3898 2400 480 3247
Wachtel Ser 113
Birkhühner KR 1 4
Waldschnepfen . .. . 2... 10
iWVildentenz. uam MEOnEakln, 78
Wilde Truthühner . .. . 8 5
Abschussliste des Schädlichen in der Jahren 1884-1900.
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Jahr a|©|® = SEE „Bsaszexzae|s
AEIaAl5S | PFlaAls | AlAI<E 5 aM | io
1884-1885. . I—|—|12|143 |259| 58,169 | 670| — | — | 39 139 |433 — 11919
1885—1886 . . | 11 —|20 230 [593 | 65213 |536| 39] — | 33 | 198 | 744 |— 12671
1886—1897 . .|—|—|10 185 |260 | 59|177|485| 48| — | 22 | 120 637 — 2003
1887—1888 . .|—| 117 191369 | 79|307 579 143| — | 44 |139 | 621, — 2489
1888—1889 . . |—|—|14 215 |487 | 98|288 1663 1021| 11) | 35 [182 | 503 — 112607
1889-1890... |—| 1/10 274 611 | 117|341|996 126) — | 61 |138 | 690 113365
1890—1891 .. . |—|— 24 361 |388 1154| 3231530 |110| 2°) | 41 |168 | 653 |— | 2726
18911892 . .|—|—|26 441 585 | 162 | 476 | 702 | 111) — | 64 |228| 809 | 13604
1892—1893 . . | 11 —|32 607 |628 |121|397 |658| 69| — | 63 |186 695 -- 13457
1893—1894 . .|—|—|11 309 1376 |110|453 | 908 110| — | 31 |247 | 888 — 13443
1894—1895 . . —| —|21|295 |590 128 501 |524 |182| — | 55 | 241 | 731 |— | 3268
1895 —1896 . -| 11—|38 308 | 492 |159| 373 | 495 |210 | — | 68 232 | 959 —| 3335
1896—1897 . . |—| 1/16 126 268 |120|273|310 163 1°) | 27 |110| 354 — |1768
1897—1898 . . ——|26| 146 |316 | 124 | 382 |312 | 177| 1°) | 44 | 167 348 —12042
1898—1899 . .|—| 2122|264|499 | 175.402 3538|377| — | 5 143 485 12725
18991900 . . |=|—134 219 [403 1313021326 1158| 2°) | 3 |151|501 | 12230
I | |
*) Abschuss von 9 Schützen in 3 Tagen, bei der Paradiessjagd. (Rajsk4 honba).
**) Kaiserjagd in 4 Tagen von 9 Schützen.
***) Nach Durchschnitt der letzten 5 Jahre.
1) Steinadler. ?2) Flussadler. ?) Schreiadler.
24
Vögel.
Die Daten über die intressanten Vorkommnisse aus der Vogelwelt stützen
sich vor allem auf die Sammlung des Herrn Hoffmann, welche ich in Podiebrad
im Jahre 1871 zu revidiren Gelegenheit hatte.
Ausserdem notirte ich die beobachteten Arten während der kurzen Besuche
auf der Station, welche freilich nur lückenhaft sind.
Bezüglich der Nomenclatur richte ich mich nach der im Artikel Wirbelthiere
Böhmens, Archiv II. 2 angenommenen.
Von Raubvögeln wurde hier der Flussadler in 16 Jahren 3mal erlegt
uud der schwarze Milann einmal. In den Elbeniederungen namentlich bei Pardubic
wird öfters ein junger Seeadler geschossen.
Einmal der Schreiadler.
Der Wespenbusard und der gemeine Mäusebusard sind normale Be-
wohner der hiesigen Wälder. Noch im 17. Jahrhundert wurde hier die Falken-
jagd gepflegt, und das Dorf Sokol&{ war der Sitz der Falkoniere und im 18. Jahrh.
wird noch in Podiebrad ein Falkenhaus erwähnt.
Die Schneeeule wurde bei Sadskä im Jahre 1864 erlegt.
Der Grünspecht und der grosse Buntspecht lassen sich öfters hören,
ebenso der Wendehals und der Kukuk.
Die Mauersegler nisten am Schlosse.
Der Wiedehopf lässt sich an Waldrändern des „Bor“ häufig hören.
Der Zaunkönig ist Standvogel in der Nähe der Station.
Ausser den gewöhnlichen Meisen sahen wir auch Parus coeruleus und
Parus major einen Schwarm von Schwanzmeisen und nisten {dieselben bei
Elbeteinitz im Walde Bou£ina.
Der Baumpieper lässt sich an Waldblössen hören.
Die gelbe Bachstelze nistet an den die Skupice umgebenden Wiesen,
die weisse Bachstelze belebt die Elbeufer.
Die Wachholderdrossel nistete im Jahre 1898 auf der Primator-Insel
in dem Gabelast einer Erle etwa 10 m. über dem Boden und beobachteten wir
die flüggen Jungen am 2. August.
Die Schwarzamsel ist häufig auf den Elbeinseln.
Von den Rohrsängern ist der Teichrohrsänger der häufigste und nisten
viele Paare im Schilfe der Skupice; auch ein Paar des Drosselrohrsängers
sammt Jungen wurde am 15. Juli an der Skupice gesehen.
In den Weidenpflanzungen vor der Station nistete der Sumpfrohrsänger
und liess im Jahre 1898 den ganzen Sommer sein Lied erschallen.
Von den Grassmücken hielt sich die Zaungrasmücke (Sylvia curruca)
in der Nähe der Station auf, und der Dre MASLLETE ist in den Stadtgärten im
Sommer häufig.
25
Die früher sehr häufigen Nachtigallen sind jetzt selten geworden, und
nur im Fasangarten nisten mehrere Paare.
Die Blaukehlchen werden alljährlich zur Frühjahrs-Zugzeit aus der
Elbeniederung auf den Prager Vogelmarkt gebracht.
Das Hausrothschwänzchen nistet auf der nahen Kirche.
Der braunkehlige Wiesenschmetzer findet sich regelmässig auf dem
Gestrüpp an den Ufern der Skupice.
Der graue Fliegenschnapper nistet auf der Primatorinsel in der Nähe
der Badehäuser. Ein Sturm warf im Juni ein Nest herab, in dem wir. ein
todtes Junge in einem interessanten Dunnenkleide vorfanden.
Die Dorfschwalbe ist nach den letzten sehr ungünstigen Jahren, wo
die Brut massenhaft wegen Nahrungsmangel abstarb, sehr spärlich vorhanden. Ein
verspätetes Pärchen sahen wir am 10. November 1899, oberhalb eines Gartens
unweit der Kirche.
Ebenso ist die Stadtschwalbe jetzt sehr sparsam vorhanden.
Die Uterschwalbe nistete im Jahre 1898 sehr häufig, in den lehmigen
Ufern des Elbeflusses, verschwand aber gänzlich in diesem Jahre nach der Cata-
strophe, wo nach viele Tage anhaltendem Regen alle Insecten aus der Luft
verschwanden.
Der rothrückige Würger hielt sich an den Ufern der Skupice im
Sommer auf.
Die Dohle ist selten, aber grosse vorüberziehende Schaaren wurden be-
obachtet.
Die Nebelkrähe, graue Winterkrähe, kommt einzeln vor.
Lie Saatkrähe zieht öfters aus der grossen Brutkolonie bei Weltrus auf
die Felder der Elbeniederung.
Die Pirol nistet auf den Elbeinseln und seinen Laut hört man im Sommer
den ganzen Tag.
Die Staare litten auch in den letzten 2 Jahren, aber im Jahre 1890
fielen schon wieder im Herbste grössere Schaaren in die Schilfpartie der Sku-
pice ein.
Die Grauammer nistet in der Elbeniederung und vom Rohrammer
wurden zahlreiche Junge nach der Herbstheuernte auf den Kuppen beobachtet.
Der Sehneespornammer wurde im Jahre 1869 bei Podiebrad erlegt
und sah ich Exemplare in der Sammlung des Herrn Hoffmann.
Den Hortolan findet man zwischen Kolin und Eilbeteinitz an der
Strassenallee.
Der Buchfink und der Stieglitz nisten häufig auf der Elbeinsel, 80
auch der Grünling.
Der Goldammer wurde spärlich beobachtet.
Vom Haussperling hielten sich sehr wenige in der Nähe der Elbe auf.
Die Vögel wurden im achtzehnten Jahrhundert hier stark verfolgt und musste im
26
J. 1750. jedes Stadt-Haus 6 Spatzenköpfe abliefern. Jedes Haus in der Vorstadt und
jeder Bauerngrund lieferte 12, jeder Häusler 2 Köpfe ab.
Seit 1762. zahlte man 1 Kreuzer für den Kopf und so wurden bis zum
Jahre 1782. 330.000 Stück abgeliefert.
Der Feldsperling nistet auf den hohen Pappeln der Inseln und der
Girlitz in den Gärten der Stadt.
Mit Tauben kamen wir nicht viel in Berührung und sahen nur Turtel-
tauben im Fasangarten. Von Hühnervögeln hörten wir bloss den Ruf der
Wachtel auf den Wiesen am linken Elbeufer und hatten Gelegenheit die häufigen
Rebhühner zu beobachten, von denen jährlich bis 6000 Stück erlegt werden.
Die Wiesenralle liess dort auch ihre monotone rauhe Stimme hören.
Das Blasshuhn erscheint im Zuge, aber sein Nisten auf der Skupice
konnten wir nicht sicherstellen.
Fasanen werden in mässiger Zahl gezüchtet, aber neuerlich Versuche mit
Einbürgerung von Ph. Reevesi gemacht.
Der Kiebitz nistet spärlich in der Richtung gegen den Bor-Wald, wurde
am Frühjahre 1899 durch rauhe Witterung gezwungen wegzuziehen und kehrte
nicht wieder zurück. Von den schnepfenartigen Vögeln ist hier an der Skupice
bloss der Flussuferläufer im Sommer regelmässig vorhanden und wird hier
wohl brüten.
Auf den Sandbänken der Elbe trifitt man im Frühjahre öfters den hellfar-
bigen Wasserläufer (Glottis canescens.)
Der Zwergreiher nistet auf der Skupice beim „Oppelt“.
Der Nachtreiher wurde bei Podiebrad erlegt und befand sich in der
Sammlung des H. Hoffmann. Auch weiter stromabwärts bis bei Melnik wurden
Exemplare erlegt.
Der Storch nistet in den letzten Jahren in Podiebrad auf einer Strassen-
Pappel. Im Mai 1899 sammelten sich auf einer Wiese östlich von Podiebrad 148
Störche. Er wird immer häufiger, was wohl mit den vielen nassen Jahren und den
häufigen Inundationen zusammenhängen mag.
Enten erschienen selten und nur auf kurze Zeit auf der Skupice.
Wildgänse waren früher Gegenstand der Jagd (wahrscheinlich die Grau-
gans). Am 19. April beobachteten wir 6 Gänse im Zuge nach Norden. Am 5. Mai
1897 erschien auf der Skupice ein Pärchen der schwarzen Seeschwalbe. Das
erlegte Weibchen hatte im Magen 12 Perla-Larven.
Die Flussmeerschwalbe zeigte sich am 2. März in einem Exemplare.
Die Lachmöwe erscheint in grösserer Zahl zur Zeit der Frühjahrs-
hochwässer, hat aber in der Nähe von Podiebrad keine ständigen Brutplätze.
Von den Tauchern erscheint der grosse Haubentaucher nur im Zuge auf
kurze Zeit auf der Skupice.
Es existirt gegenwärtig kein Lokal-Ornithologe in hiesiger Gegend und dess-
halb ist diese Übersicht noch sehr lückenhaft.
27
Reptilien und Amphibien.
Von Reptilien beobachten wir die Ringelnatter beim Überschwimmen
der Elbe. Die Kreutzotter ist sehr selten, die Blindschleiche und die ge-
meine Eidechse häufig.
Der Grasfrosch ist häufig auf den Elbeinseln und in Färbung ganz dem
trockenen Laube der Pappeln und Erlen angepasst. Es ist zu verwundern, dass
denselben die Hochwässer nicht von den Inseln vertreiben.
Der Wasserfrosch hält sich in den stilleren Buchten der fliessenden
Elbe ganz regelmässig auf, ebenso häufig in allen nach der Inundation zurückge-
bliebenen Lachen.
Von Kröten hörten wir nur die Unke und die gemeine Kröte.
VII. Die Fische der Elbe und ihrer Altwässer bei Podiebrad.
Zum Studium der Fische war hier, bei dem Umstande, dass wir bei der
Fischerwohnung knapp am Elbeufer unsere Station postirt hatten, eine ausgezeich-
nete Gelegenheit.
Es wurden mehrere Aufgaben dabei gelöst. Vor allem ihr Vorkommen nach
Zeit und Ort zu fixiren und wir fügen mit Bezug auf die Vertheilung im fliessenden
Strome oder in den Altwässern eine Tabelle bei.
Ferner wurde dem Bastarde besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Im ganzen wurden an 200 Fische untersucht. Das Wachsthum wurde nach
Messung der Brut und nach den Anwachsstreifen der Schuppen controlirt.
Die Nahrung und die inneren und äusseren Parasiten wurden an ganz frisch
gefangenen Exemplaren studirt und werden die Resultate in eigenen Abschnitten
behandelt werden.
In dieser Übersicht werden wir nur die einzelnen Arten besonders in Rück-
sicht auf ihre Lebensweise besprechen.
Es wurden im ganzen 30 Arten Fische constatirt, von denen bloss 4, die
Barbe, die Zährte, der Lachs und das Neunauge ausschliesslich der fliessenden
Elbe angehören (Vergl. beifolgende Tabelle). Für das Flussgebiet der Elbe ganz
eigen ist der Gängling (Idus melanotus — böhm. Jesen oder Jezüve), der in
keinem anderen Flusse Böhmens vorkommt. Für die Altwässer ist die Karausche,
die Sumpfkarausche (Carassius oblongus H. u. Kn.), dann der Schlammbeisser (Co-
bitis fossilis) und der Steinbeisser (Cobitis taenia) bezeichnend.
Die fliessende Elbe hat . .20 Arten
die, Altwässer . ... „2 %...147Arten
dIeaSkupIece er ee ätten.
Zweifelhaft blieb das Vorkommen der gestreiften Laube (Alburnus bipun-
etatus), das Moderliesschen (Leucaspius abruptus), der Bartgrundel (Cobitis barba-
tula) und der Groppe (Cottus gobio).
Der Stör wird im Jahre 1587 noch unter den Fischen der Elbe angeführt.
Wir wollen nun bei den constatirten Arten die gemachten Beobachtungen
anführen.
28
Übersicht der Vertheilung der Fische im Elbegebiete bei Podiebrad.
|
|
|
' Skupice
| Altwässer
l. Der Barsch (Perea fluviatilis L.
2. Der Schiel (Lucioperea sandra Cuv.) FE)
3. Der Kaulbarsch (Acerina vulgaris A nn
4. Die Aalrute (Lota vulgaris) St
5
6
7
+4++++
. Der Wels (Silurus glanis L) .
. Die Karausche (Carassius vulgaris) . ET |
. Die Sumpkarausche (Carassius oblongus ae |
et, Kna) a 5. rk ee
8. Die Schleie (Tinea vulgaris Cuw.) Re NOTE
9. Die Barbe (Barbus fluvialitis Ag) .. .... -|
10. Der Gressling (Gobio vulgaris Cuv.) |
11. Der Bitterling (Rhodeus amarus Agass) .... .|
12. Der Blei (Abramis brama Cuv.) . BIETEN]
13. Der Bleibastard (Abramidopsis Diekehen
14. Die Zährte (Abramis vimba Cuv.) . 2». ..:...
15. Die Blicke (Blicca argyroleuca Heck) .. ... .|
16. Die Laube (Alburnus lueidus Heck) ..... .|
17. Der Schied (Aspius rapax Agass) . nr:
18. Der Gängling. (Idus melanotus Heck). . . . .
19. Das Rothauge (Scardinius erythrophthalmus B.) ‚||
20. Die Plötze (Leueiscus rutilus Heck) ..... : |
21. Der Diebling (Squalius dobula Heck) ..... .
22. Der Hesling (Squalius leuciseus Siebald) .... . |
23. Der Bachs (Ii:uttassalarıa Sich) er ||
24. Der Hecht (Esox lucius L,) . . RE URN
25. Der Schlammbeiser (Cobitis fossilis 129, A |
26. Der Steinbeisser (Cobitie tenia) ra, Baal
27. Der Aal (Anguilla vulgaris Flan.) . . Be
28. Das Flussneunauge (Petromyzon Auviatilis 12 :
++ ++ +
Ez
++
HH HH
4444 ++
HH
Der Barsch (Perca fluviatilis L., Okoun) kömmt in der fliessenden Elbe
und auch in den Altwässern.
Sein Wachsthum ist langsam und wir versuchten dasselbe nach den Schuppen-
ringen zu constatiren sowie aus der Differenz der Individuen, die zu gleicher Zeit
vorkommen.
Im Alter von 1. Jahr war das Gewicht von 12 gm bei 10 cm Länge.
Bei einem Vierjährigen die Länge von 23 cm und von 102 gm Gewicht. Weiter
fanden wir bei der Länge von 19 cm 80 gm, bei 21 cm 150 gm und bei 25 cm
Länge 200 gm Gewicht.
Der Darm bei 19 cm Körperlänge ist 19 cm lang.
29
Die Nahrung wurde bei 15 Individuen untersucht. Der Darm war oft leer,
häufig enthielt er viel Lumbrieiden, dann Notonecta, Argyroneta. Selten Fischreste.
Der Eierstock ist einfach.
Aeussere Parasiten:
Von Myxosporidien laterale Cysten auf den Kiemen bis 1 mm Grösse mit
Henneguya psorospermica Kohn.
Innere Parasiten: Cuculanus elegans Zed. Filaria conoura v Linstov. Echino-
thynchus globulosus Rud. Distomum nodulosum Zed. Ichthyotaenia torrulosa Batsch.
Der Schiel (Lueioperca sandra Cuv., böhm. Candät) kommt sparsam im
Hauptstrome der Elbe vor.
Nach Hochwässern wird er zufällig auch in den Altwässern gefunden. Eine
Besetzung der Elbe mit Schielbrut wäre angezeigt, denn ein Versuch der bei Elbe-
teinitz durchgeführt wurde, hatte deutliche Resultate.
Es wurde bloss 1 Ex. von 48 cm Länge untersucht bei dem im Magen
2 Plötzen, von 8 und 11 cm Länge, vorgefunden wurden. Keine Parasiten.
Den Kaulbarsch (Acerina vulgaris. Cuv. Val. Jezdik.) trifft man im
Strome, in der Skupice, sowie in Altwässern an.
7 Exemplare von 14—19 cm Länge wurden untersucht.
Die Nahrung bestand meist aus Asellus aquaticus und aus Chironomus
larven.
Pa rasiten der Kiemen: Blutrothe Cysten in Sporulation in grosser
Menge im April 1900. Ergasilus Sieboldi häufig auf den Kiemen im April.
Glochidien (Junge Flussmuscheln) erzeugten häufig Entzündungen der Kiemen-
strahlen.
Darmparasiten: Echinorhynchus globulosus Rud. häufig. Distomum
nodulosum Rud.
Die Aalrute (Lota vulgaris, Cuv. Mnik) lebt im Strome der Elbe, in der
Skupice und in den Altwässern, besonders in denen von Kluk. Es wurden 3 Ex.
untersucht.
Ein Weibehen von den inundirten Wiesen hatte 29 cm Länge und wog
200 gr, war am 22. März ausgelaicht.
Die Nahrung bestand aus 23 Gramm Wasserasseln (Asellus aquaticus)
10 Regenwürmern zwei Insectenlarven und 2 Fischen. Im Darme Echinorhynchus
globulosus. Rud.
Der Wels (Silurus glanis L. Sumec) ist ein Bewohner des Elbestromes und
wird nur zufällig verirt in Altwässern angetroffen.
=
Es wurden 4 kleine Exemplare untersucht.
Das Alter ist schwer zu bestimmen. Das kleinste Exemplar, das das Museum
von Elbeteinitz besitzt, ist 5cm lang und ist einjährig.
Das eine untersuchte Exemplar hatte z B. bei einer Länge won 42 cm
425 gm Gewicht.
Im Magen wurden drei Fische und wiederholt Ephemerenlarven gefunden.
30
An den Kiemen wurden Ergasilus Sieboldi Nordm. vorgefunden.
Von den inneren Parasiten im Darmwrohre Echinorhyuchus globulosus Rud.
An der Stelle, wo bei Elbeteinitz das Eisengebirge von der Elbe durchsetzt
wird, ist das Hauptquartier der grossen Welse, die bis zum Gewichte bis über 50 kg
gefangen werden.
Die Karausche (Carassius vulgaris Nils. Karas obecny.) lebt in den Alt-
wässern und in der Skupice, erreicht aber nur eine geringe Grösse. Es wurden
9 Ex. untersucht.
Ein Exemplar von 28 cm Länge und 100 gr Gewicht war nach den Anwachs-
ringen der Schuppen zu urtheilen zweijährig.
Im Magen fanden wir von kleinen Krebsen: Cypris reticulata, Candona
candida und Chydorus sphäricus.
An den Kiemen waren Glochidien angehaftet und zweimal auch Dactylogyrus
sp. und Ergasilus Sieboldi.
Im Darme fanden wir während des ganzen Jahres Echinorhynchus globulosus
Rud. von 20—25 mm Länge.
Die Sumpfkarausche (Carassius oblongus H. a Kn. Karas bahenni).
Hält sich in Menge in gewissen Altwässern auf, so z. B. bei Kluk und im
sogenannten „Chroustovo Jezero“.
Die Gestalt und die glänzend goldbraune Farbe lässt den Fisch als jungen
Karpfen ähnlich erscheinen.
Da der Fang dieses Fisches nur selten meist zufällig geschieht, so hatten
wir nicht Gelegenheit denselben zu untersuchen.
Die Schleihe (Tinca vulgaris Cuv. Lin).
Lebt in der Skupice und den Altwässern und erreicht eine Länge von 37 cm.
Es wurden 8 Exemplare untersucht.
Darmkanal bei allen Exemplaren leer, obwohl die Fische aus den Monaten
Jänner, März, April, Mai und Juni stammten. Diess deutet auf eine sehr rasche
Verdauung hin.
An den Kiemen fanden sich ovale Säcke von Myxosporidien (Myxobolus ellip-
soides Telohan). Äusserlich kam Argulus foliaceus, Ergasilus Sieboldi und Glo-
chidien vor.
Im Darme häufig Caryophylleus mutabilis Rud. und bis 15 Stück Echinorhynchus
globulosus Rud.
Die Barbe (Barbus fluviatilis Ag. Parma).
Ist ein Fisch der fliessenden Elbe, von dem & Exemplare untersucht wurden.
Ein Exemplar von 47 cm Länge wiess nach den Anwachsringen der Schuppen
auf ein Alter von 5 Jahren hin.
Die Nahrung bestand aus Chironomuslarven.
An den Kiemen kamen seitlich weisse runde Öysten mit Myxobolus Pfeifleri
Thel vor.
Im Darme fanden wir 2 Bothriocephalus reetangulus Rud. und 3 grosse
von Galle gefärbte Echinorhynchus globulosus Rud. und Filaria Hellichi Srämek.
Der Gressling (Gobio vulgaris Cuv. Rizek).
al
Gehört dem Elbestrome an und steigt nur im Frühjahre in die stille Skupice
um daselbst zu laichen.
Da er in den gewöhnlichen Zugnetzen nicht gefangen wird, hatten wir selten
Gelegenheit ihn zu untersuchen und erhielten die hier angeführten Exemplare beim
Köderfischfang.
Die einjährigen hatten 4 cm Länge und I gm Gewicht, die zweijährigen
5 bis 6 cm Läge und von 2 bis 2:5 gm Gewicht. Ein vierjähriger war von 8:5 cm
Länge und von 5'5 gm Gevicht.
Der Bitterling (Rhodeus amarus Ag. Horavka). Wird gelegentlich beim
Fang des Gresslings am Eingange der Skupice „Hrdlo“ gefangen.
Die zweijährigen erreichen 4 cm, die vierjährigen 6 cm Länge.
Der Blei (Abramis brama Cuv. Cejn velky).
Ist einer der häufigsten Fische sowohl in der fliessenden Elbe als auch
in der Skupice und den Altwässern. Es wurden 20 Ex. untersucht. Er erreicht
regelmässig eine Länge von 47 cm. Bei 46 cm Länge zeigten die Schuppen 9 Ringe,
bei 12cm 2 Ringe, bei 6°8 cm 1 Ring. Darmlänge 47 cm. Bei 45 cm Körperlänge
wog der Fisch 1400 gr.
Die Nahrung war vorwiegend animalisch. Eine Alona-Art, Insectenlarven
Hydrachnen, Tubificiden, Bythinia tentaculata, ausserdem sehr viel Diatomeen.
An den Kiemen kamen regelmässig das x-förmige Doppelthier Dipplozoon
paradoxum vor, von dem wir in keinem Monate des Jahres ein einzelnes Indivi-
duum vorfanden.
Ausser Glochidien kommt auf den Kiemen noch Ergasilus Sieboldi vor.
Im Darme ist der häufigste Parasit Caryophylleus mutabilis Rud., von dem
bis 50 Stück in einem Individuum gefunden wurden. Dann kam Distoma globiporum
Rud. und Echinorh. globulosus Rud. vor.
Im Auge eines Exemplars wurde das Distomum retroconstrietum em. Srämek
angetroffen.
Die Zährte (Abramis vimba Cuv. Paroustev). Lebt bloss in der fliessenden
Elbe und wurden davon 10 Exemplare untersucht.
Ein Exemplar von 25 cm Länge und 350 gr Gewicht wiess nach den Schuppen-
ringen ein Alter von 7 Jahren aus.
Die Nahrung bestand aus Larven von Phryganeen, Chironomen, Corethra,
grossen Fliegenlarven und Regenwürmern.
Auf den Kiemen kommt von Myxosporidien Myxobolus ellipsoideus, dann
Dipplozoon und Ergasilus Sieboldi vor.
Im Magen und Darme wurden Echinorhynchus globulosus Rud. gefunden
sowie Distomum globiporum Rud.
Im Abdomen wurde ein Exemplar der Ichthyonema sanguineum Rud.
ertappt.
Der Bleibastard. (Abramidopsis Leucarti Heck. Polocejn).
Die Fischer kennen gut diesen Fisch, der sowohl in der fliessenden Elbe
als auch in der Skupice ziemlich häufig vorkommt.
32
Derselbe ist ein von einer Blicke und von einer Plötze erzeugter Bastard,
(Fig. 11.)
Fig. 11.
Der Bleibastard (Abramidopsis Leuckarti, Heck.) */, nat. Grösse.
Der Mund ist endständig, der Körper wenig hoch, die Afterflosse enthält
grösstentheils 17 weiche Strahlen und beginnt dicht unter dem Ende der Rücken-
flosse. Die Schlundknochen (Fig. 12.) sind denen der Zärthe ähnlich, die beiden
vorderen Fortsätze verlaufen von ihrer Basis aus an ihrem äussern Rande gerade.
Die Zähne mit seitlich zusammengedrückten Kronen, mit schmaler Kaufläche und
mit einem Kerb vor der Spitze. Die Zahl der Zähne stimmt mit den Angaben von
Knauthe*) gänzlich überein. Wir fanden dreimal links 6, rechts 5, zweimal
1.5—5.1, bei den übrigen 5—5 Zähne.
Es wurden etwa 20 Ex. untersucht,
von denen das grösste 33 cm Länge hatte.
Parasiten: Echinorhynchus globulosus
und häufig Caryophylleus mutabilis.
Die Blicke. (Blicca argyroleuca H.
et. K. Cejn maly.)
Dieser dem Blei sehr ähnliche Fisch, Men,
der sich von demselben durch die doppelten
Reihen der Schlundzähne unterscheidet, ist Fig. 12.
viel seltener als der Blei, kömmt im Elbe-
strome, in der Skupice und verschiedenen Die Schlundzähne vom Abramidopsis
Altwässern vor. Leuckarti.
u R. Knauth e, Ueber Weissfischbastarde aus den Gewässern in der Nähe von Berlin.
(Forsehb. d, b. Stat. Plön. Theil 4. 1896.)
35
Die grössten Exemplare hatten eine Länge von 28 bis 32 cm und ein Gewicht
etwa 350 gr und waren nach den Schuppenringen zu urtheilen 4jährig.
Die Nahrung bestand aus vielen Regenwürmern, Chironomuslarven, Tubifex-
resten u. von Mollusken wurden Limnaeus und Planorbis vorgefunden.
An den Kiemen waren Myxobolus ellipsoides Th6l, und im April und Mai
Ergasilus Sieboldi und Dactylogyrus.
Im Darme fanden wir bis 40 Exemplare vor Caryophyleus, dann Echino-
rhynchus globulosus Rud. und Distomum globiporum Rud.
Die Laube (Alburnus lucidus Heck. Ouklej).
In der Elbe wird dieser kleine Fisch selten gefangen und das nur im
Frühjahre.
Wir hatten aber Gelegenheit eine grosse Anzahl dieser Art aus dem nahen
Zehuner Teiche zu untersuchen.
Deren Länge betrug 17 cm. Das Gewicht 38 gm.
Das Alter lässt sich nach den Anwachsringen auf drei Jahre abschätzen.
Die zweijährigen von 11 cm Länge wogen 11 gm.
Die Lauben waren bei der Abfischung am 24. October 1900 massenhaft
vorhanden.
Der Schied (Aspius rapax Ag. Bolen).
Lebt hauptsächlich im fliessenden Strome, wo er bei Tage oft Jagd macht,
die gut zu beobachten ist. Zuweilen verirrt er sich in die Skupice.
Exemplare von 40 cm Länge und von 450 gm Gewicht sind dreijährig.
Das grosse Exemplar, das am 14. Juli 1897 in der Elbe vor der Station
gefangen und für die Museumssammlung praeparirt wurde, hat eine Länge von
70 cm, sein Alter ist nach den Schuppenringen auf fünf Jahre abzuschätzen.
Auf den Kiemen fanden wir im November Lamproglaena pulchella.
Im Darme war Filaria conoura v. Linst.
Der Gängling (Idus melanotus Heck. Jesen).
Kommt in Böhmen bloss in der Elbe vor. Er liebt die ruhigeren Stellen des
fliessenden Stromes und kommt auch in der Skupice vor. Wir fanden eine Länge
von 23 bis 30 cm, der Darm hat die gleiche Länge.
Es wurden 5 Exemplare untersucht. Im Magen fanden wir Phryganeenlarven.
Auf den Kiemen Dactylogyrus und Ergasilus Sieboldi. Im Darme Echino-
rhynchus globulosus Rud. und Caryophyllaeus mutabilis. Rud.
Das Rothauge. (Scardinius erythrophthalmus Bon. Perlin.)
Ist häufig in der Skupice; es wurden 19 Exemplare untersucht.
Ein Exemplar von 20 cm Länge hatte den Darm 19 cm lang. Die Ovarien
grünlich.
Auf den Kiemen fanden wir im März Myxosporidien, die in den Cysten ver-
zweigte Stränge bildeten und der Myxosoma dujardini Thel. angehören.
Auf den Kiemen waren Glochidien, Ergasilus Sieboldi und Dactylogyrus.
Im Darme: Echinorhynchus globulosus Rud. und Caryophylleus mutabilis. Rud.
Die Nahrung war vorwiegend vegetabilisch, aber auch Larven von Ephemeren
und Käfer.
34
Die Ploetze (Leuciscus rutilus Heck. Plotice).
Häufig in der fliessenden Elbe, in der Skupice sowie in den Altwässern und
bildet die Hauptnahrung der Raubfische Es wurden 16 Exemplare und eine
Reihe von ganz kleiner Brut untersucht.
Die einjährigen sind von 6 cm Länge und 2°5 gm Gewicht, die zweijährigen
sivd von 10 em Länge und Il cm Gewicht.
Die Nahrung war theils vegetabilisch (Detritus und Diatomaeen), theils
animalisch: Daphnien, Cypris, Regenwürmer, Valvata und Bythinia.
Auf den Kiemen Cysten von Myxosoma Thel., Glochidien, und Ergasilus
Sieboldi.
Im Darme Distomum globiporum Rud., Echinorhynchus globulosus Rud. und
Caryophylaeus mutabilis Rud.
Der Diebling. (Squalius dobula Heck. Tloust. Klen£.)
Ist häufig in allen drei Kategorien der hier behandelten Gewässer und ein
beliebter Sportfisch. Es wurden 20 Exemplare untersucht.
Die Grösse von 26 cm bis 40 cm, Gewicht von 350 bis 750 gm.
Die einjährigen sind von 5 cm Länge, von 1 gm Gewicht, die zweijährigen
von 8 cm Länge und 5 gm Gewicht.
Der Darm hatte bei 40 cm langen Exemplaren 50 cm.
Die Nahrung war vorzüglich vegetabilisch (Saamen, Iriswurzeln, Knospen).
Bei einem Exemplar bestand die Nahrung ganz aus Diatomaceen.
Bei vielen Exemplaren war auch thierische Kost vorhanden.
Ganze Frösche und Mäuse wurden am Anfang des Winters im Darme
gefunden. Dann fanden wir Insectenlarven, Maikaefer, Fischschuppen und kleine
Fischchen, Phryganeaenlarven, Regenwürmer. Vou 8 au einem Tage untersuchten Fischen
hatte jeder andere Nahrung im Darme.
Von äusseren Parasiten trifft man auf den Kiemen häufig Lamproglaena
pulchella und Glochidien.
Myxosporidien (Myxobolus Mülleri Th6l.) kamen auf der Schwanzflosse vor.
Im Darme Ascaris dentata Rud., Ichthyonema ovatum Dies, Filaria Hellichii
Srämek, Echinorhynchus globulosus Rud., Distomum globiporum Rud. und Caryo-
phylleus mutabilis Li.
Der Häsling (Squalius Leueiscus Siebold. Proudnfk'.
Hält sich bloss an den stark strömenden Stellen der Elbe auf. Es wurden
10 Ex. untersucht. Ein 5jähriges Exemplar war 19 cm lang und wog 75 gr.
Nahrung bestand aus Diatomeen, Phryganeaen-, Fliegen und Agrion-Larven.
Auf den Kiemen trafen wir die verzweigten Myxosporidienschlauche, Myxo
soma dujardini Thel.
Im März junge Lamproglaenen, im April grosse, PEN: bewegliche Exemplare.
Der Darm enthielt Filaria conoura, Linst. Echinorhynchus globulosus, Rud.
Distomum globiporum Rud., Ichthyotaenia torrulosa, Batsch, Caryophylleus muta-
bilis Rud. (bis 50 Exemplare).
35
Der Lachs (Trutta salar. Losos).
Bezüglich des Lebens des Lachses in der Elbe verweise ich auf das Buch
„Der Elbelachs.“ *)
Im freien Strome wird von den Fischern sehr selten gefangen, regelmässig
aber in den Lachsfallen an den Mühlen in Nimburg, Podebrad und Elbeteinitz.
Der Hecht. (Esox lueius L. Stika.)
Der häufigste Raub- und Sportfisch. Es wurden 24 Stück untersucht.
Die einjährigen Exemplare sind von 7 cm Länge und von 3 gm Gewicht.
Die zweijährigen 13 cm Länge und 8 gm Gewicht. Durchschnittliche Grösse der
in der Elbe gefischten Exemplare beträgt 45 cm Länge und etwa 500 gm Gewicht.
Die grössten Exemplare stammen aus den Altwässern und Tümpeln, wo
dieselben eine Länge bis 75 cm erreichen.
Die Nahrung ist bekannt. Wir fertigten ein Präparat für die Museums-
sammlung, an dem man bei einem Hecht von 36 cm Länge im Magen drei Fische
von 12 cm Länge sieht.
Ein anderes Exemplar hatte im Magen 6 heurige uud 2 vorjährige Plötzen,
ein drittes 40 Regenwürmer.
An den Kiemen kommen regelmässig Cysten mit Henneguya psorospermica
vor (vergl. Abbildung weiter unten). Von Infusorien Trichodina. Von Crustaceaen
Ergasilus Sieboldi und Argulus foliaceus. In der Kiemenhöhle im März Lerneocera
esocina. Die Stellen wo die Lerneocera eingebohrt ist, stellen entzündete Ge-
schwüre dar.
Im Darme Ascaris cristata, v. Linst., Cucullanus elegans, Zed., Echinorhynchus
slobulosus Rud., Distomum terreticole Rud., Triaenophorus nodulosus Rud.
Der Schlammbeisser (Cobitis fossilis. L. Piskof).
Wird gelegentlich in Menge in gewissen Altwässern gefangen, so z. B. bei
Kluk. Wir erhielten aber während unseres Aufenthaltes auf der Station kein Unter-
suchungsmaterial.
Der Steinbeisser (Cobitis taenia. Sekavec).
Hält sich an strömenden Stellen der kleineren Zuflüsse oder an der unteren
Mündung der Skupice, dann in den Drainagegräben auf den Wiesen auf.
Der Aal (Anguilla fluviatilis Flem. Uhor).
Der in der Skupice vorkommende Aal unterscheidet sich durch dunklere
Farbe von demjenigen aus der fliessenden Elbe.
Es gelang nicht die Jungen im Montestadium zu fangen oder zu beobachten
trotz ausgesetzter hoher Prämie.
Nahrung: In Elbeteinitz wurde vor Jahren im Magen eines Aales ein Eis-
vogel gefunden (Müller Janovskyı. Wir fanden Reste von Sphaerium, Cyclas, Bythinia,
Phryganeen- und Agrionlarven und viele Asselus aquaticus. Bei einem Exemplare
fanden wir im Magen 24 grosse Pferdeegel.
Von Parasiten fanden wir auf den Kiemen bloss Glochidien.
Im Darme Filaria conoura v Linst., Cuculanus elegans Zed., kleine Echino-
rhynchus globulosus Rud. und Bothriocephalus claviceps Rud.
*) Dr. A. Fri, Der Elbelachs. Eine biologische Studie. Prag 1894. F. Rivnae.
2%
o
36
Das kleine Neunauge (Petromyzon Planeri Bl. Mihule mensi). (Fig. 13).
Ein erwachsenes Exemplar gelang es nicht zu beobachten, dafür aber wurden
die Larvenstadien, die als Querder (Minoha) (Ammocoetes branchialis) bezeichnet
wurden, in mehreren Exempiaren zu erlangen.
Fig. 13. Die Querder. Drei Larven-Stadien des kleinen Neunauges. Nat. Grösse.
Dieselben wurden beim Ausheben des Sandes im fliessepden Strome gefunden
und wir erhielten zu verschiedenen Zeiten verschieien grosse Exemplare.
Die kleinsten Exemplare von 2'3 bis 4 cm Länge erhielten wir im März
und dieselben dürften ein Jahr alt sein.
Die meisten grösseren messen 15 cm, das grösste Exemplar 19 cm.
VIII. Die niedere Fauna des Elbestromes.
Die Constatirung der Fauna des Hauptstromes der Elbe war mit grossen
Schwierigkeiten verbunden.
Fig. 14. Die Primator-Inseln bei Podiebrad und die Elbeufer zur Zeit von 2 M.
Hochwasser. Phot. am 26. März 1897 von Dr. V. Vavra.
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38
Vor Allem hinderten die oft wiederkehrenden Hochwässer derartige Arbeit,
und auch bei normalem Wasserstande hatten wir Noth, genügend und gut erhaltenes
Material zu erhalten.
Von den Verhältnissen bei Hochwasser erhält man bei Betrachtung des bei-
liegenden Bildes (Fig. 14) guten Begriff und muss durch die Nachricht überrascht
sein, dass auch in diesen weit ergossenen Wassermassen reichliches Leben herrscht,
denn das Planctonnetz lieferte Massen von Räderthieren. (Siehe Protokolle.)
Auch später im Sommer sieht man Spuren vom Eisganug an den starken
Stämmen der Erlen, Weiden und Espen, an deren Verletzungen man erkennt, wie
hoch das Wasser stand, als die Eisblöcke an die Bäume stiessen. (Vergl. Bild
Fig. 15.)
Zuerst versuchten wir behufg Erlangung der pellagischen Thierwelt strom-
aufwärts rudernd das Netz auf mehrere Hundert Meter zu ziehen, was aber sehr
beschwerlich war und wenig und schlechtes Material lieferte.
Dann befestigten wir das Planktonnetz an mässig rasch fliessenden Stellen
auf einem Pfahle und liessen es daselbst längere Zeit, /,—!/, Stunde flottiren.
Es enthielt dann meist Exuvien kleiner Thiere, todte Tlıiere, aber regel-
mässig sich wiederholend gewisse lebende Wesen, Infusorien, Räderthiere, Insecten-
larven, Entomastraken ete., die weiter unten aufgezählt werden.
Die Untersuchung des Ufers und des Bodens war weniger beschwerlich.
Auf den Weidengestrüppen verfängt sich bei Hochwässern verschiedenes
Zeug an den in den Wasserspiegel hineinragenden Zweigen. In diese legt im Mai
die interessante Fliege Atherix Ibis ihre Eier. (Siehe weiter unten.)
Zuerst wollen wir die Ufer betrachten und nach der Ursache fahnden, die
ihr immerwährendes Zerstören verursachen.
Auf den lehmigen, steil auf 2—3 m abfallenden Ufern gewahrt man Löcher,
die von. kräftigen Wurzeln der Weiden herrühren, dem Wasser Zugang erleichtern
und das Abrutschen grösserer Partien begünstigen. Ausserdem sind es stellenweise
die Löcher der Nistcolonien der Uferschwalbe, die den Hochwässern das Abtragen
grösserer Uferpartien erleichtern.
Betrachtet man im Sommer die Lehımwände genau, so sieht man darin eine
Menge kleiner runder Oefinungen wie vom groben Schrott. Diese führen in sich
. umbiegende Gänge, die von den Larven der Eintagsfliege (Polymytareis virgo) her-
rühren und auch den Zerfall der Flussufer herbeiführen. (Abbildung siehe witere
unten im illustrirten Verzeichniss.)
Wo die Ufer durch Arbeiten der Navigation gegen Abschwemmen befestigt
sind, siedelt sich bald eine eigenthümliche Fauna an. Auf der unteren Fläche der
aufgeschichteten Gmneisplatten (von Kolin) findet man Massen von Bythinia
tentaculata, und ihre Eier bedecken im Sommer ganze Flächen der Steine. Hier
trifft man auch den Ancyllus fluviatilis, Planarien, Clepsine und Nephelis an.
Die grossen Rasen von Ranunculus fluitans Lam. bergen eine Menge von
Simulienlarven. 5
Interessante Thiere fanden sich in dem Schaume, der sich in stilleren
Buchten auf dem Stauwasser angesammelt hat und nebst vielen todten Thieren
39
auch viele lebende Infusorien und Räderthiere enthielt. Hier wurde auch die
neue Wassermilbe Albia stationis gefangen.
Im Litorale an den Wurzeln der Weiden und Eschen, die aus der Erde
ausgewaschen im Wasser frei flotterten, befestigten sich cie in Röhren lebenden
Räderthiere Melicerta, und Gruppen bildend die Lacinularien und verschiedene
Phryganeaenlarven.
Der Boden ist meist mit Sand bedeckt, bei dessen Ausheben häufig die ver-
schiedenen Entwicklungsstadien des kleinen Neunauges (Petromyzon Planeri)
zum Vorschein kommen. Unio und Anodonta-Arten wühlen im Sande und die
letzteren enthielten an ihren Kiemenblättern zahlreiche Wassermilben.
Bei niedrigem Wasserstande und ruhigem Wasser fischten wir vorsichtig
die Oberfläche des Sandes ab und fangen bei dieser Gelegenheit den Schalenkrebs
Limnicythere inopinata Brady.
1. Plankton des Elbestromes.
Das Plankton des Elbestromes ist quantitativ und qualitativ- als ein armes
zu bezeichnen.
Wir fanden:
Clathroeystis aeruginosa (häufig), Bosmina cornuta,
Anuraea aculeata, Alona lineata,
Anuraea stipitata, Chydorus sphaericus,
Cypria compressa (jung.), Sida erystallina (jung),
Cyclops oithonoides var. hyalina. Ilyoeryptus sordidus (jung).
Diaptomus gracilis, Junge Larven von Chironomus, Baötis
Simocephalus vetulus (jung), und Simulium.
Es sind also nur wenige eigentliche pellagische Thiere vorhanden. Die
meisten sind Ufer- oder Bodenbewohner, die passiv durch den schnellen Strom von
ihrem eigentlichen Wohn-itze hingerissen werden und in das Plankton gelangten.
2. Ufer- und Boden-Fauna des Elbestromes.
Viel mannigfaltiger ist die Uferfauna gestaltet. Die Steine am Ufer, die
Uferfiora und dichte Wurzeln bieten den Thieren vorzüglichen Anhaltspunkt.
Wir fanden:
Arcella vulgaris, Stylonychia pustulata,
Difflugia globulosa, Stentor Roesselii, sehr häufig im Herbste,
; pyriformis, Spirostomum ambiguum,
Stylonychia mytilus, Epistylis umbellaria L.
Hydra fusea.
40
Ephydatia fluviatilis.
Planaria gonocephala,
Vortex truncatus,
Clepsine bioculata,
Nephelis vulgaris,
Melicerta ringens,
Lacinularia socialis,
Synchaeta tremula,
Taphrocampa annulosa,
Notommata lacinulata,
Pleurotrocha leptura,
Proales sordida,
Sida crystallina,
Simocephalus vetulus,
Scapholeberis mucronata,
Ceriodaphnia pulchella,
Bosmina cornuta,
Macrothrix laticornis,
Ilyocryptus sordidus,
Cypridopsis vidua,
Cypria ophthalmica,
Cyelops serrulatus,
Cyelops strenuus,
Astacus fluviatilis.
Atractides ovalis,
Atractides spinipes.
Argyroneta aquatica.
Nais elinguis,
Rhynchelmis limosella. Am 7. Juni 1900
fanden wir noch einen Eiercocon.
Eosphora aurita,
Diglena catellina,
Dinocharis tetractis,
Diaschiza exigua,
Euchlanis macrura,
Pterodina patina.
Eurycercus lamellatus,
Acroperus leucocephalus,
Alona lineata,
Alona affinis,
Pleuroxus personatus,
Pleuroxus truncatus,
Chydorus sphaerieus.
Limnieythere inopinata.
Cyelops albidus.
Hygrobates reticulatus.
Albia stationis.
Clo& diptera (larva),
Ephemera vulgaris (larva),
Ephemerella ignita (larva),
Polymytarcis virgo (larva).
Agrion sp. (larva),
Larvae:
Limnophilus fuseicornis,
Anabolia laevis,
Brachycentrus subnubilus,
Triaenodes bicolor,
Microcoriza coleopterata,
Nepa cinerea (larva),
Chironomus sp. (larva),
Simulium sp. (larva),
Ancylus fluviatilis,
Bythinia tentaculata,
Unio pietorum,
Unio tumidus,
Unio batavus,
Anodonta cygnea,
Anodonta cellensis,
41
Baetis sp. (larva).
Hydropsyche saxonica,
Polycentropus flavomaculatus,
Oligoneuria rhenana,
Ithytrichia lamellaris.
Naucoris cimicoides (larva).
Atherix ibis.
Anodonta piscinalis,
Anodonta anatina,
Spbaerium corneum,
Sphaerium rivicolum,
Pisidium fontinale,
Pisidium obtusale,
Pisidium subtruncatum.
IX. Die Lage und die Tiefen des Altwassers Skupice.
Die Skupice ist ein altes Flussbett, dessen unteres Ende in steter Verbindung
mit dem Hauptstrome steht.
Sein oestlicher Theil ist ein ganz isolirter Tümpel, der Dekanskä Tüng
genannt wird.
Die eigentliche Skupice zieht sich in mässig geschwungenem Verlaufe in
einer Länge von 1 km. (Fig. 16.)
Man unterscheidet mehrere Partien, deren Bezeichnung behufs Fixirung
der Fundstellen seltener Vorkommnisse nöthig. ist.
Der oberste Theil, in den ein Drainagegraben mündet (Fig. 16, No. 13), heisst
Cäpelna (12).
Nach Süden hin ist eine ähnlich grosse Bucht, Zadnf Kout (Fig. 16, 10).
Der ganzen übrigen Länge nach hat die Skupice fast eine gleichmässige Breite
von etwa60 m und nur in halber Länge bildet sie noch eine rückwärts gekrümmte
Bucht „U Oppelta“ (Fig. 16, No. 9).
Die Mündung in den Hauptstrom wird durch eine Insel in einen schmalen
„Üzke Hrdlo“ (Fig. 6), und einen breiten Arm „Sirok& Hrdlo* (Fig. 7)
getheilt. Dazwischen liegen die Primator-Inseln. (Fig. 16. No. 6—7.)
42
Fig. 16. Karte des At- MP omwrT 2
wassers Skupice.
1. Fischerwohnung.
2. Fliegende Station.
3. Elbestrom.
4. Navigationsstrasse.
ö. Das Altwasser Labice.
6. Der schmale Arm („Uzke
hrdlo.“)
7. Der breite Arm („Siroke&
hrdlo.“)
Dazwischen die Pri-
mator-Insel.
8. Das Altwasser „Skupice“.
9. Die Bucht „Oppelta“.
10. Die Bucht „Zadui kout“.
11. Die Bucht „Maly kout“.
12. Die Bucht „Capelna“.
13—16. Die Drainagegräben.
Die Zahlen in Klammern»
geben die Tiefe an diesbe-
züglichen Stellen in M. an.
WITTEN
‘43
Längs des nördlichen Ufers der Skupice münden in dieselbe mehrere Drai-
nagegräben (Fig. 16. No. 14, 15, 16) als Fortsetzung der Apusgräben, von denen an
einem anderen Orte Erwähnung geschehen wird.
Die grösste Tiefe beträgt an mehreren Stellen 3:0 m bis 3:90 m, die mittlere
Tiefe 2:0 m bis 2:5 m.
In der Nähe der Mündung der Skupice in den Hauptstrom der Elbe (3)
liegt die Fischerwohnung (1) und neben derselben die fliegende Station (2). Bis
zur ersteren reicht ein früher todter Arm Labice (Fig. 16. No. 5), der erst jüngst
mit der Elbe verbunden wurde.
X. Die niedere Fauna des Altwassers Skupice.
1. Untersuchungsmethoden.
Es wurde in allen Monaten des Jahres das Plancton der Oberfläche und in
l m Tiefe untersucht und zwar in Horizontalzügen des 20 cm im Durchmesser
Fig. 17. Wägung des Planctons. Auf der rechten Schale das abgeseihte Plancton,
das im Juli auf der Strecke von 200 m in der Skupice gefischt wurde.
Gewicht 30:15 gm Volumen 35 cm’. Hauptsächlich aus Bosmina bestehend.
44
besitzenden pellagischen Netzes, das auf 200 m im mitt’eren Theile der Skupice
gezogen wurde.
Zu gewissen Zeiten war der Fang ein minimaler, unmessbar und unwiegbar.
In der warmen Saison lieferte das Netz oft Massen von Thieren, die Material
zur Wägung gaben. So wurde z. B. im Juli auf 200 m 30:15 gm Bosminen
gefangen, die ein Volumen von 35 cm” besassen. (Fig. 17.)
Der Fang wurde zuerst im Glase, das auf einen chemischen Tisch gestellt
wurde (Fig. 18) mit der Lupe revidirt und die leicht kenntlichen Arten ins Pro-
Beobachtung des lebenden, frisch eingefangenen Planctons.
tokoll diktirt. Dabei wurden viele interessante Beobachtungen gemacht und Arten,
die zuweilen nur in einem oder zwei Exemplaren vorhanden waren, mit der Pipette
herausgefischt.
Dadurch erhielten wir einen besseren Einblick in die Zusammensetzung
des Fanges als es bei einer Probe des abgeseihten Bräues möglich gewesen wäre.
Bald bemerkt man im Glase eine Sonderung der einzelnen Arten; die einen
halten sich am Boden, andere auf der Oberfläche oder in der Mitte auf, während
Würmer später an den Wänden des Glases emporklettern.
Dann wurden Proben aus verschiedenen Regionen des Glases mikroskopisch
untersucht und ein Theil des Fanges auf eine flache Schale zur weiteren Be-
obachtung gesondert.
45
Hier gewahrte man Sonderung der Lichtfreunde und Lichtfeinde, und erst
am zweiten und dritten Tag machten wir neue Funde.
Die Hauptmasse des Fanges wurde mittelst Formalin getödtet, aufbewahrt
und dann in Prag von jedem Fange ein ständiges Praeparat gemacht. (Vom Herrn
Verwalter E. Pecka.) E
Verticalfänge waren bei der geringen Tiefe des Wassers wenig angezeigt
und eine Zählung der Individuen fanden wir nicht zweckmässig bei der steten Ver-
Fig. 19.
Die Bucht „Cäpelna“ und das südliche Ufer des Altwassers Skupice.
änderlichkeit des Planctons, das sich nicht nur nach Monaten oder Wochen, aber
auch nach einigen Tagen und nach Tageszeiten änderte. Mit einer solchen
zeitraubenden Methode könnte sich nur eine ständige, wohldotirte Anstalt
befassen.
Ausser der Litoralfauna und der Untersuchung des Bodenschlammes widmeten
wir auch den Vorkommnissen auf den Nuphar- und Nymphaeenblättern unsere Auf-
merksamkeit, verzeichneten die Zeit des Erscheinens der Tliere, deren Larven,
der Frasstücke, der Eierklumpen, der Bryozoen, Spongillen etc.
Auch wurden Schilf- und Binsenstöcke ausgerissen und Würmer, Larven
und Mollusken, die an den Wurzeln lebten, gesammelt.
46
1897.
Juni 8.
24 —27.
2. Plankton der Skupice.
Oberfläche
1 M. Tiefe
| 2 M. Tiefe
Oberfläche
1 M. Tiefe
2 M. Tiefe
Hohes Wasser
| Cyelops oith. v. hyalina
Canthocamptus staphylinus
Nauplius
Bosmina cornuta mit Sommer-
eiern. Viele junge ex.)
Acroperus leucocephalus
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
Diaptomus gracilis
Cyelops o. v. hyalina
„ Strenuus
Bosmina cornuta
Ceriodaphnia pulchella
Alona testudinaria
Pleuroxus truncatus
Chydorus globosus
Cypria ophthalmica
Anuraea aculeata
Ceriodaphnia pulchella
Daphnia pennata
Cyclops 0. v. hyalina
Golenkinia sp.
Dinobryon sertullaria
Codonella lacustris
Bosmina cornuta
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
Anuraea stipitata
Monostyla lunaris
Eudorina elegans
Diaptomus graeilis
Cyelops 0. v. hyalina
Daphnia pennata mit Sommereiern
Daphnella brachyura
Ceriodaphnia pulchella
Cyclops o. v. hyalina
3 strenuus
Zahlreich
Zahlreich
Sehr zahlreich
Sparsam
Juli
13.— 16.
August
10.—12.
Oberfläche
1 M. Tiefe
2 M. Tiefe
Oberfläche
Oyelops serrulatus
Daphnia pennata
Ceriodaphnia pulchella
Bosmina cornuta
Eudorina elegans
Corethra plumicornis, Larve
Öyelops o. v. hyalina
Bosmina cornuta
Moina mierura
Daphnella brachyura
Ceriodaphnia pulchella
Asplanchna priodonta
Polyarthra platyptera
Anuraea stipitata
n aculeata
Codonella lacustris
Difflugia globulosa
Bosmina cornuta
Cyclops 0. v. hyalina
Moina mierura mit Embryonen
Geriodaphnia pulchella
Daphnella brachyura
Daphnia pennata
Leptodora hyalina
Difflugia globulosa
Bosmina cornuta
Ceriodaphnia pulchella
Cyclops o. v. hyalina
Daphnia pennata
Moina mierura
Daphnia mierura
Leptodora hyalina
Asplanchna priodonta
Corethra plumicornis
Synchaeta tremula
Brachionus angularis
” polyacanthus
Anuraea stipitata
5 aculeata
Asplanchna priodonta
47
Sehr zahlreich
n
Sehr zahlreich
Sehr zahlreich
Zahlreich
Vereinzelt
Sehr zahlreich
n
Vereinzelt
1 Ex.
Armer Fang
September
3.6.
October
I,—il
1 M. Tiefe
Oberfläche
435 gm.
1 M. Tiefe
0:35 gm.
Oberfläche
Dinocharis pocillum
Volvox minor
Eudorina elegans
Golenkinia sp.
Arcella vulgaris
» angulosa
Aphanizomenon flos aquae
Bosmina cornuta
Alona rostrata
Canthocamptus staphylinus
‘ Conochilus volvox
Volvox minor
Eudorina elegans
Dinobryon sertullaria
Bosmina cornuta
Daphnella brachyura
Cyclops o. v. hyalina
Anuraea stipitata
" aculeata
Synchaeta tremula
Asplanchna priodonta
Polyarthra platyptera
Triarthra longiseta
Ceratium macroceros
Codonella lacustris
Difflugia globulosa
Golenkinia sp.
Asterionella graeillima
Bosmina cornuta
Dinobryon sertullaria
(einige mit Cysten)
Bosmina cornuta mit Sommereiern
| Anuraea stipitata
A, aculeata
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
Asplanchnopus myrmeleo
Codonella lacustris
Armer Fang
| Sehr zahlreich
| Sehr zahlreich
Sehr zahlreich
49
Fig. 20. Plancton der Oberfläche
am 4.8. 1898. Vergr. 45./1. Mikrophotogramm v. Dr. V. Vävra.®[Praep. v. E. Pecka.
Fig. 21.
Plancton in 1 Meter Tiefe am 20./9. 1898. Vergr. 45./1. Mikrophotogramm v. Dr. V. Vävra. Praep.
4
50
1 M. Tiefe Cyelops o. v. hyalina Sehr armer
Anuraea stipitata | Fang
5 aculeata
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
15.—18. Oberfläche | Nauplius Zahlreich
, Dinobryon sertullaria | Vereinzelt
| | Polyarthra platyptera
| Euchlanis triquetra ' Räderthiere
ı Anuraea stipitata zahlreich
| „ aculeata
| Asplanchna priodonta
, Synchaeta tremula
Asplanchnopus myrmeleo
, Ceratium macroceros
Codonella lacustris
‚ Eudorina elegans
1 M. Tiefe | Cyelops o.v.hyalina und Nauplien Sehr armer
Daphnia pennata Fang
3osmina cornuta
Asplanchna priodonta |
Anuraea aculeata
Dinobryon sertullaria | Spärlich
November Oberfläche Cyelops insignis Vereinzelt
19.—22. | unter der Eis- | Bosmina cornuta |
| decke Anuraea stipitata |
| : aculeata
Synchaeta tremula
Asplanchnopus myrmeleo
Nassula elegans
Dinobryon sertullaria Vereinzelt
Eudorina elegans
Asterionella gracillima
M. 1 Tiefe | Dinobryon sertullaria | Sehr armer
Synchaeta tremula Fang
Anuraea stipitata
| Canthocamptus staphylinus
Chydorus sphaericus
, Mallomonas acaroides
1898.
Oberfläche
Jänner 5.—8.| Unter der Eis-
März 1.—5.
April 2.—4.
Mai 16.—20.
decke
1 M. Tiefe
Oberfläche
Hohes Wasser |
1 M. Tiefe
Oberfläche
Cyelops o. v. hyalina
Eudorina elegans
Ein Fischehen mit vielen Glo-
chidien.
Chydorus sphaericus mit Sommer-
eiern
Epistylis, abgerissene Köpfe.
Glochidium
Peridiuium
Bursaria
Stentor Roesselii in einer Exuvie
von Chironomus-Larve.
' Gyelops v. hyalina u. viele Nauplien
Algen
Canthocamptus staphylinus
Bosmina cornuta
| Chydorus sphaericus
| Cyelops v. hyalina (Metanauplien)
| Bosmina cornuta mit Sommerelern
Chydorus sphaericus
Cyeloeypris ovum
| Cyelops o. v. hyalina
Viele Nauplien und Metanauplien
Bosmina cornuta
Canthocamptus staphylinus
ı Nais elinguis
Synchaeta tremula
Braachionus urceolaris
Euchlanis triquetra
, Fragillaria virescens
, Asterionella gracillima
Oberfläche
; Hohes Wasser |
ı T. des Wassers
16° C
Prorodon teres
| Dinobryon sertullaria
Nauplius
Bosmina cornuta
Chydorus sphaericus
Anuraea stipitata
aculeata
”
51
Sehr armer
Fang. 3 Ex.
Sehr armer
Fang
Armer Fang
Zahlreich
Auch
Viele junge Ex.
Reicher Fang
Zahlreich
Selten
02
17.- 20. Juni
2.—5. August
ı M. Tiefe
Oberfläche
1 M. Tiefe
Oberfläche
{
Synchaeta tremula
\ Brachionus urceolaris
# angularis
| Triarthra longiseta
| Asplanchna priodonta
Conochilus volvox
| Fragillaria virescens
Asterionella gracillima
Bosmina cornuta
Daphnia mierura
Cyclops o. v. hyalina
Chydorus sphaeriecus
Daphnia longispina
Leptodora hyalina
Anuraea aculeata
& stipitata
Asplanchna priodonta
Dinobryon sertullaria
Fragillaria virescens
Nauplien
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
N stipitata
Polyarthra platyptera
Synchaeta tremula
Cyelops o. v. hyalina
' Daphnia Kahlbergensis
Leptodora hyalina
Asplanchna priodonta
Triarthra longiseta
Gyclops o. v. hyalina
Daphnia Kahlbergensis
Daphnia longispina
Daphnella brachyura
Asplanchna priodonta
Anuraea stipitata
Polyarthra platyptera
Eudorina elegans
Zahlreiche
1 junges Exempl.
Zahlreich
Zahlreich
Selten
Reicher Fang
August
24.—28.
September
18.—21.
Oberfläche
1 M. Tiefe
Oberfläche
Cyclops o. v. hyalina
Bosmina cornuta
Daphnella brachyura
Daphnia micrura
Asplanchna priodonta
|
Eudorina elegans |
(bildet die Wasserblüthe)
Bosmina cornuta
Daphnia Kahlbergensis
Daphnia longispina
Daphnella brachyura
CGyclops o. v. hyalina und viele
Nauplien
Diaptomus gracilis |
Asplanchna priodonta |
Anuraea stipitata |
Polyarthra platyptera
Mastigocerca bicornis
Epistylis rotans
Asterionella gracillima
Cyclops v. hyalina. Viele Z
Daphnia longispina
Leptodora hyalina
Bosmina cornuta
Daphnella brachyura
Ceriodaphnia pulchella
Moina micrura
Diaptomus gracilis
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
5 stipitata
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
Monocerca ratulus
Mastigocerca bicornis
Nauplius, v. Cyclops o. v. hyalina
Pleuroxus truncatus |
Eudorina elegans
Fragillaria virescens |
Asterionella gracillima |
Pediastrum rotula |
53
Sehr reicher
Fang
Sehr reicher
Fang
Selten
| Reicher Fang.
Zahlreich
Zahlreich
Rotatoren
| bilden 90°/, des
Planctons,
' Nauplius 10°),
Selten
54
|
|
|
October 3-6 , Oberfläche
1 M. Tiefe
November Oberfläche
|
|
18.2. |
Bosmina cornuta
Daphnia mierura
Ceriodaphnia pulchella
, Moina micrura
| Cyelops o. v. hyalina
Diaptomus gracilis
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
Asplanchna priodonta
Anuraea stipitata
„ aculeata
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
Monocerca rattulus
Cyclops vo. v. hyalina und
Nauplien
Bosmina cornuta
‘ Godonella lacustris
ı Asterionella gracillima
ı Eudorina elegans
Cyelops o. v. hyalina
Diaptomus graeilis
Bosmina cornuta
Daphnella brachyura
Ceriodaphnia pulchella
Moina micrura
Daphnia micrura
Leptodora hyalina
, Pleuroxus truncatus
ı Asplanchna priodonta
Difflugia corona
Pediastrum rotula
Cyelops o. v. hyalina und viele
Nauplien
, Diaptomus graecilis
Bosmina cornuta
Daphnia mierura
Asplanchna priodonta
Synchaeta tremula
Anuraea aculeata
» stipitata
Zahlreich
Häufig
Mit Ephippien
und auch S
Spärlich
Häufig
Spärlich
Armer Fang
30°/, Rotatorien
viele Häufig
Armer Fang
Häufig
Armer Fang.
Häufig
1899.
Jänner
9—12.
Feber 26.
20.— 24.
April
I M. Tiefe
Oberfläche
unter der Eis-
decke
I M Tiefe
Oberfläche
Oberfläche
Hohes Wasser
' Brachionus angularıs
Stentor Roesselii
Glochidium
Diaptomus gracilis
Daphnia mierura
Pleuroxus truncatus
Cyclops o. v. hyalina
Brachionus pala
Codonella lacustris
Dinobryon sertullaria
Eudorina elegans
Glochidium
Fragillaria virescens
Diaptomus gracilis
Chydorus sphaerius
| Synehaeta tremula
Rattulus tigris
Stentor Roesselii
Glochidium
Nauplius von Cycelops hyalina
Bursaria
Stentor Roesselii
Zoothamnium
Meridion circulare
Synedra ulna
| Cyelops o. v. hyalina
Daphnia micrura
Chydorus sphaerieus
Diaptomus graecilis
Canthocamptus staphylinus
Anuraea aculeata
a stipitata
, Polyarthra platyptera
Triarthra longiseta
| Synchaeta tremula
| Stentor Roesselii
Codonella lacustris
| Eudorina elegans
Phaeus longicaudus
Synedra ulna
Macrobiotus, Exuvien mit Eiern
| Fragillaria virescens
Sehr armer
Fang
Selten
Sehr armer
Fang
Armer Fang
a ad 1 rn a A ı he 0 En el Nun u u un
_ — - [23 gi x de BEL: Be Eh, ni
9 Fig. 22. Pelagische Thierwelt des Altwassers „Skupice* im August. — 1. Eudorina elegans. 2. Pandorina morum. 3. Asterionella graeillima. 4. Stylo-
chrysalis parasita auf Eudorina festsitzend. 5. Epistylis rotans. 5a. Anuraea stipitata. 6. Polyarthra platyptera. 7. Asplanchna priodonta. S. Diaptomus
gracilis. 9. Cyelops o. v. hyalına, Weibchen und 10. Männchen. 11. Bosmina cornuta. 12. Daphnia Kahlbergensis. 13. Daphnia micrura. 14. Cerio-
daphnia pulchella. 15 Moina micrura. 16. Daphnella brachyura. 17. Leptodora hyalina.
Mai
22.—24.
1 M. Tiefe
Oberfläche
1 M. Tiefe
Juni 29.—2. | Oberfläche
1 M. Tiefe
| Bosmina cornuta
| Chydorus sphaerieus
| Cyelops o. v. hyalina, Nauplien
Bosmina longirostris
Diaptomus graeilis
Daphnia micrura |
Chydorus sphaericus
Eudorina elegans
Cyclops o. v. hyalina, Nauplien
Daphnia micrura
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
Bi stipitata
Dinocharis pocillum
Bosmina cornuta
Cyclops o. v. hyalina und viele
Nauplien
Daphnia micrura
Diaptomus graeilis
Asplanchna
Anuraea aculeata
5 stipitata
Conochilus volvox
Volvox minor
Dinobryon sertullaria
Bosmina cornuta
Anuraea stipitata |
n aculeata |
Synchaeta tremula
Triarthra longiseta
Polyartbra platyptera
Brachionus angularis |
Golenkinia
Clathrocystis aeruginosa |
Fragillaria virescens
Cyclops o. v. hyalina
Bosmina cornuta
57
Rteicher Fang
Häufig
Häufig
Sehr häufig
Häufig
Selten
Häufig
Selten
Leptodora hyalina , Ziemlich häufig
Asplanchna priodonta
August
21.—24.
Oberfläche
1 M. Tiefe
Oberfläche
1 M. Tiefe
Dinobryon sertullaria
Synura uvella
Cyclops o. v. hyalina
Daphnella brachyura
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
5 stipitata
Triarthra longiseta
Polyarthra platyptera
Synchaeta tremula
Codonella lacustris
Peridinium
Phacus longicaudus
Asterionella gracillima
Cyelops o. v. hyalina
Diaptomus graeilis
Daphnia longispina
Kahlbergensis
mierura
Ceriodaphnia pulchella
Leptodora hyalina
Conochilus volvox
Cyclops o. v. hyalina
Nauplien
Bosinina cornuta
Daplınia Kahlbergensis
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
a stipitata
Polyarthra platyptera
Synchaeta tremula
Brachionus angularis
Eudorina elegans
| Phacus longicaudus
Asterionella gracillima
Cyelops v. hyalina
| Bosmina cornuta
' Daphnella brachyura
Ceriodaphnia pulchella
' Daphnia mierura
| Asplanchna priodonta
Häufig
Sehr häufig
Reicher Fang
Selten
Häufig
Selten
Häufig
Rt-icher Fang
Häufig
Häufig
Häufig
September | Oberfläche
14.—16.
October. Oberfläche
10.—13.
1 M. Tiefe
Cyelops o. v. hyalina
Nauplien
Bosmina cornuta
Daphnia mierura
Moina mierura
| Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
2 stipitata
| Polyarthra platvptera
Triarthra longiseta
;rachionus Bakeri
m pala
angulatus
Schizocerca diversicornis
Salpina mueronata
Pterodina patina
\ Volvox minor
Eudorina elegans
Synura uvella
' Ceratium hirundinella
Asterionella graeillima
Golenkinia
Nauplius
Dinobryon sertullaria
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
Rn stipitata
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
Eudorina elegans
Synura uvella
Asterionella graeillima
Cyclops o. v. hyalina
Bosmina cornuta
Daphnia micrura
Diaptomus gracilis
, Asplanchna priodonta
Polyarthra platyptera
| Synehaeta tremula
‚Anuraea aculeata
rn stipitata
, Volvox minor
, Eudorina elegans
|
|
|
|
59
Hohes Wasser
Sehr häufig
Häufig
| Sehr zahlreich
60
November | Oberfläche | Nauplius Reicher Fang
17.—21. | Dinobryon sertullaria Häufig
| Bosmina cornuta
Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
K stipitata
Polyarthra platyptera
Brachionus augulatus
Synchaeta tremula
Glochidium
| Synura uvella
Stentor Roesselii
1 M. Tiefe Metanauplien Armer Fang
Bosmina cornuta
Diaptomus graeilis |
Asplanchna priodonta
Synchaeta tremula
1900. Oberfläche | Nauplius o. v. Cycelops v. hyalina) Armer Fang
März Diaptonus gracilis Häufig
20.—23. ‚ Synchaeta tremula
, Anuraea aculeata
| „ stipitata
Stentor Roesselii
' Actinosphaerium Ei:hhorni
| Nassula elegans
Eudorina elegans
| Synura uvella |
April Hohes Wasser | Auuraea aculeata Sehr armer
19.—21. Oberfläche Salpina mucronata Fang
A ee | Brachionus pala
Synchaeta tremula
| Polyarthra platyptera
Stentor Roesselii |
Eudorina elegans
Synura uvella
Pseudoprorodon niveus
Glochidium
Juni 6.—9. | Oberfläche | Dinobryon sertullaria
T. des Wassers Asplanchna priodonta
| 210,6: Anuraea aculeata
Luft 22° C. | 2 stipitata
| Armer Fang
1 M. Tiefe
Juni Oberfläche
26.—29. | T. des Wassers
17°, Luft 16° C.
1 M. Tiefe
Synchaeta tremula
Brachionus angularis
-Codonella lacustris
Fragillaria virescens
Asterionella gracillima
Cyclops v. hyalina
Daphnia Kahlbergensis
5 longispina
Leptodora hyalina
Bosmina cornuta
Chydorus sphaerius
Anuraea aculeata
n stipitata
Schizocerca diversicornis
Asplanchna priodonta
Conochilus volvox
Cyclops v. hyalina
Daphnia Kahlbergensis
Daphnella brachyura
Asplanchna priodonta
Auuraea stipitata
Ri aculeata
Brachionus angularis
es Bakeri
Schizocerca diversicornis
Polyarthra platyptera
Triarthra longiseta
Actinosphaerium Eichhorni
Dinobryon sertullaria
; Trachelius ovum
Tintinidium semiciliatum
Codonella lacustris
Synura uvella
Uroglena volvox
‚ Difflugia pyriformis
‚ Asterionella graeillima
Fragillaria virescens
Eudorina elegans
Cycelops o. v. hyalina
Daphnia Kahlbergensis
Bosmina cornuta
61
Reicher Fang
Häufig
Häufig
Häufig
2)
n Fig. 23. Pelagische Thierwelt des Altwassers „Skupice* im October. — 1. Asterionella graeillima. 2. Dinobryon sertullaria. 3. Codonella
lacustris. 4. Ceratium macroceros. 5. Difflugia globulosa. 6. Golenkinia sp. 7. Asplanchna priodonta. 8. Synchaeta tremula. 9. 10. Asplanchnopus
myrmeleo. 11. Anuraea stipitata. 12. Triarthra longiseta. 13. Anuraea aculeata. 14. Polyarthra platyptera. 15. Bosmina cornuta.
Juli
15.— 18.
August
17.—19.
September
13.— 16.
\ Cyclops v. o. hyalina |
. . |
ı Daphnia mierura |
|
\ Bosmina cornuta
63
Cerivdaphnia pulchella Häufig
Leptodora hyalina
Diaptomus gracilis
Asplanchna priodonta
Volvox minor
”
Cyelops o. v. hyalina u. Nauplien
' Daphnia Kahlbergensis
ı Asplanchna priodonta
Anuraea aculeata
„ stipitata
Polyarthra platyptera
Synchaeta tremula
Dinobryon sertullaria
Trachelius ovum
Eudorina elegans
Cyelops 0. v. hyalina und viele
Nauplien
, Daphnella brachyura
Asplanehna priodonta Häufig
| Anuraea aculeata
= stipitata
Polyarthra platyptera
Synchaeta tremula
Codonella lacustris
, Epistylis rotans
Eudorina elegans
Sehr häufig
Daphnella brachyura
Moina micrura
Diaptomus gracilis
Asplanchna priodonta | Häufig
| Nauplius v. Cyelops o. v. hyalina Häufig
Daphnia Kahlbergensis (junge) |
Bosmina cornuta (junge) Etwa 80°/, Ro-
ı Asplanchna priodonta tatoren
ı Polyarthra platyptera
Anuraea aculeata
stipitata
| Synchaeta tremula
64
October
23.—26.
November
9—11.
December
|
|
1 M. Tiefe
Oberfläche
Wasser T. 6:5°
GC Lust IC:
Il M. Tiefe
Oberfläche
Wasser T. 6°6°
C., Luft 9:5° C.
1 M. Tiefe
Oberfläche
Vor einem Tage
zugefroren
1 M. Tiefe
\ Anuraea aculeata
, Bosmina cornuta
Epistylis rotans Ziemlich häufig
Asterionella gracillima
Eudorina elegans
Bosmina cornuta mit Sommereiern 60°),
Daphnia mierura mit Sommereiern)
und Ephippien
Moina mierura
Cyclops o. v. hyalina
Diaptomus gracilis
Diaptomus graeilis und Niedriges
Nauplien Wasser
Anuraea aculeata Armer Fang
" stipitata
Synchaeta tremula
Polyarthra platyptera
Codonella lacustris
Synura uvella
Diaptomus graeilis Sehr viel
Cyelops o. v. hyalina
Daphnia mierura
Diaptomus gracilis mit Nauplien | Armer Fang
Bosmina cornuta
Asplanchna priodonta
n stipitata
Polyarthra platyptera
Synchaeta tremula
Codonella lacustris |
Nassula elegans
Diaptomus graeilis Reicher Fang
Cyelops o. v. hyalina |
Daphnia mierura mit Sommereiern
und Ephippien
I Ex. Cyelops hyalinus Minimaler Fang
' Stentor Roesselii
Diaptomus graeilis
Cyclops o. v. hyalina
Bosmina cornuta
Pleuroxus truncatus
65
Das Minimum des Planctons erscheint unter der Eisdecke im December
und Jänner. Der Fang ist in diesen Monaten ein sehr armer. Man findet nur
in einigen Exemplaren Cycelops o. v. hyalina, Diaptomus gracilis, Bosmina longi-
spina, Chydorus sphaericus, Stentor Roesselii und Eudorina elegans. Im Feber
erscheinen die Nauplien der Cyclops-Arten. Im März, nach .dem Eisgange stellt
sich regelmässig das Hochwasser ein. Bei einem Wasserstande von 150 cm über
dem Normale, wird doch das charakteristische Planeton über dem Bette der Sku-
pice gefunden und auch in der weit ausgegossenen Wassermasse. Die arme, in den
Wintermonaten beobachtete Thierwelt wird durch viele Rotatoren-Arten vermehrt,
‚als Synchaeta tremula, Anuraea aculeata und stipitata, dann finden sich viele Algen
und zahlreiche Synura uvella. Der hohe Wasserstand dauert oft bis zum April.
Das Plancton wird durch viele Diatomeen, zahlreiche Rotatoren, und Daphnia
mierura vermehrt. Im Mai stellt sich oft nochmals Hochwasser ein, das aber bald
abfällt. Das Plancton ist von jetzt an ein sehr reiches. Es erscheint Dino-
bryon sertullaria in grosser Menge an der Oberfläche mit zahlreichen Fragillaria-
‚Fäden und Asterionella-Colonien. Bosmina und Nauplien werden sehr häufig. In einem
Meter Tiefe erscheint zum erstenmale Leptodora hyalina mit Daphnia mierura und
longispina. Die Rotatoren nehmen in der Arten-Zahl bedeutend zu.
Im Juni, Juli und August herrschen gewöhnlich die normalen Verhält-
nisse, nur manchmal stellt sich im Juni nochmals das hohe Wasser ein. Das Plancton
erreicht sein Optimum, indem die Fänge sehr reich sind. .
Im Juni und Juli wird Cyclops o. v. hyalina vorherrschend und erscheinen
auch zahlreiche Nauplien. Ebenfalls Bosmina mit vielen Jungen. Dinobryon erscheint
an der Oberfläche in grosser Menge mit Fragillaria, Asterionella und vielen Ro-
tatoren. In einem Meter Tiefe finden wir Leptodora und Daphnia Kahlbergensis und
zuweilen auch longispina. Auch Bosmina kommt zahlreich vor.
Im August verschwindet Dinobryon aus dem Plancton vollkommen und wird
durch zahlreiche Eudorina elegans ersetzt, die von den Rotatoren, und zahlreichen”
Cyclops-Nauplien begleitet wird. In der Fig. 20. (Seite 49) legen wir ein Mikro-
photogramm des Oberfläche-Planetons im August vor. Man sieht da viele Asplanchna
priodonta mit Eiern, Synchaeta tremula, Anuraea aculeata und stipitata, zahlreiche
Cyclops-Nauplien und zerfallene Colonien von Eudorina elegans. Im einem Meter
Tiefe ist Daphnia. Kahlbergensis, longispina und wmicrocephala, dann Moina mierura
in Menge vorhanden.
Fig. 22. (Seite 56) gibt das Bild des Planctons im August, wie wir es im
J. 189) fanden. Lebhaft grüne kugelige Colonien von Eudorina elegans bildeten
damals eine Art von Wasserblüthe, indem sie in grosser Menge an der Oberfläche
erscheinen. Sie wurden von kleineren gelblich grünen Pandorina morum und hüb-
schen, regelmässigen Sternchen-Colonien der Diatomee Asterionella graeillima be-
gleitet. Zahlreiche Rotatoren, wie Asplanchna priodonta, Anuraen aculeata und
stipitata bewegen sich dazwischen in rastlosem Wirbel. In den unteren Schichten des
Wassers, etwa in einem Meter Tiefe finden wir ein ganz verschiedenes Bild, an
dem die Wasserflöhe, wie Bosminen, Daphnien und die stabförmige Leptodora theil-
nehmen. Zwischen diesen bewegen sich in Sprüngen die Hüyferlinge und dazwischen
schweben die eleganten Diaptomus gracilis.
66
In September bekommt das Plancton allmählig ein anderes Aussehen’
Eudorina erscheint an der Oberfläche nur vereinzelt und Dinobryon erscheint in
grosser Menge zum zweitenmal im Jahre. Daneben erscheinen die Rotatoren in
ausserordentlicher Anzahl, so dass dieselben 90°/, des Planeton der Oberfläche
bilden. Daneben finden wir wieder zahlreiche Nauplien. In einem Meter Tiefe ist
dagegen Bosmina vorherrschend, mit vielen Moina micrura, von denen auch die
Männchen jetzt erscheinen und Daphnia mierura mit Cyclops o. v. hyalina und
Diaptomus gracilis. In der. Fig. 21. (Seite 49) ist ein Mikrophotogramm des
Planctons im September aus einem Meter Tiefe wiedergegeben.
Im October (Fig. 23. Seite 62) ist Dinobryon noch zahlreich vorhanden.,
Dasselbe findet man häufig mit Cysten. Die Rotatoren bilden nunmehr nur 30°),
des Oberflächen-Fanges. In diesem Monate wurde auch die schwebende, interes-
sante Alge Golenkinia beobachtet. In einem Meter Tiefe herrscht die Bosmina vor.
Der Fang wird immer ärmer, und bald verringert sich die Artenzahl der Orga-
nismen auf diejenige, welche für die Wintermonate Regel ist.
Im November hängt das Bild des Planetons von äusseren Verhältnissen
ab. Mit dem Einfrieren der Oberfläche fängt auch das Minimum des Planetons an,
der Fang ist sehr arm, wesentlich nur von Bosmina und Nauplius an der Ober-
fläche und von Diaptomus in einem Meter Tiefe gebildet.
3. Uferfauna des Altwassers Skupice
Die Uferfauna des Altwassers Skupice stellt ein charakteristisches Bild für
alle ähnliche Altwässer und Tümpel des mittleren Elbegebietes dar. Die Ufer sind
in der Regel mit üppiger Vegetation bedeckt. Weiden, Pappeln und Schwarzerlen
senden ihre Wurzeln bis in das Wasser hinein, wo dieselben frei flottieren un |
zahlreichen Moosthierchen und Süsswasserschwämmen einen geeigneten Wohnsitz
bieten. Hier treffen wir im Winter regelinässig viele Rhynchelmis limosella ein.
Am Ufer bildet grosse und diehte Bestände der Schachtelhalm (Seirpus
lacustris) (Siehe Fig. 6. Seite 15) oder der Kalmus. (Fig. 24.)
Die Stengel derselben beherbergen Insectenlarven, Würmer, Mollusken, und
zahlreiche Kolonien von Laecinularia.
Vor diesen Beständen bis zu einer Tiefe von 1 Meter findet man eine Zone
von eigentlichen Wasserpflanzen. Eine wahre Zierde und ein Stilleben bilden die
schwimmenden Blätter und Blüthen der gelben Teichrose (Nuphar luteum) und der
weissen Nixenblume (Nymphaea candida). Zu diesen gesellt sich das Laichkraut
(Potamogeton), Glyceria, das Hornkraut (Ceratophyllum), und die durch das Vor-
kommen in der „Skupice“ interessante Najas major (Fig. 4. und 5. Seite 13. u. 14)
Frei flottierend trifft man am Ufer die Wasserlinse (Lemna) und den Froschbiss
(Hydrocharis morsus ranae).
Die schwimmenden Blätter beherbergen eine grosse Gesellschaft von Thieren.
Auf der Unterseite der Blätter findet man zahlreiche Wurzelfüssler namentlich
Centropyxis aculeata, Difflugia urceolaris, während Arcella vulgaris manchmal ia
67
solcher Menge die Unterseite der Blätter bedeckt, so dass mit blossem Auge ge-
sehen dieselbe sehr fein braun punctiert erscheint.
Stentor Roesselii hält sich ebenfalls häufig im schlammigen Filze der Unter-
seite der Blätter auf. Von Diatomeen ist da die in Gallertröhren eingeschlossene
Encyonema prostratum häufig. Man trifft da Hydra fusca, im Sommer erscheinen
dann viele junge, polsterförmige Süsswasserschwämme, die aber nie wegen un-
geeigneter Unterlage zu voller Entwickelung gelangen und später gänzlich ver-
schwinden. Von Rotatorien findet man da die festsitzende Melicerta ringens,
Vegetationsbild am Ufer des Altwassers Skupice (u Oplta). An der Oberfläche des Wassers die
schwimmenden Blätter der gelben Teichrose (Nuphar) und der weissen Nixenblume (Nymphaea).
Im Hintergrunde der Kalmus-Bestand (Acorus calamus), auf der Insel die Pappeln.
pilula und Laeinularia socialis. Planaria lactea und Nephelis vulgaris heften da
ihre Eiercocone, während zahlreiche Clepsine bioculata und Hemiclepsis tesselata
ihre Brut mit dem Leibe bedecken. Vom Laich der Wassermilben erscheint manchmal
die ganze Unterseite rothgefärbt. Die Unterseite der Blätter bedeckt ein schlam-
miger Filz, der von den in Röhren lebenden Insecten-Larven herrührt. Es sind
hauptsächlich die Chironomus-Larven- Die Blätter sind häufig durch zierliche
Miniergänge bedeckt, die ebenfalls von Chironomus-Larven verursacht sind. Im
Sommer erscheinen dann die Blätter von kleinen Löchern durchbohrt, durch welche
die Schilfkäfer (Donacia) ihre Eierhaufen auf die Unterseite der Blätter befestigt.
Auf der Unterseite sind auch viele Puppengehäuse der Hydroptiliden, als Oxyethira
costalis, Orthotrichia Tetensii und Hydroptila sparsa befestigt. An den Rändern
5*
69
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IPA AONUOIS
NOAOA UNDONON
a
0)
der Blätter bemerken wir häufig ovale, abgenagte Stücke, die von den Larven der
Hydrocampa nymphaeata herrühren, die sich aus denselben Larven — und später
auch Puppengehäuse zusammenspinnen.
An der Unterseite der Blätter leben auch viele Weichthiere, als Veletia
lacustris, Physa fontinalis, Bythinia tentaculata, Lymnaea auricularia und ovata, die
auch ihren Laich auf die Blätter legen.
Im Spätsommer erscheinen dann die Moosthierchen, als Cristatella und
Plumatella, die dann manchmal die ganze Unterseite der Blätter bedecken. Dag
Leben am Ufer ist an dem Bilde (Fig. 25.) dargestellt.
Im Herbste bildet Epistylis umbellaria grosse Flocken an den Stengeln dicht
unter der Oberfläche des Wassers.
Frei im Wasser lebt auch eine eigentliche Thierwelt. Es sind vorwiegend
die Krustenthiere, als Sida crystallinn, Ceriodaphnia, Simocephalus und Bosmina,
die manchmal in sehr grosser Menge hier umhertummeln, mit einer stattlicher
Reihe von Wassermilben.
Im folgenden geben wir eine Übersicht der Ufer-Thierwelt iu dem Altwasser
„Skupice“.
Die Ufer-Thierwelt des Altwassers „Skupice“.
Arcella vulgaris.
Centropyxis aculeata.
Difflugia acuminata.
a urceolaris.
a pyriformis.
5 corona.
Hyalosphenia lata.
Clathrulina elegans.
Anthophysa vegetans.
Phacus longicaudus.
Volvox minor.
Coleps hirtus.
Loxophyllum meleagris.
Stentor Roesselii.
a viridis.
Spirostomum ambiguum.
Zooothamnium arbuseula.
Vorticella nebulifera.
Epistilis umbellaria.
Opereularia nutans.
Euspongilla lacustris.
Spongilla fragilis.
Ephydatia fluviatilis.
” Mülleri.
Trochospongilla erinaceus.
Hydra vulgaris.
Planaria torva.
s lactea.
Mermis albicans.
Dorylaimus stagnalis
Aeolosoma Ehrenbergi.
Nais elinguis.
Stylaria lacustris.
Chaetogaster diaphanus.
Tubifex rivulorum.
Limnodrillus Hoffmeisteri.
Lumbriculus variegatus
Rhynchelmis limosella.
Piscicola geometra.
Clepsine bioeulata.
Hemiclepsis tesselata.
Nephelis vulgaris.
Rotifer vulgaris.
Actinurus neptunius.
Brachionus Bakeri.
Conochilus volvox.
Melicerta ringens.
A pilula.
Laeinularia soeialis.
Sida erystallina.
Ceriodaphnia reticulata.
= pulchella
Simocephalus vetulus.
Scapholeberis mucronata.
Bosmina cornuta.
Acroperus leucocephalus.
Macrothrix laticornis.
Streblocerus serricaudatus.
Ilyoeryptus sordidus.
Eurycercus lamellatus.
Alona tenuicaudis.
„ testudinaria.
„ lineata.
„ affinis.
Plesiroxus personatus.
5 trigonellus.
e aduneus.
5 truncatus.
Chydorus sphaericus.
5 globosus.
Candona candida.
= pubescens.
Cypria ophthalmica.
Cyelocypris laevis.
Cypridopsis vidua.
Cypris reptans.
„ Jurinii.
Cyelops serrulatus.
3 fuscus.
5 strenuus.
„ albidus.
P insignis.
Cantliocamptus minutus.
Argulus foliaceus
Asellus aquaticus.
Atax crassipes.
Neumania spinipes.
Hydrochoreutes ungulatus.
Curvipes rotundus.
x nodatus.
7ı
Curvipes rufus.
en conglobatus.
= lougipalpis.
Limnesia histrionieca.
5 maculata.
Frontipoda museulus.
Brachypoda versicolor.
Arrenurus globator.
= maximus.
N trieuspidator.
e neumani.
R affınis.
R maculator.
n bruzelii.
Diplodontus despiciens.
Limnochares holosericea.
Eylais hamata.
„ tenera.
Hydrachna globosa.
Macrobiotus macronyx.
Argyroneta aquatica.
Podura aquatica..
Physopus vulgatissimus. -
Perla (larva.)
Chloroperla (larva).
Ephemera (larva).
Boötis (larva.)
Polymytareis virgo (larva.)
Cloe (larva.)
Caenis (larva.)
Agrion (larva.)
Sisyra fuscata (larva.)
Sialis Jutaria (larva.)
Limnophilus fuseicornis.
Triaenodes bicolor.
Hydropsyche saxonica.
Hydroptila sparsa.
Orthotrichia Tetensii.
Oxyethira costalis.
Corisa lineata.
Microcorisa coleopterata.
Notonecta glauca.
Naucoris cimicoides.
Ranatra linearis.
Hydrometra lacustris.
12
Ceratopogon (larva).
Stratiomys (larva).
Corethra (larva.)
Culex (larva.)
Chironomus (larva.)
Simulium (larva.)
Clo& diptera (larva.)
Hydrocampa nympheata.
Hydrous caraboides.
Donacia crassipes.
n semicupraea.
n sagittariae.
Hyphydrus ovatus.
Suceinea putris.
Limnaea ampla.
a auricularia.
" ovata.
e peregra.
Pi stagnalis.
a palustris.
= truncatula.
Amphipeplea glutinosa.
Physa fontinalis.
Planorbis corneus.
Planorbis umbillicatus.
5 carinatus.
= vortex.
Velletia lacustris.
Bythinia tentaculata.
Valvata pisecinalis.
N eristata.
Unio pietorum.
Anodonta cygnea.
= piseinalis.
: anatina.
Sphaerium rivicolum.
e corneum.
Pisidium fontinale.
Plumatella fungosa.
e punctata.
(= Hyalinella vitrea.)
Plumatella repens.
R fruticosa.
- emarginata.
Fredericella sultana.
Lophopus erystallinus.
Cristatella mucedo.
Paludicella Ehrenbergi.
4. Das Leben am Grunde des Altwassers „Skupice‘“.
Wegen der geringen Tiefe ist in der Skupice keine eigentliche Grundfauna
entwickelt. Dieselbe ist grösstentheils aus den Uferbewohnern zusammengesetzt,
doch nach wiederholten Beobachtungen haben wir dennoch die Gesellschaft der
Grundbewohner zusammengestellt. Der Unterschied zwischen den Verhältnissen, die
am Ufer und am Boden herrschen, beruht hauptsächlich in der konstanten Tem-
peratur und in der grossen Ruhe, die da herrscht, während am Ufer besonders
rasche Veränderungen der Temperatur, des Niveau, des Wassers und die Unruhe
der Oberfläche häufige Veränderungen in der Zusammensetzung der Uferbewohner
herforrufen. Für das weitere Publikum führt die Figur 26. das Leben am Boden
des erwähnten Altwassers vor.
Die Wurzelfüssler sind da sehr häufig. Die Wurzeln bieten der Hydra fusca,
dann den Würmern Nais elinguis, Stylaria lacustris, Lumbrieulus und Chaetogaster
diaphanus einen geeigneten Aufenthalt. Im freien Wasser bewegen sich nur einige
Arten von Krustenthieren, die aber sämmtlich auch am Ufer zu treffen sind. Es sind
Daphnella brachyura, Simocephalus vetulus, Daphnia longispina, Cyclops serrulatus,
strenuus und Canthocamptus minutus, während Alona affinis und Ilyocryptus
sordidus sich nur im Schlamme mit den Ostracoden Cypria ophthalmica, Cyclocypris
laevis, Cypris reptans und Candona candida aufhällt.
73
Im Schlamme selbst tummelt sich eine Menge von Asellus aquaticus umher
und regelmässig trifft man da auch das Bärtierchen (Maerobiotus macronyx Duj.),
das häufig die Eier in der abgestreiften Haut herumschleppt. (Fig. 26. No 23).
Von den Wassermilben lebt am Boden Brachypoda versicolor und Arrhenurus glo-
bator. Die Insectenlarven sind am Boden weit seltener, da sie die eigentliche Ufer-
zone bevorzugen. Häufig ist da die Larve von Limnophilus fuseicornis, Corethra
plumicornis. Im Schlamme sind dann die Teichmuscheln eingewühlt. Der Grund-
schlamm besteht im pflanzlichen Detritus, in dem man eine grosse Menge von
Krustenthierschalen, vorwiegend der Muschelkrebse und der Wasserflöhe findet.
Sehr häufig sind da auch die Trichome von Nuphar und Nymphaea (Fig. 9.). Auch
die walzenförmigen Excremente von Tubificiden, Inseetenlarven und Crustaceen sind
sehr resistant, und man findet sie regelmässig in den Grundproben.
X1. Fauna der abgeschlossenen Altwässer und Tümpel.
1. Das Altwasser „Dökanskä tünß‘‘.
Da die Skupice ein Altwasser ist, das an seinem unteren Ende in steter
Verbindung mit dem Hauptstrome steht und daher eigentlich kein todter Arm ist,
so suchten wir einen nahe gelegenen, ganz abgeschlossenen Arm aus, der den
grössten Theil des Jahres vom Hauptstrom isolirt ist und nur zur Zeit der Hoch-
wässer mit demselben in Verbindung steht.
Wir wählten einen grösseren Tümpel „Dekanskä tün&“, der etwa eine halbe
Stunde östlich von unserer Station gelesen ist, und einen Typus solcher isolirter,
alter Flussbette darstellt, deren es in der Elbeniederung eine grosse Menge gibt.
Die Ufer sind von grossen Beständen von Schilf geschützt. Am Ufer fanden
wir Elodea canadensis, Batrachospermum moniliforme und Riceia fluitans. (Siehe
Seite 12., Fig. 2... Auch die gelbe Teichrose (Nuphar) ist hier in Menge ent-
wickelt.
Wir haben eine ganz ähnliche Thierwelt wie in der Skupice gefunden: So
fanden. wir am 13. October 1899 Plankton der Oberfläche:
Synura uvella. Litorale:
Dinobryon sertullaria. Euspongilla lacustris.
Anuraea aculeata. Hydra fusca.
Anuraea stipitata. Styllaria proboseidea.
Polyarthra platyptera. Cypridopsis vidna.
Asplanchna priodonta. Cyelops albidus.
Synchaeta tremula. Cyclops serrulatus.
Cyelops oith. v. hyalina und Simocephalus vetulus.
viele Nauplien. Pleuroxus truncatus.
Bosmina cornuta. Eurycercus lamellatus.
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16
Planorbis corneus.
Bythinia tentaculata.
Paludina contecta.
Plumatella repens.
Dieser Tümpel ist regelmässig von vielen Hechten belebt, die beim Hoch-
wasser mit vielen Weissfischen hierher gelangen und da zur ausehnlichen Grösse
heranwachsen.
2. Labice.
L abice nennt nan ein Altwasser, das mit der Elbe in der Nähe der Pri-
matorinseln zusammenhängt. (Fig. 16., No 5.). Früher war dasselbe abgeschlossen,
und wurde erst jüngst mit der Elbe mittelst eines Kanals verbunden. Die Ufer
sind von Kalmus bewachsen, die Tiefe ist gering, etwa einen halben Meter. Die
Blätter der Weiden und Pappeln, die das Wasser in grosser Menge erfüllen,
erzeugen im Sommer, dass das Wasser gänzlich verdirbt und stagnant wird.
Im Hochsommer „blüht“ das Wasser regelmässig. Die grüne Farbe rührt
aber von verschiedenen Organismen her. Am häufigsten’sind das Euglena viridis,
acus, deses und Phacus longicaudus. Manchmal tritt Endorina elegans, Synura
uvella und Clathrocystis aeruginosa in grosser Menge auf. Im Juni 1899 war das
Wasser ganz grün von der interessanten Alge Richteriella botryoides (siehe weiter
unten) gefärbt, die dann gänzlich verschwand. Weiter fanden wir da folgende Arten:
Actinosphaerium Eichhornii. Diaptomus gracilis.
Coleps hirtus. Daphnia pennata.
Mesostomum lingua. Simocephalus vetulus.
Planaria torva Scapholeberis mucronata.
Planaria lactea. Ceriodaphnia reticulata.
Planaria polychroa.
Polycelis nigra.
Polycelis tenuis.
Nais proboscidea.
Tubifex rivulorum.
Rhynchelmis limosella.
Synchaeta tremula.
Anuraea aculeata.
Polyarthra platyptera.
Cypris reticulata.
Cypridopsis vidua.
Cyelocypris laevis.
Cyelops fuseus.
Cyclops albidus.
Cyelops strenuus.
Canthocamptus staphylinus.
Ilyocryptus sordidus.
Macrothrix laticornis.
Alona Leydisii.
Asselus aquaticus.
Corethra plumicornis.
Cloeon dipterum.
Agrion (larvae).
Notonecta glauca.
Limnophilus stigma.
Limnophilus flavicornis.
Limnophilus decipiens.
Chloroperla sp.
Siphlurus sp.
Limnaea palustris.
Plumatella fungosa.
77
3. Drainage-Gräben.
Am rechten Elbeufer dehnen sich in unabsehbare Weite fruchtbare Felder
mit schwerem, schwarzen Boden aus, von denen das Grundwasser mittels vielen
Drainagegräben abgeleitet wird. Ina der Umgebung von Podiebrad sind sie dadurch
interessant, dass in denselben, im Frühjahre jahrelang regelmässig Apus productus
erschien. Die Gräben sind üppig mit Sagittaria und Butomus bewachsen.
Im Frühbjahre entwickeln sich in grosser Menge die Fadenalgen und eine
Fülle von Mollusken und Insectenlarven. Die Gräben waren ziemlich seicht und
die meisten trockneten im Sommer regelmässig aus, was für die Entwickelung der
Eier von Apus die Hauptbedingung ist. In der letzten Zeit wurden aber die er-
wähnten Drainagegräben regulirt, vertieft und in einen grossen Sammelgraben
zusammengeführt. In Folge dessen trocknen jetzt die meisten Gräben nicht vollkom-
men aus, und aus diesem Grunde erscheint Apus nicht mehr so regelmässig wie
fıüher, und wir fanden ihn in der letzten Periode erst nach fünf Jahren wieder.
Es ist auch eine interessante Thatsache, dass nach Beobachtungen des Herrn
Apotheker J. Hellich Apus in der Umgebung von Podebrad nur am rechten Ufer
erscheint, während am linken Ufer wieder nur Branchipus Grubei vorkommt. Im
Folgenden geben wir ein Verzeichniss der in den Drainage-Gräben mit Apus pro-
ductus beobachteten Arten.
Amoeba proteus.
Dileptus anser.
Prorodon teres.
Lionotus fasciola.
Vorticella nebulifera.
Chaetonotus maximus.
Notholca striata.
Planaria lactea.
Planaria torva.
Planaria gonocephala.
Mesostomum lingua.
Polycelis nigra.
Lumbrieulus variegatı:s.
Rhynchelmis limosella.
Nephelis vulgaris.
Aulacostoma gulo.
Clepsine bioculata.
Apus produetus.
Daphnia pennata.
Simocephalus vetulus.
Simocephalus exspinosus.
Scapholeberis mucronata.
Ceriodaphnia quadrangula.
Acroperus leucocephalus.
Chydorus sphaericus.
Notodromas monacha.
Candona candida.
Cyclocypris laevis.
Cypridopsis vidua.
Cypris reticulata.
Cypris virens.
Cypris pubera.
Cyelops fuscus.
Cyclops strenuus.
Diaptomus gracilis.
Canthocamptus minutus.
Asellus aquaticus.
Arrhenurus globator.
Hydryphantes ruber.
Curvipes fuscatus.
Hydrous caraboides (larva).
Corethra plumicornis (larva).
Ceratopogon (larva).
Culex (larva).
Chironomus (larva).
Stratiomys (larva).
Clo& diptera (larva).
Limnophilus stigma.
78
Limnophilus rhombicus. Bythinia tentaculata.
Notonecta glauca. Paludina contecta.
Nepa cinerea. Physa hypnorum.
Planorbis umbilicatus. Physa fontinalis.
Planorbis corneus. Pisidium fontinale.
Limnaea stagnalis. Sphaerium lacustre.
Limnaea peregra.
4. Tümpel, Gräben und Altwässer am linken Elbeufer bei Podiebrad.
Das linke Elbeufer bei Podiebrad ist flach und in grosser Ausdehnung von
einer Wiese gebildet. Die alten Arme, von denen die Wiese an einigen Stellen
durchsetzt ist, sind heutzutage seicht und verwachsen. Im Sommer trocknen alle
Tümpel regelmässig aus und werden dann nach den Hochwässern im Frühjahre
wieder gefüllt Etwa im Aprilund Mai findet man hier den interessanten Kiemenfuss
Branchipus Grubei, meist in Gesellschafft von Diaptomus castor. Hertwig
betont auch die Thatsache, dass Diaptomus castor auch nur in den im Sommer
austrocknenden Gewässern vorkommt. Auf dem linken Ufer wurde nach der Mit-
theilung des Herrn Apothekers J. Hellich noch nie Apus produetus beobachtet, der
vorzugsweise n.ır am rechten Elbeufer erscheint.
Wegen der sehr geringen Tiefe dieser Tümpel wird das Wasser im Frühjahre
rasch durchwärmt und die Thierwelt erscheint dann im Kurzen in grosser Menge.
Es sind hauptsächlich Insectenlarven, Mollusken und gewisse Kruster, die fast allen
diesen Tümpeln gemeinschaftlich sind. Im Frühjahre dienen dieselben zum Brut-
platz des grünen Frosches, der Unke und der Kröte, deren Laich und später deren
Kaulquappen in grosser Menge in den Tümpeln vorhanden sind.
Der grösste Tümpel liegt südlich von der „Skupice“ und wird „Marena“
genannt. Im Frühjahre ist derselbe zugänglich, hald aber erscheinen die Wasserpflanzen,
und das Wasser wird vollkömmen von Myriophyllum, Hottonia, Potamogeton, Elodea,
Ceratophyllum, Sagittaria, Alisma, Hydrocharis und Nuphar erfüllt. Bald sind dann
auch die Ufer dicht von Seirpus, Phragmites und Rumex hydrolapathum voll-
kommen verwachsen, so dass man später zum Wasser nicht durchdringen kann.
Wir haben folgende Thierwelt beobachtet:
Mesostomum lingua in grosser Menge.
Daphnia pennata. Cyclops strenuus.
Simocephalus vetulus. 2 vernalis.
Simocephalus exspinosus. n viridis.
Scapholeberis mucronata. M oithonoides.
Ceriodaphnia reticulata. 2 serrulatus.
Chydorus sphaeriecus. Diaptomus castor.
Cypris reticulata. Canthocamptus staphylinus.
„ Pubera. Asellus aquaticus.
Cypris reptans. Limnophilus stigma.
Limnophilus rhombicus.
nn fuseicornis.
A flavicornis.
a extricatus.
Gramotaulius nitidus.
Stenophylax rotundipennis.
Siphlurus sp.
Isopteryx sp.
Asrion Sp.
Cordulia sp.
Ephemera |.
Corethra plumicromis.
Clo& diptera.
Suceinea Pfeifferi.
Limnaea stagnalis.
a palustris v. corvus.
Physa hypvorum.
„. fontinalis.
Planorbis corneus.
& umbillicatus.
1 albus.
N eontortus.
n vortex.
Paludina contecta.
Bythinia tentaculata.
Valvata cristata.
Suceinea putris. 2 piseinalis.
In einem kleinen Tümpel unweit von dem letztgenannten. in dem eine grosse
Menge aus der Wiese ausgeworfener Knollen der Herbstzeitlose macerirte,
wurde eine grosse Zahl von Moina brachiata in der Gesellschaft von Brachionus
rubens gefunden, die sich an ihren Schalen festhielten.
In einigen weiter östlich liegenden Tümpeln mit spärlicher Vegetation und
klarem Wasser wurde im April, wie schon erwähnt, Branchipus Grubei in der
Gesellschaft von Diaptomus castor und Daphnia penna'a gefunden.
An der östlichen Grenze der Wiese längs des Waldes sind einige beschattete
von vielen herabfallenden Blättern erfüllte Tümpel mit kälterem Wasser. Diese
sind von grossen Massen von Cypris pubera bewohnt, und hier wurde auch der
seltene und winzige Cyclops diaphınus gefunden.
In der nordöstlichen Ecke der Wiese an der Grenze des Waldes liest ein
Tümpel „Studen& Jezero“ (Kalter See) genannt, in den ein Waldbächlein
mündet, weshalb das Wasser hier bedeutend kälter wird als in den benachbarten
Tümpeln. Die Fauna ist hier in Folge dessen auch etwas abweichend. Am Ufer
fanden wir im Mai Cyclops vividis und oithonoides, Simocephalus vetulus und Sida
erystallina, die sonst in den übrigen Tümpeln nicht vorkommt. Pelagisch waren
viele Jungen von Diaptomus-gracilis, Cyclops strenuus und albidus vorhanden.
Alle Tümpel werden bei Hochwässern von vielen Fischen besetzt, die hier
auch ibren Laich absetzen. Die jungen Fischehen wachsen bei der reichen Nahrung
und dem durchwärmten Wasser sehr rasch. Sind Hechte anwesend, so mästen sich
dieselben an den Weissfischen zu ansehnlichenr Grösse.
Gelangt aber die Fischbrut bei den späteren Hochwässern wieder in den
Strom hinein, so zieht dieselbe stromaufwärts und gelaugt in den nahe gelegenen
Zufluss Cidlina, der im Herbste von den Zuckerfabriksabfallwässern verunreinigt
wird, so dass die Fischbrut sämmtlich zu Grunde geht.
In solchen Fällen bedecken oft die todten Fische, wie die Fischer in Podiebrad
wiederholt beobachtet haben, manchmal stundenlang die ganze Oberfläche der Elbe.
Auch viele nahe dem Strome liegende Tümpel werden von den Abfall-
wässern so verunreinigt, dass sie gänzlich todt ohne jedes organische Leben da
stehen und penetranten Geruch verbreiten.
80
XII. Illustrirtes Verzeichniss der im Elbegebiete bei Podiebrad
beobachteten niederen Thierwelt.
Wurzelfüssler (Rhizopoda).
Arcella vulgaris, Ehbg. (Arch. IX. 2. p. 41. Fig. 11.)*) Regelmässig in der
Uferzone, besonders häufig auf der Unterseite der Teichrose-Blätter. Passiv auch
pellagisch in der Skupice und auch an der Oberfläche in der Elbe gefunden. Vom
März bis September.
Arcella angulosa, Leidy. Einmal auf der Oberfläche im August freischwim-
mend gefischt.
Centropyzis aculeata, Stein. (Arch. IX. 2. p. 98. Fig. 60.) Ziemlich häufig
in der Uferzone, auf den Blättern der Teichrose und der Wasserlinse (Lemna
eibbosa.)
Difflugia pyriformis, Perty. (Arch. IX. 2. p. 41. Fig. 12.) Häufig das ganze
Jahr hindurch in der Uferzone und am Grunde. Ziemlich häufig freischwimmend
an der Oberfläche in der Skupice und auch in der Elbe.
Difflugia acuminata, Ehbg. (Arch. IX. 2. p. 42. Fig. 13.) Vereinzelt am
Ufer und am Grunde.
Difflugia globulosa, Dnj.
(Arch. IX. 2. p. 98. Fig. 58.)
Nicht häufig, aberdas ganze Jahr
hindurch am Ufer, am Grunde,
aber auch an der Oberfiäche und
in 1 Meter Tiefe freischwimmend.
Difflugia wrceolata, Car-
ter. (Arch. IX. 2. p. 42. Fig. 14.)
Sehr häufig am Grunde und am
Ufer das ganze Jahr hindurch.
Auch an den Blättern der
Teichrose.
Difflugia corona, Wall.
(Arch RT 2 Rat)
Ziemlich häufig am Ufer und am
Grunde, auch im Winter.
Actinosphaerium Eichhorni,
Ehbg. (Fig. 27.) Im März und Juni
an der Oberfläche in der „Skupice“
und in der „Labice*“. Fig. 27. Actinosphaerium Eichhorni,
Clathrulina elegans, Cienk. Ehg. Nach Taränek, Rhiz. Verg. 300/1.
Einmal im April am Ufer.
*) Fri@ u. Vävra, Die Thierwelt des Unterpoczernitzer und Gattenschlager Teiches als
Resultat der Arbeiten au der übertragbaren zoologischen Station. Archiv der naturw. Landes-
durchforschung von Böhmen. Bd. IX. Nro 2. — Untersuchung zweier Böhmerwaldseen, des Schwarzen
und Teufelsees. Arch. der naturw. Landesdurchf. Bd. X. Nro 3.
8
Geisselthierchen. (Mastigophora.)
Anthophysa vegetans, OÖ. F. Müll. Einzeln in der Uferzone.
Euglena viridis, Ehbg. Im Sommer bildet dieselbe in der „Labice“ eine Art
von Wasserblüthe.
Euglena deses, Ehbg. Häufig in der „Labice“.
Colacium vesiculosum, Ehbg. Häufig auf den Cyclops- und Cladoceren-Arten
festsitzend.
Phacus longicaudus, Ehbg. Ziemlich häufig an der Oberfläche. Vereinzelt
in der Uferzone und in der?,„Labice“.
Fig. 28. Oberfläche-Planeton im Mai mit Dinobryon-Colonien, Anuraea aculeata und Fragillaria-
Fädencolonien. Mikrophotogramm von Dr. V. Väyra. Vergr. °°/,.
Stylochrysalis parasita, Stein. (Fig. 22. Nro 4.) Häufig auf Colonien von Eudo-
tina aufgewachsen. |
Dinobryon sertularia, Ehbg. (Fig. 28.) (Arch. IX. 2. p. 43, Fig. 17.) Bildet
in der „Skupice“ einen bedeutenden Theil des Planctons und zwar zum erstenmale
im Mai und dann wieder in Unmenge im September und October. In dem letzt-
genannten Monate haben wir auch Colonien mit Cysten gefunden. Noch im No-
vember und einmal auch im Jänner unter der Eisdecke fanden wir vereinzelte
Colonien. Dann kommt sie wieder erst im Mai zum Vorschein.
Mallomonas acaroides, Perty. Selten und vereinzelt an der Oberfläche.
6
Synura uvella, Ehbg. Sehr häufig an der Oberfläche in den Sommermonaten.
Im Juli massenhaft vorhanden. Auch in der Labice und in dem Tümpel „De-
kanskä tün.“
roglena volvox, Ehbg. Selten im Oberflächen-Fange.
Pandorina morum, Ehbg. (Fig. 22. Nro. 2.) Nicht häufig an der Oberfläche,
Eudorina elegans, Ehbg. (Fig. 22. Nro 1.) Erscheint regelmässig vom Juni
bis October, im August so massenhaft, dass sie die „Wasserblüthe“ bildet.
Volvox aureus, Ehbg. (= minor Stein.) Kommt vereinzelt vom Mai bis
October vor an der Oberfläche und in I Meter Tiefe.
Ceratium hirundinella, ©. F. Müll. (Fig. 23. Nro 4.) In dem Oberflächen-
Fange vereinzelt.
Peridinium tabulatum, Ehbg. Vereinzelt zwischen den Algen und im Ober-
tlächen-Fange.
Sporenthierchen (Sporozoa).
Myxosporidia.
Myxospöfidia sind sehr kleine, mikroskopische Feinde der Fische, die theils
als äussere, theils als innere Parasiten leben. Am häufigsten findet man die Cysten
als kreideweisse Kugelchen, oder ovale Körperchen auf den Kiemen, wo sie schon
mit blossem Auge auf den rothen Kiemen-
strablen wahrnehmbar sind. Auch auf den
Flossen und auf der Haut finden sich pocken-
7 artige Anschwellungen, die durch die Myxo-
Zr sporidien verursacht sind. Auf den Kiemen
setzen sie sich mit Vorliebe an der Basis
der Kiemen längs der Arterie an, und
ebenfalls auf den einzelnen Kiemenstrahlen.
Die Cyste enthät im reifen Zustande die
Sporen, die hauptsächlich gewöhnlich durch
zwei sogenannte Polkapseln mit ausschnell-
baren Nesselfäden ausgezeichnet sind.
II
We Ws]
Leptotheca perlata, Gurl. (Fig. 29. a-c.)
Im April fanden wir bei einem Kaulbarsche
dunkelrothe Cysten auf den Kiemen (Fig.
29. a), die an den einzelnen Kiemenstrahlen
(b) dicht hinter einander lagen. Die einzelnen
Cysten (c) waren in der Sporenbildung be-
griffen.
Fig. 29. Leptotheca perlata, Gurl. a) Kiemen N ar r A:
vom Kaulbarsch mit Cysten, Zweimal ver- Myxosoma Dujardini, Thel. (Fig 30. a, b.)
grössert. 3) Einzelne Kiemenstrahlen mit Die Cysten sind weisslich oval oder unregel-
Cysten, c) Die Cyste mit den Sporoblasten. mässig, bis 2 mm. lang und enthalten mehrere
unregelmässig verzweigte Stränge von Myxo-
sporidien. (Fig. 30a.) Die Sporen sind birn-
förmig, vorne verschmälert (d). Wir haben
die Cysten im März und im November an
den Kiemen des Rothauges (Scardinius ery-
throphthalmus), der Plötze (Leueiseus rutilus)
und des Häslings (Squalius leueiscus) ge-
funden.
Myzobolus ellipsoides, Thel. (Fig. 31.)
Bildet bis 2 mm. lange weissliche oder graue
ovale Cysten an den Kiemen. Beim Gängling
haben wir dieselben am Ende der Kiemen-
strahlen gefunden. Bei einer Schleihe waren
die Cysten in den Kiemenstrahlen eingebettet
und von den transversalen Kapillaren um-
sponnen.
Die ovalen Sporen sind am Hinterrande nicht gezackt.
83
Fig. 30. a) Myxosoma Dujardini Thel. Ein
Stück der Cyste. 40mal vergr. b) Eine Spore.
400mal vergr.
Wir haben die
Cysten im August, November, April und Juni mehrmals bei der Schleihe (Tinca
a
Fig. 31. Myxobolus ellipsoides Thel. Zwei Cysten (ce)
auf den Kiemenstrahlen des Gänglings. 10mal vergr.
Henneguya psorospermica,
Thel. (Fig. 32.) Eine der häu-
figsten Myxosporidien. Fast
jedes Exemplar des Hechtes
hatte im Herbste und im Früh-
jahre an den Kiemenplättchen
fast immer an der Basis der
Kiemenstrahlen weissliche Cy-
sten bis '/;, mm. Länge. Die
Sporen sind geschwänzt. Wir
fanden dieselbe bei dem Barsche
und dem Hechte vom August
bis April.
Fig. 32. Henneguya psorospermica Thel. a) Ein
Kiemenplättchen vom Hechte mit Cysten. Nat.
vulgaris), ausserdem bei dem Gäng-
ling (Idus melanotus), dem Rothauge
(Scardinius erythrophthalmus), der
Zärthe (Abramis vimba) und bei
der Blicke (Blicca argyroleuca) ge-
funden.
Myzobolus Mülleri. Die ovalen
Sporen haben zwischen den Polkapseln
einen kleinen dreieckigen Anhang.
Einmal im Juni eine Cyste am
Schwanze des Dieblings (Squalius
dobula).
Grösse. 5b) Spore.
b
6*
84
Microsporidien.
Plistophora crassa n. sp. (Fig. 33.) Im September 1897 wurden viele Exem-
plare von Synchaeta tremula an der Oberfläche mit dieser Infection gefunden.
Viele angegriffene Exemplare waren auch bereits abgestorben und der ganze Inhalt
des Thieres davon zerstört. Die Cysten sind bei auffallendem Lichte kreideweiss,
sackförmig, enthalten eine grosse Anzahl von kugelförmigen Vesikeln. Diese waren
sämmtlich in Sporulation begriffen, so dass wir nicht die reifen Sporen fanden.
Aufgussthierchen (Infusoria).
Pseudoprorodon niveus, Ehbg. Einmal im April pelagisch an der Oberfläche.
Das Thier war sehr gross, 04 mm. lang und vollgefressen, sehr bunt, mit rothen
und blauen Kugelchen erfüllt.
Prorodon teres, Ehbg. Ver-
einzelt an der Oberfläche. Nicht
selten in den Drainage-Gräben.
Coleps hirtus, O. F. M. Häufig
in der Labice zwischen den Algen
und auf den Blättern.
Lionotus fasciola, Ehbg. In den
Drainage-Gräben.
Loxophyllum meleagris, O. F.
Müll. In der Uferzone zwischen
Algen und Blättern.
Trachelius ovum, Ehbg. Nicht
selten an der Oberfläche, zuweilen
auch am Ufer.
Dileptus anser, ©. F. Müll.
Vereinzeltin den Drainage-Gräben.
Nassula elegans, Ehbg. Ver-
einzelt an der Oberfläche in den
a b Wintermonaten und im Frühjahre.
Fig. 33. Plistophora crassa. a) Synchaeta tremula mit Paramaecium aurelia,O. F.M.
Cysten. 5) Isolirte Cyste. : . E ZI
Vereinzelt in den Drainage-Gräben.
Spirostomum ambiguum, Ehbg. Grosse Exemplare in der Uferzone in der
„Skupice“ und auch in der Elbe. Auch im Winter unter der Eisdecke.
Bursaria truncatella, ©. F. M. Vereinzelt an der Oberfläche und in 1 Meter
Tiefe. Auch in den Wintermonaten im Jänner und Feber.
Stentor polymorphus, Ehbg. (Fig. 25. Nro 2.) Vereinzelt am Ufer, haupt-
sächlich in den Wintermonaten.
Stentor Roeseli, Ehbg. (Fig. 25. Nro 4.) Während die vorige Art durch
Zoochlorellen grün gefärbt ist, erscheint diese Art stets farblos. Sie lebt in grosser
Menge festsitzend in röhrenförmigen Gallerthüllen am Boden, man trifft sie aber
85
häufig auch freischwimmend an der Oberfläche. Sie erscheint erst im November,
ist im Winter massenhaft vorhanden, und spätestens im April ist sie nur sehr selten
vorhanden. Im November 1899 wurde das Ceratophyllum von solchen Mengen von
Stentoren umhüllt, dass dasselbe weisslich wie von Schimmel umhüllt aussah.
Tintinnidium semiciliatum, Stk. Selten an der Ober-
fläche. Die Hülse mit Fremdkörpern incrustirt.
Codonella lacustris, Entz. (Arch. IX. 2. p. 43. Fig.
18.) Regelmässig an der Oberfläche, in den Sommer-
monaten häufig, sonst vereinzelt.
Stylonychia mytilus, OÖ. F. Müll. und S. pustulata,
O0. F: M. am Ufer in der Elbe.
Trichodina pediculus, Ehbg. Dieser häufiger Parasit
der Hydra und der Bryozoön, kommt auch nicht selten
freischwimend am Ufer und an der Oberfläche vor. Auch
auf den Kiemen eines Hechtes wurden einige Exemplare
gefunden.
Vorticella nebulifera, Ehbg. Sehr häufig in der
Uferzone.
Zoothamnium arbuscula, Ehbg. Grosse Colonien
an Uferpflanzen. Besonders häufig im Herbst, mit zahl-
reichen sog. grossen Individuen (Makrogonidien).
Epistylis umbellaria, L. (= flavicans Ehbg. —
grandis Ehbg.) (Fig. 34.) Bildet regelmässig in den
Herbstmonaten bis 10 cm. grosse Flocken an den Ufer-
Fig. 34. Eine Colonie von
Epistylis umbellaria in der
natürlichen Grösse.
pflanzen. Die älteren Colonien mit langen schlaffen Ästen werden als E. grandis
bezeichnet. Die jüngeren Colonien mit kurzen und steifen Ästen sind gelblich gefärbt.
Epistylis rotans, Svec. (Fig. 22. Nro 5.) Diese von
von Cyelas angehetftet.
Cothurnia affınis, Kent.
(Fig. 35.) Bewohnt eine
cehitinige, braungefärbte
Prof. Fri® im Unter-Poczernitzer Teiche an der zoologischen
Station entdeckte und von Prof. J. Svec beschriebene Art wurde
seitdem auch in den holsteinischen Seen gefunden. In der
Skupice in den Sommermonaten ziemlich häufig.
Opercularia nutans, Ehbg. Nicht selten auf den Schalen
Tale | Hülse, die auf einem kur-
iu Ben zen Stiel sitzt. Das Thier
Be N hat unter dem Peristom
affınis, Kent. Vergr. £ . R 6
450mal. einen runden Deckel, wo- Fig. 36. Vaginicola longicolis Kent.
mit die Hülse beim Zurück-
Vergr. 400mal.
ziehen des Thieres geschlossen wird. Nicht selten auf den Wurzeln von Lemna
gibbosa.
86
Vaginicola longieollis, Kent. (Fig. 36.) Das Thier ist der Cothurnia ähnlich,
die Hülse ist aber ungestielt und der ganzen Länge nach den Wasserpflanzen an-
geheftet. Hals ziemlich lang und von der Unterlage gehoben. Ebenfalls an Lemna
gibbosa gefunden.
Metacineta mystacina, Ehbg. Vereinzelt auf den Algen.
Schwämme (Spongiae).
Die Süsswasserschwämme siad in der „Skupice* in der Uferzone in fünl
Arten vertreten. Im Frühjahre findet man zahlreiche junge Schwämme auf der Unter-
seite der See- und Teichrosenblätter. Diese gelangen aber nicht zur vollen Ent-
wicklung wegen der ungeeigneten Unterlage. Diese finden sie am besten an den
Stengeln der Uferpflanzen, wo sie bald in üppiger Vegetation gedeihen. Euspongilla
lacustris bildet hier ganze Complexe von mächtigen korallenförmigen Stöcken. Am
nördlichen Ufer in den dichten Rohrbeständen siedelt sich mit Vorliebe Spongilla
fragilis an. Hier findet man nur noch Ephydatia Mülleri und fluviatilis, Euspon-
gilla lacustris ist da nur ganz vereinzelt vorhanden. Am südlichen Ufer in der
oberen Hälfte der Skupice, wo dicht am Ufer eine Reihe von Schwarzerlen steht
und zahlreiche, frei flottierende Wurzelenden in das Wasser einsendet, bieten diese
einen vortrefflichen Anhaltspunkt der Ephydatia fluviatilis und Mülleri. Diese er-
reichen, weil sie von allen Seiten ganz frei sind, sehr oft ansehnliche Dimensionen,
indem sie spindelförmige, oft auch ganz kugelige Massen bilden. Die letzte Art,
Trochospongilla erinaceus kommt vorwiegend auf den Wurzelstöcken des Kalmus
am Ufer bei Oplt vor.
An den Süsswasserschwämmen fanden wir häufig parasitische Trichopteren-
larven (Leptocerus), die den Schwamm zerfressen.- Einmal fanden wir eine junge
Tripopterenlarve, deren Gehäuse aus den quer liegenden Skelettnadeln des Schwam-
mes gebaut war. Auch die Neuropterenlarve Sisyra fuscata ist in den Schwämmen
sehr häufig und an der Oberfläche derselben trifft man oft die Hydrachnide
Arrenurus affınis, Koen.
Euspongilla lacustris, L. Gemeiner Süsswasserschwamm. (Fig. 37.) Bildet
grosse baumförmig verzweigte grüne Stöcke mit langen fingerförmigen Ästen, In
der grösseren Tiefe sind dieselben weniger verzweigt und ziemlich dick, näher am
Ufer, wo das Wasser unruhig ist, sind sie dünn und reich verzweigt. Nur aus-
nahmsweise bildet er dieke Krusten, indem er fremde Gegenstände, oft auch ab-
gestorbene Massen von Ephydatia fluviatilis überzieht.
Die Nadeln sind ziemlich dick und glatt (Fig. 37. b.) und durch sehr stark
entwickelte Spongiolinsubstanz verbunden, wodurch diese Art viel fester ist als die
übrigen. Die Dauerkeime sog. Gemmulae sind entweder nackt oder von kleinen,
gekrümmten und bedornten Fleischnadeln belegt. (Fig. 37. c.)
Spongilla fragilis, Leidy. (Fig. 38.) Der Schwamm bildet immer nur dünne
Überzüge an den Rohrstängeln. Die Oberfläche ist glatt, die Kloakenöffnung mit
sternförmigen Kanälen. Die Farbe izt fast immer grau. Die Nadeln (Fig. 38. 2.)
sind gerade oder leicht gebogen, scharf zugespitzt und glatt. Gemmulae (ec) bilden
87
an der Basis des Schwammes eine pflasterartige Kruste und sind in einer zelligen
Luftkammerschicht eingebettet. Die kleinen Gemmulae tragen ein etwas gebogenes
Porusrohr und sind dicht von den kleinen stacheligen Belegsnadeln bedeckt.
[6
Fig. 37. a) Euspongilla lacustris L. Ein Ast- Fig. 33. a) Spongilla fragilis, Leidy an einem
Ende in nat. Gr. nach den Leben phot. 5) Ein- Schlif»tengel. Oben Gemmulae-Pilaster. 5) Na-
zelne Nadeln. «) Gemmulla. deln. c) Zwei Gemmullae in der Luftkammer-
schicht.
Ephydatia fluviatilis, L. (Fig. 39.) Bildet in der Regel klumpige, spindel-
förmige Massen. Wie schon oben erwähnt bildet sie an den freien Enden der Erlen-
Wurzeln oft ganz regelmässige Kugeln von kindskopfgrösse. Die Farbe ist oft grün,
88
gewöhnlich aber nur an der belichteten Seite, indem die im Schatten liegende Seite
blassgrün oder grau ist. Zuweilen ist sie auch ganz braun, grau oder weisslich ge-
färbt. Der Schwamm ist ziemlich brüchig. Die Nadeln (d) sind glatt und ziemlich
b
Fig. 39. a) Hphydatia fluviatilis, L.in nat. Gr.
näch dem Leben phot. 5) Eine Nadel. c) Ein
Stückehen der Gemmula-Rinde mit den
Amphidisken in der Luftkammerschicht.
d) Amphidisk von der Seite und von oben.
ze
b
Fig. 40. a) Trochospongilla erinaceus, Ehbg.
nach dem Leben in nat. Gr. phot. 5) Eine
Nadel. c) Abgestorbenes Stückchen mit
Gemmulen. d) Amphidisk von der Seite
und von oben.
89
schlank. Die Gemmulae sind mit einer Luftkammerschicht umgeben, in der die
Amphidisken ganz eingeschlossen sind (c). Der Schaft derselben ist dünn und länger,
als der Durchmesser der Scheibe beträgt. Diese (d) ist durch zahlreiche, aber nicht
tiefe Einschnitte sternförmig gezackt.
Ephydatia (Meyenia) Mülleri, Lieb. (Fig. 41.) In der äusseren Form der
Ephydatia fluviatilis ähnlich. Sie bildet klumpige Massen oder Krusten mit glatter
Oberfläche. Kloakenöffnungen gross. Farbe grau oder
gelblich. Neben den glatten Skelettnadeln auch rauhe,
mit kleinen Höckern. (Fig. 41. a.) Die Amphidisken
haben einen kurzen Schaft, die Endscheiben sind tief
eingeschnitten. (Fig. 41. c.) Die Luftkammerschicht
ist gewöhnlich gering. Besonders bezeichnend für
diese Art sind eigenthümliche Blasenzellen. Diese Art
wird häufig mit E. fluviatilis verwechselt. In der
Skupice ziemlich häufig.
Trochospongilla erinaceus, Ehbg. (Fig. 40.)
Dieser Schwamm überzieht als eine glatte, graue, Fig. 41. Ephydatia Mülleri Lieb.
lederartige Kruste fremde Körper. In der „Skupice“ « Zwei Nadeln. 5 Ein Stückchen
. ER i 2 5 der Gemmula-Rinde mit den
sind das gewöhnlich die Kalmus-Stengeln. Die Ober- Nikon. © Ammitllk on
- fläche ist glatt, mit kleinen Kloakenöffnungen. Die dee Ella mel won Alan.
Skelettnadeln sind scharfspitzig, dicht und stark be-
dornt. (Fig. 40. d.) Die Amphidisken haben einen kurzen Schaft, die Endscheibe
® ist rund und ganzrandig. Dieser Schwamm stirbt sehr bald ab, im October findet
man gewöhnlich nur Reste mit vielen, grossen Dauerkeimen. (Fig. 40. c.)
ERZEE N n.
In nd
8
o
Hohlthiere (Coelenterata).
Hydra vulgaris, Pall. (= fusca L.) [Arch. IX. 2. p. 44. fig. 20.] (Fig. 25.
Nro 6. Fig. 26. Nro 5.) Sehr häufig am Ufer an den Stengeln und Blättern. Auch
am Grunde trafen wir sie sehr oft. Sie erscheint etwa im Mai, im Juli ist sie in
grosser Menge vorhanden und erst im December verschwindet sie. Auch findet
man sie in der fliessenden Elbe und in der „Dekanskä tün&“. An dem Körper der
Hydra findet man regelmässig parasitisch Trichodina pediculus.
Würmer (Vermes).
Gastrotricha.
Chaetonotus maximus, Ehbg. Vereinzelt in den Drainage-Gräben.
Räderthiere (Rotatoria).
Melicerta ringens, Ehbg. Sehr häufig an den Pflanzenstengeln in der „Skupice“
und auch aın Ufer der fliessenden Elbe.
90
Fig. 44. Polyarthra platyptera. Vergr. 250mal.
awio
b u I ER
FERNE ESSEN
Tel j\ TE
Fig. 43.
Asplanchna priodonta. Männchen.
Vergr. 120mal.
Fig. 45.
Synchaota tremula. Vergr. 250mal.
gl
Oecistes püula, Wills. Nur vereinzelt.
Conochtllus volvox, Elbg. (Arch. IX. 2. p. 101. Fig. 67.) Kommt in der
Skupice unregelmässig vor und nie in grösseren Massen vom Mai bis Juli, aber
ın einigen Exemplaren auch im October und November. Er hält sich in 1 Meter
Tiefe und auch in der Uferzone auf.
Lacinularia socialis, Ehbg. (Fig. 25. Nro 5.) Ziemlich häufig am Ufer in der
Skupice und an den Wurzeln in der Elbe.
Rotifer vulgaris, Ehbg. Nicht häufig am Ufer.
Actinurus neptunius, Ehbg. Am Ufer und am Grunde vereinzelt.
Asplanchna priodonta, Gosse. (Fig. 42. u. 43.) Bildet in den Sommermonaten
vom Juni bis August den Hauptbestandtheil des Planctons an der Oberfläche und
in 1 M. Tiefe. Im Juli ist sie am häufigsten. Im October und November ist die-
selbe nur vereinzelt vorhanden und es erscheinen in diesen Monaten auch die
Männchen.
Asplanchnopus myrmeleo, Ehbg. (Fig. 23. Nro 10.) Nur im October und No-
vember gefunden.
Synchaeta tremula, Ehbg. (Fig. 45. u. 46.) Das ganze
Jahr hindurch an der Oberfläche, auch im Winter unter dem
Eise gefischt. In den Sommermonaten sehr häufig. Im August
haben wir ihre Eier gefischt.
Polyarthra platyptera, Ehbe. (Fig. 44.) Sehr häufig an
der Oberfläche vom Juni bis September, dann nur vereinzelt.
Triarthra longiseta, Ehbg. (Arch. IX. 2. p. 47. fig 24.
Fig. 23. Nro 12.) Nicht häufig auf der Oberfläche. m
19. &0.
Taphrocampa annulosa, Gosse. Am Ufer in der Elbe. 7; yom Synchaeta
Notomata lacinulata, Ehbg. In der Elbe am Ufer. tremula.
Pleurotrocha leptura, Ehbg., Proales sordida, Gosse,
Eosphora aurita, Ehbg. und Diglena catellina, Ehbg. Nur vereinzelt am Ufer in
der fliessenden Elbe.
Mastigocerca rattus, Ehbg. und bicornis Ehbg. An der Oberfläche in den
Herbstimonaten vereinzelt.
Rattulus tigris, Müll. Einmal im Jänner unter der Eisdecke.
Dinocharis poeillum, Ehbg. Selten an der Oberfläche.
Dinocharis tetractis, Ehbg. Am Ufer in der Elbe.
Salpina mucronata, Ehbg. Selten auf der Oberfläche.
Diaschiza exigua, Gosse. Selten am Ufer in der Elbe.
Euchlanis triquetra, Ehbg. Vereinzelt auf der Oberfläche.
Euchlanis macrura, Ehbg. Selten am Ufer in der Elbe.
Monostyla lunaris, Ehbg. Selten im Plancton.
Pterodina patina, Ehbg. Vereinzelt an der Oberfläche im Plancton. Auch in
der fliessenden Elbe. 3
Brachionus pala, Ehbg. (Arch. IX. 2. pag. 47. Fig. 25.) Nicht häufig an der
Oberfläche. Auch im Winter unter dem Es
Brachionus urceolaris, Ehbg. Im Frühjahre “ der Oberfläche nicht häufig.
92
Brachionus rubens, Ehbg. In einem kleinen Tümpel am linken Elbeufer
massenhaft in der Gesellschaft von Moina brachiata, au deren Schalen sich derselbe
mit den Fusszehen festhielt.
Brachionus Bakeri, Elbg. (Fig. 47.) Nicht häufig an der Oberfläche und
auch am Ufer.
Fig. 47. Brachionus Backeri, Ehbg. Fig. 48. Notholca striata, O. F. M.
Brachionus angularis, Gosse. Sehr häufig in den Sommermonaten an der
Oberfläche.
‚Schizocerca diversicornis, Dad. (Arch. IX. 2. fig. 26.) Nur selten an der
Oberfläche und in 1 Meter Tiefe.
Anuraea aculeata, Ehbg. und stipitata, Ehbg. (Arch. IX. 2. fig. 27. Fig. 22.
Nro 5 a.) Gehören zu den häufigsten Erscheinungen an der Oberfläche im Plancton.
In den Sommermonaten sind sie in grossen Massen vorhanden, in den übrigen Mo-
naten vereinzelt, aber das ganze Jahr hindurch.
Notholca striata, Müll. (Fig. 48.) Selten in den Drainage-Gräben.
Strudelwürmer (Turbellaria).
Microstoma lineare, Oe. Häufig am Ufer.
Mesostoma lingua, O. Sch. Massenhaft in der „Labice“.
Mesostoma viridatum, M. Sch. Nicht häufig am Ufer.
Vortex truncatus, Ehbg. Häufig am Ufer.
Planaria gonocephala, .Dug. lactea, Oe., polychroa O. Sch., forva M. Sch.,
und Polycelis nigra Ehbg. häufig in der Labice und in den Drainage-Gräben.
93
Rundwürmer (Nemathelminthes).
Mermis albicans, v. Sieb. bis 8 cm lange Exemplare an den Wurzeln und
Wurzelstöcken von Kalmus ziemlich häufige.
Dorylaimus stagnalis, Duj. Sehr häufig im Schlamme am Ufer und am Grunde.
Oligochaeten (Oligochaeta).
Aeolosoma Ehrenbergi, Oerst. Ziemlich häufig am Ufer.
Nais elinguis, ©. F. Müll. und Stylaria lacustris L., sehr häufig am Ufer.
Chaetogaster diastrophus, Gr. Nicht häufig
am Ufer.
Tubifex rivulorum, Lam. und Limnodrilus
Hoffmeisteri, Clap. regelmässig, aber nicht in grossen
Mengen im Bodenschlamme.
Lumbriculus variegatus, O. F. Müll. Sehr ge-
mein in der Skupice und in allen Drainage-Gräben,
Rhynchelmis limosella, Hoffm. (Fig. 49.) Er-
reicht eine Länge bis 12 cm (Fig. 49a). Der Körper
ist rosenroth, mit etwa 150 Segmenten, vorderes
Körperende mit einem Rüssel versehen, die mittleren
Segmente sind deutlich vierkanntig, die letzten deutlich
abgeplattet, mit ungetheilten Borsten in vier Doppel-
reihen. In den Sommermonaten ist dieser interessante
Wurm nur vereinzelt vorhanden. In den Wintermonaten,
bei der beginnenden Geschlechtsreife, kriechen die
Thiere zusammen und man findet sie dann im Ufer-
schlamme, am häufigsten an den Wurzeln umgewickelt
gewöhnlich in mehreren Exemplaren beisammen. Man
findet dann im December bis März geschlechtsreife
Thiere, die ihre Eier in chitinige, mit einer eiweiss-
artigen Masse gefüllte Kapseln (Fig. 49c d). ablegen.
Man findet dann dieselben an den Wasserpflanzen Fig, TOyErnehelmis lanosela
oder Wurzeln befestigt. Sie enthalten 3 bis 10 Eier. Hoffm. a In natürl. Grösse.
Wir haben diesen Wurm in der Skupice, in der ? Kopfende mit dem Rüssel,
z 3 R 3 10fach vergr. ce Eikapsel in nat.
Labice und auch in den Drainage-Gräben gefunden. Grösse, d 4mal vergr.
Blutegel (Hirudinei).
Fischegel (Piscicola geometra L.) kommt nur vereinzelt vor. Häufig sind die
Schneckenegel Glossiphonia sexoculata, Brm, Helobdella bioculata Brm und die
grosse, schleimige Hemiclepsis tesselata, ©. F. Müll. Auch Nephelis vulgaris M.F.
und Aulastomum gulo M. T. kommt in der Skupice, in der fliessenden Elbe und
in den Drainagegräben regelmässig vor.
94
Helminthen der an der zoologischen Station in Podiebrad (Böhmen)
untersuchten Fische.
Von A. Srämek, Assistent am Museum zu Prag.
Das von Prof. Dr. A. Fri6 und Dr. V. Vävra an der zoologischen Station
des Comites für die naturw. Landesdurchforschung von Böhmen in Podiebrad ge-
sammelte Material von Helminthen der Fische wurde mir gütigst von den genannten
Herrn zur Bearbeitung übergeben. Die Protokolle schliessen Notizen über 220 Stücke
von Fischen ein, die in den Jahren 1897 bis 1901 untersucht wurden. Das Hel-
minthen-Material wurde grösstentheils in 5°/, Formalin, theils in Alcohol conserviert.
Es enthält 20 Species von Parasiten, von denen eine neu ist.
Von den untersuchten Fischen erwiesen sich 102 Exemplare als parasitenfrei,
in den übrigen 115 Exemplaren wurden Parasiten angetroffen. Es wurden nach-
stehende Fische untersucht:
Tr.ıı 1 RRDRTOR
?xempi. |Parasiten-
Der 'Barseh*(Perea Nuviatilis 1)... 002 ano. Aus on 7
ders Schiel@(Lueioperea, sandra. V), ze ae 1 l
der@RaulDarsch@(Acerinag eernila nl) er 9 3
die, Karansche (Carassius, vulgaris ll.) u 0 er 10 6
die Schleihe (Tinca vulgaris Cuv.) . . Schar re 11 3
die Barbe.(Barbus Buviatilis Ag)... 0. 0 ro 3 |
dee Bleikälhramis@bramagCuya) es Er 17 4 ı
diesZährte (Abramis>yimbalı)ı ©... 2. 0. u. m el 9 |
der Bastard"(Abramidopsis beuckartü)y 2. 2. nn: 6) m
diesp ie kez(Blıice au h Orkan) er 17 9
der-‚Schiedt(Aspius@rapaxwAgu) ss... er a 2 \ |
der Gängling (Idus melanotus L). ... . en 5 0 |
das Rothauge (Scardinius erythrophthalmus oe ee 18 13)
die Plötze’ (Leusciscus Tutilus-Kord.) - „u... 1... 2200214 10 |
der Diebling (Squalius dobula Heck) . ...2222...1.19 12
der Häsling (Squalius lepusceulus Heck.) . .. .2.2.... 11 3
den@hlechiu (E)soxl ucius al) Ber 5 24 10
der Wels (sılurusıglanıs IL) 2 0 2000 nn 4 2
die Aalrute (Lota vulgaris Cuv.) ’ RE EN | 3 1
der Aal’ (Anguilla HuriatiissApy ner Emm. () 4
der Querder (Amoeoetes branchialis Cum.) . 22 222.. Dal |
20 102 |
Die genannten Fischarten wurden von folgenden Schmarotzern heim-
gesucht.
u
Der Barsch (Perca flwviatilis L.) |
Der Kaulbarsch ( Acerina cernua L.)
Die Karausche (Carassius vul-
garıs L.)
Die Schleihe (Tinca vulgaris Cuv.)
Die Barbe (Barbus flwviatilis Ag.)
Der Blei (Abramis brama Cuv.)
Die Zährte (Abramis vimba (€. V.)
Der Bastard (Abramidopsis Leu-
ckarti.)
Die blicke (Blicca björkna L.)
Der Schied (Aspius rapax Ag.)
Der Güngling (Idus melanotus L.)
Cuculanus elegans Zed.
Filaria conoura v Linstow.
| Echinorbynehus globulosus Rud.
Distomum nodulosum Zed.
Ichthyotaenia torrulosa Batsch.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Distomum nodulosum Zed.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Dactylogyrus sp.
| Echinorhynchus globulosus Rud.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Filaria Hellichi n. sp.
| Eehinorhynehus globulosus Rud.
, Dactylogyrus malleus Linst.
Bothriocepbalus recetangulus Rud.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Distomum retroconstrietum n.n.
Distomum globiporum Rud.
Gyrodactylus elegans v Nordm.
| Diplozoon paradoxum v Nordm.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Ichthyonema sanguineum Rud.
| Echinorhynchus globulosus Rud.
Distomum globiporum Rud.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Distomum globiporum Rud.
Dactylogyrus sp.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Filaria conoura v Linstow.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Dactylogyrus sp.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Intest.
)
Intest.
Branchiae.
Intest.
"
Iutest.
»
Branchiae.
Intest.
Intest.
Oculus.
Intest.
Branchiae.
”
Intest.
Abdomen.
Intest.
n
Intest.
»
Intest.
»
Branchiae.
Intest.
Intest.
Intest.
Branchiae.
Iutest.
96
Das Rothauge (Scardinius ery-
thropthalmus Bonap.)
Die Plötze (Leueiscus Rutilus
Kord.)
Der Diebling (Squalius dobula
Heck.)
Der Häsling (Squalius lepusculus
Heck.)
Der Hecht (Esox lucius L.)
Der Wels (Silurus glanis L.)
Die Aalrute (Lota vulgaris Cuv.)
Der Aal (Anguilla fluviatilis Ag.)
Echinorhynchus globulosus Rud.
Dactylogyrus sp.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Distomum globiporum Rud.
Ascaris dentata Rud.
Ichthyonema ovatum Dies.
Filaria Hellichi n. sp.
Echinorhynehus globulosus Rud.
Distomum globiporum Rud.
Caryophyllaeus mutabilis Rud.
Filaria conoura v Linst.
Eehinorhynchus globulosus Rud.
Distomum globiporum Rud.
Ichthyotaenia torrulosa Batsch.
Caryophyllaeus mutabilis Rud,
Ascaris cristata v Linstow.
Cuculanus elegans Zed.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Distomum tereticolle Rud.
Triaenophorus nodulosus Rud.
Echinorhynehus globulosus Rud.
Echinorhynchus globulosus Rud.
Cuculanus elegans Zed.
Filaria conoura v Linstow.
‚ Echinorhynchus globulosus Rud.
| Bothriocephalus elaviceps Rud.
Intest.
Branchiae.
Intest.
Intest,
Intest.
Abdom.
Intest.
”
n
„
Intest.
Intest.
”
”
Ventrie.
Intest.
Intest.
Intest.
Intest.
»
”
”
In der folgenden Artenbeschreibung sind die wichtigsten Merkmale berück-
sichtigt und durch die, theils nach meinen Skizzen, theils nach anderen Arbeiten
verfertigten Abbildungen ergänzt. Dies wird am besten derjenige zu würdigen wissen,
der es nach den älteren Schriften von Diesing und Rudolphi oder nach der so
zerstreuten und schwer zugänglichen Literatur die Helminthen zu bestimmen
versucht hat.
I. Nematodes (Spulwürmer).
1. Ascaris eristata v. Linstow
(Fig. 50.)
16.*) p. 148—155. Taf. VL, 23. p. 44.. 36 p. 49. Nro LX.
Das erwachsene Weibchen erreicht eine Länge von 50 mm, das Männchen
32 mm. Geschlechtlich nicht reife Würmer können eine Länge blos von 6 mm
besitzen. (2 Exempl. des ersten Da-
tums.) Breite bis 3 mm. Lippen ohne
Zahnleisten mit Aurikeln und Zwi-
schenlippen. Oberlippe mit einer
Pulpa, die 2 Papillen trägt und fast
parallel mit dem Rande verlauft. Die
grösste Breite der Oberlippe verhält
sich zuihrer Länge wie 1'/, : 1. Unter-
lippen unsymmetrisch. Die Seiten-
membranen verlaufen der ganzen
Körperlänge nach. Der rund abge-
stumpfte Darm übergeht in das be-
deutend dünnere Rectum, in welches
drei unsere Art gut charakterisierende
Drüsen endigen.
Zweimal im Hechte. (2. III.
Fig. 50. a Ascaris cristata v. Linstow. a Die
Oberlippe. 5b Das Hinterende (nach Linstow)
120mal vergr.
4 Ex. u. 3. IV. 5 Ex. 1898.) Im Hechte leben noch zwei Ascaris-Arten, nämlich
A. acus und A. mucronata, welche in den Fischen der Skupice bis jetzt nicht ge-
funden wurden.
2. Ascaris dentata Bud.
(Fig. 51.)
3. T. V. f. 1—4., 8. II. p. 165, 166. 10. p. 185, 27. p. 45 et 281. 28 II.
p. 160. 36. p. 85 Nro. CLXXXIV.
Ein Weibchen im Diebling gefunden (3. IV. 1898.).
*) Die fettgedruckten Nummern beziehen sich zu dem Litteraturverzeichnisse weiter unten.
7
98
Lippen ohne Zahnleisten mit Aurikeln und Zwischenlippen. Die Oberlippe
besitzt einen breiten Löffel. Die Pulpa trägt an ihrer grössten breite zwei Papillen;
sie geht vorne in ein vierspitziges Krönchen über, aus welchem die starken Lobuli
auslaufen. Die Unterlippen unsymmetrich.
Vulva 1 mm vom Kopfende entfernt.
Ich besitze nur die vordere Hälfte
des Wurmes. Die Beschreibungen dieser
Art von Rudolphi (28. II. 160, 27. 45 et
281.), Diesing (8. I. 165, 166.) und
Dujardin (10. 185.) sind so unvollständig
und mangelhaft, dass sich darnach nicht
mit absoluter Sicherheit an die Identität
mit der Species Rudolphi's schliessen
lässt. Doch zwingt mich hauptsächlich der
Umstand, weil ich nur eine Hälfte des
Spulwurmes besitze, den für eine Ascaris aus dem Diebling bereits bestehenden
Namen beizubehalten. Ich hoffe, dass es während den künftigen Arbeiten an der
zoologischen Station gelingen wird genügendes Material zu sammeln, wodurch die
Möglichkeit, die Beschreibung zu ergänzen, sich bieten wird.
Fig. 51.
Oberlippe von A. dentata. 350mal vergr.
3. Filaria eonoura v. Linstow.
(Fig. 52.)
17. p. 242—243. Fig. 16., 35 p. 44. Nro. 63.
Dieser Schmarotzer wurde von Linstow ausschliesslich in dem Aale ge-
sammelt. In Podiebrad wurde im Aale nur ein Weibchen (8. V. 1900) ertappt, da-
gegen wurden drei neue Wirte entdeckt, nämlich der Barsch (19. VII. 1899
2 & 2 2) der Schied (10. XI. 1900 4 Ex.) und der Häsling (26. VIII. 1898,
21. IV. 1900, 23. III. 1900.)
Um den Mund herum stehen seitlich zwei Lippen, die nicht bis zum Vorder-
rande reichen. Vorne sind zwei kleine kegelförmige Zapfen (Papillen ?) sichtbar. Zwei
ähnliche sind mehr nach hinten in den Mundbecher verschoben. Die Seiten-
membranen beginnen am Kopfe und gehen allmälich hinter der Endblase des
Oesophagus in die Cutis über.
Das Männchen misst 9:9 mm, das Weibchen $5—11'5 mm. Breite 0'2 mm.
f: Zwei ungleiche Spicula, 5 prae-, 6 postanale Papillen. Die Papillen 3 und 4
(vom Schwanzende gerechnet) sind zu den Seiten verschoben, die übrigen
an konischen Pulpen.
9: Vulva (Geschlechtsöffnung) liegt 3:2 mm vom Hinterende entfernt. Eier mit
einer recht dünnen Schale, sind fast kugelig, 0:07 X 0:06 mm gross.
99
4. Filaria Hellichi n. sp.
(Fig. 53.)
In dem Diebling (2. V. 1897. 5 9, 3. IV. 1898. 1 9, 21. III. 1900. 1 9)
und in der Barbe (15. XII. 1900. viele noch nicht geschlechtsreife Q, und 5. VII.
1901. auch einige 5).
aßase
EN ISSN SENSE
[Il
N
NH)
Fig. 52. Filaria conoura v. Linstow. a Weibchen. 10mal vergr. 5 Schwanzende des Männchens
(nach Linstow.) ce Kopfende. 500mal vergr.
Benannt zu Ehren des Apothekers Herrn J. Hellich aus Podebrad, der sich
um die wissenschaftliche Durchforschung der Podiebrader Gegend grosse Verdienste
erworben hat. Diese Art steht der Filaria conoura Linst. nahe.
J: Körperlänge 7:6 mm, Breite 0:15 mm. Das Schwanzende (Fig. 53 c) trägt
13 Papillen, 8 prae-, 5 postanale, alle mit starken, stumpf konischen Pulpen. Von
[rioj
100
den letzten steht die fünfte einsam, die übrigen vier sind dicht an einander
gedrückt. Die Intervalen der praeanalen Papillen sind fast gleich, nur die letzte
Fig. 53. Filaria Hellichi, Srämek. «a Weibchen, 10mal vergr. 5 Kopfende. c Schwanzende des
Männchens. 120mal vergr.
ist wieder etwas weiter gestellt. Die 2 gleich lange Spieula messen 0:59 mm in
der Länge, wobei sie an ihrer Basis 0'02 mm breit sind. Sie sind verwachsen und
die Spitzen sind noch mit einer Membran verbunden. Die 0:17 mm lange und
0:05 mm breite Scheide ist mit einem starken Zahn bewaffnet.
@: (Fig. 53a db.) Körperlänge 13—15'5 mm, Breite 0 25—0'35 mm. Auf die
Mundöffnung folgt ein trichterförmiges Vestibulum von 0'025 mm Länge und 001 mm
Breite, in welchem 4 kegelartige Zapfen (vielleicht Papillen?), in einem Quadrate
stehend, sichtbar sind. Die Seitenmembranen sind nicht vorhanden. Der in vorderer
Hälfte sehr dünne Oesophagus nimnt in seinem Verlaufe so gewaltig an Breite zu,
dass er am Ende das ganze Lumen «des Körpers einnimmt. Das Leibesende ver-
schmälert sich allmälich in eine stumpfe Spitze, ist aber viel dicker als das Kopf-
ende. Die Vulva, die nur eine unbedeutende Erhöhung bildet, liegt in der Mitte
des Leibes. Eier länglich oval, 0'034 mm lang und 0'017 mm breit, mit einer
0'002 mm dicken Schale
101
5. Cuculanus elegans Zed.
(Fig. 54 a—d.)
Synon. Ascaris velocissima Dies (Embryo) C. truncatus Rud. C. Lucioperceae
Goeze, C. Percae Goeze, C. armatus, coronatus, papillosus Zed.
11. p. 130. Taf. IX. a Fig. 1—2; Taf. IX. B. Fig. a, B, 4-9; p. 132
Taf. IX. A. Fig. 3; 28. II. p. 102, 107, 108, 113. Taf. II. 1—3, 5—7; 27. p. 19
a d
Fig. 54. Cuculanus elegans. a Männchen. 50mal vergr. 5 Mundbecher von der Seite. 350mal
vergr. c Schwanzende vom Männchen. 380 vergr. d Schwanzende vom Weibchen
et 230. 3. Taf. II. 10—14, 10. p. 247. 8. p. 238—239; 13. II. p. 109— 112:
Fig. 31, 73, 82—84; 30 p. 111. Taf. IV. Fig. 6-7; 6. p. 103-112 Taf. V.,
17. p. 239; 40. p. 78—80; 23. p. 52.
Cueulanus ist in Podiebrad im Vergleiche mit anderen Localitäten ein ziemlich
seltener Parasit. Bis jetzt wurde sein Vorkommen: im Barsche (27.1. 1900. 7 Stück):
im Hechte (4. IX. 1897) und im Aale (8. V. 1900 1 Ex., 18. VII. 1900) festgestellt).
Diese Gattung ist auf den ersten Blick nach der eigenthümlichen Chitinmundkapsel
zu erkennen. (Fig. 54 db.) Dieselbe ist innen mit verdickten Rippen versehen,
aussen sitzen an ihren Seiten zwei dreispitzige Gabeln. Bei unserer Art sind
die Spitzen tief eingeschnitten, fast gleich lang und leicht nach innen gebogen.
Körperlänge beim 5 S mm, Q@ 13 mm, Breite 06 mm. Die Farbe der lebenden
Würmer gewöhnlich roth.
cd: (Fig. 54a.) Zwei gleiche Spicula, 12 Papillen, von denen 7 prae- und
5 postanal sind. Erste Papille ohne, die anderen mit Pulpen, Papillen 4—7 stehen
nahe bei einander um den After, zwischen Papillen 7 und 8, dann 10 und 12 grössere
Intervalle als zwischen den übrigen.
Q . Vulva 7 mm vom Kopfende. Das Schwanzende (Fig. 54 d) lauft in drei
stumpfe Kegelzapfen aus.
6. Ichthyonema sanguineum Rud. (v Linstow. det.)
(Fig. 55 a—b.)
Syn.: Filaria sanguinea Rud.
27..p. Het 2. DT. Rie.21., 31029. 61.:8..11° p2.280. 219 17a
p. 122—134. Taf. IV. Fig. 1—9; 23. p. 49.
Aus der Leibeshöhle der Zährte ein noch nicht geschlechtsreifes Weibchen.
(Abramis vimba Cuv. 28. I. 1901.) Bis jetzt wurde diese Nematodenart nur aus
Carassius vulgaris, Leueiscus rutilus, Abramis brama und Galaxias seriba ange-
führt, so dass Abramis vimba als neu in die Zahl der Wirte einzureihen ist.
Unser Exemplar beträgt eine Länge von 244 mm und ist 0:37 mm breit.
Der Darm ist nur von Zellen gebildet, hat also keine Muskeln. Genitalöffnung
fehlt, so wie auch der After. Die
Farbe des lebenden Exemplares
war blutroth. Der Kopf trägt vier
kugelförmige Anschwellungen (nur
im Leben bei auffallendem Lichte
gut sichtbar), in welche sich der
kurze Oesophagus ausbreitet. Das
Hinterende mit zwei kegelartigen a
u : : Fig. 55. Ichthyonema sanguineum Rud. a Kopfende, 175mal
Auswüchsen an beiden Seiten. vergr. 5 Hinterende (nachLinstow). 175mal vergr.
(Fig. 55 b.)
Von Linstow erwähnt, dass die erwachsenen Weibchen, die mit Embryonen
gefüllt sind, sich mit dem Vordertheile an die Aussenwand des Darmes in der Leibes-
höhle befestigen, was wahrscheinlich vor dem Absterben geschieht, denn dann ist
den Embryonen möglich die Haut der Mutter leichter zu sprengen und heraus-
zuschlüpfen. — Dasselbe konnte auch ich bei meinem Exemplare beobachten. Bei
der Befestigung scheint der breite Oesophagus als Saugnapf zu fungiren, denn er
wurde bei dem Lospraepariren des Wurmes mit der inneren Seite herausgezogen,
so fest hielt sich der noch lebende Wurm angesaugt.
Die nur 2:3 mm langen Männchen fanden wir bisjetzt in den Fischen der
Elbe nicht.
7. Ichthyonema ovatum Dies.
Syn: Agamonema ovatum Dies, Gordius Goeze, Ascaris u. Filaria gobionis
Gmel u. Schrank, Filaria ovata Zed.
Liter. 11. p. 126. T. VIII. Fig. 1—3.; 28. II. p: :60.; 27.,p. 5.800213,
10. p. 61., 8. II. 117—118. 18. p. 333— 334.
Aus der Leibeshöhle des Döblings (1. V. 1897, 21. III. 1900). Unterscheidet
sich von der vorigen nur durch die gelblich weisse Farbe und viel bedeutendere
Grösse. Das erwachsene Weibchen hat eine Länge bis 125 mm (18. p. 333.).
Unsere beide Exemplare sind nicht erwachsen, sie messen etwa 40 mm in der
Länge und etwa 1 mm in der Breite,
co unbekannt.
II. Acanthocephali (Kratzer).
8. Echinorhynehus globulosus Rud.
(Fig. 56 und 57.)
Syn: E. anguillae Müll.
Liter.: 24. II. p. 38. Taf. LXIX. Fig. 4—6.; 7. p. 29.; 10. p. 532.; 8. II.
P92989238 p2 55, 1102 T. 1, Fig, 2.
Fig. 56. Echinorhynchus globulosus Rud. a Weibchen mit anhaftender Bursa des Männchens.
5mal vergr. 5 Hinterende des Weibchens mit der männl. Bursa 40mal vergr. ce Männchen. 8mal
vergr. d Rüssel. e Uterusglocke. (Is Ligament s. Seitenrand vo Eier, vs Stützzellen 500mal vergr.)
\
104
Echinorhynchus globulosus Rud. ist der am häufigsten vorkommende Schma -
rotzer der Podiebrader Fische.
Der Rüssel hat eine stumpf keulenförmige Gestalt und trägt 11 Querreihen
von Hacken, zu 6 in jeder Reihe, manchmal noch einige Hacken der 12ten Reihe.
Die Hacken sind nach drei Typen gebaut, welche allmälich ineinander übergehen.
Die erste Reihe enthält Hacken, die nur wenig gebogen
sind und eine breite Basis zeigen. Die folgenden Reihen
sind durch längere und mehr gebogene Hacken mit einer
in zwei Lappen getheilten Basis ausgezeichnet. Von der
neunten Reihe an verschmälert sich die Basis und die
Hacken nehmen an Grösse ab, so dass wir in der letzten
Reihe geringe und unregelmässig gebogene Hacken finden,
deren Basis zu einem kleinen Höcker verkrüppelt ist.
Die Länge des Rüssels 0:78, die Breite 04 mm,
dieLänge der grössten Hacken 018 mm (in der 5. Reihe).
Lemoisken kurz.
J': Hoden oval. Bursa mit einem fleischigen Rande.
9: Die Uterusglocke ist der des Ech. angustatus
sehr ähnlich. (Siehe Fig. 56 e.)
Dieser Kratzer wurde fast in allen bis jetzt unter-
suchten Fischarten aufgefunden. Einige von ihnen sind als
neue Wirte zu bezeichnen. Es sind: der Barsch, die Kar- Fig. 57. Ein Stückchen des
. N Darmes der Barbe mit an-
ausche, der Blei, das Rothauge, der Häsling und der Hecht. haftenden raten Her
Eine andere Art von Kratzern kommt in den Fischen norhynehus globulosus
der Skupice, so wie auch in den Fischen aus der Elbe Rud.) In nat.Grösse.
der Umgegend von Podiebrad nicht vor.
Um zu zeigen, in wie grosser Anzahl dieser Wurm hier verbreitet ist, führe
ich nur ein Beispiel an, nämlich einen 19 cm langen Kaulbarsch, der 54 Stücke
dieses Kratzers beherbergte (3. IV. 1893.).
Ich muss zu Ende noch eine eigenthümliche Beobachtung kurz besprechen:
In dem Materiale fand man hie und da ein Weibchen, das an seinem Schwanzende
die festhaftende Glocke (Bursa) des Männchens trug. (Fig. 56 a, db.) 25. III. 1897
in einem Barsche, 1. V. 1897 und 3. IV, 1898 in dem Kaulbarsche, 18. V. 1898.
zwei aus dem Blei. Mann kann diese Erscheinung so erklären, dass die Männchen
nach der Beendigung der Paarung ihre Bursa selbst abwerfen, oder — und das
scheint mir natürlicher zu sein — wurde dieses Organ durelı mechanischen Druck
bei dem Abstreifen des Darminhaltes abgerissen, und zwar von einem Männchen,
das sich eben in der Paarung befand Bei dieser Deutung sind dann die ange-
führten Data — da sie die Zeit der Paarung angeben — von gewissem Werthe.
Du =
Il. Trematodes (Saugwürmer).
9. Distomum tereticolle Rud.
(Fig. 58 und 59.)
Syn.: Faseiola Lueii Müll., F. longicollis Bloch, F. Tereticollis Rud, Pla-
naria Lucii Goeze, Distoma Lucii Zed.
Lit.: 24. I. p. 33. Taf. XXX. F. 7.; 11. p. 172. Taf. XIV. F. 3, ; 28. 2. p. 380.;
27. p. 102 et 386. Taf. 1. F. d.; 3. Taf. IX. F. 5--6.; 10. p- 419.; 8. p. 358.;
And 490,522. 518. TatıT. Bie. 1 3 T I. Fig. 53-63, T. IV.
Eis. 64-71, T. IV. Fig. 121.; 23. p. 30.; 32. p. 15.; 33. p. 23.
Aus dem Hechte. Ist der grösste Tre-
matode unserer Fische. Er erreicht eine
Länge über 4 cm, wobei die grösste Breite
2 bis 3 mm misst. Die Farbe im Leben
röthlichweiss. Der Mundsaugnapf grösser als
der Bauchsaugnapf. Auf «den Mundsaugnapf
folgt der stark lichtbrechende, musculöse
Pharynx, der eine kurz eylindrische Form
zeigt; weiter verlauft ein kurzer und starker
Oesophagus, welcher dann in die zwei
Darmschenkel übergeht, die sich nicht gleich
nach unten biegen, wie es gewöhnlich der
Fall ist, sondern sie verlaufen zuerst hori-
zontal oder auch etwas schräg nach vorne,
dann biegen sie sich in einem fast rechten
Winkel um, und reichen an den. Seiten
herunterführend bis fast zu dein Hinterende.
Die sehr kleine Genitalöffnung mündet vor
dem Bauchsaugnapfe. Die kleinen, - fast
kugeligen Hoden liegen hintereinander in der Mittellin’e. Der Uterus verlauft in
bandförmigen Schlingen. Das Ovarium, ein wenig kleiner als die Hoden, liegt vor
denselben. Die Eier messen 0:03 X 0:01 mm.
Wenn wir das lebende Thier mit schwacher Vergrösserung; betrachten, sehen
wir oft, wie es bei den raschen Bewegungen die Haut an den Seiten in eine breite
Fig. 58. Geöfineter Magen des Hechtes
mjt Distomum tereticole. Nat. Grösse.
106
flossenartige Randkante ausbreitet, was schon den älteren Autoren aufgefallen ist
und sie zu der Meinung verführte, es wäre eine von der Haut differenzirte Flosse.
Dass dies falsch ist, hat Loos in seinem vorzüglichen Werke (22) nachgewiesen.
D. tereticolle bewohnt hauptsächlich den vorderen
Theil der Speiseröhre und den Magen, wovon es nach
dem Absterben seines Wirtes oft durch den Schlund
herauskriecht und so in die Mund- oder auch
Kiemenhöhle gelangt, so dass wir bei manchen
Autoren die Kiemenhöhle als den Aufenthaltsort
dieses Schmarotzers angegeben finden. Dieses Über-
siedeln beobachtete ich an 2 Exemplaren, die ich,
das eine im Munde, das andere an den Kiemen
eines Hechtes gefunden, der etwa 3 Stunden nach
seiner Tödtung untersucht wurde.
In den Hechten von Podiebrad ist dieser
Parasite ungemein häufig. Die Hälfte der unter-
suchten Hechte lieferte das D. tereticolle in 1 bis
41 Exemplaren. (Ein weiblicher Hecht 57 cm lang
3. IV. 98.)
10. Distomum nodulosum. Zed.
(Fig. 60.)
Syn.: Fasciola luciopercae Müll., F.
vernuae Müll., Distoma Luciopereae Zed.
Liter.: 24.1. p. 32. Taf. XXX. Fig. 2, 3.; 28.
P: 41033727. 3p. 113.53: TaroXE re Bez
p.380:5 20. Bd. 39. 1.029873. pH arara
A Dt p. 41. Taf. X. F.10.; 22. p. 33—41. T. I. F.8—10.,
Fig 59. Distomum tereticole Rud. T. V. Fig. 92—9.; 33. p. 18.; 23. p. 2
nach v. Beneden pp. Mundsaugnapf, ; i ‚
zp. Bauchsaugnapf. b Pharynx. zr. Länge 1—3 mm. Saugnäpfe fast gleich. Herum
Darm-Schenkel. ov. Ovarium z’. den Mundsaugnapf stehe 6 konische Lappen (noduli).
Dotterstöcke. z. Uterus. v. Hoden Mer Mund liegt an der Bauchseite. Pharynx misst
!/, des Mundsaugnapfes; beiderseits neben ihm sind
kleine Pigmentpünktchen angehäuft. Reste der Cercarienaugen.) Der Oesophagus
ist in der Nähe des Bauchsaugnapfes in zwei Darmäste gespalten, welche fast
bis zum Ende des Körpers reichen. Die Hoden sind oval und ziemlich gross:
0'4 in der Länge, 0:33 mm in der Breite. Ich gab hier die Masse der Hoden aus
dem Grunde an, weil Loos in seiner Arbeit (22.) bei dieser Species die Hoden
klein zeichnet, wobei er bemerkt, dass sich dieselben im Verlaufe der Reifung
der Grösse nach nicht ändern. Diese Angabe kann ich nicht bestätigen, denn ich
besitze ein zahlreiches Material von dem genannten Saugwurm (aus dem Barsche
27. I. 1900) und zwar in einem Alter, wo der Uterus noch unentwickelt, die
Percae
107
männlichen Organe dagegen an der Höhe der Entwickelung stehen; Loos war ein
solches Stadium, wie er selbst bemerkt, nicht zu Gesichte gekommen. Von solchen
Exemplaren wurden die angegebenen Maase entnommen. Doch
habe ich auch die mit Eier gefüllten Individuen in dieser Hin-
sich tuntersucht und mich überzeugt, dass bei solchen die Hoden
viel kleiner sind und dann mit der Zeichnung Loos’ überein-
stimmen. Daraus kann man also schliessen, dass die Hoden,
nachdem sie ihren Inhalt entleeren, degeneriren und an Grösse
abnehmen. Das Ovarium liegt quer hinter dem Bauchsaugnapfe
und bildet einen länglichen Sack. Die Dottersäck» bilden an
den Seiten reichlich verästelte Stämme. Der Uterus ist ein
sehr ‚breiter Sack, der mit Eiern gefüllt alle Organe vollständig
zurückdrängt.
D. nodulosum lebt in barschartigen Fischen. Es wurde
in Podiebrad im Barsche (2. III. 1898. 14 Ex., 23. IV. 1898,.,
12 Ex. und 27. I. 1900 eine ungemein grosse Zahl, über 200
Exemplare) und im Kaulbarsche gefunden. (1. V. 1897.)
11. Distomum globiporum Rud.
(Fig. 61.)
Syn.: Fasciola bramae Müll.
Lit.: 24. I. p. 33. Taf. XXX. F. 6.; 28. II. p. 364.; 27.
Fig. 60. Distomum p. 96.; 5. p. 187. T. U.; 31. p. 217. T. VII; 10. p. 417.; 8.
nodulosum, Zed. I. p. 341.; 40. p. 44.; 33. p. 29.; 23. p. 28.
u rer, Die Länge 2:5—3’5 mm, Breite 0:75 mm. Der Bauch
saugnapf zweimal so gross wie der Mundsaugnapf. Der runde Pharynx übergeht in
einen langen schmalen Oesophagus, der dicht bei dem Bauchsaugnapfe in die
Darmäste sich theilt, die selben reichen nicht bis an das Ende des Leibes. Die
Hoden sind lappenförmig, der obere ist ein wenig zur Linken verstellt, der untere
liest in der Mitte oder etwas rechts. Das Ovarium liegt zwischen den Hoden und
ist in der Regel an den unteren dicht angedrückt, so dass es in den Praeparaten
schwer sichtbar ist. Echter Cirrusbeutel, stark musculös, scheint unter dem Bauch-
saugnapfe durch und misst 0'6 X 0'2 mm. Penis protraktil, fleischig. Loos lässt
die Frage des protraktilen Penis, des wenigen Materiales wegen, unbeantwortet.
Ich habe das Ausstülpen des Penis an lebenden Thieren mehrmals gesehen und
habe eine grössere Zahl von conservirten Distomen mit ausgestrecktem Penis, die
ohne allem Drucke getödtet wurden.
| Uterus verlauft in zahlreichen Schlingen, ist immer schlauchartig, nicht wie
bei voriger Art sackförmig. Die Dottersäcke sind in dem vorderen und hintere
Theile auffallend stark entwickelt und mehr zur Rückenseite verschoben. Nach der
Meinung Loos’ strecken sich die Dotterstöcke durch die ganze Körperlänge
aus, welche Ansicht mir zwar sehr wahrscheinlich vorkommt, ‘doch kann ich
108
sie nicht bestätigen, denn ich finde bei meinen Exemplaren die Dotterstöcke haupt-
sächlich inı Vorderende angehäuft, weniger schon am Hinterende, in der Mitte konnte
ich aber bei der grössten Aufinerksamkeit nicht eine Spur
von denselben nachweisen. Eben so wenig kann ich vier
Gruppen, wie sie v. Siebold gesehen, unterscheiden. Die
grösse der Eier 3:08 X 0:05 mm. Diese Masse sind von
Exemplaren von 3 mm Grösse entnommen, und weichen
ein wenig von den Loos’schen (0'076 X 0:06 mm) ab.
D. globiporum wurde in Podiebrad in dem Döbling
(3. IV. 1898 — 22 Stücke, 1. V. 1897 — 53 Exempl.) dem
Brachsen (22. IV. 1899, 2. III. 1898) der Zährte (3. IV.
1898, 21. IV. 1900), der Blicke (8. V. 1900, 21. II.
1900), der Plötze (26. II. 1899, 19. VII. 1899) und in
dem Häsling (21. III. 1900, 22. III. 1900 und in zwei
Exemplaren von 21. IV. 1900) gefunden.
12. Distomum retroconstrietum, nom. emend.
(Fig. 62.)
Fig. 61. Distomum globi-
Syn.: Monostomum constrietum Dies. porum, Rud. 350mal vergr.
Lit.: 9. p. 62. Taf. II. Fig. 3—5.
In 1 Exemplare im Auge des Blei (28. I. 1901) gefunden. Diesing, der
diese Species zuerst beschrieben hat, stellte sie zu der Gattung Monostomum und
zeichnet auch nur den Mundsaugnapf. Seine Zeichnungen sind nach einem lebenden
Individuum entworfen, wo der Bauchsaugnapf in der Wirklichkeit schwer sichtbar
ist; dagegen werden seine Umrisse nach der Färbung (Pierocarnın) so scharf abge-
grenzt, dass dann in den Praeparaten der Bauchsaugnapf viel besser differenzirt
erscheint als der zweimal so grosse Mundsaugnapf. Auch dieser ist in der Abbil-
dung Diesing’s nicht der Wirklichkeit entsprechend gezeichnet, denn es wurde
vermuthlich nur das innere Lumen berücksichtigt, der strahlenförmige Muskelring
ist aber dem Zeichner entgangen. Dass es sich in unserem Falle dennoch um die
Diesing’sche Species handelt, beweist die charakteristische Körperform, die am Ende
mit einer tiefen Einschnürung versehen ist, so dass sich der Hintertheil von dem
Vordertheile deutlich abtrennt. Unser Exemplar ist ein vollständig junges Individuum
und ich kann von seiner inneren Organisation keine bedeutendere Anmerkungen
zufügen. Indem es mir jetzt gelungen ist, die Angehörigkeit dieser Species zu der
Gattung Distomum festzustellen, sollte dieselbe den Namen Distomum constrietum
Diesing tragen, was aber nicht zulässig ist, da in dieser Gattung der Speciesnamen,
constrietum bereits zweımal vergeben ist. (D. constrictum Mehlis | 1846] aus Somateria
mollissima und D. constrietum Leared [1861] aus Chelone mydas (Vergleiche 14.
pag. X.) weshalb ich den Namen retroconstrietum vorgeschlagen habe. Die Merk-
male, die ich feststellen konnte, sind: die Grösse beträst 0'28 mm in der Länge,
02 mm in der Breite im Stillstande, bei der Bewegung verlängert sich der
109
Körper in einer wunderbaren Weise, so dass es der Diesingschen Figur ganz
entspricht. Diesing besass erwachsene Exemplare und gibt ihre Grösse °/,‘“
(=1'3S mm) in der Länge an. Der Mundsaugnapf ist fast
zweimal so gross wie der Bauchsaugnapf; sie liegen beide
ziemlich nahe bei einander. Die Speiseröhre war an dem
lebenden Thiere nur an den Seiten in der Gegend des
Mundsaugnapfes zu sehen, im Praeparate. ragte dagegen
der über demselben liegende, geschlingelte Anfang deutlich
hervor. An dem Hinterleibende war im Leben ein ziemlich
grosses Excretionsgefäss sichtbar, das 2 sehr starke Äste
nach vorne aussendet. Das Innere des Leibes ist mit
zahlreichen Fetttropfen gefüllt.
13. Diplozoon paradoxum v. Nordm.
Fig.62. D. retroconstri :
ae ale)
Lit.: 25. I. 56. T. V. .F. 1—6.; 31. p 105.; 10. p.
315, 316.; 8. I. p. 422, 423; 1. p. 38. Taf. IV.; 23. p. 18. Diporpa Dujardini
(Larve); 10. p. 316, Taf. VII. F. c.; 8. I. p. 420.
Dieser interessante Trematode wird in Podiebrad ziemlich häufig an den
Kiemen der Bleie gesammelt (19. V. 1898 zwei Fische je mit 1 Ex., 20. XI.
1898, 16 Exemp., 8. VI. 1900, 1 Exemp., 28. I. 1901. Zwei Fische mit 7 und 5
Exemplaren.)
Die entwickelte Form ist gekreuzt und zwar dadurch, dass sich zwei Indivi-
duen aneinander mit dem kleinen Bıuchsaugnapfe — mit dem ein kleines Höcker-
chen an der Rückenseite des anderen Indi-
viduum correspondirt — festsaugen. Jedes
Einzelnthier ist am Vordertheile mit zwei
kleinen Saugnäpfen, die nebeneinander stehen,
versehen. Zwischen denselben erstreckt sich
der Oesophagus, welcher ober den Saugnäpfen
mit einem trichterförmigen Munde endet, unter
ihnen aber in einen fleischigen Bulbus ansch-
willt. Der darauf folgende Darm besteht aus
einer reichlich verästelten Röhre, die den
ganzen Körper des Individuum durchschreitet.
Die zweite Hälfte eines jeden Einzelnthieres
ist geringer abgeplattet als die vordere und
trägt am Ende zwei Haft-Schnallen, welche
aus 4 Paaren musculösen, mit je einem
Hacken an der Aussenseite versehenen Ring
bestehen. Die Fortpflanzungsorgane sind
derartig vertheilt, dass sich in der vorderen, blattförmig sich ausbreitenden
Hälfte hauptsächlich die Dotterstöcke erstrecken, die Ovarien und die männlichen
Fig. 63. Diplozoon paradoxum von Nordm.
8mal vergrössert.
(Nach dem Leben, ohne Deckglass).
110
Drüsen dagegen nahe des Kreuzungsortes gestellt sind. Die Eier sind mit einem
langen Anhangsfaden ausgerüstet.
Die jungen Einzelnthiere wurden früher unter dem Namen Diporpa be-
schrieben, sie haben die Geschlechtsorgane nicht entwickelt. An der zoologischen
Station sind wir bisjetzt einer Diporpa nicht habhaft geworden.
14. Daetylogyrus malleus v. Linstow.
(Fig. 64.)
Lit.: 20a p. 182. T. XI. F. 12—13.
Das Thier ist 0.5—0'6 mm lang, 012 mm breit. Der Kopf mit 4 beweglichen
Lappen und Ocellen. Die Schwanzscheibe trägt
2 grosse Hacken (a) die sich durch den langen
Vorsatz auszeichnen (0:06 mm lang) und 14
kleine Hacken (d), die einen stark aufgeblasenen
Stiel besitzen und etwa 0:03 mm lang sind.
Das Verbindungsglied ist wenig gebogen, in der
Mitte breiter alsan den Seiten. An der Rücken-
seite liegt das eigenthümliche Chitinstück, das
Linstow als Muskelansatz deutet. (c) Es misst Fig. 64. Dactylogyrus malleus Linst.
0'035 mm, das Verbindungsglied (d) ist etwas nach Linstow.
grösser (0:04 mm).
Diese Species wurde an den Kiemen der Barbe gefunden.
Es wurden noch einige nicht näher bestimmbare Species der Gattung Dacty-
logyrus an den Kiemen der Karausche dem Brachsen, der Blicke, des Gänglinges
und des Rothauges beobachtet.
15. Gyrodaetylus elegans v Nordm.
(Fig. 65.)
ie 255 77.1065 DIXSEH ZI BEE SSHl Ep
p. 63—66, 67, 210. Taf. VII. F. XII.
Ist uns nur an den Kiemen des Blei ziemlich selten begegnet.
Die Körperlänge wie bei der vorigen Art. Kopf trägt nur 2 Lappen
und keine Ocellen. Die zwei grossen Hacken der Schwanzscheibe
missen 0:06 mm in der Länge, und werden vun einem 0.025 mm
breiten Verbindungselied gestützt. Die randständigen kleinen
Hacken, deren die Haftscheibe 16 besitzt, sind 0:03 mm lang.
Gyrodactylus elegans ist lebendig gebärend. Das Mutter-
thier enthält im Inneren ein Tochterthier, welches noch ein Enkel-
und diese wieder noch ein Urenkelthier einschliessen kann. —
Uns kamen die Thiere im Juli zu Gesicht und da konnten
wir nur das Tochterthier, in verschiedenen Entwickelungsstufen
konstatieren. Es war entweder nur als lichtbrechender unregelmäs-
siger Körper sichtbar, oder es war ein entwickeltes Thier, das der Fig. 65. Gyrodaetylus
Mutter ganz ähnlich sah und auch die Hacken bereits besass, sans von Nordm.
E k Be F ’ (nach Wagener), 150mal
das Enkelkind habe ich dennoch in dieser Tochter nicht gesehen. vergrössert.
IV. Cestodes. (Bandwürmer.)
16. Ichthyotaenia torrulosa Batsch.
(Fig. 66.)
Syn.: Taenia orbicularis Schrank, Rhythelminthus Cyprini Zed. Halysis
torrulosa Zed.
Lit.: 10. p. 584.: 8. I. p. 514.; 1. p. 162 u. 371. Taf. XXIL Fig. 1--3.;
40. p. 20.; 12. p. 697. T. XXVIII. Fig. 33—38.
In Podiebrad im Häsling und im Barsche
gefunden. Beide diese Fische sind für unseren
Cestoden neue Wirte und dies ist bei dem letzteren
um so merkwürdiger, als I. torrulosa bis jetzt
aus keinem barschartigen Fische gesammelt wurde,
obzwar schon 9 ihrer Wirte bekannt sind. (12.
p- 697.) Im ganzen enthält das Material der zoolo-
gischen Station 11 Exemplare, die aus zwei Bar-
schen (25. III. 1897 — 3 Stücke, 22. IV. 1899
ein Exemplar) und einem Häsling (22. III. 1900
— 7 kleine Exempl.) stammen.
Die Länge unserer Bandwürmer beträgt
6—53 mm, die grösste Breite 1’5 bis 2 mm. Die
Exemplare aus dem Barsche sind trotz ihrer ge-
ringen Grösse (stark entwickelte Stücke können
bis 600 mm messen) geschlechtsreif, die anderen
nicht. Diese Species ist von der im Barsche oft
vorkommenden I. filicollis Rud. (=I. ocellata
b a
Fig.66. Ichthyotaenia torrulosa Batsch.
a In natürl. Grösse. D Kopf 250mal
vergr.
Rud.) leicht nach der Form der Glieder, die stets mehr breit als lang sind, zu
unterscheiden, denn bei der letztgenannten Art findet man es bei den ältesten
Gliedern umgekehrt, die jüngeren sind aber quadratförmig.
Der Kopf ziemlich gross, rhombisch und trägt 4 flache, deutlich gestreifte
Saugnäpfe 0:03—0:'09 mm im Durchmesser. Rostellum fehlt. Der mittellange Hals
geht allmählig in die Strobila über, deren einzelne Glieder nicht einmal 1 mm
Länge bei 2 mm ihrer grössten Breite erreichen. Sie sind sehr fleischig, mit abge-
112
rundeten Randkannten und mit einander fest verwachsen, so dass sich die reifen
Glieder (wie es auch bei allen anderen Fischtaenien der Fall ist) nicht abtrennen,
sondern bis zum Absterben beisammen halten und immer mit einem schön abge-
rundeten Endgliede die Strobila schliessen. Das Endglied ist in der Mitte durch
eine gut sichtbare Vertiefung, in der der Excrecionsbulbus endet, seicht gespalten,
Die Geschlechtsöffnungen wechseln unregelmässig links und rechts in der Mitte der
Randkannten ab. Die männliche Öffnung mündet getrennt von der weiblichen gleich
unterhalb derselben.
17. Bothriocephalus reetangulus Rud.
(Fig. 67.)
Syn.: Taenia rectangulus Bloch, Taenia sagittiformis Schrank, Rhytis reet-
angulum Zed. Dibothrium rect. Rud.
Lit.: 28. III. p. 49.; 27. p. 138 u. 474.; 3. Taf. XII. F.3-8.; 10. p. 615.;
871.202.5925.39. Tat, XVlISR10.29:
Aus der Speiseröhre der Barbe (15. XII. 1900 — zwei junge Exemplare).
Länge des ganzen Wurmes 18 mm.
Kopf etwas triangulär lanzettförmig mit
zwei tiefen lateralständigen Saugwarzen, welche
fast parallel mit dem Kopfrande verlaufen. Die
Länge des Kopfes beträgt 13 mm, die Breite
0:35 mm bei den in Formol konservirten Exem-
plaren. Im Leben sind die Proportionen, deı
starken Kontractionsfähigkeit wegen, schwankend.
Die Glieder des Leibes sind immer breiter als
lang, gerunzel, oft stark eingeschnürt und messen
die grössten 0:3 mm in der Länge und 0:52 mm
in der Breite. Die Genitalöffnungen, die nach @
Rudolphi in der Mitte der Proglottisfläche aus- Fig. 67. Bothriocephalus reetangulus
münden, konnte ich an meinem konservirten Mate- Rud. a Kopf von oben. b von der
riale nicht auffinden, gleich wie die getrennten aule. SU MELDE e
Öffnungen des Fruchthalters, welche vor den
ersteren liegen sollen. Unsere Exemplare sind noch n’cht mit Eiera gefüllt, so
dass ich auch das Ei, wie es v. Willemoes Suhm (39. Taf. XVII. Fig. 9.) ge-
zeichnet, aus eigener Anschauung nicht kenne.
18. Bothriocephalus elaviceps Rud.
(Fig. 68.)
Syn.: Taenia claviceps Goeze, Rhythelminthus anguillae Zeder, Taenia an-
guillae Müller, Rhytis claviceps Zeder.
Lit.: 11. p. 414. Taf. XXXII. F. 6—8.; 28. III. p. 37.; 27. p. 136 et 472.;
10. p: 618.; 8. I. p. 589—590.; 23. p. 35.
113
Ein 313 mm langes Exemplar in der Speiseröhre eines Aales 19. V. 1898
angetroffen. Die grösste Breite des Thieres beträgt 2 mm. Der Kopf hat die Form
einer sehr abgestumpften Pyramide mit einem verdickten Vorsatze an der oberen
Fläche. Die untere Basis ist 0:55 X 0'27 mm, die obere 0:44 X 0:15 mm gross. Der
Vorsatz ist eine wulstige Ausdehnung, die
über den Rand der oberen Basis überragt. reed
Die Länge des Kopfes beträgt 0:92 mm. Alle y\
diese Masse sind dem konservierten Thiere
entnommen. Die Sauggruben sind vorne tiefer a
als hinten, schmal und lang.
Die Glieder sind immer breiter als
lang, doch sind manchmal zweie von ihnen \-
fest miteinander verwachsen, so dass dann
die Länge des Doppelgliedes seine Breite \
übertrifft. Die Ausmündungen der Uteri ee EIN
sind in der Medianlinie des Gliedes gelegen, Se Geiek IN
aber sehr nahe zu dem Vorderrande des-
selben verschoben. Sie sind mit einem lichten
Höflein umgeben und wechseln nicht ab. Den Fig. 68. Bothriocephalus elaviceps Rud.
anderen Porus für die Vagina und das Vas «= Kopfvon der Seite. b von oben, 350mal
deferens vermuthe ich an der gegenliegenden WSTBLOSBEL.
breiten Fläche des Gliedes gesehen zu haben,
also auf der Rückenseite, wenn wir die erstere als Bauchseite annehmen, und
zwar gerade in der Mitte des Gliedes, doch konnte ich diese meine Annahme mit
absoluter Sicherheit nicht beweisen, weil ich das einzige Exemplar des Schmarotzers
nicht in Schnitte zerlegen durfte, was für diesen Zweck nothwendig gewesen wäre.
19. Triaenophorus nodulus Rud.
(Fig. 69 und 70.)
Syn.: Cysticerus Lucii Zed., C. Gadi Lotae Rud., C. Percae Rud., C.
Salvelini Rud., ©. Salmonum Rud., Taenia nodulosa Pall., Trieuspidaria nodu-
losa Rud.
Lit.: 18. III. p. 241, 237, 238, 240, 32. Taf. IX. FE. 6—-11.; 27. p. 135,
467.; 11. p. 418. Taf. XXXIV. Fig. 3—6.; 4. p. 73.; 3. Taf. XII. Fig. 4—16.;
10. p. 625.; 8. I. p. 604.; 38. p. 95—96. Taf. X. F. 2—4.; 40. p. 29—35. pl. IX.
EA 29 32 peter 23. pr 30:
Der Kopf durch vier dreispitzige, nach unten gekrümmte Hacken ausge-
zeichnet. Der Körper äuserlich ungegliedert, oft aber durch Verziehung der Muskel
tief gerunzelt, manchmal sogar an einigen Stellen so eng kontrahirt, dass da-
zwischen kugelige Anschwellungen (nodulosus) entstehen.
Die Länge unserer Exemplare beträgt 30—120 mm, die Breite 25—4 mm.
Dreierlei Genitalöffnungen: Die Uteri münden in der Mitte der Fläche, die Vaginae
8
114
und die Vasa defferentia mit einander in den Randkanten der Proglotiden. Die Eier
sind 0'07 mm lang und 0:055 mm breit. In einem Hechte (3. IV. 1398) 6 Exempl.
Dieser Schmarotzer scheint in Podiebrad selten vorkommen.
Fig. 70. Kopf von Triaenophorus
nodulosus. 250mal vergr.
Fig. 69. Ein Darmstück des Hechtes mit drei Exemplaren des Triaenophorus nodulosus. Photogr.
in natürl. Grösse.
20. Caryophyllaeus mutabilis Bud.
(Fig. 71.)
Syn.: Taenia laticeps Pall., Fasciolaria fimbriata Goeze, Caryophyllaeus com-
munis Schrank, piscium Gmel, eyprinorum Zed., appendieulatus Ratzel (larva).
Lit.: 11. p. 180. Taf. XV. F. 4—-5.; 28. III. p. 9. Taf. VIII. F. 16—18.;
27. p. 127 —441; 4, p. 69.; 3. T. XI. MR. 18.: 7. p260,; 10, 7.206505 2891
p: 521 518.; 2. p. 324. T. XI. De 15 22726. p: 138. DIVE 140590
bis 41.; 23. p. 32.; 37. p. 1—39. T. I, II. Text. Fig. 1, 2.
115
Ein ungegliederter Bandwurm. Die Genitalorgane wiederholen sich nicht.
Länge 6—25 mm. Der Kopf flach, ist mit einer ausgezeichneten Kontraectilität be-
sabt, so dass er bald in viele Lappen (Nelkenwurm) ausgedehnt, bald eingezogen —
kuselförmig erscheint. Der kurze Hals übergeht in den Kopf so wie in den Rumpf
ganz allmählich, es ist also keine scharfe Abgrenzung vorhan-
den. Der Rumpf ist am Ende breiter. In dem letzten Drittel
liegt in einer kleiner Vertiefung die einzige Genitalöffnung-
Der Innenraum ist mit zahlreichen Hoden und Dottersäcken
gefüllt. Die Exeretionsgefässe leuchten durch die Haut des
lebenden Thieres wie ein lichtes Geflecht hindurch, das, aus
zarten Kanälchen bestehend, in 10 Hauptästen sich vereinigt,
die am Ende des Rumpfes in einer Endblase endigen, die
durch den Exeretionsporus nach aussen mündet.
Der Nelkenwurm ist nach dem Echinorhynchus der
häufigste Helminthe der Podiebrader Fische. Er wurde bis
jetzt in nachstehenden Fischarten gefunden: Tinca vulgaris,
Abramis brama (11mal, darunter zweimal bis 50 Stücke in
einem Fische), Abramidopsis Leuckarti (einmal, 40 Stücke),
Blieca björkna (5mal), Idus melanotus (einmal‘, Scardinius
erythrophtalmus (nur 1 Stück), Squalius cephalus (2mal)
und Squalius lepusculus (Imal gegen 50) Exemplaren).
In der folgenden Tabelle (siehe Seite 116) sind der
leichteren Übersicht wegen die eben besprochenen Helminthen
zusammengestellt. Die römischen Ziffern geben die Monate,
in denen sie gefunden wurden, an. Bei den Nematoden be-
deutet © geschlechtlich unreife Thiere, 5 geschlechtsreife
Männchen, © geschlechtsreife Weibchen, bei den Cestoden
sind geschlechtsreife Thiere durch © gekennzeichnet.
Indem ich noch im kurzen auf die aus der Tabelle
ersichtliche Thatsache aufmerksam mache, dass die Frühjahrs-
Fig. 71. Caryophyllaeus
mutabilis. Rud. (nach v.
Beneden) 6mal vergr.
monate den Eingeweidewürmern überhaupt am meisten günstig sind, die Herbst-
monate viele von ihnen vollständig verschwinden lassen, will ich meinen Aufsatz
beendigen mit der Bemerkung, man solle denselben nur
für ein vorläufiges
Verzeichniss der Helminthenfaune der Fische der Elbe ansehen.
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116
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117
Verzeichniss der wichtigsten Litteratur.
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1, 06 STE
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3. Bremser, Icones Helminthum Systema Rudolphii Entozoologieum illu-
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5. Burmeister, Distomum globiporum Rud., in Arch. für Naturg. Il. 1835.
6. Bütschli, Zur Entwickelungsgeschichte des Cuculanus elegans Zed. Zeitchr.
f. wiss. Zool. XXVI. p. 100.
7. Creplin, Observationes de Entozois, Gryphiswald. 1825.
8. Diesing, Systema Helminthum, Vindob. 1850, 1851.
9. h Neunzehn Arten von Trematoden; Denkschr. d. k. k. Akad.
der Wiss. Wien X. 1855 p. 59—70. 3 Taf.
10. Dwjardin, Histoire naturelle des Helminthes, Paris 1845 et Atlas.
11. Goeze, Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thierischer
Körper, Blankenburg. 1782.
12. Kraemer, Beiträge zur Anat. u. Histol. der Cestoden der Süsswasser-
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13. Leuckart, Die menschlichen Parasiten etc. Leipzig 1863, 1867.
14. von Linstow, Compendium der Helminthologie. Hannover 1878.
15. h Compendium der Helminthologie Nachtrag. Hannover 1889.
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ap 1432 Tat VI.
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18. von Linstow, Helminthologische Untersuchungen. Jahreshefte des Ver.
f. vater]. Naturkunde in Würtemberg 35 Jhg. Stuttgart 1879. p. 313—342. Taf. V.
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118
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39. Schmidt, Beiträge zur Kenntniss der Entwickelung der Geschlechtsorgane
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40. Zschokke, Recherches sur l’organisation et la distribution zool. des vers
parasites d’eau douce. Archiv biolog. V. Gand. 1884. pag. 1. pl. IX, X.
Krustenthiere ((rustacea).
Kiemenfüsser (Branchiopoda.)
Apus productus, L. Kommt, wie schon oben erwähnt, bei Podiebrad vor-
zugsweise am rechten Elbeufer vor. Einige Jahre im April und Mai massenhaft
in den Dreinagegräben. Siehe Seite 77.
Branchipus Grubei, Dybk Bei Podiebrad nur am linken Elbeufer in
den kleinen Tümpeln und Gräben. Siehe Seite 78. Im April und Mai.
Wasserflöhe. (Gladocera.)
Sida erystallina O. F. Müll. (Arch. IX. 2. Fig. 28.) Vom Mai bis
September sehr häufig am Ufer, an den Pflanzenstengeln und an der Unterseite
der Blätter.
Daphnella brachyura, Liev. (Arch IX. 2. Fig. 29.) Sehr häufig in den
Sommermonaten an der Oberfläche und in 1 M. Tiefe.
Daphnia pennata, O. F. Müll. In der Skupice in 1.M. Tiefe vereinzelt, in
Labice und in den Drainage-Gräben sehr häufig.
119
Daphnia longispina, Leyd. (Arch IX. 2. Fig. 30.) In den Sommer-
monaten häufig an der Oberfläche und in 1 M. Tiefe, zuweilen auch am Boden.
Daphnia microcephala, Sars (Fig. 72). Diese Art gehört zu den
kleinsten seiner Gattung, ist nur 0'7’5mm lang. Das Nebenauge ist, wie Sars.
richtig in seiner Diagnose anführt, als ein winziger
Punkt vorhanden, während Hellich dasselbe übersehen
hat. Das Postabdomen mit 7 winzigen Zähnchen.
Diese Art ist im Plankton in 1 m. Tiefe und auch
an der Oberfläche häufig vorhanden, und zwar vom
April bis November. Im September treten die
Männchen auf und die Weibchen fangen an die
Ephippien zu bilden.
Daphnia Kahlbergensis, Schoedl. (Arch.
IX. 2. Fig. 32). Erscheint in der Skupice an der
Oberfläche und in1.M Tiefe nicht in grosser Menge.
Simocephalus vetulus, OÖ. F. M. Sehr
häufig am Ufer in der Skupice, während in den Drai-
nage-Gräben derselbe durch S. exspinosus, Koch
vertreten ist.
Scapholeberis mucronata, OÖ. F. M.
(Arch. IX. 2. Fig. 33). Sehr häufig am Ufer in der
Skupice, Labice, in der Elbe und in den Drainage-
Gräben.
Geriodaphnia pulchella, G. O. S. Im
Juni in grosser Menge im Plankton in lu 2M.
Tiefe, auch am Ufer. Im October auch die Männchen.
.C. retieulata, Jur. in den Drainage-Gräben und yig. 73. Daphnia mierocephala
in der Labice. 5 Sars. Vergr. 80 mal.
Moina micrura, Kurz. (Fig. 73.) Post-
abdomen sehr kurz, mit, 5—6kleinen, zart gefiederten Zähnchen. Der Doppelzahn ziem-
lich lang. Bisher nur bei Kuttenberg und in der „Skupice“ bei Podiebrad gefunden.
Vom Juli bis September an der Oberfläche und in 1 M. Tiefe. Im September
erscheinen auch die Männchen.
Bosmina cornuta, Jur. In den Sommermonaten in grosser Menge an der
Oberfläche und in 1 M. Tiefe. B. longirostris, O.F.M. (Arch. IX. 2. Fig. 34.)
Vereinzelt am Ufer.
Von den Lyncodaphniden ist Macrothrix laticornis Jur. und Ilyoeryptus
sordidus Liev. (Arch. IX. 2. Fig. 35.) häufig am Ufer und am Boden. Streblo-
verus serricaudatus Fisch. wurde einmal bei dem Hochwasser gefischt,
vermuthlich verschleppt.
Eurycercus lamellatus, OÖ. F. M., Acroperus leucocephalus,
Koch, Alona affinis, Leydig sind regelmässig am Ufer vorhanden. Alona
tenuicaudis. Sars, A. lineata, Fisch. A. testudinaria Fisch und A. rostrata
Koch (Arch. IX. 2. Fig. 37.) nur vereinzelt.
120
Pleuroxus truncatus O. F. Müll. Sehr häufig am Ufer, zuweilen
auch im Plankton in 1 M. Tiefe. P. personatus Leyd. trigonellus, ©,
F. Müll. und P. aduncus, Ind. nur vereinzelt.
Chydorussphaericus ©.F. Müll.
Sehr häufig und in grosser Menge am Ufer.
Ch. globosus, Baird, vereinzelt.
Leptodora kindtii Focke (hyalina
Lilj. (Arch. IX. 2. Fig. 40.) Erscheint unre-
gelmässig in der Skupice, bald in grösserer
oder geringerer Menge in 1 M. Tiefe. Im
Jänner 1398 wurden einige Exemplare auch
unter der Eisdecke gefischt.
Ostracoda (Muschelkrebse.)
Notodromasmonacha0.F. Müll.
(Arch. VIIL. 3. Fig. 7.) Häufig in den Drainage-
Gräben.
Candona compressa, Brady
(= pubescens Br. und Norm) (Arch. VIII.
3. Fig. 11.) In der Skupice am Ufer und am
Boden vom April bis Juli. Dieselbe ist
eine Frühjahrsform.
Candona hyalina, Br. & Norm. In Fig. 73. Moina mierura, Kurz. Vergr. 80mal.
der Skupicee am Ufer vom November bis
März ziemlich häufig. Dieselbe ist also eine Winterform. .
Cyclocypris laevis, O. F. Müll. (Arch. VIIL3. Fig. 21., Cypria
ophthalmica, Jur. (Arch VIIL 3. Fig. 19.) und Cypridopsis vidua, O, F.
Müll. (Arch VIII. 3. Fig. 23.) überall in der Skupice, in der Elbe, in den
Drainage-Gräben und in allen
Tar Tümpeln sehr zahlreich.
i Cypris reptans, Baird.
(Arch. VII. 3. Fig. 28.) Sie
kommt fast das ganze Jahr hin-
durch in der Skupice am Ufer
und am Bodem vor, aber niemals
N in grösser Anzahl.
) Cypris pubera, O. FE.
/ Müll, reticulata, Zadd und
7FRERIBERE\ virens, Jur kommen in grosser
: ; Menge in den Drainage- Gräben
Ü) C
BON: AIR A Ar und i " Labice b
Fig. 74. Limnieythere sancti-patricii B. u. nd A der Labice oT 3
Rob. a von der Seite, b von oben. Verg. 55 mal. Limnieythere sancti-
e Furka. Vergr. 300 mal. patricii. Br. & Rob. (Fig. 74.).
121
Ein Weibchen wurde am 4. October 1898 in einer Grundprobe im Sande aus der
Elbe gefunden. Die Schale ist 0°7 mm lang (a 5) weisslich und mit einer feinen
Felderung geziert. Die Furka (c) ist deutlich entwickelt, mit einer stärkeren Borste
am Ende und einer kürzeren am Hinterrande. Das Abdominalende trägt eine Borste,
und am Rücken einige Reihen von kleinen Börstchen.
Diese Art wurde bisher in Grossbritanien, in der Schweiz, im Mondsee
und Wolfgangsee gefunden.
Spaltfüsser (Copepoda).
Kauende Ruderfüsser (Gnathostomata).
Cyelops strenuus Fisch. (Arch. IX. 2 Fig. 44). In der Skupice nicht
häufig in 1 M. Tiefe und am Ufer. Auch in der Elbe, in der Labice und in den
Drainage-Gräben.
Cyelopsinsignis Üls. (Fr. Krust. Fig. 17). Diese Art steht der vorigen
sehr nahe, die ersten Antennen sind aber nur vierzehngliederig. Man findet die
Art nur in den Wintermonaten, in der Skupice haben wir sie im November, December
und Jänner am Ufer gefunden. Hartwig hat eine Zwischenform zwischen €. strenuus
und C. insignis gefunden und hält deshalb C. insignis nur für eine Winterform von
C. strenuus.
Cyelops oithonoides var. hyalina Rehb. (Fig. 20. p. 49.) Betheiligt sich
in der Sku pice an der Zusammensetzung des Planktons. An der Oberfläche und in1M.
Tiefe ist derselbe fast stets, in den Wintermonaten nur in geringer Anzahl, in den
Sommermonaten, im Juli und August in grossen Mengen vorhanden. Im August
sind die Männchen sehr häufig.
Cyelops fuscus Jur. (Fr. Kr. Fig. 11.) albidus Jur. (Arch. IX. 2.
Fig. 45) und C. serrulatus Fisch. (Arch. IX. 2. pag. 59) sind fast das ganze
Jahr hindurch regelmässige Uferbewohner.
CGanthocamptus minutus Cls. Am Grunde, dem Ufer, und auch an der
Oberfläche das ganze Jahr hindurch ziemlich häufig.
Diaptomus gracilis Sars. (Arch. IX. 2. Fig. 76.) In der Skupice das
sanze Jahr hindurch, auch unter dem Eise in 1 M. Tiefe, gelegentlich auch an der
Oberfläche vorhanden. Die grösste Menge desselben erscheint im August und
September.
Diaptomus castor Jar. (Fr. Kr. Fig. 22). Diese grosse Art lebt in
grosser Menge nur in kleinen, im Sommer austrocknenden Tümpeln, in denen auch
Branchipus Grubei und Apus productus vorkommt.
Saugende Ruderfüsser oder Schmarotzerkrebse (Siphonostomata).
Lernaeocera esocina Herm. (Fig. 75). Lebt meistens in der Kiemen-
höhle mit dem Kopfe eingebohrt, wodurch daselbst eine entzündete Wunde erzeugt
122
wird. Wir haben dieselbe im März und August aus den Hechten, die in den Tümpeln
sefischt wurden, bekommen.
Lamproglaena pulchella Nordm. (Fig 76.) Setzt sich an den Kiemen
der Fische fest, wo er direct die Capillaren ansaugt. Im März und April fanden
Fig. 77. Ergasilus Sieboldi Nordm. an
den Kiemen der Schleihe. 10mal vergr.
.&
"x
x
x
&
Ei
wi
Fig. 75. Lernaeocera eso-
eina Herm. 5mal vergr.
ig. 76. Lamproglaena pulchella Nordm. Mit Kiersäkchen.
15mal vergr.
wir junge Exemplare, im Mai bis August mit Eier-
säcken, im November waren die Exemplare wieder
ohne Eiersäcken. Wir fanden diese Art an den
Kiemen des Schieds (Aspius rapax), des Rothau-
ges,' des Dieblings und des Häslings (Squalius
leuciscus).
Ergasilus Sieboldi Nordm. (Fig. 77. u.
78.) Diese zierlichen Schmarotzerkrebse erscheinen
an den Kiemen der Fische als kleine, kreideweisse
Punkte. Sie sitzen mit Vorliebe am Grunde der
Kiemenplätchen. Unter dem Mikroskope sind sie
im Leben schön blau marmoriert. Sie sind blos Fig. 78. Ergasilus Sieboldi Nordm.
Tr a 5 - ® Weibchen mit Eiersäckchen. 60mal
15 mm lang und erscheinen manchmal in grösserer vergr.
= er
» MR
e I da
123
Anzahl. Wir fanden denselben vom December bis Ausust, vom September bis
November wurde die Art gänzlich vermisst. Vom April bis Juli findet man die
Weibchen mit Eiersäcken. Als Wirthe desselben erwiesen sich die folgenden 13
Fischarten: der Barsch, der Kaulbarsch, der Wels, die Karausche, die Schleihe,
der Blei, der Bastard, die Zährte, die Blicke, der Gängling, das Rothauge, (die
Plötze und der Hecht.
Kiemenschwänze (Branchiura).
Argulus foliaceus L. Karpfenlaus. (Arch. IX. 2. Fig. 47.) Auf den
Fischen festsitzend, auch an den Kiemen gelegentlich gefunden. Wird hie und da
auch freischwimmend im Litorale, und zuweilen auch im Plankton angetroffen.
Asseln (Isopoda).
Asellus aquaticus, Geofir. Wasserassel. Das ganze Jahr hindurch am
Ufer gemein. Sie bildet eine wichtige Fischnahrung.
Schalenkrebse (Decapoda).
Astacus fluviatilis L. Den Flusskrebs haben wir bei Podiebrad nur
einmal aus der Elbe bekommen, und zwar haben die Fischer beim Ausheben des
Sandes im August 1900 ein junges Exemplar von 3 cm Länge gefunden.
Spinnenthiere (Arachnoidea).
Von Spinnen sind Argyroneta aquatica L., die ihre Luftsäckchen
am Ufer an die Wasserpflanzen befestist und Tetragnatha extensa F., die
ihre Netze über dem Wasser aufspannt, zu erwähnen.
Von den Bärenthierchen (Tardigrada) ist am Grunde Macrobiotus
macronyx Duj. (Fig. 26. no. 23.) eine häufige Erscheinung. Man findet oft das
Weibchen, die die abgestreifte Haut bis mit 20 Eiern mitschleppt.
Hydrachnidae (Wassermilben) der Umgebung von Podiebrad.
Vom Univ.-Assistenten Karl Thon.
Das Hydrachnidenmaterial aus der Elbebucht „Skupice*, die mir von
Prof. Dr. A. Fri€ und Dr. V. Vävra zur Bearbeitung übergeben wurde, besitzt den-
selben Charakter, wie alle übrigen Tümpel der mittleren Elbegegend, ist aber hier
nur auf die litorale Zone und auf die von üppiger Vegetation bedeckten Buchten
beschränkt.
Die Hydrachnidenfauna ist in allen Elbe-Tümpeln gleich; zuerst im März
und April erscheinen einige zeitlichen Formen der Gattung Curvipes Koenike
(=Piona Koch) und Hydryphantes Koch; im Juli und August erreicht die
Menge ihre höchste Entwicklung. Die Hydrachnidenfauna dieser Lokalitäten ist
124
meistens charakterisirt durch eine bedeutende Menge von Vertretern der Gattung
Arrhenurus Duges mit folgenden Arten: Arr. maximus Piersig, Arr.
trieuspidator Müller, Arr. maculator Müller, Arr. globator Müller,
ferner durch nachstehende Formen: Curv. rotundus Kramer, Curv. longi-
palpis Krend.. Limnesia maculata Müller, Lim. histrionica
Hermann, Brachypoda versicolor Müller, Atax crassipes Müller,
Diplodontus despiciens Müller, Hydrachna globosa de Geer und
in den Sommermonaten durch einige Arten der Gattung Eulais Latr. und
die Form Limnochares aquaticus L. Im Herbst, wenn schon der
grössere Theil der übrigen Formen verschwunden ist, bleiben noch verschiedene
Formen der Gattung Arrenurus'in bedeutenderer Anzahl zurück. Über den
Winter halten sich grösstentheils nur die Nymphen und von erwachsenen Thieren
Arrhenurus globator Müll, Brachypoda versicolor Müll. ®, Atax
crassipes Müll., sowie die in Anodonten lebenden Formen. Wo die Vegetation
des Ceratophyllum und der Seerose am stärksten entwickelt ist, concentrirt sich
die litorale Thierwelt, besonders die Wassermilben. Hier erscheint im Juli zahl-
reich die Gattung Eulais, um in ungeheueren Massen ihren Laich abzulegen, hier
ist der Aufenthaltsort der Art Limnochares aquaticus. — Nebstdem halten
sich die Hydrachniden in grösserer Anzahl an jenen Stellen auf, wo die Seerose,
Ceratophyllum, Potamogeton zusammen Vegetationsinseln bilden. Sie weichen der
Vegetation des Schilfes und Seirpus aus.
Nur wenige Hydrachniden finden wir in dem s. g. schmalen Arme der Skupice,
trotzdem er dicht von Potamogeton, Ceratophyllum, Nuphar ete. verwachsen ist. Die
Ursache davon muss man darin suchen, dass der Arm im direeten Contact mit der
fliessenden Elbe steht, und vom Hochwasser in erster Reiche ausgeschwemmt wird.
Die Hydrachniden fangen ihre Eier im Anfang Mai abzulegen. Die Mehrzahl
von ihnen legt ihren Laich an die untere Fläche der Seerose-Blätter.
Öfters finden wir Blätter, deren untere Fläche grösstentheils von einer grossen
Anzahl von Eiern bedeckt ist, welche verschiedenen Arten angehören. Die Färbung
der Eier, welche im Dotter ihren Grund hat, entspricht der Farbe des Thieres.
Die Gattung Curvipes hat weissliche Eier, die Gattung Limnesia hat einen
orangefarbenen Laich, Arrenurus einen gelblichen oder röthlichen ete. Ein jedes
Ei ist von einer starken Chitinschichte umgeben; alle sind knapp nebeneinander
abgelegt und durch eine ‚Gallerte verbunden, welche im Wasser sofort zu einer
wachsartigen, durchsichtigen, und durchaus resistenten Masse verhärtet. Die Genesis
dieser Schutzgallerte beleuchtete eine zufällige Beobachtung. Es war räthselhaft,
woher diese Gallerte stammt.
Als ich unter dem Mieroscope das Ablegen der Eier bei einigen Formen
der GattunggEulais untersuchte, fand ich, dass die frisch gelegten Eier gänzlich
ohne Gallerte sind und eng neben einander liegen. Gleichzeitig laufen einige
Weibchen langsam über die Oberfläche der frischgelegten Eier, indem sie den hinteren
Körpertheil gehoben tragen und das Maxillarorgan mit der Mundöffnung knapp zur
Oberfläche der Bieräanlegen. Aus der Mundöffnung fliesst ein Seeret aus, welches
im Wasser sofort’erhärtet, die Eier verbindet und schützt. Dieses Secret nimmt seinen
Ursprung wahrscheinlich in den mächtigen Speicheldrüsen, die in der ersten Körper-
125
hälfte über dem Oesophagus liegen. Die keilförmigen Zellen, aus denen die
Drüse zusammengesetzt ist, münden in einen kleinen Acinus ein, aus dem eine
röhrenförmige Ausführung hervorgeht. Wohin diese Ausführung einmündet, ob in den
Pharynx, oder in die Mandibeln, oder in die Mundöffnung, war bisher nicht möglich
festzustellen. Diese Drüsen unterliegen im Verlaufe des Alters und in verschiedenen
Jahreszeiten verschiedenen Aenderungen.
Die Gattung Eulais legt ihren Laich hauptsächlich auf das Ceratophyllum
und wickelt die Ästchen desselben mit ihren Eiern um. Es sind gewöhnlich ganze
Pflanzenstöcke der ganze Länge nach umwickelt und da der Laich rothfarbig ist, sieht
die ganze Pflanze wie eine rothe Koralle aus (Fig. 77. fig. 1. u. 2.). Bie Weibchen
sind vor der Ablegung mit Eiern vollge-
stopft, deren Zahl bei einzelnen Individuen
je nach der Grösse in die Hunderte reicht,
der Eierstock drückt und überwuchert alle
übrigen Organe.
Die Gattung Eulais ist relativ rar
und tritt nie in grösserer Menge auf. Nebst-
dem sind die erwachsenen Thiere, und auch
die Nymphen wegen ihrer Weichheit eine
willkommene Beute anderer Süsswasserthiere.
Die Larven der Gattung Eylais ver-
lassen die Gallerthülle zu Anfang August.
Neuman*) und Piersig**) geben an,
dass ein Theil der Eier über den Winter
unentwickelt bleibt und erst im Frühjahr
sich aus ihnen Larven entwickeln; ich
konnte jedoch diese Ansicht nicht bestätigen.
Aus allen Eiern, die ich fand, sind zu An-
fang August Larven ausgeschlüpft. Die rothge-
färbteniLarven (Siehe Abb. 80. Nr. 1.) steigen
sofort zur Oberfläche des Wassers empor
und hier laufen nach Art der Hydrometriden
herum und kriechen sogar auf das Festland,
fangen sich dann an den Flügeln der aus L { rag
Puppen herauskriechenden Odonaten und eg Lacher Gate en wo
verkleinert. 2. Derselbe vergrössert. 3.
diese tragen sie an andere Lokalitäten. An Tuich der Gatt. Curvipes in natürl.
den Flügeln der Libellen geht unter der Lar- Grösse, 4. Ein Theil desselben vergrössert.
ven — Cutieula die weitere Metamorphose in
Nymphen vor sich. Diese Verbreitung mit Hülfe der Libellen geschieht regelmässig
und ist gewiss ein Mittel ihrer raschen Verbreitung. — Nebstdem fangen sich die
Larven an den Kiemenlamellen der Fische oder an schwimmenden Pflanzen und
*) Neuman (C. Sur le developpement des Hydrachnides. Entomol. Tidskrift. Bd. I.
Stockholm 1880.
**) Piersig R.: Deutschlands Hydrachniden (Zoologica) p. 423.
126
Wurzeln, gelangen in den Strom und werden so weiter getragen. Bis jetzt konute
ich in der Skupice nachstehende Hydrachniden Formen constatiren.
Fig. 80. 1. Larve von Eulais von der Bauclıseite, 2.
Endkralle des dritten Fusses derselben.
3. Deutovum-Stadium von Diplodontus despiciens. a. Protostigma. u. Urotrachea.
Atax ypsilophorus Bonz. (Fig. 81.)
Der Körper gross, länglich eiförmig, dunkel ge-
färbt, mit schwefelgelbem Exceretionsorgane, die
Maxillartaster kurz, sehr dick. Area genitalis
liegt am hintersten Körperrande. Die Genital-
platten halbmondförmig, breit, mit grosser An-
zahl der Sinneskörperchen. Die mächtigen
chitinösen Schamlippen bedecken eine breite
Genitalöffnung.
Atax bonzi Claparede. Der Körper
kleiner, fast kugelig, durchsichtig. Das äussere
(Genitalorgan liegt am hinteren Rande des Kör-
pers. Jede Genitalplatte trägt nur 5 grosse
Sinnes-Körperchen. Beide diese Formen leben
nie frei, sondern sie parasitiren in den Kiemen
von Anodonten. Es wird gewöhnlich angegeben,
dass die erste Art regelmässig nur die Ano-
donten aussucht, während Atax bonzi mit
Pı r2
chs
Fig.81. Atax ypsilophorus Bonz.
1. Genitalfeld des Männchens, 2. des
Weibchens. o.y. Genitalöflnung, »,, 7,
Schamlippen, chv vorderes, chs hinteres
Chitinstück. /5 mittlere Chitinleiste.
127
Vorliebe die Unioniden wählt. In zahllosen Fällen habe ich beide Formen beisammen
gefunden, wie in Anodonten, so in Unioniden.
Fig. 82. Atax crassipes Müller. Das Weibehen von der Bauchseite.
Gewöhnlich sitzen die Milben in dem Kiemen-Schleim, mit Vorliebe aber
„sammeln sich bei den Siphonen. Die Thiere leben blos in dem Schleime des Mantels
128
und der Kiemen, ohne sich an dem Körper des Wirthes zu halten und Nahrung aus
seinem Körper zu nehmen.
Im freien Wasser halten
sie sich sehr lange, indem
sie am Boden lebhaft krie-
chen, wozu ihnen die Bor-
sten dienen, velche sich aus
den Schwimmborsten zu einer
Art von Schleppborsten um-
wandelten. In der Skupice
kommen die beiden Formen
sehr zahlreich und regel-
mässig vor.
Atax crassipes
Müller. (Fig. 82. und 84.
No. 2.) Der Körper klein,
dursichti, am hinteren
Rande wie abgeschnit-
ten. An beiden Ecken des
hinteren Körperrandes sitzt
je ein Höcker, welcher die
Ausführung einer mächtigen
Hautdrüse darstellt. Füsse
sehr dünn und lang, das
erste Paar bedeutend kürzer
und dicker, am zweiten
Gliede mit einem langen,
starken, beweglichen Stachel
bewaffnet. Jede Genitalplatte
in zwei Hälften getheilt. Auf
diese Weise entstandene vier
Plättehen sind in der Mitte
an der Genitalöffnung verbun-
den und jede trägt drei Sin-
neskörperchen. (Fig. 84. No.
2.) Diese Wassermilbe ist
sehr häufig in der ganzen
“ Litorai-Zone, von den ersten
Frühjahrsmonaten bis zum
November. In diesem Monate
steigen die Thiere zum Boden,
wo sie allem Anscheine nach
überwintern. Wesen des
Mangels an Schwimmborsten,
kriecht das Thier am Boden,
Fig.83: Neumania spinipes Müller. 1. Larve, 2. Nymphe«
129
oder unter den Wasserpflanzen; seine Bewegungen sind langsam, schaukelnd, der
Körper erhebt sich an den hohen Füssen wie bei den Opilioniden.
Neumania spinipes Müller (Fig. 83. No 1. 2., 84. No. 1., 85. No. 2.)
Der Körper klein; an den Füssen zahlreiche gefiederte und spiralförmig gerollte
Fig. 84. Area genitalis des Weibchens von 1. Neumania spinipes. 2. Attax crassipes.
Borsten. (Area genitalis des © Fig. 84. No. 1.) Beim Männchen liegt das äussere
Genitalhof am hintersten Körperrande (Fig. 85. No. 2.) In der ganzen Litoral-Zone
vom Frühjahr bis zum November. In den Sommermonaten kommen die Larven
und Nymphen vor. (Fig. 83.)
Hydrochoreutes ungu-
latus (Koch) Piersig. Der
Körper klein, fast kugelig, mit
ungemein langen, sehr dünnen
Füssen und Palpen. Die Genital-
platen sichelförmig mit je drei
Sinneskörperchen und zahlreichen
langen, dünnen Borsten. Beim
Männchen trägt der hintere Körper-
rand einen stabartigen Petiolus,
das vierte Glied am letzten Fusse
ist bedeutend umgebildet. — Diese
charakteristische Art habe ich nur
in wenigen, weiblichen Exemplaren
im Litorale eingetroffen. Die Männ-
chen sind sehr selten; in Böhmen
habe ich sie nur in zwei Lokali-
täten ausgefischt.
CurvipesrotundusKra-
mer (Fig. 85. No. 1. Fig. 86.)
Sämmtliche Arten der Gattung
Fig. 85. Genitalhof 1. Des Weibchens von Curvipes
rotundus, 2. des Männchens von Neumannia spinipes
(o.g. Genitalöffnung, p,, 2, Schamlippen, chv. vorderes,
chs. hinteres, chp. mittleres Chitinstück, e. Epimeren,
2.k. Ausführung der Hautdrüse.)
130
Curvipes Koenike sind dadurch charakterisirt, dass die
Männchen das letzte Glied des dritten Fusses und das vierte
Glied am letzten Fusse zu den Copulations-Zwecken umge-
bildet haben. (Fig. 86.) Die breite Genitalöffnung ist beim
männlichen Geschlechte gänzlich von den breiten Genital-
platten umgeben; hinter der Genitalöffnung befindet sich ein
chitinöser Sack, die s. g. Samentasche. Die Männchen tragen
den dritten Fuss mittels Endkrallen des letzten Gliedes stets
in der Samentasche eingeklammert. — Diese Art besitzt
einen grünlichen, fast kugeligen Körper. Die Genitalplatten
des Weibchens (Fig. 85. No. 1.) sind sichelförmig, eng, mit
grosser Anzahl der Sinneskörperchen bedeckt. Diese Form
kommt schon im März zum Vorschein und wir können sie
in dem ganzen Litorale, auch am Boden bis zum November
auffinden.
Curvipes nodatus Müller var. typicus Thon.
(Fig. 87.) Der Körper gross, braun gefärbt, mit gelblicher oder
au
4 Ah
Fig. 87. Larve von Curvipes nodatus Müller von der
Bauchseite.
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KIN SUNN
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1% NN
Fig. 86. Der letzte Fuss
eines Männchens der Gat-
tung Curvipes Koenike.
orangefarbiger Excretions-
röhre, bis 25 mm lang. Die
Genitalplatten beim 9 halb-
kreisförwig, mit zahlreichen
Sinneskörperchen. Sie er-
scheinen schon Ende März,
die Männchen treten erst
Anfang Juni in grösserer
Menge hervor. Einige am
Boden gefundenen Exemplare
waren dunkel gefärbt, und
stimmten mit Individuen,
welche ich am Boden anderer
Loealitäten (Teich in Unter-
Pocernitz, Teich Pielejvat
bei Goltsch-Jenikov ete.) ge-
funden habe. Es scheint, dass
dieselbe eine constante Spiel-
art ist. — Die Larven finden
wir durch den ganzen Sommer
im Litorale, hie und da auch
in der pelagischen Zone.
131
Curvipes nodatus var. coccineus Bruz. Eine etwas grössere
Form, als die vorhergehende Varietät, prächtig roth gefärbt mit gelbem Stirnrande.
Sie kommt unter der litoralen Vegetation in Sommermonaten vor.
Gurvipes rufus Koch. (Fig. 88. No. 1.) Diese Art ähnelt sehr dem
Curvipes rotundus Kramer. Der Körper länglich, vorne abgeschnitten, hinten etwas
Fig. 88. Genitalhof 1. von Curvipes rufus Koch ©. 2. von Curvipes conglobatus Koch 9.
verengt. Area genitalis: Fig. 88. No. 1. Diese Form lebt von den ersten Frühjahrs-
monaten in der ganzen Uferzone. Die Männchen sind sehr klein und kommen
hauptsächlich im April vor.
Curvipes conglobatus Koch. (Fig. 88. No.2.) Der Körper klein, beim
Weibchen 1mm lang, kugelig, beim eng, viel kleiner. Die Genital-Sinneskör-
perchen liegen beim Weibchen frei in der Haut bogenartig um die Genitalöffnung
beim Männchen auf zwei engen, quer ausgezogenen Genitalplatten.
Diese überall gewöhnliche
Art ist auch in der Skupice sehr
häufig von Frühling bis zum
Winter im ganzen Litorale. -
Curvipes longipalpis
Krendowskij. (Fig. 89.) Der
Körper sehr gross, bis 3 mm lang,
rostfarben, mit mächtigen Extre-
mitäten, welche mit den Epime-
ralschildern und Genitalplatten
p ärbt sind. Di ital- ;
Barz Be Sind Be \ hl Fig. 89. Curvipes longipalpis Krend. Genitalhof des
platten sind mit EEUSSEL Urs Männchens. S Genitalöffnung, & durchscheinende Samen-
von kleinen Sinneskörperchen be- tasche, v Ausführungen der Hautdrüse.
deckt, von denen zwei in der
Mitte liegenden Sinneskörperchen etwas grösser sind. Die Genitalöffnung beim
Männchen ist sehr klein, spaltförmig. (Fig. 89.) Diese schöne, grosse, für die
Elbetümpel charakteristische Hydrachnide treffen wir vom Mai bis zum September
9*
132
hauptsächlich in den Buchten im Ceratophyllum ein. — Von allen angeführten
Gurvipes-Arten finden wir durch das ganze Jahr zahlreiche Nymphen, welche beim
ersten Anblick dadurch erkennbar sind, dass sie auf jeder kleinen Genitalplatte
nur je 2 grosse Sinneskörperchen besitzen.
Limnesia histrionica Her-
mann. (Fig. 90. No. 1.). Der Körper
eiförmig, bis 2:5 mm lang, roth, mit
schwarzen Extremitäten. Das letzte
Glied des vierten Fusses trägt statt
zwei kleinen Endkrallen einen langen,
dolehartigen Stachel. Das zweite Pal-
penglied läuft auf seiner Beugseite in
einen Höcker aus, auf welchem ein
kurzer, stumpfer Stachel sitzt. Auf der
Beugseite des vorletzten Palpengliedes
finden wir nur zwei Borstchen nahe
dem distalen Ende,
Limnesia maculata Müller. Fig. 90. Genitalhof 1. von Limnesia histrionica
(Fig. 90. No 2.). Der Körper ähnlich wie Herm. 9, 2. von Limnesia maculata Müll. ©.
\
N
Fig. 91. Frontipoda musjculus jMüller, von der Bauchseite.
'
133
bei der vorigen Form roth, auch die Extremitäten. Das vierte Palpenglied kürzer
als bei Limn. histrionica, trägt eine grössere Anzahl von Borstchen auf der Beug-
seite. Genitalhof des Weibchens: Fig. 90. No 2. Beide diese Formen sind sehr
häufig und erscheinen erst etwa Mitte Mai. Die Nymphen kommen schon zeitlich
im Frühling, auch im Sommer und im Winter vor, die Larven finden sich häufig
in der pelagischen und litoralen Zone.
Frontipoda musculus Müller. (Fig. 91.) Der Körper 1 mm lang, tief
grün gefärbt, mit hartem Panzer bedeckt, länglich oval, von den Seiten sehr stark
zusammengedrückt und hoch gewölbt, sodass die Höhe viel grösser ist, als die
Breite. Die Epimeren sind in einen Schild zusammengewachsen, der die ganze
Fig. 92. Brachypoda versicolor Müller. Männchen von der Bauchseite.
Bauchseite bedeckt und in der Mitte die Area genitalis umgibt. Auf jeder Seite
der Genitalöffnung am inneren Rande der Genitalplatten sind je 3 längliche Sinnes-
körperchen frei in die Haut gelegt. Die Extremitäten kurz, zum vorderen Körper-
rande verschoben. (Fig. 91.) Diese schöne Hydrachnide finden wir selten von Mai
bis zum Oktober in der litoralen Vegetation.
Brachypoda versicolor Müller. (Fig. 92.) Der Körper sehr winzig,
bunt gefärbt, von oben ganz abgeplattet, am hinteren Ende beim Männchen verengt
und abgerundet, beim Weibchen breiter und in der Mitte des hinteren Randes
mit einem bedeutenden Einschnitt versehen. Die Haut panzerartig. Die Epimeren-
134
glieder bilden einen gemeinsammen Schild, welcher mit der Haut der Bauchseite
verschmilzt.
Der Genitalhof liegt beim Weibchen am hinteren Körperrande. Jede kleine
rundliche Genitalplatte trägt je 3 grosse Sinneskörperchen. Die Füsse sehr kurz.
Der Körper des Männchens schmäler, das vierte Glied des letzten Fusses sehr
dick, gebogen, mit 2 starken, flachen Stacheln verschiedener Länge bewaffnet.
Diese winzige Wassermilbe ist in der ganzen Skupice sehr häufig im Litorale,
auch am Boden, besonders in Sommermonaten. Die Weibchen halten sich über
Fig. 93. Arrhenurus globator Müller. Männchen.
Winter, die Männchen erscheinen im Juli, Ende August und Anfang September
sind sehr zahlreich. Im Frühjahr und Sommer finden wir öfters die sehr kleinen
Nymphen.
Arrhenurus globator Müller. (Fig. 93.) Sämtliche Arten der Gattung
Arrhenurus Duges besitzen eine harte, panzerartige Haut, welche dichte, grosse,
kreisförmige Geschwülste trägt, welche den Poren ähneln. Die Palpen sehr kurz,
dick, ihr letztes Glied scheerenartig.
Ein sehr auffallender Geschlechtsdimorphismus. Die Weibchen besitzen eine
mehr oder minder rundliche Gestalt, hinten sind gewöhnlich abgestutzt, die
Männchen sind in die Länge gezogen, in einigen Fällen am hinteren Körperende
135
mit besonderen, seitlichen Ausläufern, welche die grossen accessorischen Genitaldrüsen
bewahren, dann mit langen Borsten und mit einem stabförmigen, chitinösen Gebilde,
dem s.g. Petiolus versehen. (Untergatt. Petiolurus Thon.) Die Genitalöffnung beim
Männchen klein, die Genitalplatten sehr eng, in die Breite ausgezogen, rückgebildet,
die Weibchen besitzen eine breite Vulva, welche mit einem chitinösen Ringe um-
geben ist, und breite Genitalplatten. Die Extremitäten dünn, mit grosser Anzahl Sta-
cheln und Ruderborsten versehen, auch mit harter Haut bedeckt; der letzte Fuss
|
Fig. 94. Nymphe vom Arrhenurus trieuspidator Müller.
beim Mäunchen trägt in meisten Fällen am distalen Ende des vierten Gliedes
einen Ausläufer, welcher bei Copulation zu Hilfe steht. — Die Nymphen haben
eine weiche Haut, eine besonders gebildete Area genitalis und wurden früher als
ein selbständiges Genus Anurania geführt. (Fig. 94.)
Die erwähnte Art (Subgenus Megalurus Thon) ist klein, grün gefärbt. Das
Männchen ohne Petiolus, der Körper in die Länge gezogen. Das Weibchen klein,
rundlich. (Fig. 93.)
Die überall häufige Art kommt auch in der ganzen Skupice durch das ganze
Jahr vor.
Arrhenurus maximusPiersig. (Fig. 95. Untergattung Petiolurus Thon.)
Der Körper gross, roth, beim Weibchen rundlich, mit abgestutztem hinteren Rande
136
beim Männchen länglich, trägt am Rücken 2 grosse, spitzige, nach vorne ragende
Höcker. Die Seitenausläufer des Körperanhanges kurz, der Petiolus klein. (Fig. 95.)
Diese schöne, für Elbelokali-
täten charakteristiche Art kommt
ziemlich zahlreich besonders in
der hinteren Seerosen-Bucht erst
in den Sommermonaten bis zum
November vor.
Arrhenurustricuspida-
tor Müller. (Fig. 96.) (= Arr.
bicuspidator Berlese.) Der vorigen
Art ähnlich, etwas kleiner, präch-
Fig. 95. Arrhenurusmaximus Piersig, Männchen tg zinnoberroth gefärbt. (Fig. 96.)
von der Seite. Auch dieses Thier ist für die
Elbegegend charakteristich. Es
kommt in ziemlich grosser Menge mit der vorhergehenden Form in den Sommer-
monaten vor.
Arrhenurus neumani Piersig. Eine ähnliche Art, aber der Körper
breiter, kürzer und höher, besitzt einen am distalen Ende ansgebreiteten und ab-
gerundeten Petiolus, Die Farbe
ist dunkelroth. Sie kommt ziem-
lich selten in der Gesellschaft bei-
der letzteren Species, besonders
im Potamogeton, dann in den
verwachsenen Buchten von Mai
bis zum Oktober vor.
Arrhenurusaffinis
Koenike. Von dieser seltenen
Form habe ich nur einige Weib-
chen auf den Süsswasserschwäm-
men im Sommer erbeutet.
Arrhenurus maculator
Müller. Eine kleinere, grünge-
färbte, petiolustragende Art. Am
Rücken des dg grosse Höcker.
Die Nymphen sind gelb gefärbt.
Diese Art finden wir in grösserer
Anzahl von Juni bis Oktober in
der Uferzone; die Nymphen vom
Frühjahr bis zum Winter.
Arrhenurus bruzelii
: E Fig. 96. Arrhenurus trieuspidator/Müller Z. 1. Bauchseite,
Koenike. Ist der letztgenannten 2. von der Seite, 3. Petiolus von der Rückenseite.
Art ähnlich und unterscheidet sich (v Ausführungen der grossen accessorischen Genital-
durch die Form des Petiolus, drüsen, s hyalines, mittleres Chitinstück )
137
welcher am distalen Ende kurze, zahnartige, seitliche Ansläufer trägt. Sie ist viel
seltener und lebt in der Gesellschaft der vorigen Form in den Sommermonaten.
Diplodontus despiciens Müller. Eine grosse, weichhäutige, prächtig
roth gefärbte Hydrachnide, deren Haut zahlreiche, dichte, schuppenartige Papillen
trägt. Die Füsse sehr dünn, mit zahlreichen Schwimmborsten versehen. Das Maxil-
larorgan hat die Form eines kurzen, saugartigen Rüssels. Das letzte Glied der dünnen
Palpen ist scheerenförmig, mit grosser Menge kleiner, dichten Sinneskörperchen.
Diese Wassermilbe ist in allen Lokalitäten der Elbegegend ungemein häufig.
Sie kommt im Mai zum Vorschein und im August erreicht das Maximum ihrer
Entwicklung. Zu dieser Zeit können wir sämtliche Entwicklungsstadien auffinden.
Fig. 97. Limnochares aquaticus L.
Das Thier wählt mit Vorliebe die Myriophyllum- und Ceratophyllum-Vegetation
aus und setzt sich in Häufen in den Wirteln dieser Pflanzen. Die Weibchen legen
eine grosse Anzahl von kleinen rothen Eiern Ende Mai an die unteren Seiten der
Nymphaea- und Nuphar-Blättern. Die Larven sind zeitlich unter der Eihaut und
der s. g. Deutovum-Haut bemerkbar.
Limnochares aquaticus L. (Fig. 97.) Ein grosses, zinnoberroth
gefärbtes Thier, von unfesten Körperkonturen. Die Augen auf einem engen,
länglichen Schildehen, welcher in der Körpermediane nahe dem Stirnrande liegt,
verbunden. Das Maxillarorgan ragt über den vorderen Körperrand hervor, hat die
Form eines breiten, saugartigen Rüssels. Die Maxillartaster sehr dünn und kurz.
Die Füsse entbehren absolut der Schwimmborsten. Die Genitalplatten fehlen, die Um-
gebung der Genitalöffnung mit grosser Anzahl kleiner, s. g. birnförmigen Organe
(Sinneskörperchen) und kleinen Hautdrüschen beileckt.
138
Diese interessante Form kommt selten vor, besonders im Juli und August.
Sie lebt zwischen den Seerosen und Ceratophyllum, besonders in der hinteren
Seerosen-Bucht, oder am Boden nahe den Ufern, an dem sie sehr langsam und
unbeholfen kriecht.
Fig. 98. Augenschildchen von 1. Eulais meridionalis Thon. 2. Eulais svari Piersig.
3. Eulais hamata Koenike. 4. Eulais tenera Thon. (ce Fruntale Sinnesorgane, s Tu-
berosität zur Befestigung der Körpermuskeln. a,, a, Augen.)
Eulais hamata Koenike. (Fig. 98. No. 3.) Alle Formen, welche zu
dieser Gattung angehören, besitzen einen eiförmigen, weichen, rothfarbigen, bis
5 mm langen Körper. Das Chitin, welches die Extremitäten und Epimeralglieder
deckt, ist netzartig durchbrochen. Die drei ersten Fuss-Paare tragen eine reiche
Fig. 99. Eulais meridionalis Ihon. Epimeralschild des Weibehens mit dem Mundorgane.
Anzahl von Ruderborsten, das letztejPaar fist ganz
ohne solche Borsten und wenn das Thier schwimmt,
wird dasselbe bewegungslos und horizontal hinter
dem Körper getragen. Das Maxillarorgan platt-
förmig, mit kreisförmiger Mundöffnung und mit
einem Pseudocapitulum. Die Augen sind am Stirn-
rande mit einem kleinen, chitinösen Schildehen
verbunden. Nach seiner Form sind die einzelnen
Fig. 101. Hydrachna globosa de Geer.
1. Rückenschild, 2. Das Maxillarorgan mit der
rechten Palpe, 3. Genitalplatte einer Nymphe.
139
Fig. 100. Palpen von Eulais
tenera Thon.
Arten erkennbar. Eulais hamata besitzt
ein auffallend enges und langes Schild-
chen. (Fig. 98. No. 3.) Pharynx trägt
am distalen Ende an jeder Seite einen
hackeförmigen Processus. Das Thier
ist bis 5 mm. lang.
Eulais soari Piersig. Der
Körper bis 35 mm. lang, das Augen-
schildchen breit ausgeschnitten. (Fig.
98. No. 2.)
Eulais meridionalis Thon.
Der Augenschild läuft am vorderen
Rande in einen mächtigen, langen Pro-
cessus aus. (Fig. 98. No. 1. Fig. 99.)
Eulais tenera Thon. (Fig.
98. No. 4. Fig. 100.) Eine kleine, dunkel
gefärbte, Form. Das Maxillarorgan klein,
sehr eng, seine hinteren Ausläufer un-
gemein kurz. Das enge Augenschildehen besitzt in der Mitte einen engen, tiefen
Einschnitt. (Fig. 98. No. 4.) Die Palpen dünn und kurz.
Sämmtliche genannten Arten kommen nur sporadisch vor, besonders Eulais
tenera ist sehr selten. (Nur einmal im August gefunden.) Die ersten Exemplare
und Nymphen kommen hie und da im Mai zum Vorschein. Erst im Juli finden
140
wir beim linken Ufer eine grössere Anzahl mit Eiern vollgestopfter Weibchen,
besonders aber in der hinteren Seerosen-Bucht zwischen Ceratophyllum, wo sie
ihren Laich auf oben erwähnte Weise ablegen. (Fig. 77. No. 1., 2.) Später ver-
schwinden sie vollständig. Das Männchen ist mir unbekannt.
Hydrachna globosa de Geer. (Fig. 101. und 102.) Der Körper
gross, kugelig, röthlich gefärbt. Das Maxillarorgan hat: Form eines langen, engen
Rüssels, in welchen zwei lange, dünne, eingliedrige, spitzige Mandibeln liegen.
Mächtige Füsse tragen sehr grosse Menge von dichten Schwimmborsten. Die
Genitalplatten in eine rundliche Platte zusammengewachsen, welche die Genital-
öffnung deckt und grosse Anzahl von kleinen Sinnes-Körperchen trägt. Bei den
Nymphen sind die Genitalplatten von einander getrennt. (Fig. 101. No. 3.) Am
Rücken nahe dem Stirnrande befinden sich zwei grosse chitinöse Schilder; zwischen
ihnen liest frei in der Haut ein unpaares Auge. Die lateralen Augen in dicke,
chitinöse Kapseln eingeschlossen.
Fig. 102. Hydrachna globosa de Geer. 1. Larve von oben gesehen. 2. Puppe aus dem
Fusse von Notonecta. 3. Eine aus dieser Puppe ausgenommene Nymphe.
Die Larven besitzen ein grosses, fast viereckiges Pseudocapitulum, welches
beinahe so gross ist, wie der ganze Körper; sie tragen es zur Bauchseite gebogen.
Die Larven fangen sich an Füssen von Dytiseiden, Notonecten usw., ver-
puppen sich und machen hier die weitere Metamorphose durch. Im Frühjahr
finden wir in ziemlich grosser Menge die Hydrachna-Puppen an den Extremitäten
von genannten Thieren. Die Form erscheint sporadisch in den Sommermonaten
zwischen der Ufervegetation.
141
Tabellarische Übersicht der festgestellten Formen.
Art Ih ITEge OTIRTES | OTAVE | BVL DOVATEEE SVALTE SVATILTES OTERE | ERS ERSTE RTTITT:
At . |
| ee | ee
| |
‚ Atax bonzi |
2.| Clara ae 2 sr ; U | | wa
| At i |
a | a et a tt
|
| |
N : Ines |
4| ne + + IE En + + -+
|
\ Hydrochoreutes |
5 ungulatus Piersig EıW
‘ Curvi t '
6 aus = uniu: AL a aeg dr SL. | IL SE
|
| |
Curvipes nodatus |
U typicus Thon Du a a
Curvipes nodatus |
8 | coccineus Bruzelius I 2 la | W
9 Curvipes rufus I | el | el oe
Koch
| Curvipes conglo- | |
10 batus Koch te we ee
Curvipes longipalpis ’ |
| 11 Krendowskij ae | zz
BE... | |
12 nn etzionien le
= Dinnesior miaculata NE || VERS EI ER ee | + | 4
| } | | | |
14 Frontipoda mus- | | + A | = an Ale 1
| culus Müller
| Brachypoda versi- | |
| 15 color Müller vw | | N 2 ana | As a
üller
| I
Ki; [Arzhenueus gloßaton) | 4 Hl Helle
Arrhenurus maxi- | s |
Ey mus Piersig a rar Werl | |
Art T: | I. | III. | IV. V. | VI. | VI. ‚VII. IR% | RER XL.
| |
(g |Arrenurus tricuspi- | |
i dator Müller | Eee ers 2 +
| | |
A | H
Arrenurus neumani | | £ 17 8
19 Piersig | | da) % | Ei #
Arrenurus affinis | | |
au Koenike 2: |
| |
, Arrenurus macu- | | 1- Au
2 lator Müller | ng ü + t
| |
oo | Arrenurus bruzelii SE fu
2? Koenike Eu En
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Diplodontus despi- a ee
a ciens Müller | g. ı 1 | a z8
; Limnochares | | |
= aquaticus L. t A)
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> Koenike | B. a | a "> 2% |
| |
26 Eulais soari Piersig | A et
| | | | |
97 \Eulais meridionalis | | är tr |
Thon |
| |
23 |Eulais tenera Thon | B= |
|
Hydrachna globosa | a a ® ae |
29 de Geer ' 1 Se) | |
| | |
ı
In der fliessenden Elbe sind die Wassermilben sehr selten. Von
den hier festgestellten Formen ist keine ein typisches „Kaltwasserthier“ im Sinne
Zschokkes.*)
Die Art Atractides spinipes Koch fand ich auch in anderen
Lokalitäten vor, z. B. in den Tümpeln unterhalb Kokofin. Obzwar diese Lokalität
ein strömendes Wasser durchfliesst, haben sie schon ein Gepräge von stehenden
Gewässern.
*) F. Zschokke: Die Tbierwelt der Gebirgsbäche. Chur. 1900. Idem: Die Thierwelt der
Hochgebirgsseen. Denkschr. der Schweiz. Naturf. Ges. Bd. XXXVII. 1900.
‘
143
Die Art Hygrobates reticulatus Kramer constatirte ich in
gänzlich stehenden Bassins.
Die Gattung Albia kann ihrem ganzen Habitus nach nicht zu den ty-
pischen Bewohnern der kalten, strömenden Wässer gezählt werden und ist in die
Elbe wahrscheinlich durch Hochwasser aus anderen höher gelegenen Lokalitäten
gelangt. Die ganze Hydrachniden-Fauna der fliessenden Elbe weist den Charakter
vieler Bäche des Flachlandes auf. Die Wassermilben des Elbestroms, sowie auch
anderer fliessenden Gewässer, leben in der Uferzone am Boden, im Wurzelgeflecht,
Fig. 103. Albia stationis Thon. 1. Das Weibchen von der Bauchseite. 2. Maxillarorgan mit
den Palpen. (m,, m, Mandibeln, und Mundöffnung, v,, v, Luftsäcke, ph. Pharyns, p. hinterer
Maxillarprocessus.)
in Pflanzenstöcken von Ranunculus aquatilis, oder kriechen unter den Steinen, weil
sie grösstentheils vollständig der Ruderborsten entbehren.
Im Elbestrom bei Podiebrad wurden bisher nachstehende Hydrachniden-
Arten aufgefunden:
Atractides (=Megapus) spinipes Koch. Die zwei vorderen
Epimeren-Paare mit dem Maxillarorgane in einen gemeinsamen Schild zusammen-
gewachsen. Der erste Fuss länger als die übrigen. Sein vorletztes Glied am distalen
Ende verbreitet, mit zwei breiten, dolchartigen Stacheln bewaffnet, das letzte Glied
gekrümmt. Die Genitalplatten klein, eng, sichelförmig, jede mit 3 Sinneskörperchen.
Diese Form findet sich regelmässig bei den Ufern; sie wurde in Mai, August und
144
September gefischt. Die anderen Atractides-Arten sind ausschliesslich Bergwasser-
Bewohner. *)
Hygrobates reticulatus Kramer. Die Epimeralglieder der
ersten zwei Paare mit dem Maxillarorgane in einen gemeinschaftlichen Schild ver-
bunden. . Füsse dünn, ohne Schwimmborsten. Die Genitalplatten sind dreieckig,
mit je drei grossen Sinneskörperchen. Die Haut fein netzartig. Das zweite Palpen-
Glied auf seiner Beugseite trägt einen langen, spitzigen Ausläufer, das vierte Glied
auf der Beugseite mit zwei Borstchen versehen, welche voneinander ziemlich ent-
fernt sind. Diese Hydrachnide kommt in der fliessenden Elbe regelmässig vor; sie ist
für unsere flachländischen Bäche charakteristisch, wo sie sich an der unteren Fläche
von Steinen aufhält.
Albia stationis Thon. **) (Fig. 103.) Der Körper klein, ganz flachgedrückt,
mit Hautpanzer bedeckt, welchen in zwei Theile zerfällt: einen ventralen und einen
dorsalen. Das Maxillarorgan von gewöhnlicher Form, die kleinen Maxillartaster mit
weicher Haut bedeckt, das zweite Glied ist das stärkste, das vierte wird gegen
das distale Ende enger, ist schwach gebogen und trägt auf der Beugseite zwei feine,
längere Borsten.
Sämmtliche Epimeralglieder in einen gemeinsamen Schild verbunden, welcher
mit dem Bauchpanzer verschmilzt. Am hinteren Körperende liegt die Area geni-
talis, welche von dem Epimeralschilde abgetrennt ist. Die grosse Genitalöffnung
wird von zwei runzeligen Klappen bedeckt. Die Genitalplatten sind dreieckig, auf
jeder sind etwa 30 kleine Sinneskörperchen vorhanden. Füsse kurz, stark, mit spär-
lichen Stacheln bewaffnet, die zwei letzten Fusspaare tragen wenige Ruderborsten.
Diese interessante Form wurde einmal 4. IX. 1897. von den Herren Prof.
Dr. A. Friö und Dr. V. Vävra im Litorale der Elbe gefischt.
Inseeten (Hexapoda).
Die Larven der Wasserjungfern, Agrion und Baötis (Fig. 104a) sind am
Ufer häufig, diese auch in der fliessenden Elbe.
Die Larven der Eintagsfliegen leben am Ufer oft in grossen Mengen.
In dem gesammelten Materiale hat Prof. F, Klapälek Clo& diptera L. (Fig. 104b)
Caenis sp. im April und Ecdyurus sp. im Juli gefunden.
Sehr interessaut ist das Vorkommen der Larven von Polymytareis
virgo Ol. (Fig. 105. und 106.) Die lehmigen Ufer des schmalen Kanals und der
Elbe sind von unzähligen Oeffnungen, die immer zu zwei nebeneinander liegen, durch-
bohrt. Die Oeffnung führt in einen horizontalen Gang, der sich bald umbiegt, der
zweite Schenkel desselben führt parallel längs des ersteren und mündet knapp
neben der Eingangsöffnung.
*) Im Wildbache „Vydra“ bei Mader im Böhmerwalde habe ich gefunden: Atractides
tener Thon, Atractides Gabretae Thon und Atractides spinipes Koch.
*®) Ein neues Hydrachnidengenus aus Böhmen. Zool. Anz. Band XXII.
u,
en
2207
EEE
a b e
Fig. 104.*) Larve von Baötis a, Cloüö 5 und Perla «.
In der Eingangsröhre lauert
die Larve auf ihr Opfer, die
Kiemenplätchen sind in fortwäh-
render Bewegung und erhalten
damit das Wasser in dem Gange
in frischer Strömung. (Fig. 105.)
Wenn das Wasser abfällt, so ver-
lassen die Larven die alten Gänge
und graben rasch mittels der vor-
deren Grabfüsse neue Gänge im
Wasserniveau.
Die Larven sind sehr stattlich.
(Fig. 106.) Die Mundwerkzeuge
kräftig, die Oberkiefer mit einem
grossen,” sichelförmigen Hornfort-
satz. Die Fühler lang, borsten-
förmig, die Augen klein. Die Vor-
derfüsse zum Graben eingerichtet.
Jeder Hinterleibsring trägt zwei
bewimperte Kiemenblättchen. Der Fig. 105. Die Gänge der Larve von Polymytareis virgo
Körper endet mit drei langen ge- in nat. Gr.
fiederten Borsten.
*) Aus. Dr. A. Frie, Biologie des Elbe- Lachses Prag 1894.
10
146
Die Larven von Frühlingsfliegen
(Perlida, Plecoptera) sind nicht sehr häufig
am Ufer. (Perla bicaudata L.) Fig. 104e.
Von den Netzflüglern (Neuro-
ptera) kommt am Schilf die Wasserflorfliege
(Sialis lutaria) vor, die hier schwarzen Eier-
haufen an Schilf befestigt. Die charakteri-
stische Larve (Arch. X. 3. Fig. 14. No. 11.)
findet man hie und da im Schlamme.
Eine interessante Larve ist die von
Sisyra fuscata (Fab. Fig. 107.) Sie lebt
als Schmarotzer an den Süsswasserschwämmen,
wo sie in den Kloakenhöhlungen oder in
Löchern, mit‘ dem Kopfe nach aussen ge-
richtet, sitzt. Die Larve ist kurz und breit,
grün gefärbt, mit langen und feinen Saug-
zangen. ö
Das Verzeichniss der in der Skupice,
Labice, in den Drainage-Gräben und in den
Tümpeln vorkommenden Larven der Kö-
cherfliegen siehe Seite 60 bis 79.
Die Wasserwanzen (Hydrocores)
sind am Ufer zahlreich vorhanden. Es sind
Fig. 107. Larve von Sisyra
fuscata Fab. Smal vergr.
Fig. 106. Larve von Polymytareis virgo Ol. 4mal vergr.
Corisa striata L., Cymatia coleopterata Fab., Nepa
einerea L., Naucoris ceimicoides L, und Ranatra
linearis Fab. (Nadel-Scorpionwanze). Sie befestigt
ihre grossen Eier (Fig. 108.) an die schwimmenden
Blätter der Wasserpflanzen in der Weise, dass
durch ein Loch das Ei an die Unterseite der Blätter
geschoben wird, das sich dann mit zwei fadenförmigen
Anhängen, die auf der Oberfläche des Blattes hervor-
ragen, festhält. Im August fanden wir die 1 cm. langen
Jungen.
Fig. 108. Eier von Ranatra
linearis an einem Potamoge-
ton-Blatte.
a
Fig. 109.*) Larve von Rhyacophyla a, Simulium 5, Chironomus c u. Ceratopogond,
*) Aus. Dr. A. Friö, Biologie des Elbe-Lachses. Prag. 1894.
147
Die Zweiflügler (Diptera). Die Larven
von Chironomus (Fig. 109e) sind am Ufer und am
Boden im Schlamme häufig. An den Blättern von Nym-
phaea und Nuphar erzeugen verschiedene Chironomus-
Larven grosse Minirgänge.
Simulium (Fig. 109b) Larven und Puppen sin«d
im Litorale in der Skupice und auch in der fliessenden
Elbe an den Wasserpflanzen in grossen Mengen vor-
handen.
Die Larven von Ceratopogon, (Fig: 109d)
Stratiomys, Corethra und Culex sind regel-
mässige Bewohner der Uferzone.
Eine interessante Erscheinung war das Vor-
kommen von Atherix ibis Fab. (Fig. 110b) Sie
‘sehört zu den räuberischen Schnepfenfliegen (Leptidae).
Sie suchen Klumpen von Blättern und Pflanzen-
resten auf, die sich beim Hochwasser an die Weiden-
zweige am Ufer aufhängen. Die Weibchen legen ihre
Eier auf diese Klumpen, sterben an dieser Stelle und man
findet dann einen grossen, todten Schwarin. (Fig. 110a).
Die Larven haben zwei kurze Athemröhren, ge-
langen dann in die feuchte Erde, wo sie von thieri-
scher Nahrung leben.
Unter den Schmetterlingen (Lepido-
ptera) sind wenige interes-
sante Arten bekannt, bei N)
10*
148
denen die Raupen das Wasser bewohnen. Eine solche Art kommt auch in der
„Skupice“ vor. Es ist Hydrocampa nymphaeata L. (Fig. 111 u. 112.)
Fig. 110. Atherix ibis. a Ein todter Schwarm der
Weibchen mit Eiern, 5 die Fliege, in nat. Grösse
Dieser kleine Zünsler lebt manchmal
in grossen Massen am Ufer der Gewässer
und legt seine Eier an die schwimmenden
Blätter der Wasserpflanzen, mit Vorliebe an
die von Potamogeton. Die ausgeschlüpften
Raupen beissen vom Blattrande ovale Stückchen
aus, die sie mit Gespinnstfäden an die Unter-
seite des Blattes anheften, und fressen das Blatt
aus, Die Raupe athmet durch die Körper-
oberfläche und sinkt bei herannahendem
Winter zu Boden, wo sie überwintert. Das
nächste Jahr im Frühjahr nach widerholten
Häutungen kriecht die Raupe wieder an die
schwimmenden Blätter, wo sie wieder vom
Blattrande zwei ovale Plättchen ausbeisst, die
sie mit feinem Gespinnste zusammenheftet.
Fig. 111. Ein Blatt von Potamogeton mit
dem Fraas der Hydrocampa-Raupe.
149
Die Athmung geschieht jetzt aber durch Stigmen und Tracheen, die Luft
wird aus den Lufträumen der Nährpflanze geschöpft, so dass das Larvengehäuse
b a c
Fig. 112. Hydrocampa nymphaeata L. a 2mal vergr., 5 Raupe, c Futteral der Fuppe von
Blattstücken.
Fig. 113, Donacia crassipes. « Ein Stückchen des Seerosenblattes mit Eiern, 5 Larve, c geöfinetes
Puppentönnchen, d entwickelter Käfer, e Ein Rohrstück mit Puppentönnchen. Phot. in nat. Grösse.
150
jetzt mit Luft erfüllt ist. Die ganze Oberfläche ist mit kleinen Warzen bedeckt,
mittelst denen die ganze Körperfläche unter dem Wasser mit einer Luftschicht
umhüllt ist. Im Sommer kriecht die Raupe längs dem Blattstengel zum Boden, kleidet
die Hülle mit dem Gespinst wasserdicht aus, beisst in den Stengel eine Oeffnung,
mit der die Hülle fest angeheftet wird und so der Raupe, die sich jetzt in die Puppe
verwandelt, die Athmung ermöglicht. Etwa im September schlüpft dann der
Kleinschmetterling aus.
Etwas ähnliches spielt sich auch bei den Schilfkäfern (Donacia) ab.
(Fig. 113.) Der Käfer beisst in das Seerosenblatt eine runde Oefinung durch die
er die Eier an die Unterseite des Blattes gewöhnlich in zwei Bogenreihen legt. Die aus-
geschlüpfte Larve kriecht an dem Stengel herab und nährt sich von demselben.
Daneben bohrt sie den Stengel mit zwei Dornen, mit denen sie am vorletzten
Bauchring ausgerüstet ist an und erhält dadurch aus den Lufträumen der Pflanze
die zum Athmen nöthige Luft. Die Larve puppt sich dann in einem ovalen, braunen
Gehäuse ein, das an die Wurzel des Schilfes ist befestigt ist und das mit einer Öffnung
mit den Luftgängen der Pflanze in Verbindung steht. Im Frühjahre beisst sich der
Käfer aus der Hülle durch und mit anhaftender Luft an der fein behaarten Unter-
seite steigt er zur Oberfläche empor.
Das Verzeichniss der Mollusken siehe Seite
72 und 79, Auf der Wiese am rechten Elbeufer erschien
Suceinea putris im J. 1899 in einer ungewöhnlichen
Menge. In der „Skupice“ haben wir im November
1899 ein junges Exemplar von Amphipeplea glu-
tinosa Müll. (Fig. 114.) gefunden.
Die Embryonen der Anodonta und Unio. sog. Glochidien (Fig. 115.) haben
wir an der Haut, an den Flossen und sehr häufig an den Kiemen der gel ge-
funden, wo sie blutige Wunden
verursachen. Die Embryonen haben vn ei |
eine dreiseitige, fein gelöcherte
Schale mit zwei starken Zähnen
und einem Byssus, mit Hilfe dessen
sie sich an den Fischen festhalten
und hier etwa in drei Monaten
die weitere Entwickelung durch-
machen und dann den Wirth ver-
lassen. Siesind zuweilen den Jungen
Brutfischen schädlich. (Fig. 115.)
Die Moosthierchen
(Bryozoa)*) erscheinen im Sommer
in grosser Menge. Plumatella Fig. 115. Glochidien (Anodonta-Embryonen) a von oben
fungosa bildet grosse Klumpen an einem Kiemenstrahlen. 5 von der Seite, mit Byssus.
und kommt öfters mit dem Süss- Vergr. 50mal.
= *) Vergl.: J. Kafka, Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Arch. d. naturwiss. Landes-
durchforsch. v. Böhmen 1886. VI. Bd. No. 5.
Fig. 114. Amphipeplea gluti-
nosa Müll.
151
wasserschwvamm (Ephydatia fluviatilis zusammen. Interessant ist das Vorkommen
von Hyalinella vitrea Hyath (Nach Kafka. Sie soll mit Plumatella punetata, Hauc.
identisch sein), die mit ihren hyaline Röhren hie und da an der Unterseite der
Blätter sich ansiedelt. Plumatella repens, fruticosa, emarginata und Fredericella
sultana siedeln sich in der Nähe des Bodens an den Stengeln und Wurzeln an.
Lophopus erystallinus ist an der Unterseite der Seerosenblätter sehr selten. Die
gallertigen Colonien von Cristatella mucedo Cuv. erscheinen aber in einigen Jahren
in grossen Mengen, und überziehen dann alle Stengel und die Unterseite der schwim-
menden Blätter, welche dann gelb werden und absterben.
Anhang.
Im Folgenden werden wir einige interessante Algen erwähnen.
Richteriella botryoides (Schmidle) Lemm.*) (Golenkinia fenestrata
Schr.) (Fig. 116).
| \
)
Fig. 116. Fig. 117.
Fig. 116. Richteriella botryoides Lem. Fig. 117. Golenkinia solitaria.
350mal vergr. 400mal vergr.
Im Juni und Juli manchmal massenhaft in der „Labice“. Sie bildet hellgrüne,
traubige Kolonien, die meistens aus 6 bis 8 kugeligen Zellen bestehen. Jede
Zelle ist mit nadelförmigen, sehr feinen, durchsichtigen Fortsätzen ausgestattet.
Golenkinia solitaria n. sp. (Fig. 117.) Zellen kugelig, grün, nie zu
Familien vereinigt, einzeln lebend am Rande mit zahlreichen feinen Stacheln.
Von derähnlichen G. radiata Chod. unterscheidet sich G. solitaria durch den
Mangel der Gallerthülle.
Im Plankton vom Juni bis September vereinzelt.
*) E. Lemmermann, Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. (Ber. d. deut. bot.
Gess. XVII. 1901. p. 90.)
152
Sitaurogenia quadrata Kg. (Fig. 26. No. 7.) Bildet tafelförmige viel-
zellige Familien. Ziemlich regelmässig am Boden.
Clathroceystis aeruginosa
und Aphanizomenon flos-aquae kom-
\ men in der „Skupice“ auf der Oberfläche
nur sporadisch vor, wo aber dieselben nie
„die Wasserblüthe“ bilden. Dieselbe wird
aber von ihnen in der „Labice“ verursacht.
Ein massenhafhes Ercheinen der
Diatomaceen haben wir im April 1900
beobachtet. Bei einem Wasserstande etwa
von 1 M. üb. d. Normal wurden am Ufer
an der Mündung der Labice alle dünne Gras-
Stengel und frei flottierende feine Wurzeln
etwa 10 cm unter der Oberfläche mit oliven-
grünen, gallertigen Klumpen bedeckt (Fig.
118), die eine etwa 10cm breiten Saum bil-
deten. Diese Masse setz sich aus gestielten
Diatomaceen zusammen und zwar haupt-
sächlich aus Coeconema lanceolatum
Fig. 118. Gallertige Klumpen von Diatoma-
ceen an Grassstengeln. Phot. in nat. Grösse.
|
Ehb. (Fig. 119), deren gekrümmte, unsym- > OR
metrische Schalen auf verzweigten Gallert- AN
stielen festsitzen. Auch einige Gomphonema- Fig. 119. Cocconema lanceolatum. Ehg.
Arten sind an dieser Koloniebildung be- 300mal \wergr:
theiligt.
Fragillaria virescens Ralfs (Fig. 28.) Setzt vorwiegend im Frühjahr
gemeinsam mit Dinobryon das Oberflächen-Plankton zusammen. Sie bildet sehr
lange, flache Bänder.
Asterionella graecillima Heib. (Fig. 23. No. 9.) Sie bildet zierliche
sternförmige Kolonien. Auf der Oberfläche ist sie vom Mai bis October ziemlich häufig.
Ein Verzeichniss der bei Dresden in der Elbe beobachteten Diatomceen hat
Hr. Dr. J. Thallwitz in der „Isis“ 1899 gegeben.
ei
Schlusswort.
Die hier vorliegende Arbeit über die Thierwelt der Elbe bildet den allge-
meinen orientirenden Abschnitt, welchen abzuschliessen uns zeitliche und finanzielle
Rücksichten nöthigten. Die genauere Verarbeitung des eingesammelten und conservierten
Materiales wird noch eine Reihe von Jahren beanspruchen und es wäre wünschens-
werth, dass diese Aufgabe einer Kraft zugewiesen werden möchte, die sich der
Lösung derselben ganz widmen könnte. Namentlich sind noch viele biologische
Beobachtungen gemacht worden, deren bildliche Darstellung die zu Gebote ste-
henden Mittel überschritten hätte.
Die im vorliegenden gebrachten Illustrationen wurden zum Theil mit Unter-
stützung des löbl. Landesculturrathes von Böhmen beschafft.
Hoffentlich werden wir mit der Zeit noch weiter über unsere. Arbeiten
berichten können und an vergleichende Erwägungen der Beziehungen der Elbefauna
zu anderen Gewässern schreiten können.
Die Arbeiten an der zoovlogischen Station hatten in mehrfacher Beziehung
gute Erfolge für die Hebung des Interesses für naturwissenschaftliche Forschung.
Vor allem regte es die Zuhörer der Naturwisseuschaften, die zukünftigen
Lehrer der Mittelschulen an, sich mit dem Studium der Süsswasser-Biologie zu
befassen und sich einen kleineren Zweig der Forschung zu wählen, den sie auch
später neben ihrem Lehrerberufe in einer kleineren Stadt weiter verfolgen könnten.
So widmete sich Herr Prof. F. Svee dem Studium der Räderthiere und
Infusorien,*) Univ. Assist. K. Thon den Hydrachniden und Museums-Assist. A.
Srämek dem Studium der Entozoen.
Als erstes Muster einer übertragbaren Station wurde dieselbe auch von
Faclımännern aus dem Auslande besucht, und zwar von Herrn J. N. Arnold aus dem
ichthyologischen Laboratorium d.k. Ministerium d. Landwirthschaft in St. Petersburg,
Dr. P. Mazurek von dem Dzieduszyski'schen Naturhistorischen Museum in Lemberg
und von Heırn Dr. A. Steuer aus Triest.
*) F. Svec, Die eiliaten Infusorien des Unter-Poternitzer Teiches. (Bull. intern. de l’Acad.
des sc. de Boh&me. 1897.)
154
Die vollste Anerkennung erfuhr unsere Anstalt von der ausländischen
Fachpresse '). So wies Herr D. J. Scourfield *) wiederholt darauf hin, wie nöthig es
wäre in England eine ähnliche Anstalt ins Leben zu rufen.
In Amerika erfasste man den Gegenstand, durch unser Vorgehen angeregt, mit
grosser Energie, wobei man nicht unterliess, uns als die ersten Pioniere der Süss-
wasserbiologie zu bezeichnen.
Mit der vorliegenden Arbeit ist nicht die von uns aufgestellte Aufgabe der
Untersuchung der Elbe gänzlich erschöpft, wir wollen nur die bisher gewonnenen
Resultate damit abschliessen. Es bleiben noch viele interessante specielle Aufgaben
für die Zukunft vorbehalten.
!) H. B. Ward, The fresh- wather biological Stat. (Science IX. 1899).
2) D. J. Scourfield. Wanted a biological station. J. Quek. Mier. Cl. 1897. J. Brunnthaler,
Die geplante biologische Süsswasserstation. (Mitth. d. ö. Fisch. Ver. 1898). Dr. Lauterborn, Über den
Werth und die Aufgaben einer schwimmenden biolog. Stat. auf dem Ober-Rhein. (Allg. Fisch-
Zeit. XXV.)
BERICHTIGUNG.
Nach einer freundlichen Mittheilung des Herrn C. F. Roussellet soll der, Seite 84. als
Plistophora crassa n. sp. angeführte Parasit mit Ascomorpha Blochmanni Zach. (Forschber. der
biol. Stat. in Plön. Th. 6. II. 1898) identisch sein.
— Pag. 102. Fig. 55. Statt a liess b, statt 5 liess a.
INHALT.
Seite
1: #Einleitung; 1: Wach ee ehe ee ee 3
II. Uebersiedelung und Aufstellung derifliegenden Station... 1...“ m ar. nn 4
IN 2AUuszupyanszdem, Ezvebuche, Eee er a
IV. Chemische und physikalische en a Wassers. 3585. le. vo er 9
V. Die Flora der Umgegend von Podiebrad. RR vom ee Ausiefenken
KosRoch a nee A ee ee REN 25. 11
VI. Die Fauna der Albearlstns in de Umgebung von Podiebrad.
Saureihierenen RL are Han RE Aa EL
VO ee a ee: er en...
Reptilien und Amphibien. ... . Se ee er ae. 2
VII. Die Fische der Elbe und ihrer Alemssser I Podie De re a?
VIII. Die niedere Fauna des Elbestrommes .-. . ... ee ee
IX. Die Lage und die Tiefen des Altwassers „Skupice*. .... ee: 26
X. Die niedere Fauna der Altwassers „Skupice“,
1-2Untersuchungsmethoden 2.2.27 mr: 5 ee
2. Plankton der „Skupice* ... . een. =
3. Uferfauna des Altwassers take a une yours u ii
4. Das Leben am Grunde ... 1 ee LS
XT. a der abgeschlossenen Altwässer an Tümpel.
Dasl Altwasser) Dekanskartune nr ET
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3. Dramare-Gräbene rer fe
4. Tümpel und Altwässer am linken Elbeufer bei Poren RER 78
XI.
Illustrirtes Verzeichniss der im Elbegebiete bei Podiebrad beobachteten niederen Thierwelt:
Rbizopoda, Mastigophora, Sporozoa, Infusoria, Spongiae, Goelenterata, Vermes 80—
Helminthen der an der zoologischen Station in Podiebrad untersuchten Fische. Von
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GrustaceasF ArachnoIdean. 2" 2,00 waune: unseren nie ale ee en ee Rn ‚11812
Hydrachuidae (Wassermilben) der ee von Podiebrad. Vom Univ.-Assist. K. Thon 123
Iusecta, Molluska, Bryozoa . . An Sana A ee ee re 2 NEN)
Anhang. Algen und Diatomeen . a a ee len
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CEOEOCSEENE
STUDIEN AUS SUDBÖHMEN.
AUS DEM BÖHMISCH-MÄHRISCHEN HOCHLANDE,
DAS GEBIET DER OBEREN NEZARKA.
VON
J. N. WOLDRICH.
(Mit zwei Karten, einer Tafel und 24 Illustrationen im Texte.)
(Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen.)
(Band XI. Nro. 4.)
PARFAG.
DRUCK VON Dr. EDV. GREGR. — KOMMISSIONS-VERLAG VON FR. RIVNÄC.
1898.
VORWORT.
Indem ich über die Ergebnisse meiner geologischen Studien, die ich während
der Ferien der Jahre 1894, 1595 und 1897 im böhmisch-mährischen Hochlande,
hauptsächlich in dem Gebiete der Oberen Nezarka gemacht, Bericht erstatte *)
bemerke ich, dass über dieses letztere Gebiet bis jetzt keine geologische Literatur
existiert. Allgemeine Bemerkungen Zippe’s ausgenommen, gab nur die „k. k. geo-
logische Reichsanstalt“ in Wien auf Grund der im Jahre 1853 vom Herrn v. Zidl
durchgeführten geologischen Aufnahme eine allgemeine geologische Karte heraus,
welche die Grundlage für mein Kärtchen bildete: ein schriftlicher Bericht darüber
liest nicht vor. Die allgemeine Begrenzung der in dem obenerwähnten Gebiete
vertretenen Formationen ist auf der Karte der geol. Anstalt mit grossem Fleiss
durchgeführt, was auf eine bedeutende Genauiekeit in der allgemeinen Durch-
forschung hinweist; es ist somit zu bedauern, dass der Karte keine Beschreibung
gefolgt ist. An verschiedenen Stellen des Gebietes konnte ich noch die Hammer-
spuren des Geologen der Reichsanstalt verfolgen. Wenn diese Karte iın Ver-
gleiche mit dem von mir verfertigten Kärtchen hauptsächlich eine bedeutendere
Verbreitung des Granits auf Kosten des Gneisses aufweist, so liegt der Grund hievon
in dem damaligen Mangel an Aufschlüssen, die freilich auch heute noch nicht
allzuhäufig sind, sowie ferner in dem Umstand, dass der Gmeiss dieses Gebietes
häufig von zahlreichen Granitapophysen und Gängen durchsetzt wird, und dass Blöcke
dieses Gesteins über die längst verwitterte Oberfläche des Gneisses hin zerstreut
liegen; da an solchen Stellen Aufschlüsse fehlten, wurden dieselben mit dem Granit-
gebiete verbunden. Heute bieten einige neue Steinbrüche und hauptsächlich die
Durcehschnitte der Eisenbahnstrecke zur Durchforschung der geologischen Verhält-
nisse etwas mehr Gelegenheit.
Die weitere Umgebung des von mir geschilderten Gebietes der Oberen
Nezärka im südlichen Theile des Böhmisch-mährischen Hochlandes behandelten :
Zippe: in Sommers „Königreich Böhmen“ 1837 bis 1844; CäZiZek: „Bericht der
zweiten Section über die geolog. Aufnahme im südlichen Böhmen im J. 1853“.
Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1854; Jokely: Beiträge zur Kenntnis
*) Die voriiegende Abhandlung ist bereits in böhmischer Sprache im „Archiv“ erschienen.
ir
4
der Erzlagerstätten bei Adamstadt und Rudolfstadt im südl. Böhmen“, ebendaselbst
1854; Stur: „Die Umgebung von Tabor*“ ebendaselbst 1858; v. Andrian: „Beiträge
zur Geologie des Kaurimer- und Taborer-Kreises in Böhmen“, ebendaselbst 1863;
„Bericht über die im südlichen Theile Böhmens während des Sommers 1862 aus-
geführten Aufnahmen“, ebend. 1863; F. Safränek: „Über den Beresit-ähnlichen
Fels von Tabor“, Vest. kr. ces. Spol. nauk Praha 1881; „O granätove skäle
u Täbora“, ebend. 1882. „O kersantitu cili slidnatem dioritu augitokremennem
z Täbora“, ebend. 1883.
In den oben angeführten Jahren habe ich im Ganzen gegen dreihundert
Gesteinsfundstücke aus dem Gebiete der Oberen Nezärka gesammelt, die ich am
geolog. Institut der k. k. böhmischen Universität einer mikroskopischen Unter-
suchung unterworfen habe und zwar theils in Dünnschliffen, welche im Labora-
torium für praktische Übungen angefertigt wurden, theils durch Pulverisieren.
Dass diese Arbeit in Hinsicht auf das so grosse Material und wegen des gänzlichen
Mangels an diesbezüglichen Vorarbeiten nur langsam fortschreiten kounte, ist klar.
Die vorgelegte Abhandlung ist somit durchwegs eine eigene Original-
Arbeit und eine grundlegende wirkliche Durchforschung, zu deren Durchführung
das „Comite für die naturwissenschaftliche Durchforschung des Königreiches Böhmen*
zum Theile materiell beitrug.
Mit Dank sei erwähnt, dass bei den Arbeiten in meinem Laboratorium
hauptsächlich der Assistent der geolog. Anstalt Herr Karl Buhat mitgeholfen hat.
Prag, geologisches Institut der k.k. böhmischen Karl-Ferdinands-Universität,
im Juni 1898.
WOLDRICH.
EINLEITUNG.
Orographische und hydrographische Verhältnisse im Gebiete
der Oberen Nezärka.
Das hügelig-wellige Gebiet der Oberen Nezärka erreicht eine mittlere Höhe
von 450 m über dem Meeresniveau, und steigt allmählig von Westen gegen Osten an.
Längskämme ziehen sich im Ganzen von Südwest gegen Nordwest hin.
Im Bereiche des beigelegten geologischen Kärtchens erreichen die im Westen auf-
steigenden Gipfel folgende Höhen über dem Meeresniveau: Stoläinska hora in
Böhmen 652 m, Macküv kopec in Mähren 671 m, Kalcüv kopec in Mähren 662 m,
Vysoky in Böhmen 542 m; nahe der Westseite unserer Karte in Mähren: Skaln?
vrch 736 m, Kremenä 759 m, Babi hora 708 m, Pivnik 758 m.
Von den bedeutenderen Orten liest Polätek in einer Höhe von 615 m,
Popelin 579 m. Seerowitz (Zirovnice) 567 m, Tremles (Strmilov) 558 m, Jaroschaw
452 m, Neuhaus (südwestliches Ufer des Bajgar (Vajgan) 464 m.
Die Gegend ist grösstentheils mit Wäldern und zahlreichen Teichen bedeckt,
welche stellenweise eine bedeutende Ausdehnung besitzen. Von diesen Teichen
ist nur ein Theil künstlicher Entstehung, die Mehrzahl hat einen natürlichen und
zwar einen sehr alten, bis in die Eiszeit, bei einigen bis in die känozoische Ära zurück-
reichenden Ursprung. Zwischen den Längsrücken schlängeln sich zahlreiche Wasser-
läufe, unter denen die in Jaroschau aus den Bächen Aamenicka und Zirovnicka ent-
stehende Nezarka hervorrast. Die Quellen der Aamenicka liegen nördlich von
Kamenitz a. d. Linde in der Gneissformation; von dieser Stadt fliesst die Kamenicka
in südlicher Richtung gegen Neu-Ötting in einer schmalen Gneisszone, welche theil-
weise mit känozoischen Schichten bedeckt ist, fliesst dann in einem sehr gewun-
denen Thale im Ganzen in derselben Richtung bis gegen Jaroschau, wobei sie
zuerst der Grenze des Gneisses und Granits, respective der känozoischen Schichten
bis hinter Vc£elnice folst; bei Nekrasin durchbricht sie den Gneiss und folgt
wiederum der Grenze zwischen Granit und Gmneiss; in einem grossen Bogen fliesst
sie dann durch Granit zwischen verhältnismässig hohen Wänden. Die Kamenicka
nimmt mehrere Zuflüsse auf, unter denen am linken Ufer der Zhotsky potok und
und am rechten Kosiöka als die bedeutenderen zu erwähnen sind.
Die Zirovnieka entspringt über Cästrov gleichfalls im Gneissgebiet, fliesst
unter dem Namen Sfrouha zuerst längs der Granit- und Gneissgrenze und hierauf
in einem engen Thale mit steilen Ufern, sich in südlicher Richtung durch Granit
Bahn brechend, bis nach Seerowitz; hierauf folgt sie der gewundenen Grenze des
Granits und des Gmneisses über Vlietin in südwestlicher Richtung nach Krivoklät,
wo sie diese Grenze verlässt und weiterfliesst in einem nach Süden gehenden
Bogen in Granit bis nach Klein - Bernharz (Pernareöky) und von da nach
Steinmotiken in känozoischer Formation; hier folgt sie dann in nordwestlicher
Richtung einer höchstwahrscheinlich alten Spalte im Granit, durchbricht hierauf
den Gneiss und wendet sich in südlicher Richtung zwischen hohen Ufern bis nach
Hosterschlagles (Hostejovec), macht dann in einem engen steilen Thale einen
Bogen nach Westen, durchläuft den Gneiss, an dessen Grenze sie dann nach
Süden gegen Jaroschau fliesst, wo sie eine kleine Insel bildet und sich mit der
Kamenicka vereinigt. Der Lauf der Zirovnicka ist etwas länger als jener der Ka-
menicka und ist zuerst gegen Süden und dann von Seerowitz (Zirovnice) an bis
gegen Jaroschau im Ganzen gegen Südwesten gewendet; es ist dies somit der
verlängerte Lauf der Oberen Nezärka. Die Zirovni@ka nimmt mehrere Randbäche
auf, unter denen der Podatecky potok am linken Ufer und Brodek am rechten die
bedeutendsten sind.
Der weitere Wasserlauf der Zirovniöka und Kamenitka führt von Jaroschau
an den Namen Nezarka. Diese fliesst nach einer grossen Krümmung gegen Westen
und dann gegen Süden in einem überwiegend ziemlich breiten und mit känozoischen
Schichten bedeckten Thale, zwischen hohen Utern längs des Granitrandes bis gegen
Budweis (Podvinov); von da an bewahrt sie eine südwestliche Richtung bis hinter
die Einschichte Malif, wendet sich längs der Grenze von Granit gegen Westen bis
gegen Nieder Grischau ebenfalls in einem verhältnismässig ziemlich breiten Thale;
hierauf fliesst sie gegen Süden längs des Granits zur Eisenbahnstation von Neuhaus,
durchläuft in westlicher Richtung den Gneiss und fliesst in einem känozoischen Thale
bis gegen Neuhaus, wobei sie bei der Svoboda-Mühle den Holzmühlbach und seinen
Zufluss den Zensky potok am rechten Ufer und in der Stadt selbst den in den Bajgar
(Vajgan)-Teich mündenden Hammerbach am linken Ufer aufnimmt; in den Hammer-
bach mündet in der Nähe von Höfling der Popelinerbach, der hauptsächlich aus
einer Reihe grösserer Teiche bei P’opelin, Böhmisch- und Deutsch-Olesna und
Muttaschlag besteht und grösstentheils durch Granit theils in südwestlicher, theils
in südlicher Richtung fliesst.
Von Neuhaus an fliesst die NeZärka an der Grenze von Granit, zuerst den
Gneiss und dann diesen selbst durchbrechend, in südlicher Richtung und nimmt
am linken Ufer den Otinsky potok und am rechten den kleinen Rudolfovbach auf;
sie gelangt dann in einem känozoischen Thale gegen Ober-/där, wo sie in einem
engen Graben den Granit durchläuft und am linken Ufer den Pensky potok auf-
nimmt; ferner durchläuft sie das känozoische Thal in südwestlicher Richtung
über Unter-/där gegen Lasenie zu und fliesst von da in westlicher Richtung über
Niederschlagles (Dolni Lhota) gegen Platz. Hierauf fliesst sie nach Nordwesten
durch eine känozoische Mulde und mündet schliesslich bei Veseli in die Luäniec,
7
Die NeZarka und ihr verlängerter Wasserlauf, die Zirovnicka, fliessen im
archaischen Gebirge hauptsächlich in der Richtung des Erzgebirges, d.i. von Nord-
west gegen Südwest, bis gegen Budweis, von da gegen Neuhaus in der Richtung
von Ost nach West und hierauf beinahe in der Moldaurichtung, nämlich gegen
Südsüdwest, bis Lasenitz, die Nezärka folgt hierauf wieder in einer Granitschlucht
der westlichen Richtung bis zu der känozoischen Mulde, welche sie in der Richtung
des Böhmerwaldes gegen Nordwesten bis zur Einmündung in die Luänie durch-
fliesst. Die Zirornieka und Obere Neiarka folgen somit dem hier herrschenden
Streichen der Gneisschichten NO-SW, indem sie zum. Theile längs alter Thäler
der Gneiss-Falten fliessen, oft jedoch auch den Granit durchbrechen und stellen-
weise wilde nnd malerische Felsen, wie z. B. bei Steinmotiken bilden.
Die Aamenicka und der Holzmühlbach folgen im Ganzen der Moldau-
richtung, nämlich von Norden nach Süden, in gleicher Weise der Dorekbach, ein
Zufluss der Zirovnicka, und die Nezarka selbst von Neuhaus an bis gegen Lasenitz.
Diese Wasseradern verlaufen grösstentheils im Granitgebiet oder längs dessen Grenze;
die ersteren sind allem Anscheine nach jünger. In der Richtung von Osten nach
Westen, höchstwahrscheinlich einer Modifikation der Richtung des Böhmerwaldes,
verlaufen der Zammerbach von Blauenschlag (BlaZejov) an, der Ofinsky- und Pensky-
Bach, sowie auch ein Theil der Nezarka von Lasenitz an bis über Platz, und
zwar theilweise in der Gneissformation, an der Grenze zwischen Gneiss uud Granit
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Fig. 1. Die Richtung und Strecke der Wasserläufe im Gebiete der Oberen Nezärka.
oder in känozoischen Thälern; theilweise durchbrechen sie den Granit; auch hier
bilden sie stellenweise höhere Felsgehänge, wie z. B. der Hammerbach bei Hein-
richschlag, u. a.
Die beigefügte Figur 1. versinnlicht die Gesammtrichtung, die proportio-
nierte Länge und Mächtigkeit der Wasserläufe im Gebiete der NeZärka.
a) Die Obere Nezärka mit der Zirovnicka: die untere Nezärka;
b) die Kamenicka, der Holzmühlbach, Brodek, Untere Nezärka:
c) die mittlere Nezärka, der Hammerbach, Otinsky- und Pensky-Bach;
d) der grössere Theil kleinerer Zuflüsse der NeZärka, des Holzmühl-
baches, der Kamenicka und Zirovniöka, grösstentheils an ihren rechten
Ufer;
e) einige kleinere Zuflüsse der in d) angeführten Gewässer, grösstentheils
am linken Ufer mündend.
Aus dieser Übersicht geht klar hervor, dass hier den längsten und mäch-
tigsten Hauptwasserlauf die Neäarka mit ihrer Verlängerung, der Zirovnieka, bildet,
denen alsdann die Aamenicka, der Holzmühl- und Hammerbach folgen, ferner,
dass die kleinen Zuflüsse am rechten Ufer länger sind als die am linken Ufer,
was mit der Tektonik dieses Gebietes zusammenhängt. Die Hauptrichtung der
Wasserläufe geht von Nordosten gegen Südwesten (Erzgebirgrichtung) entsprechend
dem hier herrschenden Streichen des Gneisses; hierauf folgt die untergeordnetere
Richtung der Wasserläufe von Norden gegen Süden (Moldaurichtung) und die unter-
geordneteste Richtung ist die der kleineren Zuflüsse von Nordwesten gegen Süd-
Osten und die entgegengesetzte Flussrichtung (Böhmerwaldrichtung).
Es ist eine tehtonisch interessante Erscheinung, dass in derselben Reihen-
folge, in der hier die Wasserlaufrichtungen oufeinanderfolgen, dieselben Streich-
richtungen der Schichten im weiteren Gebiete des Böhmisch-mährischen Hochlandes
vertreten sind.
Auch die Form und die Lage grösserer Teiche, sowie die Gruppen kleinerer
Teiche erinnern meistens an die hier vorherrschende Richtung des Erzgebirges
(von Südwest gegen Nordost), an zweiter Stelle erinnern sie an die Moldaurichtung
(von Süden gegen Norden).
Das Gefälle der Hauptwasserläufe.
Die Zirovnieka weist von (Cästrov) (607 m) an bis gegen Seerowitz (Ziro-
vnice) (bei der Mühle 545 m), durchschnittlich ein Gefälle von 62 m auf, somit
auf 1 km des (geraden) Wasserlaufes 1157 m; von Seerowitz bis gegen Jaroschau
(482 m) ein Gefälle von 63 m, somit auf 1 km 582 m. Die Neäarka weist hierauf
von Jaroschau bis gegen Neuhaus (464 m am Ufer des Bajgar-Teiches) ein Gefälle
von 18 m, oder auf 1 km nur 2:61 m; von Neuhaus bis Lasenitz (445 m) ein
Gefälle von 19 m, somit auf 1 km 2:26 m; (von Lasenitz zur Mühle Vanek’s)
(440 m), westlich von Platz beträgt das auffallend kleine Gefälle in der Gneiss-
und Granitformation nur beiläufig 5 m, somit auf 1 km nicht mehr als ca 1 m;
von Lasenitz bis Weseli (408 m) ein Gefälle von 37 m, oder auf 1km nur 1:76 m.
Die Aamenicka weist von Kamenitzer Hammer (558 m) bis Jaroschau
(482 m) ein Gefälle von 76 m auf, oder auf I km 567 m; ihr Gefälle ist somit
etwas kleiner als das der Zirovniöka, aus welchem Grunde sich das Wasser der
Kainenicka bei Jaroschau vor seiner Vereinigung mit der Zirovniöka aufstaut, dabei
ein breiteres Flussbett bildend.
Es muss bemerkt werden, dass das I km entsprechende Gefälle in Wirk-
lichkeit etwas geringer ist, weil bei der Berechnung der angeführten Ziffern nur
9
auf die direkte Entfernung der betreffenden Punkte und nicht auf die die Wasser-
lauflänge vergrössernden Krümmungen Rücksicht genommen worden ist.
Alleemeine geologische Bemerkungen aus der weiteren
Umgebung des beschriebenen Gebietes.
Es mögen neben dem in Detail beschriebenen engeren Gebiete noch fol-
gende allgemeine Bemerkungen aus meinen verschiedenen Orientirungsausflügen der
Jahre 1894, 1895 und 1897 im die weitere Umgebung desselben angeführt werden.
In dem Gebiete des Granitstockes, der östlich von Gmünd aus dem nieder
österreichischen Massiv ausläuft und sich in einem bis 36 km breiten Streifen in
nordöstlicher Richtung längs der böhmisch-mährischen Gränze bis gegen Windig
Jenikau hinzieht, ist grösstentheils Zweiglimmer-Granit und Biotitgranit verbreitet,
welche hypidiomorph und allotriomorph körnig, mittel- bis grobkörnig ausgebildet sind.
Da der Granit meist mit Wäldern bedeckt ist, bietet er nur wenig offene Stellen.
Die abgerissene Gneisscholle, welche sich um Königseck (Kunzak) herum im Granit-
gebiete ausbreitet, scheint weiter nach Süden zu reichen, als dies auf der Karte der
k. k. geologischen Reichsanstalt eingezeichnet ist; denn es erscheinen auf den
Feldern südlich von Königseck neben der Strasse, die zum Markelstein (Vysoky
Kämen) führt, auch beim ıreuze noch scharfkantige faustgrosse Bruchstücke reinen
weissen Quarzes, sowie eckige Kernstücke eines dunkelgrünlichgrauen Gesteines
von sehr feinkörniger bis aphanitischer Zusammensetzung, die der Gneiss an ver-
schiedenen Stellen dieses Gebietes einschliesst und von denen im Weiteren die
Rede sein wird. Es scheint nicht wahrscheinlich zu sein, dass diese Quarzbruch-
stücke von grösseren Kieselgeschieben herrühren könnten und dass diese wie auch
die erwähnten Feldstücke känozoischen oder gar vielleicht diluvialen Alters sein
könnten, da diese Gegend anderer solcher deutlichen Ablagerungen entbehrt. Wahr-
seheinlicher ist es, dass sie aus dem unter dem Ackerboden bis hieher ausgebrei-
teten Gneiss herrühren.
Östlich von dieser Strasse tauchen dann weiter in den Feldern wie auch
im Königsecker Walde ziemlich gro-se Blöcke eines Zweiglimmergranites mit allo-
triomorpher, sehr grobkörniger Ausbildung aus der Ackererde empor; derselbe
besteht aus weissem Orthoklas, grauem Quarz, aus reichlichem dunkelgrauen Biotit
und aus Muscovit. Es sind dies Überreste festerer, der Verwitterung mehr
trotzender Granitkerne, auf deren oberen Flächen sich die durch Verwitterung
entstandenen, rundlichen, länglichen und unregelmässigen sogenannten Schüsseln und
Schüsselchen vorfinden, die nach einem Regen mit Wasser angefüllt sind. Von diesen
Schüsseln verlauft häufig eine ebenfalls durch Wasser und Verwitterung in wei-
eheren Partien des Granites entstandene Rinne an den Rand des Blockes. Manche
Archäologen hielten solche Blöcke und ähnliche Granitplatten mit solchen auf na-
türlichem Wege entstandenen Vertiefungen und Rinnen für Opfersteine und die
auf ihnen befindlichen Schüsseln für künstlich, und schreiben sie den Kelten zu.
Diesen natürlichen Erscheinungen begegnete ich nicht nur in dem böhmisch-mährischen
10
Hochlande, sondern auch in der Granitformation des Böhmerwaldes, s’e finden sich
auch im Fichtel- und Riesengebirge, in Russland, ja in ganz Europa vor. Genauer
behandelte ich diese und ähnliche Erscheinungen in meiner Abhandlung „Über
prähistorische Forschungen im südlichen Böhmen.“*)
Neben den angeführten Blöcken liegen hie und da auf Feldern eckige
Glaubsteine eines Biotitgranits mit graubraunem Biotit und kleinkörniger Struktur,
der wahrscheinlich jüngeren Adern angehört.
Interessant ist der Felsen Markelstein (böhmisch richtig „Vysoky kämen“,
der deutsche Name rührt vielleicht von dem Worte „Markstein“ her, weil sich
hier früher der Grenzstein zwischen Böhmen und Mähren befand), der in einer
Seehöhe von 731 m westlich von der Strasse aufsteigt. Er besteht aus demselben
erobkörnigen Zweiglimmergranit, wie die Blöcke oberhalb Königseck, nur dass die
Körner etwas kleiner sind und dass derselbe mehr Biotit enthält; vereinzelte Ortho-
klase sind in Krystallen, die bis 20 mm lang und 8 mm breit sind, ausgeschieden.
Fig. 2. Eine Gruppe von Granitblöcken am Fig. 3. Natürlicher Wackelstein
„Vysoky kämen“ (Markelstein) bei Königseck. aus Granit mit Schüsselchen vom
„Vysoky kämen“ bei Königseck.
Dieser Granit zerfällt in eine Menge von Blöcken und Bänken, die theil-
weise in natürlicher Lage über einander ruhen, theilweise zusammengestürzt sind.
Inmitten der Blöcke steigt der centrale, aus plattenföürmigen Bänken sich zusam-
mensetzende Felsen auf, auf den Seiten verlaufen über die Platten Rinnen, die
durch Regenwasser gebildet worden sind. Eine andere niedrigere Gruppe stellt
uns die Figur 2 dar; neben grösseren Granitblöcken (b) steht eine aufgerichtete
Platte, mit kammartigen Rinnen versehen (a), welche ursprünglich über den
Blöcken ruhte und später zusammenstürzte. Eine andere Gruppe stellt die Figur 3
dar, wo die auf der Oberfläche Schüsseln aufweisende Platte in ursprünglicher
Lage auf einem rundlichen Blocke ruht; es ist dies ein natürlicher Wackelstein
and hat nichts gemeinschaftliches mit der prähistorischen Thätigkeit des Menschen.
Manche Blöcke weisen eine flach schüsselförmige Ablösung auf, nach welcher die
Blöcke zerfallen.
Derselbe Granit zieht sich weiter nach Süden hin und tritt nördlich von
Leinbaum (Klenovä) bei der Strasse in mächtigen Blöcken zu Tage; hier ist er
*) Z archaeologickeho vyzkumu krälovstvi Öeskeho. 7. Pamätky arch., Prag 1896.
11
weniger verwittert und wird von Steinmetzern verarbeitet. In der Umgebung von
Landstein und des ehemals bedeutenden Dörfleins Markel ragt eine Masse von
Granitblöcken, Bänken uud Platten zu Tage. Beiläufig 523 m südöstlich von der
Burg Landstein steigt ein mit künstlichem Walle umzogener Felsen mit einer
Kapelle empor, hinter welcher gewaltige Blöcke und Platten sehr grobkörnigen
Zweiglimmergranites, fast pegmatischer Natur gelagert sind; derselbe ist haupt-
sächlich aus grossen, theilweise idiomorph ausgebildeten, bis 35 mm langen und
15 mm breiten Orthoklasen zusammengesetzt, zwischen denen untergeordnet kleinere
unregelmässige Körner hell- bis dunkelbraunen Quarzes und Gruppen Muscovits
Fig. 4. Eine natürliche Granit-Tischplatte mit Schüsseln und Rinnen
(sog. Opferstein) von Landstein.
und etwas wenig Biotit eingestreut sind. Circa 500 m von hier erhebt sich auf
dem südöstlich sich hinziehenden Kamme ein anderer interessanter Felsen, welcher
aus Blöcken und Platten desselben überaus grobkörnigen Zweiglimmergranits besteht,
den wir südlich von Königseck gefunden. Eine blockförmige, 12°5 m lange und
35 m breite Platte ruht hier in der Gestalt einer Tischplatte über kleineren
Resten ursprünglicher Platten, in der Form von Stützpfeilern, in ursprünglicher
natürlicher Lage, entstanden in Folge der ungleichen Verwitterung der Granitmasse ;
vergl. Figur 4. Die Oberfläche dieser tischförmigen Platte ist mit acht, mehr oder
weniger rundlichen Schüsseln bedeckt, von denen die grösste einen Durchschnitt
von 0'65 m und in der Nähe der Mitte eine Tiefe von 0'18 m aufweist; die
Wände dieser Schüsseln sind durchwegs rauh, und durch Verwitterung entstanden ;
von den Randschüsseln aus hat das Regenwasser durch Abfliessen über den Rand
hinab Rinnen gebildet. Auch diese tischförmige Platte wurde für einen Opfer-
stein gehalten, obwohl weder sie selbst noch die Umgebung Spuren mensch-
licher Thätigkeit aufweist. Eine solche lehrreiche und interessante Erscheinung
bildet auch die in einer Menge von Granitblöcken liegende Platte grobkörnigen
Granites bei Kunashofe, deren Aussehen uns die Figur 5 nach J. Richly wieder-
gibt. Sie ist mit zehn Schüsseln verschiedener Gestalt und Grösse (im Durch-
schnitt 0'2--0°4 m lang, der grosse unregelmässige Trog ist 2 m lang) bedeckt,
deren natürliche Entstehung auf den ersten Blick klar ist, besonders wenn wir den
in Figur 5 dargestellten Durchschnitt a vergleichen,
Die natürlichen Erscheinungen der obenerwähnten Schüsseln, Tröge und
Grübehen hängen streng mit der inneren Zusammensetzung (der Granitmasse zu-
sammen. Der Granit ist nähmlich nicht seiner ganzen Masse nach vollständig
homogen, weder in Hinsicht auf die Gruppierung der Mineralbestandtheile noch
auch in Hinsicht auf die Grösse der Körner, sondern derselbe ist an verschiedenen
Stellen dichter, an Stellen, die mehr Quarz ent-
halten, ist er härter, anderwärts weicher und der
Verwitterung weniger trotzend. Dazu gesellt sich
die eigenthümliche Art der Ablösung der Granit-
masse. Die Ablösung der Granitgesteine ist ge-
wöhnlich platten- oder tafelförmig mit mehr oder
weniger geraden Flächen. manchmal auch ausge-
rundet, halbkugelförmig; es ist dies die Folge
des Unterschiedes in der Spannung der Eruptions-
masse, die senkrecht auf die Fläche der ursprüng-
lichen Abkühlung wirkt und mit der sich ändernden
Dichte verbunden ist. Längs solcher Dichteunter-
schiede lösen sich alsdann bei der Verwitterung
oder beim Brechen des Granits einzelne Theile
in Platten und Blöcken ab. Die Verwitterung der
Gesteine, somit auch des Granits, ist die zer-
störende Folge (des Meteorwassers (des Regens, des
Nebels, des Thaues, des Schnees und des Eises),
des Windes, der Wärme sowie auch der Orga-
nismen, die an der Oberfläche und längs der Spalten
des Gesteines leben. Dieser ununterbrochenen, zer-
a A ARE, Sraniapintie ame störenden Thätigkeit unterliegen nicht nur Felsen,
nat. Schüssel vom Kunashofe, ? % A j x at
t) Durchschnitt. sondern auch ganze Thäler, die mit dieser Hilfe
entstanden sind. Das atmosphärische, Kohlensäure
enthaltende Wasser verdrängt im Granit zunächst die Kieselsäure (des Feldspaths
aus ihrer Verbindung mit den Alkalien und mit dem Caleiumoxyd, führt sie ebenso
ab wie die Carbonate und dadurch verliert der Feldspath seinen Glanz, wird matt,
weiss, kaolinartig, zerfällt und das Wasser führt seine Theilchen mit sich fort;
die anderen Bestandtheile des Granites, der Glimmer und der Quarz verlieren den
Zusammenhang und der Glimmer unterliegt dann auch einer um so schnelleren
Zersetzung; die übrig bleibenden Quarzkörnchen schwemmt das Wasser fort. Je
grobkörniger der Granit ist, umso ungleicher ist seine Dichte, und umso schneller
unterliegt er an den wenigen dichten Stellen, die mehr Feldspath und weniger
(Quarz enthalten, der Verwitterung.
Wenn der Granit in Folge der Verwitterung längs der Ablösung in Platten
oder in plattförmige Blöcke mit nicht vollständig ebenen Flächen zerfällt, und wenn
die oberen verwitterten Theile im Laufe der Zeit vom Regen fortgetragen werden,
erscheint an der Oberfläche eine Fläche mit rauhen kleinen Vertiefungen (Fig. 6. a), in
denen das Regenwasser aufgefangen wird und zur schnelleren Verwitterung dieser
Stellen beiträgt; dadurch entstehen rundliche (6), längliche oder unregelmässige
13
Schüsseln von verschiedener Tiefe, der Dichte und der Gruppierung der Mineral-
bestandtheile des Granites an diesen Stellen entsprechend, bis sich hierauf ver-
schiedene Vertiefungen entweder untereinander oder mit dem Rand vereinigen,
wie es die Fig. 6, ec zeigt.
Ein soleher Process kann sich auch auf einer verhältnismässig ebenen
Fläche der Platte an Stellen geringerer Dichte vollziehen, weil hier die Verwitte-
rung schneller als in der dichteren Umgebung fortschreitet. Auf diese Weise ist
der grösste Theil der Schüsseln und Vertiefungen, die oben aus dem Granitge-
biete an der böhmisch-mährischen Grenze angeführt worden sind, enstanden; lehr-
reich in dieser Beziehung ist die oben abgebildete Platte von Kunashof (Fig. 5.)
Fig. 6. Entwicklung der Schüsseln auf der Oberfläche einer Granitplatte.
Wenn die Ablösung des Granits längs ausgerundeter oder halbkugelförmiger
Flächen vor sich geht, und solche Anzeichen haben wir am Felsen Markelstein ge-
funden, so können durch Zerfallen oder Zusammenstürzen der oberen Theile natür-
liche tiefe rundliche Schüsseln entstehen, die sich somit als Opfersteine sehr gut
eignen würden, ohne dass die Menschenhand dazu beigetragen hätte. Aber solche
gibt es in unserem Gebirge nicht. Gümbel bildet eine solche Schüssel aus dem
Fichtelgebirge ab (Geognotische Beschreibung des Fichtelgebirges 1879); ich selbst
habe eine ähnliche auf einem Granitblock in der Nähe von Konopice bei Gross
Zdikau und bei Zuzlawitz im Böhmenwalde, sowie in Thale der Volynka oberhalb
Strakonie gefunden; Spuren ihrer Benützung habe ich nicht vorgefunden.
Kleine Schüsseln und Grübchen mit rundlichem, meist tieferen Boden ent-
standen gewöhnlich dort, wohin das Regenwasser ununterbrochen aus einer Schüssel
abfloss, gemäss dem alten Sprichwort „gutta cavat lapidem.“ Auf einen solchen
Process wies 4. Gruner* für zahlreiche Schüssen aus dem Fichtelgebirge sehr
überzeugend hin. Es ist kein Zweifel, dass manche der angeführten Grübchen auch
im böhmisch-mährischen Hochlande auf eine ähnliche Weise entstanden sind; der
grössere Theil jener solcher kleineren, tiefen, rundlichen Vertiefungen, sowie auch
hauptsächlich jene mit senkrechten, oder gar nach innen geneigten, somit hohlen
Wänden, ist auf eine andere Weise entstanden. Es ist nämlich bekannt, dass der
Granit stellenweise rundliche, längliche auch unregelmässige Gneisskerne, öfters
jedoch in dieser Weise ausgebildete Concretionen enthält, die hauptsächlich aus
Glimmer und Feldspath zusammengesetzt sind; man kann dieselben leicht an der dun-
kleren Farbe in verschiedener Grösse an der Granitoberfläche, besonders nach einem
Regen, in gleicher Weise an Pflastersteinen und auf Stiegen beobachten. Wenn
*) Die Opfersteine Deutschlands, Leipzig 1891.
14
sich ein solcher Kern in Folge der Verwitterung ausbröckelt, ist die Schüssel bald
fertig; anderseits verwittert eine solche Concretion viel schneller als die umliegende
normale Granitmasse. Diese Erscheinung lässt sich auf einige Jahre alten Granit-
Stiegen verfolgen, wo man schon heute auf solchen, am nicht betretenen Rande
der Stiegen gelegenen Kernen Wasserreste nach einem Regen bemerkt, zum Beweise
dessen, dass die Kerne in einer verhältnismässig kurzen Zeit etwas mehr ver-
wittert sind als die umliegende Masse. Verwittert ein solcher Kern vollständig
und schwemmt Regenwasser seine übrigbleibenden Bestandtheile weg, so entsteht
eine Schüssel oder eine Grube mit nahe senkrechten oder nach innen geneigten
Wänden.
Man könnte jedoch einwenden, dass die auf natürlichem Wege entstandenen
grösseren und dazu geeigneten Schüsseln selbst zu religiösen Zwecken benützt
wurden. Aber es gibt auch hiefür nicht den geringsten Beweis.
Ich habe auf keiner einzigen der von mir untersuchten Schüsseln des
böhmisch-mährischen Hochlandes irgend welche Spuren der Menschenhand und
auch in ihrer nächsten Umgebung nicht eine einzige Spur ehemaliger menschlicher
Anwesenheit gefunden, die sich doch sonst in der Umgebung vorfinden müssten;
dasselbe bestätigen Zichly und Beringer.
Dass der Charakter des böhmisch-mährischen Granitstockes nicht durch-
wegs gleichartig ist, sondern dass er an verschiedenen Stellen bedeutende Varianten
aufweist, die nicht nur am Rande oder in der Mitte desselben entstanden sind,
sondern auch mit dem Alter des Granits zusammenhängen, beweisen die bisher
angeführten Bemerkungen, hauptsächlich jene, die sich auf die zwischen Deutseh-Baum-
garten und Konrads östlich von Neu Bystritz auftretenden Erscheinungen beziehen;
leider herrscht hier ein Mangel an Aufbrüchen. Zwischen den angeführten Orten
finden sich auf Feldern und in Haufen von Glaubsteinen sehr interessante Granit-
varietäten vor, unter denen ein besonderer dunkler Biotitgranit mittelgrossen Korns
hervorragt, der zu zwei Dritteln aus dunklem, graubraunen, unter dem Mikro-
skop rothbraunen, gelblichen bis farblosen Biotit muscovitischer Natur zusammen-
gesetzt ist, zwischen den unregelmässige Körnchen von Feldspath mit untergeordneten
Körnchen dunkelgrauen, gewöhnlich von Feldspath umgebenen Quarzes eingestreut
sind. Diesem dunklen Granit verleiht der Feldspath ein unregelmässig fleckiges
Aussehen. Verbreiteter ist hier ein sehr feinkörniger aplitischer Granit mit Muscovit
und ein kleinkörniger aplitischer Granit ohne Glimmer; beide Abarten gehören ohne
Zweifel Adern an.
Bei Burgstall nordwestlich von N. Bystritz nimmt der Granit den allge-
meinen Charakter des böhmisch mährischen Granitstockes an. Es ist dies der hypi-
diomorphe Zweiglimmergranit mittleren, gleichmässigen Kornes, welcher aus weissem
Orthoklas, grauem Quarz und reichlichem, dunkelbraunen Biotit zusammengesetzt
ist; der Muscovit erscheint allerdings nur sehr untergeordnet; aus dem gleich-
körnigen Gemenge treten stellenweise grössere bis 15 mm lange Körner eines nur
theilweise idiomorphen Feldspathes hervor, ohne dass das Gestein ein porphyrisches
Aussehen annehmen würde. Dieser lichtgraue Granit wird hier in mächtigen zusam-
menhängenden Platten gebrochen und in neuerer Zeit bis nach Neuhaus zu Stein-
metzarbeiten verfrachtet. Derselbe Granit tritt in einem Felsen südöstlich von
15
Schamers zu Tage; während ein Handstück von hier neben Biotit nur unbedeutende
Spuren von Muscovit aufweist, ist derselbe in einem anderen Handstücke etwas
reichlicher als im Granit von Burgstall vertreten.
Wiewohl die den Stockgranit durchdringenden Granitadern gewöhnlich fein-
körniger sind, findet man dennoch, freilich nicht oft, auch das umgekehrte Ver-
hältnis und dies scheint bei den eben beschriebenen grobkörnigeren Graniten der Fall
zu sein. Es scheint nämlich, dass durch den Granitstock, der aus Zweiglimmergranit,
wie z. B. bei Burgstall und anderwärts, besteht, eine mächtige Gangader, welche
Naumann sonst gleich oder bald nach der Erstarrung des umgebenden Granites
entstehen lässt, von Südsüdost gegen Nordnordwest über Landstein, Leinbaum,
Markelstein gegen Königseck sich hinzieht, deren Mitte der gröbste Granit bei Land-
stein entsprechen würde, während seinem westlichen Rande die feinkörnigen Granite
angehören dürften, die wir zwischen Deutsch-Baumgarten und Konrads gefunden haben.
Hypidiomorpher mittelkörniger Brotitgranit ist an der östlichen Grenze in
der Umgebung von Vilimeö in Mähren verbreitet, wo er das Liegende känozoischer
Schichten bildet; derselbe ist den vorbesprochenen Graniten sehr ähnlich, nur dass
er den Museovit entbehrt und dass grössere Feldspathkörner in seinem gleich-
mässigen Gemenge nicht auftreten. Derselbe Granit ist in zahllosen Blöcken rings um
Katharinenbad bei Potätek verbreitet.
An der Nordwestseite bei Poätek reicht ein über Gneiss gelagerter Sand
von Süden bis zu der nach Cästrov führenden Strasse, und ist höchstwahrscheinlich
ein Ausläufer des känozoischen Sandes, der sich südwestlich von Pocätek ausbreitet.
Nordwestlich von Pocätek ist ein lichter, kleinkörniger Zweiglimmergranit
mit überwiegendem Feldspath verbreitet; eckige Stücke und grössere eckige Blöcke
sind auch im Lehm bei der Ziegelei in nordwestlicher Richtung von Strääny Kopeec
gelagert; der diluviale Lehm zieht sich hier iu einer Mächtigkeit von 2—2:5 m
direet über die Ziegelei und die Strasse von Südost gegen Nordwest hin und besteht
aus feinen Zersetzungsprodukten der Feldspathe, aus zahlreichen scharfkantigen,
bis 5 mm grossen Quarzkörnchen und Glimmerschuppen. Dieser Lehm ist elwvialen
Ursprungs, durch Zersetzung des Granites an Ort und Stelle enstanden. Unter
demselben folgt scharikantiger Sand, der aus Körnchen von Quarz und Feldspath
und aus Glimmerblättchen des zerfallenen Granites zusammengesetzt ist. Auf der
Karte der geologischen Reichsanstalt ist obiger Lehm nicht verzeichnet. Westlich
von Öästrov verläuft über dem Gneiss längs eines Grabens känozoischer Sand;
ebenso auch nordwestlich längs des Bächleins, sich von dem Kreuze bei Pelec
nach Osten bis zur Mühle und weiter gegen Cästrov ausbreitend; derselbe ist
sleichfalls auf der Karte der geologischen Reichsanstalt nicht verzeichnet.
Interessant erscheint eine Granitzunge westlich von Pelec, die von
Lasenie bei Pravikov vorbei gegen Norden im Gneiss verläuft. Gleich am östlichen
Rande derselben liegen im Wäldchen gewaltige rundliche Granitblöcke, von denen-
einer ausgewitterte, ansehnliche Schüsseln aufweist. Es ist dies ein hellgrauer, hypidio-
morpher, kleinkörniger Biotitgranit, in welchem das Gemenge von Feldspath und
Quarz überwiegt und dunkelbrauner Biotit untergeordnet eingestreut ist.
Ein Handstück aus einem kleineren Block enthält pyroxenen Bivotitgranit,
der im Dünn>chliff unter dem Mikroskop grösstentheils unregelmässige Körnchen
16
stellenweise ziemlich vertrübten Feldspaths und zwar Orthoklas, und untergeor dnet
Plagioklas aufweist; manche Orthoklaskörner zeigen eine mikroperthitische Zusam-
mensetzung ; die unregelmässigen, meist kleineren Quarzkörnchen, enthalten flüssige
und gasförmige Einschlüsse und zeigen bunte Farben; der sehr untergeordnete
Biotit tritt nur in kleineren unregelmässigen Blättchen von gelblichbrauner (im Durch-
schnitt lichtgrauer) Farbe und enthält feine dunkle Körnchen; vereinzelt erscheinen
kurze Pyroxensäulen mit unregelmässigen länglichen kleinen Spalten; die Färbung
ist im einfachen Lichte innen blassroth, im Polarisationslicht gelb- und gelblich-
grün, in zersetzteren Theilen graugrün; die Auslöschung von 25—30" entspricht
dem Akmit oder dem Ägerin.
Ein Handstück von dem grossen, etwas grobkörnigeren Block mit reichli-
chem Biotit enthält Biotitgranit hypidiomorpher Zusammensetzung; in das vorwie-
gende Gemenge von Quarz und Feldspath, dessen Körner manchmal eine Länge
von 5 mm erreichen, sind Lamellen und vereinzelte, bis 5 mm grosse Gruppen
dunkelbraunen Biotits eingestreut.
Im Dünnschliffe erscheint vor allem unter dem Mikroskop Orthoklas in
kleineren und grösseren länglichen, meistens getrübten Körnern; Plagioklas ist nur
durch ein einziges unbedeutendes Korn, dafür der Mikroperthit in mehreren grösse-
ren Körnern vertreten; Pyroxen mit dem Charakter des vorbesprochenen Dünn-
schliffes ist auch nur in einem einzigen länglichen Körnchen vorhanden. Die un-
regelmässigen Quarzkörner sind ziemlich unrein, da sie viele flüssige und gasförmige
Einschlüsse enthalten; die unregelmässigen Biotitblättchen haben eine dunkelgelb-
braune Farbe und enthalten wenig feine dunkle Körnchen.
Westlich von Antoninov tritt in Gruben känozoischer Sand auf, der sich
von der Strasse in nördlischer Richtung höchstwahrscheinlich bis zum Teiche bei der
Dvojhräzi-Mühle hinzieht, wo er sich allem Anscheine nach dem auf der Karte der
geolog. Reichsanstalt verzeichneten Sande von Pravikov anschliesst.
In der Umgebung von Sobeslav überwiegt ein feinkörniger, ausgezeichnet
schieferiger Biotitgneiss, der aus Feldspath (Orthoklas, untergeordnet Plagioklas)
und Quarz und feinen Flasern dunklen Biotits besteht. In einen Steinbruche aın
Wege westlich von Soböslau, unmittelbar vor der Granitinsel „Na Sväkove“ geht
er in einen glimmerschieferartigen Biotitgneiss über, der daselbst „Svakover Gneiss“
genannt wird; er besteht aus sehr feinen Körnchen von Qnarz und untergeordnetem
Orthoklas, zwischen welche unregelmässige Blättchen ausgebleichten, hell gelblich-
weissen bis grauweissen, unter dem Mikroskop farblosen und nur stellenweise noch
braunen Biotites eingelagert sind; dieser ausgebleichte Biotit überzieht die Spalt-
flächen in zusammenhängenden Flasern. Das Gestein bricht in dünnen Platten,
die durch Verwitterung in feine gleichlaufende Flasern zerfallen. Zwischen die
Schichten dieses Gneisses sind schwache Schichten kleinkörnigen Quarzitschiefers
eingelagert, deren Spaltflächen mit reichlichem, ausgebleichtem Biotit bedeckt sind.
Südlich von Sobeslau treten bei der kleinen Granitinsel in der Nähe von
Drachov, wie mir Prof. J. John mitgetheilt, Granitblöcke interessanter Zusammen-
setzung auf. Das mir überlassene Handstück ist Turmalin-Muscovitgranit pegma-
tischer Zusammensetzung. In den gröberen und kleineren Körpern des weissen
Feldspathes sind kleine Körnchen grauen Quarzes vertheilt, welehe auch selbst-
ständig in grösseren Exemplaren zwischen <
Feldspath vorkommen, untergeordneter tritt
der Muscovit in Blättchen und grösseren La-
mellen auf; sehr häufig ist der Turmalin,
der in kleinen länglichen Säulen und in Körn- =
chen in dem Gemenge von Feldspath und a RT
Quarz und im Quarze selbst eingestreut ist; E ® <
accessorisch ausgeschieden sind Krystalle dun 3, >
kelbraunen Granates von der Grösse bis 12mm 53 "2.
im Durchmesser. Dieses Gestein gehört ohne & RR 5%
Zweifel einer Ader oder einem Gange an. " 8
Grössere Krystalle des von Friedrich S
Katzer*) beschriebenen, aus dem Gneiss ver- =
witterten Zu£ils findet man heute noch in S SR
der Umgebung von Sobeslau in grosser Menge: Ä
hauptsächlich in den Anschwemmungen am
Bache rechts von der Strasse, die nach
Bechyn führt. Prof. John hat mir aus seiner
reichen Sammlung mehrere Stücke dieses
Minerals überlassen, sowie auch einen mit
Fichtelit bedeckten Ast weichen Holzes aus
dem Torflager von Mazie, die ich dem Mu-
seum des Königreiches Böhmen geschenkt
habe.
Östlich von Veseli befindet sich südlich
bei der Eisenbahnstation, gerade an der
Keee
<.
4
ezark&
Wesel
Wittingauer Becken
Strecke, ein Bruch hellen zersetzten Gneisses 8
granitischen Aussehens.. Das Gestein ist S
schuppigkörnig, mittlerer Korngrösse und be- g
steht aus weissem Feldspath, dunkelgrauem I
Quarz, zwischen welche Blättchen von Mus- S
covit eingestreut sind, die vereinzelt auch S
die Grösse von 10 mm in Durchmesser er-
reichen; accessorisch eingestreut ist ziemlich
reichlich der Turmalin in feinen Säulen und
Körnchen und nur spärlicher Biotit. Wiewohl &
wegen der vorgeschrittenen Zersetzung des 2 «
Feldspathes nicht festgestellt werden konnte, 5 S
ob auch Plagioklas vertreten ist, bin ich der 2 3
Ansicht, dass dies der typische „weisse Gneiss“ S =
ist, den A. Rosiwal**) aus dem krystalli- ”
*) Tschermak’s Mineral. Mith. N. F. IX. p. 405,
**) „Aus dem krystallinischen Gebiete zwischen
der Schwarzawa und Zwittava“. Verh.d. k.k. geolos. = i } &
Reichsanst. 1892—94, 1890. 2988
5 Granit
ın über Neuhaus gegen Teltsch.
D
e
n
4 Diluvium
3 Känozoicum
576,000
1
2 Glimmerschiefer
1 Gneiss
Fig. 7. Schematischer Durchschnitt des Böhmisch-mährischen Hoehlandes von Wod
18
nischen Gebiete zwichen der Schwarzawa und Zwittava in Mähren beschreibt,
welcher dem „rothen Gneiss“ entspricht, von dem auch Fr. E. Suess*) (Sohn) aus
dem südlicheren Theile Mährens bei Gross-Meseritsch berichtet.
Unmittelbar im Osten von Weseli breitet sich neben der Strasse zum
Bahnhof bei. der Ziegelei ein thoniger Lehm höchstwahrscheinlich känozoischen
Alters aus, unter welchem känozoischer Sand in bedeutender Ausdehnung folst;
derselbe besteht beinahe ausschliesslich aus sehr feinen rundlichen Körnchen weissen
gelblichen und etwas dunklen Quarzes. Feine, im Wasser sich suspendierende
Beimengungen enthält er beinahe keine.
Einen allgemeinen Durchschnitt des böhmisch-mährischen Hochlandes haben
wir in der Richtung von Westen nach Osten vom känozoischen Becken bei Wodäan
über Bukovsko, Neuhaus bis gegen Tel& in Mähren entworfen und in Fig. 7 dar-
gestellt.
Die geologischen Verhältnisse des (ebietes der Oberen Nezärka.
Indem wir an die Detail-Beschreibung des auf unserem geologischen
Kärtchen enthaltenen Gebietes, dem eigentlichen Ziele der vorliegenden Absendung,
herantreten, wollen wir mit der archäischen Formation beginnen.
Die archäische Formation.
Die Auseinandersetzungen mögen mit dem @neiss eröffnet werden, und
zwar nach folgenden drei topographischen Gruppen: der Gruppe bei Neuhaus und
der Umgebung gegen Norden, der Gruppe bei Jaroschau und der Umgebung gegen
Norden und Nordosten und der südöstlichen, die sich über Ottenschlag, Ullrichschlag,
Böhmisch-Volesna, Stolcin und Pocatek hinzieht.
Allgemeine Verbreitung des Gneisses.
Eine ca 7 km breite Gmneisszone zieht sich von Chlumee in nördlicher
Richtung bis gegen Platz hin, wo sie vom Granit durchbrochen wird; dieser zieht
sich in einem engen Streifen zu beiden Seiten der Nezärka bis gegen Neuhaus hin
und theilt hier die Gneisszone in zwei Äste; der westliche Ast geht an Poliken vorbei
gegen Neuhaus, während der östliche weit in das Granitgebiet in nordöstlicher
Richtung bis zu dem östlich von Jaroschau liegenden Teiche (Holub) hineinreicht.
In derselben Richtung zieht sich ein anderer Gmneisstreifen von den südlich bei
Deutsch-Voleöna gelegenen Teichen angefangen über Böhmisch-Volesna bis hinter
den mährischen Berg-Gipfel „Tuma“ (619 m) hin. Nördlich von Neuhaus setzt sich
der westliche Gneissast am rechten Ufer der Nezärka gegen Klein-Radaunles (Ra-
dounka) fort und seine Spuren treten in nördlicher Richtung an verschiedenen
Stellen längs des Holzmühlbaches bis gegen Wenkerschlag (Radaun) auf; in nord-
*) Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1895 Nr. 5.
19
östlicher Richtung zieht sich ein Gmeisstreifen vom Bahnhof von Neuhaus am
linken Ufer der Nezärka gegen Jaroschau; von da setzt er sich theils in einem
breiten Streifen längs der Kamenicka nach Norden fort, wo er sich westlich von
Neu-Ötting gemeinsam mit dem Granulit bedeutend erweitert, theils in einem
nordöstlichen Streifen über Gross-Bernharz, ZdeSov gegen Letkovic, und in einigen
nordöstlichen Ausläufern gegen Serowitz und von Stolöin gegen Potätek.
Der Gneiss ist somit in dem beschriebenen Gebiete verbreiteter als es die
Karte der k. k. geologischen Anstalt anzeigt. Dieser Umstand lässt sich durch
den früheren Mangel an Aufschlüssen erklären, wie schon oben angedeutet worden ist
Beinahe der gesammte, im Gebiete unserer Karte vertretene Gneiss ist
wesentlich der sogenannte graue Gneiss oder Biotitgneiss. In kemem von den an
verschiedenen Orten gesammelten ca 100 Fundstücken dieses Gesteines fand sich
Muscovit als wesentlicher Bestandtheil des Gneisses vor. Dieser Umstand, sowie
die im Allgemeinen gleichmässige petrographische Beschaffenheit des Gneisses, der
stellenweise in Dünnschliffen auftretende -Sillimanit, die Seltenheit von Einlage-
rungen fremder Gesteine und der vollständige Mangel an Urkalkstein in diesem
Gebiete weisen darauf hin, dass die bis heute erhaltenen Schollenreste dieses
Gneisses am meisten der Gneisstufe entsprechen, welche Decke*) im niederösterrei-
chischen Gföhl-Gebiete „Centralen Gneiss“ genannt hat; Decke hält diese Stufe für
die jüngste in der niederösterreichischen Gmeissformation, der allerdings die älteste
Stufe des grauen Gneisses Ähnlich ist.
Was die Gneisse anbelangt, welche A. Rosiwal**) im nordöstlichen Böhmen
und in Mähren in dem Gebiete zwischen der Zwittava und Schwarzawa unter-
scheidet, entspricht der Gneiss unseres Gebietes dem „Grauen Gneiss“ dieses Autors,
während die ältere Stufe desselben, nämlich der „Weisse und rothe Gneiss“ in
unserem Gebiete allem Anscheine nach fehlt. Schon Andrian (1863) weist darauf
hin, dass rother Gneiss in dem südböhmischen krystallinischen Becken’ nur in ver-
einzelten Partien auftritt. Weiter entspricht unser Gneiss zumeist der zweiten
Stufe des Gmeissgebietes bei Gross-Meseritsch in Mähren, welche hier F. E. Suess ***)
unterscheidet.
Obwohl die Struktur und Zusammensetzung des Gneisses in unserem engeren
Gebiete im allgemeinen ziemlich einfach und gleichmässig erscheint (Feldspath,
Quarz, Biotit) und nur in der nördlichen Gegend (bei Zdär) zu den normalen Be-
standtheilen auch Pyroxen hinzutritt, zeigt derselbe doch im Einzelnen genug struk-
turelle Verschiedenheiten, von deren Beschaffenheit wir am zweckentsprechendsten
bei den nachfolgend zu besprechenden Aufschlüssen in den oben angeführten topo-
graphischen Gruppen abhandeln wollen.
*) „Die Gneissformation des niederöster. Waldviertels. Tschermak’s Mineral. petrograph-
Mittheil. IV. Wien 1881.
**) Aus dem kıystallin. Gebiete zwischen der Schwarzawa und Zwittava“ II. Verhand-
lungen der k. k. geol. Reichsanst. 1892. Nro 11.
*##) „Das Gneiss- u. Granitgebiet von Gross-Meseritsch in Mähren“. Verhandl. d. k. k.
geol. Reichsanst. Wien 1898, Nro 6.
20
Der Gneiss bei Neuhaus und in dessen Umgebung.
In der Umgebung von Neuhaus und des Holzmühlbaches ist der Gneiss
folgendermassen verbreitet:
Vom westlichen Ufer des seeartigen Teiches Bajgar (Vajgan) erstreckt
sich eine Gneisszone längs des linken Ufers der Nezärka und längs’ ‚der‘ Strasse
bis zu den letzten Häusern südwärts, ebenso längs des rechten Ufers des Flusses
gegen Rudolfov, über die Papiermühle und weiter in südlicher Richtung; Gneiss
verbreitet sich über die westliche Anhöhe von Neuhaus, wo er nördlich von Buk
zwei Granitinseln einschliesst; nach Nordwesten zieht sich der Gneiss von Neuhaus
bis zum Fischer-Teiche hin, wo aus demselben eine Granitinsel hervortritt. Der
nördlich von Neuhaus mit känozoischen Schichten bedeckte Gneiss tritt am linken
Ufer der Nezärka abermals zu Tage und zieht sich bis gegen Riedweis; er tritt
auch am rechten Ufer des Hammerbaches unterhalb der Militärschiesstätte/zu'Page.
Weiter nordwärts von Neuhaus ist der Gneiss mit känozoischen Schichten. bedeckt,
aus denen er in Form einer grösseren Insel östlich von der Fasanerie hervortritt:
er zieht sich ferner längs des Holzmühlbaches nördlich von Radounka in einigen
kleineren Inseln bei der Holzmühle, vor Wenkerschlag und am nördlichen Ende
dieses Dorfes hin. Eine grössere Ausbreitung besitzt er südöstlich vom Dorfe
Scheiben-Radaun, wo er in Granulit übergeht.
Die Stadt Neuhaus selbst liegt grösstentheils auf Gneiss; auf einem her-
vorragenden Gneissfelsen steht am linken Ufer der Nezärka ein {altes Schloss.
Der graue Biotitgneiss ist hier mittel- bis grobkörnig, körnig-fasenig, infolge des
dunklen Biotits etwas fleckig, und besteht aus Feldspath, Quarz und Biotit. Der
Feldspath ist meist zersetzter Orthoklas von weisser Farbe und unregelmässigen
Umrissen ; mit ihm wechseln Körner grauen Quarzes; der stark vertretene dunkel-
braune, unter dem Mikroskop rothbraune, dabei reine Biotit ist in dem Gemenge
von Feldspath und Quarz in Form von unregelmässigen Flasern vertheilt oder in
einzelnen Lamellen verstreut; Fibrolith weist dieses Gestein nicht auf.
Ein ähnlicher Biotitgneiss tritt in einem kleinen Felsen west-nord-west-
wärts von Rudolfov am linken Ufer des kleinen Baches im oberflächlichen Stein-
bruche zu Tage; er ist hier stark verwittert, sein Biotit ist gelblich verfärbt;
zwischen die von Adern lichten aplitischen Granits durchsetzten Gneissschichten
sind secundäre Quarzstreifen eingelagert. Denselben Gneiss kann man von da
längs des Feldweges bis hart an Neuhaus beobachten, wo er im Ganzen von NNO
nach SSW streicht.
Ein ähnlicher Gmneiss tritt südlich von Klein-Radeinles im Felde, rechts bei
dem von Neuhaus führenden Wege zu Tage. Links hinter Svoboda’s Mühle kommt in
einem kleinen Aufschlusse ein lichtgrauer Biotitgneiss von feinkörnig-faseriger
Structur zum Vorschein; zwischen dem Gemenge von Quarz und Feldspath ziehen
sich in demselben zarte Flasern dunkelgrauen, verwitterten, unter dem Mikroskop
graubraunen Biotits. Hart an Klein Radeinles sind am südlichen Ufer des Teiches
Bänke lichten biotitischen (meissgranulits eingelagert, der aus Quarz, Feldspath
und untergeordnetem, verwitterten Biotit besteht. Am linken Ufer des Grabens,
der nördlich von Svoboda’s Mühle aus dem Teiche hervorgeht, befindet sich ein
21
unbedeutender Bruch, in dessen Liegendem derselbe biotitreiche Gneiss ruht; über
diesem lagern Bänke gneissartigen, feinkörnigen, bivtitischen Granits, der aus Quarz,
Feldspath und verwittertem, graubraunen Bivtit besteht. Ein dunklerer körnig-
Haseriger Biotitgneiss, der jedoch einigermassen flaseriger, stark verwittert und
v>n aplitischen Adern durchzogen ist, kommt weiter nordwärts im Thale des Holz-
mühlbaches am linken Ufer in einer Grube und gegenüber in einem kleinen
Felsen zum Vorschein. Bei der Holzmühle wird dieser graue Gneiss wieder körniger
und tritt daselbst in Blöcken längs des linken Bachufers, wie auch am rechten
Ufer längs des Führweges auf, wo er vun SW nach NO streicht und gegen NW
einfällt.
Z V
Fig. 8. Durchschnitt eines Felsens nördlich von Wenkerschlag (Nem. Radoun).
1 grauer Gneiss, 2 Gneissgranulit, bis 2 m mächtig.
Ein ähnlicher grauer Gneiss tritt ferner weiter nordwärts vor Wenkerschlag
in einem kleinen Felsen am linken und rechten Ufer des Baches und des Teiches
zu Tage und zieht sich westwärts bis zum Teiche Roh hin.
Am nördlichen Ende vor Wenkerschlag befindet sich oberhalb des Teiches
ein kleiner Felsen mit demselben anstehenden Biotitgneiss; derselbe ist auch hier
etwas flaseriger, und wechsellagert mit Schichten lichten Gnmeissgranulits, wie Fig. 8
zeigt. Die Schichten streichen daselbst an NNO nach SSW und verflächen unter
85" gegen NNW. Weiter nordwärts ist der graue Biotirgneiss in einer breiten
Zone ausgebreitet, die sich rings um Scheibenradaun westlich zum Granulitgebiet
bei Neu-Ötting hinzieht.
Fig. 9. Durchschnitt der Felswand am Bahnhofe von Neuhaus.
1 grauer Biotitgneiss, 2 Zweiglimmer-Granit, 5 eine Apophyse feinkörnisen Granits.
Am rechten, östlichen Ende der Bahnstation von Neuhaus wurde eine
Felswand angeschnitten, welche grauen, äusserst verwitterten und zersetzten Biotit-
gneiss aufweist, ähnlich dem Gestein unterhalb des Neuh user Schlosses, jedoch
etwas schiefriger und dünn geschichtet, mit zahlreichem, graugelben Biotit auf
22
den Schichtungsflächen. Die Gneisschichten werden hier von einem mächtigen Gange
feinkörnigen Zweiglimmergranits durchsetzt, der aus Quarz, Feldspath und grau-
braunem, unter dem Mikroskope grünlichem Bio'it und untergeordnetem Muscovit
zusammengesetzt ist. Dieser Gang streicht von NO nach SW, neigt gegen O und
sendet eine schwache Ader feinkörnigen und etwas an Glimmer ärmeren Granits
aus. Vergleiche Fig. 9.
Derselbe zersetzte Biotitgneiss tritt weiter westwärts gegenüber (er Mo-
ravee-Fabrik in einer ungefähr 4 m hohen Felswand am linken Ufer der Nezärka
auf und zwar am Wege, der von der Fabrik zur Strasse führt. Den Gneiss durch-
zieht hier ein äusserst mächtiger bankartiger Gang desselben Zweiglimmergranits
wie der vorbesprochene, ferner ziehen hier unregelmässige 0'2 bis 1 m mächtige
Adern mit Apophysen feinkörnigen Granits in derselben und in entgegengesetzter
Richtung Infolge der bedeutenden Zerstückelung des Gneisses ist sein Streichen
nieht deutlich erkennbar; es scheint jedoch, dass er von NNO nach SSW mit
einem bedeutenden Fallen ach WNW streicht. Am Fusse der Wand ruhte im
Sehutt ein umfangreicher Block (Fig. 10. 4) quarzitischen, fast dichten grauen
Gesteins, bestehend hauptsächlich aus Quarz und Feldspath mit Spuren von wahr-
scheinlich infolge der Zersetzung des Biotits entstandenen Limonits.
Fig. 10) «neisswand gegenüber der Moravec-Fabrik bei Neuhaus.
1 Gneiss, 2 bankartiger Granitgang, 3 unregelmässige Granitadern, 4 quarzitischer Block.
Der Dünnschliff dieses Gesteins weist unter dem Mikroskop vollständig
kaolinisierte unregelmässige Orthoklaskörner auf, die hie und da Quarzkörnchen
einschliessen und stellenweise gelblich gefärbt sind; die Quarzkörner zeigen einen
bunten, körnigen Farbenwechsel und enthalten eine grosse Menge von Flüssigkeits-
und Gaseinschlüssen. Der Ursprung dieses Blockes liess sich nicht bestimmen; er
stammt jedoch wahrscheinlich aus einer zwischen dem Gneisse gelagerten Schichte.
Ein ähnlicher, jedoch frischerer, schieferig-Haseriger Biotitgneiss tritt weiter
gegen Nord-Osten auf der rechten Seite des Bahngeleises in einer sehr hohen
Felswand auf, vor der Stelle, wo sich das Geleise mit der Strasse kreuzt; er ist
hier äusserst fest, dunkelgrau, von schwachen Adern durchzogen, und stimmt voll-
ständig mit dem festen, frischen Gneisse aus dem Profile von Riedweis überein.
Südlich gegenüber dem Malerhofe tritt rechts in der Nähe des Bahnge-
leises ein kleiner Felsen hervor, welcher im Hangenden, lichten, feinkörnigen, festen
Granitgneiss in bankähnlichen 0.1—1 m mächtigen Schichten aufweist, der aus
23
Feldspath, Quarz und graulichbraunem Biotit mit Spuren accessorischen Granats
zusammengesetzt ist; im Liegenden geht derselbe in grauen Biotitgneiss über, der
aus Feldspath- und Quarzflasern besteht, zwischen welche Flasern schwarzgrauen,
unter dem Mikroskope rothbraunen, grünlichbraunen bis grünen Biotits, ohne Gra-
naten, eingelagert sind; die Schichtflächen bedeckt ein chloritischer Überzug. (Vergl.
Fig. 11.) Weiter ostwärts herrscht wieder der graue, flaserig-schieferige Biotit-
gneiss auf der linken Seite des Geleises vor; über diesem ruhen östlich vom Maler-
hofe etwa 7 m mächtige känozoische Schichten.
Hierauf folgt ein etwa 60 m langer, ziemlich interessanter Durchschnitt
vor Riedweis (Rodvinov) (siehe Fig. 12). Die Felswand des sich von Osten nach
Westen hinziehenden Durchschnittes weist auf der linken Seite folgende allgemeine
Zusammensetzung auf:
Fig. 11. Profil eines kleinen Felsens auf der linken Seite der Bahnstrecke,
südlich gegenüber dem Malerhofe.
1 Chloritischer Biotitgneiss, 2 Graniteneiss mit Granaten, 3 diluvialer Lehm.
Gegen Westen des Profils tritt «in stark verwitterter grauer, fein flaserig-
schieferiger Biotitgneiss hervor, der in dünne Platten mit unregelmässigen, durch
Limonit gefärbten Flächen zerfällt (Fig. 12, 17); zwischen den Gmeisschichten ist
secundärer Quarz eingelagert, der den Gneiss auch in schwächeren, ebenfalls aus-
geschiedenen Adern durchläuft (d). Die übrigen Adern, welche den Gneiss durch-
ziehen, sind von zweierlei Beschaffenheit und Alter. Die Einen, bis 0:6 m mächtig
(Fig. 12. ec), sind mit grobkörnigem Biotitgranit ausgefüllt, in dessen Gemenge von
Feldspath und Quarz einerseits vereinzelte Lamellen und Gruppen dunklen Biotits,
andererseits auch 3 bis 30 mm lange Biotitausscheidungen eingestreut sind, die
sich aus parallelen, zur Breite senkrecht stehenden, 3 mm breiten, unter dem
Mihroskope lichtbraunen und äusserst reinen Lamellen zusammensetzen. Während
die Gneisschichten von NNO gegen SSW streichen und unter 50 bis 50° gegen
WNW fallen, streichen die Adern (c) von WNW nach OSO und verflächen unter
70—80° gegen SSW. Eine andere 0:3 m mächtige Ader (5) durchsetzt den Gneiss
unregelmässig und besteht aus aplitischem, äusserst feinkörnigem Granit mit unter-
geordnetem Biotit. Dieselbe Ader durchkreuzt eine querlaufende etwa 005 m
mächtige Quarzader d, welche sich nach Osten auskeilt. Diese Quarzader ist offen-
kundig eine jüngere secundäre Ausscheidung in einer Gneisspalte und die sie
kreuzende aplitische Ader ist noch jünger.
Im Liegenden iolgt darauf eine etwa 2m mächtige Einlagerung äusserst ver-
witterten, zerbröckelten und zersetzten Biotitgneisses, in dem sich bloss Reste von Quarz,
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Feldspath und Biotit konstatieren liessen (2).
Weiter im Liegenden folgt dann ein 0'5 bis
1 m mächtiger Schichtencomplex frischen
und festen dunkelgrauen Biotitgneisses (3),
der makroskopisch mit den bereits ange-
führten Gneisse aus dem Anschnitte vor der
Kreuzungsstelle zwischen der Bahnstrecke
und der Strasse übereinstimmt. Der Gneiss
ist äusserst fein flaserig-schieferig; ein fein-
körniges Gemenge weissen Feldspaths und
grauen Quarzes zieht sich in dünnen, 1—2 mm
mächtigen, parallelen Flaserchen hin, zwi-
schen welche zahlreich noch feinere Flaser-
chen dunkelgrauen Biotits eingelagert sind ;
letzterer bedeckt auch reichlich die Spaltungs-
flächen.
Unter dem Mikroskop zeigt der Dünn-
schliff folgende Zusammensetzung: Plagioklas,
der äusserst helle Polarisationslamellen auf-
weist und stellenweise Biotitblättchen und
kleine Körnchen anders orientierten Feld-
spaths (Orthoklas?) einschliesst; Orthoklas,
welcher in Form von unregelmässigen, theils
reinen, theils trüben Körnchen erscheint; ver-
einzelt kommt Mikroperthit vor; die Quarz-
körner sind durchsichtig, die kleineren rein,
(lie grösseren voll von Flüssigkeits- und Gas-
Einschlüssen; hie und da sind in den Quarz
Giimmerblättchen eingelegt; der Biotit ist
rothbraun (Im Querschnitt graubraun) und
enthält stellenweise dunkle Körnchen.
Im Liegenden dieses Gneisses folgen
abermals im Ganzen etwa 2 m mächtige
Schichten (4) desselben stark verwitterten,
zersetzten Gmeisses, wie wir denselben früher
bei (Ziffer) 2 vorfanden; unter diesem folgen
abermals mächtige Schichten (5) des früheren,
festen dunkelgrauen Gneisses (wie 3), dann
wieder im Ganzen über 1» mächtige Schich-
ten weniger verwitterten Gmeisses (6); dieser
Gneiss befindet sich sozusagen im ersten
Stadium der Verwitterung, hat eine graue
Farbe und stimmt in Bezug auf seine Struktur
fast vollständig mit dem vorher beschriebenen,
frischen Gneisse überein, nur dass er weniger
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Quarz enthält; diese letztere Rigenthümlichkeit dürfte die Ursache der besinnen-
den Zersetzung Sein gegenüber dem frischen Gneisse im Hangenden, welcher den-
selben atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt ist; in einem vorgeschrittenen Stadium
der Verwitterung ist der Gmeiss über Ziffer 4, in einem noch vorgeschritteneren
der Gneiss über Ziffer 1, im vorgeschrittensten der Gneiss über Ziffer 2.
Es folgen hierauf im Liegenden 0:05 0'1% starke Schichten (7) dunkel-
grauen, frischen Gneisses, welchen quer eine 3—4 cm starke, unregelmässige Ader
äusserst feinkörnigen, aplitischen Granits (a) durchläuft, der noch weniger Biotit-
blättchen als der Aplit der Ader 5 enthält; die geraden Ränder dieser in
einem Handstücke vorhandenen Ader sind eng verbunden mit dem anliegenden
dunklen Gneiss; der Aplit zeist im Contacte keine Änderung, dafür ist hier der
anliegende dunkelgraue Gmeiss äusserst feinkörnig
und feinschieferig, wie Fig. 13. zeigt. Ein anderes a
Handstück aus dieser Ader, das etwas mehr Biotit —— RR
enthält, hat im Dünnschlife unter dem Mikroskope rt
folgende Beschaffenheit: wunregelmässige Körnchen GTA FF
grauen Quarzes enthalten meist zahlreiche Flüssig- GT. a
keits- und Gaseinschlüsse ; die allotriomorphen Ortho- A = E2 —I
klaskörner sind ziemlich trüb und schliessen Quarz- =u —
körnchen ein, wie solche auch im vorhandenen scharf
feingestreiften Plagioklas vorkommen; untergeordnet rar On ä
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ist der lichtbraune, makroskopisch dunkelbraune, diünnschieferigen Gneiss (1) bei
ziemlich reine Biotit. Diese am Handstücke 4 cm Riedweis.
breite Ader, verengt sich gegen die Mitte auf 2 cm
und zeigt eine längs ihrer Mitte laufende Spalte mit glatten, gefurchten, auf die
Richtung der Ader senkrecht stehenden Wänden; diese gefurchte Spalte geht
auch in den benachbarten Gmeiss über. Die Friction konnte nur infolge der
Bewegung beider Theile erst nıch dem Erstarren der Ader erfolgen; nach der
Beschaffenheit des der Ader anliegenden Gneisses zu urtheilen, hatte die Ader
eine mehr oder weniger senkrechte Lage und die Bewegung geschah wahrschein-
lich längs des verticalen Risses in horizontaler Richtung. Diese Erscheinung
beweist, dass sich die Schichten noch nach der Entstehung der den Gneiss durch-
laufenden, aplitischen Adern infolge eines tangentialen Seitendruckes bewegten.
Weiter ostwärts durchzieht den dunkelbraunen Gneiss eine etwa 15 m
starke Ader Biotit-Granits mit einem Fallen nach Osten (Fig. 12.e). In der
Nähe des Contactes enthielt: der Gneiss im Liegenden des Granits eine Concretion
von der Grösse einer Faust; der dünn schieferige Gmeiss wird in der Umhüllung
des Kernes äusserst reich an Biotit und enthält bis 1 cm dicke Einlagen braun-
srauen Quarzes; er nimmt allmählich eine granitische Beschaffenheit an und geht
in eine äusserst feinkörnige, bis fast dichte amphibolitische, graue und bläulich-
srünliche Masse über, die mit ähnlichen, auf der Oberfläche am Felde südlich bei
Böhmisch-Voleschna sich befindlichen Kernen, von denen weiter unten gesprochen
ist, übereinstimmt.
Der Biotit-Granit dieses mächtigen Ganges löst sich in dieke Bänke ab,
die seiner Richtung entsprechen; derselbe ist mittelkörnig und von lichtgrauer
Fig 13. Eine Ader aplitischen
26
Farbe. In das diehtgedrängte Gemenge der allotriomorphen Körner weissen Ortho-
klases und grauen Quarzes sind untergeordnet Blättchen und Gruppen dunkeln
Biotits eingestreut; die Beschaffenheit des Gesteins ist im Ganzen die eines Gang-
granits.
Im Hangenden des Granitganges folgt in gleicher Richtung abermuls dun-
kelgrauer Biotit Gneiss, der offenbar infolge der Einwirkung des Granits dünn
schieferig geworden ist (S).
Interessant ist die Wand eines Anschnittes auf der rechten Seite der
Strecke im Osten des eben beschriebenen Profils; hier umschliessen Granitapo-
physen die an der Oberfläche sich befindlichen Gneisschollen, Überreste dieses
einst hier stark entwickelten Gesteins (vergl. Fig. 14.); der Biotit-Gneiss ist dunkel-
erau, feinkörnig; die Schichten sind zwar bei allen drei Bruchstücken so wie auf
Fig. 14. Verschieden geneigte Schichten eines Biotit-Gneisses in drei Bruchschollen
zwischen den Apophysen von Biotit-Granit bei Riedweis.
1, 2, 3 Gneisschollen, 4 Granit, 5 diluvialer Lehm.
der gegenüberliegenden Wand nach Westen geneigt, doch ist der Neigungswinkel
bei jeder Scholle ein anderer. Eine interessante Erscheinung, welche zeigt, wie
intensiv die Granitmasse mit ihren Apophysen nicht nur den Gneiss zerriss, son-
dern neben der Umänderung derselben auch auf die Neigung der Schichten ein-
wirkte, indem sie dieselben auf mannigfache Weise emporhob.
In Neuhaus zieht am linken Ufer der Nezärka bei der Mühle und weiter
in südlicher Richtung eine Wand hin, bestehend aus einem festen, dunkelgrauen,
feinkörnigen, äusserst dünn flaserig schieferigen und äusserst biotitreichen Gneiss,
ähnlich dem Aussehen nach dem frischen Gmneisse bei Riedweis.
Dieser glimmerchieferartige Biotit-Gneiss weicht jedoch im Dünnschliffe
unter dem Mikroskope wesentlich vom Riedweiser Gneisse ab:
Die allotriomorphen Feldspathkörner bestehen nur aus hellen und reinen
Orthoklasen, die stellenweise Biotitblättchen enthalten; etwas untergeordneter sind
unregelmässige Körner hellen nur selten unreinen Quarzes, stellenweise ist Fibro-
lith stark vertreten; den vorherrschenden Bestandtheil bildet der Biotit in unregel-
mässigen, zersetzten aschbraunen bis gelblichbraunen Lamellen, die im Querschnitte
in zarte Fasern mit enereischem Pleochlorismus zwischen den Sillimanit ausein-
27
auderlaufen; Apatit ist im Biotit äusserst sparsam vertreten. In dem Gemenge
von Feldspath und Quarz kann man auch ein derartiges Verwachsen beobachten,
dass einzelne Feldspathkörner von länglichen Quarzkörnchen durchzogen sind,
ähnlich wie dies F. Becke im „Centraleneisse“ Niederösterreichs beobachtete. *)
Dieses Verwachsen der allotriomorphen Feldspath- und Quarzkörner möchte dem-
nach etwa dem 3. Grade der Ver-
wachsung Aalkowsky’s entsprechen. Ver-
sleiche die beigefügte Fig. 15.
Unter den zahlreichen den
Gneiss hier durchsetzenden Adern be-
findet sich auch eine schwache Ader
eines Peymatit-Granits, der aus Feltl-
spath, Quarz, Biotit und Twmalin in
bis fingerdicken Krystallen zusammen-
gesetzt ist.
Beim Wege, der aus Neuhaus
nach Heinrichsschlag führt, ziehen sich
auf der linken Seite vor der Schiess-
stätte mächtige Schichten grobkörnig- Fig. 15. Mikroskopische Zusammenset-
flaserigen, rothgrauen, etwas verwitter- Re U Ei nLICES LIE Efeu nee Bislit
IE £ - Gneisses unterhalb d. Mühle in Neuhaus.
ten Biotit-Gneisses hin, welcher aus wyerer.: Ocul. I, Obj. 0, o Orthoklas, % Quarz,
vorherrschenden unregelmässigen Kör- f Fibrolith, d Biotit.
nern von röthlich gefärbtem Quarz, der
auch sekundär in Flasern ausgeschieden ist, ferner aus weissem Feldspath und
äusserst zahlreich vertretenem «dunkelbraunen, unter dem Mikroskope lichtbraunen,
sehr hellen und auch zersetzten Biotit zusammengesetzt ist; der Quarz ist wahr-
scheinlich infolge dieser Zersetzung verfärbt. Dieser graue Biotit-Gneiss hat jedoch
nit dem sogenannten „rothen Gneisse* im bairischen Walde und im nördlichen
Theile des böhmisch-mährischen Hochlandes nichts gemeinschaftliches.
Herr J. Richly zeigte mir ein Handstück eines lichtgrauen, feinkörnigen
schieferigen Gesteins, welches vom östlichen Ende des Bajgarteiches herrühren
soll, wo ich selbst keinen Aufschluss vorfand. Da dieses Gestein aus Feldspath,
Quarz und vereinzelten feinen Granatkörnchen zusammengesetzt ist und sich in
dünnen Tafeln ablöst, dürfte dasselbe wahrscheinlich einem schiefrigen Granulit-
gneiss angehören, der vielleicht im Contacte mit dem Granit entstanden ist.
Der Gneiss bei Jaroschau und in seiner Umgebung.
Nordwestlich von Riedweis (Rodvinoy) tritt im Bahnausschnitte unter der
Auhöhe Pihal ein grauer Diotitgneiss von ähnlicher Beschaffenheit zu Tage, wie
der im Profile vor Riedweis; in der unreinen, verwitterten Felswand kann man
zwischen den Gmeisschichten schwache Lagen feinkörnigen, biotitischen Gneiss-
«
*, Tschermak’s: Mineral. petrogr. Mittheil. IV. 1882, pag. 201.
28
granulits beobachten, der aus Quarz, Feldspath und untergeordnetem dunklen
Biotit zusammengesetzt ist. Diotitgneiss tritt weiter längs der Bahnstrecke in ein-
zelnen Blöcken hervor, die stellenweise auch aus dem Uutergrunde der Strecke
hervorragen. Hart vor der Station Jaroschau erscheint dieser Gneiss in einer
längeren Wand längs der linken Seite der Strecke. Hier wechseln Schichten dunkel-
grauen, schieferigen Gneisses, der zahlreichen dunkeln Biotit enthält und dem
frischen Gneisse vor Riedweis ähnlich ist, mit Schichten lichteren, flaserig-schiefe-
rigen, mittelkörnigen, zerstreut grössere Quarzkörner und mehr Feldspath enthal-
tenden Biotitgneisses. Dieser enthält eine längliche Linse eingeschlossen, die aus einer
doppelten, coucentrischen Umhüllung äusserst feinkörnigen, granitischen Biotit-
gneisses und aus einem lichtgrauen Kerne eines kleinkörnigen Gemenge; von Quarz,
Feldspath mit nur wenig Biotit zusammengesetzt ist. Die Gmneisschichten streichen
hier von NO nach SW und verflechten unter sich änderdem Winkel gegen NW.
Vor dem Gasthause bei der Bahnstation tritt in einer grossen Grube unter
der lehmartigeu Decke ein verwitterter und zersetzter, in kleine Stücke zerfallender
Biotitgneiss hervor, der in einer Tiefe von 1:5 m in denselben lichtgrauen, flaserig-
schieferigen, sich hier in grosse Platten spaltenden Gneiss übergeht, wie wir ihn
eben vor der Station längs der Strecke gefunden haben. Den Gneiss durchzieht
hier von Nordwesten nach Südosten ein etwa 2m starker Gang feinkörnigen, apli-
tischen Granits.
Auf der Anhöhe (cöte 504) westlich vom Bahnhofe Jaroschau tritt aus
dem Gneisse eine Od—1 m starke Auer feinkörnigen Biotitgranits zu Tage, der
aus weissem Feldspath, grauem Quarz und kleinen Blättchen einigermassen unter-
geordneten Biotits zusammengesetzt ist. Diese Ader steht beinahe vertical un«.
scheint von SSW nach NNO zu streichen. An dieselbe legt sich ein metamorphi-
siertes, weisses, feinflaseriges, stark zusammensedrücktes Gestein an, von bröck-
liger, granulitischer Beschaffenheit in einer Mächtigkeit eines Meters; es besteht
aus unregelmässigen Flasern einer kaolinischen Fellspathmasse, in welche zer-
malmte Körnchen grauen Quarzes eingestreut sind.
Unter dem Mikroskope zeigt dieselbe im Dünnschliffe eine mikrogranitische
Structur mit dnrebsichtigem Quarz, mit Feldspath und Spuren von Biotit, darneben
eine zersetzte, feldspathartige, undurchsichtige Masse. Das Verhältnis dieses Ge-
steins zum Gneisse liess sich nicht bestimmen, da auf dem Felde in nordwestlicher
Richtung nur Stücke verwitterten Gmeisses bis zum Walde hervortreten, wo aber-
mals der lichte Granit vorherrscht. Es scheint demnach, dass das betreffende
Gestein im Contacte des Granits mit dem Gneisse entstanden ist, und zwar unter
Einwirkung eines äusserst grossen Druckes, worauf nicht nur die Zusammensetzung,
sondern auch zahlreiche, ungleiehmässig längliche Furchen auf den Schichtungs-
und Spaltungsflächeun hinweisen.
Nördlich von Riedweis ragt längs des rechten Ufers der NeZärka neben
der Strasse unter Schotter und Lelım in östlicher Richtung gegen Jaroschau bis
zur Strassenbiegung verwitterter Gneiss empor. Verwitterter Gneiss erscheint
gleichfalls im Liegenden der känozoischen Schichten bei der neuen Ziegelhütte an
der linken Seite der Strasse nordwestlich von Riedweis und hängt wahrscheinlich
mit dem vorhergehenden Gneisse zusammen.
5
ee ee
29
In Jaroschau selbst besteht der Hügel, auf welchem die Kirche mit der
Pfarrei ruht aus Gmeiss. Die Schichten dieses äusserst verwitterten Böotitgneisses
streichen bier von NNO nach SSW und fallen unter etwa 60° gegen WNW;
zwischen den Gneiss sind Schichten gneissartigen Biotitgranulits eingelagert.
Längs des linken Ufers der Kamenicka tritt im Wege hinter der Post ein licht-
grauer, flaserig-schieferiger Biotitgneiss zu Tage, welcher von ONO gegen WSW
streicht und unter 60° gegen NNW fällt. Denselben durchzieht eine mächtige
Ader Biotitgranits gröberın Kornes beinahe von N nach S. Unweit davon tritt
derselbe kleinkörnige Gneiss in einem kleinen Steinbruche am Abhange des
Ufers mit demselben Streichen und Verflächen zu Tage; zwischen die Flasern
des Feldspath- und Quarzgemenges sind hier längere Flasern von Blättchen dunkel-
grauen, unter dem Mikroskope lichtröthlichen Biotits eingelagert; vereinzelt er-
scheinen Spuren kleiner Körnchen zersetzten Granats. Weiter ragt am Uferabhang
srobkörniger, körnig-Haseriger Biotitgneiss hervor. In der Umbiegung des Baches
ragt ein kleiner Felsen hervor, in welchem in den Gneiss eingelagerte, einige
Meter mächtige Schichten eines klein- bis feinkörnigen gneissartigen Biotitgranulits
mit untergeordnetem dunklen Biotit neben weissen, stellenweise röthlichen Feld-
spath und grauen Quarz hervorragen; das Gestein brieht in dünne, bis 10 cm
starke Platten und zerfällt quer in kleine, längliche, kantige Stückchen. Die
Schiehten streichen von NNO nach SSW und fallen unter etwa 80° gegen NW.
Dasselbe Gestein, einem feinkörnigen Granit äusserst ähnlich, tritt auch weiter
nordwärts auf der Anhöhe vor der Spinnfabrik hervor; in dem kleinen Felsen
an der Umbiegung des Baches wird derselbe von einer 1’2 cm starken Ader eines
mikroskopisch dem Granulit äusserst ähnlichen, feinkörnigen Zweiglimmergranits
in der Richtung von Nordwesten nach Südosten durchsetzt.
Auch am rechten Ufer der Kamenicka tritt westlich bei Jaroschau der-
selbe lichtgraue flaserig-schieferige Biotitgneiss mit demselben Streichen wie auf
dem linken Ufer zu Tage; in dem Bachbuge setzen sich auch hier dieim Ganzen
bis2» mächtigen Schichten feinkörnigen gneissartigen Biotitgranulits mit demselben
Streichen und Fallen fort.
In südwestlicher Richtung von hier kann man die Fortsetzung des Granulits
in einem oberflächlichen Steinbruche an der Anhöhe neben dem vereinzelten Hause
beobachten; derselbe ist hier stark verwittert uud zerbröckelt: seine feinkörnige
Zusammensetzung ist untergeordnet, die klein- bis mittelkörnige vorwiegend, die
Färbung ist infolge des reichlicher zersetzten Feldspathes grauweiss: zwischen
den Feldspath sind Körnchen grauen Quarzes und untergeordnete Lamellen dunklen
Biotits eingestreut.
Nordwestlich von diesem Orte tritt in zwei Felsen längs des Wassergrabens
oberhalb des Hanauer Teiches grauer, körnig-faseriger, grobkörniger, stark quarz-
haltiger Biotitgneiss zu Tage; zwischen den Flasern des Quarz- und Feldspaths-
gemenges ziehen sich Flasern dunkeln Biotits, der zahlreich die stellenweise stark
verfärbten Spaltungsflächen bedeckt; die grauen Quarzeinlagen erreichen eine Dicke
von 2 cm. Das Gestein ist beinahe identisch mit dem Gneiss vom Schlossberge
in Neuhaus; die Schichten streichen von NO nach SW und fallen unter etwa 45°
gegen NW. Auf dem Feldwege, der von da nach Jaroschau führt, erscheinen
30
Stücke liehtgrauen, feinkörnigen, feinschieferigen, äusserst quarzhaltigen Biotit-
gneisses, den ich aufgeschlossen nieht vorfand; derselbe stammt wahrscheinlich
aus einem Contacte mit dem Granit Am Wege fand ich auch auf einem Feldstein-
haufen Stücke einer grünlich grauen, äusserst feinkörnigen bis dichten amphiboli-
tischen Concretion, ähnlich jener bei Böhmisch-Volesna. Der beschriebene Gneiss
tritt weiter nordwärts von Lovetin zu Tage und zieht sich bis zur Kamenicka hin.
Beim Übergang über den Feldweg, der von Jaroschau nach Lovötin führt, ragen
am Fusse des Abhangs am rechten Ufer des Baches grauer, grobkörniger, körnig-
flaseriger Biotitgneiss und weiter Blöcke gneissartigen Biotitgranulits, der jenem
von dem Einzelnhause westlich von Jaroschau ähnlich i-t, hervor
Am Abhange kommen hier Felsen festen, dunkelgrauen, mittel- bis grob-
körnig-flaserigen Biofıkgneisses zu Tage.
Im Dünnschliffe weist derselbe unter dem Mikroskope uuregelmässige
Quarzkörner auf, die zahlreich von Sillimanit durchzogen sind; ferner nnregel-
mässige Körnchen weissen Orthoklases, der stellenweise auf eine Zwillingszusam-
mensetzung hinweist, und Quarz- und Biotitkörnchen einschliesst, ferner zahlreiche
unregelmässige Blättchen röthlichbraunen und wenig hellen Biotits.
Bei dem Dorfe Zdär, nördlich von Neu-Ötting kommt ein graubrauner,
tlaserig-schieferiger (pyroxenhältiger) Biotitgneiss zum Vorschein; zwischen den
Flasern des klein- und feivkörnigen Gemenges weis en Feldspaths und lichtgrauen
(uarzes ziehen sich längliche parallele Flasern feinblätterigen, graubraunen Biotits
hindurch, der auf den Spaltungsflächen einen dünnen Überzug bildet, aus welchem
lichte Feldspath- und Quarzgruppen hervortreten, so dass das Gestein einiger-
massen an den Augengneiss erinnert.
Im Dünnschliffe erscheint er unter dem Mikroskope folgendermassen: Der
Feldspath ist meist Orthoklas in unregelmässigen Körnchen, stellenweise mit
Zwillingsbildung und lebhafte Polarisationsfarben zeigend; äusserst untergeordnet
ist der Plagioklas, der Biotitblättchen einschliesst; zahlreicher als letzterer ist
der Mikroperthit in Längs- und in Querschnitten, wie ihn F. Becke*) be-
schreibt; (vergleiche Figur 1. auf unserer beigefügten Tafel. Die Quarzkörner
sind entweder sehr rein oder getrübt; einige grössere Körner sind gleichfarbig
oder bestehen aus verschieden orientierten Körnchen. Der Biotit ist gelblichbraun
und ziemlich rein. Accessorisch erscheinen spärlich unregelmässige, längliche
Körnehen stark pleochroistischen, quer zersprungenen Pyroxens (Hypersthens?).
In Jaroschau steht am linken Ufer der Zirovnicka hart am Wege die
letzte Hütte auf einem vorragenden Felsen grauen, äusserst verwitterten, von nord-
wärts hierher reichenden Ziotitgneisses; derselbe Gneiss ragt theilweise bei Kru-
plov hart an Cejna’s Mühle hervor, wo er von NO nach SW streicht und nach
NW einfällt.
Auf dem Wege von Jaroschau nach Gross-Bernharz, gleich hinter dem
rechts führenden Feldwege, ragen die Schichtenköpfe dünnschichtigen, grauen
Biotitgneisses hervor, der dem am Abhange der Kameniöka westlich bei Jaroschau
*) „Die Gneissformation des niederösterr. Waldviertels“. Tschermak’s Mineralogisch-pe-
trograph. Mitth. IV. 1881.
31
hervortretenden Gmeisse ähnlich ist, ebenso ein mächtiger Schichtenkopf eines
gneissartigen Biotitgranulits. Weiter rechts vom Fahrwege am Abhange nord-
östlich unter der Cöte 502, ist eine Grube geöffnet, in welcher frischer, grauer,
flaserigschieferiger, in grossen Platten sich ablösender Diotitgneiss gelagert ist;
in dem feinkörnigen Gemenge desselben, bestehend aus weissem Orthoklas und
Quarz ziehen beinahe parallel dünne Flasern graubraunen, unter dem Mikroskop
gelblichbraunen und ziemlich reinen Biotits, der zahlreich auch die Schichtungsflächen
bedeckt. Aus der nördlich von hier gelegenen Gegend unweit der Strasse soll
aus einer Grube, die ich jedoch nicht vorgefunden habe, ein äusserst reiner Quarz,
der nach Jaroschau zu Bauzwecken geführt wurde, herstammen. Dieser Quarz
hat eine lichtgraue bis weisse Farbe, ist krystallinisch-körnig, ohne Spuren einer
fremden Beimengung; er zerfällt in grössere, eckige Stücke und stimmt mit dem
bekannten Quarze von Plän& bei Gross-Z/dikau im Böhmerwalde überein; ich glaube,
dass er, wie dieser, secundären Ursprungs, uud im Gmneisse in Form einer Linse
als Ausscheidung dieses zersetzten Gesteines enthalten ist.
Ein dem vorhergehenden ähnlicher Gneiss kommt am gegenüberliegenden
Abhange oberhalb des Teiches neben dem Granitfelsen und ferner in einem kleinen
oberflächlichen Bruche vor dem Kreuze, westlich bei Klein-Bernharz zu Tage, wo
er sich gleichfalls in grosse Platten spalten lässt, (die am Feldraine in Klein-Bernharz
angebracht sind). Hinter Klein-Bernharz ragen beim Fahrwege, der nach Stein-
Moliken führt, neben dem Kreuze Gmeissblöcke hervor, zwischen welchen auch
einzelne Blöcke feinkörnigen, wahrscheinlich einer Ader angehörigen Biotitgranits
sich befinden. Dieser dunkelgraue Biotitgneiss ist grobkörnig-faserig, ähnlich jenem
oberhalb des Teiches nordwestlich von Jaroschau; doch ist er reicher an Glimmer.
Fig. 16. Profil des Felsens bei Stein-Moliken (Kamen. Malikov).
1 grauer Biotitgneiss, der in der Nähe des Contactes feinschieferig wird, 2 aplitischer
Biotitgranit.
Bei Stein-Moliken (Kam. Malfkov) tritt am linken Ufer der Zirovnitka ein
hoher Gneissfelsen hervor, der von einem mächtigen Granitgang durchsetzt ist.
32
Der lichtgraue Biotitgne’ss ist feinkörnig-Haserig und gleicht jenem von der Cöte
502 nordöstlich von Jaroschau; stellenweise ist er verfärbt; in der Richtung gegen
den Granitgang wird er flaserig-schiefrig und noch feinkörniger und nimmt an
Biotit und dunkelgrauer Farbe zu, weiterhin zeigt er eine feinschieferige Struktur
und stimmt da seinem Aussehen nach vollständig mit dem schieferigen Gmeisse
unterhalb der Mühle südlich von Neuhaus überein; schliesslich geht er hart am
Contacte mit dem Granit in einen äusserst festen, feinkörnigen Biotitgneiss über.
Die Gneisschichten streichen hier von NO nach SW und fallen unten etwa 45"
nach SW ein.
Der lagerartige Granitgang ist etwa 5m mächtig und zwischen die Gneis-
schichten eingelagert; es ist ein klein- bis feinkörniger allotriomorpher Biüotitgranit,
der überwiegend aus Feldspathkörnchen, ferner aus grauen Quarzkörnern und unter-
geordnet aus Blättchen oder kleinen Gruppen «unkeln, graubraunen Biotits be-
steht; im Ganzen hat er ein aplitisches Aussehen, namentlich in der Nähe des
Contactes. (Vergl. Fig. 16.). Auf der gegenüberliegenden hohen Wand tritt ein
Felsen mit einer Menge von vorwiegenden Granitblöcken hervor, die wahrschein-
lich auf den Namen des Ortes hinweisen. Am Wege, der vom südlichen Ende des
Ortes gegen Klein-Bernharz führt. ragen gleich hinter dem Dorfe grosse Blöcke
klein- bis feinkörnigen granitischen Biotitgneisses hervor, der ohne Zweifel aus dem
Contacte herrührt. In dem klein- bis feinkörnigen Gemenge überwiegt Quarz,
dessen Körner pegmatitisch mit Feldspath .durchwachsen sind, Blättchen dunkel-
braunen Biotits sind stellenweise eingestreut; hie und da sind auch grössere
Biotitlamellen und grössere Körner grauen (uarzes ausgeschieden, vereinzelt auch
erössere Körner zersetzten Feldspaths, in welchen ein !'D mm grosser, lichter
Granat eingebettet war.
In der von Stein-Moliken aus sich hinziehenden Gmeisszone tritt gegen Nord-
osten vor ZdeSov beim Wege links im Felsen derselbe grobkörnig-flaserige Biotit-
gneiss hervor, wie hinter Klein-Banharz und bei Jaroschau, nur dass er einige
grössere Biotitconcretionen aufweist; derselbe streicht hier von NNO nach SSW
und fällt gegen WNW ein
Ein ähnlicher Gneiss rast ferner zu Tage in kleinen Felsen oder aus der
Ackererde hervor neben der Strasse vor Vlcetin an beiden Ufern des Baches Brodek
bis zum Wege, der von der Strasse nach rechts gegen Vl£etin führt; in einem
kleinen Felsen durchseizt den Gneiss eine Ader feinkörnigen, granitischen Quarz-
und Feldspathgemenges und untergeordneten Bintits.
Der dunkelgraue Biotitgneiss von dem südöstlichen Abhange oberhalb Vl£etin
ist flaserig-schieferig und äusserst reich an dunkelbraunem Biotit, namentlich an
den Ablösungsflächen ; infolge einiger, grösserer unregelmässiger Feldspathkörner
erhält er ein einigermassen fleckiges, keineswegs jedoch augengneissartiges Aussehen.
Unter dem Mikroskope zeigt der Dünnschliff unregelmässige, meist trübe
Orthoklaskörner und vereinzelte gleichfalls getrübte Mikroperthitkörner; die
Quarzkörner enthalten eine erosse Menge von Sillimanit in Garben und Strängen;
der Biotit ist rothbraun bis gelblichroth; Orthoklas und Mikroperthit enthalten
kurze und längliche Apatitkrystalle. Vergl. Figur 2. auf der beigelegten Tafel.
Aus der von Vleetin sich fortsetzenden Gneisszone, die in nordöstlicher
Richtung sich gegen Serowitz hinzieht, tritt eine längliche Granitinsel hervor.
Gneissblöcke kommen nordöstlich von Serowitz links an der Strasse nach Pocätek,
östlich unter dem Hügel „Vreh“ hart am känozoischen Thone zu Tage; dann weiter
an der Strasse rechts vor dem Kreuze (Cöte 606) gleichfalls am Rande des käno-
zoischen Sandes; es scheint, dass sich hier eine Gneiss- und keineswegs eine Granit-
zone, wie sie auf der Karte der geologischen Reichsanstalt verzeichnet ist, bis
nach Potätek hinzieht.
Östlich von Jaroschau ragt längs der Bahnstrecke gleich hinter dem ersten
Wächterhaus gegen Bernharz stellenweise grauer Biotitgneiss hervor, der sich nach
Norden unter die känozoischen Schichten bei der Ziegelei hinzieht; hier treten
unter dem Thone schwache Gneisschichten hervor, zwischen welche Schichten
gneissartigen Biotitgranulits in der Richtung von NO nach SW mit einem Einfallen
gegen NW eingelagert sind. Dieser Gneiss setzt sich dann zu beiden Seiten der
Bahnstrecke hinter Gross-Bernharz fort, tritt ferner zur rechten Seite derselben
hinter dem Wächterhause und schliesslich hinter den känozoischen Schichten öst-
lich von Cöte 545 ziemlich häufig hervor; weiter erscheint er vor dem folgenden
Wächterhause rechts in einem grossen Blocke und namentlich in einem Ausschnitt
der Bahnstrecke. Dieser dunkelgraue Biotitgneiss ist grobkörnig-Haserig und er-
innert an den Gneiss aus ZdeSov; er ist reich an dunklem Biotit, stark quarz-
haltig und streicht von NO nach SW mit einem Einfallen von 50°—-60° gegen NW.
Am Fusse dieses niedrigen Ausschnittes ruhte ein Block grobkörnigen, pegmatiti-
schen Granits, dessen Lagerung sich nicht bestimmen liess; wahrscheinlich gehört
er einem den Gneiss durchsetzenden Granitgange an.
Ein ähnlicher grobkörnig-flaseriger, quarziger, jedoch lichterer und zersetz-
terer Gneiss, identisch mit dem Gneisse westlich von Jaroschau beim Teiche, tritt
nördlich von diesem Wächterhause in einem kleinen Felsen der Anhöhe sowie auf
dem Hügel der Cöte 570, nordöstlich vom Wächterhause auf. Östlich von dieser
Cöte befindet sich ein kleiner Anschnitt links bei der Bahnstrecke, wo den völlig
zersetzten körnigen Gneiss eine schwache Granitader unter einem Winkel von etwa
40" durchsetzt; es ist dies ein klein- bis grobkörniger, grauweisser Pegmatitgranit,
der aus weissen Feldspath und grauem Qaurze zusammengesetzt ist; die Körner
des letzteren sind hie und da in den Feldspath eingewachsen; accessorisch tritt
dunkelbrauner Biotit in grösseren Lamellen und in Gruppen auf.
Der Dünnschliff zeigt unter dem Mikroskope allotriomorphe Orthoklaskörner
und beinahe in gleich grosser Menge Plagivklas; der Orthoklas weist unregelmäs-
sige am Rande getrübte Risse auf, oder es durchziehen ihn zahlreiche längliche,
getrübte Streifen; er schliesst auch Quarzkörner ein; der Plagioklas ist gleichfalls
häufig unregelmässig getrübt; weiter erscheint Mikroperthit; Quarz tritt in grösseren
hellen, von Rissen durchzogenen Körnern auf; ausserdem tritt, namentlich rings
um den Mikroperthit, ein äusserst feinkörniges Gemenge von Feldspath un